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The Snow Epic

The Snow Epic

23.01.15 08:34 11.339Text: Mario Färberböck, Ernst Koschier, NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Snow Epic/Nick Muzik, Marc Gasch; sportograf.com (2), bikepalast.com (3)
Mitte Jänner stieg im Schweizer Engelberg ein Fatbike-Event der sportlichen Art. Teilnehmer aus fast 20 Nationen machten es zu einem Fest.23.01.15 08:34 11.364

The Snow Epic

23.01.15 08:34 11.3649 Kommentare Mario Färberböck, Ernst Koschier, NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Snow Epic/Nick Muzik, Marc Gasch; sportograf.com (2), bikepalast.com (3)
Mitte Jänner stieg im Schweizer Engelberg ein Fatbike-Event der sportlichen Art. Teilnehmer aus fast 20 Nationen machten es zu einem Fest.23.01.15 08:34 11.364

The Snow Epic ist ein Rennen. Die Premiere bestand programmgemäß aus fünf Bewerben verteilt auf drei Tage, wobei die Strecken auf präparierten Wegen und Skihängen verlaufen sollten. Organisiert wurde es - nomen est omen - von den Machern des südafrikansichen Etappenrennens The Cape Epic.
Wohl mit ein Grund, warum das Starterfeld an Internationalität kaum zu übertreffen war. Mehr als 120 Fahrer aus fast 20 Nationen hatten sich zur Premiere im idyllischen Engelberg, Kanton Luzern, eingefunden, darunter mit Cape-Epic-Siegen oder Weltmeister-Titeln dekorierte Topathleten.

Für Bikeboard.at mittendrin statt nur dabei waren die Bikepalast-Granden Mario Färberböck und Alex Baumschlager.
Nach gut sechs Stunden Anreise ab Salzburg und einem labrigen, dünn belegten Toast um stolze 20 Schweizer Franken checkten sie in einem selbst organisierten Hotel mit Raumhöhe 180 cm, dafür Fernseher und uriger Atmosphäre, ein. Denn im um wohlfeile 1.400 Fränkli gebuchten "Murmeltier"-Paket des Veranstalters waren Unterkunft und Frühstück nicht inkludiert. "Um das Geld kann man auch ganz entspannt auf einen zweiwöchigen All-inclusive-Luxusurlaub fliegen. Aber die Schweiz ist eben die Schweiz. Die Berge und der Rest haben ihren Preis", so Mario.

  • Mario FärberböckMario Färberböck
    Mario Färberböck
    Mario Färberböck
  • Alex BaumschlagerAlex Baumschlager
    Alex Baumschlager
    Alex Baumschlager
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Der Auftakt

Der Vorbereitungstag verstrich mit Nummernabholung, „Warmfahren“ im Dauerregen – Schnee stand im Skigebiet eher nicht am Programm – und einem Erkundungsgang durch Engelberg. Der Skiort nahe Luzern „ähnelt Obertauern, nur eben ohne Halligalli“, befanden die Salzburger. „Macht aber nichts, die Eidgenossen sind ja auch so allesamt sehr lustige Kumpanen.“
Lustig war auch ein Spanier, auf den das Duo beim Warmstrampeln auffuhr und der zum ersten Mal in seinem Leben echten Schnee sah. „Bergauf war alles ok mit ihm. Bergab haben wir ihn dann nie mehr gesehen“, schmunzelte Alex.

Dann kam der erste Renntag – und mit ihm das große Staunen. „Fatbike-Fahrer sind anders. Sie passen in keinerlei Schema“, erzählte Mario. „Da waren lauter bunte Vögel aus den USA, auch Alaska, Afrika und ganz Europa. Dresscode gab es auch keinen. Vom engen Rennraddress über die Badehose bis hin zum Hawaii-Hemd war alles vertreten. Wirklich eine tolle Mischung.“
Das Reglement war den beiden Österreichern zufolge „eher elastisch gehalten“. So war es etwa nicht auf der Platzierung eines Fahrers sondern auf einem Punktesystem aufgebaut. Der Sieger eines Rennens bekam 1000 Punkte und für jede Platzierung dahinter gab's einen Punkt Abzug.

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 Erlaubt ist, was gefällt. 

Fatbiker-Dresscode

Bereits am Vorabend war bekanntgegeben worden, dass die Strecke des ersten Bewerbes aufgrund des Schneemangels leicht abgeändert werden würde. Die neue Aufgabe: schnelle 30 Kilometer mit etwa 400 Höhenmetern.
Die Racer witzelten nervös, die Organisatoren checkten - nicht minder angespannt - letzte Details, der Hubschrauber kreiste. Und dann ging's los. Wiewohl zum Auftakt die Sonne durchbrach, stellte sich die Strecke als etwas tricky weil relativ eisig dar. "Alles kein Problem mit dem Fatbike", konstatierte Mario, während andere Teilnehmer sich durchaus öfter am Boden wiederfanden.

Bei den Herren siegte der Spanier Tomi Misser in 1:05.29 vor Olympiasieger Bart Brentjens und dem amtierenden Master-Weltmeister Rune Hoydahl. Die Damenwertung ging in 1:16.50 an die zweifache Cape-Epic-Siegerin Esther Süss. Mit Alba Wunderlin folgte eine weitere Schweizerin, Platz drei ging an Amber Stull aus den USA.
Mario und Alex schlugen sich, nachdem der erste Schock über den auf 9:30 vorverlegten Start verdaut war, mit den Rängen 4 und 12 hervorragend. Die beiden ritten mit 12,5 kg Airstreeem Fatbikes inklusive Federgabel und XX1 aus. Die neuen Dillinger 5 Spikereifen brachten den optimalen Grip. "Die perfekten Instrumente für diese Rennen", konstatierte die Bikepalast-Crew.

Tag 2: 3-in-1

Beim gemeinsamen Dinner wurde die nächste Programmänderung verkündet: Von den drei anstehenden Etappen sollte nur der Uphill wie geplant durchgeführt werden. Der Downhill hingegen würde wegen Schneemangels deutlich kürzer ausfallen, der Dual Slalom in einen Eliminator umgewandelt werden. Ein Raunen ging durch die Reihen, galten diese beiden Bewerbe doch – zumindest auf dem Papier – als die absoluten Highlights des Snow Epic.

Der zweite Renntag begann früh – angesichts dreier Bewerbe sicher kein Fehler. Aufgabe eins, die gut 800 Hm umfassende Auffahrt zur Brunnihütte, geriet sogar für manch erfahrenen Teilnehmer zum härtesten, was er bislang gemacht hatte (Sieg: Silvio Büsser und Esther Süss, beide SUI). Mario und Alex hingegen fühlten sich wohler, je höher sie sich schraubten – Rang 5 und 15, speziell für Mario rückte ein Podestplatz overall immer näher. Die Erwartungen stiegen.

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Nach dem Mittagessen auf der 1.860 m hoch und entsprechend spektakulär gelegenen Hütte folgte der Downhill. "Interessant war, dass jeder starten konnte, wie bzw. wann er wollte. Blöd war, dass niemand so recht wusste, wie lange die Strecke war und wo genau sie verlief", erzählte Mario. Auch sonst wurden die beiden Salzburger mit der nur zwei Minuten langen Sprint-Distanz nicht wirklich warm und verloren ordentlich Boden. Die beste Linie fanden die Schweizer Remo Heutschi und Alba Wunderlin.

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Weil aber ohnehin nur der Spaß zählt, wurde die restliche Strecke hinunter nach Engelberg ohne Zeitnehmung absolviert. Anfangs über Schnee, dann über matschiges Terrain und schließlich über festgefrorenen Waldboden, erwies sich das Gelände als ideal, um die Stärken der Fatbikes auszukosten.
Abschließend folgte um 18 Uhr der Eliminator auf der mit Flutlicht ausgeleuchteten Klostermatte. Jeweils vier Fahrer auf einem Rundkurs von 400 m Länge - Action! Die Stimmung war sensationell, zu den absoluten Helden im Schnee gerieten eindeutig die Fahrer aus Namibia. Mit kräftig ausgefahrenen Ellbogen kämpfte sich Alex auf den sensationellen siebten Rang, Mario finishte als 26.
Beim abendlichen Briefing dann die Vorankündigung: Zum Finale kommt endlich der erhoffte Schnee ...

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Grande Finale

Und wie er kam! Wuzzldick und unablässig. Von einer Stunde zur nächsten herrschte totaler Winter – und erneut musste der Rennverlauf geändert werden. Der neue Plan: Uphill bis zur Trübseebahn, von dort gemütlich weiter zum Mittagessen. Der Spanier Ibon Zugasti und erneut Esther Süss waren mit 20:03 bzw. 22:50 Minuten die Tagesschnellsten, dahinter fightete Silvio Büsser und Tomi Misser um die Plätze. Wiewohl sieben Zehntelsekunden unterlegen, konnte der Spanier mit Rang drei seinen Gesamtsieg vor Rune Hoydahl und Büsser verteidigen. Silber und Bronze bei den Damen gingen sowohl im Finale als auch gesamt an Alba Wunderlin und Amba Stull.
Unsere beiden Gladiatoren belegten die Ränge 13 (Alex) und 29 (Mario), was in der Endabrechnung Platz 9 und 15 ergab.

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Der Downhill über die Rodelbahn wurde gestrichen. Nachdem ihn die Veranstalter als nur bedingt fahrbar deklarierten, konnte er wahlweise sogar per Gondel absolviert werden. Mario und Alex beschlossen, ihr Glück auf zwei Rädern zu versuchen – und bestritten die Abfahrt ihres Lebens.
„Mit dem Fatbike eine griffige Rodelbahn runterzubrettern, ist wohl das schönste, was man sich als Biker vorstellen kann. Ein Traum! Der Schnee bremste gerade genug, dass man auch bei hoher Geschwindigkeit nie die Kontrolle verlor. Adrenalin pur! Ein Erlebnis der besonderen Art, das wir nie vergessen werden“, schwärmten die beiden und bedauerten deshalb auch sehr, dass die Abfahrt aus dem Programm genommen worden war.

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 Mit dem Fatbike auf der Rodelbahn – Adrenalin pur! 

Das Highlight, auch ohne Zeitmessung

Dieses und die vielen anderen Erlebnisse ließen die Fahrer beim abschließenden Gala Dinner samt Siegerehrung, Preisgeld-Übergabe und Video-Schauen Revue passieren. Ihr Fazit:
„Ein tolles Event. Wunderbare Landschaft, tolle Berge, ein phantastisches Teilnehmerfeld aus aller Welt, Kameradschaft und Freundschaft überall! Die Organisation war etwas durchwachsen und erforderte Flexibilität und die Schweiz ist eben, wie sie ist. Wer das Rennen im sportlichen Sinne nicht allzu ernst nahm, wurde Teil eines Erlebnisses, von dem er noch seinen Kindern und Enkelkindern erzählen wird – ob in Namibia, Kanada, Spanien, Alaska oder Kolumbien …

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