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Bronze als Straßen-WM-Highlight

Bronze als Straßen-WM-Highlight

29.09.25 07:58 274Text: PM, NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Arne Mill/Cycling Austria
Marco Schrettl eroberte bei der Straßen-WM im U23-Bewerb den dritten Platz. Die Medaille krönt die gute Gesamtleistung der kleinen, aber feinen österreichischen Delegation in Ruanda.29.09.25 07:58 552

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29.09.25 07:58 5521 Kommentare PM, NoMan
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Arne Mill/Cycling Austria
Marco Schrettl eroberte bei der Straßen-WM im U23-Bewerb den dritten Platz. Die Medaille krönt die gute Gesamtleistung der kleinen, aber feinen österreichischen Delegation in Ruanda.29.09.25 07:58 552

Ruanda. Von Anfang an war der Austragungsort der diesjährigen UCI Straßen-Weltmeisterschaften umstritten. So löblich und nachvollziehbar der Wunsch des Weltradsportverbandes, endlich auch einmal die Titelkämpfe in Afrika steigen zu lassen, so vehemment die Kritik an der Vergabe an Ruanda. Bürgerkrieg, Menschenrechtsverletzungen, Wucherpreise, EU-Sanktionen, dazu die vielen für die Einreise notwendigen Impfungen – die Liste der Gegenargumente und Unwägbarkeiten war lang.
Dementsprechend klein die Abordnung, die sich aus Österreich auf den Weg zu der von 21. bis 28. September in der Hauptstadt Kigali anberaumten Veranstaltung machte. Die Männer fehlten gänzlich, das Frauenteam bestand einzig aus Carina Schrempf auf der Straße und Anna Kiesenhofer im Zeitfahren, während sich Christina Schweinberger lieber auf die EM in Frankreich Anfang Oktober konzentriert. Aus der U23 kamen Tabea Huys und Marco Schrettl mit, die Junioren waren mit Michael Hettegger, Heimo Fugger und Valentin Hofer vertreten. Dazu Trainer Thomas Binder, ein Mechaniker und ein Physiotherapeut.

Sicherheitslage & Co. stellten jedoch nicht die einzigen Gründe für das reduzierte Team dar. Im ORF-Interview bezifferte ÖRV-Generalsekretär Florian König die Entsendungskosten pro Kopf in Ruanda als viermal so hoch wie bei den vergangenen Weltmeisterschaften in Zürich.
Nachdem die höhenmeterreiche Topografie sowohl des Straßen- (5.500 Hm bei den Herren!) als auch des Timetrial-Kurses laut ÖRV-Sportdirektor Roland Pils „nicht auf jede Fahrerin oder jeden Fahrer zugeschnitten“ gewesen wäre, war die Auswahl unter der Prämisse, „nicht nur mitfahren, sondern Ergebnisse liefern“ zu wollen, nicht groß. Und last but not least erwartete man sich richtige Ausscheidungsrennen auf der Straße, weshalb Helfer nicht unbedingt benötigt würden.

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Zeitfahren: 2 xTop 20, 1 x Top10

Den Auftakt für das heimische Team machte Anna Kiesenhofer im Einzelzeitfahren am 21. September. Am Folgetag war dann Tabea Huys in der U23-Kategorie, die in Ruanda erstmals ein eigenes Rennen bekam, im Einsatz.
Die Olympiasiegerin von 2021 ging aufgrund ihres Trainingsrückstandes - sie laborierte heuer lange an einer Knieverletzung - ohne Erwartungen in die "noch unerledigte Angelegenheit" WM-Zeitfahren. Mit einem Rückstand von 3:49 Minuten auf die siegreiche Schweizerin Marlen Reusser finishte sie nach mit 460 Höhenmetern gespickten 31,2 Kilometern schließlich auf Rang 17.

Tabea Huys knackte bei ihrem Kampf gegen die Uhr sogar die Top Ten und wurde Neunte. "Ziel erreicht, echt zufrieden", resümierte die 19-jährige Tirolerin, deren Nerven im Vorfeld ob ihres nicht UCI-konformen Bike-Settings auf eine harte Probe gestellt worden waren. Gewonnen hat die Britin Zoe Backstedt.
Am Dienstag legte Heimo Fugger dann die nächste Top20-Platzierung nach. Der Junioren-Bahn-Weltmeister wurde im Kampf gegen die Uhr, welchen in der Klasse der Jüngsten 83 Athleten in Angriff nahmen, 17ter. Mit einem Schnitt von 44,55 km/h fegte der Kärntner über den 22,6 Kilometer langen Parcours mit Kopfsteinpflaster-Finale in der Innenstadt von Kigali. Den Sieg holte sich der Niederländer Michiel Mouris.

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    Anna Kiesenhofer
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    Tabea Huys
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Straße: U23-Bronze für Schrettl als Highlight

Auf der Straße hatten die U23-Damen am Donnerstag ebenfalls erstmals ihren ganz eigenen Bewerb. Und Tabea Huys schlug sich wacker: Immer wieder kämpfte sich die junge Österreicherin während der acht Runden an die Spitze zurück, nachdem sie am harten Pflasterabschnitt einige Meter verloren hatte. Erst als die Favoritinnen um die spätere Siegerin Célia Gery (FRA) die rund 25-köpfige Gruppe am vorletzten Berg sprengten, war Huys aus dem Medaillenrennen raus, konnte aber in der zweiten Gruppe noch um die Platzierungen sprinten und landete schließlich auf Platz 13.
Der Freitag wurde mit den Rennen der Junioren mit Valentin Hofer, Michael Hettegger und Heimo Fugger sowie dem U23-Bewerb der Männer mit Marco Schrettl zum Großkampftag aus heimischer Sicht. Und die Jugend zeigte ordentlich auf.
Bereits die Junioren präsentierten sich gut. Zwar fuhr Fugger sein Rennen nach einer frühen Attacke nicht fertig, ersparte seinen Teamkollegen im Feld damit aber bis zur Rennhälfte die Nachführarbeit. Michael Hettegger beendete seine erste WM "sehr zufrieden" als 13, genoss dabei die Kulisse, litt jedoch - wie viele andere auch - unter den schwülen Bedinungen. Valentin Hofer, wie der Salzburger so lange wie möglich am Hinterrad der Favoriten, erreichte das Ziel mit nicht ganz so guten Beinen als 22. Gold ging an Harry Hudson aus Großbritannien.

Den Vogel schoss dann jedoch U23-Crack Marco Schrettl ab. Er eroberte 28 Jahre nach der letzten WM-Medaille für Österreich in dieser Altersklasse Bronze hinter Jan Huber (SUI) und Triumphator Lorenzo Mark Finn aus Italien. Als Solist hatte der Tiroler von Anfang an versucht, sich vorne zu halten. Als die große Attacke kam, war er mit dabei - "und dann ging es nur mehr Vollgas bis zum Ziel" schilderte der 22-Jährige den Rennverlauf aus seiner Sicht.
Als "brutal emotional" empfand der Medaillengewinner den Tag. "Ich hatte keine Erwartungen an das Rennen. Am Ende gehe ich mit Bronze nach Hause, das ist wirklich unbeschreiblich", so der Münsterer, der in seinem letzten U23-Jahr den absoluten Durchbruch schaffte.

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Dieser Performance wollte Carina Schrempf nicht nachstehen. Zwar klingt der 48. Rang der ehemaligen Leichtathletin vom Damenbewerb am Samstag nicht unbedingt nach Topergebnis, allerdings führte die Steirerin nach einer frühen Attacke rund 80 Kilometer lang das letztlich und überraschend von der Kanadierin Magdeleine Vallieres gewonnene Rennen an - was ja auch nicht nichts ist.
"Wenn die Jungen so mitgestalten, dann will ich mich nicht verstecken", zeigte sie sich angespornt von den guten Leistungen bei den Junioren und in der U23-Klasse und hatte bei ihrem von den Fans am Streckenrand umjubelten Solo "viel Spaß".

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Gut is’ g’angen, nix is g’scheh’n

Das abschließende 267 km lange Herren-Rennen am Sonntag, wie eingangs erwähnt ohne Österreicher über die Bühne gegangen, gewann übrigens Titelverteidiger Tadej Pogačar in eindrucksvoller Manier. Der 27-Jährige triumphierte nach einem 66 km langen Solo mit 1:28 Minuten Vorsprung auf Remco Evenepoel – und revanchierte sich damit auch für das Zeitfahren, bei dem der viertplatzierte Slowene gegen den siegreichen Belgier etwas alt ausgesehen hatte.
Nur 30 von 165 Startern erreichten das Ziel; neben der Topografie und Witterung forderten auch Magen-Darm-Probleme bei vielen Fahrern ihren Tribut.

Abgesehen von dieser Malaise verlief die im Vorfeld vielkritisierte WM allerdings ohne Zwischenfälle. An der Organisation der ersten UCI-Straßen-WM auf dem afrikanischen Kontinent gebe es nichts zu bemängeln, die Organisation müsse den Vergleich mit Zürich im Vorjahr oder Innsbruck 2018 nicht scheuen, bekundete ÖRV-Generalsekretär Florian König gegenüber dem ORF. Die Einwohner und Einwohnerinnen seien sehr hilfsbereit und freundlich, und Ruanda zeige sich, wie erwartet, von seiner besten Seite.
Und speziell Österreichs Youngster zeigten sich begeistert von den Eindrücken in einem neuen Land. „Coole Stimmung hier, die Leute sind mega drauf. Man hat davor schon Sachen gehört, mit den ganzen Mücken, den Krankheiten, Hygiene und Essen. Jetzt muss ich sagen: Man hat sich mehr Gedanken darüber gemacht, als es eigentlich nötig gewesen wäre“, meinte etwa die 19-jährige Tabea Huys.

Zu den Ergebnissen

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Marco Schrettl eroberte bei der Straßen-WM im U23-Bewerb den dritten Platz. Die Medaille krönt die gute Gesamtleistung der kleinen, aber feinen österreichischen Delegation in Ruanda.



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