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 KTM Macina Lycan 271 8s EX1

KTM Macina Lycan 271 8s EX1

29.04.17 16:33 14.775Text: Erwin Haiden
Erwin Haiden

Größe: 180 cm
Schrittlänge: 85 cm
Gewicht: 73 kg
Fahrstil/-können: Gemütlicher Allround-Mountainbiker, gerne auch knackig bergab

Rennrad & Gravel: Das Abenteuer steht im Vordergrund

Klicke für alle Berichte von Erwin Haiden
Fotos: Luke Biketalker
Fein ausgestattetes Tourenfully mit steigungsglättendem Zusatzgimmick. KTMs All Mountain mit Bosch Performance CX Motor im BB-Test.29.04.17 16:33 14.934

KTM Macina Lycan 271 8s EX1

29.04.17 16:33 14.9342 Kommentare Erwin Haiden
Erwin Haiden

Größe: 180 cm
Schrittlänge: 85 cm
Gewicht: 73 kg
Fahrstil/-können: Gemütlicher Allround-Mountainbiker, gerne auch knackig bergab

Rennrad & Gravel: Das Abenteuer steht im Vordergrund

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Luke Biketalker
Fein ausgestattetes Tourenfully mit steigungsglättendem Zusatzgimmick. KTMs All Mountain mit Bosch Performance CX Motor im BB-Test.29.04.17 16:33 14.934

E-Bikes stehen für die Mattighofener Traditionsschmiede KTM bereits seit Jahren im Fokus. Von Trekking- über Kinder- bis hin zu Mountainbikes und in 25- wie auch 45-km/h-Versionen bietet man mittlerweile ein komplettes Sortiment, die eigens dafür erbaute Lagerhalle ist ob der enormen Nachfrage so gut wie immer leer.
Auf diversen Testivals hatten wir schon öfter Gelegenheit, mit dem einen oder anderen Vertreter eine Runde zu drehen; ein wirkliches Urteil zu fällen, fiel uns dabei jedoch immer schwer. Zur genaueren Inspektion gesellte sich darum im Frühjahr das Macina Lycan 271 8s EX1 beflügelt mit Boschs Performance Line CX Mittelmotor in die Redaktion. Als Allrounder beworben, soll das Macina Lycan von Feierabendrunde bis Alpentour für Laune sorgen. Wir haben’s ausprobiert – also die Feierabendrunde. Für die mehrtägige Hüttentour war uns der Wintereinbruch dann leider doch zu heftig …

 Für den knackigen Trail vor der Haustür, die Tour in den Alpen oder die gemütliche Feierabendrunde ... 

KTM über das Macina Lycan 271
  •  KTM Macina Lycan 271 8s EX1

Behind the Scenes

Unter dem Familiennamen Macina läuft bei KTM die elektrifizierte Bike-Linie. Im Falle des Macina Lycan 271 8s EX1 bedeutet dies einen implementierten Bosch Perfomance Line CX Antrieb mit starkem 500 Wh Akku und Intuvia LCD Display. Die weiteren Eckdaten des Alu-Fullys: 130 mm Federweg an der Gabel, 125 mm kitzeln die Ingenieure aus dem Hinterbau; in puncto Laufräder setzt man auf "normale" 27.5-Zoll-Bereifung.

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Bosch Perfomance Line CX

Ein mittlerweile altbekanntes Herz schlägt auch im KTM. Der 2016 eingeführte Bosch Perfomance Line CX findet sich beinahe in jedem Produktportfolio an zumindest einem Rad. Bis zu 75 Nm stark, bietet der 250 Watt Motor in den vier Modi Eco, Tour, Sport und Turbo 50, 120, 210 bzw. 300 % Tretkraftunterstützung. Bis zu einer maximalen Trittfrequenz von 120 rpm greift der CX seinem Fahrer unter die Arme, danach ist Schluss.
Apropos Schluss: Gesetzlich geregelt, schaltet sich die Unterstützung ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h ebenfalls ab. Bei Manipulationen am Magneten, der die Geschwindigkeit misst, fällt der Rückenwind gänzlich aus.
Betätigt der Daumen den Trigger des Schaltwerks, erkennt die Elektronik dies sofort und reduziert für den Schaltvorgang etwas an Leistung. Gemeinsam mit Srams EX1 Schaltgruppe, die speziell auf diesen Einsatz hin entwickelt wurde, soll sich der Verschleiß so deutlich reduzieren.
Das Gewicht des Bosch-Mittelmotors liegt bei knapp unter vier Kilo. Mit dem 500 Wh Akku, der Hardware, sowie dem gut ablesbaren Intuiva-Display ist wohl mit einem Systemgewicht von etwa sieben Kilogramm zu kalkulieren.

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Ausstattung

Ausstattungsmäßig setzen die KTM Produktmanager beim Macina Lycan 271 8S EX1 auf einen gut gewählten Mix aus Sram/RockShox- und Shimano-Komponenten. Im Hinterbau werkt ein RockShox Monarch RL, im Steuerrohr steckt eine dem E-Fully würdige Pike RC mit 130 mm Federweg.
Antriebsseitig greift man beim Topmodell auf Srams EX1 Gruppe zurück. Ausschließlich mit Singleshifts navigieren Srams Trigger durch die acht zur Verfügung stehenden Gänge. Warum acht und nicht zwölf? Und weshalb keine Multishifts? Nun ja, Sram hat die EX1 speziell dem wachsenden E-Bike Trend gewidmet. Um den hohen Kräften der Antriebe Herr zu werden, wurde optimiert - acht Gänge (11-48 Z) schienen dabei hinsichtlich der Haltbarkeit ideal. Die Singleshifts schützen die Zähne ebenfalls bestmöglich vor motorisch bedingten Schäden, das spezielle Zahndesign und die Steighilfen ermöglichen darüber hinaus selbst schalten unter Last - nur eben Step by Step.
Wir hatten über die letzten Monate hinweg des Öfteren das Vergnügen mit der EX1, und können uns weder über mangelnde Gangauswahl, noch über den Schaltmodus beschweren.

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Wer flott beschleunigt, muss auch wieder verzögern. Diesen Job übernimmt Shimanos Dauerläufer XT 8000 mit 180er-Scheiben an beiden Enden. Lebt man gebirgiger, oder bringt, nichts für ungut, gemeinsam mit dem E-Bike vielleicht doch etwas mehr auf die Waage, wäre an dieser Stelle vielleicht ein Upgrade auf 200 mm anzudenken. Denn, und das ist gewiss, die stabile Pike verträgt den nächstgrößeren Scheibendurchmesser locker, und das 22.3 kg schwere KTM sowieso.

Bei den Laufrädern bedient man sich der hauseigenen KTM Line 27.5" B/B Tubeless. Dahinter stecken DT Swiss E512 Felgen mit 350 Classic Naben. Als Reifen steuert Schwalbe seinen Nobby Nic bei, Lenker und Vorbau stammen aus der Ritchie WCS Trail Serie. Eine Kindshock LEV-DX mit 100 mm und ein Fizik Gobi M7 finden sich ebenso in der Ausstattungsliste.
In Größe 19" bringt das KTM so 22.3 kg auf die unbestechliche Bikeboard-Waage und erfüllt damit voll und ganz die Werksversprechungen.

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Tech Specs

Rahmen: Macina Lycan 27.5" Boost, Aluminium, Akku semi-integrated 4-linkage POP System - Travel 125 mm Reifen: Schwalbe Nobby Nic 60-584 TL-easy
Größen: 41-43-48-53 Motor: Bosch Drive Unit 36V-250 W, 25km/h Performance Line CX
Dämpfer: RockShox Monarch RL Kurbel: Sram EX1 Crankarm-Set ISIS
Gabel: RockShox Pike RC, 130 mm Display: Intuvia LCD Display, Remote w/Walkassist
Steuersatz: KTM Team B303AM drop/in-tapered Akku: Powerpack 13.8 Ah - 500 Wh
Bremse: Shimano Deore XT M8000/ Rotor 180/180 mm Sattelstütze: Kindshock LEV-DX hydr. adj. Post 100 mm/ 30.9 mm
Schaltgruppe: Sram EX1 8-fach Sattel: fi`zi:k Gobi M7
Kassette: Sram XG899 11-48 Z Laufräder: KTM Line 27-5" B/B Tubeless
Vorbau: Ritchey WCS Trail 0° Gewicht (o.P.): 22.3 kg
Lenker: Ritchey WCS Trail Rizer, Rize 20°, 740 mm Preis: € 5.299,-

Behind the Framset

Die hohe Kunst der Aluminiumverarbeitung - Hydroforming, Gesenkschmieden, CNC-Fräsen und Gravitiy Casting - fließt in den fortschrittlichen Rahmen mit ein. Zweckmäßig fällt das Design des Macina Lycan 271 aus, versucht Akkupack und Motor weitest möglich in den Rahmen einzubinden. Zuliefererbeding gelingt das nicht ganz so dezent wie bei manchem Konkurrenten, dafür schafften es die Ingenieure, die Integration voranzutreiben, ohne die originale Bosch-Hardware antasten zu müssen. Um den Anforderungen des Bosch-Antriebes hinsichtlich Platz, aber auch hinsichtlich seiner Antriebseinflüsse Herr zu werden, entwickelte man in Mattighofen ein Hinterbaukonzept mit Namen Pedelec Optimized Pivot, kurz P.O.P.

Geometrie

Größe: 16" 17" 19" 21"
Oberrohr (mm): 557 567 583 603
Sitzwinkel (°): 74.5 74.5 74.5 74.5
Lenkwinkel (°): 68 68 68 68
Steuerrohr (mm): 120 120 125 137
Kettenstrebenlänge (mm): 486 486 486 486
Radstand (mm): 1.163 1.183 1.203 1.225
Stack (mm): 625 625 629 640
Reach (mm): 392 412 431 447
Standoverheight (mm): 77 79 81 84
BB drop (mm): 35 35 35 35
Federweg Gabel (mm):
130 130 130 130
Federweg Hinterbau (mm): 125 125 125 125


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Auszüge aus dem Testtagebuch

Auf der Wiener Außenringautobahn eingeschneite PKWs, Notunterkünfte in Baden, Wintereinbruch auf 200 m Seehöhe mitten im April? Der kundige Medienmensch weiß: Lächerliche Panikmache seitens vom weltpolitischen Kettengerassel offensichtlich gelangweilter Massenmedien, nur noch überflügelt von bildgewaltigen Selbstdarstellungsversuchen armseliger Social-Media Würstchen und Aufmerksamkeitshascherln. Und bei den Live-Bildern handelt es sich bestimmt um eilig hervorgekramte Aufnahmen vom letzten Skiurlaub irgendwo im Westen ...
Wenige Stunden später, während eines bestimmt wohlverdienten #Lunchrides, schaufelt sich ein reumütiger Steirer einsam seinen Weg durch den Wienerwald. Wo verweht, teils tretlagerhoch verschneit, sind Trails und Forststraßen kaum vom übrigen Wald zu unterscheiden. Die unzähligen, unter der nassen Schneelast sowie den orkanartigen Sturmböen des Vortags zuhauf eingeknickten, umgestürzten und sonst wie in Mitleidenschaft gezogenen Bäume tragen das Ihre zu diesem surrealen Bild bei.
Gemütlich im Eco-Modus navigierend, auf den wenigen frei befahrbaren Stücken im Turbo Modus kontrolliert über beide Räder driftend, schraube ich mich langsam höher. Mit jeder Pedalumdrehung wird die Landschaft winterlicher, die Zehen nasser und kälter ...

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Damals, bei Testbeginn, herrschte noch (oder sollte man sagen bereits) Kurze-Hosen-Wetter. Schon beim ersten Aufsitzen und während der ersten Kilometer machte das KTM unmissverständlich klar, wohin die Reise gehen soll. Lang gestreckt und mit Rückenproblemen hadernd Bestzeiten zu jagen ist genauso wenig sein Ding, wie schweißgetränkt und atemringend durch die Natur zu hetzen. Viel lieber möchte das Macina Lycan 271 die Landschaft genießen, Neues erkunden und kleine Alltagsabenteuer erleben.
Entsprechend gemütlich und bequem fällt auch die Sitzposition aus, die man am E-Fully einnimmt. Minimale Sattelüberhöhung, eher kurz ausfallendes Oberrohr mit langem Vorbau und ein Lenker mit viel Rise halten den Oberköper aufrecht. Direkt von sportlicheren Bikes kommend, mag man sich so im ersten Moment mehr am als im Bike fühlen. Nach kurzer Eingewöhnungsphase legt sich dieses Gefühl aber rasch.

Lange Touren? Nicht nur ob des künstlichen Rückenwindes kein Problem. Vom relaxten Charakter des Bikes angesteckt und mental im „Cruising“ Modus angekommen, verlieren selbst die längsten Anstiege ihren Schrecken. Unsportlich geht es dabei aber keineswegs zu.
Der Bosch-Antrieb überkompensiert zwar das Mehrgewicht des KTM bereits im niedrigsten Eco-Mode. Je nach Steigung und gewähltem Unterstützungsmodus lässt es sich entgegen der weitläufigen Meinung aber durchaus auch schwitzen, wenn man dies wünscht. Einzig die dem aktuellen Bosch-Konzept geschuldete, etwas niedrige Trittfrequenz bleibt gewöhnungsbedürftig.

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Umgewöhnen dürfen sich auch E-Bike Umsteiger, da Trailabschnitte, die bisher ob der Gravitation der Abfahrt vorbehalten waren, plötzlich auch für die Auffahrt relevant werden. Vor allem auf erdig glatten Untergründen kennt das KTM keine Grenzen. Leicht an der Sattelnase nach vorn gerutscht, lässt sich viel Druck am Vorderrad aufbauen. Den Rest übernimmt - je nach gewähltem Modi mehr oder weniger - die Elektronik.
Dünn wird die Luft im Uphill erst an technisch anspruchsvoller werdenden Passagen. Hier wird dem Bike die Bosch-Kraft, respektive deren relativ ruckartiges Einsetzen, zum Verhängnis. Denn bereits in der niedrigsten Eco-Fahrstufe neigt der Antrieb zu deutlichem Wheelspin. In Wurzelpassagen oder über Geländestufen bedarf es einer gewissen Grundgeschwindigkeit und vor allem konstanten Drucks am Pedal, um diesen zu umgehen. Landet man in gemütlicheren Bereichen, kann es mitunter bockig werden. Denn gerade wenn man das Hinterrad über ein Hindernis entlastet, dabei kurz Druck vom Pedal nimmt, um unmittelbar darauf wieder kontrolliert anzutreten, kommt das gefühlt verzögerte Ansprechen des Motors oft viel zu stark und im falschen Moment. Schnell kann es dann gehen, und man verliert mit wild durchdrehendem Hinterrad Grip und Gleichgewicht. Zum Problem wird dies tatsächlich erst in wirklich technischem Geläuf oder im Nassen; angemerkt soll es an dieser Stelle aber doch werden.

  • Auf Plus Reifen gestellt ...
    Auf Plus Reifen gestellt ...
    Auf Plus Reifen gestellt ...
  • wenn auch nicht so ausgeliefert, bieten Hinterbau ...wenn auch nicht so ausgeliefert, bieten Hinterbau ...
    wenn auch nicht so ausgeliefert, bieten Hinterbau ...
    wenn auch nicht so ausgeliefert, bieten Hinterbau ...
  • ... und Gabel genug Raum für 2.6" Pneus.... und Gabel genug Raum für 2.6" Pneus.
    ... und Gabel genug Raum für 2.6" Pneus.
    ... und Gabel genug Raum für 2.6" Pneus.

Kein Problem ohne Lösung: Auch wenn KTM das Macina Lycan 271 mit 27.5" in 2.35" Breite ausliefert. Probehalber in das Bike gesteckte Bontrager Chupacabra Plus Reifen mit 2.8" - tatsächlich bauen sie, wie auf den Bildern ersichtlich, 2.6" breit - passen locker in Rahmen und Gabel. Damit würde vor allem am Hinterrad einiges mehr an Grip aus dem KTM zu holen sein, und auch technische Uphills fielen dem Bike leichter.

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Womit das KTM überrascht, ist seine Wendigkeit in engen Kehren. Auch wenn die langen Kettenstreben anderes vermuten ließen, lässt sich das 22-kg-Bike anstandslos durch Kurven zirkeln. Ebenso anstandslos fällt auch die Downhill-Performance des 125 mm Bikes aus. Gewicht, moderater Lenkwinkel und lange Kettenstreben geben ihm recht stoische Spurtreue.
Die Pike und der gut arbeitende Hinterbau lassen das KTM äußerst satt auf dem Trail liegen und sorgen gemeinsam mit der entspannten Geometrie für angenehm sicheres, fehlerverzeihendes Fahrverhalten. Ein rutschendes Vorderrad ist schnell wieder eingefangen, die standfesten Bremsen und die doch recht hohe Front geben viel Vertrauen in steilen Passagen. Im Allgemeinen erweckt das KTM den Anschein, mehr Federweg zu bieten, als ihm nominal zur Verfügung steht. Gerade im - und das entspricht wohl auch voll und ganz der anvisierten Zielgruppe - gemächlicheren und mittleren Geschwindigkeitsbereich fühlen sich KTM und Pilot pudelwohl. Derart ermutigt, lässt sich auch die eine oder andere fahrtechnische Problemzone ganz gezielt bearbeiten.

Ein knarzender Ast samt tosend zu Boden prasselnder Schneelawine reißt mich unsanft aus meinen Gedanken. Der höchste Punkt der Tour ist beinahe erreicht. Ehrfürchtig vor der tief verschneiten Abfahrt, senke ich den Sattel ab. Wedeln im Schnee, absolute Stille, nur das Knirschen der Reifen, begleitet vom gelegentlichen Quietschen der nassen Bremsbeläge. Das KTM bringt mich sicher Richtung Tal. Es ist kalt, aber trotzdem irgendwie schön. Winter im April, jenseits des Semmerings. Man lernt eben doch nie aus ...

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Fazit

KTM Macina Lycan 271 8s EX1
Modelljahr: 2017
Testdauer: 5 Wochen
Preis: € 5.299,-
+ gute Reichweite
+ kräftiger Motor
+ komfortable Geometrie
+ laufruhig, fehlerverzeihend
+ dank langer Kettenstreben genug Raum für Plus Reifen
o hohe Front
- ruckartig einsetzender Antrieb
- weshalb die schmale Serienbereifung?
BB-Urteil: Ausgedehnter Tourenspaß mit beruhigenden Bergabreserven.

Dank des kräftigen Bosch-Antriebs, der entspannten Sitzposition und des fehlerverzeihenden Handlings erfüllt das KTM sein Versprechen eines vielseitigen Tourenrades voll und ganz. Schnelle Feierabendrunden, gemütliche Wochenendtouren oder Ausfahrten mit unmotorisiert deutlich flotteren Kumpels macht das KTM Macina Lycan 271 gerne mit.
Am wohlsten fühlt es sich im klassischen Touren-Revier, nimmt sowohl steilsten Anstiegen, als auch moderaten Trails die Ecken und Kanten. Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, gibt die hohe Front in steilen Downhills Sicherheit. Entspannte Geometrie, souveräne Pike und gut arbeitender Hinterbau lassen das E-MTB dazu satt und sicher über ruppiges Terrain gleiten.
Insgesamt wähnt man sich mit mehr Federweg ausgestattet, als dies tatsächlich der Fall ist. Das hat positive Auswirkungen aufs Selbstvertrauen.

In technischen Kletterpartien wird das Lycan durch den ruckartig einsetzenden Bosch-Antrieb und die schmalen Reifen etwas limitiert. Ein Upgrade auf Plus-Reifen (2.6“ hat locker Platz) könnte hier Besserung bringen.
Nach etlichen nassen Kilometern quietscht irgendwo im Antrieb eine Gummidichtung, und die KS-Stütze verlangt beim Ausfahren etwas Nachdruck mit dem Po - klingt widersprüchlich, ist aber so. Schade, denn von der Ergonomie des Hebels und der Funktion der Stütze waren wir anfangs positiv überrascht.

Unterm Strich dürfte das KTM Macina Lycan 271 klassischen Tourenfahren auf der Suche nach etwas Berganfahrhilfe treue Dienste leisten. Und auch, wenn sich mal eine Abfahrt als etwas anspruchsvoller entpuppt, als man dies erwartet hätte, bietet das KTM Reserven. Entspanntes Mountainbiken eben, irgendwo zwischen Forstautobahn und spaßigen Otto-Normalverbraucher-Trails.

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  • 3 Wochen später...

Schöne e-Maschin, Respekt, aber welcher Produktmanager montiert heute noch 2.3" Leichtbaureifen an eMTBs? Das ist höchst inkompetent, Himmelhergott!

Leichtbau Reifen am e-Fully = Vollschass.

Die Bontrager Reifen sind allerdings auch nicht das Gelbe vom Ei, mit dem Profil - für harte, sandige amerikanische Trails - ist bei uns ned nur im Wienerwald bald Schluss!

 

Lieber einen Minion DHR II in 2.8 montieren, des is a geiler e-Plus Reifen.

 

Was i aber generell ned kapier ist, wer kauft sich heut no a eMTB mit 130 mm? Des Kaphoho LT mit 160 mm macht 1000x mehr Spass, kost fast gleichviel. Kräftigen Motor haben beide. EX1 is super!

 

Des angesprochene Durchrutschen des Hinterrads etc ist mit dem Gratis Update von Bosch ab Juli auf "e-MTB Modus" Geschichte. Habs in Riva testen können, saugeil.

Das Durchrutschen hast aber auch mit Brose oder Shimano. Der Shimano ist im Boost Modus onehin fast unfahrbar.

Der Brose a fade Gschicht. A Kolleg hat a Levo da schlaft ma jedesmal des Gsicht ein, wennst den Performance CX gewohnt bist.

 

A Frage noch: könnt ihr die Tretlagerhöhe nachmessen? Die schaut bei dem Bike eher ungünstig niedrig aus. Mit den Pedalen an Wurzeln hängen bleiben oder in Kurven aufbocken ist lästig und gefährlich, speziell für Einsteiger.

 

Sonst guter Test vielen Dank!

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