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Politikum Skibergsteigen

Bade-Temperaturen, Olympische Sommerspiele ... wer denkt da an den Winter? Österreichs Skibergsteiger schon - wenngleich nach wie vor offiziell nicht anerkannt.
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Auch viele junge Österreichische Athleten zeigen bei internationalen Einsätzen auf, hier der 17-jährige Clemens Steinberger aus Kramsach (Tirol) Foto: Werbegams
Es knirscht im Gebälk des offiziellen Sport-Österreich. Darabos gegen Stoss, Olympia-Touristen gegen Funktionäre ... nicht zuletzt die XXX. Sommerspiele in London 2012 und deren voraussichtlich Medaillen-loser Ausgang offenbaren manch Graben, der die heimische Sportwelt durchzieht und Baustelle, an der gearbeitet werden sollte.

Eine davon betrifft das Thema Skibergsteigen. Wenngleich die Österreichische Bundessportorganisation (BSO) das anders sieht. Für eines der höchsten Sport-Gremien im Staat ist das Tourengehen, wie es früher einmal hieß, als Sportart nämlich nicht einmal existent. Es verweigert ihm seit 2007 die offizielle Anerkennung. Mehr dazu von Karl Posch, Geschäftsführer des Fachverbandes der Skibergsteiger, ASKIMO.

Kaum eine andere Sportart ist derzeit so im Aufwind wie das Tourengehen, oder, moderner betitelt, das Skibergsteigen. Im Kontext mit touristischen Chancen im kränkelnden Wintertourismus, von 15% Umsatzwachstum im Handel und von etwa 500.000 Skibergsteigern in Österreich sollte man meinen, dass der Weg für eine strahlende Zukunft der Sportart frei sein müsste.
Doch was im Breitensport eine seit Jahren sich steigernde Aufbruchsstimmung auslöst, ist in der Wiener Politik-Realität des Spitzensports noch nicht angekommen. Die Athleten der Österreichischen Nationalmannschaft Skibergsteigen dürfen Österreich nach wie vor nicht offiziell vertreten, obwohl von ihnen immer wieder internationale Spitzenleistungen gezeigt werden. Der Präsident des Fachverbandes für Wettkampf-Skibergsteigen ASKIMO, Dr. Konrad Meindl, erklärt: "Seit 2007 bemühen wir uns um die Anerkennung der Sportart Wettkampf-Skibergsteigen bei der Bundessportorganisation in Wien. Bisher leider ohne Erfolg, die wechselnden Begründungen lauten von der alpinen Gefährlichkeit der Sportart bis zu Vorwürfen bei der Vorgehensweise während der Bewerbung. Während damit sportpolitisch in Wien um des Kaisers Bart gestritten wird, vertreten unsere Athleten Jahr für Jahr dennoch mit Stolz ihr Land. Im letzten Winter mit 33 Top10-Platzierungen und 2 Medaillen im Weltcup. Und das gegen immerhin 32 Nationen, bei denen das Wettkampf-Skibergsteigen anerkannt ist ... neben den starken Hauptnationen der Alpen und allen unseren Nachbarländern sind da auch Exoten dabei." Und im Nachsatz ergänzt Meindl ironisch: "Ich würde mich freuen, wenn wir in dieser Beziehung in Österreich sportpolitisch auf dem Niveau des Iran wäre, dort ist die Sportart nämlich anerkannt."
Die Vermutung, dass es bei der jahrelangen Nicht-Anerkennung der Wettkampf-Skibergsteiger um die Fernhaltung potenzieller Fördernehmer vom Futtertrog der staatlichen Unterstützungen geht, steht im Raum. Das Wettkampf-Skibergsteigen ist aber auch ein Beispielfall, wie in Zukunft mit für Österreich neuen Sportarten und deren Leistungsträgern umgegangen werden soll. Entscheidungen werden allzu oft von sportpolitischen Interessen verzerrt und verzögert. Die Reform des Bundes-Sportförderungsgesetzes, die derzeit von Sportminister Mag. Norbert Darabos forciert wird und bis Herbst 2012 abgesegnet sein soll, könnte hier Abhilfe schaffen. Mehr Sport und weniger Politik, das ist die einhellige Meinung aller am Gesetzesentwurf beteiligten.
Bis dahin - und notfalls auch noch länger - werden die Sportler und Funktionäre des ASKIMO weitermachen, auch ohne die Erkenntnis in der Bundeshauptstadt, dass Bergsport auch Leistungssport sein kann und dass dort alljährlich Medaillen geholt werden. Wirtschaftliches Wachstum, sportliche Erfolge und auch steigende öffentliche Beachtung sprechen ohnehin eine eigene Sprache, wie die zahlreichen Besucher bei der erfolgreichen Plattformveranstaltung "ASKIMO Sommergespräche" im Juli in Salzburg gezeigt haben. Es machte sich die Erkenntnis breit: letztlich entscheiden immer die Sportler, wie sich eine Sportart entwickelt!
Dass es aber auch auf sportpolitischer Ebene klare Aussagen gibt, zeigte der Geschäftsführer der Landessportdirektion Salzburg Mag. Walter Pfaller bei den ASKIMO Sommergesprächen: "Was in dieser boomenden Sportart mittlerweile geleistet wird, ist enorm. Den Aktiven in dieser Sportart zu helfen ist unser Ziel; wir werden daher - unabhängig von anderen Entwicklungen - um eine Unterstützung zumindest der Salzburger Sportler bemüht sein."
Eine Aussage, die vor allem die Sportler der Nationalmannschaft für die bevorstehenden intensiven Trainingseinheiten motiviert, um in der kommenden Saison wieder internationale Spitzenleistungen abrufen zu können und damit die Wiener Sport-Entwicklungs-Bremser zu entwaffnen.

Datenquellen: Österreichische Wintersportindustrie, Österreichischer Alpenverein


www.askimo.at

Ich hoffe natürlich, dass die Sportart bald offiziell anerkannt wird, weil gerade bei uns im Salzburger Pinzgau extrem viele Sportler wettkampfmäßig an Skitouren-Rennen teilnehmen, wobei die Start- und Ergebnislisten teilweise ziemlich gleich ausschauen wie im Sommer bei den MTB-Hillclimbs (passt ja auch gut zusammen).

 

Falls es aber wirklich 2012/2013 wieder nicht klappen sollte, muss man schon überlegen, ob man nicht doch den Weg über den ÖSV probieren sollte. Natürlich würde man gerne eigenständig bleiben, aber wenn das Skibergsteigen eine Sparte innerhalb des ÖSV wäre (der natürlich auch seine Fehler hat und wo auch jede Menge Sportpolitik und Landesverbandsinteressen Probleme darstellen), hätte man einen starken Background und wenn Peter Schröcksnadel als ÖSV-Präsident für die Anerkennung dieses Sports wäre, würde er innerhalb kürzester Zeit auch anerkannt (wirtschaftlich und taktisch ist der Typ genial - für sich selber aber auch für den Verband).

 

Außerdem muss man sagen, dass Skibergsteigen mit dem klassischen Skitouren-Gehen nicht mehr viel am Hut hat. Die überwiegende Zeit des Trainings wird auf den Skipisten verbracht und wenn man in Zukunft sowieso schauen muss, dass man in gutem Kontakt mit den Bergbahnen und den Skifahrern/Snowboardern bleibt (man braucht die Pisten ...), wäre der ÖSV als Dachverband meiner Meinung nach nicht so schlecht.

 

Beispiele aus der Vergangenheit haben auch gezeigt, dass die Snowboarder nur überlebt haben, bis der ÖSV über die Olympia-Schiene Dampf gemacht hat und die Biathleten sind auch nicht ohne Grund eine Teilsparte des ÖSV, während sie in anderen Ländern, wo der Skiverband nicht so stark ist, teilweise eigenständig sind.

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