
Ridley Noah SL
14.05.15 19:42 41.2182015-05-14T19:42:00+00:00Text: Reini HörmannFotos: Erwin HaidenWir haben für euch den neuen "all about speed and performance" Aerorenner aus Belgien getestet.+ Raphas Pro Team Aerosuit14.05.15 19:42 41.2592015-05-14T19:42:00+00:00
Ridley Noah SL
14.05.15 19:42 41.2592015-05-14T19:42:00+00:0016 Kommentare Reini Hörmann Erwin HaidenWir haben für euch den neuen "all about speed and performance" Aerorenner aus Belgien getestet.+ Raphas Pro Team Aerosuit14.05.15 19:42 41.2592015-05-14T19:42:00+00:00
Nach Angaben des belgischen Herstellers wurde das Noah SL in enger Zusammenarbeit mit den Radprofis vom Team Lotto entwickelt. Dabei wurde nicht nur größter Wert auf Aerodynamik gelegt, sondern auch auf Leichtbau. Das Ergebnis ist eine Mischung aus den Konzepten des schnellen Noah Fast und des superleichten Ridley Helium.
Da war es wieder, dieses fast elektrisierende Vibrieren, als ich das Rad aus dem Transporter hob und etwas grob auf den Boden stellte. Für mich immer ein erstes Indiz dafür, dass ich vor dem Test wohl besser ein paar Lagen Voltaren auf meine lädierten Bandscheiben schmieren sollte. Ein paar Jahre zuvor hatte ich schon das Vergnügen gehabt, das Noah Fast in Belgien auf der Strecke von Lüttich-Bastogne-Lüttich zu testen, und auch dieses Rad war ziemlich steif. Auffällig war sofort, dass das SL im Gegensatz zum FAST keine integrierten Bremsen und auch keine integrierte Sattelstütze hat. Dazu muss ich sagen, dass mich das weiter nicht stört, denn ich persönlich war nie ein großer Fan dieser Lösungen.
Da war es wieder, dieses fast elektrisierende Vibrieren...
Reini Hörmann, grober Bikeboard-TesterTechnik
Ridley begann ja schon im Jahr 2010 mit der Entwicklung des FAST-Konzepts, wobei erstmals aerodynamische Rohre verbaut wurden. Weiter geführt wurde dieser Weg dann mit dem Zeitfahrrad DEAN. Die Belgier verfügen also über ausreichend Erfahrung auf diesem Sektor, und sie liegen damit auch gut im Trend: kaum ein Hersteller setzt nicht mit zumindest einem High-End-Modell auf Aero-Straßenräder.
Natürlich interessierte uns als erstes, ob das Ziel, das Gewicht des neuen Noah zu optimieren, erreicht werden konnte. Wir hatten das Modell Noah SL 10 (Größe 56) zum Test bekommen; mit kompletter SRAM-Red-Gruppe und Zipp 404-Firecrest-Clincher Laufrädern wog das Rad auf meiner Kofferwaage knapp 6,9 kg ohne Pedale. Für ein Rad der Aero-Klasse ein tadelloser Wert. Die sportliche Optik, gepaart mit dezenter schwarz/roter Grafik, gefiel mir sofort, auch wenn Schwarz wohl auch 2015 das neue Schwarz bleiben wird, aber ich stehe sowieso nicht auf grelle Farben.
FAST
Die patentierte F-Splitfork soll für noch bessere Aerodynamik sorgen, im Herzen des Rahmens sorgt ein Pressfit 30 Lager für die Aufnahme der Mittelachse; das Steuerrohr ist tapered, was die Steifigkeit und Lenkpräzision erhöhen soll. Der Rahmen besteht aus einer Mischung von 60T-40T-30T UD-Carbon, und bis auf den etwas zarteren Hinterbau sind die restlichen Rohre auf wuchtige Aeroformen getrimmt. Technisch gesehen ist das SL eindeutig auf dem neuesten Stand. Es ist in vielen verschiedenen Konfigurationen erhältlich, sowohl mit Shimano, Campagnolo und SRAM Ausstattung.
Für optimierten Rollwiderstand und gute Bodenhaftung sorgen Continental GP 4000s II, der Sattel, Vorbau und Lenker sind allesamt 4ZA Cirrus Pro-Teile (insofern gäbe es ein wenig Luft nach oben) - insgesamt eine sehr feine und schlüssige Ausstattung. Die Bowdenzüge sind (wie sollte es anders sein) innen verlegt.
Tech Specs
Rahmen | NOAH SL, 60T-40T-30T HM UD Carbon in-mould F-Surface technology | Gabel | Noah SL, 40T-30T-24T HM UD Carbon F-Split fork technology |
Größen | XXS/XS/S/M/L | Tretlager | Truvativ Pressfit-30 |
Steuersatz | 1 1/8 - 1 1/2" tapered | Kurbel | Sram Red22, 52/36 |
Vorbau | 4ZA Cirrus Pro, Barbore 31,8 mm | Kassette | Sram XG-1190, 11-26 |
Lenker | 4ZA Cirrus Pro Carbon | Kette | Sram Red22 |
Sattelstütze | Noah SL Aero Carbon | Schalthebel | Sram Red22 |
Sattel | 4ZA Cirrus Pro Carbon Rail | Schaltwerk | Sram Red22 |
Laufräder | Zipp 404 Firecrest Clincher | Umwerfer | Sram Red22 |
Reifen | Continental GrandPrix 4000S II 23 mm | Bremsen | Sram Red22 |
Gewicht | 6,91 kg (ohne Pedale) | Preis | € 7.999,- |
Rapha Pro Team Aerosuit
Raphas Straßen-Einteiler lautet auf die Bezeichnung "Pro Team Aerosuit" und wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Team Sky entwickelt, um die aerodynamischen Vorteile eines Skinsuits mit der Funktionalität eines Straßentrikots zu vereinen. Er zählt mittlerweile zum Standard-Kit bei schnellen Straßenrennen (Kriterien, Eintagesrennen und Etappen bei den größten Rundfahrten) und kommt sowohl bei Profis als auch Amateuren zum Einsatz.
Mit den beiden neuen Pro Team Modellen in Schwarz bzw. Weiß/Dataprint wird dem aktuellen Trend auch im Hobbysport Rechnung getragen. Neben den gewichtstechnischen und aerodynamischen Vorteilen bei Attacken und Ausreißversuchen bestechen sie auch im kompromisslosen Auftritt vor der Eisdiele oder Würstelbude - vorausgesetzt, die Figur des Fahrers lässt dieses Szenario seriös zu - Stichwort: Knackwurst.
Allerdings ist Raphas Aerosuit - im Gegensatz zu manch anderem Profi-Einteiler - eher auf der bequemen Seite, wahnsinnig praktisch und besitzt einen dezenten Look. Die fehlenden Träger machen ihn komfortabel; die Taschen (bzw. deren Inhalt) liegen kompakt am Rücken an. Auch "Gentlemen Breaks" sind mit dem Schlitz unterhalb des Nabels problemlos zu meistern. Einzig wünschenswert wäre ein durchgehender Reißverschluss, damit das Oberteil an langen und steilen Anstiegen komplett geöffnet werden könnte, sowie eine höhere Spannkraft des Hosenteils.
Der Pro Team Aerosuit ist eine tolle Alternative zur gewohnten Trainings- und Rennbekleidung - für all jene, die es sich leisten können.
Geometrie
On the Road
Im Gegensatz zum Gewicht sind die aerodynamischen Vorzüge eines Rades sehr schwer zu eruieren. Um ehrlich zu sein, vertraue ich in Bezug darauf weder den Windkanaltests (auch nicht mit x-verschiedenen Anströmwinkeln), noch meiner eigenen Wahrnehmung bei Praxistests. Dazu sind die Unterschiede zu einem herkömmlichen Rahmen einfach zu marginal ausgeprägt. Abgesehen davon wird ein Rad nur wirklich schnell, wenn alles am Rad auf Aerodynamik getrimmt wird (Pose inklusive). Ohne wirklich schnelle Laufräder gibt es kein aerodynamisch gutes Rad. Mit den Zipp 404 Firecrest Laufrädern wurde diesem Umstand beim Noah SL aber Rechnung getragen. Rein theoretisch ist es also schnell…
Hart auf der Straße gefahren zeigt das SL dann wirklich seine Zähne. Es ist bocksteif, beschleunigt bei harten Sprints extrem gut und lenkt sich hervorragend neutral in jede Kurve, ist weder zu agil noch zu behäbig. Das Fahrverhalten ist genau wie man es sich wünscht - einfach tadellos. Auch bei schnellen Bergabfahrten ist es gutmütig und spurtreu. Die Verzögerung beim Anbremsen ist sehr gut, und solange man auf guten Straßen fährt, ist sogar der Komfort in Ordnung…
Doch auch wenn die LOTTO Profis inklusive Andre Greipel einige Frühjahrsklassiker auf diesem Rad gefahren sind, kann ich auf schlechter Straße oder gar von Kopfsteinpflasterfahrten nicht von wirklich gutem Komfort berichten, was bei diesem Konzept aber auch nicht weiter verwundert. Bei Unebenheiten gibt das Rad deutlich Feedback. 25er Reifen mit etwas weniger Druck gefahren könnten hier Abhilfe schaffen; die Zipp 404 wären dazu auch von der Maulbreite her sehr gut geeignet.
Fazit
Ridley Noah SL 10 | |
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Modelljahr: | 2015 |
Testdauer: | 4 Wochen |
+ | hohe Steifigkeit |
+ | relativ leicht |
+ | gute Basis für beste Aerodynamik |
+ | hervorragende Fahreigenschaften |
o | obere Preisklasse |
- | wenig Komfort |
BB-Urteil: | Sehr steifer und antrittsfreudiger Rennhobel für leistungsorientierte Radsportler. |
Das Noah SL hat seine Gene vom Rennsport, daran besteht keinerlei Zweifel. Es ist relativ leicht, extrem steif, mit sportlicher Geometrie. In der Praxis fährt es sich so spritzig wie ein reinrassiges Renngerät, und vermutlich ist es auch wirklich aerodynamisch optimiert. Ridley gelang mit dem SL mühelos der Spagat zwischen "Stiffness to Weight" und aerodynamischen Formen, einzig beim Komfort muss man Abstriche in Kauf nehmen.
Für ambitionierte Radsportler, Sprinter und Rennfahrer bedenkenlos zu empfehlen: für die Zielgruppe ein absoluter Kauftipp!


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