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Geschrieben

Liebe Boardies!

 

"Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein", heißt es in

einem Lied von Karl May, diesem Lügencowboy, dem sowieso nicht über

den Weg zu trauen ist.

 

Berichtete er uns Leichtgläubigen doch anno dazumals von den intimsten

Details seines Freundes Winnetou, ohne je in den Ju Es Ei gewesen zu sein.

(Er war es dann später schon, aber erst, als er es sich aufgrund seiner Bestsellerei

leisten konnte).

 

Meine damalige Freundin, die den Flug "Wien - London" gebucht hatte,

verschwieg mir wohlweislich, dass wir nicht mit der AUA fliegen würden,

sondern mit einer dubiosen "Air Britannia" oder so ähnlich.

 

Als ich dieses Fluggeräts erstmals ansichtig wurde, verlangsamte sich mein

Vorwärtsschreiten.

 

Wer steigt schon gerne in einen Jagdbomber ein?

 

Der Druck auf der Brust, den ich mittels 10 mg Valium versucht hatte zu

mildern, verstärkte sich noch mehr, als mich die Stewardess auf meinem

Sitz vergurtete.

 

Ich fühlte mich entmündigt, besachwaltet und den Unbillen des Schicksals

preisgegeben.

 

Der Umstand, dass ich in der ersten Reihe fußfrei saß, verschlimmerte meine

ohnehin miese psychische Konstitution, als ich des Piloten ansichtig wurde.

( (Die Tür zum Cockpit war offen, respektive gar nicht vorhanden).

 

Das Antlitz von Pockennarben übersät, sah er aus, als wäre er schon im

Ersten Weltkrieg mit Freiherr von Richthofen, dem Roten Baron, Einsätze

geflogen, um nur wenige Jahrzehnte später, gemeinsam mit Udet im

Weltkrieg zwei, das Empire zunichte zu bomben.

 

Auch die zwei Stewardessen, die das Pensionslimit schon weit überschritten

hatten, wirkten, bedingt durch das dick aufgetragene Makeup, wie Dörrleichen,

quasi Schwestern von Ötzi.

 

Unterstützt wurde dieser Eindruck noch, da sie sich mithilfe von Rollatoren

fortbewegten, in den vorne angebrachten Körbchen wurden zollfreie Waren

feilgeboten.

 

Kurz nach dem Start zog der Pilot abrupt den Steuerknüppel nach hinten,

mein Gaumenzäpfchen legte sich flach und meine Trommelfelle flatterten

wie brünstige Fledermäuse.

 

Nach einer kleinen Ewigkeit, also nach zwei Stunden, konnte ich von meinem

Fensterplatz den Ärmelkanal ausmachen.

Flughöhe noch immer 33.000 Fuß!

 

Schon wollte ich dem pockennarbigen Kamikazeflieger auf die Schulter tippen,

um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass unser Flugziel schon erreicht

wäre, schob er den Steuerknüppel jäh nach vorne, um in einen unkontrollierten

Sturzflug überzugehen.

 

Gaumenzäpfchen und Trommelfelle verhielten sich startadäquat, der Flieger

hopste noch ein bisschen auf der Piste herum (wahrscheinlich voller Freude)

und wir lebten noch.

 

Die greise Stewardess entgurtete mich sehr freundlich (wahrscheinlich weil

ich nach Bezahlung der acht Gin Tonic doppelt zuviel Tip gegeben hatte),

und ich fühlte mich frei, so frei, wie man sich über den Wolken nie fühlen kann.

 

Der Rückflug vier Wochen später erfolgte dann tatsächlich mit Austrian

Airline und war so aufregend wie eine Busfahrt von Hütteldorf nach

Purkersdorf-Gablitz.

 

Seitdem fahre ich nur mehr mit dem Fahrrad, das ist zwar statistisch

gesehen viel gefährlicher als ein Flug, doch vermeine ich doch,

dadurch einen Absturz aus 11.000 Meter Höhe ausschließen zu

können.

 

Liebe Boardies, bleibt am Boden!

 

Es grüßt Euch

 

Hans :zwinker:

 

:wink:

 

PS: Liebe Blomma, ich hoffe, Deinem Wunsch bezüglich Absätzen hiemit Genüge getan zu haben!

Geschrieben
Nur schad, dass "über den Wolken" ned von Karl May, dem Schriftsteller, sondern von Reinhard Mey, dem Liedermacher, geschrieben wurde.....;)

 

 

Wobei der Hans den KARL May ja angeblich noch persönlich gekannt haben soll! :D

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