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Masern und Mumps? - Ja, bitte!


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Empfohlene Beiträge

Weil es noch nicht allzu spät ist, und Ihr noch nicht

einschlafen könnt, wird Euch der Radopa noch ein

kleines Geschichterl erzählen:

 

Stets abgeneigt, einen sogenannten Pauschalurlaub zu

buchen, konnte ich doch nicht widerstehen, als ich vor

etwa 15 Jahren folgendes in der Volksverdummungspostille

namens "Kronenzeitung" (doppelseitiger Artikel) lesen musste:

 

Dieser Turm aus dem 16. Jahrhundert wurde zu einem

Hotel mit 82 Zimmern umgebaut. Ein Motorboot wird

zur freien Verfügung beigestellt.

 

Ich liebe alles aus dem 16. Jhdt., hoffte aber, dass das

besagte Motorboot nicht auch so alt seie.

 

Frohgemut fuhr ich mit der Bahn nach Rijeka und mit dem

Bus noch einige Stunden weiter, um dann vor einem

verschlossenen Burgtor zu stehen.

 

Orientalische Gelassenheit machte sich in meiner Seele

breit, also wartete ich in einer kleinen Cafeteria visavis

auf die Öffnung des Paradieses.

 

Schon nach wenigen Gläsern des dort gewachsenen

Rotweines erschien ein dubioser Mensch und öffnete

die Pforte.

 

Nachdem ich mich mit dem in Wien ausgestelltem

Voucher ausgewiesen hatte, wurde ich als erster Gast

freudigst begrüßt.

 

Eine Stunde später kam auch ein netter Mensch, der

sich als Koch ausgab, und so nahm das Verhängnis

seinen Lauf.

 

Wir tranken auf Kosten des Hauses (Turmes) soviel, wie

in den letzten 400 Jahren in diesen feuchten Gemächern

getrunken wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass die

extreme Gastfreundschaft auch darauf rückzuführen

sein könnte, dass ich aufgrund der vielen Urlaube in

Dalmatien der Sprache einigermaßen mächtig bin.

 

Das laut Prospekt versprochene Boot war, wie zu erwarten,

nicht vorhanden, aber der Sohn des Bürgermeisters

stellte mir seines (un)gerne zur Verfügung.

 

Das Schiffernakel schien aus der berüchtigten

skipetarischen Zwergzeder geschnitzt zu sein,

hatte aber, kaum zu glauben, vorne eine Kajüte,

in der zwei Personen (bei)schlafen konnten und

hinten einen Motor, der auch aus dem 16. Jhdt.

stammte.

 

Frohgemut schipperte ich nächsten Tags los, es war

der erste Maientag und es hatte schon 30 Grad Celsius.

 

Als ich die Bucht verließ, konnte ich mich mit dem

Geräusch, das der Motor plötzlich von sich gab, nicht

so wirklich anfreunden.

Es war ein schrilles Geräusch, vergleichbar mit dem

Durchsägen einer tiefgefrorenen Katze.

 

Ein kurzer Gang nach Achtern bewies meinen Verdacht.

Die Schiffsschraube hatte sich, bedingt durch einen

flüchtigen Splint, verabschiedet.

 

Was tun, sprach Zeus!? (Ich).

 

Ergriffen ergriff ich die Riemen (Ruder), die Gott sei Dank

vorhanden, und bewegte mich gegen die auslaufende

Flut Richtung Hafen, mit der imposanten Geschwindigkeit

von ca einer viertel Seemeile pro Stunde.

 

Nach sieben Stunden sah ich das Kap der guten Hoffnung.

 

Ich machte das Boot fest, kletterte einige Stufen empor,

ein Eingeborener begrüßte mich, als hätte ich ihn

soeben entdeckt und schüttete mir (nein, leider, kein Wasser),

einen Wortschwall über den Kopf.

 

Was Schiffsschraube auf jugoslawisch heißt, entzieht sich

noch immer meiner Kenntnis, wie man aber sagt: "Wenn

Sie mir nicht sofort etws zu trinken bringen, bringe ich Sie

um", das weiß ich auch heute noch.

 

Er brachte mir sofort eine "Bevanda", d.i. ein Viertel Liter

Wein mit Wasser und drei Sekunden später noch einmal

Dasselbe.

 

Und während wir so in den Sonnenuntergang hineinsprachen,

erschien wie aus dem Nichts der Sohn des Bürgermeisters,

nahm mich ins Schlepptau, eine viertel Stunde später war

ich wieder zuhause.

 

Nächsten Tags hatte ich nicht nur einen allgegenwärtigen

Sonnenbrand, sondern auch einen Sonnenstich mit

Schüttelfrost, meine Gedanken glitten ins Buddhistische

über. Om mani padme hum hum hum. Beim letzten "Hum"

erschien die Köchin (ich war noch immer der einzige Gast

im Hotel) und frug mich, was ich denn zu essen haben

wolle?

Ich murmelte leise: "Nichts", was sie freudigst zur Kenntnis

nahm und mir Pasta Asciutta und Wiener Schnitzel brachte.

 

Übernächsten Tags ging es mir einigermaßen besser, ich

torkelte nach unten zum Hafen und nahm ein versprochenes

nigelnagelneues Boot in Empfang.

Mißtrauisch beäugte ich den kleinen Tank des Motors, es war

ein "Tomos", ein Puch-Lizenzerzeugnis und verlangte sofort

einen 5-Liter Reservekanister, schließlich wollte ich nicht

jeden Tag gegen die Flut nach Hause rudern!

 

Aber oh Weh, kaum hatte ich die Bucht verlassen, begann

der Motor zu stottern und ich begann mich zu fragen:

Erstens: Warum bist du nicht mit dem Fahrrad gefahren!?

Zweitens: Warum haben die mir keinen Trichter mitgegeben!?

 

Es gelang mir, von den fünf Litern nur drei Liter ins Meer

zu schütten, aber ich kam nach Hause!

 

Der letzte Tag meines "Urlaubs" war sehr drollig.

 

Ein Reisebus mit Maturanten aus Varasdin stund vor dem

Turm, viele hübsche Mädchen quollen heraus und

installierten im ersten Stock sofort eine Musikanlage,

mit der die Rolling Stones auch zufrieden gewesen wären.

 

Ich zog es vor, mich mit dem begleitenden Lehrpersonal

zu unterhalten.

So warf ich zB dem mir intellektuell weit überlegenen

Mathematikprofessor Inkompetenz vor und spottete

ob seiner minimalen Entlohnung, um mich anschließend

der Englischprofessorin zu widmen, dh, ich frug sie, ob

sie allen Ernstes gedächte, diesen furchtbar slawischen

Akzent an ihre Schüler weiterzugeben, was ja zur Folge

hätte, dass diese nie und nimmer eine Chance hätten,

in einem europäischen Land auf reelle Weise ihr Brot

zu verdienen. Sie sprach dann nichts mehr mit mir,

wahrscheinlich mangelte es ihr an Worten.

 

Am nächsten Tag fuhr ich nach Hause.

 

Liebe Grüße,

 

Hans

 

:wink:

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Zurück in Hamburg, bot mir die Reederei Leonhardt und

Blumberg ein Schiff an, das noch gar nicht von Stapel

gelaufen war, noch in der Werft lag, aber das ist schon

wieder eine andere Geschichte...

 

Wenn Ihr diese lesen wollt, so schreibt mir bitte,

 

Hans (leider ohne Pepi)

 

:wink::wink:

 

 

UUUUiiiiiiiiiiiiiiii, toll.

Und wie gings weiter?

Bin schon gespannt.:jump::jump:

:corn::corn:

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Liebe Boardies,

 

es kann ganz schön auf den Geist gehen, immer die selbe Strecke

zu fahren. Das ist beim Rad fahren nicht anders als bei der

Seefahrt.

 

Nachdem ich also auf den Schiffen "Frank Leonhardt" und

"Bernd Leonhardt" vier Mal die Route: Finnland-Norwegen-

Hamburg-Rotterdam-Spanien-Italien und Zypern gefahren

war, ohne je, wie versprochen, Japan gesehen zu haben,

heuerte ich kurz entschlossen in Hamburg ab.

 

Eigentlich hatte ich vor, die Reederei zu wechseln, das

Angebot, das man mir aber im Kontor (Büro) machte,

konnte ich nicht ausschlagen.

 

Eine Nordamerikareise mit allen wichtigen Häfen der

Ostküste. Boston - New York - Philadelphia - Baltimore -

Norfolk - Newport News auf einem Schiff mit

10.000 BRT.

 

Schon am selben Tag saß ich im Zug nach Kiel, wo die

"Finn Leonhardt" noch ungetauft in der Werft lag.

 

Was ich vorfand, war ein alttestamentarisches Tohuwabohu.

 

Handwerker liefen scheinbar planlos kreuz und quer über`s

Deck, um das Schiff bis zum Übergabetermin fertig zu

stellen. Alle zehn Minuten fuhr ein Truck vor, der

blitzschnell ausgeladen wurde.

 

Ebenso planlos standen der "Erste Steward" und ich in der

Pantry (Anrichte) und warteten auf Teller, Tassen und

Besteck.

 

Der Koch war kopflos, weil topflos.

 

Proviant war noch nicht geliefert, aber in drei Tagen

sollte die Schiffstaufe mit anschließendem Stapellauf

stattfinden, zu der etwa 200 Gäste geladen waren,

alle highbrowed citizens aus der hamburger High Society.

 

Wir waren gezwungen, einstweilen mit den fragwürdigen

Produkten der Werftkantine vorlieb zu nehmen.

 

Am nächsten Nachmittag erbarmte sich das Schicksal

unser. Es erschienen zwei Trucks, vollbeladen, und so

liefen wir zu dritt bis spät in die Nacht hin und her,

treppauf treppab, um all dieser Gaben Gottes teilhaftig

zu werden und diese am zugehörigen Platz zu verstauen.

 

Wir hatten niemanden, der uns half (die Matrosen waren

noch nicht an Bord), also schleppten wir hunderte von

Kartons vollgepackt mit Zigaretten, Bier, Spirituosen,

Fleisch, Gemüse und Geschirr, um all dies in die dafür

vorgesehenen Schapps (Kästen) und Stores einzuräumen.

 

Ich weiß nicht, ob es damals schon Catering gab, oder ob

die Reederei zu geizig war, ein solches zu ordern.

Jedenfalls musste ich feststellen, dass für die

65-köpfige Mannschaft gerade 100 Teller geliefert

wurden (aber alle mit dem Reedereiwappen), wir aber

200 Gäste erwarteten. Für diese waren aber weder in der Kapitänsmesse, noch in der

Offiziersmesse zu wenig Platz.

 

Deshalb wurden, weil ja Sommer, in einer leeren Ladeluke

Holzbänke und Holztische aufgestellt.

 

Für uns bedeutete dies, dass wir, mit einer Hand vier Teller

balancierend (die andere Hand benötigten wir, um uns

festzuhalten), eine Hühnerleiter hinabsteigen mussten,

um in den Laderaum zu gelangen, nachdem wir die Distanz

von 50 Metern zur Kombüse zurückgelegt hatten.

 

Die hamburger Honoratioren waren etwas verwundert, das

Mahl schichtweise serviert zu bekommen,- kaum hatten

sie fertig gegessen, rissen wir ihnen den leeren Teller

weg, eilten (wieder über die Hühnerleiter) in die Pantry,

um das Geschirr abzuwaschen (Geschirrspüler gab es keinen,

hätte auch zu viel Zeit in Anspruch genommen), um sodann

wieder in die Kombüse zu hasten, um mit vier vollen

Tellern wieder in die Ladeluke abzutauchen.

 

Es ist mir bewußt, das dies alles nach Seemannsgarn klingt,

es spielte sich aber tatsächlich genau so ab, ich habe

leider zu wenig Fantasie, um Derartiges zu erfinden.

 

Wir hatten aber auch Glück im Unglück:

 

Erstens, wir brauchten nicht kassieren, da es sich um geladene

Gäste handelte.

Zweitens, jeder Gast musste sich aus den von uns schon

vorher auf den Tisch gestellten Flaschen selbst bedienen.

(Sie taten es reichlichst). Bier, Wein, Korn (Bommerlunder).

Drittens, alles was diese besoffene Brut überließ, durften

wir zu unserer eigenen Belustigung im eigenen Spind

bunkern, der sich dann naturgemäß als zu klein erwies.

Jedenfalls hatten wir noch wochenlang Spaß mt den Resterln.

Hicks!

 

Am nächsten Tag liefen wir zur Jungfernfahrt nach

Flensburg aus.

 

 

Von vielen Kapitänen jahrzehntelang erzählt, wurden

Berichte über sogenannte Monsterwellen stets als

unglaubwürdig beurteilt. Erst in den letzten Jahren

wurden aufgrund von Lasermessungen diese Meldungen

verifiziert. Diese Phänomene existieren.

Ich weiß ein Lied davon zu singen.

 

Aber davon das nächste Mal.

 

Schlaft gut, liebe Leser,

Es grüßt Euch,

Hans

 

:wink:

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Toktok, toktoktok, so klang es drei Tage nach dem Auslaufen

aus Flensburg.

 

Haben wir einen Specht an Bord?, so dachte ich, im Halbschlaf

in meiner Koje liegend.

Wie gut, dass unser Schiff nicht aus Holz gefertigt!

Wie war das damals übrigens bei der Arche Noah?

Hatte der gute Mann nicht auch ein Spechtpärchen an Bord?

 

Wieder halbwegs bei Bewußtsein, torkelte ich zur Waschmuschel,

um mir die noch verbliebenen Zähne zu putzen und stellte fest,

dass nicht der Restalkohol des Vortags der Grund meines

Torkelns war, sondern dass sich nächtens die ohnehin rauhe

Nordsee in eine noch rauhere verwandelt hatte.

 

(Ich weiß: "Rauh" schreibt man jetzt "rau" und Stengel "Stängel",

ich aber nicht).

 

Toktok, toktoktok, es war also kein Traum gewesen,also versuchte

ich, die Ursache des Geräusches zu ergründen.

Schon nach wenigen Minuten wurde ich fündig.

 

Ein Matrose klopfte mit einem Gummihammer auf DIE Hebel

der Stahltüren die,

den normalen Türen vorgelagert, einen Wassereinbruch

verhindern sollten.

 

Ein dreister Gedanke durchzuckte mein alkoholverseuchtes

Gebilde, das Anatomen als Gehirn bezeichnen!

 

"Will man die Nordsee von mir schützen oder mich vor der

Nordsee?"

Von überall schallte dieses Hämmern, es waren einige

Matrosen auf allen Decks am Werk.

 

So wurde mir das erste Mal bewußt, dass Klaustrophobie

ab nun kein Fremdwort mehr sei, sondern eine hautnah

erlebte Erfahrung.

 

Da die Matrosen zu beschäftigt waren, wankte ich weiter

bis zur Kombüse, um den Koch zu befragen.

Dieser meinte fröhlich, dass ein Frühstück nicht

in Frage käme (außer Rindssuppe), ein Mittagessen

könne ich vergessen, schließlich wären wir direttamente

in einer Schlechtwetterzone.

 

"Na gut", dachte ich, wird so schlimm nicht werden, hatten

wir doch den Sturm, der uns beim Auslaufen aus dem

Jössingfjord erwartete, auch abgeritten.

 

Randbemerkung: Es kann ein Orkan auch 2000 Seemeilen

entfernt sein, doch können die Wogen, die dadurch

verursacht werden, sich fortpflanzen und turmhoch

werden.

 

Da an Arbeit nicht zu denken war, konnte ich durch die

Bugfenster (nicht Bulleyes, die befinden sich seitlich),

beobachten, wie sich die See aufbaute.

 

Etwas, was man um sieben Uhr morgens noch als lustige

Schaukelei bezeichnen konnte, verwandelte sich binnen

weniger Stunden in einen Höllenritt mit bis zu 15 Meter

hohen Wellen.

 

Ein Sprichwort sagt: "Not lehrt beten".

 

Den Wahrheitsgehalt kann ich bezeugen.

Obwohl Atheist, begann ich, ohne es zu wollen,

Bruchstücke von mir noch im Gedächtnis haftenden

Gebeten vor mich her zu sabbern.

 

Ein Schiff wie die "Finn Leonhardt", für "Große Fahrt"

gebaut, konnte wohl mit 15 Meter hohen Wellen

zurechtkommen, nicht aber mit viertelstündlich

daherkommenden 30 Meter hohen Brechern.

Da wird`s dann wirklich gruslig.

 

Eine fünf Stock hohe Wasserwand, die den ganzen

Horizont einnimmt, prallt bis zur Brücke an die Aufbauten

und bringt das Schiff so zum Stillstand, als ob man gegen

eine Betonwand führe.

 

Diese Wasserwände haben bei großen Kreuzfahrtschiffen

die Panzerglasscheiben der Brücke zerschmettert,

mehrere Todesopfer gefordert und die gesamte

Bordelektronik lahmgelegt.

 

(Auch ein großer Frachter, die "München", verschwand

spurlos und unerklärlicherweise vor etwa 15 Jahren im

Atlantik, heute weiß man den Grund).

 

Ich starrte mit weit aufgerissenen Augen nach vorne,

kein Mensch weit und breit, wartete ob die nächste

Welle vielleicht noch höher sein werde und mir wurde

bewußt, dass Herr Einstein doch recht haben müsse,

was die Relativität der Zeit anbelangt.

Diese Stunden der Angst kamen mir wie Tage vor.

 

Am schlimmsten war das Gefühl des Eingesperrtseins.

Obwohl mir bewußt war, dass bei diesem Wellengang

trotz Vorhandenseins von Rettungsinseln und

Schwimmwesten nie und nimmer eine Überlebenschance

bestanden hätte, abgesehen von der Wassertemperatur.

 

Seltsamerweise sprach nächsten Tags, als all diese

Unbill der Natur vorbei, niemand mehr darüber, obwohl

jeder wusste, das wir dem Tode knapp entronnen waren.

Vortags noch blass um die Nase, fühlten sie sich

wieder als "Sealords".

 

Von Boston, dem ersten Hafen in den US sind mir nur

zwei Erinnerungen haften geblieben:

Der Liegeplatz des Schiffes war nur einen Kilometer

vom Flugplatz entfernt und so brausten auch schon damals

alle fünf Minuten in 30 Metern Distanz die Jets über unser Schiff.

An Schlaf war nicht zu denken.

 

Erinnerung Nummer zwei: In einem Nachtlokal vollführte

eine hübsche Hübsche jeden Abend einen Striptease in

einen riesigen Glaskelch. Betrunkene geile Männer (wie ich)

umstanden sie glupschäugig (nicht ich).

Ein Ami verriet mir, dass sie aus Österreich sei. Ja, sie war

aus Kärnten. Als sie erfuhr, dass ich nicht der Kapitän

des Schiffes sei, verlor sie schnell das Interesse an mir.

 

 

Liebe Boardies,

 

die nächste und letzte Story handelt in Newport News,

Virginia, wo ich drei Tage (und Nächte) mit sieben

Afroamerikanern in einer Zelle verbrachte und mich vor einem

kleinen Cafe fast der Blitz traf. (Distanz: Ein halber Meter).

 

Gute Nacht,

 

Hans

 

:wink:

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Liebe Boardies,

 

Bodybuilder mögen für einige einen gewissen Reiz ausstrahlen,

ich gehöre nicht dazu. Zwei Meter Körpergröße vermögen

anscheinend nicht, einen deutlich merkbaren Mangel an

Gehirnsubstanz zu kaschieren. Diese geistigen Riesenzwerge,

auch "Marines" genannt, umringten mich, welch Lokal ich auch

betrat, in Norfolk, dem größten Marinehafen der Welt.

 

Obwohl im Süden der Vereinigten Staaten gelegen (wo man, so

dachte ich blauäugig, mit blauem Himmel rechnen könne),

war alles Grau in Grau: Die See, der Himmel, die Flugzeugträger,

die Kreuzer und Torpedoboote und die Zukunft deren Besatzung.

 

Dass nicht jeden Tag einige Dutzend dieser tapferen Burschen

sich gegenseitig totschlugen, war nur dem Umstand zu verdanken,

dass die MPs (Military Police) ständig präsent war.

Die waren noch um einige Zentimeter größer, hatten dazu

riesige Gummiknüppel und, das kommt freilich auch noch

hinzu, sie waren bewaffnet.

 

Man gestatte mir einen kleinen Exkurs in die altgriechische

Mythologie: Als der Professor am humanistischem

Gymnasium seinen Schülern erklärte, dass der Riese namens

Polyphem nur ein Auge hatte und deshalb nicht mehr

dreidimensional sehen konnte, die Felsbrocken, die er

gegen die anrückende feindliche Flotte warf, dadurch bedingt

nicht zu treffen vermochte, entgegnete ihm ein aufmüpfiger

Schüler, dass zu diesem Zeitpunkt Polyphem, dessen

einziges Auge, bedingt durch einen Steinwurf, der ihn mit

völliger Blindheit schlug, gar nichts mehr sah, erwiderte

obgenanner Professor: "Das kommt freilich auch noch hinzu".

 

Newport News, das ja nur eine halbe Stunde mit dem Bus

entfernt liegt, bleibt mir, obwohl eine Kleinstadt, in

unvergesslicher Erinnerung.

 

Eine kleine Bar, so klein, dass wenn drei Menschen reinwollen,

vier rausgehen müssen (wer ist denn dann überhaupt noch

drinnen?), verlockte mich, einzutreten. (Nein, nicht die Türe!).

Durstig wie immer, bat ich höflich um ein Bier.

Ich bekam es auch, allerdings erst nach Vorweis meines

Seefahrtsbuches, in dem mein Geburtsdatum vermerkt war.

Rigorose Sitten, but there rules "Law and Order".

 

Ein sehr sehr heftiges Gewitter war im Frack, nein,

im Anzug, und obwohl ich nach dem vierten Bier eigentlich

diese Kaschemme verlassen wollte, ich stand schon wenige

Zentimeter von dem Loch entfernt, das man in zivilisierten

Gegenden Türe nennt, besann ich mich aus unerfindlichen

Gründen eines Besseren und orderte noch ein fünftes

Budweiser. Sekunden später schlug der Blitz ein.

 

Und zwar genau dort, wo ich gestanden wäre, hätte ich

diese Altersüberprüfungsstätte verlassen.

 

Es muss sich um einen etwas geistig gestörten Blitz

gehandelt haben, schließlich weiß ja jeder einigermaßen

Gebildete, dass diese Strafe der Götter nur hochgelegene

Ziele suchen, oder darmgeplagte Menschenskinder, die

im Wald ihre Notdurft verrichten.

 

Zufrieden vor mich hinlallend, begab ich mich auf den

Weg zum nahen Hafen, wo ich schon eine Stunde später

mein Schiff wieder fand.

 

 

Eigentlich glaube ich nicht an solch Gewäsch wie Erdstrahlen,

Magnetismus, Kristallkugeln und ähnlich esoterischen Humbug.

Newport News brachte aber mein vermeintliches gefestigtes

Weltbild ins Wanken.

Zwei oder drei Tage später beehrte ich obgenanntes Lokal

wieder, um einer drohenden Dehydrierung abzuhelfen.

 

Kaum war mein physischer Flüssigkeitslevel wieder auf für

dem mir sehr genehmen und auch der Gesundheit sehr

zuträglichem Standard, verwies man mich des Lokals,

mit der etwas fadenscheinigen Ausrede: " We close".

Wie unromantisch!

Im selben Maß, wie der Drang wieder auf mein Schiff zu

gelangen, wuchs auch mein Drang, die prallgefüllte

Harnblase zu entleeren.

 

Allein, weit und breit, man glaubt es nicht,

es war kein Örtchen in Sicht.

 

Also fühlte ich mich notgedrungen bemüßigt, die nächste

Seitengasse heimzusuchen, wohl wissend, dass ich

ungestört dort pinkeln könne.

 

Weit gefehlt!!!

 

Schon wenige Sekunden später blieb in dieser von allen

Göttern verlassenen gegend ein Chevi mit kreischenden

Bremsen hinter mir stehen, ein dicker Mensch ohne Hals

(genau wie der Sheriff vion Springfield (Simpsons), hieß

mich einzusteigen und beförderte mich im Höllentempo

in das einzige Polizeirevier, wo ich sofort all meiner

Habseligkeiten entledigt wurde.

Er wollte mir auch die Schuhbänder nehmen, aber ich trug

Sandalen. :)

 

Sieben Afroamerikaner, (Neger darf man ja nicht mehr sagen),

begrüßten mich auf das Allernichtherzlichste, waren etwas

echauffiert, einen Weißen in der Zelle ertragen zu müssen,

(vielleicht stinkt der ja?), natürlich wollten sie den Grund

meines Inhaftiertseins wissen!

 

Schallendes Gelächter brach aus, als ich gestand: "I`have

been pissing against a wall".

 

Schon kurze Zeit später war mir klar, dass ich von diesen

Menschen nichts zu befürchten hatte.

 

Es waren Kleinkriminelle, die Autos geknackt hatten, um eine

Spritztour zu unternehmen oder ähnlichen Unfug.

Mir hatte man alles weggenommen, auch meine Zigaretten und

das Feuerzeug, darum wunderte es mich, wieso diese

Typen was zu Rauchen hatten. Ja, man bot mir sogar eine

Marlboro an!

 

Auch über das Frühstück kann ich mich nicht beschweren.

Es war opulenter als in jedem Bed and Breakfest.

Zwar im Blechnapf (Wer kennt das Buch nicht: Wer einmal

aus dem Blechnapf fraß), aber es war fast ein Lunch!

 

Keiner von meinen Mithäftlingen wußte, wo "Austria" sich

befinde, sie wußten ja auch nicht, dass es dieses Land

überhaupt gibt.

 

Nach drei Tagen hämmerte ich vehement gegen die

Zellentür. Ein Negerpapi erschien, der sofort die

Hauptrolle in "Onkel Toms Hütte" hätte spielen können.

Etwas dicklich, gemütlich, graumeliertes Haar.

 

Er frug mich: "Why do you make such a noise?"

Meine Antwort: `Cause I wonna get out!"

ER: "But everybody wants to get out of here!"

Meine Antwort: " But my ship is leaving the harbor this

afternoon!"

 

Zehn Minuten später wurde ich dem "Justice of Peace"

vorgeführt, der mich in seiner schon vorher ersichtlichen

Unkenntnis der Sachlage beeindruckt hatte.

Nach meiner unverblümten Schilderung meiner

Freveltat frug er mich: "Was that really all you`ve done?"

Ich bekam sofort all meine Habseligkeiten zurück.

Die große rote Weckuhr machte ihm ein wenig Kopfzerbrechen,

die hatte ich an einer Schnur in meiner Jacke, weil man meine

Armbanduhr ja in Savona geraubt hatte.

Es stellte sich auch heraus, das der Friedensrichter ein großer

Münzensammler vor dem Herrn war, er bettelte mir all mein

Kleingeld ab. Es waren aber wirklich nur kleine Nennwerte

aus skandinavischen Ländern.

 

Dann war dieser Mensch, der so gar nichts am Hut hatte, wie

seine Polizeikollegen, so freundlich, mir ein Taxi zu bestellen,

aber nicht, ohne den Taxifahrer zu beauftragen, er dürfe mich

zu "meinem" Schiff fahren und sonst nirgendshin.

Das hatte natürlich einen Grund. Erstens waren Haftkosten

aufgelaufen von 15 Dollar, zweitens wollte der Taxler ja auch

entlöhnt werden.

 

Eine Viertelstunde später waren wir (der Taxler und ich) an

Bord, erklommen Deck vier, wo der Funkoffizier haust,

Der Fuhrlohnsklave erhielt seinen Obolus, der Funker

grinste mich schäbig an und sagte: "Dat het ich nich

gedocht, dat ich dich wiederseh!".

 

Zwei Stunden später erscholl drei Mal lautes Tuten, das

bedeutet, "Schiff wendet, Schiff läuft aus.

Und ich war an Bord.

 

Es gibt von der Heimreise nach Hamburg nichts

Nennentswertes zu berichten.

 

Der "Erste Offizier", der auch für die Besatzung zuständig

ist, fragte mich, er war doch etwas neugierig: "Was werden

Sie denn jetzt in Wien machen?"

Ich antwortete prompt: "Ich werde in einer Prosektur arbeiten".

Er schüttelte nur den Kopf.

 

 

Nachbemerkung: Es gibt seit etwa fünf Jahren soviele Bücher

und Fernsehserien, in denen unglaubwürdige

Schauspielerinnen, die beinharte Frauen verkörpern und

mit Leichen hantieren, um einen Mord aufzuklären.

Die Realität ist viel trivialer.

Ich habe zwar nicht in der Forensik gearbeitet, kann aber

auch interessierten Boardies einen kleinen Einblick geben

in die Welt der Toten und wie diese "behandelt" werden.

 

Schreibt mir einfach ob`s Euch interressiert.

 

Liebe Grüße,

 

Hans

 

:wink:

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:wink:Liebe Boardies,

 

bedingt durch den Umstand, dass auf meine Frage, ob Ihr

denn an meinen Erlebnissen in

der Prosektur interessiert seid, und, außer von Tomdiver,

kein Feedback erfolgte, ziehe ich den Schluss, dass dieses

Thema sich nicht allzu großer Beliebtheit erfreut, was

ich verstehen kann.

 

Deshalb bringe ich Euch einen anderen Schwank aus

meinem Leben, der, weil Schadenfreude die schönste

ist, vielleicht Anklang findet:

 

Ein Fläschchen Underberg mag ein gar köstliches

Magenreparaturmittel sein. Dieser Ansicht war auch

ich, denn ich fühlte mich sehr wohl, als mir der Wirt

in meinem damaligen Stammlokal in Wien 20,

Traisengasse, mitteilte, dass er soeben mit

Hilfe seines Taschenrechners eruiert habe, dass

ich innerhalb von zwei Stunden einen halben

Liter dieses grusligen Zeugs in mich hinein

geschüttet hätte.

 

Er hatte diese Medizinalfläschchen in einer Art

Patronengurt an der Wand hängen und kaum war eines

leer, bestellte ich das nächste, ungeachtet dessen,

dass ich um 10 Uhr morgens mich von meinem sich

in einer Substandardwohnung befindlichen Lager

erhob, ohne vorher gefrühstückt zu haben.

 

An den Rest des Nachmittags und des Abends

kann ich mich nicht mehr erinnern, ich kann nur

ausschließen, dass ich nicht mehr mit dem Rad

unterwegs war. Das war der Samstag.

 

Natürlich hatte ich am darauf folgenden Sonntag

einen Filmriss, auch Palimpsest genannt, um die

Fachsprache der Kalksburger Psychiater zu

bemühen, wusste nicht mehr, ob ich ein

Männchen oder Weibchen seie, war jenseits

von Gut und Böse.

 

Der Portier im alten AKH, wahrscheinlich ein verkappter

Medizinstudent, schickte mich weg, obwohl ich

wortreich schilderte, dass ich meinen rechten Arm

weder spüren könne, noch dessen Finger imstande

sei zu bewegen.

 

Montags bewegte sich noch immer nichts.

Gezwungenermaßen fernrufte ich (Handy gab`s noch nicht),

die Druckerei, in der ich mein täglich kärglich Brot

verdiente, um meine körperliche Versehrtheit

mitzuteilen, um mich anschließend in die Obhut

einer Nervenärztin zu begeben, die, wie ich später

erfuhr, sich eines legendären Rufs erfreute.

 

Schon nach zehnminütiger Untersuchung begannen

ihre Augen sanft enthusiastisch zu glühen und sie

frug mich, ob ich mit der Behandlung nicht noch

zwei Monate warten könne, da ja dann der

Universitätsbetrieb wieder begänne und ihr

Kollege, der sehr geehrte Herr Professor

mich seinen Studenten vorstellen könne,

mein Leiden sei ein Phänomen und käme in

Wien nur zwei bis drei Mal im Jahr vor!

 

Ich hatte eine sogenannte Schlaflähmung, die,

bedingt durch schwere Alkoholisierung, dadurch

entsteht, dass man sich während des Schlafs

nicht mehr bewegt, sondern mit dem eigenen

Kopf die Armnerven abquetscht.

 

Da ich das sonderbare Ansinnen dieser Ärztin

ablehnen musste, mit der Begründung: "Wie

stellen sie sich das vor, gute Frau? Schließlich

soll ich arbeiten, sind Sie weltfremd?", überwies

mich die Psychotante an das Hanuschspital,

wo ich dann ambulant behandelt wurde.

 

Eine mollige drollige Schwester legte mir die

Kathode an der Handwurzel an, die Anode

in der Ellenbogenbeuge, tätigte einige

Einstellungen an einer Apparatur, die etwas

ostblockhaftes an sich hatte, und schon begann

mein Arm unfreiwillig zu zucken

 

Nächsten Tags begann ich, bedingt durch Langeweile,

schon an den wenigen vorhandenen Schaltern zu

drehen. Ich konnte jetzt die Stromstärke regulieren

und auch die Intervalle. Fasziniert sah ich meiner

Hand zu, wie sie versuchte, mir zu entfliehen.

Auch einen Tennisball bekam ich, den ich

kneten sollte, zwecks Beschleunigung der Heilung.

 

Langer Rede kurzer Sinn, 14 Tage später stand ich

wieder bei einer Druckmaschine und frug mich, ob

ich nicht doch die zwei Monate hätte warten

sollen, bis zur Eröffnung des Universitätsbetriebes,

um den sich hoffentlich dort befindlichen Studenten

zu demonstrieren, wie man`s nicht machen soll.

 

Es grüßt Euch,

 

Hans

 

:wink:

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:wink:Liebe Boardies,

 

bedingt durch den Umstand, dass auf meine Frage, ob Ihr

denn an meinen Erlebnissen in

der Prosektur interessiert seid, und, außer von Tomdiver,

kein Feedback erfolgte, ziehe ich den Schluss, dass dieses

Thema sich nicht allzu großer Beliebtheit erfreut, was

ich verstehen kann.

 

Es grüßt Euch,

 

Hans

 

:wink:

 

Aber es hat auch niemand behauptet, dass du nichts darüber schreiben sollst....:D

 

Ich wäre für ein paar Gschichtln offen! ;)

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Um all DEN weiblichen Boardies, die da vehement behaupten,

ich sei schwanzfixiert, ein für alle Mal den Wind aus den

Segeln zu nehmen, folgen hier zwei Vierzeiler, die sie

hoffentlich eines Besseren belehren:

 

 

Ich bin so stolz!

 

Mein Penis riecht nach Sandelholz!

 

Des nächtens hör`ich leises Schaben,

 

er wird doch keinen Holzwurm haben!?

 

 

 

 

Mein Penis ist ein Sender!

 

des nächtens sendet dieser Pfahl,

 

den Frauen ein Signal ins Tal,

 

worauf sie all nach oben wallen,

 

dann ist er leider umgefallen.

 

 

 

Zugegebenermaßen war Letzteres ein Fünfzeiler.

Ich bitte trotzdem von Kondolenzschreiben,

meine Dichtkunst betreffend, Abstand zu nehmen.

 

Liebe Grüße,

 

Hans

 

:wink:

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lieber herr buchdrucker!

 

melde gehorsamt, dass ich in meiner sturm- u. drangzeit,

also vor etwa dreissig jahren auch einmal zu diesen besagten in wien

nur 2-3mal im jahr vorkommenden phänomen gehörte.

viel schlimmer noch, denn es passierte mir damals im burgenland, genauer gesagt

in der heutzutage als blaufränkischland bezeichneten gegend des

mittleren burgenlandes

(von da zur ungarischen grenze sind es gerade einmal 10km,

man hat verwandte dort und kennt sich hüben wie drüben - doch dazu später...)

wo - so neheme ich an - ob des intensiveren vorkommen von

alkoholischen getränken, diese lähmungserscheinung etwas weniger

phänomenales haben dürfte.

ich also an einer etwas bekannteren erscheinung litt.

es ist mir also voll bewusst, welch abartige gedanken

du über dich selbst damals gehabt haben musst.

 

damals - ausschlaggebend war ein zeltfest - kümmerte mich dieses phänomen allerdings wenig,

denn ich fuhr danach mehrere tage einarmig mit dem auto durch die gegend.

lenken und schalten musste also abwechselnd passieren, denn es

war ja gottseidank der linke arm der mich temporär im stich liess.

lediglich auf das blinken verzichtete ich damals.

macht aber nix, denn wohin ich wollte wusste ich auch so

und die anderen gings ja eh nichts an.

 

nachdem ich aber als wenig lernresistent gelte, bemühte ich mich

fürderhin auch mit einem gewaltigen rausch nicht in embryohafter

stellung auf einem meiner beiden oberarme als kopfpolster einzuschlafen.

anscheinend ist es mir gelungen, da diese lähmung kein weiteres mal vorkam.

ungeachtet dessen änderten sich aber die orte an denen ich mich in morpheus schoß begab nicht.

wirtshaustische und zeltfestbänke, ziegelpaletten und ladepritschen waren vor mir damals nicht sicher.

dazu fällt mir auch eine kleine geschichte ein:

 

es begab sich, dass der warme juni ins land zog und sich am

zweiten wochenende desselben das wiederkehrende fest der blasmusik in unserem ort stattfand.

das erfreute sich bei den homies grosser beliebtheit, zumal im grossen festzelt am sportplatz für tanz,

musik und speis und trank und allerhand anderes kurzweil gesorgt war.

der samstagabend an diesem feste war der jugend gewidmet,

weshalb auch eine örtliche band schlager für zurückgebliebene und

anderen lärm von sich gab der die alkoholgeschwängerte dorfjugend

grölen und schunkeln liess.

ich war davon nicht ausgenommen.

jedoch - mit schnellem schritt, die zeit eilt fort, wir eilen mit -

wie bereits wilhelm busch wusste, neigte sich auch hier das fest dem ende zu.

die luft im zelt war so dick, dass man sie fast schon wie plastilin kneten konnte

und der atem der jugend befand sich bereits gefährlich nahe dem zündpunkt.

trotz allem rauchten auffällig viele munter weiter.

so wie die anderen war auch ich bereits von explosiver gefährlichkeit,

weshalb ich beschloss - mich steuerte bereits nur mehr das vegetative

nervensystem und das denken wurde nur mehr vom rückenmark als primitivste

form von gehirnmasse übernommen - mich vor dem zelt zu erleichtern.

das stark erhöhte maß an sauerstoff, das einem beim verlassen

des zeltes in die verrauchten lungen und von dort direkt ins blut fuhr

liess den bis dato latenten vollrausch förmlich im gehirn explodieren.

propulsive peristaltik, zu deutsch: der drang zu scheissen, trieb mich

in richtung häuslwaggon. derselbe war mit zwei eingängen, einmal mädchen,

einmal knaben ausgestattet. um diese eingänge zu erklimmen

standen davor jeweils eine relativ steile, 4-stufige treppe samt geländer

aus aluminium. meine HPU (human processor unit) die ich als backup

bereits laufen hatte, groß- u. kleinhirn waren wie berichtet ja bereits

von sleep mode in narcotic mode übergegangen, konnte jedoch kein

gültiges WENN > DANN ergebnis für ein zeitgerechtes erklimmen

und damit verbundenen erreichen des scheisshauses liefern.

es konnten die beiden parameter "schneller angschissen als am topf"

und "schneller am topf als angschissen" also nicht zuverlässig errechnet werden.

ich- nein, mein instinkt - beschloss also lieber gleich dort wo ich gerade war,

einen dem gebären ähnlichen schaffensprozess zu simulieren.

nämlich auf einer gedachten geraden zwischen zeltausgang und häuslwaggon.

und wie ich da so hock und dabei mehrere halb- u. fertig

fermentierte bratwürste, grillhühner und koteletts in wechselnder

festigkeit hinter mir lasse, fühle ich wie der flüssigkeitpegel aus

meinem magen langsam hochsteigt.

kaum gefühlt, schon erlebt könnte zwar ein werbeslogan von einem reisebüro

genausogut aber einer aus einem puff sein, allein hier wars anders.

während ich nämlich noch mit den letzten paar äusserungen am heck beschäftigt war,

röhrte ich vorne los wie ein wild gewordener V8, dem gerade einer,

oder besser gesagt alle kühlerschläuche platzen.

binnen sekunden hat sich vor mir eine dampfende pfütze aus allem was eine zeltfest-küche

an festen und flüssigen substanzen hervorbringen kann gebildet.

die aufsteigenden dämpfe derselben erinnerten stark an einen verunfallten chlorgas-tanker auf der autobahn.

doch damit nicht genug, sei erwähnt dass mein tun und wirken

auf diesem taufeuchten sportplatzrasen auch einiges an artistik vorausgesetzt hat.

nämlich in der hocke zu scheissen allein ist ja noch keine kunst.

dieses aber gepaart mit kotzen nach vorne schon viel eher.

und noch viel mehr, wenn man dabei trachtet trotz erhöhtem

blutspiegel im alkohol dabei auch noch die balance zu halten.

neigt man sich dabei nämlich zu weit nach hinten, kackt man zwar

sicher ins gras, reihert sich jedoch unweigerlich in die heruntergelassenen hose.

was ein anziehen danach sehr unwahrscheinlich werden lässt.

wahrscheinlich ist das auch mit ein grund warum man so oft

betrunkene menschen nur halb bekleidet herumtaumeln sieht.

um das vollreihern der unterhose hintan zu halten trachtet man nun

sich möglichst weit vor zu beugen, was im falle von unachtsamkeit

trotz allem dazu führt, dass man sich dennoch in die hose scheisst.

in die herunter gelassene nämlich.

egal wie, jedenfalls war es die mühe wert, denn danach überfiel

mich eine bleierne müdigkeit.

ich brauchte dringend eine lagerstatt.

nicht weit von jenem ort wo ich ca. 5kg bzw. 20ltr. DNA zurückgelassen habe,

stand ein alter vw-pritschenwagen samt plache.

ich erklomm diesen, kroch hinein und fand platz auf einer anderen

zusammengeschlagenen plache wo ich sofort einschlief.

und das war gar nicht gut!

merke: der gelernte trinker ist in der lage immer und überall seinen

rausch auszuschlafen. einzige ausnahme und strikte zu meiden sind

a) lebendige objekte mit wenigstens zwei, besser vier beinen.

also kühe, pferde, esel oder auch känguruhs (soferne der beutel groß genug ist) und

b) tote objekte die von selbst oder durch lebende menschen von einem ort

zum anderen bewegt werden können. also fahrzeuge mit von 2 bis 200 rädern,

schiffe und u-boote sowie flugzeuge, raketen, ballons egal welcher

bauart und ufos.

ich habe in jungen trinkerjahren dagegen verstoßen!

geweckt wurde ich durch lautes, gläsernes scheppern, geschrei in einer

mir unverständlichen sprache und gleißend helles licht sowie dröhnenden motorengeräusch.

schnell stellte sich heraus, dass das laute gläserne scheppern vom abladen zahlreicher kisten

voll mit leerflaschen kam. das unverständliche geschrei stammte

von aufgeregten älteren männern, die meiner gewahr wurden

als sie die letzten kisten beiseite schafften.

und unverständlich war das geschrei deswegen, weil wie sich später herausstellte

diese männer nur ungarisch schrieen.

das gleißend helle licht war das ungefährlichste am ganzen. es war schlicht die liebe sonne.

und das dröhnende motorengeräusch war eigentlich auch nicht wirklich da,

zumal der fahrer des fahrzeuges auf dem ich aufgebahrt lag,

schon vor einigen stunden den motor abgestellt hatte und kein

weiteres fahrzeug in sicht war. nachdem dieses dröhnende

motorengeräusch aber überall war wo ich war,

kam ich zu dem schluß, dass dies wohl oder übel mein eigener kopf sein müsste.

die aufregung war schnell erklärt.

als betrunkener in österreich ein fremdes fahrzeug als schlafplatz auserkoren.

im morgengrauen fuhr der lenker desselben wieder nach hause.

was ich nicht wissen konnte und zu diesem zeitpunkt wärs mir wahrscheinlich

auch ziemlich wurscht gewesen, war, dass der lenker als auch das

kfz ungarischer herkunft war. und dass der ungar ein freund vom örtlichen wirt,

der die ausspeisung im festzelt bediente war oder ist.

möglich war das ja nur, weil das ganze zu einem zeitpunkt besser gesagt

im jahre 1989 stattfand, als der eiserne vorhang bereits ernste rostschäden hatte

und demzufolge ziemlich durchlässig war. grenzkontrollen von A nach H

fanden so gut wie gar nicht mehr statt. umgekehrt ein wenig mehr.

irgendwie kamen wir überein, dass man mich nicht behalten wolle und ich nicht

hierbleiben möchte. ein noch etwas älterer herr meinte radebrechend

auf deutsch-ungarisch, dass es wohl besser sei jetzt als später

zu verschwinden, zumindest aber bevor noch jemand auf die idee käme,

dass dies behördlicherseits geregelt werden sollte um sich nicht die eigenen finger

mit mir schmutzig zu machen. manchmal kam mir vor als wüssten

sie etwas von meinem menschlichen rühren in der vergangenen nacht.

jedenfalls dauerte es nicht lange und ich durfte abermals auf der pritsche platz nehmen,

mit der man mich dann ausserhalb des orts brachte.

gottseidank kannte ich die umgebung ja von den diversen einkaufs-reisen

am wochenende und das eine oder andere mal ist man auch hier

vorbei an die ungarische seite des neusiedler sees geradelt.

an einem seitlich abgehenden feldweg hielt mein schlafwagen.

der fahrer deutete mir abzusteigen, meinte noch

"finfhundert meter gehen, dann links runter, springen iber boch, dann esterreich.....jo napot!"

winkte mir zu und verschwand hinter einer gelben, pannonischen staubwolke.

also begann ich meinen fußmarsch aus einem zerbröselnden ostblock

durch einen löchrigen eisernen vorhang in den goldenen westen.

niemand hielt mich an, niemand wollte etwas von mir...

ich war mit den resten eines gewaltigen vollrausches mutterseelenallein auf weitem flur.

und es ist nicht alles schlecht wenn was schlecht ist.

denn mein marsch nach hause hatte auch etwas philosophisches.

kaputt aus dem kaputten osten in den (damals noch) intakten westen um ebenfalls wieder intakt zu werden.

diese und andere gedanken gingen mir dabei durch den kopf.

staubig und sonnenverbrannt kam ich unter verwunderten blicken zu hause an,

leerte dort zuerst eine dreiviertel flasche mineralwasser, dann eine dose bier,

beides in einem zug und stellte mich dann unter die dusche

um dem aufkeimenden sonnenstich zuvorzukommen.

danach fiel ich ins bett und erwachte erst irgendwann montag nachmittag.

 

aber schön war es doch!

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