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KTM Fahrrad im Interview: "Bikes sind unsere DNA und Zukunft"

KTM Fahrrad im Interview: "Bikes sind unsere DNA und Zukunft"

24.02.25 08:00 676Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Erwin Haiden, KTM Bikes (History)
Der Longreader zum komplexen Verhältnis zweier Namensvettern. Ein Gespräch über gute und schlechte Zeiten, alte Verträge und neue Begehrlichkeiten, friedliches Neben- und gerichtliches Gegeneinander, und was die Insolvenz des einen für das Fortkommen des anderen bedeutet.24.02.25 08:00 10.284

KTM Fahrrad im Interview: "Bikes sind unsere DNA und Zukunft"

24.02.25 08:00 10.28432 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Erwin Haiden, KTM Bikes (History)
Der Longreader zum komplexen Verhältnis zweier Namensvettern. Ein Gespräch über gute und schlechte Zeiten, alte Verträge und neue Begehrlichkeiten, friedliches Neben- und gerichtliches Gegeneinander, und was die Insolvenz des einen für das Fortkommen des anderen bedeutet.24.02.25 08:00 10.284

"Klarstellung" steht seit Spätherbst letzten Jahres in großen Lettern auf der Startseite von www.ktm-bikes.at. "Motorrad-Hersteller KTM AG (...) ist insolvent. Das hat nichts mit der KTM Fahrrad GmbH zu tun." Und darunter: "Nur KTM Fahrrad GmbH macht KTM Fahrräder." Es sei mühsam, ärgerlich und schwierig für alle, seufzt Stefan Limbrunner. "Wir sagen, wir sind das nicht. Und morgen steht es wieder anders in der Zeitung. Wir laufen immer nach."
Das Problem des Geschäftsführers von KTM Bike Industries: Die KTM AG, der im oberösterreichischen Mattighofen ansässige Motorradhersteller unter dem Dach der Pierer Mobility Group, hat Ende November 2024 ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Kolportierter Schuldenstand: 1,8 Mrd. Euro. In der seither breiten Berichterstattung über die Insolvenz und deren Ausmaß, Implikationen und Folgen wird allerdings kaum bzw. unzureichend von der ebenfalls in Mattighofen beheimateten und wirtschaftlich gesunden KTM Fahrrad GmbH unterschieden. Mehr noch: Tatsächlich war und ist vielen Menschen gar nicht bekannt, dass es sich bei Europas börsennotiertem Motorrad-Primus und Österreichs größtem Fahrradhersteller um zwei völlig verschiedene Firmen mit jeweils anderen Eigentümern, Unternehmensstrukturen und Erzeugnissen handelt, hervorgegangen jeweils 1992 aus der Konkursmasse der KTM Motorfahrzeug KG. Und weil auch die Pierer-Gruppe vor einiger Zeit - unter letztlich anderen Markennamen als KTM - ins Fahrradsegment eingestiegen ist und dieser Geschäftszweig nun ebenfalls wackelt, ist die allgemeine Verwirrung und Verunsicherung überhaupt groß.
Ein enormer Image- und vielleicht auch wirtschaftlicher Schaden für den Fahrradhersteller KTM, der gemäß gerichtlich ausjudizierter und bestätigter Verträge das exklusive, weltweite, unentgeltliche und ewige Recht zur Nutzung des Schlagwortes KTM in der Fahrradsphäre hat.

Bikeboard hat angesichts der am 25. Februar 2025 anstehenden Sanierungsplantagsatzung, im Rahmen derer über die Zukunft der KTM AG entschieden wird, die KTM Fahrrad GmbH besucht, gemeinsam mit Marketingleiter Alexander Hobl die Produktionsanlagen, Entwicklungsabteilung und nagelneuen Logistikhallen besichtigt sowie ein ausführliches Gespräch zur aktuellen Situation mit der aus Johanna Grabner-Urkauf und Stefan Limbrunner bestehenden Geschäftsleitung geführt.

 Fahrrad ist unsere DNA 

Johanna Grabner-Urkauf, KTM Fahrrad Geschäftsführerin, über das hundertprozentige Commitment des Familienunternehmens zum Thema Rad
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Bikeboard: Alle Welt glaubt, KTM Motorrad sei KTM Fahrrad, was ob der Namens- und Standortgleichheit - das 7.000-Seelen-Städtchen Mattighofen in Oberösterreich - auch wenig verwundert. Tatsächlich handelt es sich jedoch seit über 30 Jahren um zwei voneinander komplett unabhängige Firmen ohne wirtschaftliche oder gesellschaftsrechtliche Verbindungen. Aber wie sieht's aus: (grinst) Könnte die KTM Fahrrad GmbH als Unternehmen mit gesunder Finanzstruktur jetzt nicht bei der strauchelnden KTM AG einsteigen?
Stefan Limbrunner: (lacht) Ja, wir sind ein wirtschaftlich gesundes und unabhängiges Unternehmen. (Pause, schmunzelt).
Johanna Grabner-Urkauf: (lächelt ebenfalls) Wir sind durch und durch ein hundertprozentiges Fahrradunternehmen und beschäftigen uns unter der Marke KTM mit allem, was mit dem Fahrrad zu tun hat. Das ist unsere DNA. Wir sind eine der wenigen Marken, die es schaffen, vom Kinderrad über das E-Fully und E-Cargo bis hin zum Gravelbike eine wirklich sehr, sehr große Palette für jedes Alter und Einsatzgebiet anzubieten. Und dieser Anspruch, die wunderbare Vielfalt des Fahrrades mitzugestalten, wird bestehen bleiben, auch wenn sich alles immer mehr aufsplittet und es zunehmend schwierig wird, sämtliche Nischen zu besetzen.
SL: Wir können Fahrrad ganz gut, das haben wir in den letzten Jahren bewiesen. Und wir haben ausreichend damit zu tun, das Unternehmen, das wir jetzt führen, weiter voranzutreiben. Das Sortiment ist schließlich nie fertig. Morgen gibt es wieder eine neue Idee, und dann macht man das Rad wieder ein bisschen anders oder besser, und übermorgen das nächste. Das ist wie eine Webseite oder der Garten zu Hause, der ist ja auch nie fertig.

BB: Ihr seid also nicht unter den 20 Interessenten, die sich laut dem Sanierungsverwalter der KTM AG als potenzielle Investoren gemeldet haben?
JGU: (immer noch schmunzelnd) Nein, sind wir nicht.

BB: Pi mal Daumen war die KTM AG, was Umsatz oder Beschäftigtenzahlen betrifft, vor den Turbulenzen fünf Mal so groß wie die KTM Fahrrad GmbH. Die Fahrradsparte als größtes Wachstumssegment der Pierer Gruppe erreichte 2023 etwa ein Drittel der Verkaufszahlen von KTM Bikes. Nun geht's KTM Fahrrad laut euren Angaben wirtschaftlich gut, während die Pierer Mobility u.a. auch wegen des verlustreichen Fahrradgeschäfts taumelt. Was hat da der David zuletzt besser als der Goliath gemacht?
JGU: Wir haben uns nicht so sehr auf die anderen konzentriert. KTM ist schon lange vor dem großen E-Bike-Boom in der Fahrradbranche gewesen, und wir haben gute Zeiten und schlechte Zeiten mitgemacht. Genau genommen waren schon mein Großvater und meine Großmutter im Fahrradbereich, und eigentlich hat das Fahrrad auch meine Eltern zusammengeführt, weil mein Vater in Salzburg im Fahrradgroßhandel tätig war und meine Mutter ebenfalls von sehr jungen Jahren an in Asien in der Fahrradbranche gearbeitet und dann ihre Trading-Firma aufgemacht hat. Und auch wenn jetzt durch den Boom sehr viele größere Firmen und auch Investoren in die Fahrradbranche gekommen sind, hat das an der Mentalität oder dem Spirit von KTM Fahrrad nichts geändert. Wir sind wie vor 20 Jahren ein Familienunternehmen im Fahrradbereich.
SL: Und wir beschäftigen uns jeden Tag mit den Ereignissen, die wir eben zu bewältigen haben, mit dem Tagesgeschäft. Diese eigenen Entwicklungen des Unternehmens KTM Fahrrad lasten uns zu 100 Prozent des Tages, der Woche, des Monats aus. Wir brauchen keine zweite Marke oder ein zweites Unternehmen. Wir wollen die ganze Kraft, die ganze Expertise, die wir haben, in das Unternehmen, das wir jetzt schon besitzen und in die Marke, die wir jetzt schon stark machen, investieren und den Fahrradbereich weiterentwickeln. Unser Ziel ist, dass wir das Unternehmen, das wir jetzt haben, so solide und substanziell weiterentwickeln, dass es auch in Jahrzehnten noch da ist.

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 Ein Fahrradsortiment ist wie der Garten zu Hause - der ist auch nie fertig 

Stefan Limbrunner fühlt sich mit dem Tagesgeschäft durchaus ausgelastet
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BB: Dennoch war auch euren Aussendungen und Wortmeldungen zu entnehmen, dass die Zeiten und das wirtschaftliche Umfeld herausfordernd seien. Wie begegnet KTM Bikes der aktuellen Krise in der Fahrradbranche?
SL: Die Händler haben in den letzten beiden Jahren verständlicher- und richtigerweise vor allen Dingen versucht, ihre eigenen Bestände zu konsolidieren, weil sie ja tendenziell vollere Lager hatten als zuletzt. Mit vielen haben wir gemeinsam Lieferpläne ausgearbeitet, um das Ordervolumen für beide Seiten erträglich zu strecken. In erster Linie versuchen wir, das Sortiment mit ruhiger Hand weiterzuführen und halten auch, was Rabattschlachten oder Riesenaktionen betrifft, die Füße still. Und schon gar nicht verschenken wir Räder, wie das Pierer im großen Stil gemacht hat, (Anm. d. Red.: Laut Nachhaltigkeitsbericht der Pierer Mobility wurden Mitarbeitern 2023 und 2024 insgesamt rund 11.000 Fahrräder unentgeltlich überlassen) weil das für den Handel einfach das Schwierigste ist. Aber da hat jedes Unternehmen seine eigene Situation und Liquidität.
JGU: Was uns jetzt sehr zugutekommt ist, dass wir als Familienunternehmen stets vorausschauend gewirtschaftet, Reserven gebildet und die Gewinne der letzten Jahre in den Ausbau des Standorts Mattighofen investiert haben. Das ermöglicht es auch unter schwierigen Bedingungen, nötige Investitionen zu tätigen und attraktive Neuheiten zu präsentieren.
SL: Genau, es gibt 2025 natürlich Innovationen. Aber etliche Modelle, die wir heuer vorstellen werden, sind nur punktuell neu, erhalten beispielsweise ein Facelift in Form einer zweiten Farbe, die es vorher nicht gab. Wir haben unsere Räder Gott sei Dank schon zur letzten Eurobike sehr aktuell und state-of-the-art ausgestattet, etwa mit den neuen Di2-oder TRP-Schaltungen, und waren auch mit der Implementierung der jüngsten Bosch-Motorengeneration in unsere Rahmen sehr früh dran. Somit muss kein Händler Angst haben, ein altes Rad zu haben, und es wird auch in den nächsten zwölf Monaten noch ein aktuelles Rad sein, weil es eben technisch am neuesten Stand ist. Das ist im Sinne der angestrebten, ruhigen Produktentwicklung ganz wichtig.

BB: Bedeutet eine ruhige Entwicklung auch, dass es in der Produktion an sich ruhiger geworden ist? Habt ihr euren zuletzt rekordverdächtigen Output zurückgefahren?
JGU: Ja, wir mussten von einem Zweischicht- auf einen Einschichtbetrieb umstellen.

BB: Ließ sich das mittels natürlicher Abgänge bewerkstelligen, oder gab es auch Kündigungen?
JGU: Leider schon, ja. Hier am Standort beschäftigen wir nun ca. 400 Mitarbeiter, zwischenzeitlich waren es bereits 500. In Tschechien haben wir ein weiteres Werk mit etwa 130 Beschäftigten, dort ist der Mitarbeiterstand noch konstant. Und auch unsere Qualitätskontrolle und das Shipement Departement in Asien ist hinsichtlich Mitarbeiterzahlen stabil.

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 Eine ruhige Produktentwicklung 

Was beim Konsolidieren der Lagerbestände helfen soll

BB: Inwieweit schadet nun KTM Fahrrad, zumal in dieser generell schwierigen Zeit, konkret die Insolvenz der KTM AG samt zweier Tochterunternehmen? Welche Auswirkungen bekommt ihr zu spüren, welches Feedback erhaltet ihr von euren Händlern, was fürchtet die Kundschaft?
SL: Grundsätzlich kämpfen wir damit, dass im Rahmen der massiven Berichterstattung über die Insolvenz nicht ausreichend zwischen den beiden Unternehmen unterschieden wird und das Schlagwort KTM sehr gerne als Synonym für den gesamten Pierer-Konzern verwendet wird. Dadurch wird permanent KTM Fahrrad verunglimpft. Und wir müssen uns jetzt andauernd erklären, und rechtfertigen, und das aufklären und dem nachgehen. Dann wird die Meldung des einen Mediums, sofern das technisch geht, berichtigt – und am nächsten Tag steht‘s wieder wo. Das ist extrem mühsam für alle, und schafft Verunsicherung, weil wenn etwas immer wieder zu lesen ist, ist ja vielleicht doch was dran? Außerdem haben – rechtlich, wirtschaftlich und teilweise faktisch falsche – Meldungen, wonach ‚KTM’ strauchelt, das Fahrradgeschäft aufgibt, Räder an Mitarbeiter verschenkt et cetera, eine Wirkung. Da tauchen zum Beispiel Sorgen um die Gewährleistung und Ersatzteilversorgung auf, Fragen nach der Leasingfähigkeit, und händlerseitig auch Ärger, weil wir Fahrräder verschenken. Aber das waren und sind ja alles nicht wir. Wenn wir derlei mitbekommen, haben wir immerhin die Chance, es den Händlern oder Endkunden zu erklären. Und wenn Kunden mit ihren Sorgen reingehen in ein Geschäft, kann man sie ebenfalls aufklären. Aber wir wissen ja nicht, wie viele Leute nicht fragen, die Schlagzeilen auf KTM Bikes ummünzen und deshalb sozusagen im Stillen etwas anderes kaufen.

BB: Registriert ihr eine Kaufzurückhaltung, die auf Pierers Turbulenzen zurückzuführen ist?
JGU: Nein, diesbezüglich haben wir nicht das Gefühl, dass es uns schlecht geht. Aber das lässt sich schwer herausfiltern oder trennen.
SL: Der österreichische Außendienst hat dieses Thema stärker im Fokus und ortet hier schon ein Problem, und einzelne Händler nehmen das vielleicht auch gerne als Erklärung für weniger rosige Zahlen.

BB: Was die Nachfrage nach KTM Motorrädern betrifft, gab es zur Jahreswende händlerseitig überraschend positive Rückmeldungen, und auch der Konzern veröffentlichte im Jänner Verkaufszahlen, die immerhin dem - freilich um 21% gesunkenen - Vorjahresniveau entsprachen. Wenn dem eigentlichen Sanierungsfall die Kunden nicht wegbrechen, warum sollte es dann bei KTM Fahrrad so sein?
SL: Auch wir hören, dass die Verkäufe vom Handel an den Endkunden stabil sind. Also die Nachfrage ist gut, das stimmt. Was heute definitiv anders ist als früher, ist die Bestandssituation, der Lagerstand.
JGU: Mein Eindruck ist: Von der Atmosphäre her wird es nun, wo November und Dezember hinter uns liegen und wir in den Jänner, Februar reingegangen sind, besser.

BB: (schmunzelt) Heller?
JGU: Ja, genau (lächelt). Das Gröbste liegt hinter uns.
SL: Es gibt ja dieses alte Branchenwort: ‚Steigen die Temperaturen, steigen die Umsätze‘. Insofern ist ein schöner Frühling das Wichtigste für uns. Die Händler werden sich wieder zunehmend leichter tun mit dem Disponieren, und ab der Eurobike rechnen wir ob des fortschreitenden Lagerabbaus mit einer weiteren Entspannung.

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KTM Fahrrad GmbH: Geschichte und Fakten

Die Wurzeln von KTM Bike Industries reichen bis ins Jahr 1934 zurück, als Hans Trunkenpolz eine Schlosserwerkstätte Zur Reparatur von Motorrädern und Autos undgründete, die alsbald auch beide Verkehrsmittel verkaufte sowie LKWs servicierte. 1953 präsentierte "Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen" sein erstes eigenes Motorrad, das erste Fahrrad im Ursprungsbetrieb wurde 1964 hergestellt.
Nach einer schweren Krise stand die damalige KTM Motor-Fahrzeugbau KG zu Beginn der 1990er-Jahre vor der Pleite und wurde in vier Bereiche aufgespalten. Die Motorrad-Sparte kaufte 1992 der Industrielle Stefan Pierer und gründete sie als KTM Sportmotorcycles GmbH (später: KTM Industries, seit 2019: KTM AG) neu, die Fahrrad-Sparte erwarb Fahrradgroßhändler Hermann Urkauf und nannte sein Unternehmen KTM Fahrrad GmbH.
Nach neuerlichen, auch privaten Turbulenzen samt drohendem Konkurs übernahm dessen Ex-Frau Carol Urkauf-Chen das Ruder 1996 als Alleineigentümerin. Im Lizenzvertrag von 1997 wurde die 1992 vollzogene wirtschaftliche und gesellschaftsrechtliche Trennung der Motorrad- und der Fahrradsphäre auch markenrechtlich festgeschrieben. Demzufolge darf nur die KTM Fahrrad GmbH Räder der Marke KTM herstellen bzw. das Schlagwort KTM im Fahrradbereich verwenden, die Marken- und Nutzungsrechte für die Motorradsparte hält die Pierer Gruppe.
Als die KTM Industries AG 2017 über die von ihr mitbegründete Firma Pexco den Fuß dennoch auf vertragswidrige Weise ins Nachbarsegment setzte, leitete die KTM Fahrrad GmbH rechtliche Schritte ein. Pierers Engagement gänzlich verhindern konnte dies allerdings nicht. Zwischenzeitlich ist das Fahrradgeschäft der Pierer Mobility Group auf die E-Bike-Marken R Raymon, Husqvarna und Gasgas sowie die Radsportmarke Felt angewachsen, erstere wurde Ende 2023 an das Unternehmerehepaar Puello, welches auch Pexco mitbegründete, verkauft. Der verbliebene Rest steht im Zuge der nunmehrigen Insolenzverfahren wohl ebenfalls zur Disposition.

  • Was 1934 am Marktplatz von Mattighofen als Schlosserwerkstätte begann und 1938 erstmals zwecks Vergrößerung des Reparaturbetriebs und Verkaufs übersiedelte, bezog 1960 einen leerstehenden Vierkanter am heutigen Standort der KTM Fahrrad GmbH. Die 1967 angeschlossene, erste Shed-Halle der "Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen" existiert noch und wird als Lager genützt.Was 1934 am Marktplatz von Mattighofen als Schlosserwerkstätte begann und 1938 erstmals zwecks Vergrößerung des Reparaturbetriebs und Verkaufs übersiedelte, bezog 1960 einen leerstehenden Vierkanter am heutigen Standort der KTM Fahrrad GmbH. Die 1967 angeschlossene, erste Shed-Halle der "Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen" existiert noch und wird als Lager genützt.Was 1934 am Marktplatz von Mattighofen als Schlosserwerkstätte begann und 1938 erstmals zwecks Vergrößerung des Reparaturbetriebs und Verkaufs übersiedelte, bezog 1960 einen leerstehenden Vierkanter am heutigen Standort der KTM Fahrrad GmbH. Die 1967 angeschlossene, erste Shed-Halle der "Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen" existiert noch und wird als Lager genützt.
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    Was 1934 am Marktplatz von Mattighofen als Schlosserwerkstätte begann und 1938 erstmals zwecks Vergrößerung des Reparaturbetriebs und Verkaufs übersiedelte, bezog 1960 einen leerstehenden Vierkanter am heutigen Standort der KTM Fahrrad GmbH. Die 1967 angeschlossene, erste Shed-Halle der "Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen" existiert noch und wird als Lager genützt.
  • Rahmentest anno 1965. Im Jahr davor war KTM mit einem für den US-Markt bestimmten Cruiser in die Fahrradproduktion eingestiegen. Auf das erste Serienmodell für den hiesigen Markt, genannt Dorina, gab's sechs Jahre Garantie. Diese "Zerreißprobe" vor versammelter Händlerschar sollte wohl vertrauensbildend wirken.Rahmentest anno 1965. Im Jahr davor war KTM mit einem für den US-Markt bestimmten Cruiser in die Fahrradproduktion eingestiegen. Auf das erste Serienmodell für den hiesigen Markt, genannt Dorina, gab's sechs Jahre Garantie. Diese "Zerreißprobe" vor versammelter Händlerschar sollte wohl vertrauensbildend wirken.Rahmentest anno 1965. Im Jahr davor war KTM mit einem für den US-Markt bestimmten Cruiser in die Fahrradproduktion eingestiegen. Auf das erste Serienmodell für den hiesigen Markt, genannt Dorina, gab's sechs Jahre Garantie. Diese "Zerreißprobe" vor versammelter Händlerschar sollte wohl vertrauensbildend wirken.
    Rahmentest anno 1965. Im Jahr davor war KTM mit einem für den US-Markt bestimmten Cruiser in die Fahrradproduktion eingestiegen. Auf das erste Serienmodell für den hiesigen Markt, genannt Dorina, gab's sechs Jahre Garantie. Diese "Zerreißprobe" vor versammelter Händlerschar sollte wohl vertrauensbildend wirken.
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  • Das KTM-Team von 1975 posiert mit einem "Sport"-Fahrrad. Serienmäßig besaß dieses damals aber eigentlich weder Rennlenker noch 10-Gang-Schaltung. Für die Zukunft jedoch wichtiger: Großhändler Urkauf aus Salzburg, im Zuge einer Änderung der Vertriebsstruktur nicht mehr von Puch beliefert, stieg auf KTM um.Das KTM-Team von 1975 posiert mit einem "Sport"-Fahrrad. Serienmäßig besaß dieses damals aber eigentlich weder Rennlenker noch 10-Gang-Schaltung. Für die Zukunft jedoch wichtiger: Großhändler Urkauf aus Salzburg, im Zuge einer Änderung der Vertriebsstruktur nicht mehr von Puch beliefert, stieg auf KTM um.Das KTM-Team von 1975 posiert mit einem "Sport"-Fahrrad. Serienmäßig besaß dieses damals aber eigentlich weder Rennlenker noch 10-Gang-Schaltung. Für die Zukunft jedoch wichtiger: Großhändler Urkauf aus Salzburg, im Zuge einer Änderung der Vertriebsstruktur nicht mehr von Puch beliefert, stieg auf KTM um.
    Das KTM-Team von 1975 posiert mit einem "Sport"-Fahrrad. Serienmäßig besaß dieses damals aber eigentlich weder Rennlenker noch 10-Gang-Schaltung. Für die Zukunft jedoch wichtiger: Großhändler Urkauf aus Salzburg, im Zuge einer Änderung der Vertriebsstruktur nicht mehr von Puch beliefert, stieg auf KTM um.
    Das KTM-Team von 1975 posiert mit einem "Sport"-Fahrrad. Serienmäßig besaß dieses damals aber eigentlich weder Rennlenker noch 10-Gang-Schaltung. Für die Zukunft jedoch wichtiger: Großhändler Urkauf aus Salzburg, im Zuge einer Änderung der Vertriebsstruktur nicht mehr von Puch beliefert, stieg auf KTM um.
  • Radmontage, 1989Radmontage, 1989Radmontage, 1989
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    Radlager, 1989
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In Asien gut vernetzt, gelang es Carol Urkauf-Chen, Österreichs größten Fahrradhersteller, der international als KTM Bike Industries firmiert, zu sanieren und zu stabilisieren.
Mit den ersten E-Bikes der neuen Generation, welche KTM Fahrrad, in Sachen Sortiment immer schon breit aufgestellt, federführend entwickelte, folgte ab 2009 der große Aufschwung. Binnen eines guten Jahrzehnts versechsfachte der Familienbetrieb seinen Umsatz von 100 auf über 600 Millionen Euro (s.a. Bild Nr. 16, Anm. d. Red.), im Rekordjahr 2022/23 wurden etwa 460.000 Fahrräder abgesetzt, welche zuvor von rund 500 Beschäftigten am Standort Mattighofen sowie 130 in einem weiteren Werk in Tschechien produziert wurden.

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    KTMs erstes E-Mountainbike: eRace, 2010
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Die Gewinne der Boom-Jahre hat KTM Fahrrad konsequent ins Unternehmen reinvestiert - über 30 Mio. Euro allein in den letzten sechs Jahren, wie Johanna Grabner-Urkauf vorrechnet, die 2018 gemeinsam mit Stefan Limbrunner die Geschäftsführung übernahm, während ihre Mutter in den Aufsichtsrat wechselte. Damit wurde nicht nur "Kleinvieh" à la 3D-Drucker oder Prüfstände angeschafft und Wesentliches wie ein ERP-System eingeführt. Am Stammsitz bzw. im Nachbarort Schalchen wurden weiters vier Lager- und Logistikhallen sowie eine moderne, helle Produktionshalle mit jederzeit umrüstbaren Montagelinien errichtet - jeweils inklusive Tiefenbohrungen für Geothermie und großzügigen Photovoltaik-Anlagen am Dach. An sonnigen Tagen können so z.B. bis zu 50% der Prozesswärme, welche für die hauseigene Lackiererei notwendig ist, die sämtliche Alu-Rahmen durchlaufen (Carbonrahmen werden bereits lackiert angeliefert), selbst hergestellt werden.
Dass es in der Fahrradbranche derzeit kriselt, schlägt sich natürlich auch in den Kennzahlen von KTM Bike Industries nieder, wiewohl man explizit die "gesunde Finanzstruktur" betont. Aktuell liegt der Umsatz bei ca. 400 Mio. Euro, erwirtschaftet wird er von rund 400 Beschäftigten vor Ort. Die Produktion wurde per Ein- statt Zwei-Schicht-Betrieb auf einen Output von ungefähr 700 Rädern täglich gedrosselt.

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 Durch die mediale Gleichsetzung der beiden Unternehmen wird permanent KTM Fahrrad verunglimpft 

Welche Folgen die aktuellen Schlagzeilen laut dem KTM Bikes-Geschäftsführer haben
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 Wir nutzen zwecks Aufklärung alle Kanäle, die uns zur Verfügung stehen und arbeiten vor allem mit unseren Händlern eng zusammen 

Wie KTM Fahrrad gegen die Negativschlagzeilen ankämpft

BB: Zurück nochmal zu den Auswirkungen der Insolvenz auf KTM Fahrrad. Welche Gegenmaßnahmen wurden, abgesehen vom intensiven Bemühen um mediale Klarstellungen und Abgrenzungen, bereits ergriffen? Ist eine Marketing-Kampagne im Anlaufen, gibt’s Unterstützung für Händler mit speziellem POS- oder Infomaterial, sind gezielte Aktionen geplant?
JGU: Wir arbeiten immer schon und jetzt umso mehr sehr eng mit unseren Händlern zusammen. Und sind auch sehr dankbar für diese Zusammenarbeit, weil unsere Händler einfach das beste Sprachrohr sind. Wir haben ihnen Info-Letter geschickt, welche auch in Kundengesprächen gut dazu dienen können, die wesentlichsten Punkte anzusprechen; einige haben sogar selbst Plakate entworfen.
SL: Vielleicht noch Aufsteller für den Point of Sale zu produzieren, ist eine Idee. Auf unserer Website sind die wichtigsten Fakten prominent platziert, es gab Pressekonferenzen ... also wir nutzen zwecks Aufklärung alle Kanäle, die uns zur Verfügung stehen.
JGU: Seit kurzem arbeiten wir auch mit einer neuen Digitalagentur zusammen, um unsere sozialen Medien generell professioneller zu bespielen. Für diese spezielle Thematik werden wir neben den Zeitungen ebenfalls vermehrt auf Social Media setzen.
Alexander Hobl (Marketing-Leiter bei KTM Bike Industries und während des Gesprächs ebenfalls anwesend, Anm. d. Red.): Und ein ganz wichtiger Faktor sind noch Events. Wir werden sämtliche größeren Messen und Veranstaltungen speziell in Deutschland und Österreich besuchen, um draußen am Markt präsent zu sein und mit entsprechendem Personal an den Ständen Aufklärungsarbeit zu leisten. Weil dort können wir direkt mit unseren Zielgruppen kommunizieren.

BB: Bei allen Problemen für KTM Bikes und Auswirkungen auf die Menschen und Region: Bieten die Schwierigkeiten des börsennotierten Riesen dem gleichnamigen Familienunternehmen vielleicht auch Chancen? Stichwort Fachkräftemangel beispielsweise, nachdem alleine in Mattighofen hunderten Beschäftigten der KTM AG und der KTM Forschungs- und Entwicklungs GmbH gekündigt wurde?
SL: Prinzipiell wollen wir nicht von jemand anderes Untergang profitieren. (Nachdenkpause) Wir suchen genauso wie viele andere immer gute Mitarbeiter. Und wir merken, dass sich die wirtschaftliche Situation allgemein, unabhängig von Pierer, verändert hat und etwas mehr Bewerbungen kommen. Trotzdem ist die Auswahl nach wie vor schwierig. Man muss ja den oder die finden, der oder die jetzt genau passt. Aber Vorteile sehen wir jetzt grundsätzlich keine, nein. Weil es geht um so viele Posten, Auswirkungen …

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BB: Wie ist generell die Stimmung im Ort, in der Region? Wir sind vorhin am Motorrad-Werk vorbeigefahren, in dem ja noch bis voraussichtlich 17. März die Produktion stillsteht. Das schien überraschend ‚normal‘: rauchende Schlote, volle Parkplätze …
JGU: Soweit wir gelesen haben, laufen langsam Vorbereitungen, um die Produktion wieder hochzufahren. Gewisse Abteilungen sollen allerdings in Kurzarbeit bleiben. Aber für diese Details sind wir wohl nicht die richtigen Ansprechpartner.

BB: Nein, stimmt. Ich meinte auch eher, inwieweit sich die Situation vor Ort bemerkbar macht. Nach der befürchteten ‚Geisterstadt‘ sah es nämlich, wiewohl quasi die Hälfte von Mattighofen KTM Motorrad ist, nicht aus.
SL: Mehr als die Hälfte! Das Ganze macht schon etwas mit der Region, das hat auch eine riesige soziale Dimension. Mattighofens Bevölkerung weist einen sehr hohen Anteil an Personen mit Arbeitsmigrationshintergrund auf. Manche werden vielleicht zurück- oder weiterziehen, wenn das geht, aber für die Leute, die bleiben, ist es in gesellschaftlicher Hinsicht jedenfalls ganz wichtig, dass sie rasch wieder in Lohn und Arbeit kommen.

BB: Ist die KTM Fahrrad GmbH irgendwie in die eigens geschaffene Insolvenzstiftung des AMS und des Landes Oberösterreich, die am 10. Februar gestartet ist, eingebunden?
SL: Nein, da gibt es keine Verbindung. Wir hoffen allerdings, dass sich das alles sehr sozial verträglich weiterentwickelt.

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BB: Nachher ist man ja immer klüger, aber kam die lnsolvenz Ende November 2024 wirklich so überraschend, wie von vielen Seiten und Betroffenen behauptet? Immerhin kursierten von massivem Stellenabbau bis 27% Umsatzrückgang schon im ersten Halbjahr durchwegs schlechte Nachrichten. Und KTM Bikes wandte sich bereits Anfang Juni an mehrere Medien, um sich von Praktiken der Pierer Mobility AG zu distanzieren, wonach Fahrräder der Marken Husqvarna, Raymon und Gasgas, gerüchteweise als KTM-Fahrräder tituliert, förmlich verschenkt und der Belegschaft unentgeltlich überlassen wurden.
SL: Wir haben nicht nur die Medien, sondern vor allem auch sofort unsere Händler informiert, dass nicht wir es sind, die diese Räder an KTM-Mitarbeiter verschenken, und derlei auch nicht vorhaben. Das ändert aber nichts daran, dass diese Aktionen die Geschäftsgrundlage des regionalen Handels enorm beeinträchtigt hat. Es wurden ja von hier bis Wels binnen zwei Jahren 11.000 Räder verschenkt.
JGU: KTM Bikes ist prinzipiell europaweit aufgestellt, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf dem deutschsprachigen Markt. Wir halten das aus. Für die regionalen Händler ist es sicherlich nochmal schwieriger.

BB: Aber um auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Habt ihr anlässlich dieser Verteilungsaktion den Braten schon gerochen?
JGU: Naja, diese 11.000 verschenkten Fahrräder haben schon auf einen sehr hohen Lagerdruck hingedeutet. Aber einen hohen Lagerstand haben aktuell alle.
SL: Genau, und was ist hoch, was ist sehr hoch? Eine Reichweite von zwölf Monaten, oder eine von 36? (Pause) Ich habe es mir nicht gedacht, weil die Zahlen, die verlautbart wurden, immer sehr positiv waren, da ging's ja von einem Rekord zum anderen. Insofern war das für uns sehr wohl überraschend, zumal in dem Ausmaß von sowohl Umsatzrückgang als auch Schuldenhöhe. Aber wir haben es auch nicht bewertet.

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 Unser Erfolg hat nichts mit Paris-Dakar-Siegen zu tun, sondern mit Innovationsdruck, Qualität und Preis-Leistung 

Die Geschäftsleitung unisono zur Frage, wer von wessen Image profitiert
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BB: Aktuell stellt sich die Namensgleichheit für die KTM Fahrrad GmbH eher negativ dar. Das war nicht immer so. Vom guten Image der Kult-Motorräder, ihrer weltweiten Bekanntheit und Marktmacht als - in Stückzahlen gemessen - Europas Nr. 1 vor BMW und Triumph haben vor allem in früheren Jahren doch sicher auch die KTM Bikes profitiert.
SL: Das hören wir immer wieder, speziell auch in Bezug auf Paris-Dakar. Aber wenn man sich unsere Umsatzkurve (vgl. Bild Nr. 16, Anm. d. Red.) ansieht, gehen die Zahlen ja nicht ab irgendeinem dreifach- oder zehnfach-Sieg bei der Paris-Dakar massiv nach oben, sondern witzigerweise ab den ersten E-Bikes der neuen Generation. Das war 2009, 2010. Ab diesem Zeitpunkt bis heute eigentlich haben wir jedes Jahr mindestens 30, manchmal sogar 40 oder 50 Prozent des Umsatzes jeweils mit Produkten gemacht, die es im Jahr zuvor nicht gegeben hat. Also mit Innovationsdruck haben wir uns so abgehoben. Der Erfolg der letzten zehn, zwölf Jahre, wo es umsatzmäßig von 100 Millionen auf 500, 600 Millionen ging, der hat nichts damit zu tun, dass jetzt nochmal ein Paris-Dakar gewonnen wurde oder nicht.
JGU: Zum Stichwort Innovation: Wir haben 2009 das erste E-MTB überhaupt auf den Markt gebracht; dann auch das erste E-Kinderrad, wofür wir anfangs sogar heftig kritisiert wurden. Und unser Fokus auf Qualität und vernünftige Ausstattungen mündete zuletzt in einen Dreifach-Sieg bei der Stiftung Warentest. Das sind, gepaart mit unserer Verkaufsmannschaft und persönlichen Kontakten zu unseren Kunden und Händlern, alles Argumente, die schlussendlich eine Marke KTM im Fahrradbereich ausmachen.
SL: Ich bin mir sicher, dass beispielsweise in Düsseldorf die Leute das Logo vom Fahrrad kennen, nicht vom Motorrad, aufgrund unseres Kernklientels. 60 Prozent unseres Umsatzes, das mag jetzt gut sein oder schlecht, machen wir mit fast immer gleichen Rädern: Tiefeinsteiger mit zehn oder elf Gängen und Bosch-Motor. Das sind keine Modelle, die viel mit Paris-Dakar zu tun haben. Im Süden Europas hilft uns die Marke vielleicht schon, wenn wir ein Kapoho vorstellen oder ein Prowler, um grundsätzlich ins Geschäft zu kommen. Aber letztlich kaufen Händler das ein, was gut ist. Ein schlechtes Fahrrad stellt sich keiner ein zweites Mal ins Geschäft. Und wenn wir in Spanien Händler haben, die seit 20 Jahren KTM Fahrräder kaufen, dann weil es gute Räder sind, wo Preis-Leistung und Qualität stimmen.

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BB: Bis vor wenigen Jahren schienen die zwei KTMs recht gut miteinander auszukommen. Mit Pierers Einstieg in die Fahrradbranche via der von KTM Industries mitbegründeten Firma Pexco war 2017 allerdings Schluss mit Kuscheln. Ihr habt ihn geklagt, weil euch der Lizenzvertrag von 1997 das weltweit exklusive Recht zur Nutzung der Marke in der Fahrradbranche zusichert.
SL: Zu all den Vorkommnissen seit 2017 muss man vorausschicken: 25 Jahre lang gab es eine sehr friedliche Koexistenz, wie wir das immer nennen. In den Anfangsjahren nach der Zerschlagung der KTM Motorfahrzeug KG an im wesentlichen zwei Käufer, die Pierer-Seite für die Motorradsparte und die Familie Urkauf für die Fahrradsparte, gab es sogar gegenseitige Vermietungen, Büros wurden geteilt, Produktionen waren nur durch einen Drahtzaun getrennt. Und dann kam es zum Eintritt der Pierer Gruppe, der Motorradseite, in den Fahrradmarkt, und zwar immer wieder unter Verwendung des Schlagwortes oder des Logos KTM.
JGU: Es gibt aber Verträge, in denen eine Sphärentrennung vereinbart wurde. Derzufolge hat Herr Pierer die Motorradsphäre zur Verfügung und wir die Fahrradsphäre inklusive allem, was mit dem Fahrrad zu tun hat, also Zubehör, Parts, Accessoires, aber auch Fahrräder, welche mit einem Pedal plus Elektromotor angetrieben werden.
SL: Wir sprechen da immer von einem Lizenzvertrag, gerichtlich ist es aber nicht nur ein Lizenzvertrag, sondern ein Branchenaufteilungsvertrag. Und deshalb hat nur KTM Fahrrad das Recht, das Schlagwort KTM, in welcher Art auch immer, in der Fahrradbranche zu verwenden. Und wir dürfen es anderen verbieten.

 weltweit, exklusiv, unentgeltlich und ewig 

Wie und wo genau das Markenrecht der KTM Fahrrad GmbH für die Fahrradsphäre gemäß Branchenaufteilungsvertrag von 1997 gilt

SL: So ausgestattet kam es dazu, dass die Motorradseite 2017 auf der Eurobike, also in der Fahrradbranche, ihre Fahrräder vorgestellt hat, die zwar nicht KTM hießen, aber umworben wurden mit ‚Associated Brand of KTM Industries‘. Und alles war in Schwarz-Orange gehalten. Das war der Ursprung der ganzen Irritationen und Verwechslungen im Fahrradbereich. Weil plötzlich gab es eine KTM Fahrrad, die Fahrräder herstellt mit der Marke KTM. Und es gab eine KTM Industries, die alle Fahrräder herstellt, die nicht KTM heißen.
JGU: Dazu sei ergänzend angemerkt: Wir nennen uns international ‚KTM Bike Industries‘.
SL: Genau. Also das war wirklich schwierig. Wir haben dann gleichzeitig in Deutschland und in Österreich verschiedene gerichtliche Anstrengungen unternommen, um ihm das zu verbieten.

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BB: Der Beginn mehrerer, teils langjähriger gerichtlicher Auseinandersetzungen mit Klagen und Gegenklagen ...
SL: Ja, in Deutschland ging das über einstweilige Verfügungen relativ schnell. In Österreich haben wir ein großes Verfahren angestrebt und bis zum obersten Gerichtshof durchsetzen können, dass er sich nicht KTM nennen kann, wenn er eine Fahrradfirma hat. Deswegen kam es dann 2019 zur Umfirmierung von KTM Industries in Pierer Mobility AG. Anschließend war es ein, zwei Jahre relativ ruhig, bis das Firmengeflecht erneut umstrukturiert wurde, und Pierers Fahrradsparte direkt der KTM AG, also den Motorrädern, unterstand. Also mussten wir wieder das Gleiche erstreiten wie zwei Jahre zuvor, und das hat sich dann sehr lange hingezogen. Aber schlussendlich rückte die Pierer New Mobility mit ihren Nicht-Motorrädern doch im Firmenbuch neben die KTM AG als Schwesterfirma. Jetzt ist es also wirklich so, dass die KTM AG nichts mit Fahrrädern zu tun hat. Trotzdem kam es immer wieder zu Störungen, während wir umgekehrt niemals irgendwas gemacht haben, um auch nur ein einziges Motorrad zu verkaufen.

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BB: Wurde jemals überlegt, den Außenauftritt der KTM Fahrräder, das Logo zum Beispiel oder die Leitfarbe orange, zu ändern, um sich optisch deutlicher von den Motorrädern abzuheben?
SL: Wir machen unser Geschäft in der Fahrradbranche, und das orange Logo und den Markenauftritt in der Fahrradbranche haben nur wir bezahlt. Wir haben nicht vor, etwas zu verändern, in das wir 30 Jahre lang investiert haben, nur, weil jemand anderer unser Recht bricht.
JGU: Hie und da haben wir aus designtechnischen Gründen ein Logo minimal verändert, unten etwas abgeschnitten oder so. Aber da ging es, wenn, nur um die Ästhetik. Warum sollten wir eine Masse aus der Insolvenz rauskaufen, inklusive der Nutzungsrechte der Marke, um sie dann nicht zu verwenden oder auf einmal komplett umzustellen?
SL: Unser Ansinnen ist es, eine schon gelebte, jahrzehntelange friedliche Koexistenz wieder herbeizuführen. Das wollen wir. Und das ist möglich, ohne dass irgendeiner von den beiden sein Logo, seinen Auftritt oder seine Aussagen revidieren muss.

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Die Insolvenz der KTM AG im Schnelldurchlauf

Erst das Europäische Restrukturierungsverfahren für die Konzern-Mutter Pierer-Industrie, dann die Insolvenz der KTM AG samt zweier Tochterunternehmen (KTM Components, KTM F&E): Ende November 2024 sandten die Ereignisse rund um den börsennotierten Motorradhersteller KTM unter dem Dach der Pierer Mobility Group Schockwellen durch das ganze Land.
Unmittelbar Leidtragende waren die Beschäftigten: Nach über 400 Jobs, die bereits im ersten Halbjahr 2024 allein in Mattighofen gestrichen worden waren, sah der Sanierungsplan nochmals 500 Kündigungen am Stammsitz vor. Die gesamte KTM-Gruppe zählte laut Sanierungsverwalter Peter Vogl Ende 2023 rund 6.000 Mitarbeitende, aktuell sind es 4.400 Beschäftigte, davon knapp 2.000 bei der KTM AG. Bei Insolvenzeröffnung waren es noch 2.500.
Mit zwei weiteren Pierer-Töchtern sowie der Vöcklabrucker Metallgießerei GmbH gab es zwischenzeitlich drei Folgeinsolvenzen. Von der Wirtschaftskammer des traditionell sehr industrielastigen Bezirks (45% Beschäftigungsanteil vs. weniger als 25% im Österreichschnitt) werden mehr oder weniger starke Auswirkungen auf über 100 weitere Betriebe in der Umgebung befürchtet.
Als Gründe für die Insolvenz wurden hohe Lagerbestände, der Anstieg der Produktionskosten, die komplexe Mehrmarkenstrategie, die Verschuldung durch den Erwerb der MV Augusta zum falschen Zeitpunkt sowie die Verlustfinanzierung des Fahrradverkaufs in Höhe von ca. 400 Mio Euro genannt. Der Umsatz der Konzernmutter brach gegenüber 2023 um 29 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro ein. Der Motorradabsatz ging um 21 Prozent zurück und lag bei 290.000 Stück. Finale Fahrradverkaufszahlen aus 2024 wurden noch keine bekannt gegeben; zum Halbjahr betrug der Rückgang 23% und erreichte knapp 54.000 Stück nach über 157.000 im gesamten Vorjahr.

Laut Gläubigerschutzverbänden geht es um Schulden von mindestens 1,8 Milliarden Euro, wovon der Großteil (1,3 Mrd.) auf 180 Banken entfällt. Fristgerecht gemeldet haben sich 5.380 Gläubiger, mehrheitlich Beschäftigte (3.600), die ihre Löhne und Gehälter, Abfertigungen und Urlaubsansprüche geltend machen.
Alleine, um die Sanierungsquote von 30% (bei Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung das gesetzliche Minimum) bedienen zu können, hat die KTM AG einen Finanzbedarf von 600 Mio. Euro. Weitere 150 Mio. Euro braucht's, um die zu Konsolidierungszwecken mehr als zwei Monate lang eingestellte Produktion wieder hochzufahren. Ohne frisches Geld von außen wird es also nicht gehen.
Gemäß Sanierungsverwalter Peter Vogl haben sich bei der von der US-Investmentbank Citigroup durchgeführten Investorensuche 20 Interessenten gemeldet, bislang öffentlich kursierende Namen sind die internationalen KTM-Partner Bajaj Auto und CF Moto, Fountain Vest aus Hongkong und der steirische Auspuffhersteller Remus, dessen Miteigentümer und Geschäftsführer Stephan Zöchling seit Ende Jänner auch KTM-Aufsichtsrat ist.
Am 25. Februar 2025 wird in der Sanierungsplantagsatzung von den Gläubigern über den Restrukturierungsplan - also die Zukunft der KTM AG und wohl auch des Fahrradgeschäfts - abgestimmt.

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BB: Laut jüngsten Meldungen wird der Pierer-Konzern auch sein Fahrradgeschäft redimensionieren: die Standorte in Südafrika, Großbritannien und Deutschland schließen und lediglich Kalifornien und Österreich erhalten, Bestände abbauen, kaum Neues produzieren oder die Marken Husqvarna und Gasgas sogar komplett auflassen sowie die Felt-Anteile als zuletzt einzig profitablen Zweig verkaufen. Sind das für die KTM Fahrrad GmbH zynischerweise gute Nachrichten, oder ist’s für den Kern der Sache, die allgemeine Gleichsetzung von KTM Motorrädern und Fahrrädern, irrelevant?
SL: Mir fällt es schwer, das zu bewerten, weil prinzipiell sind die Markenrechtsstreitigkeiten, ebenso wie die aktuelle Situation insgesamt, für Mattighofen nichts Schönes. (Nachdenkpause) Wir möchten, dass unsere Markenrechte unversehrt bleiben. Das ist wichtig, weil Verträge müssen eingehalten werden. Und das werden wir auch beobachten.

BB: War’s das eurer Einschätzung nach mit Stefan Pierers Lust am Nachbarsegment?
SL: Das kann nur Herr Pierer beantworten.

Am 25. Februar 2025 wird von den Gläubigern über den Restrukturierungsplan abgestimmt. Dann entscheidet sich neben Grundlegendem wie Fortführung oder Zerschlagung, Schuldenquote oder dem tatsächlichen Datum, wann die Motorrad-Produktion wieder hochgefahren wird, auch, ob die Pierer New Mobility GmbH, in der das Fahrradgeschäft gebündelt ist, eine Zukunft hat. Gibt’s seitens des alten Hasen der Rad-Branche eine Prognose dazu?
SL: Nein. Und wir können und wollen auch keine Tipps geben, was wir jetzt an Pierers Stelle machen würden. Was wir uns wünschen, wenn die Pierer-Gruppe auch weiterhin Fahrräder herstellen möchte oder kann: dass dies noch stärker ohne Bezug zum Schlagwort KTM passiert. Was am 25. konkret herauskommt, wird man sehen. Wir hoffen jedenfalls, dass es für die Belegschaft, für Mattighofen, für die Region möglichst gut ausgeht.

BB: Dann warten wir gespannt, was der Tag X wirklich bringt, wünschen KTM Fahrrad für die nächste, wohl weiterhin turbulente Zeit alles Gute und bedanken uns für das ausführliche Gespräch!

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 Wir wollen die schon gelebte, jahrzehntelange friedliche Koexistenz wieder herbeiführen 

Der Zukunftswunsch von KTM Bike Industries, was das Verhältnis zur KTM AG betrifft
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Geschrieben
Der Longreader zum komplexen Verhältnis zweier Namensvettern. Ein Gespräch über gute und schlechte Zeiten, alte Verträge und neue Begehrlichkeiten, friedliches Neben- und gerichtliches Gegeneinander, und was die Insolvenz des einen für das Fortkommen des anderen bedeutet.



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Geschrieben
vor 23 Minuten schrieb ventoux:

Würde ich jetzt nicht so sehen das Ktm-Fahrrad und Ktm-Motorrad in den Medien gleichgesetzt wird.

Es wurde zumindest in den ersten Wochen, Monaten der Berichterstattung nicht differenziert oder extra erwähnt, dass es die KTM-Räder nicht betrifft. Und die von Limbrunner angesprochene Praxis, das Schlagwort KTM als Synonym für das betroffene Unternehmen zu verwenden, ist nach wie vor Gang und gäbe - s.a. gleich mein erstes Google-Ergebnis ("KTM*Insolvenz), Artikel vom 20.2.:

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Geschrieben

Gibt man Ktm Fahrrad ein sieht die Sache gleich anders aus.

Aber ja, es ist keine angenehme Situation.

Aber zu den erfolgreichen Zeiten von Ktm-Motorrad war es sicher auch kein Nachteil.

Geschrieben
vor 43 Minuten schrieb ruffl:

Aber am Dorfstammtisch.

Ist leider so, das kommt auch in Verkaufsgesprächen immer wieder rüber.

Darum hängt bei vielen KTM-Händlern mittlerweile auch eine entsprechende Stellungnahme in der Auslage.

 

vor 16 Minuten schrieb ventoux:

Aber zu den erfolgreichen Zeiten von Ktm-Motorrad war es sicher auch kein Nachteil.

Ja, die Welt ist komplizierter geworden als sie mal war. Eine Regel der strategischen Planung bleibt aber beständig: Kein Vorteil ohne Nachteil.

 

Geschrieben

Kann man den Medien aber auch nicht vorwerfen, dass sie nicht explizit erwähnen, dass es zwei KTM Unternehmen gibt. Ist halt kompliziert, wenn zwei verschiedene Firmen die selbe Marke im Namen tragen. 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 45 Minuten schrieb ricatos:

Kann man den Medien aber auch nicht vorwerfen, dass sie nicht explizit erwähnen, dass es zwei KTM Unternehmen gibt. Ist halt kompliziert, wenn zwei verschiedene Firmen die selbe Marke im Namen tragen. 

Engagierte Journalisten sollten das durchaus mitbekommen haben das da noch immer ein weitverbreiteter Irrglaube vorliegt.

Da könnte man das durchaus in so manchem Artikel mit einem Einzeiler erwähnen.

Bearbeitet von ventoux
Geschrieben

... also - solange der Herr P. sich nicht privat auch aktiv an der Sanierung beteiligt, ist KTM (allg. in jedem Bereich) für mich "gestorben" ...  ich weiß, das hilft jetzt den (dzt. noch) Beschäftigten nicht weiter - aber diesem Herrn vielleicht auch noch durch mglw. staatl. Unterstützung weiterhin Tür und Tor für zusätzliche  Bereicherung bzw. weitere Misswirtschaft zu öffnen, halte ich für grob fahrlässig!

Geschrieben
vor 22 Minuten schrieb Critical:

... also - solange der Herr P. sich nicht privat auch aktiv an der Sanierung beteiligt, ist KTM (allg. in jedem Bereich) für mich "gestorben" ...  ich weiß, das hilft jetzt den (dzt. noch) Beschäftigten nicht weiter - aber diesem Herrn vielleicht auch noch durch mglw. staatl. Unterstützung weiterhin Tür und Tor für zusätzliche  Bereicherung bzw. weitere Misswirtschaft zu öffnen, halte ich für grob fahrlässig!

Nochmal genau den Anfang lesen. KTM Fahrrad und KTM Motorrad sind komplett andere Firmen. So wie die NYX Sportmanagement GmbH und die NYX Kosmetik.

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb NoPain:

Nochmal genau den Anfang lesen. KTM Fahrrad und KTM Motorrad sind komplett andere Firmen. So wie die NYX Sportmanagement GmbH und die NYX Kosmetik.

ja - genau - gilt vice versa: ich habe geschrieben - beide Bereiche - damit meine ich Rad und Motorrad - beide gehören zur Pierer-Gruppe ... also bleibt es dabei - die Marke ist für mich gestorben  ... aber deshalb wird auch kein Reis-Sack umfallen.

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb ventoux:

Manche verstehen es nicht mal wenn sie es lesen.

Aber sich extra dafür im Forum zu registrieren???

ich habe hier zum "longread" (ja ich habs gelesen und auch verstanden) meine Meinung abgegeben.

... aha - du gehörst zur seltenen Spezies, die etwas vesteht bevor sie es gelesen hat!? Hut ab! ... oder nennt man das dann "Vorurteil"!?

Aber ich hör schon wieder auf hier den G'scheiten ans Bein zu pissen - lebt wohl in eurer Blase.

Geschrieben
vor 7 Minuten schrieb Critical:

ja - genau - gilt vice versa: ich habe geschrieben - beide Bereiche - damit meine ich Rad und Motorrad - beide gehören zur Pierer-Gruppe ... also bleibt es dabei - die Marke ist für mich gestorben  ... aber deshalb wird auch kein Reis-Sack umfallen.

KTM Fahrrad gehört eben NICHT zur Pierer Gruppe. Klingt doof, ist aber so.

 

Zitat

Tatsächlich war und ist vielen Menschen gar nicht bekannt, dass es sich bei Europas börsennotiertem Motorrad-Primus und Österreichs größtem Fahrradhersteller um zwei völlig verschiedene Firmen mit jeweils anderen Eigentümern, Unternehmensstrukturen und Erzeugnissen handelt, hervorgegangen jeweils 1992 aus der Konkursmasse der KTM Motorfahrzeug KG.

KTM Fahrrad vs. KTM Motorrad

... ist ähnlich...

TREK Fahrrad vs. Ducati Motorrad

Geschrieben
vor 6 Minuten schrieb Critical:

ja - genau - gilt vice versa: ich habe geschrieben - beide Bereiche - damit meine ich Rad und Motorrad - beide gehören zur Pierer-Gruppe ... also bleibt es dabei - die Marke ist für mich gestorben  ... aber deshalb wird auch kein Reis-Sack umfallen.

Gelesen vielleicht. Verstanden aber nicht.

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Geschrieben
vor 1 Minute schrieb Critical:

bin ich hier in einem Schulmeister-Forum gelandet!? 

nein, einfach in einem, in dem man artikel zumindest überfliegt bevor man stammtisch-parolen schreit.

 

nochmal, ganz langsam: ich stelle diese aussage in frage:

vor 3 Minuten schrieb Critical:

ich habe hier zum "longread" (ja ich habs gelesen und auch verstanden)

denn wenn dem so wäre, dann hättest du folgendes verstanden:

vor 1 Minute schrieb NoPain:

KTM Fahrrad gehört eben NICHT zur Pierer Gruppe. Klingt doof, ist aber so.

 

Geschrieben
vor 19 Minuten schrieb Critical:

bin ich hier in einem Schulmeister-Forum gelandet!? 

Wenn jemand Blödsinn redet, korrigiert wird und den Blödsinn dennoch wiederholt benötigt er eben einen Schulmeister.

 

Relativ einfach - wären wir Ungunsteln würden wir dich blöd sterben lassen.

 

Wir sind aber super Typen - drum helfen wir gerne weiter. ;)

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Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Weight Weenie:

Wenn jemand Blödsinn redet, korrigiert wird und den Blödsinn dennoch wiederholt benötigt er eben einen Schulmeister.

Wir sind aber super Typen - drum helfen wir gerne weiter. ;)

dafür gibts auf Facebook sogar eigene Gruppen ;)

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