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Rückblick: Sports Innovation Dialogues - Innovation auf zwei Rädern

Rückblick: Sports Innovation Dialogues - Innovation auf zwei Rädern

30.04.25 08:07 825Text: NoPain
Martin Ganglberger

Größe: 175 cm
Schrittlänge: 84 cm
Gewicht: 70 kg
Fahrstil/-können: Rennrad & Gravel, gute Ausdauer, wenig Power, volles Risiko bergab - wird allerdings selten belohnt

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Fotos: NoPain, FH Technikum Wien
Am 24. April 2025 lud die FH Technikum Wien gemeinsam mit Innovation Salzburg zur ersten Ausgabe der Sports Innovation Dialogues - einer neuen Veranstaltungsreihe, die Sporttechnologie, Wissenschaft und Wirtschaft an einen Tisch bringt.30.04.25 08:07 1.797

Rückblick: Sports Innovation Dialogues - Innovation auf zwei Rädern

30.04.25 08:07 1.7973 Kommentare NoPain
Martin Ganglberger

Größe: 175 cm
Schrittlänge: 84 cm
Gewicht: 70 kg
Fahrstil/-können: Rennrad & Gravel, gute Ausdauer, wenig Power, volles Risiko bergab - wird allerdings selten belohnt

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NoPain, FH Technikum Wien
Am 24. April 2025 lud die FH Technikum Wien gemeinsam mit Innovation Salzburg zur ersten Ausgabe der Sports Innovation Dialogues - einer neuen Veranstaltungsreihe, die Sporttechnologie, Wissenschaft und Wirtschaft an einen Tisch bringt.30.04.25 08:07 1.797

Den Anfang machte das Thema „Cycling – Innovation auf zwei Rädern“, mit Fokus auf den Wandel technischer Entwicklungen im Radsport und den daraus resultierenden Geschäftsmodellen.

Rund zwei Stunden lang drehte sich alles um Carbon, Sensorik, Materialforschung, Marktstrategien – und um die Frage, wie sich der Radsport durch Technik und Unternehmertum verändert und weiterentwickelt. Eingeladen waren Vertreter:innen aus Forschung, Industrie und Praxis, darunter Hersteller, Startups, Coaches, Athleten und Strateg:innen der Bike-Branche.

Startschuss mit Sportsgeist: Tim Wafler über Realität und Technik im Spitzensport

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer Keynote von Bahnrad-Silbermedaillengewinner Tim Wafler, der gemeinsam mit seinem Trainer Andreas Graf (Head Coach Track Elite/U23/Juniors) einen tiefen Einblick in die Herausforderungen des professionellen Bahnradsports gab – speziell aus österreichischer Sicht.

Was auf den ersten Blick wie ein Hightech-Sport wirkt, zeigt in der Praxis strukturelle Schwächen: Kaum Infrastruktur im eigenen Land, kein Zugang zu geschlossenen Radbahnen, limitierte Möglichkeiten zur Aero-Optimierung. Fast alle Entwicklungen sind auf die Weltelite ausgelegt, kleinere Nationen müssen adaptieren, improvisieren und blind investieren – oft mit begrenzten Mitteln. Entscheidungen über Helm, Bekleidung oder Rahmen beruhen dabei nicht selten auf externen Daten statt eigener Messung.

Detailansicht

Neue Wege in der Aerodynamik: Der Windpuls-Sensor von Christoph Feichtinger
Ein Hoffnungsträger für datenbasierte Optimierung kommt aus Österreich: Der Windpuls-Sensor von Christoph Feichtinger misst erstmals während der Fahrt die realen Umgebungsbedingungen – Windrichtung und -geschwindigkeit. Das erlaubt eine präzisere Analyse von Luftströmungen und bietet die Grundlage für individuelle Optimierung von Haltung, Material und Taktik. Für den Spitzensport ein potenzieller Quantensprung, aber auch interessant für ambitionierte Hobbysportler.

Gleichzeitig wird deutlich: Technik allein reicht nicht. Mensch und Maschine müssen aufeinander abgestimmt werden. Der Fahrer bleibt der größte aerodynamische Einflussfaktor – entsprechend relevant sind Technologien zur Analyse und Optimierung der Körperhaltung.

  • Rückblick: Sports Innovation Dialogues - Innovation auf zwei Rädern

Diskussion 1: "Innovations on Two Wheels" - Fortschritt oder Fetisch?

Die erste Paneldiskussion – moderiert von Stefan Litzenberger (FH Technikum Wien) – beschäftigte sich mit der Rolle technologischer Innovationen im heutigen Radsport. Im Fokus standen teils gegensätzliche Perspektiven aus der Industrie und die Frage, wann Technik wirklich Fortschritt bedeutet.

Philipp Graf von XENTIS sieht die Einführung der Scheibenbremsen im Straßenradsport relativ kritisch. Seine Firma hatte bereits leistungsfähige und patentierte Carbon-Felgenbremsflanken entwickelt – mittlerweile von der Industrie fast vollständig verdrängt. Für ihn sind Scheibenbremsen aerodynamisch fragwürdig und technisch entbehrlich, insbesondere im Zeitfahr- und Triathlonbereich.

Christian Lembacher von Tubolito hingegen begrüßt die Entwicklung. Dank der wegfallenden Hitzeentwicklung an den Felgenflanken lassen sich seine TPU-Schläuche nun auch unter hoher Belastung zuverlässig einsetzen – mit spürbarem Performance-Gewinn und hoher Sicherheit.

Hier zeigt sich deutlich: Innovation wird sehr unterschiedlich interpretiert – je nach Produkt, Perspektive und eigenem Marktinteresse.

Diskussion 2: "The Business of Cycling" - Strategie, Märkte und Mut

Im zweiten Panel stand das wirtschaftliche Umfeld des Radsports im Mittelpunkt – moderiert von Ernst Novak (Tourism & Sports, Innovation Salzburg). Diskutiert wurden Marktstrategien, Geschäftsmodelle und der Umgang mit Innovation zwischen Risiko und Sicherheit.

Patrick Hackl von Boa Technology setzt auf kontrolliertes Wachstum: Ausgiebige Tests, keine Lizenzierung an Dritte, keine Markteinführung ohne vollständige Prüfung – weder beim Boa-Verschluss selbst noch bei den Produkten, in die er als OEM-Komponente integriert wird. Eine Strategie, die auf Kontrolle, Qualität und langfristiges Vertrauen setzt.

Valentin Vodev (VELLO) und Christian Lembacher (Tubolito) plädieren hingegen für mehr Geschwindigkeit – insbesondere bei innovativen Nischenprodukten. Wer zu lange zögert, riskiert, vom Markt überholt zu werden. Gleichzeitig betonten beide die Bedeutung kultureller Unterschiede: Was in Österreich funktioniert, muss international nicht zwingend aufgehen, kann aber umgekehrt auch neue Chancen eröffnen.

Politik, Infrastruktur und die Rolle des gesetzlichen Rahmens

Abschließend mahnte Michael Nendwich vom VSSÖ zur Aufmerksamkeit gegenüber politischen Rahmenbedingungen. Ohne gezielte Förderung, ohne Radinfrastruktur und ohne regulatorische Weichenstellung – etwa durch E-Bike-Initiativen oder steuerliche Anreize – sei es schwierig, das volle Potenzial der Fahrradbranche zu heben. Die Industrie allein könne nicht kompensieren, was auf politischer Ebene versäumt werde.

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Fazit: Inspirierend, praxisnah, empfehlenswert

Die erste Ausgabe der Sports Innovation Dialogues war mehr als ein klassisches Symposium: Sie verband fundierte Inhalte mit praxisnaher Perspektive, bot Raum für Diskussion, Netzwerkpflege und kritische Auseinandersetzung. Besonders spannend war die Offenheit der Gäste, abseits von Marketingfloskeln über Herausforderungen, Fehlentwicklungen und Chancen zu sprechen.

Wer Technik, Wirtschaft und Zukunft des Radsports verstehen will, sollte sich die nächste Ausgabe vormerken. Wir von Bikeboard.at sind jedenfalls wieder mit dabei.


Geschrieben
Am 24. April 2025 lud die FH Technikum Wien gemeinsam mit Innovation Salzburg zur ersten Ausgabe der Sports Innovation Dialogues - einer neuen Veranstaltungsreihe, die Sporttechnologie, Wissenschaft und Wirtschaft an einen Tisch bringt.



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Geschrieben
vor einer Stunde schrieb punkti:

wann ist denn der nächste Termin? ich konnte leider nicht..

@punkti Also die Sports Innovation Dialogues werden wir beibehalten, allerdings voraussichtlich mit wechselnden Themen, bin mir aber sicher, dass Rad(sport) in der einen oder anderen Form wieder dabei sein wird (dann wird das bikeboard wieder berichten, hoffe ich). Danke noch einmal an alle, die dabei waren und an Martin für den netten Bericht.

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