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Auf Achse: Into The Wold

Auf Achse: Into The Wold

15.02.23 07:38 2.281Text: gabriwa
Gabriel Waringer

Name: Gabriel Waringer Alter: 33 Jahre Größe: 183 cm Schrittlänge: ehrliche 843 mm Gewicht: ~ 82kg Fahrstil/ -können: Ein Gravelbike ersetzt (k)ein MTB!

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Fotos: Veranstalter
Urlaub im Ländle: Obwohl der Winter erneut seine langen Finger nach uns streckt und die Hoffnung auf einen baldigen Frühling zunichte macht, ist genau jetzt die richtige Zeit, sich Gedanken über die Urlaubsplanung für den Sommer zu machen. Stichwort: früher Vogel und so. 15.02.23 07:38 2.400

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15.02.23 07:38 2.4001 Kommentare gabriwa
Gabriel Waringer

Name: Gabriel Waringer Alter: 33 Jahre Größe: 183 cm Schrittlänge: ehrliche 843 mm Gewicht: ~ 82kg Fahrstil/ -können: Ein Gravelbike ersetzt (k)ein MTB!

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Veranstalter
Urlaub im Ländle: Obwohl der Winter erneut seine langen Finger nach uns streckt und die Hoffnung auf einen baldigen Frühling zunichte macht, ist genau jetzt die richtige Zeit, sich Gedanken über die Urlaubsplanung für den Sommer zu machen. Stichwort: früher Vogel und so. 15.02.23 07:38 2.400

Das Tolle an Vorarlberg ist, und das meine ich ganz unironisch, dass die meisten von uns noch nie damit in Berührung gekommen sind. Ein weißer Fleck im kognitiven Bewusstsein vieler. Dabei bietet das Land so viel mehr als Wintersport und Schupfnudla, wenn man sich Zeit nimmt und genauer hinschaut.
Letzten Sommer hat sie mich dann auch gepackt, die Neugier, und ich habe mich kurzerhand zum Gravel-Event Into The Wold angemeldet.

Nach der vermutlich längsten achtstündigen Autofahrt meines Lebens (nie wieder deutsche Autobahn) haben wir unser Ziel erreicht: Mellau, die Ortschaft, von der dieser eine Junge bis nach Schoppernau zu Fuß gelaufen sei, woraufhin ihm die Beine schmerzten. Eingebettet zwischen majestätischen Bergen, wo der Mellenbach in die Bregenzerach mündet, liegt das knapp 1.400-Seelen-Dorf - eine Szene wie aus einem Heimatfilm.

Das relativ neu erbaute Gemeindezentrum mitten am Dorfplatz fungiert als Homebase für Teilnehmer·innen, auch die Anmeldung erfolgt hier. Wer glaubt, dass am Anreisetag Tote Hose herrscht, hat sich geirrt. Bereits am ersten Abend gibt es ein recht dichtes Programm: Der Pumptrack ruft!

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Der Pumptrack ruft!

Zögerlich wäge ich meine Optionen ab: Den quasi-Prolog spritzen und sich stattdessen dem vielfältigen Wellnessangebot im Hotel Rössle hingeben, oder im Pumptrack gleich zu Beginn womöglich einen ordentlichen Stern reißen?
Auch wenn ich prinzipiell 4 Sterne bevorzuge, steht die Teilnahme am Zeitfahren außer Frage. Praktischerweise stellt Specialized, einer der Sponsoren des Events, ein ordentliches Gefährt zur Verfügung, und sehr zu meiner Erleichterung bleibt mir der gefürchtete Sturz samt Schotterausschlag erspart. Wer sich jedoch Chancen gegen die lokale Jugend hier ausmalt, der wird es schwer haben, denn die Kids sind fit und fahren nichts anderes. Das ganze Jahr. 365 Tage. Im Winter vermutlich auch mit Ski.

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Wer die Wahl hat...

Am zweiten Tag beim Frühstück fällt mir auf, dass ich unmöglich an allen von mir favorisierten Events teilnehmen kann. Da gibt es zum einen das Frühstück im Hotel am Dorfplatz mit anschließender Themen-Ausfahrt. Fast zeitgleich besteht die Möglichkeit, an einer Yoga-Session teilzunehmen. Dann gäbe es noch die Architektur-Tour - auch sehr interessant. Dazwischen findet irgendwann ein Trail Run statt, und am Nachmittag war ja auch noch... was? Genau, der Talk zum Thema Nachhaltigkeit mit Tourismusverantwortlichen und business people. Bestimmt auch nicht langweilig.

Da der Tag aber nur 24 Stunden hat und ich nicht auf drei Kirtagen gleichzeitig tanzen kann, fällt die Wahl für mich zuerst auf Yoga, danach wird die von Specialized und Jana Kesenheimer gehostete Tour in Angriff genommen. Das Wetter spielt leider nicht wirklich so mit wie bestellt, und die Anreise zum Hotel Hirschen in Schwarzenberg, wo der Talk stattfinden soll, gestaltet sich als nasse Angelegenheit.
Eigentlich wollte ich für die Tour eines der neuen Specialized Gravel Bikes testen - ein cooles Angebot vom Sponsor, vor allem das neue Crux hat meine Neugier geweckt. Leider war ich nicht der Einzige und den Letzten beißen bekanntlich die Hunde, denn alle Testräder waren an dem Tag bereits verliehen.

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Glücklicherweise gibt es aber nicht nur einen Radsponsor bei "Into The Wold” und so sitze ich wenige Minuten später auf meinem nagelneuen weißen Ross, einem Pastel Gravelbike.

Am Ziel endlich angekommen, lausche ich gemeinsam mit rund 20 anderen Waschelnassen den Specialized Stories. Wir müssen keine Heizdecken kaufen, Gott sei Dank - ich habe mein Portemonnaie ohnehin zu Hause vergessen. Nach Kaffee und Kuchen steigen wir wieder aufs Rad und rollen zielstrebig zurück nach Mellau.

Leider habe ich die Architekturrunde verpasst - Pech gehabt - und für den Talk bin ich gerade nicht in richtiger Adjustur, also schwinge ich mich gleich wieder in den Sattel und rolle retour Richtung Argenau ins Hotel, direkt in die heiße Dusche.

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The Sport of Tomorrow

Am Tag der großen Ausfahrt haben wir deutlich mehr Glück mit dem Wetter: Strahlender Sonnenschein, perfekte Bedingungen für die knapp 100 Kilometer lange Tour über Stock und Stein.
Als ich eintreffe, haben sich am Dorfplatz bereits an die 150 Fahrer·innen versammelt. Bevor der Startschuss erklingt, richtet der Bürgermeister noch einige Worte an die versammelte Truppe. Man merkt, die Mellauer sind stolz, nicht nur auf ihr schönes Dorf, sondern auch auf die Veranstaltung selbst. Ein schönes Gefühl, wenn man so herzlich begrüßt wird.

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Gegen zehn Uhr erfolgt der Start und die Gruppe beginnt ambitioniert. Obwohl es sich dezidiert nicht um ein Rennen handelt, erinnert es gerade vorne im Feld stark daran. Liegt es an dem übereifrigen Format C-Jungspund Rafael, der das Tempo bewusst hoch hält? Oder ist es vielleicht doch @andreasfink_official geschuldet, dem leichtfüßigen Wattmonster aus Andelsbuch-City? Schwer zu sagen.
Nach einer hektischen Viertelstunde im Peloton - inklusive Positionskämpfen, kleineren Handgemengen mit Fans und dem üblichen Tohuwabohu - teilt sich die Gruppe an einer Kreuzung: links kurze Runde, rechts der Rest.

Während das Löffler Racing Team den Zeitpunkt für eine Attacke nutzt, nehme ich bewusst Leistung vom Pedal - ich muss das Material und letztlich auch mich schonen.
Das Trio der guten Laune, bestehend aus Rafael, Christopher und meiner Wenigkeit, setzt es sich zum Ziel, die Route gemeinsam zu bestreiten. Ein abwechslungsreicher Mix aus Asphalt, Schotterpisten und Forststraßen führt uns in die entlegensten Winkeln des Bundeslandes, zweimal finden wir uns kurz in Bayern wieder.

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Das Schöne an der Streckenwahl ist nicht nur die Szenerie, sondern auch, dass es keine wirklich bissigen oder zermürbende Anstiege zu bezwingen gibt. Die knapp 2.800 Höhenmeter teilen sich über den ganzen Tag in annehmbare Segmente auf, die längsten Anstiege liegen bei knapp 400 Höhenmetern, also selbst für pummelige Flachländer wie mich kein (größeres) Problem.

Nach Hittisau, also irgendwo in der Hälfte, wartet die erste Labestation auf uns; wir treffen auf eine größere Gruppe, die sich im Gras sitzend an allerlei Delikatessen im Rexglas erfreut.
Hungern muss man nicht auf der Tour, man bekommt lokales Fingerfood serviert - ein angenehmer Kontrast zur gewohnten "Bananenjause” von anderen Veranstaltungen.

Am Rückweg nehmen wir noch einen letzten Hügel mit, ein Abschnitt des Brüggelekopf. Der mit knapp 12% im Schnitt garstigste Berg ist aber auch relativ schnell überstanden.
Während der Nachmittag sich langsam seinem Ende zuneigt, fällt mir zum ersten Mal auf, wie stark zersiedelt die gesamte Landschaft ist. Österreich ist in Europa ziemlich weit vorne dabei im Flächenverbrauch, Stichwort: Versiegelung von Grünflächen, von denen wir täglich 11,5 Hektar verbauen. Leider macht dieses Problem auch vor Vorarlberg nicht Halt. Speziell die großen Ballungsräume im Westen, von Bregenz bis nach Feldkirch, zeugen davon, aber selbst hier im Bregenzerwald lässt sich das Problem nicht leugnen.

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Zum Abschluss der Tour drehen wir noch eine Runde durch den Werkraum Bregenzerwald - eines der Highlights überhaupt, laut Thomas Karl, einem Kenner und Connaisseur der Kunstszene.
Besagter Werkraum fungiert als Ausstellungsfläche für Handwerksbetriebe der Region und auch als Veranstaltungsraum. Uns dient er heute primär als Café. Ein schneller Espresso hat noch nie geschadet, schon gar nicht als Motivator für die letzten Kilometer.

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Gegen 17 Uhr erreichen wir schließlich wieder den Startort Mellau - 100 Kilometer in acht Stunden sind nicht unbedingt rekordverdächtig, aber dafür haben wir eine Menge gesehen und erlebt. Am selben Abend findet noch die große Abschiedsparty inklusive Abendessen statt - recht viel besser kann ein Gravel Ride nicht enden.

Am Sonntag versammeln wir uns ein letztes mal in Mellau am Dorfplatz, diesmal zum Katerfrühstück. Wir plaudern, trinken Kaffee und genießen die Sonnenstrahlen. Ein schöner Urlaub geht zu Ende, und uns erwartet die deutsche Autobahn. Das nächste Mal komme ich fix mit dem Zug.

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Empfehlenswert? Auf jeden Fall!

Die Devise lautet “Müde Beine. Volle Bäuche. Offene Herzen”, und soll vermitteln, dass es bei dem mehrtägigen Event nicht um die schnellste, sondern die beste Zeit am Rad geht. Spaß und Gemeinschaft sollen im Vordergrund stehen.
Du bist auf der Suche nach einer mehrtägigen Ultra Cycling Challenge? Dann vielleicht lieber was anderes - das Seven Serpents etwa bietet sich hier besser an.
Wer unter professioneller Anleitung das Land und die Leute kennen lernen möchte, möge sich Into The Wold als Pflicht(lehr)veranstaltung rot im Kalender markieren. Vom 29. Juni bis zum 2. Juli wird es 2023 wie gewohnt im Bregenzerwald, genauer gesagt in Mellau, stattfinden.

Die Anmeldung hat am 15.2. begonnen - besser, man sichert sich gleich jetzt einen der heiß begehrten Plätze für die Gravel Wellness Experience! Noch mehr Eindrücke findet ihr auf der Instagram-Seite von Into The Wold.


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