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Eine traurige Geschichte...


Buchdrucker47
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Als ich von der "Christlichen Seefahrt", nach einem halbjährigem

Intermezzo in der Prosektur des Sophienspitals wieder einen Job

in einer Druckerei fand, (was damals ganz leicht war), besuchte

ich nach nach der Arbeit alle umliegenden Lokale im ersten

Bezirk Wiens, darunter auch das "Kleine Cafe", wo ich meine

"Große Liebe" fand. Schlank, elegant, gebildet, kurz, eine

"Lady". Natürlich hatte ich schon vorher einige "Mädels"

gekannt, diese aber übertraf alles. Sie war "tres chic".

Geld stand nie zur Debatte, hatte sie doch im zweiten

Bezirk ein großes Farben- und Parfumeriegeschäft.

Trotzdem war sie nicht "highbrowed". Bei unseren Fahrten

nach Griechenland mit Bahn und Schiff verlangte sie nie

ein Viersternhotel, nein, wir nächtigten auf Hausdächern oder

am Strand.

 

Nun begab es sich, dass sie sich ein Haus im Weinviertel

kaufen wollte und wir deshalb, nach dem Studium der

einschlägigen Inserate mit ihrem Auto nach Norden fuhren,

Sie mit dem Renault 5, ich mit dem Rad.

 

Nach zwei Jahren wurden wir auch fündig.

Es war ein verrottetes kleines Haus mit einem tief in den

Löß gegrabenen Weinkeller, aber billig. Im Weinkeller

gab es sogar noch einige gefüllte Fässer, der Inhalt

jedoch gemahnte eher an Essig. Egal, wir tranken "das"

trotzdem.

 

Die Wände waren verschimmelt, es war feucht und kalt,

die Liebe übersieht all dies.

 

Jedes Wochenende fuhr ich mit meinem Rad zu ihr, half ihr,

so gut ich konnte, das Haus wieder bewohnbar zu machen

und nicht nur diese "Wohnhöhle", sondern auch den Garten.

 

Im Garten wohnte auch eine griechische Landschildkröte,

die ich auf einer winzigen Insel fand und von der ich dachte,

dass es ein von Ameisen leergefressener Panzer sei.

Ich war sehr erschrocken, als dieser Panzer plötzlich

kleine Beinchen und auch ein Köpfchen rausstreckte,

um zu dokumentieren, dass sie doch noch am Leben seie.

 

Sie wurde binnen weniger Jahre so groß, dass, als ich mich im

Liegestuhl fläzte, sie mich in die große Zehe biss, was die

Sympathie zu diesem possierlichem Tierchen etwas abschwächte.

Um sie dann im hohen Gras zu finden, klebte ich ihr mit

Tixoband einen großen roten Luftballon auf den Panzer.

 

Laaangweilig, werdet Ihr sagen, wann kommt denn endlich

was vom Rad fahren??

 

Das kommt jetzt.

 

Nachdem meine Freundin ihr Geschäft verkauft hatte, fuhr

ich am Wochenende zu ihr. Bis vier Uhr morgens saß ich

im Cafe Hummel, Wien 8, Josefstädterstraße, begab mich

mit grob geschätzten vier Promille nachhause in die

nahegelegene Pfeilgasse, wo ich residierte, zog mich

binnen kurzer Zeit um, (buntes Radtrikot, schwarze

Baumwollhose, weiße Socken, Radschuhe), bestieg mein

Rennrad und fuhr in Windeseile über den Gürtel über

Gerasdorf, Aderklaa, Gänserndorf, Prottes nach Ebental,

wo ich dann um sieben Uhr morgens kleine Steinchen

gegen ihre Fenster warf, um meine Liebesbereitschaft

bemerkbar zu machen. Diese Bemühungen waren immer

von Erfolg gekrönt. Der Rest bleibt der Fantasie der Leser

überlassen...

 

In vorgenannter Ortschaft gab es auch einen 16jährigen

sympathischen Youngster, der mein Rad bewunderte, weil

alles Campa, er arbeitete bei RIH als Lehrling, ich hatte

einen gebrauchten Damenrahmen und auch sonst einige

Komponenten, (Laufräder, Schaltung etc), die er mir nur

zusammenbauen sollte, dies tat er auch, um den lächerlichen

Preis von 5oo.- Schilling, und schon fuhren wir nächsten Tags

hügelauf-hügelab bis zur Brünner Straße, wo wir zwei

Gespritzte tranken.

 

Meine Freundin war hellauf begeistert, weil sie nicht wußte,

dass mit Schaltung und Schlauchreifen Rad fahren so viel

Spaß machen kann!

 

Es tut mir Leid, Euch mitteilen zu müssen, dass dieser

Freund aus Ebental, der mir dieses Rad so liebevoll

zusammenstellte, kurze Zeit später nicht mehr unter

den Lebenden weilte.

 

Ihn ereilte das Schicksal, das fast alle ereilt, die mit

18 Jahren ein 5000.- Schilling teures "Auto" kaufen und

glauben, die nächste Kurve würde mit 100 kmh zu meistern

sein. Mit ihm starben noch vier Freunde.

 

Nachtrag: Fast hätte ich es vergessen, es zu erzählen!

 

Auf der Fahrt zu meiner Freundin, die ich ja des öfteren

besuchte, stand um etwa sechs Uhr morgens immer

derselbe Gendarm, ca 55 Jahre alt, etwas beleibt, bei

einem Zebrastreifen, er kannte mich schon und rief mir

zu: "Bravo, bravo, so woin ma unsere Buaschn".

 

Ich bin nicht stehengeblieben, um ihn vom Gegenteil

zu überzeugen.

 

Es grüßen alle Boardies, die Gefallen an dieser Story

gefunden haben, (für deren Wahrheitsgehalt ich mich

wie immer verbürge),

 

Hans (und Pepi)

 

PS: Die nächste Story heißt: " Wie bringt man eine

Kiwi-Bowle nach Weikertschlag und zurück?"

 

 

:wink: :wink:

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..... zog mich binnen kurzer Zeit um, (buntes Radtrikot, schwarze

Baumwollhose, weiße Socken, Radschuhe) .......................die Liebe übersieht all dies.

 

:wink: :wink:

 

ja, das muß wahre liebe sein! hut ab! :p

 

 

weiße socken ....... :rofl:

 

trotzdem nettes gschichtl. was auch immer bald mal pasiert, mich interessierts!

 

(warum bloß können politiker sich nicht in solche geheimnisse hüllen?)

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Tolle Geschichte! :toll:

Bin schon gespannt auf die Fortsetzung: Wie ging es mit der tres chicen Freundin weiter?

Und was wurde aus der Schildkröte?

 

Hi Chris,

 

Deine Neugier wird in Kürze (hoffentlich) befriedigt werden, das

Manuskript habe ich heute verfertigt, weiß aber nicht, ob ich

noch die Power habe, es in den Laptop reinzutippen.

 

:wink::wink:

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Der Schreibstil erinnert doch ein wenig an den von mir hoch geschätzten Wanderbrief einer anderen Revue...:klatsch:

 

Hallo noBrakes,

 

Was, bitte, ist ein "Wanderbrief einer anderen Revue"

 

Ich bitte um Aufklärung!

 

(Dass "the future just written" ist, weiß ich auch,

da kann ich Dir nur Recht geben.

 

:wink: :wink:

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da fällt mir eigentlich nur eins ein.

"Knapp daneben ist auch vorbei"

 

das betrifft jetzt aber nicht Deine Geschichte, die mir sehr gefällt, sondern Deinen Beruf. Du hättest nicht Buchdrucker sondern Schriftsteller werden sollen.

 

Mit Deiner Annahme hast Du Recht, leider ist man als

14jähriger noch zu unreif, um zu erkennen, wofür das

Leben einen bestimmt hat.

 

:wink: :wink:

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ja, das muß wahre liebe sein! hut ab! :p

 

 

weiße socken ....... :rofl:

 

trotzdem nettes gschichtl. was auch immer bald mal pasiert, mich interessierts!

 

(warum bloß können politiker sich nicht in solche geheimnisse hüllen?)

 

 

WEISSE Socken waren 1963 PFLICHT! Alles Andere wäre ein

Stilbruch gewesen!

 

:wink: :wink:

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Hi Chris,

 

Deine Neugier wird in Kürze (hoffentlich) befriedigt werden, das

Manuskript habe ich heute verfertigt, weiß aber nicht, ob ich

noch die Power habe, es in den Laptop reinzutippen.

 

:wink::wink:

Naja, jetzt warten wir aber schon ein bissl lang...

 

meinst nicht?

:wink:

 

Wieso tippst Du die Geschichten nicht gleich in den Laptop rein? Sag bloß Du schreibst die Geschichten auf so einer altmodischen Schreibmaschine vor?! :eek::p:cool:

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:wink:

Eigentlcih steht da "Manuskript", das würde bedeuten, dass er es von Hand vorschreibt. ;)

 

Er hat die Geschichte in einem eigenen neuen Thread fortgesetzt. Such anch Bowle. ;)

 

TomCool hat natürlich recht, Manuskript heißt: "Mit der Hand

geschrieben". (Ich schreibe alles mit der Hand, weil ich es so

gewohnt bin).

 

Er hat auch richtig erkannt, dass sich dieser Thread

unter "Kiwibowle" fortsetzt.

 

Applaus für TomCool !!!

 

:klatsch: :klatsch:

 

Hans und Pepi

 

:wink: :wink:

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