Jump to content
×
Albanien Explorertrip

Albanien Explorertrip

13.02.23 07:52 4.307Text: Markus SternFotos: Markus EmprechtingerVon der ersten Minute an war klar: Das wird ein Abenteuer. Abgelegenste Pfade, ärmliche Verhältnisse, und im Hinterkopf das denkbar schlechte Image dieses lange Zeit hermetisch abgeschotteten Landes. Tatsächlich überraschte uns Albanien mit herzlichster Gastfreundschaft, grandioser Landschaft und sogar gebauten Trails ...13.02.23 07:52 4.371

Albanien Explorertrip

13.02.23 07:52 4.37114 Kommentare Markus Stern Markus EmprechtingerVon der ersten Minute an war klar: Das wird ein Abenteuer. Abgelegenste Pfade, ärmliche Verhältnisse, und im Hinterkopf das denkbar schlechte Image dieses lange Zeit hermetisch abgeschotteten Landes. Tatsächlich überraschte uns Albanien mit herzlichster Gastfreundschaft, grandioser Landschaft und sogar gebauten Trails ...13.02.23 07:52 4.371

Albanien also. Jener Staat auf der Balkanhalbinsel, der bis 1991 als "Europas Nordkorea" galt, so eisern und brutal, wie Diktator Enver Hoxha ihn jahrzehntelang beherrschte und isolierte.
Wie kam es eigentlich dazu, dass unsere Reise ausgerechnet in diesen Teil der Welt führte?

Überspitzt könnte man formulieren: Flatsucks.at oder genauer sagen "Empi", der Mann hinter diesem Kollektiv aus Bergführern und Mountainbiketrainern, und dessen Ideen waren Schuld.
Ausgerufen wurde eine Instagram-Challenge über eine Bike-Reise mit offenem Ziel. Alle Teilnehmenden sollten ihre Traum-Destination nennen. Es wurde im K.O.-Verfahren abgestimmt. Und am Ende stand fest: Es würde nach Albanien gehen.
Wie passend für einen #explorertrip - so hat Markus Emprechtinger jene Reisen getauft, deren Ziel das Feintuning künftiger Tourenangebote hinsichtlich Streckenwahl, Unterkünften etc. ist. Mit einem gerüttelt Maß Unvorhersehbarem und Improvisiertem ist bei solchen Trips immer zu rechnen.

 Das Messerstecher-Image des einstigen Nordkorea Europas scheint zu verblassen 

Albanien als Reiseziel gewinnt ein Online-Voting ...
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien Explorertrip

Abendlicher Auftakt

Albanien, ein Staat in Südosteuropa an der Adria gelegen, eingegrenzt durch die Staatsgebiete von Montenegro, dem Kosovo, Nordmazedonien und Griechenland, gilt trotz aller zuletzt errungenen Fortschritte immer noch als eines der ärmsten Länder Europas. Diese Tatsache schmälert jedoch keineswegs, wie wir in dieser Woche noch mehrmals feststellen werden, die Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wird.
Wir, das ist ein kleines, bunt zusammengewürfeltes Team, die "Albanien-Crew". Nach unserem Treff in Innsbruck gondeln wir per Bus quer durch Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien und Kosovo. Rund 20 Stunden Fahrt und 1.400 km Strecke später kommen wir endlich in Delovce im Kosovo an. Wir werden von unserem albanischen Guide Beni abgeholt und fahren noch ein kleines Stück zu unserem ersten Bike-Spot.

Noch am selben Abend starten wir zu einem Evening-Ride, der nicht der Letzte seiner Art bleiben wird. Bei dieser ersten Ausfahrt verzeichnen wir vereinzelt Stürze mit kleinen Blessuren; dafür bleiben wir die nächsten Tage davon verschont.
Unsere ersten, sehr ereignisreichen Stunden in Albanien lassen wir bei einem ziemlich üppigen Abendessen ausklingen. Dass sich jemand von uns unabsichtlich im WC einsperrt und dann über die WhatsApp-Gruppe um eine Befreiungsaktion aus der misslichen Lage bitten muss, wird uns die nächsten Tage noch mehrmals zum Lachen bringen.

  • Albanien Explorertrip

Am nächsten Morgen warten schon Jeeps mit „fetten Rims“, die uns in die Berge shutteln. Heute geht’s auf die Hometrails unseres Guides Beni.
Beim Schieben unserer Enduro-Bikes treffen wir auf zwei deutsche Goldsucher, die auf den durchaus steilen und steinigen Wegen mit Ihren „Adiletten“ unterwegs sind. Sie erzählen von ihren bereits gefundenen Schätzen und der Hoffnung, auch hier welche zu finden.
Ob da wirklich noch was zu holen ist? Unser Guide meint, dass die Schätze, die einmal da waren, schon allesamt gefunden wurden. Es gebe in der Gegend noch alte Minen, die aber weiter oben am Berg seien. Aber ohnehin sind wir ja nicht wegen des Goldes da, sondern zum Biken!

Wir cruisen also los über flowige Trails, shredden durch goldbraune Wiesen und tiefgrüne Wälder, und das zunehmende Grinsen in unseren Gesichtern zeugt von dem Spaß, den wir binnen kürzester Zeit haben.
Spätestens jetzt ist jeder auf dem #explorertrip angekommen und brennt auf die nächsten Tage.

  • Albanien Explorertrip

In der Stadt der Lilien

Am Abend wechseln wir die Location und finden uns beim Essen in der lebendigen Stadt Prizren wieder, die uns mit ihrem Trubel überrascht. Ihre 85.000 Einwohner scheinen alle auf einmal in den Gassen und Straßen unterwegs zu sein.
Für unseren Guide Beni ist Prizren die schönste Stadt im Kosovo – und das nicht nur, weil dort zu gegebener Zeit angeblich auf jedem Stückchen Erde Lilien wachsen. Mit ihrer pittoresken Altstadt im ottomanischen und byzantinischen Stil, ihrer riesigen Festung und ihren vielen Sommerfesten hat sie tatsächlich das Zeug, auch ausländische Urlauber zu begeistern.

An einem Platz am Fluss essen wir im Großstadttreiben zu Abend. Erneut werden uns unglaubliche Mengen kredenzt. Opulente Abendmahle scheinen in der Gegend zum guten Ton zu gehören.
Beni erzählt uns von spaßigen Rennen mit alten Schläuchen von Traktorreifen, die in Prizren im Frühjahr stattfinden, und wir schlendern noch durch das rege Treiben der Stadt. Letzte Station für Day 2 ist das „Gatsby“, eine Cocktailbar, die uns an den Klassiker von Fitzgerald erinnert. Dort lassen wir um unglaubliche € 4,- pro Cocktail den Traumtag Revue passieren. In Anlehnung an den Hollywoodstreifen könnte man sagen: Cocktails & Dreams.

  • Albanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip

MUHIAAHIIAAAAAAA!!! … 05:00 Uhr morgens, Sonnenaufgang, ein lautstarkes Schreien hallt durch die Stadt. Was ist passiert?
Ich stehe beinahe im Bett vor Schreck, bis ich registriere, dass wir in einem Land sind, in dem der Muezzin die Gläubigen zum Gebet ruft. „Ginge das nicht auch etwas später?“ schießt es mir durch den Kopf. Andererseits sind wir so sehr früh wach und können den Tag in vollen Zügen auf den Trails um Prizren genießen.

Vorbei an Häusern mit Dächern aus alten Ölfässern cruisen wir wieder über Wiesen und durch Wälder und machen im Zuhause unseres Guides Halt.
Er lädt uns auf Kaffee, selbst gemachtes Brot und Marmeladen ein. Die Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wird, ist kaum mehr zu überbieten. Unter anderem wird Heidelbeersaft serviert, dessen Früchte mühsam händisch gesammelt und gepresst wurden. Allein die Überlegung, wie viel in unserer Gegend eine solche Flasche puren Heidelbeersafts kostet, welche hier gerade verschenkt wird (denn am Ende unseres Besuches ist die Flasche leer), lässt uns überrascht zurück.

  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip

 Gastfreundschaft steht hier an erster Stelle 

Wo immer wir auch hinkommen, werden wir mit offenen Armen empfangen

Wir verabschieden uns und nehmen noch einen Trail unter die Stollen, der gleich neben unserem Stopp startet. Es geht über Wiesen mit einigen natürlichen Sprüngen und durch super flowige Waldtunnels mit einer in der Sonne liegenden Schildkröte, und am Ende in ein steiniges Kehrenfinale.
Das breite Grinsen ist zurück; wohl nicht bei der Schildkröte, die uns den Weg abschnitt, aber wir helfen ihr zurück ins Gebüsch. Und fahren den Trail gleich noch ein zweites Mal. Er ist richtig lustig und geeignet, Gas zu geben, und nie schwerer als S2.

Zwischen den Trails werden wir am Markt in Prizren ausgespuckt. Dort treffen heute wahrlich zwei Welten aufeinander: Auf der einen Seite wir Biker mit unseren teuren Sportgeräten und Luxusproblemen à la „welches Shirt passt zu meiner Short?“. Und auf der anderen Seite die einheimischen Bauern, die mit dem Verkauf ihrer selbst produzierten Waren den Lebensunterhalt für ihre Familien verdienen.
Der Gedanke, wer hier wohl zufriedener mit seinem Leben ist, lässt uns nachdenklich zurück. Sind es die, die sich viel zu jeder Zeit kaufen können, oder sind es jene, die wenig haben und dieses Wenige mit Leidenschaft verkaufen?

  • Albanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip

Kosovo from dawn to dusk

Der zweite Tag beginnt ebenso wie der erste sehr, sehr früh. Für das zeitige Aufstehen werden wir allerdings sogleich belohnt, da es über goldgelbe Bergrücken in der aufgehenden Morgensonne hinunter Richtung Prizren geht.
Wir starten auf einem Schotterweg, der zu unserer Freude für jede Menge Überraschungen sorgt. Links und rechts des Weges sind immer wieder Anlieger und Drops aus Holz eingebaut. Teilweise sind diese zwar schon etwas in die Jahre gekommen, Spaß haben sie aber trotzdem gemacht.

Weiter geht`s über super flowige Waldabschnitte. Am Ende kommen wir zu einer Burg, die dazu einlädt, den traumhaften Sonnenuntergang über Prizren zu genießen. Unser erster Sundowner-Run – und es wird nicht der letzte bleiben.
Mit den unglaublichen Eindrücken von den Trails, Sonnenuntergängen, dem köstlichen Essen, Großstadttrubel, den Cocktails uvm. plumpsen wir wie Steine in die Federn. Ein anstrengender, aber ereignisreicher Tag geht zu Ende.

  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien Explorertrip

Der nächste Morgen … Es wird ein langer Tag, haben sie gesagt. Es wird lustig, haben sie gesagt. Nachträglich werden wir feststellen, dass das hoffnungslos untertrieben war und uns die Superlative fehlen, um all das Erlebte ausdrücken zu können.
Heute geht’s über die grüne Grenze vom Kosovo nach Albanien, unserer eigentlichen Bike- Destination.
Vorbei an Kühen, die durch Städte ziehen und malerischen Bergdörfern, die wir durchfahren, werden wir im Niemandsland in der Kurve einer Passstraße ausgesetzt. Beni will, dass wir uns die Schützer anziehen. Während wir uns noch fragen, wo denn hier ein Trail beginnen soll, befinden wir uns schon mittendrin und fahren ein schier unendlich wirkendes Tal hinaus Richtung Albanien.
Der Track hat alles, was ein Bikerherz höher schlagen lässt. Entlang eines Flussdeltas, in dem man sich immer wieder in kleinen oder großen Pools abkühlen kann, erleben wir zwischen Flow und Tech so ziemlich alles, was eine MTB-Strecke nur bieten kann.
Bei einem kleinen Dörfchen mitten in den Bergen stärken wir uns noch mit einer albanischen Jause, bevor wir die Bikes für die nächsten Stunden schultern werden.

  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien Explorertrip

 Im Weltbewusstsein ein weißer Fleck, vor Ort eine Sinfonie der Farben 

Es geht vorbei an wilden Pferdeherden und Bauern, die das Heu mit ihren Pferden ins Tal befördern. Manche Pferde sind so dicht mit dem getrockneten Gras beladen, dass man nur mehr ihren Kopf und die Beine erkennen kann.
Auch hier überrascht uns die Gastfreundschaft der Bergbauern, die uns bewundernd und verwundert zugleich beobachten, wie wir unsere Bikes geschultert auf den Berg tragen. Aber die Bewunderung ist ganz unsererseits, denn derartig einfache Transportmittel sieht man in unseren Gegenden selten.
Der ein oder andere Bergbauer oder Politiker bei uns zuhause könnte sich ein Stück von der Akzeptanz abschauen, die man hier Bikern am Berg entgegenbringt. Auch könnte Albanien ein gutes Beispiel dafür sein, dass ein Miteinander auch ohne Verbote möglich ist, wenn man denn offen kommuniziert und unvoreingenommen startet. Wir erleben jedenfalls ein wahrlich freundliches Miteinander am Berg.
Leider müssen wir die Bauern wieder verlassen, um endlich auf den Rücken zu gelangen, von dem wir ins Tal cruisen werden, denn die Sonne beginnt schon unterzugehen.

  • Albanien ExplorertripAlbanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien ExplorertripAlbanien Explorertrip

Endless riding

Oben angekommen, wird uns eine schier unglaublich wirkende Stimmung für einen Sonnenuntergangs-Ride beschert. Die “diesige Luft“ lässt die goldgelben Wiesen noch intensiver erscheinen und begleitet uns bis zu unserer Unterkunft bei einer Bergbauernfamilie.
Der Trail, den wir hier fahren, wird sich wohl für immer in unser Gedächtnis einprägen, denn besser als diese Fahrt bei dieser Stimmung in diesem exzellenten Flow-Gelände geht es eigentlich nicht. Wir haben das Glück, so eine Kombination erlebt zu haben und sind einfach nur dankbar für diese Eindrücke.

  • Albanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien Explorertrip

Beim Eintreffen in unserer Unterkunft duftet es im Innenhof bereits nach frischem Brot und der Hausherr begrüßt uns mit einem kalten Bier. Was will man eigentlich noch mehr, als das, was uns hier entgegengebracht wird, sei es von der Natur oder den Menschen, die darin leben?
Der Hauherr, Musiklehrer im Bergdorf, gibt noch eine musikalische Darbietung zum Besten, nachdem wir uns beim albanischen Abendessen der Hausherrin stärken konnten. Auch darf der lokale Schnaps nicht fehlen, der uns in rauen Mengen serviert und immer wieder nachgeschenkt wird.
Insofern ein doppelter Grund zur Freude: das Frühstück im Garten – Eierspeise mit flüssigem Kern und goldgelber Butter. Anschließend dürfen wir noch einen Blick in das albanische Wohnzimmer werfen. Man ist dort immer auf spontanen Besuch vorbereitet und bewirtet diesen auch. Und weil man zusammenhält, beruht das auf Gegenseitigkeit.

  • Albanien Explorertrip

Direkt vom Haus weg tauchen wir in einen technisch verblockten Trail ein, der uns erst bei unserem Shuttle ausspuckt. Bei diesem Trip wird kein Meter an Trailpassagen verschenkt!
Der Shuttle bringt uns in unsere nächste und letzte Unterkunft, die mitten in Albanien in Peshkopi liegt. Untergebracht in einem Hotel, erscheint uns der Eigentümer etwas seltsam. Den Grund dafür bringen wir später selbst in Erfahrung. Vorerst werden wir von ihm und einem seiner Bodyguards herzlichst begrüßt. Sodann erwartet uns ein besonderen Schmankerl auf unserem #explorertrip.

Mit 4x4 Fahrzeugen geht es in die Berge von Albanien, um auf Trails zu biken, die im Zuge eines EU- Projektes (Cross Border Cooperation Program) gebaut wurden, um das Gebiet touristisch weiterzuentwickeln.
Die Fahrzeuge, sofern man die Vehikel überhaupt als solche bezeichnen kann, bestehen lediglich aus vier Rädern, einem Motor und etwas Metall, das alle Teile zusammenhält. Alles andere wurde entweder demontiert oder extra dazu gebaut. Dennoch winkt uns die Polizei freundlich zu, als wir im offenen Jeep ohne Lichter, mit freigelegter Elektronik, entfernten Sitzen und abgeschnittenem Dach sitzend auf der Ladung - unseren Bikes - an ihr vorbeifahren. Anscheinend symbolisieren die Gefährte die gelebte Praxis in Albanien. Achselzuckend akzeptieren wir die Situation und lassen uns in die Berge bringen.

  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip

 Shutteln: ein Abenteuer für sich 

Bei uns würde man diesen Shuttle-Dienst wohl als schwer kriminell bezeichnen

Vorbei geht es an Schafherden und Bergbauern, die ihren Lebensunterhalt mit der Schafzucht und dem Sammeln von Heidelbeeren verdienen, welche dann zum Trocknen aufgelegt und später als Tee verkauft werden.
Hier wird in ärmlichen Verhältnissen in Hütten gehaust, die nur aus einem Holzgerüst bestehen und mit Kunststofffolien abgehängt sind. Die Hände der Bäuerin zeugen von der jahrelangen Sammeltätigkeit, da ihre Hände bis hinter das Handgelenk tief blau gefärbt sind und dies auch nicht mehr abwaschbar zu sein scheint.
Uns wird erneut bewusst, in welch einer privilegierten Welt wir leben und Möglichkeiten haben, in fremde Länder zu reisen. Dieser Luxus bleibt den Menschen, die wir treffen, wohl ihr ganzes Leben lang verwehrt. Dennoch machen die Menschen auf uns einen zufriedenen und glücklichen Eindruck.

  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien Explorertrip

Spuren der Vergangenheit

Am Gipfel angekommen, zeigt uns unser Guide die Straßen, die im Kommunismus in die Berge gebaut wurden. Jedoch nicht, um sie zu befahren, sondern um die Bevölkerung daran zu hindern, aus dem Land zu fliehen:
Die bis zu zehn Meter (1) breiten Straßen an den Bergkämmen zwischen Albanien und den angrenzenden Staaten wurden vom Militär mit Sand bedeckt und täglich glattgestrichen, um anhand von Fußspuren feststellen zu können, ob jemand unerlaubt geflohen ist. Dieser wurde dann verfolgt und gewaltsam zurückgebracht.
Aber unser Guide berichtet uns auch von schlauen Flüchtlingen, die rückwärts über die Straße zu laufen begannen, damit es den Anschein machte, man wolle in das Land kommen und nicht aus dem Land hinausgehen.

Am Gipfel selbst sind tatsächlich Hochglanz-Tafeln aufgestellt, die den Drop-in zum Trail markieren. Auch sind die Trails sehr gut beschildert, und man kann sich eigentlich nicht verfahren. Die Trails selbst sind gespickt mit schnellen, flowigen, verblockten und staubigen Abschnitten und es gilt, sehr konzentriert zu bleiben, damit einem das Bike nicht in einem unachtsamen Moment abwirft.
Wir machen erst am Ende des Trails Halt, da uns das Trail Fieber so richtig gepackt hat. Erst hier stellen wir fest, dass es bereits später Nachmittag ist.

  • Albanien ExplorertripAlbanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien ExplorertripAlbanien Explorertrip

Der Halt führt uns zu einem kleinen Laden, der nur wenige, aber für uns ausreichend Waren verkauft: Grundnahrungsmittel und Getränke. Eigentlich ist gerade nicht offen, aber extra für uns geht das Rolltor – es braucht nicht mal eine Tür – hoch, damit wir uns Getränke kaufen können. Was würden wir nur ohne Beni machen?

Wir biken weiter und kommen nach etlichen Kurven auf staubigen Trails, Dorf-Durchfahrten und einigen Spitzkehren in steilem Gelände am Fluss „Schwarze Drin“ an, wo wir einen Stopp zum Baden einlegen.
Unser Guide überrascht uns mit der Mitteilung, dass wir hier Abendessen werden, und schon wird uns köstlichste albanische Küche serviert. Ein Tagesausklang, wie er eigentlich besser nicht sein kann … denken wir – bevor das nächste #exploerertrip-Erlebnis auf uns wartet.

 Panoramareich, episch lang und spaßig - danke, EU! 

Rund um Peshkopi wurden im Rahmen des Cross Border Cooperation Program geniale Trails mit bis zu 1.500 Tiefenmeter u.a. mit EU-Geld gebaut
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien Explorertrip

Night Ride

Als die Sonne bereits untergeht, biken wir im Cross-Country-Stil in Richtung unserer Unterkunft los.
„A lässiger Tag wird’s“, haben sie gesagt; „spaßig wird’s“, haben sie gesagt. „Only ten minutes to go“, haben sie gesagt … Es dürfte sich wohl jemand in der Planung verschätzt haben. Als wir nach Stunden in stockdunkler Nacht mitten in Albanien stehen und Beni uns fragt, ob wir alle unsere Stirnlampen dabei haben, bleibt uns nur verneinendes Stirnrunzeln als Antwort, denn das wurde am Morgen nicht erwähnt. Zielgerichtet wie ein Navigationssystem lotst uns Beni auch ohne Stirnlampen durch die finstere Nacht bis zu unserem Hotel in Peshkopi.
Ein unglaublicher Tag mit nachhaltigen Erinnerungen geht zu Ende, als wir bei einem Getränk vor dem Hotel auf Plastikstühlen sitzen und uns der Chef des Hotels argwöhnisch aus den oberen Stockwerken herab beobachtet. Woran das liegt, werden wir noch erfahren.

Unser letzter Tag ist angebrochen. Er startet wieder mit einem 4x4-Shuttle in die Berge. Wir scheinen uns schon an den Zustand der Fahrzeuge gewöhnt zu haben, denn keiner wundert sich mehr über diese Transportmittel.
Unser finales Abenteuer führt uns über unendlich wirkende Bergrücken, flowige Querfahrten und in alte Steindörfer. Vorbei an Einwohnern, die sich wundern, wer da daherkommt und wie wir es denn geschafft haben, mit Rädern auf diesem „sehr sehr gefährlichen“ Steig im Sattel zu bleiben, wenn sogar ihre Pferde hier Probleme haben, vorwärts zu kommen … Wiederum ist die Bewunderung auf beiden Seiten spürbar.

  • Albanien ExplorertripAlbanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien ExplorertripAlbanien Explorertrip

 Trails, Land und Leute 

Darum sind wir hier

Ein letztes albanisches Essen genießen wir in Rabdisht, bevor wir zurück zu unserer Unterkunft biken. Der nun wirklich letzte Ride führt uns durch ein Tal, in dem nochmal richtig der Staub aufgewirbelt wird. Wir hinterlassen nur eine Staubwolke - eine Spur, vergänglich wie auch unsere Zeit in diesem Land.

Erst an diesem letzten Abend stellen wir fest, dass wir wohl einen Hausherrn haben, der Kontakte zu Kreisen haben dürfte, die uns unbekannt sind; wohl auch deshalb braucht er einen Bodyguard. Was sich in ihren Männerhandtaschen, die sie immer dabei haben, wirklich befindet, geben sie nicht Preis, und warum in der Rezeption ein Bild von einem Mitglied der Mafia mit unserem Gastgeber hängt, bleibt ebenfalls unbeantwortet, lässt aber viel Spielraum für Vermutungen offen.
Da wir uns aber gut verstehen, lässt unser Gastgeber bei unserer Abfahrt die Einbahnstraße, die zu seinem Hotel mitten durch die Fußgängerzone führt, sperren, damit wir „seine“ Stadt entgegen der Fahrtrichtung verlassen können. Es scheint, als hätten wir jenen Mann kennengelernt, der das Sagen in Peshkopi hat.

Die Fahrt nach Hause entwickelt sich aufgrund der Grenzwartezeiten und der Motivation der Grenzbeamten zu einer schier unendlichen Reise. Vor allem an der EU-Außengrenze verbringen wir eine sehr lange Zeit im Stau und werden erst nach unendlich wirkenden 28 Stunden im heimischen Tirol zurück sein.

Überwältigt von den Eindrücken, verarbeitet jeder das Erlebte für sich. Es vereint uns der Umstand, dass wir beim Überfahren der Grenze nach Österreich mit der allgemeinen Unzufriedenheit in den Nachrichten konfrontiert werden. Aufgrund unserer jüngsten Erfahrungen können wir jedoch einordnen, in welch privilegiertem Land mit allen Möglichkeiten und Freiheiten wir leben. Freiheiten, die der Bevölkerung von Albanien und dem Kosovo verwehrt bleiben. Jedoch scheint man dort mit dem Wenigen ebenso zufrieden zu sein und teilt selbst dieses noch mit Fremden. Uns bleibt nur, jedem Leser und jeder Leserin zu wünschen, diese Erfahrungen dort oder in einem andern Teil der Welt ebenfalls machen zu können. Und sich bis dahin gewiss zu sein: Es geht uns gut in Österreich, und wir sollten dafür dankbar sein.

Alle Infos zur Tour

Text und Fotos zu dieser Tourenstory wurden uns von flatsucks.at zur Verfügung gestellt. Ob abendliches Fahrtechniktraining oder mehrtägige Uphill-Flow E-Bike Days und Spitzkehren-Camps; ob Reisen in die Provence, ins Zillertal oder nach Georgien: flaches Gelände hat für die Crew von Flat Sucks wenig Anziehungskraft. Dementsprechend gestaltet sich das Programm der selbständigen Bergführer und Mountainbiketrainer, die ihre geballte Expertise und Leidenschaft für den Bergsport unter eben diesem Namen anbieten.

Der hier beschriebene Explorertrip hat es in das reguläre Reiseprogramm von flatsucks.at geschafft und steigt von wahlweise 16.-22.7. oder 20.-26.8.2023 als „Trail Trip Kosovo & Albanien“.
Im Laufe der siebentägigen Reise wird rund um Delloc und Prizren (Kosovo) sowie Peshkopi (Albanien) sowie im einsamstem Grenzgebiet dazwischen dem Trail-Genuss gefrönt - unterstützt von teils abenteuerlichen Shuttle-Fahrzeugen. Am Programm stehen ländliche Gebiete ebenso wie städtisches Flair oder alpine Abgeschiedenheit. Solide Fahrtechnik im Bereich S2, Kondition für bis zu 800 tägliche Höhenmeter bergauf und Erfahrung im Umgang mit Trage- und Schiebepassagen sollten vorhanden sein, detto ein Bike der Kategorie Enduro oder All Mountain.
Die Kosten betragen 1.499 bzw. 1.799 Euro (DZ bzw. EZ) und beinhalten 6 Ü/HP, Shuttle-Dienst, Flughafen-Transfer sowie 5 Tage Guiding (englischsprachig) plus deutschsprachige Reisebegleitung. Detaillierte Infos und Buchung auf www.flatsucks.at

  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien ExplorertripAlbanien Explorertrip
  • Albanien Explorertrip

Von der ersten Minute an war klar: Das wird ein Abenteuer. Abgelegenste Pfade, ärmliche Verhältnisse, und im Hinterkopf das denkbar schlechte Image dieses lange Zeit hermetisch abgeschotteten Landes. Tatsächlich überraschte uns Albanien mit herzlichster Gastfreundschaft, grandioser Landschaft und sogar gebauten Trails ...
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ui das hat aber jetzt meine Reiselust geweckt. Schaut echt super aus. 

 

 

Anmerkung: warum sich alle wundern das Menschen in "solchen" Ländern freundlich sind ist für mich immer wieder etwas wundersam. Sollen die "batzig" sein nur weil sie in von Krieg und Unruhen gebeutelten Gegenden leben?

 

 

 

 

Edit; bin angefixt, daugt mir irgendwie voll. Wer is dabei haha. Mach ma in Olymp gleich mit, da war i eh net dabei. @zweiheimischer @Bernado ... a 2tes mal, wie schauts aus *gg*

Bearbeitet von muerte
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Gegend reizt mich auch massiv, vor allem im Winter zum Skitouren. Was ich bis jetzt gar nicht am Schirm hatte sind Minen, leider nicht die obligatorischen, die dir im schlimmsten Fall den Belag ruinieren :( .... https://www.derstandard.at/story/1153592/minenexplosion-in-pufferzone-zwischen-albanien-und-kosovo

 

In gewisse Gebiete sollte man, bald 25 Jahre nach Ende des Kosovo Krieges, wohl nur mit sehr viel Bedacht. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Der Bericht is halt auch nicht von 2022 ????

 

vor 3 Minuten schrieb noBrakes80:

Die Gegend reizt mich auch massiv, vor allem im Winter zum Skitouren. Was ich bis jetzt gar nicht am Schirm hatte sind Minen, leider nicht die obligatorischen, die dir im schlimmsten Fall den Belag ruinieren :( .... https://www.derstandard.at/story/1153592/minenexplosion-in-pufferzone-zwischen-albanien-und-kosovo

 

In gewisse Gebiete sollte man, bald 25 Jahre nach Ende des Kosovo Krieges, wohl nur mit sehr viel Bedacht. 

 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 12 Stunden schrieb muerte:

Anmerkung: warum sich alle wundern das Menschen in "solchen" Ländern freundlich sind ist für mich immer wieder etwas wundersam. 



Naja, mich verwundert das nicht. Wer in Österreich lebt und unseren Umgang miteinander gewöhnt ist, kann im Ausland schon mal überrascht sein, dass es freundlich auch geht. Das kennen wir von zu Hause kaum. ????.

Bearbeitet von KingM
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Geil, wenns nicht so weit zum Fahren wäre. Habe das Gebiet auch schon länger ins Auge gefasst, dürfte echt viel hergeben. Aber natürlich etwas Abenteuer Charakter, wenig gutes Kartenmaterial und Zustand der Wege schwer abschätzbar. Und vor Hunden sollte man auch eher keine Angst haben, viel Straßenhunde und auch Hirtenhunde

Hier hätte ich noch einen Link zu einem Veranstalter, der das ganze in die Richtung Nachhaltigkeit, so dass auch die Menschen vor Ort was davon haben.

https://ride-albania.com/

 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zur Desktop-Version