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Bontrager Race X Lite TLR

Im MTB-Sport haben sich Tubeless Reifen-/Laufradsysteme bereits etabliert und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: u.a. hohe Pannensicherheit, kein Snakebite mehr möglich, und vor allem kein Blutdruck von 260/160, wenn der Reifen mal wieder nicht auf oder von der Felge will.
Im Rennrad-Sektor führen TLR-Systeme hingegen eher ein Schattendasein und konnten sich bis jetzt noch nicht durchsetzen. Das will Bontrager nun endgültig ändern. Einer der Pioniere der Tubeless Ready Systeme schickte 2013 drei neue Allround-Laufräder ins Rennen, für 2014 schießen sie eine Hochprofil-Variante nach.
Neben dem Einsteigerlaufrad Race TLR gibt es eine etwas leichtere Version, das Race Lite TLR, und das Top Modell Race X Light TLR. Das jüngste TLR-Modell heißt Aura 5 und verfügt über 50 mm Carbonprofil auf einer Alu-Felge.

Mit den Road R-Series wurden zudem komplett neue TLR Reifen (R2 und R3) entworfen. Diese sollen hohen Pannenschutz, sehr guten Grip, niedrigen Rollwiderstand und, speziell in der 25 mm breiten Ausführung, hohen Komfort bieten. Bei der Abwaage überraschten die Gummis außerdem mit 15 Gramm geringerem Gewicht (280 g) als vom Hersteller angegeben.
Passend dazu wurde auch ein TLR-Dichtmittel entwickelt. Für Fahrer der RXL-, RL- oder Race-Standard-Laufräder gibt’s darüber hinaus einen Umrüstsatz. Bontrager bietet damit sozusagen ein Rundum-Sorglospaket für den modernen Rennradfahrer von Welt an.

Mindestens so aufgeschlossener wie kritischer Vielfahrer, der ich bin, durfte ich das Race X Lite Spitzenmodell testen.

  • Bontrager Race X Lite TLR

Technische Daten LRS

Felgenkonstruktion:Alu Clincher, verstärkte Speichenbohrungen
Naben:Bontrager RXL (DT Swiss Innereien) 
Gewicht:  1.438 g (o. Felgenband, Ventil) 
Felgenbreite: 23 mm (17,5 mm innen) 
Speichen: DT Swiss Aero, vorne 18 / hinten 24 
Kompatibilität:  Shimano 9/10/11fach, SRAM 10fach-Kassetten 
Preis: Satz € 899,98 
Gewichtsfreigabe: ohne Beschränkung 
  • Bontrager Race X Lite TLR

Technische Daten Reifen

Dimension:700x25c
Min/Max Druck:5,5 – 8,5 bar 
TPI:120
Preis: à € 69,99 UVP
Gewicht:280 g 

Auf den ersten Blick wirkt das RXL sehr filigran. Niedrige Felge, dünne Speichen und kaum Gewicht. Ein Laufrad für Kletterer, oder anders gesagt: nichts für meine zarten 80 kg+
Auf den zweiten Blick hingegen erkennt man „gewichtige“ Details. Die Felgenbreite beträgt üppige 23 mm, was ihr mehr Stabilität verleiht. Zusätzlich wurde die Felge um die Speichenbohrungen mit extra Material verstärkt. Bei der Entwicklung wurde generell darauf geachtet, dass der Laufradsatz auch widrigste Streckenverhältnisse locker aushält. Unter anderem wurde auf den Pavés der Hölle des Nordens getestet.
Laut Bontrager gibt es keine Gewichtsbeschränkung. Ganz kann ich das zwar nicht glauben, aber NoMan, die den Laufradsatz im Rahmen ihrer Paris-Roubaix Beinahe-Live-Befahrung ebenfalls ausprobiert hat, versicherte mir: „Einige der 15 Teilnehmer damals schrammten durchaus großzügig an der Idealvorstellung vom athletischen Straßenfahrer vorbei. Wir absolvierten jeweils 153 Kilometer, davon gute 30 auf den originalen Pflasterstein-Sektionen. Ich fuhr zum Beispiel mit 5,5 bar. Der einzige Defekt, den wir am Ende des Tages verzeichnen konnten, war ein kümmerlicher Platten.“

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Lieferumfang

Montage

Bei meinem Testlaufradsatz waren bereits TLR Felgenband, Ventil und Reifen montiert. Daher kann ich leider keine Auskunft darüber geben, ob Felgenband und Reifen leicht oder schwer auf die Felge gingen. NoPain, der dies dankenswerter Weise für mich erledigt hat, meinte allerdings: „War kein Problem.“
Alles, was ich noch zu tun hatte, war 50 ml Pannenmilch in jeden Reifen zu schütten und loszufahren. Doch bevor ich das machte, testete ich, wie viel Luft der Reifen ohne Milch halten würde. Für mich überraschend, blieben am hinteren Laufrad 3 bar, am vorderen sogar über 4 bar im Reifen, auch noch am nächsten Tag.
Mit Milch pumpte ich die Reifen auf 6 bar, drehte die Laufräder einmal, um sie dicht zu bekommen, und startete sofort die erste Ausfahrt.

Detailansicht

Was beim Blick nach unten auf das Vorderrad sogleich auffällt, ist der mächtige Reifen. Aufgrund der breiten Felge kommt einem der 25 mm Pneu deutlich wuchtiger vor. Dennoch, oder gerade deshalb, klebt der Slick richtig gut auf der Straße, gibt auch bei geringem Luftdruck gutes Feedback und bügelt kleinere Unebenheiten förmlich gerade. Auch bei Regen hatte ich immer das Gefühl, Herr der Lage zu sein.

Dank des geringen Gesamtgewichtes von 2.072 Gramm inkl. Reifen klettert der Laufradsatz hervorragend. Trotz meines Körpergewichtes gab's keinerlei Beanstandungen hinsichtlich Steifigkeit - im Gegenteil: selbst im Wiegetritt streifte nichts. Für dieses Kriterium also ein glattes "Sehr gut".
Auch für das Rollen in der Ebene gibt's die gleiche Note. Ich weiß nicht, ob es am TLR-System lag, aber die Race X Light hatten fast den Sound eines Hochprofillaufrades. Die Trägheit der Pannenmilch war für mich zu keiner Sekunde merkbar.

Die Verzögerung beim Bremsen war extrem, ich würde sogar sagen brachial. Selbst die Scheibenbremsen auf meinem Crosser waren im Vergleich zahm. Ich musste deshalb in den ersten Ausfahrten viel Feingefühl entwickeln, um die Räder nicht zu blockieren, gewöhnte mich dann aber relativ schnell daran. Und schließlich ist eine bissige Bremse, wenn sie dosierbar ist, ja was Gutes. Nach 1.000 km waren die Flanken eingebremst und die Verzögerung nicht mehr ganz so brachial, aber immer noch verdammt gut.
Leider stellte sich dann am Hinterrad lästige Quietschgeräusche ein. Ich habe wirklich alles versucht, um sie loszuwerden, aber leider war da nichts zu machen. Nach weiteren 1.000 km verschwanden sie aber genau so plötzlich, wie sie aufgetaucht waren. Den Grund weiß ich bis heute nicht.

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Über Pannensicherheit kann man eigentlich recht wenig sagen, solange man keinen Patschen hat. Und was bringt ein Test, der die Vorteile von Tubless Laufrädern aufzeigen soll, ohne einen Defekt?
Aus diesem Grund wagte ich mich gegen Ende des Tests auf immer holprigere Straßen und Feldwege und nahm fast jedes Steinchen und jeden Glassplitter auf der Straße mit (ich hoffe, Bontrager verzeiht mir meine Brutalität).

Detailansicht

Trotzdem sollte es einige solcher Ausfahrten benötigen, bis ich "endlich" meinen ersten Patschen hatte. Genauer gesagt, bemerkte. Denn erst begriff ich gar nicht, dass ich eine Panne hatte. Ich wunderte mich nur, warum sich der Dreck auf einer Stelle des Reifens nicht abfuhr. Erst nach einem kurzen Stopp sah ich, dass etwas Pannenmilch ausgeflossen war, an der Dreck klebte (siehe Foto). Aber das war's dann auch schon, kein Druckverlust und vor allem kein lästiges Schlauchwechseln. Ich konnte die Ausfahrt ganz normal zu Ende fahren.
Mehr noch: Ich machte danach noch einige Ausfahrten, umgerechnet über 400 km, mit dem defekten Reifen und musste nicht einmal Luft nachpumpen. Genau genommen, musste ich während des gesamten Tests kaum Luft nachfüllen. Die Dichtheit war genau so gut wie bei normalen Drahtreifen plus Butylschlauch.

  • Bontrager Race X Lite TLR

Fazit

Bontrager Race X Lite TLR
Modelljahr:2013
Testdauer:> 4.000 km
+exzellente Pannensicherheit (mehr geht nur mit Vollgummireifen)
+kann zur Not auch mit Schlacuh gefahren werden
+geringes Gewicht und trotzdem sehr steif
+sehr guter Reifen
+hält Luft so gut wie "normaler" Drahtreifen + Schlauch
-vorübergehendes und unerklärliches Bremsquietschen
BB-Urteil:Pflegeleichter Alleskönner für den groben Einsatz

Ein fantastischer Laufradsatz. Perfekt fürs Training, aber auch leicht und stabil genug für Rennen oder Radmarathons.
Die zugehörigen Reifen bieten sehr guten Grip und Langlebigkeit.
Die TLR-Garnitur machte mir während der gesamten Testdauer richtig viel Spaß und ich begann immer mehr Straßen zu erkunden, die ich aufgrund schlechten Belages ansonsten eher meide.

Die Vorteile von TLR liegen nun auch für mich klar auf der Hand. Bessere Pannensicherheit gibt es eigentlich nicht, komfortabel ist das System außerdem.
Mit den Bontrager Race X Lite TLR bekommt man somit sehr viel Laufrad für gutes Geld, ohne wirkliche Kompromisse eingehen zu müssen.
Reifen und Pannenmilch sind auch als Umrüstkit für andere Tubless Ready Laufräder zu erwerben.

  • Bontrager Race X Lite TLR

  • 1 Monat später...

Haben diese Tubelessfelgen eigentlich irgendeine spezielle Lippe um den Reifen besser einzuhängen?

Auf der Notubesseite steht z.B., dass man einen Ksyriumsatz, da keine Nippellöcher, mit einem Tubelessventil und Hutchinson oder Schwalbe Tubelessreifen eben ohne Schlauch fahren könnte. Andere Felgen müsste man tapen.

Hat das schon wer probiert oder ist das blöd?

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