
Von Mensch zu Mensch - eine Weltreise
16.06.14 06:38 21.2622014-06-16T06:38:00+00:00Text: Helmut PucherFotos: Helmut PucherVor kurzem noch war Helmut Pucher Tourguide auf Mallorca. Nun reist er mit seinem Fahrrad um die Welt. On the Trail of Genghis Khan 2.0 ...16.06.14 06:38 21.2682014-06-16T06:38:00+00:00Von Mensch zu Mensch - eine Weltreise
16.06.14 06:38 21.2682014-06-16T06:38:00+00:0012 Kommentare Helmut Pucher Helmut PucherVor kurzem noch war Helmut Pucher Tourguide auf Mallorca. Nun reist er mit seinem Fahrrad um die Welt. On the Trail of Genghis Khan 2.0 ...16.06.14 06:38 21.2682014-06-16T06:38:00+00:00Alles begann mit einem Engagement als Touren-Guide auf Mallorca bei Bicycle Holidays Max Hürzeler. Radfahren und Reisen als Lebensphilosophie. Kaum jemand verkörpert diese Eigenschaften besser als die Crew von BHMH.
Marcel Iseli und sein Team haben mich in dieser anspruchsvollen Zeit unterstützt, gefördert und zu höheren Aufgaben inspiriert. Die zehntausend harten Kilometer auf "Malle" - die optimale Vorbereitung für den Traum von der ganz großen Radreise!
Worldbiketravel – ein Mann, ein Wort
Erfahrene Reisepartner zu finden ist eine Sache, aber um die halbe Welt mit jemanden zu bereisen, braucht es mehr. Mit Karol Voltemar war es fast ein Spaziergang.
Die Höhen und Tiefen einer solchen Reise gemeinsam zu durchwandern, schweißt wahrlich zusammen und als Team Länder wie den Iran, Turkmenistan, Usbekistan und Indien zu erforschen, war die größte menschliche Herausforderung meines Lebens.
Dank dem innovativen, humorvollen Umgang Karols bin ich noch heute in den Weiten der Mongolei unterwegs und strebe nach wie vor nach dem Neuen und Anderen, ohne auch nur einen Hauch von Selbstzweifel in mir aufkeimen zu lassen.
Stürze, Unfälle, Rückschläge
Reisen sei die beste Schule, heißt es im Volksmund, aber dennoch hat jedes Land seine eigenen Gesetze, und das Lernen und Verarbeiten von harschen Zeiten nimmt oft kein Ende.
Ein Anhängerfahrzeug, das katapultartig Karol unter sich begrub, brachte mich beinahe an den Rand der Verzweiflung und schien alle Hoffnungen und Wünsche mit einem Schlag auszulöschen. Wie durch ein Wunder konnten wir die Reise gemeinsam fortsetzen und selbst unüberwindbare Hürden wie kafkaeske Visa-Bürokratien, ironische Grenzoffiziere und schwere monetäre Engpässe in der Folge mit Leichtigkeit meistern.
Das Unvorhersehbare lauert hinter jeder Ecke, und obwohl Wachsamkeit die oberste Priorität hat, ist letzten Endes das Wohlergehen des Einzelnen vielfach lediglich ein Glücksfall. Tomáš Princzkel beispielsweise, ein Weggefährte unserer Türkei-Reise, ist bis heute in Nepal vermisst.
Von Istanbul nach Tashkent
Die schier grenzenlose Gastfreundschaft, welche uns in der Türkei zuteil wurde, wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Die atemberaubenden Pässe und traumhaften Landschaften komplettierten das Bild von einem Land, welches so viele glauben zu kennen, aber kaum jemand zur Gänze bereist hat. Das hervorragend ausgebaute Straßennetz und das vielfältige Terrain machten es zu einer meiner Top-Destinationen.
Der Iran in all seinen Facetten schien wie ein Aquarium voll farbenfroher Fische, wobei keiner dem anderen glich und jeder seine eigene Geschichte und seinen eigenen Charakter hatte.
Entgegen vieler Reiseberichte sehe ich diese Station unserer Radreise als ein ständiges Auf und Ab, als Kampf mit Obrigkeiten und Absurditäten, wobei das starke Konkurrenzdenken und gegenseitige Messen in vielerlei Situationen unsere Reise erheblich erschwerte und unser Vorankommen und unsere Nerven auf unnötige Weise strapazierte. Den Menschen, die uns in dieser herausfordernden Zeit unterstützten, kann nicht genug Dank gesagt werden.
Die Teilnahme an der Raad-Charity in Teheran inspirierte uns dazu, eine eigene, Radreisenden gewidmete, Charity zu gründen.
Der bedrohliche Verkehr, die visatechnisch stark verkürzte Aufenthaltszeit und die schwer in Mitleidenschaft gezogenen Straßen machten das Radfahren in Turkmenistan fast unmöglich. Die Weiterreise mit dem Bus zur usbekischen Grenze erschien als logische Konsequenz.
Ein Frontalzusammenstoß auf einer Kreuzung in Mary und halsbrecherische Fahrmanöver auf der verbleibenden Weiterreise machten aber selbst diese Alternative zu einem gefährlichen Unterfangen.
Die Seidenstraße mit all ihren imposanten Bauwerken in Bukhara und Samarkand im Spätherbst zu bereisen, war wirklich eines der großen Highlights im Jahr 2013; wohlbehalten in Taschkent anzukommen, auf jeden Fall ein weiteres.
Von Delhi nach Beijing
Der indische Subkontinent, ein Magnet, der mich immer wieder aufs Neue anzieht. Mit Karol diesen Teil der Reise zu bestreiten, war ein kaum zu übertreffendes Abenteuer.
Ob mit dem Fahrrad, per Zug, Bus oder Autorikscha - die Vielfalt an Fortbewegungsmitteln schien kein Ende zu nehmen, und immer wieder öffnete uns jemand seine Türen und zeigte uns eine Welt, die ferner von der unseren kaum hätte sein können.
Myanmar, die Perle Südostasiens. Viele Reisende sprechen dich auf die Tempelanlagen in Bagan, den Inle-See oder abgelegene Bergdörfer wie Hsipaw an. Der wahre Unterhaltungswert liegt aber in all den Dörfern und Hütten entlang der Straßen, die zu diesen Orten führen.
David Tedone aus Texas begleitete mich in dieser Zeit, und sein positiver Geist und seine unbändige Willenskraft führten mich an Orte Myanmars, die ich selbst wohl kaum bereist hätte.
Grundlagentraining in Thailand – ein Traum. Das zumeist flache, etwas hügelige Terrain in Zentral- und Südthailand, die traumhaften Straßenverhältnisse, die angenehmen Temperaturen in den Wintermonaten machten Thailand einfach zum perfekten Ort, um tagtäglich den „Hunderter“ voll zu machen!
Mit den Cameron und Genting Highlands bot Malaysia das perfekte Terrain zum Bergtraining. Die vielerorts ausgezeichnete indische Küche, die traumhaften Ausblicke über die Skyline in Kuala Lumpur und die Schiffsüberquerung im Sonnenuntergang nach Penang ließen mein Herz in diesem multikulturellen Schmelztiegel erst so richtig höher schlagen.
Im Zuge dieser Südostasienrundreise konnten auch das „Höhentrainingslager“ Laos, Kambodscha und Vietnam bereist werden.
Die größte Unbekannte ist und bleibt aber China. Das Radreisen bereitete hier jedoch des öfteren Kopfschmerzen. Die Autobahnpolizei ist stets bestrebt, dich in Busse zu verfrachten, und kaum ein Tag vergeht, an dem nicht Asbest, Staub und Abgase inhaliert werden.
Mit der Tiger-Leaping-Gorge setzte die Yunnan-Provinz im Süden Chinas aber tatsächlich ein Highlight im Jahr 2014. Michael Harrell aus Georgia in den Vereinigten Staaten lebt seit zwei Jahren in China und leistete mir in dieser Zeit wertvolle Gesellschaft. Seine gute Kondition und seine hervorragenden Chinesisch-Kenntnisse führten uns sicher und wohlbehalten über diese von Höhenmetern gespickten Straßen.
Bei meiner eigenständigen Weiterreise in China kollidierten das allseits übliche Abbauen von Sprachbarrieren und die inzwischen gänzlich verinnerlichte Zeichensprache aber leider des öfteren mit Verblüffung, Ablehnung und Gleichgültigkeit. „Lao Wei’s“ sind nun einmal so, und oft, wenn man es am Nötigsten hat, verbaut einem diese chinesische Grundeinstellung jegliches gegenseitige Verständnis.
Gobi, Mongolei und was noch kommt
Die Wüste Gobi zu beradeln, ist tatsächlich der Höhepunkt so mancher Radreise in diesem Teil der Erde. Und so vorbereitet man auch zu sein glaubt: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Plötzlich aufkommende sturmartige Westwinde machten es beinahe unmöglich, das Gefährt gerade auf der Straße zu halten, und so war ich gezwungen, mich mit Sack und Pack im Straßengraben hinter einem Mauerverschlag zu verkriechen. Um nur ein paar Stunden später festzustellen, dass diese eisigen Winde einen Temperatursturz von fast 30 Grad Celsius mitbrachten. Sämtliche Winterklamotten und Thermo-Überzieher mussten sie nun abwehren, und wäre ich nicht mit 12 km/h sieben Stunden lang gegen diese Naturkräfte gefahren, es hätten auch diese nichts geholfen.
Dennoch eröffnete sich mir ein Spektakel an Lichteffekten und Szenerien, das kaum zu übertreffen war. Die Bewohnerin eines Gers (der Wohnsitz der ländlichen mongolischen Bevölkerung) entlang dieser menschfeindlichen Strecke befreite mich letztlich von meinem nun grenzenlosen Appetit. Auf einem einfachen Kohleofen zauberte sie das beste Nudelfleisch, das ich jemals zu mir genommen hatte. Ich war sprachlos!
Von Ulan Bator geht es nun zur russischen Grenze, und die Menschen und Abenteuer, welche in Sibirien auf mich warten, sind die Geschichten von morgen.
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