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.at / Tirol / Unterinntal, Kitzbüheler Alpen: Großer Pölven / Mittagskogel


MM
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Angeregt durch eine nette Beschreibung eines Klettersteigs ganz in meiner Nähe, begab ich mich direkt dorthin (okay net ganz, sondern via Juffinger Jöchl - liegt aber am Weg ;) ).

 

Ich wollt' immer schonmal diesen eigenartigen Berg erklimmen, nur hat's bisher nie kombiniert.

 

Und endlich stand ich am Beginn des "Pölvenaufstiegs" - es konnte losgehen!

 

Im Gegensatz zur Kaisergebirsdurchwanderung war ich diesmal im vollen Bewußtsein aller Risiken gen Gipfel losmarschiert, ich wußte also ob des bevorstehenden steilen Waldes, in dem das Prinzip der Spitzkehre ad absurdum geführt wird (man hat sie nämlich alle und konsequent eingespart; der Weg geht pfeilgerade bergauf, und das bei einer Steigung jenseits der 100 %...)

 

Es stellte sich heraus, daß auf der Karte eine Forststraße nicht verzeichnet war, welche ich aber zweimal tangierte.

Somit hätt' ich mir schonmal die ersten 200 hm Schieben/Wuchten schenken können. :rolleyes:

uebersichtsfoto_600.jpg

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Auf ca. 1250 m ü.A. begann dann der sog. Prof.-Sinwel-Klettersteig, ein stahlseilgesicherter schmaler Pfad immer am Felsen entlang.

 

Anfangs war's ja noch ganz lustig, auch wenn ich schon im steilen Wald ziemlich den Reißgang hatte, es also streng vermied, in die Tiefe zu blicken (denn die war abgründigst).

 

Doch der Steig sollte alles schlagen: Als Wanderer gäb's freilich keine Probleme, da klettert man mit einem frohen Liedchen auf den Lippen einfach durch, holt mit einer Hand aus, hievt sich hoch, ziehet das andere Bein nach usw. usf.

 

Mit dem tourentauglich ausgestatteten 14-kg-Rocky sah die Sache schon anders aus.

 

Da hatte Mann und Material je nach Lage des Radls einen sehr anderen Schwerpunkt, und es galt alles daran zu setzen, selbigen ja nicht rücklings zu verlagern, denn sonst drohte der Absturz.

schmetterling.jpg

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Witzig ist dieses Gefühl vor allem in jenen Partien, wo man Berg- und Talseite wechselt.

Hier gilt's, das Radl von der einen auf die andere Körperhälfte umzubalancieren.

Störend dabei ist die Tatsache des steilen Hanges, der mit dem Vorderrad touchiert, wenn man's Bike hinten herumschwenkt.

Hat man das geschafft, bleibt nur noch der zweite Schwenk von der Vertikalen wieder in die Horizontale am Pfad...

 

I' hab' davon absichtlich keine .avis produziert, es sieht einfach furchtbar deppert aus. *gggg*

(Und die Bewegungen sind derart langsam, daß sowieso jede/r einschlafen würd').

 

Apropos langsam!

aufstieg.jpg

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Bis zum Ende des Klettersteigs hat's geschlagene 70 min gedauert - und das bei zu bewältigenden 120 Höhenmetern (die sich allerdings auf bloßen 60 Längsmetern in den Weg stellten. Richtig: 200 % ergibt das! :f: )

 

Eine Stelle war besonders tückisch (dagegen nahm sich die Überquerung einer Eisenleiter geradzu lächerlich aus): Das Stahlseil fiel hier tatsächlich senkrecht von oben entgegen. Die Felsen zeigten kaum Gelegenheit zum einhaken, dafür gab's rechts eine Art "Kamin", eine Spalte zwischen zwei Felsen, wo jemand zwei Verstrebungen angebracht hatte.

 

Nun zeigte sich aber, daß dieser Kamin zu schmal für Mann und Rad war.

 

Nach Minuten des Überlegens, wie dies zu schaffen sei, kletterte ich erstmal ohne Radl voraus, platzierte den Rucksack (und damit die Kamera, damit ihr ja nix geschehe ;) ), stieg zurück und schupfte das Radl verkehrt (Sattel nach unten) ein "Stockwerk" höher.

 

Man muß sich das so vorstellen, daß man sich im Kamin an drei Punkten verkeilt, das Radl von unten hochzieht, jetzt wieder auf den Schwerpunkt achtgibt (freilich auch auf scharfkantige Teile, die sich möglichst nicht ins eigene Fleisch bohren sollten), bis man's schafft, das Gstell über Kopf zu bekommen und dann irgendwie temporär stabil zu verankern.

 

Das nächste Problem ist dann, am so gelagerten Radl wieder selber vorbeizukommen, um erneut von oben anpacken zu können.

panorama_wand_400.jpg

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So streichen die Minuten dahin, während derer der Herzschlag ob der wahrlich nicht einfachen körperlichen wie psychischen Belastung geradzu rast.

 

Erst beim letzten Manöver, das Gottlob auch gelang, wagte ich erstmals einen Blick über den Schuhrand hinaus in die Tiefe. - Ich wär' fast kollabiert vor Schreck, denn kaum auszudenken, wenn das Rocky DA runtergefallen wär'...! :D

 

Die folgende halbe Stunde stand im Zeichen des Getränkemangels, weshalb der eigentlich schon sehr verdammte Schnee doch wie gerufen kam. Ihn füllte ich in die Radlflasche, um demnächst wieder Flüssiges zur Verfügung zu haben.

Als Sofortmaßnahme gönnte ich mir wie in Kindheitstagen einen kräftigen Biss - Schnee. ;)

 

Während des Aufstiegs heizte mir die direkte Sonne mit bis zu 30 °C ein - nun passierte im schattigen Plateau das genaue Gegenteil: Die Temperatur sank rapide auf 12 °C, die Schuhe gaben vollends ihren Geist auf (vgl. das zugehörige Foto); wenigsten der Gipfel rückte näher und näher.

Allerdings schien's hier konstant schattig zu sein, es lagen noch meterhohe Schneemassen, die verhärtete Spur eines Wanderers und Schitourengehers hielt mich aber auf Kurs, sodaß nach genau drei Stunden das Gipfelkreuz auf 1594 m ü.A. erreicht war.

leiter.jpg

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Eine Erleichterung wollte sich nicht einstellen, denn ich wußte ja noch nicht, wie sich der Abstieg auf der anderen Seite gebären würde.

 

Nach einem redlich verdienten PowerBar und weiteren Schneeschmelzungen im Gaumen ;) brach ich auf, immer mit der mulmigen Erinnerung an die Kaisergebirgsaktion, denn die Parallelen waren frappant: Ebenfalls ca. 18 Uhr, unbekannter Rückweg und - Schnee in rauhen Mengen.

 

Doch hier hatte jemand mitgedacht und die Wegmarkierungen an den Bäumen (und nicht nur an den Steinen am Boden) angebracht.

Zudem strahlten sie im neongrün unverkennbar auffällig ihre Signale ab. ;)

 

Bis auf das ständige Auswischen der Bremsen und der Gabel (hier sammelte sich der Schnee und blockierte alle paar Meter die Räder), ging's aber doch ganz gut voran.

 

Ab ca. 1380 m verschwand der Schnee von einem auf dem anderen Schritt, es folgten noch unfahrbare Waldpfade, ehe auf 1250 m die Almfläche der Reiteralm erreicht war.

hinigaschuach.jpg

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Freerider vom Format eines Picco hätten jetzt aufgejohlt und sich über die 1000enden Spitzkehren geworfen.

 

Meinereiner probierte es auch tw., kam aber immer nur wenige Meter weit. ;) ;) - Hier fehlt's massiv an der Fähigkeit, das ständig kitzelnde Überschlagsgefühl in diesen superengen Kehren ertragen bzw. ignorieren zu können und "einfach" durch die Kehre zu balancieren bzw. das Hinterrad zu versetzen und runterzuschrammen. - Der Blick in die Tiefe ist dabei als Hemmfaktor auch nicht ganz zu vernachlässigen. :f:

reiteralm.jpg

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Weitere -100 hm waren so zu überwinden, ehe auf 1150 m ü.A. das Almgebäude und damit der Almweg erreicht waren.

 

Ab hier ging's nach ca. 5 Stunden endlich wieder fahrend weiter. :rolleyes:

 

Keine Frage, daß ich mich bei Rückkehr und der Erkenntnis, das Wagnis bis auf ein paar Schrammen relativ gut überstanden zu haben, endlich erleichtert fühlen durfte. :p

abendstimmung_kaiser.jpg

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Ja geil, i glab jetzt dauerts nimmer lang dann hängst den ganzen Marathon Krempl an den Nagel und werst X-Adventure Biker!

Aber des mit ohne Helm ist ja unverzeilich! Hats mi grissen wia i des Bild gsechen hab. Bin aber beruhigt wennst des nit öfters machst. Es könnt ja passier das genau für den Stunt abikugelst!!

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