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Ein sibirisches Abenteuer

Ein sibirisches Abenteuer

20.12.18 20:38 9.220Text: FatBike Barcelona, BikePacking BarcelonaFotos: davidponce.comPer Fatbike über den Baikalsee. Oder: Wenn der Winter Wunsch und Wirklichkeit auseinanderdividiert.20.12.18 20:38 9.269

Ein sibirisches Abenteuer

20.12.18 20:38 9.2697 Kommentare FatBike Barcelona, BikePacking Barcelona davidponce.comPer Fatbike über den Baikalsee. Oder: Wenn der Winter Wunsch und Wirklichkeit auseinanderdividiert.20.12.18 20:38 9.269

Ein Abenteuer ist ein seltenes Erlebnis, meist verbunden mit gefährlichen und risikoreichen Situationen. Dem Menschen können Abenteuer seine physischen und mentalen Grenzen aufzeigen. Manche sind – wohl gerade deshalb – förmlich zum Abenteurer geboren.
Der Wunsch, ein solches Abenteuer zu erleben, animierte vier Mitglieder des Fat Bike BCN Clubs, Sibirien, und hier vor allem den Baikalsee, mit ihren Rädern zu erkunden.


Der Baikalsee in Sibirien, Russland, ist mit einer Tiefe von 1.642 Metern der tiefste See der Erde. Er beinhaltet rund 20% der weltweiten flüssigen Süßwasserreserven. Rund um den Baikalsee herrscht ein kontinentales, relativ mildes Nadelwaldklima. Über den Winter friert das Gewässer zu. Bei Durchschnittstemperaturen um -20°C erreicht es eine Eisdicke von 60 Zentimetern. Unsere Idee lautete wie folgt: den Baikalsee an seiner breitesten Stelle (82 km) von Ost nach West zu überqueren und anschließend in Sibiriens Hauptstadt Irkutsk weiterzufahren. Wenige Tage vor unserem Aufbruch sagten die Medien extreme Temperaturen bis zu -64°C nördlich der Region voraus. Unsere Ausrüstung war für derlei eisige Bedingungen nicht geschaffen. Optimistisch, dass die Temperaturen noch steigen würden, brachen wir nach Irkutsk auf.

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Ilja, ein einheimischer Guide, erwartete uns bereits, um uns weiter nach Bargusin im Nordosten des Sees zu bringen. Eine 600 Kilometer lange, enge und verschneite Straße lag vor uns. Wir brauchten mehr als zehn Stunden, um das 5.000-Seelen-Dorf zu erreichen.
In Bargusin übernachteten wir in Alexander Beketovs Gästehaus und der Hausherr bot uns an, uns auf die andere Uferseite zu bringen. Um sich aufgrund des schlechten Wetters nicht zu verirren, orientierte sich Alexander bei seinen Fahrten an zuvor in den See gesteckten Tannenbaumstämmen.
Als wir ihm von unserem Vorhaben erzählten, war er geschockt. Nicht nur aufgrund der miserablen Beschaffenheit der Eisoberfläche würde es ausgesprochen schwierig werden, den Baikal zu überqueren, warnte er uns. Seine Worte und Handzeichen – kaum jemand in diesem Gebeit spricht Englisch – beunruhigten uns ein wenig. Aber nach einem herzhaften Abendessen schliefen wir, nach wie vor entschlossen und überzeugt, unser Ziel zu erreichen, ein.

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Mit einem reichhaltigen Frühstück im Bauch montierten wir also am nächsten Morgen unsere Satteltaschen auf unsere Specialized Fat Boys und fuhren los Richtung See.
Dunkles Eis hieß uns willkommen. Es ist schwer zu beschreiben, wie es sich anfühlt, auf glattem, ebenen Eis ungestört dahinzurollen. Frohen Mutes pedalierend und mit einem Grinser von einem Ohr zum anderens tarteten wir unsere Reise zur gegenüberliegenden Uferseite.
Mit der Zeit wurden die anfangs schmalen Schneezungen auf dem Eis größer und größer, was unsere Fahrt verlangsamte. Auch der Wind wurde immer stärker, bis wir schließlich kaum noch treten konnten. Unsere Hände und Füße froren in der Kälte komplett ein.
Die Stunden vergingen, und das Wetter wurde immer schlechter. Langsam verloren Dani, Esteban und ich den Augenkontakt zu Pep. Wir beschlossen, langsamer zu fahren, sodass er wieder aufholen könnte. Aber es gelang ihm nicht. Nach kurzer Krisenbesprechung beschlossen wir, uns aufzuteilen. Esteban und Dani gingen – an fahren war nicht zu denken – weiter zu jenem Punkt, den wir als ersten Zwischenstopp definiert hatten, und ich machte kehrt, um zu Pep zurückzukehren.

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 Many times we do not win or lose, but learn. 

Alte Baikalsee-Fatbiker-Weisheit
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Weitere wertvolle Stunden waren vergangen und das Wetter bot keinerlei Aussicht auf Besserung, im Gegenteil. So beschlossen wir, auf dem Baikalsee zu campieren. Das Zelt im Sturm mit den klammen Fingern zaufzubauen, geriet zu einer Odyssee. Windgepeitscht und mit komplett gefühllosen Händen schafften wir es kaum, die rettende Hülle zu fixieren. Schließlich gelang es uns doch. Mehr schelcht als recht richteten wir uns für eine Nacht im Freien ein. Hungrig wie die Löwen schmolzen wir etwas Schnee, um unser fürstliches Abendmahl zuzubereiten: gefriergetrocknete Nudeln.

In der Zwischenzeit erreichten Dani und Esteban die vereinbarte Stelle und campierten hinter einem riesigen Eisblock. Beim Essen diskutierten Pep und ich die aktuelle Situation. Die vernünftigste Lösung würde wohl sein, zu Alexanders Gästehaus zurückzukehren. Dort könnten wir ihn bitten, uns am nächsten Tag ans andere Ufer zu bringen, um unsere Freunde wiederzutreffen.
Die Nacht auf dem Baikalsee werden wir sicher nie vergessen. Der Wind trieb Schnee in unser Zelt, und das Grollen des berstenden Eises ließ uns die ganze Zeit kein Auge zutun. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Rückweg nach Bargusin. Wir vertrauten unseren GPS-Geräten und hofften, dass auch Dani und Esteban in die Gegenrichtung gut vorankommen würden.

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Am frühen Nachmittag, bereits zurück im Gästehaus, erreichte uns eine arlamierende Nachricht von unseren Freunden. Aufgrund der Kälte streikten sowohl GPS-Geräte als auch Handys. Keines ihrer mitgenommenen Navigationssysteme zeigte noch die korrekten Koordinaten an. Deshalb waren Esteban und Dani maßgeblich von ihrer Route abgekommen.
Von einem Lastkraftfahrer hatten sie ihre tatsächliche GPS-Position erfahren. Nach einigen Telefonaten und in Anbetracht der verlorenen Zeit beschlossen wir, dass es wohl auch für sie das beste wäre, umzukehren und nach Bargusin zurückzufahren - die Uferlinie als Referenz für den Norden verwendend.
Am nächsten Tag fuhren Pep und ich hinunter zum See, um unsere Freunde in Empfang zu nehmen. Und tatsächlich zeichneten sich ihre Silhouetten bald am nebeligen Horizont ab - was für eine Freude und Erleichterung! Etliche emotionale Umarmungen später kehrten wir ins Gästehaus zurück.

Aus der geplanten, zweitägigen Überquerung des Baikalsees waren fünf Tage geworden, nach denen wir noch immer auf der urprünglichen Uferseite saßen. Zeit, unsere Route zu überdenken.
Bis Irkutsk warteten noch über 400 Kilometer. Unmöglich, das in den verbleibenden fünf Tagen zu schaffen. Nach mehrstündigen Diskussion entschieden wir uns, Alexanders ursprüngliches Angebot anzunehmen und uns von ihm auf die gegenüberliegende Seite des Sees, genauer: nach Khuzhir, transportieren zu lassen. Dort wollten wir unseren Guide Ilja kontaktieren.

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Aus unserer großen Fahrt wurde also ein kleiner Ausflug mit Auto-Shuttle. Allerdings war diese abgewandelte Reiseform, wie die Fotos eindrucksvoll belegen, nicht weniger spektakulär. Zumal wir auch weiterhin nicht wussten, was uns unterwegs erwarten und was Mutter Nature für uns vorbereitet haben würde. Und wir begriffen, dass es im Leben oft nicht ums Gewinnen oder Verlieren geht, sondern ums Lernen …

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Das Ganze gab es schon mal als Bericht vor 7-8 Jahren . Damals in verschärfter Form mit Camping am Eis , ohne Begleitfahrzeug und mit demontierten Hinterbremsen. Weil Spikereifen zu breit für Bremszange ! Wahrscheinlich aber bei besseren äusseren Verhältnissen . Ich glaube es war Frühjahr !

Trotzdem tolle Leistung ! Ich könnte bei diesen Bedingungen eher nicht Radfahren.

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