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Conway Xyron S 8.9 Carbon im Test

Conway Xyron S 8.9 Carbon im Test

01.08.22 07:29 8.624Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Erwin Haiden
Tiefenentspannt über Stock und Stein, relaxt auch auf den steilsten Berg. Conways All Mountain mit Bosch-Antrieb mag's abwechslungsreich, aber nicht extrem, und lang, aber nicht wuselig.01.08.22 07:29 10.826

Conway Xyron S 8.9 Carbon im Test

01.08.22 07:29 10.8264 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Erwin Haiden
Tiefenentspannt über Stock und Stein, relaxt auch auf den steilsten Berg. Conways All Mountain mit Bosch-Antrieb mag's abwechslungsreich, aber nicht extrem, und lang, aber nicht wuselig.01.08.22 07:29 10.826

Es war einmal ein deutscher Hersteller mit Großhandels-Background, der seit Einführung eines (e)WME genannten (E-)Fullys gehörig Meter machte im Begehrlichkeits-Ranking jener potenziellen Kundschaft, die Kaufentscheidungen nicht allein vom Image einer Marke abhängig macht. Smarte Konzepte, gefällige Linien und tadellose Technik stehen nämlich spätestens seit der Geburtsstunde besagten (E-)Enduros unumstößlich auf der Haben-Seite des Labels Conway.
Beim Xyron, dem zweiten Vollgefederten mit viel Federweg und Strom im Lineup der Vollsortimenter aus dem Hause Hermann Hartje KG, verhält es sich nicht anders. Diese Behauptung können wir deshalb hier so locker-flockig vorausschicken, weil der potente Allrounder bereits mehrfach in den Nyx’schen Hallen zu Gast war – zumeist als „Trägermaterial“ für TRP-Bremsentests, wie zuletzt im Frühling dieses Jahres der Fall.
Allerdings beehrte uns das All Mountain bis dato immer nur in der Alu-Version und mit jeweils einheitlicher Laufradgröße: entweder 27,5 oder 29 Zoll. Nie aber in Carbon und mit Mullet-Setup, also Twentyniner vorne, 650B hinten. Ein guter Grund, zuzugreifen, als uns von Conway ein Xyron S 8.9 MX Carbon zum Test angeboten wurde.

Zur kurzen Klärung: „S“ steht bei Conway für den sportlichen Einsatz, im Unterschied zur mittlerweile sogar klipp & klar „SUV“ getauften Vollausstattungs-Variante, welche den (diesfalls massigen) Komfort eines Fullsuspensions mit alltagstauglicher Bestückung à la Licht, Kotflügel und Gepäckträger kombiniert.
Und „MX“ bezeichnet die bereits erwähnte Laufradgrößen-Mischung, welche das bessere Überrollverhalten und höhere Sicherheitsempfinden von 29“ an der Front mit der spürbaren Agilität und Leichtigkeit von 27,5“ am Heck kombinieren soll.

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 Treuer Begleiter für lange Touren und spaßige Trails 

Wie Conway selbst das Xyron S Carbon charakterisiert
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Angeschaut

Für den zwischenzeitlich überarbeiteten Rahmen, notwendig gemacht durch Boschs Smart System-Umstellung inkl. 750 Wh Powertube, gilt über weite Strecken noch, was auch dessen Vorgänger auszeichnete:
Optisch herrschen am silber-schwarz verlaufend lackierten Carbon-Chassis des Xyron klare Linien vor, die dank Eintritt ins Rahmeninnere via Steuersatz auch kein Bowdenzug stört (etwas Außenliegendes nachzurüsten ist dank seitlichem Einlass trotzdem möglich). Ausgehend vom fetten Steuer- über das dünne Oberrohr und die wuchtigen Sitzstreben bis hinunter zum hinteren Ausfallende könnte man mit dem Lineal beinahe eine schnurgerade Linie ziehen. Beinahe darum, weil das Oberrohr auf seinen finalen Zentimetern zum Cockpit hin dann doch noch einen kleinen Knicks vollzieht.
Sämtliche Rohre spielen gekonnt mit eckigen Geometrien und scharfen Kanten und sind an neuralgischen Stellen robust geschützt. Einzig vorne scheren die Carbonfasern in Sachen Formensprache aus und blähen sich zu einem rundlichen Etwas auf, das gut und gerne auch ein kleines Bierfässchen beherbergen könnte.

Den Entwicklern ist es gelungen, Dämpfer und Wippe trotz des Motors schwerpunktmäßig tief im Rahmen zu integrieren. Das Sitzrohr musste dafür aber zweigeteilt werden, um der unteren Dämpferaufnahme Platz zu schaffen. Eine flexible Gummiabdeckung an der Hinterseite des Sitzrohrs schützt darum die andernfalls Dreck und aufgewirbelten Trailbegleitern ausgesetzten Gleitflächen und Dichtungen des Dämpfers.
Wie am Testbike zweifelsfrei ersichtlich, bleibt im Hauptrahmen dennoch genügend Bauraum, um auch große, abfahrtslastige Dämpfer samt Ausgleichsbehälter unterzubringen.

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Der Federweg wurde im Zuge des Facelifts am Heck um 10, an der Front sogar um 20 mm auf einheitliche 160 mm angehoben. Damit scheint sich das neue Xyron in der Interpretation des Gattungsbegriffs All Mountain verstärkt der abfahrtsorientierten Fraktion zuzuwenden.
Im Vergleich zum eWME bleibt es dann aber doch deutlich kompakter und aufrechter als das E-Enduro, ist mithin nicht so sportlich ausgelegt wie das 170 mm-Bike, dessen um ein (halbes) Grad steilerer Lenk- bzw. Sitzwinkel auf den ersten Blick noch überraschen.

Der eigentlich interessante Vergleich betrifft jedoch weniger jenen zwischen Xyron und eWME, als den Plattform-internen zwischen Alu- und Carbon-Modell. Besser gesagt: betraf.
Früher galt der Alurahmen nämlich als die entspanntere Auslegung des Xyron und der etwas länger geschnittene Kohlefaser-Vertreter mit dem kürzeren Steuerrohr als das – im insgesamt moderaten Rahmen – aggressivere Pendant. Nun lassen sich zumindest anhand der veröffentlichten Geometriedaten keine nennenswerten Unterschiede mehr feststellen, die sich nicht mit den differierenden Laufradgrößen (Alu: 29“, Carbon: MX) erklären ließen.
Sehr wohl jedoch wiegt das Carbon-Xyron ein ganzes Eck weniger. Die bei grosso modo gleicher Ausstattung (z.B. Testbike vs. Xyron S 5.9) verbleibende Differenz beträgt gute zweieinhalb Kilogramm – die freilich nicht vollinhaltlich auf das Konto des Rahmenmaterials gehen, sondern u.a. auch im kleineren Hinterrad samt Reifen begründet liegen.

Geometrie

Größe S M L XL XXL
Sitzrohrlänge (mm) 400 430 460 490 520
Oberrohrlänge (mm) 585 605 625 645 665
Kettenstrebenlänge (mm) 443 443 443 443 443
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 74,5° 74,5° 74,5° 74,5° 74,5°
Stack (mm) 637 637 646 655 664
Reach (mm) 417 437 454 472 488
Radstand (mm) 1194 1214 1234 1254 1274

Angetrieben wird das Xyron, wie bereits angedeutet, vom Bosch Performance CX-Motor in vierter Generation – auch dies übrigens ein Unterschied zum Shimano-befeuerten eWME. Für den nötigen Saft sorgt die aktuell größte (und schwerste) verfügbare Batterie von Bosch mit satten 750 Wh.
Der Akku kann dabei zum Laden entweder im Rahmen verbleiben und direkt über eine oberhalb vom Tretlager platzierte Buchse ans Netz gehängt werden. Alternativ lässt er sich mit wenigen Handgriffen entfernen und zum Laden vom Keller mit in die Wohnung nehmen.
Dazu gilt es, die robuste und leidlich klapperfreie Schutzabdeckung abzunehmen, danach in zwei Phasen erst mit Schlüssel, dann von Hand direkt am Akku die Verriegelungen zu lösen. Liest sich kompliziert, funktioniert aber tatsächlich relativ einfach, sofern man 1. daran gedacht hat, den Schlüssel einzustecken, 2. gelegentliches Hanteltraining macht, um das Hantieren mit schweren Gewichten zu üben und sich 3. nicht vom mäßig bündig schließenden Cover täuschen lässt: Das ist auch dann zuverlässig drauf, wenn nichts klickt und der Kunststoff dezent vorspringt.

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Zugeteilt

Damit ab zur Praxiserprobung. Natürlich könnte man ein E-MTB mit 160 mm Federweg, Piggyback-Dämpfer und flachen Winkeln beim Datenblatt gewordenen Wort nehmen und einem ausgewiesenen Gravity-Experten zum Test übergeben.
Man könnte ihn beauftragen, dass er damit die umliegenden Bikeparks rockt und seine gelegentlichen Enduro-Ausfahrten bestreitet. Man könnte ihn motivieren, es bei Gelegenheit für so eine lustige Trailpartie zu nützen oder gar in seinen Urlaub an der ligurischen Küste mitzunehmen; und das Xyron würde all das selbstverständlich mitmachen.

Nur, was würde er am Ende sagen, der Gravity-Mann? Vermutlich so etwas ähnliches wie "eh nett, aber Fox 36 Float, 25 Kilo, Budget-Kurbeln, relativ hohes Sitzrohr ... puh." Man ist als Bikeboard-Tester ja (mehr als) verwöhnt.
Und wem wäre damit geholfen? Dem ambitionierten Racer, der am liebsten schon auf gesponsertem Material die Enduro-Szene unsicher machen würde? Wohl kaum. Dem hippen Poser, der sich auf den Trails oder beim Après-Bike ausschließlich mit Kultmarken zeigt? Ebenfalls unwahrscheinlich. Dem alternden Backcountry-Fan, der als Kompensation für seine schwindenden Kräfte jüngst das E-MTB für sich entdeckt hat?

Tech Specs

Rahmen: Carbon Kassette: Shimano SLX CS-M710, 10-51 Z.
Größen: S/M/L/XL/XXL Kettenblatt: Miranda Chainflow 3D, 36 Z.
Antrieb: Bosch Performance CX, 36 V, 250 W Laufräder: Mavic E-Deemax, 29" vo./27,5" hi., 15x110/12x148 mm
Batterie: Powertube 750 Wh Reifen: Schwalbe Magic Mary Soft 29x2,4"/Big Betty Soft 27,5x2,6"
Display: Kiox 300 Steuersatz: Acros
Gabel: Fox Performance 36 Float, 160 mm Vorbau: Level Nine Team A-Head, 31,8 mm; 40 mm
Dämpfer: Fox Float X, 160 mm Griffe: SQlab 70X
Kurbel: Miranda Epsilon, 165 mm Sattel: Fizik Aidon
Lenker: Level Nine Race Riser, 9°, 31,8 mm; 780 mm Sattelstütze: Contec Drop-A-Gogo, 31,6 mm
Bremsen: Shimano Deore XT BR-M8120, 4-Kolben, vo/hi 203 mm Kette: Shimano SLX CN-M7100, 12-f
Schalthebel: Shimano Deore XT SL-M8100 Gewicht: 24,1 kg (BB-Messung)
Schaltwerk: Shimano Deore XT RD-M8100 Shadow Plus, 12-f Preis: € 6.499,95 UVP

Letzterem vielleicht noch am ehesten, aber seien wir ehrlich: Wäre es nicht ungleich lebensnaher, ein solches Bike jemandem zu überantworten, der vom Downhillen keine Ahnung, fürs Springen und Tricksen zu wenig Mut und für zeitintensive Fahrwerks-Optimierungen nicht genügend Muße hat? Der damit über flachen Asphalt ins Büro brettert, und auch sonst regelmäßig Zeit auf Radwegen oder multisportiven Flaniermeilen wie der Donauinsel verbringt? Der den Federweg maximal zum Ausbügeln von Eigenfehlern aufgrund mangelnder Fahrtechnik benötigt und zum Rad selbst nicht viel mehr sagen kann als "fesch"?
Kurzum: Wäre es nicht ehrlicher, das Conway als das zu testen, wozu es ein mutmaßlich namhafter Teil seiner Käufer in der Praxis macht: ein übermotorisiertes, overequippedes Komfort-Fully?
Natürlich nicht. Aber irgendwas dazwischen wäre schon schlüssig. Auftritt NoMan.

Ich gestehe: Die Jungfernfahrt fand tatsächlich am Heimweg vom Büro am brettlebenen Wiener Neustädter Kanal statt. Aber so ergeht es eigentlich vielen Testbikes in meiner Obhut, weil am Ende des Tages zumeist das Sonnenlicht für eine zeitintensive Schleife über die Berge fehlt. Der geplante Besuch einer der umliegenden Trailareas à la Hohe Wand Wiese, Wexl oder - ganz neu! - Burgenland fiel dem hochsaisonalen Schreibpensum zum Opfer. Und der Urlaub, in den das Conway mitdurfte, führte nicht ins ligurische Eldorado, sondern ins oberösterreichische Salzkammergut.
Aber ein paar spaßige Feierabendrunden, zünftige Bergtouren und abwechslungsreiche Erkundungsfahrten wurden es dann doch. Und deren Erkenntnisse lauten:

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Ausprobiert

Vom ersten Aufsitzen bis zur letzten Steinstufe (yeah, I did it! Endlich habe ich es gewagt, die finale Schlüsselstelle der Ewigen Wand zu fahren, die mir bis dato aus – eigentlich unerfindlichen Gründen – eine mentale Hürde war; zugegebenermaßen ist sie allerdings etwas entschärft worden) scheint das Xyron auf Sanftmut und Besonnenheit getrimmt. Die Sitzposition ist kompakt und relativ aufrecht, nichtsdestotrotz gut überm Tretlager platziert, das Fahrwerk fehlerverzeihend, das Handling gutmütig, die Kontrolle aufgrund des schluckfreudigen Hinterbaus, der Twentyniner-Front und des türbreiten Lenkers total.
Letzteren müsste ich übrigens aus ergonomischen Gründen jedenfalls ein Stückchen kürzen; er fiel aber sogar dem sehr breitschultrigen Vergleichsprobanden gefühlsmäßig zu ausladend aus. Eine größenabhängige Spezifikation schiene hier also durchaus angebracht.

Bei 160 mm Federweg bleiben klarerweise im normalen Tourenalltag immer Reserven. Aber auch rumpelig-verblocktes Geläuf, dem am besten mit hoher Geschwindigkeit beizukommen ist, oder größere Stufen und Absätze nimmt das Fox-Fahrwerk gänzlich unbeeindruckt; detto das, was ich an Sprüngen und Airtime zustande bringe (Maßstab ist dies ehrlicherweise jedoch keiner).
Für den gerne auch knackigeren All Mountain-Einsatz dünkt mich die einfach gehaltene Float-Kombi also allemal potent genug, und ich bin offen gestanden froh, aus ihrer Einstellung keine Wissenschaft machen zu können/müssen.

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Die übrige Ausstattung folgt Conways bekanntem Grundsatz, bewährte, funktionelle Teile zu einem stimmigen Gesamtpaket zu schnüren – von der fast kompletten XT-Gruppe samt 4-Kolben-Disc mit 203er-Rotoren über die robusten Mavic E-Deemax Laufräder mit 30 bzw. 35 mm Innenbreite bis zu Schwalbes griffiger und stabiler „Mädchenkombi“ Magic Mary/Big Betty mit softer Gummimischung und Super Trail Karkasse in 2,4 bzw. 2,6“ Breite.
Auch Contecs Drop-a-Gogo Variostütze, wie das Bike selbst aus dem Sortiment der Conway-Mutter Hartje stammend, fügt sich nahtlos in dieses Bild klaglos werkender Komponenten, die mittels Zuverlässigkeit und – für Pannenfälle stets relevant – breiter Verfügbarkeit wettmachen, was ihnen eventuell an Hingucker-Potenzial fehlt.

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Boschs solider Performance CX mit seinen vier Modi und mächtigen 85 Nm Drehmoment macht auf dem Xyron S ebenfalls richtig Sinn. Wohl schlägt sich dessen reichweitenstarke 750 Wh Powertube ordentlich aufs Gewicht und ist das 160-mm-Fully, Carbonrahmen hin, 650B-Hinterrad her, auch sonst alles andere als ein Leichtgewicht. Was dieses Gesamtpaket vor allem beim Beschleunigen an Energie frisst, kompensiert der starke Motor jedoch mit links.
Der Marktführer ist für kräftigen Vortrieb bekannt, im eMTB-Modus weiß er auch feinere Klingen auszupacken. Insgesamt bleibt er in seiner Charakteristik jedoch dem Anschieben von hinten treuer als dem Verstärken des Eigenen, was es speziell auf anspruchsvolleren Wegen bergauf zu beachten gilt – Stichwort vorausschauende Linienwahl.
Im ruppigen Geläuf bergab fällt auf: kaum etwas vom berühmt-berüchtigte Klappern im Freilauf zu hören! Gepaart mit der ebenfalls recht ruhigen Akku-Abdeckung/-Integration und dem gut geschützten Rahmen ergibt dies downhill fast schon paradiesische Stille. Uphill herrscht der für Bosch typische und natürlich stufenabhängige Geräuschpegel.

Mit der neuen Bedieneinheit des Smart System bin ich bis zum Schluss nicht richtig warm geworden – zu viele Schalter, zu viele Möglichkeiten und in der Folge auch zu viele Infos, die man auf dem – grundsätzlich übersichtlichen – Kiox-Display abrufen könnte.
Ich bin ganz klar ein Fan reduzierterer Varianten, wie sie von Bosch mit dem ins Oberrohr integrierbaren System Controller samt Mini Remote für 2023 ja auch soeben vorgestellt wurde. Der Rahmen des Xyron ist für dieses nächste Level übrigens bereits vorbereitet, wie z.B. anhand der aktuell noch zweckfreien Ausnehmung am Oberrohr ersichtlich.

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 In Summe hat das alles etwas von „Safer Sex“: Ist absolut vernünftig und macht trotzdem Spaß. 

Das Fahrverhalten an sich birgt angesichts der Geometriedaten keine Überraschungen. Die große Stärke des Xyron liegt, wie es der lange Radstand und Hinterbau sowie der flache Lenkwinkel nahelegen, in seiner Laufruhe.
Gepaart mit seinen gut 24 Kilogramm und den potenten Reifen bringt diesen Boliden eigentlich nichts aus der Spur. Das kleinere Hinterrad liefert dabei aber gerade so viel mehr Verspieltheit, dass der Allrounder nicht völlig zum Autobus verkommt.
Bergab und durch weite Kurven kommt man somit denkbar unaufgeregt, entspannt und mit ausreichend mentalen wie echten Sicherheitsreserven. Und steil bergauf klappt, weil eher noch ich einen Wheelie lerne als dass sich das Vorderrad ungewollt vom Boden löst, ebenfalls sehr gut.

Enge oder gar rasch aufeinanderfolgende Richtungswechsel sind hingegen die Lieblingsdisziplin des Conways nicht (meine allerdings auch nicht, zumal ich mit dem mir zu breiten Lenker mehrmals Baumstämme touchierte). Hier braucht's Nachdruck, Entschlossenheit und Körpereinsatz, um das Bike um die Ecke zu bringen.
Und für trial-artige Einlagen im alpinen Terrain, fürs zentimeterweise Herantasten an Schlüsselstellen oder spontane Korrekturen der Ideallinie gibt's wohl auch geeignetere weil wendigere und sensibler reagierende Untersätze. Aber da wären wir wieder bei den eingangs geäußerten Überlegungen zur Zielgruppe: Wer sich derlei von seinem E-Fully erhofft, greift ohnehin zu anderen Fabrikaten.
In Summe hat das alles etwas von "Safer Sex": Ist absolut vernünftig und macht trotzdem Spaß.

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Fazit

Conway Xyron S 8.9 Carbon
Modelljahr: 2022
Testdauer: 6 Wochen
Preis: € 6.499,95 UVP
+ Schnörkelloser, geradliniger Rahmen, schon Bosch-MY23-ready
+ gemütlich-zentrale Sitzposition
+ Komfort und Kontrolle
+ Laufruhe und Sicherheitsgefühl
+ solide Ausstattung
o wann wird Vernunft sexy?
BB-Urteil: Nicht klein, aber oho!

Um das Xyron Carbon abschließend kurz und bündig zu charakterisieren, genügt es - und das ist in seiner ganz ohne Superlative auskommenden Sprache erfrischend - zurück an den Start, auf des Herstellers Homepage zu gehen.
Das Bike mit seiner großen Batterie und dem leistungsstarken Motor sei ein fähiger Allrounder und treuer Begleiter für Touren und Trails, steht dort sinngemäß geschrieben, und mit seiner sportlich-komfortablen Geometrie und dem schluckfreudigen Fahrwerk gern zu haben für lange Ausfahrten auf spaßigem Terrain. So ist es!

Schlüssig bestückt und fair kalkuliert, vermag das potent auftretende Conway technisch versierte Gravity-Fans oder das Besondere suchende Individualisten zwar nicht abzuholen. (Wieder-)Einsteiger kann es mit seinem gutmütigen, entspannten Handling aber bestens unterstützen.
Und auch, wer sich trailtechnisch schon weiter vorwagt, wird das unbestreitbare Sicherheitsgefühl und manch Federwegsreserve zu schätzen wissen.

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