
Pasculli Altissimo
27.04.15 16:09 23.9562015-04-27T16:09:00+00:00Text: NoPainFotos: Johannes Krenn, Erwin Haiden, Richard Rettegi (Video)Drei Wochen lang konnten wir dem in Italien gefertigten Leichtgewicht intensiv auf die Carbonfasern fühlen. Schlussendlich bewahrheitete sich die Velominati Regel #12: The correct number of bikes to own is n+1.27.04.15 16:09 23.9622015-04-27T16:09:00+00:00Pasculli Altissimo
27.04.15 16:09 23.9622015-04-27T16:09:00+00:0015 Kommentare NoPain Johannes Krenn, Erwin Haiden, Richard Rettegi (Video)Drei Wochen lang konnten wir dem in Italien gefertigten Leichtgewicht intensiv auf die Carbonfasern fühlen. Schlussendlich bewahrheitete sich die Velominati Regel #12: The correct number of bikes to own is n+1.27.04.15 16:09 23.9622015-04-27T16:09:00+00:00Lange Zeit konnte ich einer Rennrad-Neuanschaffung erfolgreich Paroli bieten und dadurch mein Eigenkapital empfindlich schonen - denn wie viele Räder braucht der Mensch, besonders, wenn er als Langzeittester für ein Magazin arbeitet und regelmäßig mit den neuesten Modellen führender Hersteller beglückt wird? Selbst als mir Pasculli-Gründer und Produktentwickler Maik Kresse sein nagelneues, made-to-measure Altissimo zum Testen auf den Kanaren überließ, fühlte ich mich weitgehend ungefährdet. Natürlich kannte ich den edlen Leichtbaurenner von der Eurobike und registrierte auch die herausragende Magazin-Beurteilung ("Leichte Rahmen unter 800 Gramm": Note 1,5) im Tour 12/2013; allerdings wollte ich den eingeschlagenen Weg in Richtung Sparsamkeit konsequent fortsetzen.
In den folgenden drei Wochen Radtraining auf Gran Canaria - von steilen Uphills, flotten Abfahrten sowie der einen oder anderen All-Out-Erfahrung im Tal der Tränen geprägt - fühlte ich der in Italien gefertigten Rennmaschine intensiv auf die Carbonfasern und vollzog dabei einen Sinneswandel um 180 Grad.
The correct number of bikes to own is n+1.
Velominati Rule #12Zu Hause angekommen konnte ich an nichts anderes mehr denken als an den superleichten Maßrahmen. Einen Augenblick versuchte ich zwar, gegen meine unvernünftige Begehrlichkeit anzukämpfen, schlussendlich siegte aber doch die Leidenschaft über die Vernunft, und so plünderte ich den Bausparer meiner Tochter Valentina.
Technologie
Je nach Werkstoff (Carbon, Aluminium oder Stahl) lässt Pasculli seine Rahmen in ausgewählten Manufakturen Italiens fertigen und vereint damit traditionelle italienische Rahmenbaukunst mit technischer Innovation aus Deutschland. Beim Altissimo vertrauen die Berliner auf das Know-How eines der führenden Leichtbau-Carbon-Experten im Veneto.
Mittels "tube-to-tube" Technik werden die einzelnen Carbonrohre in frei variierbaren Winkelstellungen und zuverlässiger Qualität von Hand auf Maß gebaut. Zur Wahl stehen verschiedene Carbonmaterialien (Unidirektional, 3-K und 1-K), Rohrdurchmesser, Wandstärken, die wahlweise Verlegung der Züge innen oder außen liegend, sowie der Tretlagerstandard. So ist es möglich, bei jedem Rahmen neben Größe und Geometrie auch Einfluss auf individuelle Anforderungen wie Steifigkeit, Gewicht und Komfort zu nehmen. Gepaart mit dem Wunschdesign erhält der Kunde also ein absolutes Unikat auf Maß.
Exkurs: Tube-to-Tube Fertigungsverfahren
Im Werk werden die Rohre gemäß der individuellen Geometrie des Kunden abgelängt und in der Rahmenlehre zusammengefügt. Es folgt das Umwickeln von Schlüsselstellen mit weiteren Carbon-Prepregs (kleine Stücke von Carbonmatten) sowie ein Backvorgang im Ofen. Zum Abschluss wird der Rahmen abgeschliffen, gefräst und für die jeweiligen Bremssysteme vorbereitet. Danach ist der Rahmen bereit für die Lackierung, welche entweder in Deutschland oder Italien von Hand vorgenommen wird.


€ 940,-
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€ 1499,-
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€ 49,90
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€ 17,-
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€ 54,90
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Specs & Geometrie
Spezifikation
Rahmen | Pasculli Altissimo, TtT-UD ab 680 g | Tretlager | Sram Pressfit-30 |
Größen | custom 53 cm | Kurbel | Cannondale SISl2/power2max Type S, 50-34 |
Steuersatz | FSA, 1 1/8" - 1 1/2" | Kassette* | Sram Red22 11-26 |
Gabel | Pasculli Grammy 290 g, 43 mm Nachlauf | Kette* | Sram Red22 |
Vorbau* | Deda Superleggero black, 110 mm | Schalthebel | Sram Red22 |
Lenker | Deda Superleggera Carbon, 44 cm | Schaltwerk | Sram Red22 |
Lenkerband | Deda | Umwerfer | Sram Red22 |
Sattelstütze | Deda Superlegera 31,6 mm | Bremsen | Sram Red22 |
Sattel | Fizik Antares R3 Kium | Reifen | Continental GP4000S II 700x25C Drahtreifen |
Laufräder | Citec 6000 CX Clincher Shimano | Schnellspanner | Pasculli light Carbon |
Gewicht* | 6,47 kg | Preis** | € 3.999,- Altissimo Rahmensatz + power2max Type S |
* im Test: 130 mm Vorbau, Shimano Dura-Ace CS-9000 11-28 Kassette, Dura-Ace CN-9000 Kette
** inkl. Beratung, Custom-Rahmen, Lackierung, Assemblierung, Power2Max Type-S und Versand, das Testrad kostet in dieser Konfiguration insgesamt € 9.799,-
Maßlos übertrieben?
Die Vorteile eines Maßrahmens für Sitzriesen, Sitzzwerge, Großgewachsene und Sportler mit anderen morphologischen Eigenheiten sind offensichtlich und hinreichend bekannt. Jedoch greifen "normal" proportionierte Radfahrer eher selten zur Maßanfertigung, was in erster Linie wohl auf das geringe Angebot und den höheren administrativen Aufwand zurückzuführen ist. Kostenmäßig spricht - zumindest im High-End-Segment - nicht viel dagegen. So bietet Pasculli bereits ab 1.980 Euro Carbonrahmen-Sets auf Maß inklusive persönlicher Decals, Signaturen, Fahrernahmen und Wunsch-Lackierung an. Die Wartezeit ab Auftragserteilung beträgt 8-10 Wochen.
Ja, auch für klassische Durchschnittstracer, die mit Rennrädern der Marken Cannondale, Scott & Co bestens beraten wären, gibt es noch gebührend Potential zur Perfektion. Ich für meinen Teil beanspruche Rahmen mit kurzem Steuer- und langem Oberrohr für eine möglichst gestreckte Sitzposition, gepaart mit stoischem Geradeauslauf. Leider wird gerade dieser durch zu steile Lenkwinkel (beispielsweise SuperSix 73° bei RH 54) mit dem Ziel höchstmöglicher Agilität vereitelt. Was im dicht gedrängten Tour-Peloton durchaus Sinn macht, nervt auf behänder Tour - ganz besonders, wenn die Schuhspitze in engen Kehren oder beim Wendemanöver am Vorderrad hängen bleibt.
Und so bestellte ich rasch und pragmatisch mein Pasculli-Unikat in der Scott Addict SL-Geometrie (Rahmenhöhe 54), einem etwas abgeflachten Lenkwinkel von 72° und stilecht mit matt-schwarzen Decals auf schwarzem Untergrund.
Alternativ hätte ich auch die Ergebnisse meines Bikefittings, oder die Daten einer Selbstvermessung übermitteln können - aber ich wusste ja genau, was ich wollte. Kurz darauf erhielt ich zur finalen Freigabe eine CAD-Zeichnung meiner persönlichen Rahmengeometrie und drückte den "Enter Button" zur Bestätigung der Order.
Altissimo Designs
Neben zwei konfigurierbaren Designs ("MA 13" und "Uni Light") kann der Kunde aus drei weiteren Kollektionen ("Classic", "Sport" und "Curva") wählen, welche von einer Berliner Kreativschmiede speziell für Pasculli Carbon Rahmen entworfen wurden.
Während bei "MA 13" und "Uni Light" neben der Rahmenfarbe die Farbe des Dekors und der Schriftzüge individuell zusammengestellt werden können, stehen bei den anderen die Farbkombinationen bereits fest. Besonders beliebt ist die Uni Light-Lackierung. Diese ergibt mit den unidirektionalen Carbonfasern des Rahmens ein seidenmatt-schwarzes Finish, das an Cervelos Rca erinnert und obendrein wenig wiegt. Die Decals bringen samt Schutzlack nur etwa 20 Gramm auf die Waage.
Gehen die Kundenwünsche über das Standardmaß hinaus, können die Rahmen selbstverständlich gegen Aufpreis individuell lackiert werden und auch eigene Decals und Signaturen erhalten.
On the road
Noch wichtiger als ein stimmiger Gesamtauftritt vor dem Café sind freilich das Gewicht, die Funktion der Komponenten und ganz besonders die Fahreigenschaften des Boliden. Im direkten Performance-Vergleich musste sich das Altissimo dahingehend gegen meine beiden letzten Gran Canaria-Testbikes, dem Cannondale SuperSix Evo und Scott Addict SL, behaupten.
Gewicht
Mit 6,47 Kilogramm inklusive Powermeter, 47 mm hohen Carbon-Aluminium-Clinchern, 25 mm breiten Reifen, pannensicheren Butyl-Schläuchen und Standard-Komponenten lag das Gewicht unseres Testrads nur minimal über jenem eines 2013er Cannondale SuperSix Evo Hi-Mod (6,35 kg, bereinigt in Bezug auf Powermeter, Sattel, Gruppe und Laufräder) und des Vorjahres-Addict Sl (6,15 kg, gleichermaßen bereinigt). Im Tour-Test 12/2013 wog das Altissimo in anderer Konfiguration und spartanischer Lackierung sogar nur 5,5 kg.
Komponenten
Ungeachtet dessen, dass ich mit der Sram Red nie so richtig warm geworden bin, möchte ich die Funktion der aktuellen Red 22 an dieser Stelle in höchstem Maße loben. Ergonomisch zu schalten, leicht, knackig und in Kombination mit einer Shimano Kette und Kassette nahezu geräuschlos. Der trimmfreie Yaw-Anlöt-Umwerfer, an einer massiven Sitzrohr-Schelle angebracht, funktionierte einwandfrei und arbeitete fast von alleine.
Auch die Bremse verrichtete zuverlässig ihren Dienst, wenngleich die exorbitante Bremsleistung sicherlich von den präzise gefrästen Aluflanken der Citec 6000 CX Clincher begünstigt wurde. Generell wären hohe Aero-Laufräder für die höhenmeterreiche Topographie und die teils sehr starken Windverhältnisse Gran Canarias zwar nicht meine erste Wahl, allerdings eignet sich die Insel gerade auch deshalb perfekt für deren Langzeittest.
Der Altissimo ist ein echtes Funbike - beschleunigt willig bei harten Antritten, besitzt hervorragende Klettereigenschaften und folgt dem eingeschlagenen Radius wie auf Schienen.
NoPain, zukünftiger Altissimo-BesitzerGeometrie
Die individuelle Rahmengeometrie einer anderen Person zu beurteilen macht selbstverständlich nur begrenzt Sinn. Glücklicherweise sind Maik und ich gleich groß und bevorzugen beide kleinere Rahmen. Den recht flachen Sitzwinkel und das kurze Oberrohr seines Maßrahmens konnte ich durch Weglassen der Spacer, mit einem weit nach vorne geschobenen Sattel und dem 130 mm langen Deda-Vorbau verschärfen. So wurde aus der moderaten Sitzposition (Reach 370 mm) eine recht sportliche Geometrie, die meiner Idealvorstellung ziemlich nahe kam. Im direkten Vergleich dazu weist mein Altissimo-Custom-Rahmen bei exakt gleicher Rahmenhöhe einen Reach von 386 mm auf, was Optik und Fahrstabilität sogar um ein Euzerl verbessern sollte.
Fahreigenschaften
Die Steifigkeitswerte von Lenkkopf, Gabel und Tretlager liegen auf höchstem Niveau und übertreffen beispielsweise jene der beiden Platzhirsche Cannondale SuperSix Evo Black und Scott Addict SL. Dies äußert sich durch optimale Kraftübertragung, präzises Handling und stabiles Fahrverhalten. Ganz besonders gefiel mir die Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten und in schnellen, langgezogenen Kurven, wofür gleichermaßen der flache 72° Lenkwinkel verantwortlich zeichnet.
Trotz aller Ruhe im Fahrwerk sorgt die leichte "Grammy" Gabel von Columbus mit ihrem kurzem Nachlauf (43 mm) und immenser Seitensteifigkeit für eine agile und sichere Lenkung. Zwar zählt sie gemäß aktueller Labortests nicht zu den Wundern der Behaglichkeit, bietet jedoch im real-life einen ausgezeichneten Kompromiss zwischen Optik, STW und Komfort.
Auch die 31,6 mm breite Sattelstütze federt vergleichsweise wenig, passt aber stimmig zur Gesamterscheinung und wird durch die guten Komforteigenschaften des Rahmenhinterbaus mehr als nur kompensiert. Weicheiern sei darüber hinaus die Verwendung von 25 mm breiten Pneus mit angepasstem Reifendruck empfohlen.
Der Altissimo ist ein echtes Funbike - beschleunigt willig bei harten Antritten, besitzt hervorragende Klettereigenschaften und folgt dem eingeschlagenen Radius wie auf Schienen.
Fazit
Pasculli Altissimo Custom | |
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Modelljahr: | 2015 |
Testdauer: | 1 Monat, 1.600 km |
+ | Rahmengewicht ab 680 g |
+ | Rahmen nach Maß, Design und Komponenten frei wählbar |
+ | Fahreigenschaften nach Wunsch |
+ | Steifigkeitswerte auf höchstem Niveau |
+ | traumhaftes Fahrverhalten |
o | 8-10 Wochen Wartezeit |
o | Rahmensatz mit stattlichem Preis |
- | Komplettrad sehr teuer |
BB-Urteil: | Meine Geometrie, mein Design, mein Pasculli. |
Das Pasculli Topmodell spielt definitiv in der gleichen Liga wie Scotts Addict SL oder Cannondales SuperSix Evo. Gewichtsmäßig liegt der Rahmensatz zwar ein wenig über seinen direkten Leichtbau-Konkurrenten, punktet allerdings mit überragendem Handling, höheren Steifigkeitswerten und der individuellen Gestaltungsmöglichkeit von Geometrie und Design.
Kein Schnäppchen, jedoch durchaus angemessen ist der Preis des Rahmensatzes ab € 3.750,- zzgl. Versand. Im Kombi-Paket inkl. power2max Type S (€ 3.999,-) befindet sich das Maßrahmenset preislich auf Augenhöhe mit dem Addict SL (€ 3.299,- ohne p2m) und SuperSix Evo (€ 3.199,- ohne p2m).
Ein abschließender Hinweis zur Namensgebung: Der Pasculli Altissimo ist nach einem engen Freund der Pasculli-Familie und der gleichnamigen Bergspitze (2.076 m) des Monte Baldo am Lago di Garda benannt.
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