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SQlab 611 Ergowave und 612 Ergowave

SQlab 611 Ergowave und 612 Ergowave

04.10.16 15:29 45.709Text: Ralf Hauser
Ralf Hauser
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Fotos: Erwin Haiden, NR22
SQlab hat im letzten Jahrzehnt mit biomechanisch optimierten Produkten vor allem bei Sätteln durch eigenständige Konzepte Aufmerksamkeit erregt. Die neueste Errungenschaft hört auf den Namen Ergowave.04.10.16 15:29 45.841

SQlab 611 Ergowave und 612 Ergowave

04.10.16 15:29 45.8417 Kommentare Ralf Hauser
Ralf Hauser
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Erwin Haiden, NR22
SQlab hat im letzten Jahrzehnt mit biomechanisch optimierten Produkten vor allem bei Sätteln durch eigenständige Konzepte Aufmerksamkeit erregt. Die neueste Errungenschaft hört auf den Namen Ergowave.04.10.16 15:29 45.841

Kein Wunder, dass sich im Logo von SQlab die Äskulapnatter, die sich um einen Stab schlängelt, findet. Schließlich steht Äskulap in der griechischen Mythologie für den Gott der Heilkunst.

Bereits 2001 begann der ehemalige Downhiller und Gründer der Gravity-Komponentenfirma Amazing Toys, Toby Hild, zusammen mit Dr. Stefan Staudte mit der Erforschung der Ergonomie im Radsport. Die gesammelten theoretischen Erkenntnisse aus der Lehre der Anatomie und Biomechanik glichen sie mit wissenschaftlichen Studien, medizinischen Berichten, eigenen Erfahrungen sowie den Berichten von inzwischen Tausenden von vermessenen Radlerinnen und Radlern ab. So war der Grundstein für die Firma SQlab gelegt.
Seitdem haben sie im eigens erschaffenen High-Tech-Labor eine ganze Palette an ergonomisch optimierten Komponenten und Produkten auf den Markt gebracht. Nach der erfolgreichen 611er und 612er-Serie sind nun der 611 Ergowave und 612 Ergowave vom Stapel gelaufen.

Der langjährige Bike-Pro Tibor Simai, der eine enge Partnerschaft mit SQlab einging und mittlerweile auch in der Produktentwicklung als offizieller Produktmanager integriert ist, stand uns mit Rat und Tat rund um die neuen Sitzgelegenheiten zur Seite.

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Tech-Talk

Das Ergowave-Konzept, welches auf Sätteln der Modellreihe 611 für All Mountain- und Enduro-Biker und 612 für Rennradfahrer und MTB XC Race-Piloten zur Anwendung kommt, wurde in enger Zusammenarbeit mit der FH Frankfurt und Uniklinik Frankfurt erarbeitet.
Die Entwicklung lief in mehreren Schritten ab:

In einer aufwändigen, über mehrere Jahre laufenden Metaanalyse hat der Leiter des SQlab Forschungs- und Entwicklungslabors, Dr. Stefan Staudte, Daten ermittelt, die als Belastungsgrenzen im Zusammenspiel zwischen Mensch und Fahrradsattel auftreten dürfen. Dabei ergaben sich Werte für Haut, Muskeln, Fettgewebe und die Strukturen des Dammbereichs, insbesondere der Nerven und Blutgefäße. Ziel ist es, eine optimale Druckverteilung zu erzielen, die an allen Punkten unter den Grenzwerten liegt, um neben dem Komfort insbesondere die abgegebene Leistung steigern zu können.

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Parallel dazu wurde 2013 ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördertes Forschungsprojekt mit dem Institut für Materialwissenschaften der FH Frankfurt und der Uniklinik Frankfurt zur Entwicklung biomechanisch-ergonomisch optimierter Fahrradsättel gestartet. Mithilfe eines virtuellen Menschmodells mit In-vivo-Eigenschaften ist es gelungen, die auftretenden Kräfte erstmalig bis in tiefe Strukturen des Körpers zu berechnen.

Als dritte Säule dieses Entwicklungsprojekts dienten ausgiebige Testfahrten der zuvor berechneten Formen und Materialkombinationen. Das inzwischen aus knapp 100 internationalen Testfahrern bestehende SQlab SnaQe Testteam bewertete die verschiedensten Prototypen direkt in der Praxis.

Im letzten Schritt wurden die verbliebenen Formen wie üblich im SQLabor unter anderem mit Druck- und Leistungsmesssystemen überprüft. Hier stehen mittlerweile im Laufe der letzten 14 Jahre gesammelte Daten aus unzähligen Messungen aller gängigen Sattelmodelle der verschiedensten Hersteller zur Verfügung.

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Das Resultat

Herausgekommen ist eine Sattelform für die sportliche Sitzposition auf dem Rennrad und Mountainbike, die mit einem erhöhten Heck und leicht abgerundeter Stufe samt zweistufiger Wellenform, dem Becken viel Halt nach hinten gibt und den Druck in tiefe Strukturen des Körpers verteilt. Diese Eigenschaften sollen auch in einer Leistungssteigerung resultieren.


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Wie schon bei Vorgängermodellen sitzt die Nase immer noch einige Zentimeter tiefer, wodurch weniger Druck auf empfindliche Körperstellen erzeugt wird. Dies gilt für Männer und Frauen gleichermaßen, weshalb es beim Ergowave auch keine genderspezifischen Modelle gibt.
Dazu sei erwähnt, dass laut UCI Reglement die Sattelneigung (zwischem höchsten und tiefsten Punkt) maximal +/- 3 Grad (1 cm Niveauunterschied) betragen darf. Nimmt man also an einer Rennveranstaltung teil, die dem UCI Reglement unterliegt, muss der Sattel so montiert werden, dass die Nase leicht nach oben zeigt. Inwieweit der vorteilige Effekt der tiefer sitzenden Nase verloren geht, hängt teilweise vom Körperbau ab und muss wohl jeder für sich selbst herausfinden.
In der Mitte befindet sich zusätzlich ein recht tiefer Dip, wodurch die empfindlichen Strukturen des Dammbereichs beim Mann und des meist tieferliegenden Schambeinbogens der Frau entlastet werden.

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Auch schon bekannt ist SQlabs bewährte active-Technologie. Hierbei erlaubt eine spezielle Sattelrohraufhängung an der Rückseite eine leichte seitliche Auf- und Abbewegung des Sattels, die der natürlichen Beckenbewegung beim Treten folgen kann. Die Effizienz der Tretbewegung soll sich hierbei erhöhen und die. Gleichzeitig sollen die Bandscheiben entlastet und der Komfort auf den Sitzknochen erhöht werden.
Jedes Modell wird mit drei unterschiedlich harten Elastomeren ausgeliefert. Der weiße Elastomer steht für Soft und wird für Fahrergewichte von 40-70 kg empfohlen, grau entspricht Medium und ist für 65-85 kg gedacht und schwarz entspricht dem Härtegrad Hard und sollte für Piloten von 80-100 kg passen.
Im Vergleich zum 611 Ergowave wurde der 612 Ergowave für Road und MTB Race straffer in seiner Bewegungsfreiheit abgestimmt.
Für Gewichtsfetischisten und Puristen sind die Ergowave-Modelle auch in einer Version ohne active-Aufhängung erhältlich.

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Besonders auffällig ist der komplett neugestaltete Nasenbereich. Die flache und nur leicht gewölbte Form der Sattelnase ergibt eine maximale Kontaktfläche mit dementsprechend wenig Druck auf Körperstellen.
Generell fällt diese SQlab MaxContact genannte Form, die bis an die Spitze nur geringfügig schmäler wird, beim 611 Ergowave etwas breiter aus als bei vielen Konkurrenzmodellen - beziehungsweise sogar dem regulären 611. Die flache Oberfläche verstärkt den optischen Effekt. Der 612 Ergowave ist im Nasenbereich um ca. 4 mm schmäler und entspricht damit eher der gängigen Norm, die flache Kontur hebt aber auch ihn von vielen anderen Konzepten ab.

Egal welche Breite, soll bei beiden Modellen die seitliche Reibung während der Tretbewegung auf ein Minimum reduziert sein.

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Um die perfekte Passform für die individuelle Sitzknochenbreite garantieren zu können, ist jedes Ergowave-Modell in vier Breiten (12, 13, 14 und 15 cm) im Programm.

Der 611 Ergowave und 612 Ergowave ist in jeweils vier Versionen als Ergowave active LP mit TiTube-Streben (ab 272 g, € 149,95), Ergowave active mit Carbon-Streben (ab 222 g, € 229,95), Ergowave mit TiTube-Streben (ab 197 g, € 129,95) und Ergowave Carbon mit Carbon-Streben (ab 147 g, € 189,95) erhältlich.

Tech-Specs 611 Ergowave

(MTB Tech & Trail)
StrebenBreitenGewichtPreis
611 Ergowave active LPTiTube12/13/14/15 cm275/278/281/286 g€ 149,95
611 Ergowave activeCarbon12/13/14/15 cm225/228/232/236 g€ 229,95
611 ErgowaveTiTube12/13/14/15 cm200/203/207/211 g€ 129,95
611 Ergowave CarbonCarbon12/13/14/15 cm150/153/157/161 g€ 189,95

Tech-Specs 612 Ergowave

(Road, MTB Race)
StrebenBreitenGewichtPreis
612 Ergowave active LPTiTube12/13/14/15 cm272/275/279/283 g€ 149,95
612 Ergowave activeCarbon12/13/14/15 cm222/225/229/233 g€ 229,95
612 ErgowaveTiTube12/13/14/15 cm197/200/204/208 g€ 129,95
612 Ergowave CarbonCarbon12/13/14/15 cm147/150/154/158 g€ 189,95

Sondermodelle, wie Tibor Simais Signature Line in leuchtgelben Farben, werden 2017 das Sortiment erweitern.

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Setup

SQlab hat ein System entwickelt, um den korrekten Sitzknochenabstand zu ermitteln.

Die billigste Variante ist mittels SQlab Messpappe, einem für 20 Cent erhältlichen Stück Karton mit spezieller Faltung auf einer Seite, durchführbar. Auf diese kann man sich setzen, um den Mittelpunkt des stärksten Abdrucks der beiden Sitzknochen ermitteln zu können. Die mitgelieferte Messlehre verfügt zusätzlich über eine Schritt-für-Schritt Anleitung.

Etwas professioneller und noch genauer erfolgt die Messung mittels eigenentwickelter Noppenplatte, über welche sich die Noppen an den Stellen der Sitzknochen in ein spezielles Papier drücken. Dieses System ist momentan aber eher Händlern und Partnern von SQlab vorbehalten.

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Schritt für Schritt zur richtigen Sattelbreite:
1.) Messpappe mit den offenen Wellen nach oben - oder Noppenplatte mit zugehörigem Papier - auf einen Stuhl legen, der über eine möglichst flache Oberfläche verfügt. Die Sitzhöhe sollte so gewählt sein, dass ungefähr ein 90-Grad-Winkel der Beine zugelassen wird. Man kann sich auch mit einem Podest unter den Füßen helfen, um gewünschten Effekt zu erzielen.

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2.) Mit geradem Rücken möglichst mittig auf die Messpappe setzen. Um die Sitzknochen stärker hervortreten zu lassen, ein Hohlkreuz machen und eventuell die Füße auf die Zehenspitzen stellen.

3.) Mit den Händen auf die Unterseite des Stuhls greifen und sich fest an die Sitzfläche ziehen, um einen deutlichen Abdruck auf dem Messinstrument zu erzeugen.

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4.) Aufstehen und das Wunderwerk betrachten. Die Sitzknochen sollten sich jetzt in den Wellen der Pappe abgezeichnet haben, beziehungsweise sollten die Noppen sich an den Druckstellen durch das Papier gedrückt haben.
Mit einem Filzstift lassen sich die Abdrücke deutlich kennzeichnen. Den Mittelpunkt beider Abdrücke markieren und den Abstand von Mitte zu Mitte ausmessen. Um die Mittelpunkte besser erkennen zu können hilft es, die außenliegenden Ränder der Abdrücke vor der Bestimmung zu markieren.

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5.) Dieser Wert bestimmt den Sitzknochenabstand, zu welchem noch die passende Sitzposition addiert werden muss. Liegt der Sitzknochenabstand genau zwischen zwei vollen Zentimetermaßen, wird mathematisch gerundet (z.B. 12,5 cm werden zu 13 cm).
Auf der Tabelle der Messlehre sind die verschiedenen Sitzpositionen mit zu addierenden Werten aufgezeichnet. Rennradfahrer sollen beispielsweise 1 cm hinzufügen, All-Mountain- und Enduro-Piloten 2 cm.
Generell gilt, je aufrechter die Sitzposition, desto mehr wird zur Breite addiert.

6. Addiere zum Wert des Sitzknochenabstandes (z.B. 12 cm) den Wert der Sitzposition (z.B. 2 cm) und die benötigte Sattelbreite ist ermittelt (in diesem Fall 14 cm).

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Der Abstand der Sitzknochen hat nur wenig mit dem optischen Erscheinungsbild einer Person zu tun. Dies ist am Beispiel unserer Tester großartig zu erkennen: Während einer mit 168 cm Körpergröße und 54 kg Fliegengewicht einen Sattel mit 14 cm Breite benötigt (und dessen ihm eigentlich wie ein Ei dem anderen gleichender Bruder eine 12 cm Version sein eigen nennt), braucht ein 180 cm großer Kollege einen 13 cm breiten Sattel.

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In freier Wildbahn

Sättel gibt es wie Sand am Meer, unterschiedliche Hintern auch. Dass der eine harmonisch zum anderen findet und man nicht bereits nach einer Stunde am Rad aufgrund von Schmerzen den Gedanken hegt, das Radfahren doch lieber zugunsten des Couchsurfens aufzugeben, ist gar keine so keine leichte Aufgabe. SQlab hat sich schon vor Jahren diesem Problem gewidmet und erfolgreich Sattelserien ins Leben gerufen, die mittlerweile zu den beliebtesten Sitzpartnern im deutschsprachigen Raum gehören.

Vergleicht man die neue Ergowave-Form mit der des regulären 611er oder 612er Modells, fällt auf, dass man nicht, wie bisher, am höchsten Punkt des Sattels Platz nimmt, sondern direkt in der Einbuchtung auf dem Weg zur Erhebung (einer der Tiefpunkte der Wellen). Die Hauptlast liegt dabei immer noch auf den Sitzknochen, die Sitzposition rutscht allerdings weiter nach vorne und eine Spur tiefer als beim älteren Kollegen. Deshalb kann man die seitliche Rundung nur miteinander vergleichen, wenn man die Sättel einige Zentimeter in der Länge versetzt betrachtet.
Uns soll's recht sein, ein erkennbarer Nachteil ergibt sich daraus nicht. Im Gegenteil, musste man beim regulären 611er oder 612er im schlimmsten Fall ein paar virtuelle Grade seines Sitzwinkels aufgeben (wenn man einen steilen Sitzwinkel bevorzugt), ist die Längsposition der Platzierung auf dem Ergowave-Modell mit der eines regulären Sattels zu vergleichen.
Die horizontale Ausrichtung des Sattels sollte so erfolgen, dass die Nase des Sattels parallel zum Boden verläuft.

Wie man es von SQlab-Sätteln vielleicht bereits kennt, kann das erste Aufsitzen etwas gewöhnungsbedürftig sein. Im Fall des Ergowave ist der Gewöhnungseffekt allerdings um einiges schneller abgeschlossen als mit anderen Modellen von SQlab - vorausgesetzt, man hat die korrekte Breite für den Abstand der individuellen Beckenknochen gewählt.
Ein Selbstversuch zeigte, dass selbst 1 cm Unterschied in der Sattelbreite einen spürbaren Komfortunterschied bedeuten und die Langzeittauglichkeit einschränken kann. Sich für das Setup Zeit zu nehmen, macht sich also schon auf kurze Sicht bezahlt, auf lange sowieso.

Der gravierendste Unterschied zwischen Ergowave und dem älteren Modell in puncto Sitzkomfort ist, dass der Druck auf die Sitzknochen nicht so stark ausgeprägt erscheint. Die Region um die Sitzknochen herum fühlt sich etwas besser in der Kontur eingebettet an - vermutlich ein Nebeneffekt der runden Wellenlinienform, die vor allem am hinteren Teil Unterstützung liefern soll.

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Die Polsterung ist hart, und soll es auch sein, sonst würden über kurz oder lang Schmerzen bei den Sitzknochen entstehen, da diese zu weit ins Material einsinken würden. Deshalb ist es auch nicht sinnvoll, auf dem SQlab Sattel mit einem besonders weichen Sitzpolster in der Bikehose zu fahren.
Obwohl wir im Praxisbetrieb wenig Probleme mit hochwertigen Sitzpolstern in unseren Modellen verspürten, hat SQlab für 2017 eine Trägerhose mit speziellem Sitzpolster im Programm, die als Referenzmuster in unserem Testbetrieb sehr positive Eindrücke in puncto Tragekomfort und Kompatibilität mit dem Sattel hinterließ.

Die ersten Minuten im Sattel geben bereits Aufschluss über den Charakter des Ergowave. Die meisten werden die Sitzposition als eher unscheinbar wahrnehmen; kein Komfortwunder, aber definitiv nicht unbequem. Der große Unterschied ist, dass sich im Vergleich zu vielen, um nicht zu sagen den meisten, Sätteln am Markt der erste Eindruck auch über längere Dauer nicht ändert.
Und damit wäre auch schon der Hauptvorteil des Ergowave ans Tageslicht gebracht: Wie mit seinen Vorgängern ist auch mit der Ergowave-Ausführung ein stundenlanges Sitzen im Sattel nicht nur möglich, sondern schmerzlos möglich. Meistens verschwendet man nicht einmal auf langen Touren auch nur einen Gedanken an die Sitzposition oder den Sattel selbst, was vermutlich das beste Kompliment darstellt.
Wer darüber hinaus sogar Probleme mit einschlafenden Gliedmaßen hat, könnte mit dem 611 Ergowave oder 612 Ergowave einen treuen Langstreckenbegleiter finden.

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Ganz ohne Positionsverlagerung wird man aber auch am Ergowave nicht durchkommen. Ab und an können die Druckstellen auf den Sitzknochen unangenehm werden, oder gelegentlich einen leicht stechenden Schmerz verursachen. Kurzes Aufstehen, oder eine Vorverlagerung des Gewichts Richtung Nase für einen kurzen Moment, können einen beginnenden Druck schnell vertreiben, der dann sogar während der Fahrt gar nicht mehr wiederkehrt, oder auf längere Zeit völlig verschwindet.

Das höhergezogene Heck ist jederzeit spürbar, am meisten, wenn sich die Neigung beim Bergauffahren verstärkt. Das Prinzip des Sattels zeigt dann besonders seine Stärken. Neigt der Hintern auf normalen Sätteln oftmals zum Herumrutschen auf der Satteloberfläche, ist es leicht, in der vordefinierten Position der Ergowave-Wellenform zu verweilen. Ohne Frage ein positiver Effekt.

Die Nase ist ein Thema für sich. Die breitere Auflagefläche, vor allem beim 611 Ergowave, ermöglicht es bei Bedarf darauf nach vorne zu rutschen und dann sogar einige Minuten unbeschwert in dieser Lage pedalieren zu können. Durch ihre breitere Auslegung ist sie aber vor allem beim ersten Umstieg auf das neue Modell von manchen Fahrern auch während des Tretens wahrnehmbar. Nicht in dem Ausmaß, dass es sich störend auswirken würde, oder dass man es nach kurzer Zeit nicht vergessen würde, aber vielleicht in erster Instanz gewöhnungsbedürftig. Mit der schmäleren Nase des 612 Ergowave ist dieser Effekt nicht wirklich zu beobachten.

Der gewonnene Sicherheitsaspekt der breiteren Nase ist aber für Mountainbiker, im besonderen Enduristen, nicht außer Acht zu lassen. Ungewolltes Aufprallen auf der Sattelnase bei einer missglückten Landung, bei Kontrollverlust in einer wilden Sektion oder sogar bei einem Sturz, können mit der MaxContact-Oberfläche glimpflicher ablaufen, als bei anderen Modellen.
Tibor Simai schwört auf alle Fälle darauf, hat ihm die Nasenform bei einem missglückten Befahren des Monster-Drops in Saalbach, bei dem er kurz vor dem Absprung mit dem Fuß vom Pedal gerutscht ist und unsanft mit voller Wucht in den Nasenteil des Sattels bei der Landung geknallt ist, doch im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch gerettet, und er konnte ohne gröbere Blessuren den Tag im Park fortsetzen.

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Der 611 Ergowave hat im Vergleich zum 612 Ergowave auch eine längere Nase. Begründet wird dieser Unterschied mit einer erhöhten Führungsmöglichkeit des Sattels durch das Bein bei Kurvenlagen. Ganz nachvollziehbar war uns dieser Vorteil allerdings nicht, kommen unsere Beine oder Knie bei richtig ausgeführter Bike-Body-Seperation doch auch bei starken Schräglagen im Normalfall nicht mit dem Sattel in Berührung. Nachteil ist es allerdings keiner, und die vergrößerte Oberfläche hilft in Bezug auf den Sicherheitsfaktor, beschrieben im vorangegangenen Punkt.

Fährt man hinter jemandem her, der einen Sattel mit active-System montiert hat, kann man das seitliche Arbeiten während der Tretbewegung gut wahrnehmen. Je nachdem, ob der Elastomer entsprechend des Körpergewichts gewählt wurde, oder lieber eine Stufe härter verwendet wird, ist der Effekt besser oder schlechter zu beobachten.
Der Wechsel der Elastomere ist denkbar simpel. Einfach rausziehen und den neuen reinstecken, fertig. Ohne eingeschobenen Elastomer soll übrigens nicht gefahren werden.
Einem selbst fällt die Bewegung im Sattel im Normalfall nicht auf, solange man nicht mit der Hand während der Fahrt zur active-Aufhängung greift. Für den Unterschied im Vergleich zu einem SQlab Ergowave-Modell ohne active-System fehlte uns leider ein Vergleichsmodell.
Rein theoretisch macht das System aber auf alle Fälle Sinn und ist die komfortable Positionierung der Sitzknochen vermutlich auch teilweise auf dieses Feature zurückzuführen.

Zusammengefasst sind die Unterschiede zwischen SQlab 611 Ergowave und 612 Ergowave eigentlich gering, wie wir aber gelernt haben, können schon kleine Unterschiede im Design große Unterschiede am Trail oder auf der Straße machen.
Die Sattelnase beim Rennrad- und XC Race-optimierten 612er Modell ist etwas schmäler und kürzer und das active-System ist etwas härter abgestimmt als beim 611 Ergowave.

Gewichtsmäßig können die Sättel in sämtlichen Ausführungen mit Konkurrenzmodellen mithalten. Selbst die active-Ausführungen sind nicht übertrieben schwer, wer geringes Gewicht aber über Komfort setzt, kann zu den Modellen ohne active-System greifen und damit im Schnitt um die 75 Gramm sparen.
In puncto Kompatibilität sollte man sich bei SQlab-Modellen mit Carbonstreben vergewissern, ob die Sattelstütze mit hochovalen Streben verwendbar sind, obwohl das heutzutage eigentlich für die meisten Modelle kein Problem sein sollte.

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Fazit

SQlab 611 und 612 Ergowave
Modelljahr:2016
Testdauer:2 Monate
+langzeitig schmerzfreies Sitzen möglich
+Neue Wellenform unterstützt Beckenposition und unterbindet Umherrutschen
+tiefe Sattelnase und Dip sorgt für Entlastung des Dammbereichs
+breite Auflagefläche der Nase sorgt für Komfort bei Vorrutschen und Schutz in Notfallsituationen
+Active-System folgt Beckenbewegung
oEtwas breitere Nase bei 611 Ergowave kann gewöhnungsbedürftig sein
oRecht hoher Preis
BB-Urteil:Mit der neuen Ergowave-Form knüpft SQlab nahtlos an ihr biomechanisches Sattelkonzept an und sorgt für höchsten Komfort und Funktionalität, auch auf langen Touren.

Egal, ob man sich gemäß des Einsatzbereichs für den 611 Ergowave oder 612 Ergowave entscheidet, das Prinzip ist bei beiden Sätteln gleich: Mit hauptsächlicher Druckbelastung nur auf den Sitzknochen durch die tiefere Nase und tiefen Dip im Mittelteil des Sattels erzielt die Ergowave-Serie einen biomechanischen Vorteil, der generell für schmerzbefreite Tretorgien jeglicher Art wappnen sollte.

Das Gewicht liegt im grünen Bereich, der Preis ist recht happig. Hinter den Sätteln von SQlab steckt aber auch sehr viel Entwicklungsarbeit.

Das höhergezogene Heck bringt eine deutliche Unterstützung und verhindert ein Zurückrutschen des Fahrers, bereits in der Ebene und besonders im Anstieg. Ob sich hinter dem Ergowave-Prinzip auch eine wirkliche Leistungssteigerung feststellen lässt, dafür fehlen uns die quantitativen Messmethoden.
Um ganz ehrlich zu sein, ist es uns quer durch die Bank auch ziemlich egal. Was zählt, ist, dass der 611 Ergowave und 612 Ergowave von jedem einzelnen Tester als durchaus bequemer Sattel eingestuft wurde, mit dem auch elendiglich lange Ausfahrten nicht in eingeschlafenen Extremitäten oder unangenehmen Schmerzen endeten. Damit bleiben die Sättel dort, wo sie sich gerade befinden: auf unseren persönlichen Bikes, unter unseren Allerwertesten.

SQlab ergonomische Fahrradsattel Griffe Lenker

  • SQlab 611 Ergowave und 612 Ergowave

Ich war auch auf der Suche nach einem neuen Sattel, da nach dem Wechsel auf immer mehr lockere Hosen die Nase des SLR einfach zu oft eingefädelt hat.

 

Von einem wirklich harten Sattel kommend stellte sich dann leider schnell heraus - so ganz für jeden dürfte der Sattel nicht passen. Auch nicht in der passenden Breite.

 

Ich habe zum probieren einmal die ersten beiden Ausfahrten je ca. 1000hm 3-4h, aufwärts vorwiegend auf Forststraßen ohne Innenhose gemacht. Ergebnis: fühlte sich zu beginn recht gut an. Leider hat sich nach der zweiten Ausfahrt etwas Haut von meinem Allerwertesten gelöst. So etwas hatte ich wirklich noch nie - schon gar nicht nach so kurzer Zeit. :f:

 

Vergleichsweise habe ich es dann noch mit einer anderen Sattelbreite versucht nachdem das wieder ausgeheilt war. Wieder ohne Innenhose. Wieder auf der selben Seite erhöhten Druck bzw. Wetzen gespürt.

 

Da dies nur einseitig aufgetreten ist vermute ich, dass sich die Active Dämpfung mit einem leichten Beckschniefstand (5mm in meinem Fall) nicht so gut verträgt. Ich werds nochmal mit dem härteren Elastomer versuchen.

 

Ich möchte den Sattel keinem ausreden - wenn er passt ist er sicherlich ein sehr guter Sattel. Aber man sollte auch damit rechnen, dass er eben kein Wundersattel ist der einem auf jedem Fall problemlos passt. :U:

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