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"maximale optimale" Trittfrequenz


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Das Thema Trittfrequenz wurde ja schon öfter diskutiert (siehe http://bikeboard.at/show_page.php?pid=322&suchtext=trittfrequenz&x=0&y=0). In den meisten Threads läufts darauf hinaus, dass eine hohe Trittfrequenz empfohlen wird, weil die Muskeln das länger durchhalten. Selbst hab ich im Buch "Fahrradphysik und Biomechanik" gelesen, dass außerdem der Tritt durch eine höhere Trittfrequenz runder wird.

 

Nirgends hab ich jedoch eine Antwort auf diese Frage gefunden: Was ist die Obergrenze beim Fahren in der Ebenen? Ab welcher Trittfrequenz sinkt die Effizienz wieder?

 

Bis vor einem halben Jahr bin ich selbst mit niedrigen 70-80 UPM geradelt und hab mich bei schnellerem Tritt nicht wohl gefühlt. Alles über 100 hab ich nur für wenige Minuten ausgehalten. Inzwischen fahr ich in der Ebenen 100-105 UPM. "Wohlfühlen" ist hier sehr relativ. Die Umgewöhnung von 70-80 auf höhere Trittfrequenzen hat bei mir pro 10er Schritt UPM ca. 1-2 Wochen gedauert. Jetzt fühl ich mich erst bei 100 -105 wohl. Auch wenns in diesem Bereich natürlich schwieriger mit der Umgewöhnung auf noch höhere Trittfrequenzen wird, könnt ich mir in der Ebenen sicher auch einen 110er oder 115er Tritt angewöhnen. Hat dazu jemand Erfahrungen, kennt jemand Studien, Bücher oder sonstige Quellen, die bei der Beantwortung dieser Frage hilfreich sein können?

 

Mir gehts da nicht unbedingt (nicht nur) um eine persönliche Leistungssteigerung, mich würds eher auf wissenschaftlicher Ebene interessieren.

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Hab ich gerade gefunden:

 

Die Frage der optimalen Tretgeschwindigkeit im Radsport ist Gegenstand vieler wissen-schaftlicher Untersuchungen (Redfield & Hull, 1986; Watson & Swensen, 2006). Dabei wird allerdings von unterschiedlichen Ansätzen ausgegangen. Einige Autoren sehen den Begriff optimale Tretgeschwindigkeit dann verwirklicht, wenn der Energieumsatz bei einer vorgegebenen Leistung minimiert wird (ökonomischer Ansatz), andere, wenn die Leistung unabhängig von der Höhe des Energieumsatzes maximiert wird.

Da eine Tretfrequenz nicht gleichzeitig für die Ökonomie und die Leistung günstig sein kann, entsteht ein Definitionsproblem für den Begriff „optimale Tretfrequenz“.Untersuchungsergebnisse aus dem Labor lassen den Schluss zu, dass Drehzahlen im Bereich von 60-90 U/min aus ökonomischer Sicht am günstigsten sind (Bachl, 1985a, S. 484).

Ebenso wurde bei Untersuchungen am Fahrradergometer festgestellt, dass Radrennfah-rer/innen bei steigender Belastung höhere Tretfrequenzen wählen als es dem Wirkungs-gradoptimum entspricht. Löllgen begründet dies mit einem nichtlinearen Leistungsempfin-den, da bei höheren Tretfrequenzen die Ergometerbelastung wegen des geringeren Kraftaufwandes als leichter und angenehmer empfunden wird. Bei Belastungen über 350 Watt werden allgemein Tretfrequenzen von 90-100 U/min bevorzugt (vgl. Löllgen, zit. n. Bachl, 1985a, S. 484-485).

Radsportler/innen könnten mit den relativ niedrigen, ökonomisch optimalen Drehzahlen im Wettkampf nicht bestehen. Schließlich ist es nicht das Ziel eines/einer Radsportlers/Rad-sportlerin, ein Rennen möglichst energiesparend zu beenden, sondern mit seinem/ihrem Leistungsmaximum eine möglichst gute Platzierung zu erreichen. Eine Zunahme der Fahrgeschwindigkeit bedingt eine Steigerung der Vortriebleistung. Bewirkt wird das durch eine Erhöhung der Tretfrequenz. Die optimale Tretgeschwindigkeit ist also abhängig von der jeweils geforderten Leistung. Demnach erfordern hohe Leistungen hohe Tretfrequen-zen (vgl. Neumann, 1993, S. 562).

Bei gleicher Fahrgeschwindigkeit bevorzugt nach Neumann der/die besser trainierte Rad-sportler/in die höhere Tretfrequenz. Mit abnehmender Leistungsfähigkeit tendiert er/sie hingegen dazu, größere Übersetzungen und niedrigere Tretgeschwindigkeiten zu wählen. Vordergründig scheint damit die Annahme, dass eine niedrigere Tretfrequenz ökonomi-scher sei, bestärkt zu werden. „Wer (allerdings) zu früh und zu lange große Übersetzun-gen mit zu niedriger Tretfrequenz bevorzugt, dessen Leistung nimmt weiter ab - und des-sen Form geht verloren“ (Konopka, 1988, S. 91-92).

Da ein/eine Radsportler/in vorwiegend Ausdauerfasern benötigt, muss sein/ihr Training speziell darauf ausgerichtet sein. Hoher Krafteinsatz muss vermieden werden, da dieser zur Ausbildung von Kraftfasern führt. Diese schnellen und kräftigen Muskelfasern ermü-den rasch und haben eine geringere Sauerstoffaufnahmefähigkeit.

Um bei gleicher Fahr-geschwindigkeit mit einem geringeren Krafteinsatz auszukommen, muss der Weg verlän-gert werden. Daraus folgt, dass kleinere Übersetzungen mit mehr Pedalumdrehungen gewählt werden müssen. „Die optimale Tretgeschwindigkeit im Training sollte etwa zwischen 100-120 U/min liegen.

Dazu sind entsprechend kleine Übersetzungen (z. B. 42/18,42/17, 42/16) zu benutzen“ (Konopka, 1988, S. 92). Um optimale Anpassungen des Organismus zu erreichen, muss im Training prinzipiell mit höheren Drehzahlen gearbeitet werden. Selbst im Wettkampf werden Tretfrequenzen zwischen 90-100 U/min gefahren, womit mangelnde Kraftkapazitäten kompensiert werden.

Die Vorteile einer hohen Tretfrequenz mit geringerem Krafteinsatz sind nicht nur eine bessere Anpassungsfähigkeit an wechselnde Fahrgeschwindigkeiten während eines Rad-rennens, sondern auch eine bessere Muskeldurchblutung: Bei hohem Krafteinsatz werden durch die Anspannung der Muskulatur die kleinen Blutkapillaren zusammengedrückt und infolgedessen die arterielle Blutversorgung behindert.

Dieser Effekt ist bereits bei 20 % des maximalen Krafteinsatzes bemerkbar.

Ab 50 % kommt es zum völligen Verschluss der kleinen Blutgefäße und deshalb zu einem Leistungsverlust (vgl. dazu Konopka, 1988, S. 92). Der runde Tritt und die richtige Wahl von Übersetzung und Tretgeschwindigkeit stel-len also einen wichtigen Bereich im Radsport dar und müssen intensiv trainiert werden, da sie ausschlaggebend für die Leistung im Wettkampf sind. „Wenn ein Radsportler die falsche Übersetzung einstellt und damit ein ungünstiges Verhältnis von Last zu Drehzahll wählt, so kann er dadurch seine Leistung, gemessen am möglichen Optimum, um 5-10 % verschlechtern“ (Neumann, 1993, S. 562).

Sorry für die lange Wurscht

 

Quelle

Bearbeitet von NoFlash
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Grundsätzlich meine ich, dass das Trainieren mit hohen Trittfrequenzen, speziell in der Vorbereitungsphase, nur von Vorteil sein kann.

Schon alleine weil es einen runderen Tritt fördert.

Ich für meinen Teil wähle bei meinen Ausfahrten in der Vorbereitungsphase, also in den Wintermonaten bei Grundlagenausfahrten, eine Trittfrequenz von ca. 100 U/min.

Im Laufe der Saison sinkt dann die durchschnittliche Trittfrequenz durch die höhere Gangwahl, bzw durch die Wahl von Strecken mit mehr Höhenmetern auf etwa 85 U/min automatisch.

Trittfrequenzen von weit über 100 U/min sind natürlich möglich - ich selbst habe es mal kurzfristig auf 180 U/min gebracht - sind aber aus meiner Sicht, außer im Sprint, auf Dauer nicht wirklich sinnvoll.

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sehr guter artikel, der meine erfahrungen sowohl bez. höherer trittfrequenz bei höherer leistung(bis zu 115) als auch niedrigere tf bei ermüdung am ende eines langen rennens/ausfahrt bestätigt.

wenn ich bei packlfahren in den wind komm kurbel ich automatisch, intuitiv höher (runterschalten), beim einreihen danach schalt ich dann zwecks erholung wieder zurück.

 

inwiefern spielt bei diesen betrachtungen denn die kurbellänge eine rolle?

ich fahr bei 90cm schrittlänge eine 175er kurbel bzw. eine 172,5er am crosser. wäre eine längere kurbel von vorteil und wie beeinflusst die die trittfrequnenz?

 

wie sieht dies im zuammenhang mit den kürzeren bahnkurbeln aus? werden deshalb auf der bahn höhere frequenzen gefahren?

Bearbeitet von NoAhnung
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Spielt insofern eine Rolle, als dass nur Zähne zählen vorn und hint nicht ganz ausssagekräftig ist, weil die Entfaltung beim Rad auch von Kurbellänge und Laufraddurchmesser abhängt ( L/K * Ü, wenn mich nicht alles täuscht). Bei kurzen Kurbeln benötigst mehr Kraft um eine bestimmte Geschwindigkeit zu erreichen. Beim Crosser hast die kurzen Kurbeln für die Bodenfreiheit, fährst dafür auf andere Übersetzungen. Kurze Kurbeln begünstigen hohe Trittfrequenzen insofern, dass der Fuß pro Umdrehung einen kürzeren Weg zurücklegt (setzt sich dann fort bis zu einem geringeren Bewegungswinkel des Oberschenkels). Natürlich muss man anatomisch damit klarkommen.
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Da ist mir jetzt eine Idee gekommen.. Wenns dich so richtig intressiert und du auch ein bisschen Aufwand nicht scheust könntest mal an Selbstversuch machen.

Schnapp dir eine Highspeedkamera, setz dich auf den Ergometer und los gehts.. Kurble einfach immer schneller. Steigere nur langsam die Frequenz damit sich der Körper daran gewöhnen kann. (alle 5 min um 5 Umdrehungen oder so) Dann schau dir die verschiedenen TF-stufen ganz langsam an und versuche zu erkennen ab wanns unökonomisch wird!

Ich schätz mal du wirst ein reißen oder eine unförmige Bewegung beobachten!

 

Also ich bin jetzt kein Biomechaniker oder Trainingsspezialist aber mir ist die Idee gekommen und das Ergebniss würd mich selber intressieren!

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@Klausecka: Die Idee hatte ich auch schon. Man sieht laut "Fahrradphysik und Biomechanik" vom Gressmann an der Kette, wie rund der Tritt ist. Unrund ist der Tritt ja dann, wenn für kurze Zeit weniger Kraft übers Pedal eingeleitet wird. Dabei hängt die Kette leicht durch. Je weniger sie zwischendrin durchhängt, umso runder der Tritt. Wer jetzt glaubt das funktioniert mit einer 0815 Digicam täuscht sich genauso wie ich :D Ich habs mit einer relativen neuen 250 Euro Digicam versucht. Außer verzerrte Bilder sieht ma nix :f:

 

Wird Zeit dass ich mir die von flash82 verlinkte Diplomarbeit mal durchles, bin seit dem Verfassen des Threads irgendwie zu nix mehr gekommen...

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  • 3 Wochen später...

nach Durchsicht des umfangreichen Beitrags sieht man als genau was zu erwarten war: Es gibt eben eine "statistisch gesehen" optimale Trittfrequenz ....

und - was ja viel entscheidender ist - eine individuell optimale Trittfrequenz.

 

Für die individuelle ist eben der Muskelfasertyp und die nervliche Erregung (Enervierung) entscheident. Die Mauskelfaserzusammensetzung ist prinzipiell

genetisch festgelegt, aber durch Training veränderbar, wobei als Fausregel gilt, dass ein Sprintertyp sich gut Ausdauer antrainieren kann, aber ein reiner Ausdauertyp (der hauptsächlich slow-twitch Fasern hat) praktisch kaum zum Sprinter werden kann.

Bei längerer Trainingspause stellt sich langsam wieder das genetisch vorgegebene Faserverhältnis ein.

(Tja leider werden die wieder umgebaut ...)

 

Entscheident ist als das Zusamenspiel der passenden nervlichen Erregung zum vorhandenen Muskelfaserverhältnis.

Wenn ich jetzt mit der Trittfrequenz raufgehe, dann werden bald mal die "langsameren" Ausdauer oder slow twitsch fasern nicht mehr ökonomisch sein können.

Wenn man z.B.: die abgegeben Leistung bei dabei möglichst geringer Herzfrequenz als Ökonomie Kriterium heranziehen möchte, dann ist damit schon ein Weg vorgeschlagen wie man diese Trittfrequenz individuell finden kann.

Sie wird natürlich auch belastungsabhängig sein, aber aus meiner Sicht ist der interessante Bereich einige Schläge unter der anaeroben Schwelle, wo man es also recht lange aushalten sollte.

 

Zum Thema Verschluß der Blutgefäße bei 50% Belastung sollte doch gesagt werden, dass das bei statischer Belastung gemessen wurde.

Nachdem beim "Kurbeln" ja (hoffentlich) auch zyklisch immer Entspannungsphasen mit Belastunfsphasen abwechseln, wird durch das ständige Komprimieren und Entspannen das Blut richtig duch den Muskel gepumpt (das nennt sich dann auch Muskelpumpe und unterstützt das Herz dabei die wesentlich größere Blutmenge unter Belastung duch das Gefäßsystem zu bringen)

 

Fazit ist also: .... gibt's eigentlich ein Fazit:f: ... eigentlich ist das sowieso alles ein Wunder was da abgeht in diesen kleinen Zellen

:rolleyes:

Naja schließlich das Wichtigste ist ... das halt überhaupt g'fahren wird ... oda ?

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