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Sodom und Camorra


Buchdrucker47
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Caro Boardies!

 

Zio Gervasio, il marito della mia zia Teresia, war Maurer.

 

Mauerte er des Nächtens, waren dann einige Bewohner des Dorfes

oder Zugereiste unerklärlicherweise verschwunden.

 

Er arbeitete sehr gründlich, habe ich doch bei den vielen Besuchen nie

Verwesungsgeruch wahrgenommen.

 

Nächsten Tags leuchtete der Himmel (cielo) wieder in azzuro (celeste),

die paar Cumuluswinzlinge wuden erbarmungslos von den sinnlos

herumlungernden 3000ern durchstochen.

 

Da ich um 12 Uhr Mittags noch dem Tiefschlaf pflog, erschienen

Cousins und Cousinen und klopften erst zaghaft, dann heftiger an

meine Türe. Als ich alsbald durch lautes Husten zu erkennen gab,

dass ich noch am Leben seie, zerstreuten sie sich alsbald.

 

Da ich incognito anreiste (anries?), und zwar understatetamente

(welch wunderschönes Wort!) und zwar nicht mit einem

Proloferrari, sondern mit einer APE- Piaggio, also einem Pizza-

Flizza, in dessem Laderaum sich nicht nur ein Bicicletta delle

Montagne, eine Reisetasche mit mutande tricolore, das sind

Unterhosen in den italienischen Landesfarben und eine

Maschinenpistole israelischer Produktion mit dem putzigen

Namen "Uzi" befand (klein, aber fein), war ich für die Innocenti,

die Unschuldigen nicht sofort als Familienmitglied zu erkennen.

 

Nächsten Tags schob ich mein Mountainbike fünf Stunden lang

auf gut geschotterten und beästeten Wegerln bergauf, um dann,

schon oberhalb der nuvole, äh, Wolken an ein Refugio zu geraten,

das aller Bequemlichkeit Hohn spottete.

 

Hat man 25% Prozent Steigung überwunden, wie auch immer, hat

man meiner Meinung nach schon ein bisserl Recht auf Pflege und

Anteilnahme in einer schlechtgeheizten Holzhütte durch den

Bewirtschafter.

 

Ich frug ganz bescheiden (wie immer), in einem mit vielen

Austriazismen durchsetzten Italienisch, ob er, der Wirt, etwas zu speisen

hätte, vor allem aber zu trinken!

 

Die Augen dieses Geisteszwillings von Messner musterten mich ab-

schätzig, bis er sich schließlich zur Frage durchrang: "Wieso bist du da"?

Ja, ich verstehe, die Luft da oben ist dünn, das Gehirn braucht Sauerstoff,

lebt man länger in der "Todeszone" kann es zum Ausfall einiger cerebralen

Regionen kommen.

 

Aaaaber: Ich beantwortete wunschgemäß seine Frage.

 

Ich bin deshalb da, weil ich wieder einmal meine Verwandten besuche und

nannte gleich den Familiennamen des fleißigen Maurers, der aber auch der

meine war.

 

Molto presto stand mir ein kühles Bier zur sofortigen Verfügung, kniefälligst

serviert, kurze Zeit später auch ein wild geschossenes Wild in Rotweinsauce!

Ich solle mich als eingeladen betrachten, schließlich sei er ein langjähriger

Freund della mia famiglia!

 

Nach einer rasanten Abfahrt, bei der ich mir nicht sicher war, ob das Rad

draufginge oder ich oder wir beide, landete ich naturalmente in einer Bar,

die auch einem meiner Cousins gehörte.

 

"Cosa hai fatto oggi"? Wurde ich gefragt. "Was habe ich gemacht heute",

frug ich mich auch und deutete auf die beiden Uniformierten im Cafe.

 

Es waren Angehörige der "Polizia municipale". Sie tranken schon etliche

Gläser Prosecco und auf meine Frage, ob ich noch ein drittes Bier

trinken dürfte, erntete ich homerisches Gelächter, das sich phonetisch

mit dem optischen Eindruck der soeben untergehenden blutroten

Sonne retrodolomitisch vereinklangte.

 

Wir tranken dann doch noch einige Gläser Prosecco, und wie immer

in dieser Region, als ich ihnen meinen Famililiennamen zur Kenntnis

brachte, gedachten wir wehmutsvoll (nicht wermutsvoll!) der Maurer-

künste meines Onkels, die zugegebenermaßen eine beträchtliche

Entlastung in das kleine, aber überschaubare freizeitliche Umfeld

der Beamten brachte, die aus dem das Tal durchfließende Bacherl

mit Begeisterung frische Fische herausrissen.

 

Mit Blaulicht brachten mich diese mutigen Burschen nach Hause!

 

Nicht ganz sicher bin ich mir, doch vermute ich, dass, als ich das

erste Mal dort war, in diesem Rinnsal auch noch Quastenflosser fangbar waren.

 

Gerne würde ich meinen Onkel Gervasio fragen!

 

Ihm wurde aufgrund seiner Verdienste ein Denkmal errichtet.

 

Es steht mitten ihm Ort.

 

Jeder, der daran vorbeigeht, bekreuzigt sich.

 

Alle wissen, dass er IM Denkmal ist!

 

Er ist inmitten unser, aber nicht UNTER uns!

 

Basta adesso, oder wie mein Tanterl es aussprach: "Baschta adeschu".

(Genug jetzt)!

 

 

Demnächst fahre ich wieder nach Italien,

furchtlose Typen mögen sich melden, Uzi Voraussetzung!

 

Cordiali saluti :zwinker:

 

Giovanni :wink:

Bearbeitet von Buchdrucker47
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