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Auf Achse: Salt & Lake Trail 2023

Auf Achse: Salt & Lake Trail 2023

11.12.23 08:12 5.035Text: Gabriwa
Gabriel Waringer

Name: Gabriel Waringer Alter: 33 Jahre Größe: 183 cm Schrittlänge: ehrliche 843 mm Gewicht: ~ 82kg Fahrstil/ -können: Ein Gravelbike ersetzt (k)ein MTB!

Klicke für alle Berichte von Gabriwa
Fotos: Gabriwa, Veranstalter, "juls_fotografiert"
Gravelbiken inmitten einer beeindruckenden Kulisse und wahrhaft atemberaubenden Anstiegen.11.12.23 08:12 11.490

Auf Achse: Salt & Lake Trail 2023

11.12.23 08:12 11.4903 Kommentare Gabriwa
Gabriel Waringer

Name: Gabriel Waringer Alter: 33 Jahre Größe: 183 cm Schrittlänge: ehrliche 843 mm Gewicht: ~ 82kg Fahrstil/ -können: Ein Gravelbike ersetzt (k)ein MTB!

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Gabriwa, Veranstalter, "juls_fotografiert"
Gravelbiken inmitten einer beeindruckenden Kulisse und wahrhaft atemberaubenden Anstiegen.11.12.23 08:12 11.490

Ist das noch Radsport oder doch mehr Heimaturlaub im Sinne der Österreich Werbung? Warum nicht beides, hat sich wohl das motivierte Organisationsteam um Andrea Friembichler bei der Routenplanung des Salt & Lake Trail gedacht. Eine perfekte Kombination aus filmreifer Kulisse und - sprichwörtlich - atemberaubenden Anstiegen, in einer der schönsten Gegenden Österreichs; was kann da schon schief gehen?

Der Salt & Lake Trail ist eine unsupported Bikepacking-Veranstaltung mit Start und Ziel in Sankt Gilgen am Wolfgangsee. Zur Auswahl stehen zwei Streckenoptionen: Strecke A mit knapp 430 Kilometern Länge und etwas unter 8.000 Höhenmetern sowie eine kürzere Strecke B mit “nur” 250 Kilometern und 5.000 Höhenmetern. Eine klassische Rollerpartie ist keine davon. Wer sich ein schönes Wochenende in den Bergen gönnen möchte, dem sei eine Teilnahme an dem Event ans Herz gelegt.

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Leidenfrost Effekt

Johann Gottlob Leidenfrost hat durch akribische Beobachtung entdeckt, warum ein Wassertropfen auf einer heißen Oberfläche, d.h. einer Herdplatte, zu tanzen scheint. Wie wir alle wissen, hängt das damit zusammen, dass der Wassertropfen auf einer kleinen Wolke aus Dampf zu 'reiten' scheint, die wiederum den Tropfen selbst immer kleiner werden lässt, bis er schließlich verschwindet.

Ich selbst leide auch recht schnell unter Frost; bereits ab Temperaturen um 10 Grad muss ich mich auf meiner kleinen Dampfwolke namens Crux emsig bewegen, bis mir schließlich der Dampf ausgeht. Aber mehr dazu später.

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Start in Sankt Gilgen

Die Gegend kennt man. Das Salzkammergut steht wie kein anderer Winkel Österreichs für Heimat, Tradition und Idylle. Andrea Friembichler und ihr Team, die selbst aus der Gegend stammen, haben nach ihrer Teilnahme am Tuscany Trail im letzten Jahr beschlossen, eine vergleichbare Veranstaltung selbst zu organisieren. Weil es nirgendwo so schön ist wie zu Hause, haben sie kurzerhand die bekannten Hausrouten zusammengestellt. Nach nur knapp einem Jahr Vorbereitungszeit startet das Event am 30. September mit knapp 150 Teilnehmern, und ich bin einer davon. Die Stimmung an der Schiffsanlegestelle ist gut, das Wetter ist für Ende September akzeptabel, um Punkt 9 Uhr startet das Abenteuer. Am Start treffe ich noch einige Bekannte, darunter Markus Zimmermann, den ich vom Seven Serpents kenne. Auch Daniel Pettinger, die Lokomotive aus Leonding, sieht mit seinem frisch geputzten 3T Exploro gut aus.

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Das Schöne am Salt & Lake Trail ist, dass es kein Rennen ist. Es gibt keine Zeitnahme, keine Listen über Zieleinläufe und auch keine Zeitstrafen für Regelverstöße. Laut Reglement ist es sogar unerwünscht (bis verboten), in der Nacht zu fahren, da die Bundesforste, durch deren Zuständigkeitsbereich ein Gutteil des Weges führt, dies als Bedingung postuliert haben. Erfahrungsgemäß sind allerdings wie immer ein paar Motivierte dabei, und so wird vom Start weg ordentlich geballert, bis es im Tretlager staubt. Ich bin da leider auch wie ein junger Hund, immer gleich auf 180, und muss natürlich vorn dabei sein.

Die Euphorie hält für die ersten zwei Stunden an. Sobald der Hunger kommt und die Beine schwer werden, setze ich wieder voll auf Entschleunigung. "Schöne Gegend", denke ich mir und werfe einen Blick auf Hallstatt und den See. Selbst vom gegenüberliegenden Ufer aus kann man die Reisebusse erkennen, den Tumult im Ort erahnen. An Seen mangelt es tatsächlich nicht. Wolfgangsee, Hallstätter See, Altausseer See, Grundlsee - wer die Tour im Sommer fährt, hat genügend Optionen für einen schnellen Sprung ins kühle Nass. Ende September habe ich eher das Problem, nicht komplett zu unterkühlen. Dank meiner Castelli Unlimited Puffy Vest (ein Geschenk der Götter!) ist es selbst für mich halbwegs erträglich.

Da Seen nur die halbe Miete sind, muss auch irgendwo das Salz herkommen, und Gelegenheiten, um ins Schwitzen zu kommen, gibt es ebenfalls mannigfaltig. Langsamer als erwartet geht es dahin. Erst am frühen Nachmittag erreiche ich das Ennstal. Obwohl es keine nennenswerten Hügel zu erklimmen gilt, komme ich nur schleppend voran. Nach knapp zehn Stunden setzt die Dunkelheit ein. Der höchste Punkt der Tour steht heute noch auf dem Menü, die Dachstein Südwand. Allerdings stehe ich nach kurzer Zeit vor einem versperrten Weg; ein Weidezaun und unzählige Kühe dahinter legen mir nahe, dass es für heute reicht. "Nachtfahrverbot", klingelt es in meinen Ohren. "Mir recht!" Eine Herberge in Radstadt ist schnell gefunden, und wenig später falle ich frisch geduscht ins warme Bett. FKT wird sich nicht mehr ausgehen - auch wurscht.

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Schadensminimierung

Der zweite Tag könnte besser sein. Die Temperaturen sind erneut gefallen, und die ersten Kilometer tun richtig weh. Obwohl die Sonne scheint, komme ich einfach nicht in die Gänge. Seit Radstadt fährt man vermehrt auf Asphalt. Es gibt zwar ein paar Highlights, allerdings finde ich es zunehmend schwieriger, diese zu genießen. Ich habe mich mit Bekannten in Saalfelden am Nachmittag auf einen Kaffee verabredet - ein kleiner Lichtblick. Nach der dringend notwendigen Pause steht der Hirschbichl auf dem Programm, ein kleiner Pass zwischen Weißbach und der Ramsau bei Berchtesgaden. Auf dem Weg dorthin treffe ich unverhofft auf meinen Freund Daniel Ehrl, ein kurzer Plausch hebt die Stimmung und stimmt mich optimistisch. Die Auffahrt zum "Pass" ist tatsächlich kein Spaß - steil, unrhythmisch und mit Passagen jenseits der 17% gespickt. Nach knapp acht Stunden Fahrzeit finde ich mich wieder in Unterjettenberg. Es ist knapp 17 Uhr, in zwei Stunden wird es dunkel. Ich treffe die für mich sinnvollere Entscheidung und entschließe mich, auf direktem Weg nach Sankt Gilgen zurückzufahren.

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Ich erreiche mein Ziel knapp vor Einbruch der Nacht. Der Wolfgangsee liegt in einer wunderschönen Abendstimmung vor mir. Könnte es besser sein? Ich glaube nicht.

Nach dem positiven Feedback stehen die Zeichen gut, dass auch nächstes Jahr wieder eine Ausgabe des Salt & Lake Trails stattfinden wird. Für Interessierte empfiehlt es sich, die Website und den Instagram-Account im Auge zu behalten.

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