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Waldviertel Radtouren-Potpourri

Waldviertel Radtouren-Potpourri

18.11.24 10:35 1.309Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

Klicke für alle Berichte von NoMan
Fotos: Erwin Haiden
Auf beschaulichen Wegen entlang von Thaya, Kamp und Ysper mit Abstechern zu bekannten und unbekannteren Highlights des Waldviertels. Weinanbau trifft Fjordstauseen, Blockheide kreuzt Stadtmauerstadt. Und ewig lockt die Eisenbahn! Ein Degustationsmenü durch das Radwege-Angebot von Niederösterreichs Norden.18.11.24 10:35 7.991

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18.11.24 10:35 7.9911 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Erwin Haiden
Auf beschaulichen Wegen entlang von Thaya, Kamp und Ysper mit Abstechern zu bekannten und unbekannteren Highlights des Waldviertels. Weinanbau trifft Fjordstauseen, Blockheide kreuzt Stadtmauerstadt. Und ewig lockt die Eisenbahn! Ein Degustationsmenü durch das Radwege-Angebot von Niederösterreichs Norden.18.11.24 10:35 7.991
  • Waldviertel Radtouren-Potpourri

Carpaccio vom Waldviertler Naturrind. In Mohn gebackenes Karpfenfilet. Herzhaftes Erdäpfelgulasch. Graumohnauflauf mit Schokosauce. Das fängt ja gut an. Gut, bodenständig und echt.
Kaum eingecheckt, wird uns das Waldviertel kredenzt, wie man es typischer nicht auftischen kann: Kartoffel, Karpfen, Mohn, dazu ein Zwettler Zwickl, oder auch ein naturtrüber Apfelsaft vom Obstbauern ums Eck – so geht regional!

Dass die Waldviertler Küche hier groß geschrieben wird, ist jedoch nur ein Grund, warum wir unser Quartier für die anstehende Reise durch Niederösterreichs Norden im Faulenzerhotel in Friedersbach aufgeschlagen haben. Was nämlich auf den ersten Blick als mitten im Nirgendwo erscheint, liegt auf den zweiten direkt am Kamptal Radweg. Und von den übrigen geplanten Stationen unseres Waldviertel-Potpourris ebenfalls nicht allzu weit entfernt. Außerdem glänzt das Viersterne-Haus mit einem Wellness-Bereich, der von Dampfbad und Sauna über Schwimmbad und Ruhezonen bis zu Massagen und Infrarotkabinen alle Stückerln der gepflegten Entspannung für eventuell müde gestrampelte Muskeln spielt.
Und so wie wir im Rahmen des LEADER geförderten Projekts „Waldviertel in Bewegung“ dorthin eingeladen wurden, so laden wir nun euch ein: Folgt uns auf unserer Erkundung der schönsten Radrouten dieses Landstrichs zwischen Donau und Südböhmen, Mühlviertel und Manhartsberg!

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 Thayarunde - Kamptal Radweg - Iron Curtain Trail/Blockheide - Radroute Südliches Waldviertel 

Die Stationen unserer Waldviertel-Rundfahrt
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Wie auf Schienen: Thayarunde

Steiler wird’s nicht. Die geschätzten 1,5 Höhenmeter, welche zwischen der einen und der anderen Seite der Landesstraße kurz vor Kleineberharts liegen, stellen nun für lange Zeit das nennenswerteste Gefälle auf unserem Weg von Waidhofen an der Thaya nach Slavonice in Tschechien dar. Oder in die entgegengesetzte Richtung betrachtet: die markanteste Steigung. Denn seit wir Österreichs nördlichste Bezirkshauptstadt, zu recht stolz auf ihr Schloss und historisches Zentrum mit dem prächtigen Rathaus mittendrin, verlassen haben, befinden wir uns nicht nur in permanenter Nähe der Deutschen Thaya, welche sich in Raabs mit der Mährischen Thaya zum eigentlichen Thayafluss vereinen wird. Wir befahren seither auch die Trasse der ehemaligen Thayabahn. Und wo Züge, da tunlichst keine großen Höhendifferenzen.
Kurven werden wir auf den kommenden 30 Kilometern bis zu der malerischen Rennaissance-Stadt unmittelbar hinter der österreichischen Grenze ebenfalls kaum absolvieren. Was einmal ein Schienenstrang war, vermeidet ja schließlich abrupte Richtungsänderungen. Und Autos werden wir gleichfalls so gut wie keine sehen. Während die eine Hälfte der Thayarunde nämlich auf wenig befahrenen Nebenwegen und Landstraßen geführt wird, gehört die andere als neu asphaltierter, ebener Radweg auf den ehemaligen Bahntrassen der Thayatalbahn und der Göpfritz-Raabsbahn den Pedalrittern überhaupt ganz allein.

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Möglich gemacht haben diese fast schon paradiesischen Zustände 19 aufgeschlossene Kommunen, ein visionärer Verein und das eine oder andere Förderprojekt von Bund, Land und Europäischer Union. Denn der 2006 gegründete Zukunftsraum Thayaland, dem sämtliche Gemeinden des Bezirks angehören, hat die insgesamt 50 Kilometer stillgelegter Eisenbahnwege samt Haltestellen und Bahnhöfen gekauft, adaptiert und von 2014 bis 2018 in drei Teilstücken zum Radweg samt Museumsstation, Zughotel, E-Bike-Verleih, Rastplätzen und Erlebnispunkten umfunktioniert.
Die gesamte, im zentralen Norden des Waldviertels angesiedelte Runde umfasst heute 101 Kilometer und zählt dank ihrer vorbildlichen Beschilderung und Absicherung, guten Infrastruktur und radfreundlichen Partnerbetriebe entlang der Strecke zu Niederösterreichs sogenannten TOP Radrouten - Radeln für Kids-Zertifizierung inklusive.

Für uns heißt das: Es gibt ständig etwas zu entdecken oder tun: Von den Brombeeren am Wegesrand naschen, die Infotafeln zum früheren Bahnverkehr studieren, von den Brücken der gemächlich fließenden Thaya zusehen, Esel streicheln, Relikten der alten Bahnsteige und Kilometrierung nachspüren, einen Abstecher in den Naturpark Dobersberg erwägen ...
Sogar eine Flossfahrt oder kurze Tour per Zille sind möglich. Erstere für alle, die groß genug sind, um den über die Deutsche Thaya gespannten Seilzug zu erreichen. Zweitere für alle, die in der LINKA-Go App registriert sind. Das ist jene Smartphone-Applikation, die zwischen April und Oktober auch die schlauen Schlösser der E-Bikes an den zugehörigen THEO-Stationen (der Name steht für Thayaland E-Bikes On Tour) mittels QR-Codes öffnet und so rund um die Uhr deren Verleih und Rückgabe ermöglicht.

 Klimawandelanpassungsmodellregionsmanager 

Die locker-flockige Berufsbezeichnung Martin Schrammels vom Verein Zukunftsraum Thayaland
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Woher wir das wissen? „Gestatten, Schrammel, Klimawandelanpassungsmodellregionsmanager.“ Wir treffen den Mann mit der etwas sperrigen Berufsbezeichnung kurz vorm Bahnhofshäuschen des Ortes Thaya – dort, wo auch die Floßanlegestelle ist.
Er begleitet uns auf den liebevoll zusammengezimmerten Baumstämmen mit dem vertrauenerweckenden Namen „Titanic“ ans andere Ufer der Thaya, wo die Badestege und Leitern des hiesigen Flussbads den Sprung ins kühle Nass erleichtern. Doch Obacht! Die Thaya gehört zu jenen Gewässern, die selbst während des heißesten Hitzesommers wirklich kalt und somit mehr als nur erfrischend sind.
Im Bahnhof Dobersberg begegnen wir dem Büroleiter des Vereins Zukunftsraum Thayaland erneut. Wiewohl mit zahlreichen Agenden von Entsiegelung über erneuerbare Energie bis Kreislaufwirtschaft befasst, findet der gebürtige Waldviertler hier zwischen Thayabahn-Museum und regionalem Infopoint auch Zeit für ein Schwätzchen mit Freunden oder eine spontane Tasse Kaffee aus stilvollem Lilien-Porzellan.
Und in Waldkirchen mutiert der nach 20 Jahren Wien in seine Heimat zurückgekehrte Raumforscher für uns schließlich zum Fahrdienstleiter; begrüßt uns mit roter Kappe und farblich abgestimmtem Drahtesel, um zu demonstrieren, in welchem Aufzug er den Gästen des hier eingerichteten Zughotels das Frühstück serviert.

Übernachten in originalgetreuen Mannschaftswaggons der ÖBB; derweilen das Fahrrad im ehemaligen Schlafraum der Remise, wo die Dampfloks einst stundenlang bis zur nötigen Betriebstemperatur vorgeheizt wurden, zum Service geben; sich dann noch eine Wegzehrung mitnehmen aus dem Bauernladen, welcher in der nebenan befindlichen, früheren Molkerei eingerichtet wurde, deren Erzeugnisse sich via Kühlwaggon bis nach Italien verkauften …
Während wir eisschleckend über die prächtigen Plätze von Slavonice schlendern und die herrlichen Sgraffito-Häuser und reichlich verzierten Fassaden des nördlichsten Punktes der Thayarunde im sogenannten Česká Kanada bewundern, kommen wir überein: Stimmiger als auf dieser Route kann’s für radelnde Eisenbahn-Fans nicht mehr werden!

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Kamptal Radweg: Von Zwettl an die Kamp-Stauseen

Zwei bis drei Tage empfehlen die Touristiker für eine der bekanntesten Radrouten des Waldviertels, den Kamptal Radweg von Zwettl nach Altenwörth (oder, weil in beide Richtungen beschildert, umgekehrt). Seine Eckdaten: 118 Kilometer Länge, 1.209 Meter Höhendifferenz bergauf, 887 bergab.
Sportliche Naturen könnten das Pensum also durchaus in einem Tag schaffen. Aber es wäre schade um die vielen Highlights entlang der Strecke, welche sich dann, wenn überhaupt, lediglich flüchtig abnicken oder am Rande streifen ließen: Donau-Altarm, Kellergassen, Schloss Grafenegg, Flussbad Plank, Ruine Gars, Schloss Rosenburg, Stift Altenburg – und damit ist bloß kursorisch genannt, was sich zwischen dem ebenen Schwemmland der Donauauen, den weinumrankten Hängen des Wagram, der südlich anmutenden Weinstadt Langenlois und dem teils schluchtartigen, unteren Kamptal bis hinauf zum Horner Becken abspielt.
Vor dem Rechtsknick des längsten Flusses des Waldviertels, mit dem derselbe von annähernd östlicher in eindeutig südliche Richtung abzweigt, durchfließt der Kamp hingegen ein fjordartig zerschnittenes Hochplateau. Und von diesem möchten wir, wenn man so will als Etappe eins von zwei, hier näher berichten.

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Die Störche sind 'gen Süden geflogen, ihr Nest auf dem Haupt einer Heiligenstatue an der Südseite des Stiftes Zwettl ist verwaist. Wenn alles passt, werden sie nächstes Frühjahr wiederkommen, einmal über die tiefgrünen Wälder an der Flußschlinge des Kamp kreisen, an der die mächtige Zisterzienserabtei seit bald 900 Jahren liegt, und sich dann erneut niederlassen in ihrem Reisighorst.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind die majestätischen Zugvögel zu beneiden. Tagaus, tagein liegt ihnen von April bis August dann wieder der Mittellauf des Kamp zu Füßen, und mit ihm die wild verästelten, geheimnisvoll dunklen Kampstauseen.

Unsereins muss ganze 20 Kilometer strampeln, ehe wir nach dem Start in der quirlig-bunten, dank mehrerer netter Plätze sehr gemütlichen Braustadt Zwettl erstmals etwas von den berühmten Freizeitparadiesen zu Gesicht bekommen.
Und selbst als es am Dobrastausee, der mittleren von drei aufeinander folgenden Staustufen, schließlich so weit ist, würde die Vogelperspektive zweifelsfrei aufschlussreicher sein. Denn die Krux der nordisch anmutenden Landschaft im Herzen des Waldviertels ist folgende: Wer mitten im Wald steht, sieht die Seen vor lauter Bäumen nicht.

 Das zerfurchte Land 

Am Mittellauf des Kamp fühlt man sich an die Fjorde Skandinaviens versetzt
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Stellenweise blitzt das typisch braune Wasser des Kamp aber dann doch durch, und mit ihm die freundlichen Schirme der Campingplätze, die bunten Boote der Ausflügler und das fröhliche Lachen der Kinder, die sich von Bäumen, Stegen oder SUPs ins Wasser stürzen.
Die Uferbereiche der Kampstauseen mögen über weiter Teile schwer zugänglich sein. Wo sie allerdings durch private Marinas, beeindruckend auf kleinen Halbinseln oder schmalen Landzungen thronende Ruinen, öffentliche Campingplätze oder Restaurants erschlossen sind, regiert die pure Freude. Kein Wunder bei den bezaubernden Licht-Schatten-Wechseln, der zutiefst geerdeten Stimmung und der zumeist großartigen Wasserqualität!

Sechs beschauliche Flussauen-Kilometer nach der Dobrasperre, im hübschen 700-Seelen-Dorf Krumau, verlässt der Radweg den Kamp wieder für eine ausgedehnte Schleife 'gen Norden. Steil schraubt sich hier die Straße hinauf nach (welch Ironie!) Tiefenbach, und steil würde der Weg auch in die andere Richtung, nach Preinreichs und zur Gföhler Straße, himmelwärts führen.
Es sind Passagen wie diese, welche deutlich machen, wie tief sich der Fluss hier in das Granit- und Gneishochland gegraben hat. Und es sind Weitblicke wie die danach folgenden, welche klar machen, warum die Störche alle Jahre gerne wiederkehren ...

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Naturpark Blockheide - Grenzlanderfahrung am Iron Curtain Trail

Wie jetzt, schon wieder der ‚Iron Curtain Trail'? Den hatten wir doch auf der Thayarunde schon, auf den letzten Kilometern nach Slavonice, und dann nochmal beim Wiedereintritt in die Republik Österreich kurz nach Rancirov, oder etwa nicht?
Etwas verwirrt sortieren wir vor unserem geistigen Auge die Himmelsrichtungen, das Bild des Waldviertels und unseren aktuellen Standort Gmünd "ganz links" auf dieser imaginären Karte, dort, wo sich Süd- und Nordast der Waldviertelbahn im gleichen Bahnhof treffen. Aber klar: Als Teilabschnitt des mit einer Gesamtdistanz von 10.400 Kilometern längsten Radweg Europas führt der EuroVelo 13 nicht nur entlang der nördlichen Grenze des Waldviertels zu Tschechien. Er grast auch die Hälfte der Staatsgrenze im Westen ab. Konkret mündet er exakt in Gmünd, der geteilten Stadt, aus Südböhmen kommend ins Waldviertel und verlässt dieses erst wieder bei Retz, um durch das Weinviertel weiter nach Bratislava und dann, schwupps, ans Schwarze Meer zu führen.
Dazwischen liegen 192 Kilometer voller geschichtsträchtiger Orte und eindrucksvoller Relikte aus der Zeit des Eisernen Vorhangs (die Dauerausstellung im Schloss Weitra erinnert an das Schicksalsjahr 1989 und die Zeit davor), aber auch echte Naturjuwele und pure Radfreuden.

Wir nehmen an diesem spätem Hochsommer-Nachmittag mitnichten noch die offiziell sechs Etappen des Waldviertler Iron Curtain Trail in Angriff, ganz im Gegenteil. Wir begnügen uns mit den ersten sechs Kilometern, führen diese doch durch eine Landschaft, die gut und gerne auch einen ganzen Tag lang erkundet werden könnte: die berühmte Blockheide, und davor noch den sogenannten Malerwinkel.
Geschützter Naturpark die eine, schützenswertes Naturdenkmal der andere, eint beide Gebiete, dass es sich um stadtnahe Rückzugsorte ganz besonderer Art handelt.

 Im Auenland des Waldviertels 

Der Naturpark Blockheide inspiriert ...
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Eine lange Treppe nahe der Schremser Straße dient als Einstieg in den malerischen Mündungsbereich des Braunaubachs, der - nomen est omen - gewiss viele Künstler und Fotografen zu kreativen Werken inspiriert. Wir schultern unsere Räder und steigen in den ehemaligen Steinbruch hinab.
Im weiteren Verlauf des Uferweges Richtung Lainsitz herrscht Fahrverbot, trotzdem ist der Besuch dieses idyllischen Flecken Erdes höchst empfehlenswert. Als Auwaldstreifen nimmt die anmutige Mixtur aus Wasser, Granit und Laubwald schließlich vorweg, was in der anschließenden Blockheide zur Höchstform aufläuft: das typische Waldviertler "Streifenland".

Diese charakteristische Kulturlandschaft mit ihrem Mosaik aus Längsfluren, Terrassen, Stufenrainen, Büheln, Baumzeilen, Heideflächen, Feuchtwiesen und Hecken ist einmalig in Mitteleuropa. Und verbindet sich im 106 ha großen Naturpark - Radfahren ist hier schon längst wieder erlaubt - mit den seltsamen Wackelsteinen zu einem fast schon mystischen Erlebnis.
Verträumt, sagenhaft, skandinavisch, geheimnisvoll ... die Heidelandschaft bei Gmünd mit ihren wie von Riesenhand eingestreuten Granitblöcken und den hell geschotterten Verbindungswegen, die sich sanft durch die Wiesen und Äcker schlängeln, trägt viele solcher Zuschreibungen. Fix ist: Sie bietet selten gewordenen Tieren und Pflanzen einen gar wunderbaren Lebensraum. Und neugierig gewordenen Radreisenden einen gar außergewöhnlichen Einstieg in das Abenteuer Iron Curtain Trail.

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Von Burgen und Schlössern: Südliches Waldviertel

Man könnte es wahrlich schlimmer erwischen. Angenehm schirmt uns das dicke, historische Mauerwerk des Schlosses Pöggstall von der Hitze dieses spätsommerlichen Prachttages ab. Kühlend rinnen geschmacksintensive Fruchtsäfte unsere durstigen Kehlen hinab. Gemeinsam mit den üppig wachsenden Topfpflanzen verströmen die weiß gedeckten Tische im geschotterten Rondell der ehemaligen Wasserburg südliches Flair. Riesige, helle Sonnenschirme, an denen weiße, kleine Lampions und Blumenampeln baumeln, tun ein Übriges.

Als Meran des Waldviertels wird Pöggstall aufgrund seines vergleichsweise milden Klimas gern bezeichnet. Hier herinnen, im Gastgarten des zur NÖ Landesausstellung 2017 komplett renovierten Prachtbaus mit seinem renaissancezeitlichen Arkadengang und Portal, seiner gotischen Halle und linksgedrehten Steinwendeltreppe, bekommt die Titulierung auch atmosphärisch Sinn.
Und gleich wie im „echten“ Meran, in dem wir schon manch Stündchen länger als ursprünglich geplant auf prachtvoll geschmückten Promenaden, in quirligen Altstadtgassen oder auf panoramareichen Höhenwegen verbracht haben, laufen wir auch hier Gefahr, unser eigentliches Tagesprogramm ein bisschen aus den Augen zu verlieren. Aber was soll’s – immerhin ist (später) Mittag, und ein Päuschen somit durchaus angebracht!

 Meran des Waldviertels 

Pöggstall geht klimatisch und atmosphärisch fraglos als „südlich“ durch
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Halbzeit auf der Radroute Südliches Waldviertel. Vor uns liegen noch zehn flach, aber kontinuierlich ansteigende Kilometer bis zum höchsten Punkt dieser Runde, Laimbach am Ostrong. Sodann werden wir am Fuß dieses waldigen Höhenzugs in ebenso flachem, aber stetem Sinkflug durch das Yspertal ’gen Donau schweben, wo unsere Reise durch das Waldviertel nach weiteren 20 Kilometern in Ysperdorf ihr Ende finden wird.
Ob sich der Abstecher in die wildromantische Ysperklamm ausgehen wird, sei angesichts unserer spontanen Einkehr jetzt mal dahingestellt. Fest steht, nachdem wir das Finale bereits von den ähnlich verlaufenden, letzten Kilometern des Waldviertler Granittrails kennen: Auch Teil zwei dieser Fahrt wird uns, wie die erste Halbzeit, mit schönen Aussichten, herrlichen Naturlandschaften, plätschernden Wassern und menschengemachten Prunkbauten von Dorfkirche bis Burg und Schloss beglücken.

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In beide Richtungen markiert, lässt sich die knapp 60 Kilometer und 600 Höhenmeter umfassende Tour durch den untersten Zipfel des Waldviertels als zweierlei begreifen: Lohnende Zufahrt oder schönster Abschied aus dem fast 5.000 Quadratmeter großen Kraftplatz ober dem Manhartsberg. Nachdem sie mit den Orten Spitz und Yspertal an der Donau beginnt und endet, eignet sich die Etappenfahrt weiters, um sie mit dem Donauradweg zu einer geschlossenen Runde zu kombinieren – aber das wäre dann irgendwie eine andere Geschichte.
Wir haben sie, weil am letzten Tag angegangen, als würdigen Abschluss unseres Waldviertel-Aufenthaltes wahrgenommen. Und bei dieser Gelegenheit nochmals ein abwechslungsreiches Best-of dieser meist stillen und rauen, mitunter aber auch überraschend lebendigen und jedenfalls erfrischend schnörkellosen Gegend genossen.

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Spitz als Startort mag man gemeinhin viel eher zur Wachau als zum Waldviertel zählen. Als Tor zum hohen Norden fungiert der unmittelbar an der Donau gelegene Ort mit seinem bekannten Schiffahrtsmuseum, der markanten Ruine Hinterhaus und den vielen gotischen Bauten aber allemal perfekt. Immerhin gilt der sechs Kilometer lange „Spitzer Graben“ hinauf nach Mühldorf als landschaftlich eindrucksvolle Direktverbindung ins Waldviertel.
Und tatsächlich: Die steilen Steinterrassen, auf denen der weltberühmte Wachauer Wein gedeiht, rückten so eindrucksvoll an unseren entlang des Spitzer Bachs führenden Weg heran und die Bäume, auf denen die nicht minder gefeierten Wachauer Marillen gedeihen, standen dermaßen akkurat Spalier, dass uns vor lauter Staunen und Entzücken ganz entging, wie fleißig wir Höhenmeter machten.
Mal links, mal rechts des Bachlaufs pedalierend, arbeiteten wir uns an der Nordseite des Jauerlings über so beschauliche Winzerdörfer wie Vießling und Elsarn bis fast zur Burg Oberranna vor. Nie eingenommen, thront die als Privatbesitz leider nicht (mehr) zugängliche Wehrkirche samt Wohntrakten einem mächtigen Wächter gleich über dem Seitental der Donau.

Für unsere Radroute markierte die im Kern rund tausendjährige Anlage jenen Punkt, da sie die Direttissima ins Waldviertel verließ und sich stattdessen südwestwärts wandte, über sanft gewelltes Hügelland besagtem Halfwaypoint Pöggstall zu. Wir kennen die Gegend vom Wachauer Radmarathon und dem Mühldorfer MTB-Marathon Weinsteinbike; wir wissen um ihre Gräben und Wände und waren deshalb froh, dass sich die Strecke hier um eine eindeutig harmlosere, breitentauglichere Charakteristik bemühte.
Christbaumkulturen, stille Dörfer, weites Kulturland und immer wieder altehrwürdige Mauern – die Kirchen von Trandorf oder Raxendorf, die Ruinen Sassingschlösserl und Streitwiesen, vor allem jedoch die bekannte Wallfahrtskirche Heiligenblut – begleiteten unseren Weg. Für Abwechslung sorgte Mutter Natur mit kleinen Bächen, die es mal per Furt, mal per liebevoll dekoriertem Brücklein zu queren galt, und der Routenersteller mit zwei kurzen Steilstichen durch Wald und Feld.
Letzterer diente freilich auch dazu, dem Verkehr auf der Weitental Straße auszuweichen und stattdessen von oben, über Gerersdorf, förmlich nach Pöggstall hinabzusinken. Tja, und da sitzen wir nun, in der Mitte des südlichen Waldviertels im Rondell des Schlosses Rogendorf und … bleiben noch eine ganze Weile dem dolce farniente verhaftet, ehe es dann endgültig heimwärts geht.

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Nützliche Links und Infos

Allgemeine Infos
Waldviertel Tourismus, 3910 Zwettl, Sparkassenplatz 1/2/2, Tel. 02822/54109

Für sämtliche Radwege des Waldviertels gibt’s online detaillierte Tourenbeschreibungen inkl. Höhenprofil, Informationen zur Wegbeschaffenheit, GPX-Daten etc.
Wegweiser gemäß NÖ Beschilderungskonzept ergänzen das Orientierungs- und Planungsangebot im echten Leben.
Zusätzlich ist die kostenlose Smartphone-App „Niederösterreich Guide“ als Wegweiser zu Ausflugszielen, Gastronomiebetrieben etc. hilfreich
E-Bike Ladestationen
Radtaxis & Mobilität

Tourdaten, GPS-Downloads
Unterkunft
Faulenzerhotel Schweighofer, 3533 Friedersbach 53, ****Haus mit exzellenter Küche, großzügigem Wellnessbereich, geruhsamer Atmosphäre und versperrbarer Rad-Garage

Die Fahrräder wurden uns für den Rechercheaufenthalt freundlicherweise von Yamaha zur Verfügung gestellt. Es handelt sich dabei um zwei Vertreter der leistungsstarken CrossCore RC Serie, für 2025 mit dem neuesten Yamaha PWSeries S2-Antrieb ausgestattet.
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