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RAAM 2011: Strasser siegt

Der Steirer Christoph Strasser ist mit 28 Jahren der jüngste Gewinner des Race Across America. Sein Vorsprung auf den Zweitplatzieren Amerikaner Mark Pattinson betrug beachtliche 16 Stunden und 35 Minuten. Mit knapp 24 Kilometern pro Stunde fuhr Strasser außerdem die drittschnellste Zeit in der mittlerweile 30-jährigen Geschichte des RAAMs. Baloh Dritter, Gulewicz out, Dengler 14., The 4 Austrian Musketeers 4.

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Mit einer bescheidenen Zielsetzung hatte der Steirer Christoph Strasser am Mittwoch vor einer Woche um 12 Uhr Ortszeit die 30. Jubiläums-Auflage des Race Across Americas in Angriff genommen: "Ich will dieses Mal ´nur` gesund ins Ziel kommen (Erstantritt 2009: Rennabbruch wegen Lungenentzündung, Anm.d.Red.). Wenn alles gut läuft, kann ich unter die besten Fünf kommen."
Acht Tage, acht Stunden und sechs Minuten später trug sich "Straps"mit der drittschnellsten Zeit in der Geschichte des RAAMs in die Siegerliste des berühmtesten und härtesten Nonstop-Radrennens ein. "Ich habe mir einen langjährigen Traum erfüllt, ich kann es in Wirklichkeit noch gar nicht glauben", sagt Strasser und fährt fort, "nach der zweiten Nacht im Rennen habe ich irgendwie gespürt, dass ich dieses RAAM gewinnen könnte. Aber es war noch ein weiter und harter Weg."

Ein Schlüssel zum Erfolg dürften die knapp bemessenen Schlafpausen gewesen sein. Mit nur siebeneinhalb Stunden Schlaf spulte der Wahl-Grazer die 4828 Kilometer von Oceanside bis Annapolis ab. Im Monument Valley, nach 1.200 im Prinzip gemeinsam mit dem späteren Drittplatzierten Marko Baloh (SLO) gefahrenen Kilometern, übernahm Strasser die Führung und baute sie von da an kontinuierlich aus.
Einzig Sitzprobleme trübten bei ca. 2/3 des Rennens kurz das ansonsten relativ "problem- und schmerzlose" Bild, dass der Steirer abgab: "Mein Hintern war völlig offen, aber irgendwie hat es mein Arzt geschafft, dass sich die Wunde während des Fahrens wieder geschlossen hat", erzählt Strasser. Einige Spezialsalben und ein weicherer Sattel ermöglichten dieses kleine Wunder.

Bemerkenswert nicht nur Strassers physischer und psychischer Zustand sowie sein Tempo: Mit 28 Jahren löste Christoph außerdem seinen steirischen Landsmann, sein Idol und seinen Mentor erster Stunde, Wolfgang Fasching, als jüngsten Sieger des RAAM ab.
Der Dreifach-Triumphator Fasching spricht in höchsten Tönen über seinen Nachfolger: „Ich kenne Christoph jetzt seit zehn Jahren und er hat von Beginn an ganz genau gewusst, was er will. Er ist immer seinen Weg gegangen, auch während einiger Rückschläge. Christoph hat das RAAM in einer beeindruckenden, in einer ganz souveränen Manier gewonnen. Er kann stolz sein auf seine Leistung. Ich freue mich riesig für ihn.“

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Harter Kampf um Platz 2 bis 4

Während Strasser, gemessen in RAAM-Dimensionen, einen Start-Ziel-Sieg hinlegte, hatte sich dahinter ein beinharter Kampf um die übrigen Podestplätze entwickelt: Der Slowene Marko Baloh, wie immer zu Beginn (zu?) schnell unterwegs, der Amerikaner Alberto Blanco, von einem sehr frühen Zeitpunkt des Rennens an durch einen Sherman Neck gehandicapt und nur per Stützgestell in Radposition gehalten, und Gerhard Gulewicz, gleich zu Beginn von Magenproblemen ausgebremst und dann lange Zeit nicht an seinem Leistungszenit, wechselten permanent die Positionen.
Nicht gerechnet hatten alle drei mit einem vierten Gegner, der sich von hinten näherte: Dem Amerikaner Mark Pattinson war es mit RAAM-unüblichen, "langen" Schlafpausen von 2-3 Stunden offensichtlich gelungen, genug Kräfte für die abschließende, hügelige Appalachen-Sektion aufzusparen. Mit teils schnelleren Splits als Christoph Strasser rollte er das gesamte Feld noch auf und überquerte die Ziellinie nach 9 Tagen und 41 Minuten, zwei Stunden vor Marko Baloh, als Zweiter.

Gute 24 Stunden zuvor fällte Gerhard Gulewicz die bitterste Entscheidung seines Lebens. Der Bad Ischler, zum sechsten Mal angetreten um nach zwei zweiten Plätzen endlich den ersehnten Sieg einzufahren, musste nach einem totalen Zusammenbruch hinter TS 46 (2.675 Meilen/rd. 800 Meilen vor Schluss) aufgeben.
Fünf weitere Österreicher hingegen erreichten das Ziel in Annapolis aus eigener Kraft: Solist Andreas Dengler, zwischenzeitlich bereits auf den letzten Rang zurückgefallen, kämpfte sich zurück auf Rang 14 und überquerte die Ziellinie nach 11 Tagen und 18 Minuten. Und die Austrian Musketeers erreichten mit einer Fahrzeit von 5 d 23 h 16 m Rang vier bei den Viererteams.

Fotos: Tauderer/Karelly