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Masern und Mumps? - Ja, bitte!


Empfohlene Beiträge

Geschrieben
also noch einmal zum Mitlesen:

 

ich bekomme eine Ausfahrt mit der APE

 

und du dafür eine Rückenmaschasche....

 

ok! Woe Sonntag Nachmittag is leiwand für mich....

 

 

Hallo Lotusflower!

PN hab`ich schon geschrieben!

UAwg wegen Uhrzeit!

 

:wink:

 

PS:

(Vergiss die "Maschasche", I`ve been joking).

Geschrieben

Liebe Boardies!

 

Unverständlich ist es für mich, fast ein Mysterium, dass Ihr all

den Schmonzes, den ich schreibe, auch lest.

 

(Jetzt wird der Jason, der so evil gar nicht ist, die Stirne

runzeln und dann fragen: "Was ist Schmonzes?".

 

Lass ma ihn fragen, er is a Goi.

 

Zur Ape: Die Bremsen.

 

Sie quietschten, kreischten, schrien ihren Schmerz in

die Welt hinaus, unüberhörbar. Metall auf Metall.

In meiner grenzenlosen Naivität fuhr ich zur Firma

Faber, damals die Generalvertretung für Vespa Ape,

und bat den Werkstättenleiter untertänigst,

er möge Abhilfe schaffen.

 

Ich flehte, ich betete, allein, meine Gebete wurden nicht

erhört. (Vielleicht ist das dem Umstand zu verdanken,

dass ich ein Jahr zuvor aus der Kirche ausgetreten war,

die von mir per Advokat 5000.- ÖS gefordert hatte.

 

Obgenannter Werkstättenleiter teilte mir lakonisch mit,

dass diese (seltenen?) Ersatzteile nicht vorhanden und

auch aus Italien frühestens in 2 bis 3 Monaten lieferbar

seien.

 

Da kommt Freude auf! Insbesonders dann, wenn man weiß,

dass man einen Termin zwecks Pickerl hat.

Der Überprüfer war zwar ein langjähriger Freund und

frug mich nur: "Geht eh olles?", beim Reifenprofil und den

Bremsen war aber auch er unbarmherzig.

 

Was tun?

 

Ich erinnerte mich, dass meine erste Ape im Keller der

Druckerei vor sich hin döste, einer Wiedergeburt harrend,

(Sie war Buddhistin).

 

Der Ernstl, mein Freund und Arbeitskollege, stolzer Besitzer

einer Flex, entledigte der Mumie binnen zehn Minuten

deren Hinterräder (wodurch es zu einer zumindest

teilweisen Wiedergeburt kam), ich brachte per Taxi

diesen verrosteten Schrott zur Firma Faber, man baute

die Bremsbeläge aus und schon übernächsten Tags

flitzte ich mit neuem Pickerl wieder neuen Reparaturen

entgegen!

 

Zum Amusement meiner Leserschaft noch ein heiteres

Geschichtlein.

 

Es soll Menschen geben, die Rinks mit Lechts wervechseln.

 

Zugegebenermaßen zähle auch ich mich zu diesen,

allerdings erst nach dem achten Bier.

 

Da die ersten drei Apes anstatt eines Elektromotors

für die Scheibenwaschanlage links (rinks?) unten

einen kleinen Gummiball hatten, der, wenn man mit dem

Fuß darauf trat, die Windschutzscheibe mit einer obskuren

Flüssigkeit schwach benetzte, führte dieser Umstand

(Links-Rechts-Schwäche) dazu, dass ich das Fußbremspedal,

das sich rechts befindet, mit der Scheibenwaschanlage

verwechselte.

 

Erst ein beherzter (stahlharter) Griff zur Handbremse

rettete einer zebrastreifenüberquerenden bejahrten Dame

das Leben.

 

Das war`s für heute,

bleibt mir gewogen,

das wünscht sich,

 

Hans

 

:wink:

Geschrieben

Liebe Boardies!

 

"Welch schöner Herbstnachmittag" sprach ich zu mir.

 

Es hatte einige Tage geregnet, aber jetzt schien sie wieder,

die Sonne, sandte ihre schmeichelweichen Strahlen auf den

feuchtbemoosten Boden des Waldes im Westen Wiens, um dortselbst jenen

mysteriösen Gewächsen zum Wachstum zu verhelfen, zu

denen ich schon seit frühester Kindheit eine innige Beziehung

pflegte.

 

Egal, ob Parasole, Anisegerlinge, Semmelstoppelpilze,

Rotkappen, Austernseitlinge, Maronenröhrlinge,Tintlinge,

Täublinge, Eierschwammerln und Steinpilze sowieso,

aber auch Totentrompeten, von derem Verzehr mir von

"Eingeborenen" dringendst abgeraten wurde, sie alle

wurden meine Opfer und landeten in der Pfanne.

 

Doch kann ein leises und dann immer lauter werdendes

Geräusch aus dem Getriebe der Ape, die alle diese Pilzsuchpläne

binnen kürzestem zunichte (zur Nichte?) machen.

 

Ein Krachen, ein Knirschen, ein Rattern, all dies bewog

mich, in die nächste Seitengasse rechts abzubiegen, in der

Hoffnung, noch einen Parkplatz zu erreichen.

 

Flotten Schrittes begab ich mich zum ÖAMTC-Stützpunkt

Schanzstraße (ein Handy hatte ich damals noch nicht),

um einen Lastwagen zu erflehen. Die Ape kann man nicht

per Seil abschleppen.

 

Als der Chauffeur des LKWs des Fahrzeugs ansichtig wurde,

dann meiner, lange Haare und ein knallrotes gehäkeltes

Hauberl auf dem Haupt, und, Nonplusultra, mein lieber

grüner Freund, der Pepi, auf der Schulter, rieb er sich

kurz die Augen, um sich zu vergewissern, dass er nicht

träume.

 

Er brachte mich dann zur Werkstätte in Wien 6., die natürlich

schon geschlossen hatte und fuhr fröhlich pfeifend von dannen,

weil trinkgeldbedingt um 100.-ÖS reicher.

 

Montags erfuhr ich dann telefonisch die grauenhafte

Wahrheit. Vom größtem Zahnrad im Getriebe war ein

Zahn ausgebrochen, ich hätte eine Woche zu warten,

bis der Ersatzteil aus Italien eingetroffen sei und dass die

Reparatur etwa 12.000 ÖS kosten würde.

 

"Oh ja, fein" schrie ich durchs Telefon zurück und verfiel

sofort in einen Zustand, den auch ein halbgebildeter

Psychiater als schwere Depression erkannt hätte.

 

Nachdem es dem Wunderwuzzi von Mechaniker gelungen

war, das Vehikel wieder fahrfähig zu machen, riss mir

das Gangseil.

 

"Kein Problem", meinte der Werkstättenbesitzer, ich könne

die wenigen Kilometer von Wien 7 bis Wien 6 ohne

weiteres im zweiten Gang fahren.

 

Dem Rat des Fachmannes vertrauend, ward ich alsbald zum

Verkehrshindernis erster Klasse. 20 Minuten später

erreichte ich diesen mechanischen Musentempel, fuhr

noch in den Hof, allein, der Motor ließ sich trotz

gezogenem Zündschlüssel nicht abstellen.

 

Durch den Lärm des auf Vollgas laufenden Motors alarmiert,

lief der Chef mit hochrotem Kopf aus dem Büro und

schrie, nachdem ich ihm mein Problem erklärt hatte,

ich solle die Kupplung loslassen und gleichzeitig auf

die Bremse steigen.

 

Gesagt, getan. Das hässliche Geräusch war plötzlich weg,

genauso plötzlich wie meine Kupplungsbeläge.

 

Diese Firma ging ein Jahr später in Konkurs.

Ich weiß bis heute nicht, ob ich den Umstand bedauern soll.

 

Zum Abschluss noch ein gar drollig Geschichtlein.

 

Winter war`s, Schnee lag damals noch Zuhauf, ein Parkplatz

war, bedingt durch die von der MA 48 beiseite geschaufelten

Berge noch schwerer zu finden als sonst.

 

Nach Beendigung meines mühevollen Tagewerks hatte ich

mir verdienterweise einige Biere vergönnt.

(Ein Umstand, den Ihr sicher nachempfinden könnt).

 

Dass ich von Wien 15 nach Wien 7 zwanzig Minuten

benötigte, wäre, was die Harnblase betrifft, noch

erträglich gewesen, nicht aber die darauffolgende

Parkplatzsuche, die ebenso lange währte.

 

Die Natur ist unbarmherzig!

Ich musste pinkeln!!!

 

Not macht erfinderisch.

 

Ich erinnerte mich, noch ein Billa-Plastiksackerl

im Laderaum herumlungern zu haben, öffnete diesen,

tat so, als hätte ich etwas zu entladen (in zweiter

Spur stehend) und im Schutz der schon einbrechenden

Dunkelheit entlud ich auch.

 

Als umweltbewußter Bürger entsorgte ich nächsten

Tags das Sackerl mit dem hartgefrorenen Urin im

nächstgelegenen Abfalleimer.

 

Jaaa, dieses Fahrzeug ist sehr praktisch und birgt für

erfinderische Geister ungeahnte Möglichkeiten!

 

God bless you,

 

Hans

:U:

:wink:

Geschrieben
besser?

 

Hallo, shroeder,- jason dürfte nicht der israelitischen

Kultusgemeinde angehören (ich übrigens auch nicht).

 

Der Ahnenpass meiner Eltern (der anläßlich der Heirat

gefordert wurde, reicht bis 1780 zurück, also auch

ich a Goi, warum versteht´s der der liebe Jason

nicht, wenn man mit einer Schickse teigazt, den

Doches zeigt, seinen Freund einen Haberer nennt

und eigentlich nur a Ruh`haben will von der ganzen

Mischpoche.

 

Schalom,

 

Hans,

:wink:

Geschrieben

Liebe Boardies,

 

Diejenigen unter Euch, die schon so einen lustigen italienischen

Dreiradler vorbeiflitzen sahen, sei`s im TV oder in dessen

Heimat, möchte ich inständig bitten, vom Kauf eines dieser

zugegebenermaßen drolligen Vehikel abzusehen.

 

Solltet Ihr keine finanziellen Reserven Euer Eigen nennen, ist

Euch der Privatkonkurs schon vorprogrammiert!

 

Habt Ihr dieses geniale Produkt der itakischen "Ingenieurskunst"

neu gekauft, so habt Ihr drei Jahre Schonzeit, doch dann

beginnt eine nicht endenwollende Flut von Pannen,

Ersatzteilkäufen und Reparaturen, deren enorme Kosten

den Ankauf einer neuen Prestigekutsche aus Stuttgart

überlegenswert erscheinen lassen!

 

Ausnahme: Man wohnt in Italien, wo die "Spareparts" und

die Mechanikerlöhne die Hälfte dessen ausmachen, was

hier zu löhnen ist.

 

Da kann bei einer Panne, bei bestem Willen, auch der ÖAMTC

nicht helfen, dieses Fahrzeug überfordert, wie ich

mehrmals feststellen konnte, die Fachkenntnisse

auch des versiertesten Mechanikers.

 

Übrigens ist dieses Konstrukt seit drei Jahren bei der

§ 57 Überprüfung als PKW klassifiziert, dh höherer

Mitgliedsbeitrag trotz rotem Nummerntaferl und

penibelster Untersuchung, zB Bremsflüssigkeit.

 

Die Ape wurde vor etwa 50 Jahren konzipiert, um

Kleintransporte kostengünstig (spritsparend) auf

kurzen Strecken zu transportieren.

(Vater, Mutter, Kind und hinten alles Melonen).

 

Sobald man aber das Fahrzeug umbaut oder umbauen

lässt, um etwas schneller zu sein, oder, wie im

gebirgigem Norditalien Steigungen zu überwinden,

die man mit dem "normalen" Motor nicht geschafft

hätte, wird`s teuer.

 

Der Umbau kostete (in Wien) 3500 ÖS, man fährt statt

40 kmh 50 kmh, schafft Alpenpässe, die man sonst nie

gemeistert hätte, der Spritverbrauch steigt aber von

(lt. Werksangabe) von 3,5 auf sieben Liter.

(Ein Liter Benzin in Wien kostete 10 ÖS, mein Gemisch

aber 14 ÖS).

 

Der Tank fasst 10 Liter, einen Reservekanister darf man

in Italien lt Gesetz nicht mitführen (Explosionsgefahr,

hohe Geldstrafen), nichts desto trotz hatte ich immer

einen in petto, wusste ich doch, dass die Tankstellen

häufig streiken.

 

Wenn man dann, so wie ich, an die 350 km pro Tag

zurücklegt, kommt man nicht sehr weit.

Auch wenn man bergab die Zündung abstellt, nicht

um Sprit zu sparen, sondern um die Überhitzung des

winzigen Zylinders durch die Motorbremse zu vermeiden.

Natürlich auf Kosten der Bremsbeläge, andererseits

ist es aber auch lustig, einen mit Baumstämmen

beladenen Schwertransporter plus Anhänger mit

80 kmh zu überholen.

 

Ich hätte jetzt zwar noch drei Manuskriptseiten,

bin aber schon zu müde, um sie in die Tastatur

zu hämmern. Ich hoffe, Ihr verzeiht.

 

@ Lotusblume: Melde Dich, sonst werden wir beide

alt und grau!

 

Liebe Grüße an meine Leser,

 

gute Nacht,

 

Hans

 

:wink:

Geschrieben

:bump:

Hallo Buchdrucker47!

Sehe Dein Nachkriegszeit-Leben direkt als s/w - Film vor mir.

Später ist es ja doch noch farbiger geworden - wie ich in anderen Beiträgen lesen konnte.

Interessante Story!

LG G.

Geschrieben

Liebe Boardies,

 

Nicht mit dem Rad, sondern mit dem Eilzug (in dem man damals

noch dem Tabakgenuss frönen durfte, fuhr ich nach "Bella Napoli",

einer Stadt, in der kein Automobil existiert, das nicht lädiert ist.

 

Auf dem Weg vom Bahnhof zum Hafen fand ich eine Ausnahme:

Einen VW, er hatte aber erst 800 km auf dem Tacho.

 

Auch bei den Vespa-Rollern fehlten großteils recht nützliche

Utensilien, wie zB Scheinwerfer.

Schnell wurde mir klar, dass es keinen Sinn hätte, diese

besonders nächtens nützlichen Utensilien nachzukaufen.

Sie werden spätestens nächsten Tags wieder gestohlen.

 

Herkulanum (Ercolano) und Pompeji: Ein "Muss"!

(Für Boardies, die schon dort weilten, bitte nicht weiterlesen).

 

Bedingt durch die sieben Meter hohe Aschenschicht, die

nach dem Ausbruch des Vesuvs sozialistisch Arm und Reich

bedeckte, sind an den Wänden die Graffiti der damaligen

Jugend (die ja nicht ahnte, dass sie nie und nimmer älter

werden würde) so gut erhalten, als wären sie erst vor

Kurzem geschrieben worden.

 

Für diejenigen, die des Lateinischen ein wenig mächtig sind:

Der Unterschied zu den heutigen Kritzeleien ist unwesentlich.

 

Ich wandelte sieben Stunden durch diese einst blühende

Kleinstadt, sah die Bäckerei (Pizzeria?), das Puff und die

Villen der Reichen.

 

Besonders sehenswert waren für mich, dem man getrost

einen Hang zur Nekrophilie nachsagen kann, die Gipsabgüsse,

die man von den Hohlräumen der gemütlich vor sich

hinwesenden Leichen anfertigte.

 

Liebespaare in Umarmung, Hunde, Schlafende, alle wurden

von den giftigen Gasen, der pyroklastischen Hitzewelle und

dem Asche- und Bimssteinregen in Sekundenschnelle überrascht.

 

Dies hat Goethe anlässlich seiner "Italienischen Reise" leider

noch nicht gesehen, waren doch damals erst einige Häuser

freigelegt.

 

Pompeji liegt vier Km von Neapel entfernt, näher liegt das

viel kleinere Herkulanum (Ercolano).

 

Der Mosaikboden des sich dort befindlichen Hallenbades ist,

bedingt durch das Erdbeben, das den Vulkanausbruch

begleitete, leicht gewellt.

 

Wäre dem nicht so, würde man aufgrund des perfekten

Zustandes des Bades erwarten, dass ein oder mehrere

Römer in Toga das Etablissement betreten. Eine Zeitreise!

 

Müde von der Exkursion nahm ich in einer nahe gelegenen

Trattoria Platz, der ca 30jährige Kellner verstand sogar

mein Volkshochschulitalienisch (welch prächtig Wortgebilde!).

 

Er machte sich erbötig, mit mir und seinem Fiat 500 den

Gipfel des Vesuvs zu erklimmen, allerdings müsse er zuvor

noch sein Mütterlein abholen.

 

Die Mutter erwies sich als italienische "Mamma" wie sie im

Buche steht, etwa 55 Jahre alt, schwarz gekleidet und

sehr streng.

 

Alsbald ließ ich ihr, unterstützt von meinem alkoholgedüngtem

Gehirn Komplimente zuteil werden, die sie sichtlich genoss.

So teilte ich ihr beispielsweise mit, dass sie der Inbegriff

aller italienischen Mammas seie und gewann so ihre Gunst.

 

Dies wirkte sich insofern vorteilhaft aus, weil ihr Schlitzohr

von Sohn kurz vor Erreichen des Vesuvgipfels

(Parkplatzes) seine Fiat 500-Rostlaube zum Stillstand brachte

und mir überraschenderweise zu verstehen gab, dass ich

nun 10.000 Lire zu zahlen hätte oder andernfsalls aussteigen

müsste.

 

Ich stieg aus (es war schon abends) und wanderte frohen

Fußes auf gut Glück gen Gipfel.

 

Auch wenn schon 50 Meter entfernt, konnte ich noch immer

das Gekeife der Mutter vernehmen, die ihrem Sohn eine

Moralpredigt hielt.

 

Reumütig fuhr er mir nach, ich stieg wieder ein in questa

piccola macchina und wir fuhren talwärts.

Um ihn zu beschämen, überreichte ich ihm mit Grandezza

die 10.000 Lire und fuhr mit dem Bus in mein Hotel.

 

Liebe Boardies,

 

ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich Euch schon von

den Mumien in Palermo erzählt habe oder von den

Moorleichen in Dänemark.

 

Wenn nicht, bitte ich um ein Feedback, ein Bericht wird

dann alsbald folgen.

 

Außerdem hätte ich noch eine Fortsetzung vom Pizzaflitzer

in petto, falls dieses seltsame Fahrzeug noch jemanden

interessiert.

 

Liebe Grüße und gute Nacht,

 

Hans

 

:wink:

 

 

 

 

 

 

.

Geschrieben
Lieber Hans,

wir freuen uns über jede Geschichte von dir.

Bis demnächst und Gummistiefeln nicht vergessen

E_J

 

Lieber Jason,

 

natürlich freue ich mich wie immer über Dein positives

Feedback. Danke!

 

Aber was die Gummistiefel anbelangt,

stehe ich auf dem (Gummi)schlauch!

 

:wink:

Geschrieben

Stichwort "Posen":

Posen ist, lt. Wikipedia eine Stadt im Westen Polens, an der

Warthe gelegen...blablabla.

 

Natürlich kann man mit der Ape posen.

Ein auffälliges Fahrzeug, das, bedingt durch das im Norden Europas

ungewohnte Design gerne als Werbefläche benutzt wird.

 

In "Bella Italia" ist das impossibile, weil ja 10tausende von diesen

huckeligen Dingern herumbrausen.

 

"Auffallen" kann man eigentlich nur, wenn man auf der Rückwand

des Kastenaufbaus eine Werbung appliziert hat, die besagt:

"FÜHRERSCHEINFREIES LASTENFAHRZEUG". Dann wird man

schon von den Eingeborenen gefragt, was diese mysteriöse

Aufschrift zu bedeuten hätte.

 

Schon wenige Tage später bewies mir ein etwa 10jähriger, dass

auch Jungitaliener den PISA-Test bestehen könnten!

 

Nach dreisekündiger Betrachtung meines roten Nummerntaferls

gab er schon seiner Mutter kund: Schau! Der ist aus Wien!

(Ein Umstand, der dann, auf der Fähre nach Elba, einigen schweizer Mountainbikern einiges Kopfzerbrechen bereitete).

 

(Für die Peniblen: Schweizer schreibt man tatsächlich klein, weil

mit "er" endend).

 

Owa eigentlich is eh wuascht.

 

Von Autofahrern, die mich überholten (was kein Kunststück ist),

erntete ich anerkennendes Kopfgenicke oder einen Daumen nach

oben.

 

Die Apemania findet übrigens nicht, wie ich früher dachte, erst

südlich von Rom statt.

 

Nein, auch im Norden, in den Ausläufern der Dolomiten, in der

Provinz Trento, kaufen sich 16jährige eine kurz vor der

Verschrottung stehende Ape, lassen sich diese von meinem

Cousin etwas aufpeppen, um sodann mit mit 70 kmh die nächste

Serpentinenstraße auf ewig zu verlassen.

 

Denjenigen unter den Wagehälsen, die den Absturz überleben,

repariert mein Cousin gerne das Chassis.

 

Diese "Fahrzeuge" sind auch nicht im Besitz eines Kastenaufbaues,

sondern nur einer Pritsche, weil Vorgenanntes absolut verpönt.

Diese "Pritsche" allerdings mit Überrollbügel.

 

Erst durch meine italienische Mischpoche ward ich der Kenntnis

teilhaftig, dass es auch für diese mickrige Reifendimension

Schneeketten gäbe.

 

Die ansässige Jugend der drei Dörfer im Val di Primiero nutzte

diesen Umstand, um die Statistik zugunsten der längeren

Lebenserwartung von Frauen aufzubuttern.

 

Abends saß ich dann in einer Minidisco, um festzustellen, dass

die Bartenderin auch eine Verwandte von mir war.

Dies war aber nichts Neues für mich, schließlich traf ich,

früher oder später, auch in Almhütten oder als Verkehrspolizisten,

immer Verwandte, eine Inzesteria.

 

Das störte mich auch nicht im mindesten, war ich doch, nach

Nennung meines Familiennamens quasi integriert und man erzählte

mir lokalintime Details, die ein "Fremder" nie zu Gehör bekommen

hätte.

 

Paradise lost:

 

Die Berge, 3000 m hoch, mit Schnee bedeckt, überall quillt

reinstes Quellwasser, der Fluss, Forellen sonder Zahl, die

wirklich saubere Luft, all dies hätte mich bewogen, eine

"Auswanderung" nach meiner Pensionierung in Betracht zu ziehen.

 

Allein der Umstand, dass ich aufgrund meines etwas flüssigeren

Italienisch meine Verwandten besser verstehen konnte, hielt

mich davon ab.

 

Zum Abschluss noch eine kleine Geschichte: Mein ältester

Cousin.

 

Er hatte ein Mädel aus einem in der Nähe gelegenen Gebirgs-

dorf geheiratet, "vollbrachte" (verbroch?) mit diesem Ausbund

an Intellekt 12 Kinder, von denen er keines in die örtliche

Schule gehen ließ.

 

Diese Armen sind auch heute noch Opfer des religiösen Wahns

ihres Vaters, weil sie kein Abschlusszeugnis einer Schule

vorweisen können.

 

Er, der Patriarch, hat noch nie gearbeitet, brachte sich aber

autodidaktisch das Orgelspiel bei, quält sommers wie WINTERS

seit 40 Jahren barfuß und ohne Hemd dieses Instrument und

lebt nur von der Kirche und der Gemeinde, die ihm eine große

Wohnung gratis (12 Kinder!) zur Verfügung stellte, ein

Umstand, der seine Beliebtheit, wie ich feststellen konnte,

auch nicht unbedingt erhöht hat.

 

Und schon wieder die unvermeidliche Bitte:

 

Wenn Euch meine Geschichtlein gefallen, schreibt mir bitte!

 

Das wünscht sich,

 

Hans

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Geschrieben

Lieber Hans,

Auch dies war wieder eine höchst lesenswerte Geschichte (netter Comic am Ende:p). Ich bin sicher, dass es bei deinen Lssern, bei mir sowie so, höchst erfreuliche Gemütszustände geben wird, wenn es neue, von dir verfasste Erlebnisse zu lesen gibt.

Wolkige Grüße aus dem Burgenland wünscht dir,

E_J

Geschrieben

Hui, war das ein Gekreische, als sich in den Katakomben das

Licht verabschiedete! Ein absichtlicher Kurzschluss?

 

Die japanische Reisegruppe flippte aus.

 

Allein, ganz allein, mit 5000 Toten!

 

Japaner haben traditionsbedingt eine andere Einstellung zu

Verstorbenen als Europäer, sie sind gespenstergläubig, wie

wir es noch vor 100 Jahren waren (und kleinteils es auch

heute noch sind).

 

Diese skurrilen, verstaubten Zeugen der Vergänglichkeit

hängen dort seit ca 400 Jahren überall herum, trocken

spannt sich die gegerbte Haut über die Schädelknochen.

 

Sie hängen an Haken an der Wand und es wurde von den

mittlerweise auch schon verblichenen Nachfahren dieser

Patrizier früher sogar regelmäßig die Bekleidung gewechselt,

um diese (dernier cri) auf den modisch letzten Stand zu

bringen. (Das muss ganz schön gescheppert haben!)

 

Die meisten der Knochenheinis tragen aber noch die schicke

Tracht des 17. oder 18. Jahrhunderts.

 

Ein spezieller Altar wurde errichtet, um die im Babyalter

Dahingeschiedenen dahinter an die Wand zu dübeln.

(Das sieht sehr nett aus).

 

Das Prunkstück aber ist ein Mädchen, das wie Schneewittchen

in einem Glassarg der Ewigkeit entgegendämmert. Sie starb,

soweit ich mich erinnere, als Zweijährige, sieht aus, als wäre

sie erst gestern verblichen und war im Jahre 1920 die letzte,

die dort ihre letzte Unruhe finden durfte.

 

Der einbalsamierende Arzt hat nie sein Geheimnis verraten,

mit welch Cocktail von Chemikalien ihm dies Meisterwerk

gelang.

 

Beim Rundgang durch dieses Elysium der Vergänglichkeit

stößt man auf ein Kämmerlein, in dem sich ein Mönch

(wohlig ausgestreckt auf einer Bank) befindet, der gerade

der Entnahme seiner Eingeweide harrt.

 

Er sieht sehr friedlich aus, also dürfte ihn dieses Procedere

psychisch nicht allzu sehr belastet haben.

 

Das aufgeblähte Bäuchlein lässt darauf schließen, dass er

den Freuden der Nahrungsaufnahme grundsätzlich nicht

allzusehr abgeneigt war.

 

Kurz und gut, für Menschen, die den Anblick des Todes

gruslig finden, nicht geeignet, für mich interessant.

 

Genauso interessant wie "Van Hagens Körperwelten".

Faszinierend!

Aber etwas fehlte mir.

Ich wußte erst nicht, was dies sein könnte, dann kam

mir die Erleuchtung: Es war der Verwesungsgeruch, den

die plastifizierten Leichen nicht ausströmen.

 

Ich schlug dem Ausstellungsleiter vor, dass man dieses

Odeur doch mit Hilfe eines Gebläses in die Räumlichkeiten

einbringen könne. Er war von meiner genialen Idee nicht

sehr begeistert.

 

Eine gute Nacht mit lustigen Träumen wünscht Euch,

 

Hans

 

:wink:

Geschrieben

Liebe Boardies,

 

ein wenig bin ich schon verwundert, dass eine seit langem

in Österreich weit verbreitete Sportart, nämlich das Kampf-

oder Komatrinken, die dem Fiskus Einnahmen in mehrstelliger

Millionenhöhe beschert, im Bikeboard keinen Niederschlag

findet. (Oder habe ich da etwas überlesen?).

 

Diese vergorenen oder destillierten Fruchtsäfte werden von

unsensiblen Gutmenschen schlichtweg als Alkohol bezeichnet

und in den Orkus des Unaussprechlichen befördert.

(Was nicht sein darf, kann nicht sein).

 

Ich traf Biker, die erst durch den Kontakt mit den Funktionären

im Radsportvereinslokal dem Suff anheimfielen,

aber auch solche, die nach 30jährigem Genuss dieser

Volksdroge Nummer eins und nach mehrmonatigem

Aufenthalt in Kalksburg mit anschließender Mitgliedschaft

bei den Anonymen Alkoholikern zum Radsport fanden.

 

Hier meine Geschichte in verkürzter Form, verkürzt deswegen,

weil sie sonst zu einem Roman a la Fallada, "Der Trinker",

ausarten würde.

 

Schwer lässt sich das Alter eines Menschen schätzen, wenn

man selbst erst fünf, sechs oder sieben Jahre zählt.

 

Meine Nachbarin war etwa 55, alleinstehend (sitzend, liegend),

und verwertete lobenswerterweise jede Frucht ihres

Obstgartens, um daraus mit erstaunlichem Geschick

Likör herzustellen. Eine Alchimistin, sozusagen.

 

Besuchte ich dieses einsame Weib, so war vom Dachboden

her ein ständiges Brodeln und Glucksen zu vernehmen,

dessen Ursache die Gärröhrchen waren, die aus den

vielen großen Korbflaschen ragten.

 

Geizig war sie nicht, gab sie mir doch mit einem diffusem

Glanz im Auge ein oder mehrere Gläschen ihrer neuesten

Produktion zu verkosten.

 

Kinder spielen gerne. Nach dem Konsum mehrerer Likörchen

spielte ich noch viel gernerer!

 

Meine liebe Frau Nachbarin segnete aber leider wenig später, zirrhosebedingt, das Zeitliche. Welch Jammer!

 

Auch im Vereinslokal des ARBÖ in Floridsdorf musste ich

nicht dürsten.

Freigebig stellten die Funktionäre (alle ehemalige Radrennfahrer)

uns einen Doppler auf das wackelige Konstrukt, das man

kaum mehr als Tisch bezeichnen konnte, mit der

Bemerkung: "Kummts Burschn, trinkts"!

 

Das erste Glas schmeckte nicht so besonders, weil säuerlich

(Brünnerstraßler), das fünfte aber schon köstlich.

Und so fuhr ich samstags nächtens über die verschneite

Leopoldauer Straße besoffen nach Hause.

 

Im vorigen Jahrhundert (Jahrtausend), das einige von Euch

(hähä) schon erlebt haben dürften, war der samstägliche

Fünf-Uhr-Tee Usus. Es spielten Live-Bands, deren Name

nichts Gutes verhieß und deren Musik auch so klang.

 

Twist war angesagt, weil man dazu keine Tanzschule

besucht haben musste, aber auch Slow-Fox.

Wenn auch falsch intoniert, waren "True Love"

"I`ll be Home" und andere Schnulzen von Pat Boone,

Bing Crosby und Paul Anka ein Renner.

 

Der Grund?

Man durfte die Tanzpartnerin ganz fest an sich drücken,

quasi ein Fruchtbarkeitsritual.

(Frei nach Mae West: " Ist das Ihr Haustorschlüssel,

oder haben Sie mich wirklich so lieb"?

 

Um aber als 16jähriger ein Mädchen zum Tanze zu bitten,

das erforderte schon einen ganzen Mann! (Der ich nicht war).

 

Womit wir wieder beim Thema wären.

 

Die wenige Meter entfernte Spelunke, mit einer 25-Watt

Glühbirne notdürftig der Dunkelheit entrissen und

spinnwebverhangen, offerierte ein Achtel Kirsch-Rum

zum Spottpreis von fünf Schilling! Das macht Courage!

Nach dem fünften Achterl hätte ich sogar die

Primaballerina der Wiener Staatsoper zum Tanz aufgefordert.

 

Falls gewünscht, folgt eine Fortsetzung zum Thema "Alkohol".

 

Ihr kennt ja diese Lebensweisheit, dieses Trösterlein der vom

Schicksal Vergessenen:

"Alkohol und Nikotin, macht die halbe Menschheit hin,

ohne Alk und ohne Rauch, stirbt die and`re Hälfte auch".

 

Gute Nacht und Prost,

 

Hans

 

:U:

 

:wink:

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Liebe Boardies,

 

kaum zu glauben, welch skurrile Menschen man trifft!

 

 

Schräg, blöd und vorfrühlingshaft kalt schien die Sonne auf

das Deck dieses verrosteten DDSG-Dampfers herab, als ich

in Linz des EDIS erstmals ansichtig wurde.

 

Ich war Matrose, er Bootsmann.

 

Etwa 160 cm groß und 55 kg schwer, betrachtete er mich

aus seinen kleinen Schlitzaugen begutachtend, als eher

störendes Element.

 

EDI stammte, wie ich schon wenig später erfuhr, aus einer

kleinen betrübhafteten Stadt an der Donau.

 

Es war schwer, ihn einzuordnen. Die Rhetorik war seine

Sache nicht. Manchmal sehr nett, verhüllte er sich

wenig später in seinen Kokon.

 

Schon in der ersten Woche an Bord ereignete sich

etwas für mich Unvorstellbares.

Dieses dürre Männlein stolperte über einen Schlauch,

mit dem er kurz zuvor das Deck abgespritzt hatte

und fiel rücklings sieben Meter tief in eine leere

Ladeluke.

 

Mein erster Gedanke war: Der ist tot, der hat sich das Genick

gebrochen!

Keineswegs! Schon nach wenigen Sekunden kletterte er

die Hühnerleiter zum Deck empor.

 

EDI hatte kein "Profil", aber gerade diese Profillosigkeit

machte ihn zum Original, wie ich später feststellen konnte.

 

EDI trank keinen Alkohol, rauchte nicht, und fiel auch auf

anderen Schiffen nur durch seine exorbitante Teilnahmslosigkeit

auf.

 

Als meine Wenigkeit bei der Reederei Leonhardt und

Blumberg in Hamburg anheuerte, erzählte mir die Crew, dass ein

total beknackter Österreicher an Bord gewesen sei,

der Tags zuvor von Bord ging.

 

(Ich erzählte nichts davon, dass ich

ihn kannte, sonst wäre mein Image

im Arsch gewesen)!

 

Es war, drei Mal dürft Ihr raten, der EDI.

 

 

Als ich die DDSG verließ und EDI erfuhr,dass ich ab nun

für zwei bis drei Monate per Autostop unterwegs sein

würde, frug er mich, ob ich ihn nicht mitnehmen könne,

da diese Art zu reisen für ihn völlig fremd seie.

 

Ich wünschte, ich hätte "Nein" gesagt.

Er entpuppte sich als Quälgeist.

 

Sagte ich, schau wie schön blau das Meer ist,

korrigierte EDI mich sofort und meinte das sei grün.

 

Ich lebte von Baguettes, Eckerlkäse, Wasser und

selbstgedrehten Zigaretten, schlief im Schlafsack,

SO hatte der EDI sich ein Tramperleben nicht

vorgestellt.

 

Nachdem wir den größten Teil der französischen

Küste zu Fuß latschten, weil uns eh keiner mitnahm,

gelangten wir doch irgendwie nach Barcelona,

wo ich dann ein Machtwort sprach: " Du gehst jetzt

nach links und ich nach rechts"!

 

Es war eine laue Frühherbstsommernacht, ich stund

auf einer Seinebrücke und sprach gerade mit einem

Russen, als schemenhaft dert EDI auftauchte und

mich frug, ob ich denn nicht Orangen haben wolle

oder 50 Deutschmark!?

Konsequent, wie ich nun mal bin, lehnte ich ab.

 

Wenige Jahre später, wieder zurück in Wien, erreicht

mich ein Telefonat, in dem mir EDI mitteilt, dass er

jetzt auch in Wien sei und mich treffen möchte.

 

Neugierig wie ich nun mal bin, sagte ich zu.

 

In einem Lokal am äußeren Neubaugürtel harrten meine

Freundin, deren Freundin und meine Wenigkeit seiner.

Und dann kam EDI. Er hatte mir einen Feldstecher

aus der Zollfreizone Rotterdam mitgebracht und

erzählte ein wenig aus seinem Leben.

 

Als er pinkeln ging, meinte die Freundin meiner Freundin

ganz lakonisch: "I hob gor ned gwusst, dass du so deppate

Hawara host".

Ich genierte mich ein wenig.

 

To make a long story short:

 

EDI hatte auf einem Schiff angeheuert, das einen Schmierer

(Öler, Reiniger) suchte, ein Scheißjob, besonders in den

Tropen, wo es dann im Maschinenraum 70 Grad Celsius hat.

 

(Fast) jeder weiß, dass man in afrikanischen Ländern ein

Kapitänspatent oder Ingenieurspatent um 5000 $ kaufen

kann.

 

EDI hatte ein Ingeneurspatent!

Sein Seefahrtsbuch bewies es!

Er war der Erste Ingenieur auf einem Tanker, der während des

ersten Golfkrieges im Einsatz war und, wie er erzählte,

auch gelegentlich beschossen wurde.

 

Als ich vor vielen vielen Jahren (damals gab`s noch Fahndungs-

bücher) dienstlich bei der Kripo Wien 20 zu tun hatte,

erkundigte ich mich auch wegen EDI.

Ja, er war noch gesucht, wegen Wehrdienstverweigerung.

 

Aber, wen interessiert das schon?

 

Liebe Boardies, wenn Euch dieses Geschichtlein aus

meinem Leben gefallen hat, erzähle ich noch mehr davon....

 

Hans

 

:wink:

 

.

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Liebe Boardies,

 

Es war einmal, vor Jahrzehnten, als es noch keine PCs gab und

der ORF ein sehr bescheidenes Programmangebot hatte,

dies damals natürlich nur in Schwarz-Weiß, die Welt

noch in Ordnung war. (Abgesehen vom Kalten Krieg).

 

Den leicht vergilbten "Bravo"-Heften, die noch bei mir herumlurchen,

entnehme ich, dass um 20.00 Uhr die Nachrichten (ZIB) erfolgten,

dann wurden wir mit dem Hauptabendprogramm beglückt.

 

Ob es sich um eine Aufzeichnung aus der Wiener Staatsoper

handelte, oder um einen Durbridge-Krimi ("Das Halstuch", ein

Straßenfeger), um 22 Uhr ermahnte uns die rotweißrote

(grauweißgraue) Fahne plus Bundeshymne an den Sendeschluss.

 

Dienstags und donnerstags war Funkstille, dafür durften wir

uns samstags schon um 17 Uhr vor dem Bildschirm

versammeln, um den Segnungen von: "Der Kasperl kommt",

"Fury" und "Lassie" teilhaftig zu werden.

 

Damals hatte ich nur zwei Optionen: Rad fahren und lesen.

Ersteres bei Schönwetter, zweiteres bei Regen und Kälte.

 

Ich erinnere mich noch gerne an mein erstes Buch, das mir

in die Hände fiel. Es war "Quo Vadis".

 

Das zweite Buch war schon etwas älter, meine Oma selig

hatte es nach Wien gebracht. Es war schwer zu lesen, weil

mit gotischen Lettern gedruckt und für mich "uralt", weil

aus dem Jahre 1848. Dieses Jahrbuch borgte ich meinem

Volksschullehrer und bekam es nie wieder zurück.

 

Obwohl mir dieser Lehrer lauter Einser gab, hatte ich kein Mitleid,

als ich erfuhr, dass er bei einem Krampusfest tanzenderweise

einem Herzinfarkt erlag.

 

Anschließend las ich (siehe erstes Kapitel) alles was mir in die

Pfoten kam, hauptsächlich Reisebeschreibungen.

 

Beruflicherweise prädestiniert, erwarb ich in einer Buchhandlung

am Graben ein Konvolut namens "500 Years of Printing".

 

Nach Lektüre dieses Werkes, das mit penibler Genauigkeit alle

Bücher aufzählte, die bis zum Jahre 1500 gedruckt worden

waren (Inkunabeln), bedauerte ich den Umstand, dass mein

Vater nicht mit dem Familiennamen Flick, Thyssen oder

Rockefeller zur Welt kam.

 

Dann las ich noch ein reich illustriertes Prachtwerk: "Die

Geschichte der alten Bücher", verfasst von einem wiener

Juden, dem es rechtzeitig gelang, dem Naziterror zu entfliehen.

Alles was er bei seiner Ankunft in New York bei sich trug,

war ein Originalbrief von Columbus.

 

In seiner Biographie erwähnt der Autor auch ein Geographiebuch

aus dem 15. Jahrhundert, das ihm (als Dachbodenfund) ein

Onkel schenkte. Er solle dieses Buch aber nicht für den

Unterricht verwenden, da der Inhalt (die Landkarten) nicht

mehr korrekt seien.

 

Er verkaufte das Buch um 1000.- Schilling und verbrachte einen

vierwöchigen Urlaub in Italien.

 

Drei Jahrzehnte später erfuhr obgenannter Autor, mittlerweile

renommierter Antiquar, dass dieses Buch nur mehr in wenigen

Exemplaren existiere und kaufte es um zigtausende Dollar

wieder zurück.

 

Sein nächster Coup war der Erwerb einer Gutenberg-Bibel.

Ich habe nicht bei Wikipedia recherchiert, aber meines

Wissens gibt es nur mehr 48 komplette Exemplare.

 

Fast alle sind auf Büttenpapier gedruckt, einige wenige aber

auf Pergament, wofür aber auch einige tausende Rinder

ihre Haut lassen mussten.

 

Obwohl ich kein religiöser Mensch bin, kann ich mir sehr gut vorstellen, welch Glücksgefühl ihn durchflutete, als er seinen

neuesten Erwerb, um viele Millionen Dollar gekauft, nächtens

durchblätterte, um ihn anschließend wieder im Tresor zu

verstauen.

 

Zurück zu meiner Bibliomanie:

Als sich der Flohmarkt noch Am Hof befand, gelang es mir

manchmal ein Buch um 20 Schilling zu erwerben, das eigentlich

300 Schilling wert war.

 

Dann übersiedelte der Flohmarkt auf den Naschmarkt.

Dort mischten sich Profihändler und Jugos.

Die Profis wussten (fast) immer genau, wieviel ein Buch

wert war, die Jugos, die die Bücher aus Dachbodenräumungen

hatten, bemaßen seltsamerweise den Wert eines Buches nach

dem Gewicht! Dickes Buch: Teuer, dünnes Buch: Billig.

 

Dadurch gelangte auch ich in den Besitz mancher literarischen

Kostbarkeit. Ein Kalendarium mit rot-schwarz gedrucktem

Frontispiz aus der theresianischen Zeit um 20 Schilling ist

auch nicht zu verachten!

 

Eine Woche später sprang mir eine Biographie des Freiherrn

von Trenck ins Auge, gedruckt zu Wien 1786 bei Trattner

in Wien. Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass

noch ein zweiter Band existiert, der die Festungshaft beschreibt,

die er als Feind Maria Theresias erleiden musste.

 

All meine Recherchen waren vergeblich, ein Jahr später gelangte

ich dann doch durch Zufall an mein Ziel.

Der erste Band hatte 450 Schilling gekostet, der zweite

20 Schilling. Ich war auf einen Angestellten eines Antiquariats

gestossen, dem ich sympathisch war und der seine Chefin

hasste.

 

Das erste (für mich) wirklich teure Buch habe ich dann vor

ca 35 Jahren gekauft. Eine Reisebeschreibung eines

portugiesischen Matrosen, der mehrmals Schiffbruch erlitt,

gedruckt in deutscher Sprache in Amsterdam anno 1670.

Blutenden Herzens legte ich 7000 Schilling auf den Tisch.

Mittlerweile wird selbiges Buch in Hamburg und Berlin um

5000 Euro angeboten.

 

Mittlerweile nenne ich Werke aus den Sachgebieten

Jurisprudenz, Medizin, Geschichte und Geographie etc

mein Eigen, lächle manchmal nachsichtig ob der "Fehler"

die unseren Vorfahren inhaltlich widerfuhren, rieche am

Büttenpapier und am Pergamenteinband, denke auch daran, dass die Setzer und Drucker, die diese aus dem 15., 16,. 17., und 18., Jahrhundert stammenden Prachtstücke zustande brachten, längst zu Staub zerfallen sind.

 

 

Liebe Boardies, schreibt mir, falls Ihr auch ein Faible für alte

Bücher habt!

 

Ansonsten gehabt Euch wohl, seid guten Sinnes und erfreut

Euch des Daseins!

 

Das wünscht Euch,

 

Hans

 

:wink:

0781240347.jpg

  • 2 Monate später...
  • 2 Jahre später...
Geschrieben
wayne interessierts:p

 

na gut, dann beantragst für ihn halt ein eigenes unterforum, aber das soll dann ganz weit unten angesiedelt sein, damit ich nicht dauernd über die komischen gschichtl drüberstoplere :s:

 

"Stoplere" ? :f: (Über die eigene Sparche gestoplert)?

"gschichtl" erfordert übrigens, auch wenn klein geschrieben, ein Plural-"n", also "gschichtln".

 

:zwinker:

 

Hans :wink:

Geschrieben

@ tigger, freut mich zu hören, dass Dir die Geschichte gefällt!

(Falls Du es gemerkt hast, sie hat Fortsetzungen).

 

An alle Oldboardies: "Verzeiht bitte, dass ich den Thread wieder aktiviert habe"!

 

Es erwuchsen dem BB in den letzten Jahren Newbies, denen diese Gschichtln unbekannt sind

und die sie vielleicht auch lesen wollten, so dachte ich in meiner selbstverliebten Einfalt.

 

Sollte ich mich geirrt haben, so verschwindet dieser Thread sowieso sehr schnell wieder in den

unerforschlichen Abgründen des Archivs.

 

Liebgruß,

 

Hans :zwinker:

 

:wink:

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