Zum Inhalt springen

Der Selberbruzzler Thread - Eine Chronologie des Scheiterns


Empfohlene Beiträge

Geschrieben
Wir haben das vordere Rahmendreieck beim letzten Mal gepunktet, aber nicht durchgelötet. Nach 2 Wochen waren die Muffen durchwegs rostig und die Lötstellen somit nicht mehr blank. Flußmittel hatten wir auch keines aufgetragen, dass den Oxidationsprozess verhindert hätte, weil wir ja eh "flussmittelummanteltes Lot" verwenden (dass allerdings nur an den gepunkteten Stellen wirkt und sonst nirgends). Die perfekte Lötqualität war damit dahin..

 

Nein, nein, nein wie kann man sowas denn machen :bawling:

 

Weil wir allerdings festgestellt haben, dass wir lernresistent sind, haben wir ein bisserl Projektmanagement-Methoden eingeführt. Ab sofort hängt eine "Mind-Map" in der Werkstatt, in der wir unsere Erkenntnisse sammeln und jederzeit für uns sichtbar ist.

 

Dann schreibt jetzt jeder 100x an die "Mind-Map": Lotstellen müssen metallisch blank sein, Lotstellen müssen mettalisch blank sein, Lotstellen müssen metallisch blank sein, Lotstellen müssen metallisch blank sein ....:aerger:

 

Ich glaub´s nicht - da kommt man mitten in der Nacht aus der Werkstatt und muß sowas lesen.

 

gute Nacht

Ulrich

Geschrieben

da hamma den salat :(

 

einmal nicht aufgepasst und schon wieder einen pfusch gedraht...

daran hatte ich vor 2 wochen auch nicht gedacht, eh klar und offensichtlich. das hab ich schon in der ersten klasse htl gelernt.

 

schenannt! :rolleyes:

Geschrieben (bearbeitet)

So,

 

nach dem Schrecken und der kleinen Standpauke :eek: mal wieder was Konstruktives.

 

Auf den Bildern kann man ja erahnen, wie Ihr den Rahmen für das Löten der Steuerrohrmuffen eingespannt habt: Steuerrohr mehr oder weniger senkrecht bzw. Rahmen in seiner "natürlichen Haltung".

 

Wenn das Lot flüssig ist, kann man es durch drei verschiedene "Methoden / Sachverhalte" dazu bewegen, dahin zu laufen, wo es hin soll: die Schwerkraft, die Kappilarwirkung und die Temperatur.

 

Wenn man diese drei miteinander kombiniert, geht das Muffenlöten am einfachsten.

Aus diesem Grund macht es Sinn, sich Gedanken darüber zu machen, wie das Werkstück eingespannt werden kann um gut und schnell löten zu können. Bei den Steuerrohrmuffen spanne ich den Rahmen immer so ein, dass das Steuerrohr unten ist und Ober- und Unterrohr nach oben ragen. Aus folgenden Gründen:

An diesen Verbindungsstellen werden Rohre mit teilweise sehr unterschiedlichen Wandstärken aneinandergefügt (das Steuerrohr kann gut doppelt so dickwandig sein, wie die Endverstärkungen von Ober- oder Unterrohr). Es dauert also wesentlich länger, bis dieses Rohr auf Temperatur gebracht ist - es dauert aber auch länger, bis dieses Rohr wieder abgekühlt ist. Das mache ich mir zu Nutze - hier am Beispiel obere Steuerrohrmuffe.

Wichtig ist bei allen Muffenlötungen das Vorwärmen. Wenn das Steuerrohr unten ist, kann ich dieses (und den dazugehörigen Muffenteil) schön gleichmäßig mit der Flamme vorwärmen. Da die Temperatur immer auch nach oben steigt, wird das Oberrohr gleich mit angewärmt, ohne dass ich die Flamme auf das dünnwandige Rohr halten muß. Wenn ich am Flussmittel erkenne, dass das Steuerrohr so langsam die richtige Temperatur hat, streiche ich mit der Flamme auch über das Oberrohr um es auf Temperatur zu bringen. Die Flamme hier nie direkt im rechten Winkel aufs Rohr halten - nur seitlich drüberstreicheln und immer schön in Bewegung halten. Hat die Verbindungsstelle die richtige Temperatur kann ich das Lot zugeben und zwar (fast) ausschließlich von oben - der Oberrohrseite. Durch die Schwerkraft und Kappilarwirkung läuft das Lot runter in Richtung Steuerrohr. Das unterstütze ich mit der Flamme und "ziehe" das Lot weiter in der Muffe nach unten zur Muffenkante am Steuerrohr. Da das Oberrohr dünnwandig ist, kühlt es schneller ab, das Lot bleibt nicht durch die Temperarur festgehalten sondern läuft "freiwillig" der Schwerkraft, der Kappilarwirkung und der Flamme folgend durch die Muffe von einer Muffenkante zur anderen. Diese Arbeitsmethode hat auch den Vorteil, dass die Wege für das Lot recht kurz sind. Gebe ich das Lot nur von einer Richtung (z.B. Oberrohr) zu, kann ich mir auch sicher sein, dass der Muffenspalt ganz mit Lot ausgefüllt ist, wenn das Lot auf der anderen Seite / Muffenkante zum Vorschein kommt und bei der "Eingangsseite" der Spalt immer noch mit Lot gefüllt ist. Ist zu wenig Lot geflossen, kann ich von oben "nachfüttern". Habe ich zu viel Lot zugegeben, ziehe ich es mit der Flamme von der Oberkante, durch die Muffe nach unten und fülle damit den "Verstärkungsring" der Muffe des oberen Steuerrohrrandes. Sollte es immer noch zu viel Lot sein und "Batzen" / "Tränen" an der Muffenkante stehen, ziehe ich diese mit der Flamme an den Steuerrohrüberstand, der später abgeschnitten wird (hierzu kann man den Rahmen evtl. etwas drehen, damit der Rand nach unten zeigt). Um seitlichen Verzug zu vermeiden, ist es auch sinnvoll an den Oberrohrseiten nur so viel Temperatur zuzugeben wie unbedingt erforderlich. Daher "füttere" ich das Lot überwiegend von der Ober- und Unterseite des Oberrohres zu (also den Bereich der Muffenspitzen) und nur relativ wenig von den Seiten. Man muß natürlich sehr aufpassen, da die langen Muffenspitzen sehr schnell zu heiß werden. Das betrifft insbesondere die obere Muffenspitze der oberen Steuerrohrmuffe (vor Allem wenn die Spitze auch noch schön dünngefeilt wurde). Um diese Spitze nicht zu "verbrennen" mache ich nur an dieser Stelle eine Ausnahme und gebe das Lot von der Steuerrohrkante zu und ziehe es mit Hilfe der Flamme und der Kappilarwirkung entgegen der Schwerkraft nach oben zur Muffenspitze und auch (wieder mit) der Schwerkraft Richtung der Muffenkanten am Steuerrohr und entlang des Rings.

 

Abschließend kontrolliere ich noch alle Muffenkanten und ziehe sie ggf. mit der Flamme nach - das ergibt eines sehr sauberen Lot abschluss. Um das sehen zu können darf aber auch nicht zu viel Flussmittel auf dem Rohr sein. Man kann mit dem Lotstab die Muffenkante nochmals nachfahren, das Flussmittel entfernen und die Lotkante überprüfen. Hierzu wird nur sehr wenig Temperatur benötig, dadurch kühlt die Lotstelle auch nicht zu schnell und schön gleichmäßig ab.

 

Schön gelötete Muffenkante erzeugt man auch dadurch, dass man die Muffenkanten anfast. Dadurch wird die Kapillarwirkung etwas füher "unterbrochen" und das Lot bleibt an der Kante stehen.

 

Das Ganze ist (für mich in Schriftform) schwer zu beschreiben. Daher wenn was unverständlich ist Fragen, Fragen, Fragen. Jedoch erlernt man das meiste durch zusehen und üben, üben, üben.

 

Grüße Ulrich

Bearbeitet von vogel rahmenbau
Geschrieben
So,

 

nach dem Schrecken und der kleinen Standpauke :eek: mal wieder was Konstruktives.

 

Auf den Bildern kann man ja erahnen, wie Ihr den Rahmen für das Löten der Steuerrohrmuffen eingespannt habt: Steuerrohr mehr oder weniger senkrecht bzw. Rahmen in seiner "natürlichen Haltung".

 

Wenn das Lot flüssig ist, kann man es durch drei verschiedene "Methoden / Sachverhalte" dazu bewegen, dahin zu laufen, wo es hin soll: die Schwerkraft, die Kappilarwirkung und die Temperatur.

 

Wenn man diese drei miteinander kombiniert, geht das Muffenlöten am einfachsten.

Aus diesem Grund macht es Sinn, sich Gedanken darüber zu machen, wie das Werkstück eingespannt werden kann um gut und schnell löten zu können. Bei den Steuerrohrmuffen spanne ich den Rahmen immer so ein, dass das Steuerrohr unten ist und Ober- und Unterrohr nach oben ragen. Aus folgenden Gründen:

An diesen Verbindungsstellen werden Rohre mit teilweise sehr unterschiedlichen Wandstärken aneinandergefügt (das Steuerrohr kann teilweise gut doppelt so dickwandig sein, wie die Endverstärkungen von Ober- oder Unterrohr). Es dauert also wesentlich länger, bis dieses Rohr auf Temperatur gebracht ist - es dauert aber auch länger, bis dieses Rohr wieder abgekühlt ist. Das mache ich mir zu Nutze - hier am Beispiel obere Steuerrohrmuffe.

Wichtig ist bei allen Muffenlötungen das Vorwärmen. Wenn das Steuerrohr unten ist, kann ich dieses (und den dazugehörigen Muffenteil) schön gleichmäßig mit der Flamme vorwärmen. Da die Temperatur immer auch noch oben steigt, wird das Oberrohr gleich mit angewärmt, ohne dass ich die Flamme gleich auf das dünnwandige Rohr halten muß. Wenn ich am Flussmittel erkenne, dass das Steuerrohr so langsam die richtige Temperatur hat, streiche ich mit der Flamme auch über das Oberrohr um es auf Temperatur zu bringen. Die Flamme hier nie direkt im rechten Winkel aufs Rohr halten - nur seitlich drüberstreicheln. Hat die Verbindungsstelle die richtige Temperatur kann ich das Lot zugeben und zwar (fast) ausschließlich von oben - der Oberrohrseite. Durch die Schwerkraft und Kappilarwirkung läuft das Lot runter in Richtung Steuerrohr. Das unterstütze ich mit der Flamme und "ziehe" das Lot weiter in der Muffe nach unten zur Muffenkante am Steuerrohr. Da das Oberrohr dünnwandig ist, kühlt es schneller ab und das Lot läuft "freiwillig" der Schwerkraft, der Kappilarwirkung und der Flamme folgend durch die Muffe von einer Muffenkante zur anderen. Diese Arbeitsmethode hat auch den Vorteil, dass die Wege für das Lot recht kurz sind. Gebe ich das Lot nur von einer Richtung (z.B. Oberrohr) zu, kann ich mir auch sicher sein, dass der Muffenspalt ganz mit Lot ausgefüllt ist, wenn das Lot auf der anderen Seite / Muffenkante zum Vorschein kommt und bei der "Eingangsseite" der Spalt immer noch mit Lot gefüllt ist. Ist zu wenig Lot geflossen, kann ich von oben "nachfüttern". Habe ich zu viel Lot zugegeben, ziehe ich es mit der Flamme von der Oberkante, durch die Muffe nach unten und fülle damit den "Verstärkungsring" der Muffe des oberen Steuerrohrrandes. Sollte es immer noch zu viel Lot sein und "Batzen" / "Tränen" an der Muffenkante stehen, ziehe ich diese mit der Flamme an den Steuerrohrüberstand, der später abgeschnitten wird (hierzu kann man den Rahmen evtl. etwas drehen, damit der Rand nach unten zeigt). Um seitlichen Verzug zu vermeiden, ist es auch sinnvoll an den Oberrohrseiten nur so viel Temperatur zuzugeben wie unbedingt erforderlich. Daher "füttere" ich das Lot überwiegend von der Ober- und Unterseite des Oberrohres zu (also den Bereich der Muffenspitzen) und nur relativ wenig von den Seiten. Hier muß man natürlich sehr aufpassen, da die langen Muffenspitzen sehr schnell zu heiß werden. Das betrifft insbesondere die obere Muffenspitze der oberen Steuerrohrmuffe (vor Allem wenn die Spitze auch noch schön dünngefeilt wurde). Um diese Spitze nicht zu "verbrennen" mache ich nur an dieser Stelle eine Ausnahme und gebe das Lot von der Steuerrohrkante zu und ziehe es mit Hilfe der Flamme und der Kappilarwirkung entgegen der Schwerkraft nach oben zur Muffenspitze und auch mit der Schwerkraft Richtung der Muffenkanten am Steuerrohr und entlang des Rings.

 

Das Ganze ist (für mich in Schriftform) schwer zu beschreiben. Daher wenn was unverständlich ist Fragen, Fragen, Fragen.

 

Grüße Ulrich

 

Erst mal, die Mindmap war das Resultat unseres Fehlers und ist, denke ich, wichtig für weitere Arbeiten und zur Fehlervermeidung.

 

Die Beschreibung ist ziemlich klar, und werden wir (gekürzt) auf die Mindmap aufnehmen.

Den gezeigten Rahmen haben wir erst gepunktet, ausgerichtet und dann frei fertig gelötet (und wurde gerade). Das Löten in einer normalen Radhalterung mit Schwenkarm sollte die nötige Flexibilität bringen um den Rahmen immer in einer optimalen Position zu halten.

Geschrieben

Ulrich,

 

schau mal im Anhang, ob ich deine Erklärung richtig interpretiere.

Interessant wärte auch ein Foto von deiner typischen Flamme (Länge der Flamme und des Kegels). Ich glaub nämlich, dass wir eine zu kleine Berührungsfläche von Flamme auf Muffe haben - oder andersrum - mit mehr "Bums" drauffahren müßten für deine technik (aber ich kann mich da auch grade gefühlstechnisch irren)

Ulrich-OR_SR.pdf

Geschrieben

ich konstruiere gerade gedanklich meinen ersten rahmen, es wird ein fixedcrosser mit horizontalen ausfallern, dazu eine grundsätzliche frage:

 

sind bahnnaben ( novatec 36 loch ) einbaumaß 120mm als grundlage für einen laufradsatz bezüglich stabilität und haltbarkeit geeignet?

Geschrieben

 

Wir haben das vordere Rahmendreieck beim letzten Mal gepunktet, aber nicht durchgelötet. Nach 2 Wochen waren die Muffen durchwegs rostig und die Lötstellen somit nicht mehr blank. Flußmittel hatten wir auch keines aufgetragen, dass den Oxidationsprozess verhindert hätte, weil wir ja eh "flussmittelummanteltes Lot" verwenden (dass allerdings nur an den gepunkteten Stellen wirkt und sonst nirgends). Die perfekte Lötqualität war damit dahin.

 

/IMG][/url]

 

Moin Moin,

 

es ist ja nicht so, daß Euch das vor zwei Wochen keiner geschrieben hätte. :-)

Ich mache Arbeiten, die vernünftigerweise direkt aufeinander folgen sollten, auch immer direkt nacheinander. Da lasse ich lieber was ein paar Tage liegen, bis ich einen Zeitblock habe, in den die Arbeit auch komplett hineinpaßt. Das Schweißen von vorderen Rahmendreiecken ist bei mir so ein Fall, das dauert mit anschleifen und säubern rund 3 Stunden. Auch Aluminiumarbeiten müssen am selben Tag abegeschlossen werden, möchte man von der Wärmebehandlung her optimale Ergebnisse.

 

Flammbilder sind so eine Sache. Ulrich verwendet Sauerstoff/Flüssiggas. Nach seinen guten Erfahrungen damit habe ich auch irgendwann umgestellt und löte mit Acetylen eigentlich gar nicht mehr. Dementsprechend sind auch die Flammbilder anders.

 

Viele Grüße,

Georg

Geschrieben
ich konstruiere gerade gedanklich meinen ersten rahmen, es wird ein fixedcrosser mit horizontalen ausfallern, dazu eine grundsätzliche frage:

 

sind bahnnaben ( novatec 36 loch ) einbaumaß 120mm als grundlage für einen laufradsatz bezüglich stabilität und haltbarkeit geeignet?

 

Ich hab unter Verwendung von billigen Ritzeln und jugendlicher Forschheit beide Gewinde relativ bald ruiniert. Mit hochwertigen Ritzel seh ich auch im (gemäßigten) Geländeeinsatz kein Problem. Mit der Vorderradnabe bin ich am Stadtradl so lang gefahren, bis ich die gegen ein Nabendynamo getauscht hab. Da waren viele Randsteinsprünge, Schlaglöcher und auf paar Gelände-km dabei. Die Lagerung war bei jeder Novatec Bahnnabe, die ich in Händen gehalten habe unglaublich leichtgängig - auch nach 2-3 Jahren Einsatz bei jedem Wetter und ohne Pflege.

Geschrieben (bearbeitet)
Ulrich,

 

schau mal im Anhang, ob ich deine Erklärung richtig interpretiere.

Interessant wärte auch ein Foto von deiner typischen Flamme (Länge der Flamme und des Kegels). Ich glaub nämlich, dass wir eine zu kleine Berührungsfläche von Flamme auf Muffe haben - oder andersrum - mit mehr "Bums" drauffahren müßten für deine technik (aber ich kann mich da auch grade gefühlstechnisch irren)

 

Die Grafik ist natürlich stark vereinfacht und reduziert - aber ich denke Du hast den Ansatz schon richtig verstanden. Das Bild gehört noch 90 Grad gedreht, damit das Steuerrohr nach unten kommt.

 

Natürlich bekommt das Oberrohr auch etwas Flamme ab - aber halt erst etwas später und auch nicht so viel wie das dickwandige Steuerrohr.

 

Bilder von der Flamme werden nicht viel bringen, da ich sch... Fotos mache und die Farben ohnehin total verfälscht werden (Kamera, Bildschirm etc.) um für Vergleiche herhalten zu können.

Aus eigener Erfahrung und Gesprächen mit vielen "Anfängern" und auch langjährigen Profis habe ich den Eindruck gewonnen, dass fast jeder Anfangs eine zu kleine Flamme benutzt - was durch Deine Einschätzung auch bestätigt wird. Die Folge ist, dass man zwar die Werkstatt schön warm bekommt, das Rohr aber nicht schnell genug auf Arbeitstemperatur. Dann läuft das Lot nicht richtig und alles dauert noch viel länger. Der Zeitfaktor spielt beim Löten auch eine gewisse Rolle. Es macht dem Rohr auch keinen Spaß ne halbe Stunde auf 595 Grad "geköchelt" zu werden. Das liegt vermutlich daran, dass man permanent eingebläut bekommt wie schädlich eine zu hohe Temperatur für das Metall ist. Eine zu niedrige Temperatur bringt aber auch keine Vorteile. Je erfahrener und routinierter beim Löten und mit der Flamme man wird, desto "größer" kann man die Flamme einstellen. Man sieht rechtzeitig wann das Metall Arbeitstemperatur hat und die Flamme wieder weg muß. Bei der letzten Eurobike habe ich mich mit Michael Kemper (Pedersen Räder und Transporträder) unterhalten und ihm erzählt, dass ich irgendwann mal sogenannte "Brausen" als Lötspitzen ausprobieren will - ich dachte dabei an Tretlagergehäuse. Er meinte er hätte bei Muffenlötungen sehr viel mit diesen Brausen gearbeitet. Bis dato habe ich es aber noch nicht versucht. Brausen sind Lötspitzen mit mehreren Düsen-Löchern im Kopf. Daraus ergibt sich eine breitere / größere Flamme. Ursprünglich sind sie zum Vorwärmen dickwandiger Stahlteile gedacht.

 

Viele Grüße

Ulrich

Bearbeitet von vogel rahmenbau
Geschrieben (bearbeitet)

Na, dann lieg ich mit meiner Einschätzung nicht falsch. Zweifel sind mir nicht erst seit deiner Beschreibung heute Vormittag gekommen, sondern auch schon davor beim Youtube-Schauen wie es so der eine oder andere amerikanische Kapazunder macht. Die haben alle eine größere Flamme als wir. Mit deiner Technik und unserer Flamme würde nix gescheites rauskommen. Ich glaube nämlich, dass unsere Flamme (energiemäßig) zu schwach ist und auch auf eine zu kleine Fläche einwirkt. Wir kriegen eine Muffe nicht großflächig warm, um das Lot anständig weit fließen zu lassen.

 

Wir müssen das beim nächsten Selberbruzzler-Abend am Objekt nochmals besprechen.

 

hier mal ein Vergleich unserer Flamme mit der vom Richard Sachs bzw Nagasawa

 

[ATTACH]124676[/ATTACH]

 

 

Bearbeitet von Noize
Geschrieben
[ATTACH]124676[/ATTACH]

 

Auf Grund von Fotos und Filmen die Flammen zu beurteilen ist sehr schwierig bis unmöglich, da die Farben in Natura komplett anders aussehen und einige "Flammenteile" oft gar nicht auf Bildern sichtbar sind.

Eure Flamme scheint mir zu klein zu sein und was noch wichtiger ist, ich vermute Ihr habt eine oxidierende Flamme (Sauerstoffüberschuss) und keine reduzierende Flamme (Brenngasüberschuss) eingestellt. Die Flamme sieht auf dem Bild sehr "scharf" aus. Eine reduzierende Flamme erkennt man daran, dass sich um den inneren Flammenkegel (der meist weiß oder hell-bläulich aussieht) ein weiterer Flammenkegel bildet der mehr ins orange/gelbliche aussieht. Um diese beiden "inneren" Flammenkegel ist dann der äußere Flammenkegel.

Ich arbeite mit Propangas - da sieht die Flamme etwas anders aus als mit Acetylen (mit dem ich erst zweimal gearbeitet habe).

Bei Richard Sachs ist vieles für die Außendarstellung gemacht (vermute ich) ob er wirklich mit der sehr großen Flamme arbeitet (die er ganz am Anfang des Filmchens einstellt) kann ich nicht sagen - bei dem Gabelausfallende sieht die Flamme schon wieder etwas kleiner aus.

Nagasawa benutzt vermutlich eine Brause, wie ich es auch mal ausprobieren will.

 

Viele Grüße

Ulrich

Geschrieben

Moin Moin,

 

ganz gut in diesem Zusammenhang ist ein Dokument von Linde: http://www.linde-gas.de/international/web/lg/de/like35lgde.nsf/repositorybyalias/pdf_acetylen-prospekt/$file/neu_Acetylen_2010.pdf

Allerdings muß man bei allem, was mit Flaschengas zu tun hat, vorsichtig sein: Es wird überwiegend zum Schweißen verwendet, das ist eine völlig andere Welt. Die Flamme wird völlig anders genutzt. So beziehen sich auch die meisten Publikationen hauptsächlich darauf. Auch die Außendienstler und Mitarbeiter der Schweiß-Shops kennen sich meist mit Löten auf höherem Niveau nicht aus!

Hier in Schweinfurt gibt es in der Industrie einige Anwendungen, aber auch das ist wieder eine völlig andere Welt.

 

Viele Grüße,

Georg

 

P.S. Link nochmal direkt zum Klicken:

 

http://www.linde-gas.de/international/web/lg/de/like35lgde.nsf/repositorybyalias/pdf_acetylen-prospekt/$file/neu_Acetylen_2010.pdf

Geschrieben (bearbeitet)
..........Brausen sind Lötspitzen mit mehreren Düsen-Löchern im Kopf. Daraus ergibt sich eine breitere / größere Flamme. Ursprünglich sind sie zum Vorwärmen dickwandiger Stahlteile gedacht.

 

wenn ich mir das video von nagasawa anschau, das ist nicht meins, dann lieber wigschweißen.

 

für mich hat so etwas wie muffen rein den zweck die verbindungsfläche zu vergrößern und im vergleich mit stumpflöten mit großer kehlnaht etwas von dem teuren lot einzusparen oder um der verbindung ein anderes design zu geben als den gerundeten übergang, der hang zum ornament ist mir aber auch fremd.

(rohre in muffen zusammenstecken und mit lotdepot in den ofen zu schieben macht aber schon sinn, nämlich den der kostenersparnis und hier kann man auch exakt und rasch die richtige arbeitstemperatur herstellen)

 

vor kurzem hatte ich wieder eine (gecrashte) schöne verchromte rennradgabel in der hand, gabelscheiden und gabelschaft waren nur zu ca 25% im gabelkopf eingelötet, von außen sah alles wunderbar aus.

Bearbeitet von fliehkraft
Geschrieben

vor kurzem hatte ich wieder eine (gecrashte) schöne verchromte rennradgabel in der hand, gabelscheiden und gabelschaft waren nur zu ca 25% im gabelkopf eingelötet, von außen sah alles wunderbar aus.

 

Wahrscheinlich ist das gar nicht so selten, solche Fälle hatte ich auch schon.

 

Was ich hier aber etwas vermisse, ist der neueste Trend zum Superleichtbau im Stahlrahmenbau! Anbei ein Bild, das zeigt, was alles möglich ist. :-)

 

Viele Grüße,

Georg

GEBLA-Leichtbau.jpg

Geschrieben
wenn ich mir das video von nagasawa anschau, das ist nicht meins, dann lieber wigschweißen.

 

Mei, der arbeitet halt auch bei Feingussmuffen wie eh und jeh mit Bronze- oder Messinglot. Das machen noch sehr viele Rahmenbauer.

Ich denke es wird fast nur im deutschsprachigen Raum so viel hochprozentiges Silberlot benutzt - evtl. noch bei den Amerikanern.

 

vor kurzem hatte ich wieder eine (gecrashte) schöne verchromte rennradgabel in der hand, gabelscheiden und gabelschaft waren nur zu ca 25% im gabelkopf eingelötet, von außen sah alles wunderbar aus.

 

Deswegen empfehle ich auch sehr, das Lot nur von einer Seite zuzufüttern. Die Chance den Muffenspalt vollkommen aufzufüllen steigt dadurch erheblich. Und gelegentlich eine gelötete Verbindung aufzuschneiden ist auch immer lehrreich und beruhigend (hoffentlich).

 

Grüße Ulrich

Geschrieben

 

Was ich hier aber etwas vermisse, ist der neueste Trend zum Superleichtbau im Stahlrahmenbau! Anbei ein Bild, das zeigt, was alles möglich ist. :-)

 

Viele Grüße,

Georg

 

 

Ich will nicht das Drahtgittermodell meines Rahmens, sondern meinen Rahmen bauen. Aus ganzen Teilen.

Schwer und altmodisch halt. So wie ich :D

Geschrieben

Hab ich übrigens schon erzählt, dass der alte Ernesto besser als ich weiß, welche Geometrie ich brauche ?

Ich war gestern mit meinem Master draußen und obwohl der Selberbruzzler-Rahmen eine Kopie meines Masters sein sollte, waren die vier Stunden auf dem Colnago Master irgendwie angenehmer.

 

Ich muss mal die beiden Rahmen nochmals genau ansehen. Irgendwo hat sich da ein Fehler eingeschlichen. Oberrohrlänge ist gleich, Vorbau und Lenker identisch (110mm, 3TTT Morphe)

Geschrieben

Vielleicht ist das auch genau das, was ich meine, wenn ich behaupte, daß man schon spürt, ob ein Rahmen krumm oder halbwegs gerade ist? Ein krummer Rahmen kann so stark radieren, daß er sich trotz wendiger Geometrie sehr dumpf anfühlt. Ein sehr gerader Rahmen fühlt sich dagegen auch mit gemäßigter Geometrie recht lebhaft an.

 

Viele Grüße,

Georg

Geschrieben
war die zeichnung die kopie des master? dann würds mich nicht wundern. der fertige rahmen hat ja mit der zeichnung gar nicht mehr zusammengepasst. als wir tretlager- und sitzrohrachse aufgelegt haben ist das steuerrohr 2cm zu hoch und etwas flacher gestanden als am papier. foto müsste ich noch irgendwo haben.
Geschrieben
war die zeichnung die kopie des master? dann würds mich nicht wundern. der fertige rahmen hat ja mit der zeichnung gar nicht mehr zusammengepasst. als wir tretlager- und sitzrohrachse aufgelegt haben ist das steuerrohr 2cm zu hoch und etwas flacher gestanden als am papier. foto müsste ich noch irgendwo haben.

 

Ich bin heute mit dem Selberbruzzler in die Arbeit gefahren. 32km. Zu meiner Aussage gestern muss ich mich selber ein bissal korrigieren. Der Steuerrohrwinkel ist gegenüber dem Master deutlich flacher. In Oberlenkerposition kann ich die Vorderradnabe zu einem großen Teil vor dem Lenker sehen. Beim Colnago ist sie genau darunter. Auch der Abstand Schuhspitze zu Reifen ist deutlich größer und insgesamt dürfte die OR-Länge marginal größer sein als beim Colnago.

 

Freihändigfahren funktioniert ganz gut mit dem Rad. Es neigt allerdings dazu, etwas nach rechts auszuweichen, was an der allgemeinen Krümmung des Rahmens nach rechts liegen dürfte.

Geschrieben

Gestern war wieder Selberbruzzlertag :)

 

An der Tagesordnung stand zuerst die Diskussion zur richtigen Flamme. Nach ausgestandenem Palaver gings dann an den zweiten und konstruktiv deutlich herausfordernden Teil, nämlich den Hinterbau.

Die Kettenstreben wurden also geschlitzt, wobei wir den Schlitz so gesetzt haben, dass die Ausfaller im eingelöteten Zustand näher zur Längsachse des Rahmen kommen.

Als erfahrende Rahmenbauer, haben wir auch nicht vergessen, beide Ausfaller so zueinander auszurichten, dass der Einbau eines Hinterrades überhaupt erst möglich wird. Und wir haben darauf geachtet, dass genügend Platz für ein 13er Ritzel zwischen Ausfaller und der dickeren Kettenstrebe bleibt.

 

Ganz der Erklärung vom Ulrich folgend haben wir die Flamme jetzt mit Gasüberschuss verwendet. Ebenso haben wir uns gemerkt, dass eine Lötstelle blank sein muss, was wir auch brav beherzigt haben.

Die erhoffte Verbesserung beim Verziehen des Lots ist auch prompt eingetreten und einstimmig waren wir der Meinung, dass der größte Fortschritt für uns gestern der Umstieg auf die "neue" Flamme war. Ganz zum Drüberstreuen haben wir auch ein neues Lot (Degussa irgendwas, der LL kann mehr dazu sagen) ausprobiert, von dem wir ebenso angetan waren.

 

Sonst ist irgendwie gestern mehr Bier vernichtet worden als Kettenstreben :D

 

Bilder folgen noch, muss ich erst noch vom Händy runterladen..

Geschrieben
es lässt sich definitiv ein fortschritt bei uns erkennen, find ich. trotz hopfen und malz (soviel wars gar nicht). die kettenstreben schauen jedenfalls sehr gut aus, wenn wir sie auch noch sauber in die tretlagermuffe einlöten, dann wird das der beste teil am rahmen. der abstand zum ritzel (ich glaub auf der kassette war ein 13er) beträgt ca. 5mm, also mehr als ausreichend.

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...