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Damen-Bewerb

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Julie Bresset ist neue MTB-Olympiasiegerin. Foto: LOCOG

Lisi Osl blieb beim olympischen MTB-Rennen nach Sturz in der Anfangsphase hinter ihren Erwartungen zurück. Bresset siegte vor Spitz und Gould.

Das Ergebnis von Peking 2008 (11.) zu verbessern, hatte sich Lisi Osl bei ihrem zweiten Olympia-Rennen vorgenommen. Und mit Platz 7 im letzten Weltcup vor den Spielen waren die Zeichen zuletzt auch gut gestanden. Bereits in der ersten von insgesamt sechs Runden à 4,7 km/172 Hm war dann allerdings der Traum von einem Top10-Platz auch schon wieder vorbei.
Als siebte gut aus der Startschleife gekommen, wurde die 26-jährige Tirolerin auf dem zur Gänze künstlich angelegten Kurs auf der Hadleigh Farm in Essex von einer Konkurrentin geschnitten und kam zu Sturz. Verunsichert, ging sie in der anschließenden Felssektion erneut zu Boden. Mit blutendem Knie und Ellbogen rappelte sie sich als 23. wieder hoch. "Ich bin schon sehr enttäuscht. Wenn man vier Jahre auf so ein Rennen hinarbeitet und dann beginnt es so, ist man einmal erschlagen", gestand die Weltcup-Gesamtsiegerin von 2009.
Auch kam der eher flache Kurs mit seinen zahlreichen Spitzkehren, rutschigen Schotterpassagen und schwierigen Fels-Sektionen den Fähigkeiten des 44-kg-Bergflohs nicht unbedingt entgegen. Zwar gelang es der Kirchbergerin im weiteren Rennverlauf noch, sich Runde um Runde vorzuarbeiten, mit dem abschließenden 15. Rang und beinahe sechs Minuten Rückstand auf Siegerin Julie Bresset blieb die 26-Jährige jedoch weit hinter ihren Erwartungen. "Ich war gut drauf, ein Top-Ten-Platz wäre möglich gewesen", versicherte sie - und zeigte sich neben ihren körperlichen Blessuren auch mental angeschlagen: "Wenn das, worauf du vier Jahre hinarbeitest, mehr oder weniger in die Hosen geht, dann ist das natürlich schade. Das muss ich jetzt im Kopf erst einmal verarbeiten, das ist die größte Wunde. Und auch den Fans gegenüber schäme ich mich fast, wenn ich nicht das bringen kann, was ich bringen hätte können."

Solosieg für Bresset
Insgesamt waren bei starkem Wind, sonnigen 18 Grad und staubtrockenem Boden 30 Damen am Start. Vor 20.000 begeisterten Zusehern siegte die 23-jährige Französin Julie Bresset vor der überraschend starken Titelverteidigerin Sabine Spitz, mit 40 Jahren gleichzeitig die älteste Teilnehmerin, und der Amerikanerin Georgia Gould. Letztere konnte sich nach dem ersten Renndrittel ins Führungstrio vorarbeiten, während die Britin Annie Last und Mitfavoritin Catherine Pendrel ihrem hohen Anfangstempo Tribut zollen mussten und zurückfielen.
Während die Weltcup-Gesamtsiegerin des Vorjahres ab Rennhälfte davon zog und bis zum Ende des Bewerbes einem einsamen Sieg mit über einer Minute Vorsprung entgegenfuhr, entbrannte zwischen Spitz und Gould ein erbitterter Kampf um Platz zwei mit mehreren Positionswechseln und einem Sturz der Deutschen. Sechs Sekunden Vorsprung rettete die Titelverteidigerin, im heurigen Weltcup erst ein Mal (Pietermaritzburg) ganz oben, schließlich auf die im letzten Weltcup Fünftplatzierte ins Ziel, und komplettierte damit ihre Medaillensammlung (Bronze in Athen) mit Silber.
Gute, aber mit Blech freilich unbelohnte Vierte wurde Doppel-Weltmeisterin (2007 & 2009) Irina Kalentieva (RUS). Ebenfalls stark die Schweizerin Esther Süss auf Rang 5. Mitfavoritin Gunn-Rita Dahle-Flesjaa, Olympiasiegerin von 2000 und nach ihrer Babypause wieder in Topform, stürzte gleich zu Beginn des Rennens schwer und gab in der letzten Runde auf.

Herren-Bewerb

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Jaroslav Kulhavy heißt der MTB-Olympiasieger 2012. Foto: LOCOG

U23-Fahrer Alexander Gehbauer überzeugte mit einem starken neunten Rang. Der Tiroler Karl Markt schaffte nach Sturz das selbst auferlegte Minimum: Platz 20. Olympiasieger wurde Kulhavy vor Schurter und Fontana.

Bei gleichen Wetter- und Streckenbedingungen wie tags zuvor die Frauen gingen am Sonntag 47 Herren in den olympischen MTB-Bewerb über 7 Runden à 4,2 km. Für Österreich waren mit Alex Gehbauer aus Reihe 3 und Karl Markt aus Reihe vier zwei Teilnehmer am Start. "Erfahrungen für Rio sammeln" lautete der Auftrag an Ersteren, "ein Platz unter den besten 15" das Wunschresultat für Letzteren.
Aus der Startrunde kamen die beiden noch Rad an Rad am Ende des vorderen Drittels. Dann allerdings trennten sich die Wege des U23-Weltcup-Dominators und seines zehn Jahre älteren Mitstreiters. Während der junge Kärntner den Turbo zündete und sich im Laufe der ersten Runde gemeinsam mit dem ebenfalls 22-jährigen Franzosen Stephane Tempier auf Rang 7 vorschob, reihte sich der Tiroler um Platz 20 ein.
Seine Hoffnungen auf einen besseren Rhythmus in dem mit über 23 km/h enorm schnellen Rennen zerschlugen sich kurz nach Rennhälfte: Markt stürzte in der vierten Runde, rutschte meterweit runter. Charlys Kampfgeist wurde dadurch jedoch nicht gebrochen: Mit Abschürfungen am linken Arm kämpfte er sich durch, schaffte am Ende sogar die neunschnellste Schlussrunde von allen und finishte mit 4:11 Rückstand auf jenem 20. Rang, den er zuvor als Mindestziel definiert hatte. "Es war brutal schnell und rutschig", resümierte schließlich der 32-Jährige, sichtlich gezeichnet.
Alex Gehbauer hielt sich unterdessen bis zur fünften Runde mit konstanten 20 Sekunden Rückstand hinter der fünfköpfigen Spitze auf Rang 7, musste dann aber seinem Anfangstempo Tribut zollen und konnte die von hinten aufschließenden Konkurrenten (Fumic, Coloma, Kabush) nicht halten. Anders als sein Fluchtgefährte ging er aber nicht völlig ein, sondern brachte nach Solofahrt in der letzten Runde Rang 9 mit 2:09 Minuten Rückstand ins Ziel.
"Das war das härteste Rennen, das ich bisher gefahren bin", gestand Gehbauer nach seiner starken Leistung im ORF-Interview. "Ich war super in Form und vom Start weg fokussiert. Ich hatte überhaupt keinen Druck und war am Start relaxt."

Kulhavy gewinnt Sprint gegen Schurter
An der Spitze des Feldes entwickelte sich ein spannender Dreikampf zwischen den beiden großen Favoriten Jaroslav Kulhavy (CZE) und Nino Schurter (SUI) sowie Überraschungsmann Marco Aurelio Fontana, der auf dem Holzrampen-Sprung sogar zwei Mal Zeit zum Stylen fand. Im mittleren Renndrittel konnten außerdem der Silbermedaillen-Gewinner von Peking, Jose Antonio Hermida (ESP), sowie Burry Stander (RSA) aufschließen, sie mussten am Ende der 5. Runde aber wieder reißen lassen.
Trotz mehrerer Attacken gelang es bis zur letzten Runde niemandem aus dem Trio, sich abzusetzen. Erst eine neuerliche Tempoverschärfung drei Kilometer vor Schluss konnte Fontana nicht mehr mitgehen, kurz darauf ging der Italiener außerdem seiner Sitzgelegenheit samt Stütze verlustig. Im Wiegetritt bzw. am Oberrohr sitzend rettete er Bronze mit vier bzw. fünf Sekunden Vorsprung auf Hermida und Stander.
Der letzte Kilometer vor dem Ziel entwickelte sich zum Sprint-Krimi zwischen dem Weltcup-Gesamtsieger und Weltmeister des Vorjahres und dem Dominator der aktuellen Saison. 200 Meter vor dem Ziel glaubte sich der Schweizer im Vorteil, tatsächlich gelang es Kulhavy jedoch auf der Schlussgeraden noch zu kontern. Der Tscheche setzte sich in einem packenden Finish mit einer Sekunde Vorsprung auf den Bronzemedaillen-Gewinner von 2008 durch und hat damit "alles erreicht".
Pech hatte Titelverteidiger Julien Absalon: Vom Start weg ins Hintertreffen gelangt, gab er nach einem Platten auf. Als zweifacher Goldmedaillengewinner sah der Franzose keinen Sinn darin, um einen zehnten Platz zu kämpfen.


ein super spannendes rennen! tolle leistungen von gehbauer, markt und osl (platz 15. ist auch ganz gut!) mein held ist aber diesmal der "maf" (marcoaureliofontana ;-) der ohne sattelkdefekt eventuell noch was rausholen hätte können.. trotz allem glück im unglück! :klatsch: Bearbeitet von italbiker
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Trotzdem ein tolles Rennen von allen!! Da gibts nichts zu schämen, nach 2 Stürzen brutal aus den Träumen gerissen, da ist es mit der Motivation zuerst auch mal schwer. In Rio gehts besser!!! :)

 

Ziemlich schlecht war hingegen der ORF Reporter, der sich null auskennt, bzw. die momentan sehr negative Berichterstattung aller Medien. Die Sportler haben sicher 100 % gegeben. Wenn man keine 20 Plätze will, muss man eben höhere Quali-Normen ansetzen und kann nur 15 Athleten hinschicken. Aber jetzt generell auf die Sportler zu schimpfen ist unfair!!!!

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