Sidi Shot 2017

Toursiege sind mit dem Shot ebenso machbar wie Berglaufeinheiten am Mont Ventoux - alles mit eigenen Augen auf Eurosport gesehen, insofern muss es wahr sein. Aber wie schlägt sich der Schuh am unwürdigen Fuß eines Otto-Normal Radlers?
Klar, über die Optik mit den mittig ausgerichteten Drehknöpfen mögen sich die Geister streiten. Aber ist es nicht genau dieses Polarisieren, das gelungenes Design ausmacht?

Wie auch immer, der Einstieg in den Shot gestaltet sich, verglichen mit dem Vorgänger Wire, deutlich einfacher. Die Zunge bleibt, wo sie hingehört, ein Schuhlöffel ist überflüssig. Das neue, zentral ausgerichtete Verschlusssystem erfüllt seinen Zweck und lässt sich auch während der Fahrt problemlos feinjustieren. Mit gedrückten Auslösern gelockert, und gleichzeitig an der Ferse nach unten gezogen, geht der Ausstieg im Gegenzug nicht ganz so leicht von der Hand.
Steif, allerdings mit schonendem Flex im Vorfußbereich - so bewirbt Sidi die Sohle des Shot. Und damit behalten die Italiener Recht. Der Schuh ist, anders als weitere Vertreter seiner Gattung, nicht übermäßig steif. Dafür verweilt der Fuß aber auch nach vielen Stunden im Sattel noch gerne im Shot.

Trotz der bisher eher milden Temperaturen lässt sich der Claim, überdurchschnittlich atmungsaktiv zu sein, hingegen nur bedingt bestätigen. Zwar verrichten Mesh und Ventilationskanäle brav ihre Dienste. Nach langen Ausfahrten bleibt der Rist aber dann doch deutlich verschwitzt zurück. Geschuldet ist dies wohl vor allem der - ob des Verschlusssystems notwendigen - dicken Zunge.

Leider lässt sich die Weite im Vorfußbereich für schmale Füße nur begrenzt einstellen. Wünscht man mit schlankem Fuß mehr Zehenhalt, wird schnell zu viel Druck am Rist ausgeübt - deshalb vor dem Kauf unbedingt ausgiebig probetragen!
An dieser Stelle sei dem notorischen Zehen-Niederspanner - zu denen sich auch einer der Testpiloten zählt - ein kleiner Rat mit auf den Weg gegeben: Auch wenn es sich vielleicht so anfühlt: Wie im Ballettschuh zusammengepferchte Zehen, sei es nun im Ski-, Lauf- oder eben Radschuh, sind nicht wirklich leistungssteigernd. Denn um die Kraft über die Streckerschlinge bis in die Fußsohle optimal zu übertragen, benötigen die Zehen ihren Raum - Liegestütze mit überkreuzten Fingern sind schließlich auch nicht so der Bringer, oder?

Fazit: Wer auf der Suche nach exklusivem italienischen Schuhwerk mit dem Charme der großen Rundfahrten nicht vor den gesalzenen € 389,- des Shot zurückschreckt, sollte beim Händler des Vertrauens mal in Sidis Topmodell schlüpfen und sich selbst ein Bild von der doch sehr individuellen Passform machen. Was Features und Performance betrifft, ist der Neue jedenfalls einen Blick wert.