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KTM Macina Prowler Exonic im Test

KTM Macina Prowler Exonic im Test

09.10.23 10:37 4.726Text: Ralf Hauser
Ralf Hauser
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Fotos: Erwin Haiden
Mit fettem Federweg, kraftvollem Bosch CX Race-Motor und Highend-Komponenten von Kopf bis Fuß will das KTM Macina Prowler Exonic auf anspruchsvollen Trails seinen Fußabdruck hinterlassen. Wir haben es auf zahlreiche solche entführt.09.10.23 10:37 8.898

KTM Macina Prowler Exonic im Test

09.10.23 10:37 8.8981 Kommentare Ralf Hauser
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Erwin Haiden
Mit fettem Federweg, kraftvollem Bosch CX Race-Motor und Highend-Komponenten von Kopf bis Fuß will das KTM Macina Prowler Exonic auf anspruchsvollen Trails seinen Fußabdruck hinterlassen. Wir haben es auf zahlreiche solche entführt.09.10.23 10:37 8.898

Bikes von KTM, die den Titel Exonic im Namen tragen, wollen Superlativen gerecht werden: viel Carbon, viel Bling, viel Kohle.
Laut KTM wurde das Macina Prowler Exonic für den Kampf um Hundertstelsekunden in der World eBike Series, für extremes Terrain sowie grenzenloses Fahrvergnügen entwickelt. Nachdem der Rahmen das Arbeitsgerät des Miranda Factory Racing Teams ist, musste es in den letzten zwei Jahren bei der höchsten E-Enduro-Rennserie - die dieses Jahr als E-EDR in den Weltcup-Kalender aufgenommen wurde - seine Fähigkeiten beweisen.

 Viel Carbon, viel Bling, viel Kohle.  

Exonic, Nomen est Omen
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Der Rahmen

Angeführt von KTMs Straight Line Link (SLL)-Rahmenkonzept werden am Macina Prowler 170 mm Federweg freigegeben. Die direkte Krafteinleitung in das Federelement reduziert dabei Belastungen der Lager und des Rahmens. Gepaart mit dem geringen Übersetzungsverhältnis soll der Hinterbau sehr sensibel ansprechen und sich optimal auf das Fahrergewicht abstimmen lassen. SLL ist auch optimiert für größere Federwege - heißt dann, wie beim Prowler, SLL-LT.
Damit der eigenständigen Bezeichnungen nicht genug, handelt es sich beim Prowler um ein DIMMIX-MTB. So nennt KTM die Mischung aus 29" Vorder- und 27,5" Hinterrad. Das Rahmendreieck dieses Mullet-Bikes ist aus Performance Carbon gefertigt, der Hinterbau aus Aluminium.

Den Bosch 750 Wh-Akku kann man über den Power Tube Top Loader (PTTL) nach oben aus dem Unterrohr entnehmen. Das Cover ist mit einem Schlüsselschloss gesichert.
Zwei Befestigungshöhen für Flaschenhalter sind am Cover des Batteriefachs vorgesehen. Um auch größere Trinkflaschen unterbringen zu können, hat KTM mit dem Team Bottle Cage einen eigenen Flaschenhalter aus Alu bzw. Carbon entwickelt, der sich tief in das Rahmendreieck hinunterzieht.

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Die Ladebuchse sitzt gut geschützt im oberen Bereich des Unterrohrs und wird von einem Deckel mit Magnetverschluss versiegelt.
Das Motor-Cover aus Plastik mit Lüftungsschlitzen geht fließend in die Rahmenform über und umschließt den Motor komplett.

Die speziellen Inserts der Dämpfer-Befestigung verhindern ein axiales Seitenspiel des Dämpfers in der Aufnahme. Dabei lässt sich die Buchse bis zur Dämpfer-Hardware drehen, damit der Dämpfer 100% spielfrei sitzt. Die Schraube wird danach festgezogen und es kommt kein zusätzlicher Stress auf den Rahmen und die Dämpferaufnahme, da die Dämpferaufnahme nicht flexen muss, um das Montagespiel zu kompensieren.

An den Kettenstreben sitzt eine 180 mm Postmount-Bremsaufnahme.
Das Schaltauge folgt dem UDH-Standard und nimmt eine 12 x 148 mm Boost-Achse auf.
Das höchstzulässige Gesamtgewicht beträgt 126 kg. Der Rahmen ist für Kategorie 4 zugelassen – Enduro mit eingeschränkten Downhill-Einsatz bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h und Sprünge bis 120 cm Höhe.

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Geometrie

Größe M L XL
Sitzrohrlänge (mm) 430 450 480
Steuerrohrlänge (mm) 100 110 125
Oberrohrlänge (mm) 593 613 633
Kettenstrebenlänge (mm) 442 442 442
Lenkwinkel 64,1° 64,1° 64,1°
Sitzwinkel 75,3° 75,3° 75,3°
Stack (mm) 612 622 636
Reach (mm) 432 450 467

Das KTM Macina Prowler ist in drei Rahmengrößen - M, L und XL - erhältlich. Der Reach von Größe M beginnt bei kurzen 432 mm, L misst 450 und XL 467 mm.
Fast parallel dazu gestaltet sich die Sitzrohrlänge mit 430 mm bei M und 450 mm bei L. In der größten Größe misst es sogar mehr, nämlich 480 mm.
Der Lenkwinkel kommt auf 64,1 Grad, der effektive Sitzwinkel beträgt 75,3 Grad. 

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Kinematik

Das Federungs-Design entspricht einem Eingelenker mit Hebelanlenkung eines 250 x 75 mm langen Dämpfers mit 170 mm maximalem Federweg. Das durchschnittliche Hebelverhältnis kommt dementsprechend auf geringe 2,27:1.

Die Kurve des Hebelverhältnisses verläuft bis kurz nach dem empfohlenen Sag-Wert von 30 % degressiv, wodurch sich die Federung im Anfangsbereich leichter komprimieren lässt. Danach fällt sie progressiv ab.
Dabei liegt die Progression vom Sag-Punkt weg bei lediglich 13,5 %, Vom Anfangspunkt der Federung überhaupt nur bei 4,9 %.

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Anti-Squat beginnt bei hohen 132 % und misst mit flach abfallender Linie beim Sag-Punkt immer noch 125 %. Dadurch soll das System Einflüssen durch Tretbewegungen besser Paroli bieten.
Ähnlich flach verläuft die Kurve des Anti-Rise, sie misst 109 % bei 30 % Sag. 

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Wer Probleme damit hat, diese Charts zu identifizieren, kann gerne unser Ferderungs 1 x 1 für zusätzliche Infos zurate ziehen.

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Motor & Elektronik

Boschs Performance Line XC Race Limited Edition-Motor ist, wie der Name schon verrät, nur auf ausgewählten Race Bikes zu bekommen. Details des leichteren und gleichzeitig stärkeren Aggregats finden sich in unserem First Ride-Artikel.

In Sachen Batterie vertraut man auf den großen Bosch PowerTube mit 750 Wh Kapazität.
Als Display fungiert einerseits die Bosch LED Remote am Lenker, andererseits ein Kiox 300 vor dem Vorbau.

Tech Specs

Rahmen: Macina Prowler Dimmix Perf. Carbon SLL-LTE, 170 mm Kassette: SRAM XX Eagle T-Type XS-1297, 10-52 Z.
Größen: M/L/XL Kette: SRAM XX Eagle T-Type, 12-fach
Antrieb: Bosch CX Race Limited Edition Laufräder: DT Swiss HXC 1501 SPLINE 29/27,5 CL, 110x15TA/148x12
Batterie: Bosch PowerTube 750 Wh Reifen: Schwalbe Eddy Current Front Evo SuperTrail, 29 x 2,6
Schwalbe Eddy Current Rear Evo SuperGravity, 27,5 x 2,8
Display: Bosch LED remote / Bosch Kiox 300 Steuersatz: Acros AICR internal, 1,25"-1.5", angle limit
Gabel: Fox 38 Float 29" Factory E-bike FIT4, 180mm Vorbau: KTM TEAM II Trail35, 50 mm
Dämpfer: Fox DHX2 Factory 2Position, 250x75 Griffe: Ergon GA20
Kurbel: FSA CK-702/IS Carbon, 160mm Sattel: Selle San Marco GND Open Fit Supercomfort Manganese Rails
Lenker: KTM Prime Trail35 Carbon rizer20, 800 mm Sattelstütze: RockShox Reverb AXS wireless, 150 mm
Bremse vorne: Magura MT7, MDR-P 203 mm Disc Bremse hinten: Magura MT7, MDR-P 180 mm DIsc
Schalthebel: SRAM POD Ultimate AXS Controller Gewicht: 24,85 kg (BB-Messung)
Schaltwerk: SRAM XX Eagle T-Type 12-fach Preis: € 11.999,- UVP

Ausstattung

Wie bereits erwähnt, ist das KTM mit zahlreichen Luxus-Teilen ausgestattet.
Die Federungsarbeit übernehmen Fox Factory-Komponenten. Eine 38er mit FIT-4 Dämpfung an der Front verfügt über verstellbare Zugstufen-Dämpfung, eine Kompressions-Verstellung mit Open-, Meduim- und Firm-Mode sowie eine Feineinstellung der Kompression im Open-Modus.
Der DHX2 2-Position Dämpfer am Heck kommt mit Anpassbarkeit der High- und Low-Speed Zugstufe sowie High- und Low-Speed Druckstufe. Der 2-Position-Hebel ermöglicht die Zuschaltung einer Plattform für verbesserte Kletterfunktion.

Die DT Swiss HXC 1501 Spline-Laufräder sind speziell auf die hohen Anforderungen von E-Bikes abgestimmt.
Als Teil der Hybrid-Serie kommt eine spezielle 240er Nabe mit Ratchet EXP OS Freilauf mit 30 Zähnen zum Einsatz. Die hakenlose Carbon-Felge misst 30 mm Innenbreite, die Speichen sind verstärkte Hybrid 2 Straightpull-Versionen. Trotzdem sollen die Laufräder in der 29"-Vorderrad und 27,5"-Hinterrad-Ausführung zusammen nur 1.851 Gramm wiegen.

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Ist unser Testbike noch mit herkömmlicher Sram AXS-Schaltung ausgestattet, wird es mittlerweile mit XX Eagle Transmission samt Schalt-Pods ausgeliefert.
Auch die RockShox Reverb-Teleskopstütze verfügt über kabellose AXS-Technologie.
Die Bremsarbeit übernimmt Maguras MT7 4-Kolben-Bremse mit 203 mm Disc vorne und 180 mm Disc hinten.
Was angesichts dieser Edelteile etwas erstaunt, durch die Reifen in Super Gravity-Ausführung und den großen Akku aber wiederum schlüssiger wird: Das gemessene Gesamtgewicht kommt auf 24,85 kg ohne Pedale.

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Braaaap!

Bevor man sich mit dem KTM Macina Prowler über einen drei Meter hohen Drop in die Tiefe stürzt, muss man sich den empfohlenen Einsatzbereich von KTM etwas genauer ansehen. Mit der Kategorie 4 stehen Enduro-Einsätze auf dem Menüplan, heftige Sessions im Bikepark sind trotz 170 mm Federweg und Stahlfeder-Dämpfer am Heck zumindest rein theoretisch gestrichen. Federweg hin, Ausstattung her, erstreckt sich der empfohlene Einsatzbereich laut KTM über 100 % Enduro, 100 % All-Mountain, 100% Marathon und 50 % Tour.
Auch wenn die Marathon-Eignung für ein E-Bike grundsätzlich nicht ganz nachvollziehbar ist, gehen wir - nachdem das KTM Macina Prowler vom erfolgreichen Miranda Factory Racing Teams im E-EDR Weltcup eingesetz wird - davon aus, dass es vor allem in der Enduro-Katergorie zu Hause ist.

Bevor es losgeht, will das Bike natürlich auf das Fahrergewicht abgestimmt werden. Naturgemäß ist dies bei einem Stahlfeder-Dämpfer etwas umständlicher als bei einem Luftfeder-Setup und kann unter Umständen den Kauf einer Feder mit anderer Härte benötigen.
Im Fall des Prowlers ist es besonders wichtig, den empfohlenen Sag-Punkt von 30 % einzuhalten, da die Kennlinie des Hebelverhältnisses innerhalb der ersten 35 % des Federwegs degressiv verläuft und in diesem Bereich dementsprechend leichter zu komprimieren ist. Unterhalb des empfohlenen Sag-Punktes würde das Bike während des Pedalierens stärker zum Wippen neigen.
Die Einstellung der Federgabel mit FIT4-Kartusche geht aufgrund der überschaubaren Einstellmöglichkeiten von Luftdruck und Zugstufendämpfung ziemlich simpel und schnell vonstatten.

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Nimmt man auf dem KTM Macina Prowler Platz, kann man sich des Gefühls nicht erwehren, eine Zeitreise fünf Jahre in die Vergangenheit zu unternehmen. Gemessen an modernen Maßstäben, fällt der Reach bei allen Rahmengrößen sehr kurz aus, Sattel- und Oberrohr sind hingegen sehr lang. Auch der Sitzrohrwinkel liegt mit 75,3 Grad auf der flachen Seite. Gekoppelt ist das Geometrie-Konzept an einen Vorbau mit 50 mm Länge.
Im Detail hat unser Größe L-Testbike nur einen Reach von 450 mm Länge, bei einer Sattelrohrlänge mit gleichem Maß. Noch extremer erscheint der Größe XL-Rahmen, der mit 467 mm Reach sehr konservativ beschnitten ist, bei noch längerem Sitzrohr von 480 mm. Beim überwiegenden Teil der Mitbewerber würde man diese Reach-Länge heutzutage mindestens eine Rahmengröße niedriger finden - bei kürzerem Sitzrohr.
Für kleine Fahrer, die gerne eine Teleskopstütze mit längerem Drop fahren würden, ist das Sitzrohr des KTM somit zu lange. Schade, denn KTM ist eine der wenigen Firmen, die es geschafft hat, ein gerades Sitzrohr unterzubringen, wodurch die Einschubtiefe der Sattelstütze sehr tief gehen würde. Große Piloten könnten sehr lange Stützen fahren, kleinere auch noch.
Im Fall des Macina Prowler sind der Sattelrohrlänge teilweise aufgrund der Anbringung des Umlenkhebels technologische Limits gesetzt, aber wie man beim Größe M-Rahmen sieht, wären zumindest 20 mm weniger möglich. Mit ein bisschen gezielterer Raumnutzung der Carbon-Struktur wäre rein theoretisch noch mehr rauszuholen gewesen.

Überraschend auch, dass die verbaute RockShox Reverb AXS mit nur 150 mm Hub versehen ist. Bei einem Größe L Rahmen würden größere Personen mehr erwarten. Aber vielleicht ist sich KTM selbst darüber bewusst, dass ihr langes Sitzrohr die Optionen einschränkt.
Wahres Kopfkratzen löst die Erkenntnis aus, dass der Vorgänger des KTM Macina Prowler einen längeren Reach und steileren Sitzwinkel aufwies, womit sportliche Fahrer die Entwicklung eher als Rück- denn als Fortschritt akzeptieren müssen.

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Bergauf

Mit dem Bosch Performance CX Race purzeln beim Bergauffahren im Race Mode die Bestzeiten, selbst wenn man sich nicht ungemein anstrengt. Dabei hat sich beim Nebeneinanderfahren mit einem regulären CX-Motor herausgestellt, dass die Geräuschentwicklung unter Last sogar etwas geringer ausfällt - die Bosch-typische, recht hohe Geräuschfrequenz bleibt aber grundsätzlich erhalten.
Die Kraftentfaltung der Race-Version ist enorm, aufgrund der exzellenten Abstimmung von Bosch aber stets kontrollierbar. Beim Anstarten in Steilsektionen sollte man dennoch seine Krafteinwirkung auf die Pedale unter Kontrolle halten, um ein sofortiges Durchdrehen des Hinterrades zu verhindern. Die Feinabstimmung mittels App erlaubt die Anpassung des Dynamik-Features, wodurch das Beschleunigungsverhalten beim Anfahren reguliert werden kann.

Die schiere Kraft (85 Nm, 400 %) des Motors will eigentlich auch die steilsten Sektionen erklimmen, dann will das Prowler allerdings gebändigt werden, da die Front früher als bei den Klassenbesten aufsteigt. Als Grund dafür fallen eigentlich nur die ziemlich kurzen Kettenstreben und der recht flache Sitzwinkel ein.
Ein Sitzwinkel von 75,3 Grad war auf einem Enduro-Bike einmal Standard, mittlerweile ist dieser eher zwei bis drei Grad steiler. Das merkt man nicht nur beim Antritt in puncto Effizienz, selbst wenn man den Sattel so weit wie möglich auf seinen Streben vorschiebt. Sondern eben auch beim Klettern. Allerdings: Beugt man seinen Oberkörper extrem tief über den Lenker und rutscht man auf die Sattelnase vor, auch wenn es unangenehm ist, lassen sich kurze Trial-Passagen bergauf meistens doch bewältigen.
In solch technischem Gelände helfen auch die mit 160 mm Länge kurzen Kurbeln, um während des Tretens nicht an Felsen oder anderen Hindernissen aufzusetzen. 

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 Der schluckfreudige Hinterbau ist der Federgabel überlegen 

So wenig sich unser Testpilot mit der FIT4-Dämpfung am Enduro anfreunden konnte, so sehr überzeugte ihn das Fahrwerk
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Ein größeres „Problem“ hat man aber eigentlich nur, wenn von Race wieder in den schwächeren eMTB-Modus geschaltet wird. Dann kommt man sich aufgrund des großen Leistungsunterschiedes auf einmal wie eine Schnecke vor.
Fährt man den fetten Hinterradreifen mit wenig Druck, sorgt er mit seinen tiefen Stollen für guten Vortrieb, vor allem in tieferem Sand.
Das große 36er Kettenblatt ist eine gute Wahl für ein E-Bike mit 52 Zähnen als größtem Kassetten-Ritzel.

Mittels Bedienhebel an der rechten Gabelkrone erlaubt die FIT4-Dämpfung über ihre Medium- oder Firm-Einstellung eine Verhärtung der Frontfederung. Zum Spaß einmal aktiviert, dann nie mehr benutzt, bleibt mir die Sinnhaftigkeit einer solchen Funktion am E-Bike verwehrt, vor allem, da die FIT4-Abstimmung sowieso nicht zum übermäßigen Wippen neigt.
Apropos Wippen: Die super sensible Hinterradfederung wippt mit jeder Pedalumdrehung leicht mit, im Gelände fällt das aber nur geringfügig auf. Wer das merkt und nicht mag, greift zum 2-Position-Hebel am Fox Stahlfeder-Dämpfer zur Aktivierung des Plattformmodus. Das führt dazu, dass die Wippbewegung in Zaum gehalten wird, aufgrund der Abstimmung aber immer noch Bodenunebenheiten gut ausgeglichen werden. Deshalb ist dieser Modus nicht nur auf ebenen Strecken, sondern auch im Gelände – wenn auch nicht wirklich notwendig – durchaus brauchbar.

Das Prowler verfügt über zwei Befestigungshöhen von Flaschenhaltern. Selbst auf der unteren hat aufgrund des Ausgleichsbehälters des Dämpfers aber nur eine sehr kurze Flasche gerade Mal so Platz. Eine Fidlock-Flasche mit 450 ml Füllmenge hat noch einen Millimeter Freiraum.
Um auch größere Flaschen unterbringen zu können, muss man auf den eigens entwickelten Flaschenhalter von KTM zurückgreifen. 

Bergab

Um es gleich vorweg zu nehmen: Eine Fox 38-Federgabel mit FIT4-Dämpfung ist wohl eine fragwürdige Komponente auf einem Bike mit 180 mm Federweg. Offensichtlich eine Sonderanfertigung für KTM, da in dieser FormKombination normalerweise nicht erhältlich, ist die Sinnhaftigkeit auf einem Bike mit Stahlfeder-Dämpfer und 170 mm potentem Federweg am Heck nicht leicht zu erahnen.
Auf dieses Rätsel angesprochen, argumentiert KTM mit der einfachen Bedienbarkeit, welche den mit Abstand überwiegenden Teil ihrer Kundschaft freuen soll, sowie dem raschen Griff zum "Lockout", was andererseits den Enduro-Sprint-Racer freuen soll. Diese Vorteile übertreffen laut KTM die minimalen Performance-Vorteile einer optimal eingestellten GRIP2-Dämpfung.
Dem ersten Argument ist noch etwas abzugewinnen, geht man davon aus, dass der überwiegende Teil der Kundschaft nicht versucht, nach Bestzeiten zu jagen und lieber einen Ständer an der dafür vorbereiteten Stelle am Hinterbau montiert. Wenn allerdings ein Enduro-Racer während eines entsprechenden Wettkampfs die Notwendigkeit sieht, eine Lockout-Funktion an der Gabel zu betätigen, sollte er seine Prioritäten wohl überdenken...

Davon abgesehen, ist die Dämpfungsarbeit der FIT4-Kartusche, die eigentlich bei XC und All-Mountain-Anwendungen ihr Zuhause hat, nicht schlecht - sogar ziemlich gut. Im Downhill mit einer GRIP2-Dämpfung mithalten kann sie dennoch nicht.
Im Detail bleibt ihr zum Beispiel die Feinfühligkeit von GRIP2 verwehrt. Vor allem Vibrationen bei kleinen und mittleren Schlägen können nicht auf selbigem Niveau gefiltert werden. Einzelne harte Schläge, wie bei Drops oder harten Sprüngen, kann sie gut wegstecken. Bei harter Fahrweise und schnell aufeinander folgenden Unebenheiten, wie sie zum Beispiel in Wurzel- und Steinfeldern auftreten, dringt eine höhere Schlagenergie an die Hände durch und will der Lenker mit Nachdruck umfasst werden. Auf Dauer ermüden die Hände dadurch um einiges schneller.
Nicht wirklich überraschend also, dass das Miranda Factory Racing Team mit GRIP2-Dämpfung seine Rennen bestreitet.

Je rauer das Gelände, desto gröber der Unterschied, wobei die Wahl der Komponenten dieses Gefühl noch etwas akzentuieren könnten. Der Carbon-Lenker ist brutal steif und die DT Swiss HXC 1501 Spline-Laufräder können zwar einiges einstecken, bieten mit ihrem hohen Felgenprofil allerdings ziemlich wenig Eigendämpfung.
Entsprechend wird auch bewusst, dass der schluckfreudige Hinterbau der Federgabel überlegen ist. Das eigentlich mit sehr wenig Progression verlaufende SSL Federungs-Konzept ist Beweis dafür, dass man nicht unbedingt eine starke Progression benötigt, um mit einem guten Stahlfeder-Dämpfer mit linearer Federkennlinie zu harmonieren. Selbst harte Landungen werden butterweich absorbiert, ohne scheinbar an die Grenzen des Federwegs zu gelangen. Dies sorgt für eine gehörige Portion an Vertrauen in das Fahrwerk und lädt vor allem bei größeren Sprüngen und Drops dazu ein, am Gas zu bleiben und das Bike die Aufprallenergie wegstecken zu lassen.

Der etwas höher angesetzte Schwingendrehpunkt dürfte bei der Absorption von Hindernissen etwas helfen, die Raderhebungskurve wandert selbst bei voller Nutzung des Federwegs nicht vor den Ausgangspunkt. Ein theoretisch erhöhter Pedalrückschlag fiel dabei in der Praxis nicht unangenehmer als bei anderen Designs auf.
Der lange Dämpferhub und das dadurch geringe durchschnittliche Hebelverhältnis trägt sicherlich seinen Teil zum Federungsverhalten des Prowler bei. Auch die Tatsache, dass weder Yokes noch Trunnion zum Einsatz kommen, was der Lebenserwartung des Dämpfers zugute kommen sollte, ist sehr gerne gesehen.

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Wie bereits erwähnt, ist der Reach gemessen an der Rahmengröße sehr kurz. Gepaart mit den ziemlich kurzen Kettenstreben (442 mm) und dem kleineren 27,5" Hinterrad, lässt sich das Bike trotz seines Gewichts durchaus flink durch engere Kurven zirkeln. Bei höheren Geschwindigkeiten in schnellen Kurven fehlte mir etwas die Stabilität eines längeren Radstands, als nervös kann man den L-Rahmen dank 64,1-Grad Lenkwinkel aber trotzdem nicht bezeichnen.
Für die hohe Sattelhöhe gibt es heutzutage eigentlich kein greifendes Argument mehr, der Drop der RockShox Reverb-Teleskopstütze ist mit 150 mm für ein Größe L-Bike gering, für ein Größe XL-Bike noch geringer, und für kleinere Fahrer durch den sehr hohen Klemmring nochmals in der Einschubtiefe reduziert. Im Endeffekt könnte der Sattel um einiges tiefer liegen, wodurch mehr Bewegungsfreiheit gegeben wäre - etwas, das mir schmerzlich abgegangen ist, um das Bike unbeschwerter in die Kurven drücken zu können.

Auch den 50 mm langen Vorbau empfand ich nicht als optimal passend: Durch das Wandern des Schwerpunkts näher zur Vorderachse war vor allem in Steilsektionen mein Wohlfühl-Gefühl reduziert. Nach einigen Wochen wechselte ich daher auf eine 35 mm-Länge, die meiner Meinung nach besser zum Charakter des Bikes passt und der Balance alles andere als geschadet hat.

Erklären die schweren Reifen einen Teil des Gesamtgewichts des Macina Prowler von knapp über 25 kg mit Pedalen, ist der Rest zu einem guten Stück wohl dem schweren Bosch 750 Wh-Akku geschuldet, der ca. 4.300 g auf die Waage bringt. Tuning-Potenzial gibt es neben Reifen und Dämpfer (den man vermutlich nur ungern gegen einen Luft-Dämpfer tauschen würde) nur wenig, spart das Bike doch bereits Gewicht mit dem leichterem Bosch Race-Motor sowie Hauptrahmen, Kurbeln, Lenker und Felgen aus Carbon ein.
Seine Pfunde merkt man dem Macina vor allem in steil abschüssigen Kurven an, wo das extra Gewicht gerne etwas nachschiebt. Das Handling in solchen Situationen bleibt aber noch in einem vertretbaren Rahmen.
Die Magura MT7-Bremsen packen gewohnt kräftig zu, die 180 mm kleine Bremsscheibe am Hinterbau ist in Steilsektionen trotzdem überfordert. Hier würde eine 203er-Größe mehr Sinn machen.

Der eingebaute Blocklock im Acros-Steuersatz erlaubt einen Lenkradius von 120 Grad, der im Normalfall nicht einschränkt und effizient Schutz vor Beschädigungen bei einem Sturz liefert - top. Weniger top ist die optisch gewöhnungsbedürftige sperrige Bosch LED Remote am Lenker. Sie baut extra hoch und ist bei Stürzen ein gerne getroffener Kontaktpunkt. Im Oberrohr integrierte System Controller mit Mini Remote sind mittlerweile eine weitaus sauberere Lösung, waren aber zum Entstehungszeitpunkt des Macina Prowler wohl von Bosch noch nicht erhältlich.
Dankbar über die Info, die das Kiox 300 Display liefert, fällt auch hier die bei Stürzen exponierte Anbringung vor dem Vorbau ins Auge. Dafür muss man immerhin den Kopf nicht weit senken, um Daten abzulesen.

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Die Schwalbe Eddy Current-Reifen sind eigentlich ziemlich gute Allrounder, die sich mit ihrem grobstolligen Profil vor allem beim Uphill auch auf losem Untergrund gut festbeißen können. Ebenso ist ihre Haltbarkeit dank der fetten eckigen Stollen trotz E-Bike-Antrieb ziemlich hoch.
In puncto Kurven-Grip können sie mit den Besten allerdings nicht mithalten. Vermutlich aufgrund der Form der Seitenstollen fehlt ihnen der nötige Biss, um sich in Kurven festkrallen zu können. Vor allem auf hartem Untergrund brechen sie relativ früh aus, schmieren dann allerdings auch halbwegs kontrollierbar um die Kurve, was sich meistens beim Kurvenausgang wieder einfangen lässt.

Die Super Gravity-Karkasse ist grundsätzlich eine gute Wahl für E-Bikes, die Eddy Currents sind aber generell sehr schwere Reifen - mit etwas über 1.500 Gramm ist der 27,5 x 2,8"-Hinterreifen ein ziemlicher Koloss. Auch der 2,6" Vorderreifen ist mit 1.340 Gramm kein Leichtgewicht. Hier ließe sich ein gutes halbes Kilo abspecken.
Auch die fette Plus-Bereifung am Hinterrad muss man nach mittlerweile ausgiebiger Betrachtung - auch ich war in Anfangszeiten ein ausgesprochener Fan, der mittlerweile wieder auf normalere Maße zurückgekehrt ist - etwas kritisch betrachten. Um das volle Potenzial des Grips auszukosten, muss man mit ziemlich niedrigem Luftdruck fahren, sonst wird der Reifen zum Flummi. Die Grenze, bei der sich der Reifen in Kurven bei niedrigem Luftdruck allerdings schwammig anfühlt, ist schnell erreicht; somit wird man wohl immer eine Kompromisslösung eingehen müssen.

Ist das KTM Macina Prowler also ein Bike, um Bestzeiten den Berg hinunter zu sammeln? Sieht man sich die Ergebnisse des Miranda Factory Racing Teams in der E-EDR - der höchsten Rennklasse für Enduro-E-Bikes - an, kann man eigentlich keine Zweifel daran hegen. Laura Charles ist immer für einen Sieg gut, Emanuel Pombo Stammgast in den Top 10 und Tiago Ladeira sogar mehrmals in den Top 3 zu finden, mit einem beeindruckenden 3. Platz in der Gesamtwertung.
Und dennoch gelang es mir mit dem Macina Prowler Exonic auf technisch anspruchsvollen Strecken - aufgrund der genannten Details - nicht, an meinen persönlichen Bestzeiten zu kratzen. Je technischer die Strecken, desto weiter klafften die Zeit-Differenzen auseinander; wobei dazugesagt werden muss, dass es sich um einige Sekunden Unterschied handelte, nicht Minuten.
Auf gemäßigten Strecken, bei denen der Race-Motor seine Stärken ausspielen konnte, war es hingegen manchmal möglich, meine Bestzeiten zu unterbieten - trotz des klappernden Motorgeräusches im Freilauf bergab, welches man bei jedem Bosch Performance 4-Modell in Kauf nehmen muss. Sieht man sich an, wie viele Firmen und Fahrer auf Bosch setzen, dürfte das allerdings nicht viele Leute stören.

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Fazit

KTM Macina Prowler Exonic
Modelljahr: 2022/23
Testdauer: 2 Monate
Preis: € 11.999,- UVP
+ Schluckfreudiger sensibler Hinterbau
+ Sehr kraftvoller Motor mit ausgereifter Abstimmung
+ Große Akku-Kapazität
+ Kraftvolle Bremsen
o Gewicht
o Preis
o Klassische Geometrie
- Sattelrohr zu lang
- Nur FIT4-Dämpfung in Federgabel
- Nur 180 Disc hinten
- Motor klappert im Freilauf
BB-Urteil: Monster Truck-Hinterradfederung mit durch einzelne Komponenten hervorgerufener Identitätskrise

Sieht das KTM Macina Prowler Exonic auf den ersten Blick wie ein kompromissloser Enduro-Racer aus, leidet es bei genauerem Hinsehen unter einer kleinen Identitätskrise.
Ich bin mir sicher, dass (leichtere) giftigere Reifen und eine GRIP2 Dämpfungskartusche in der Fox 38 dem Bike in fast allen Situationen zugutekommen würden. Zwar kann man mit FIT4 auch richtig schnell fahren, das selbe Maß an Kontrolle und Fahrkomfort kann sie aber nicht bieten.
Racern, oder Fahrer, die ihr Fahrwerk mit massig Federweg und der hervorragenden Hinterbau-Federung gerne bergab prügeln, werden wohl um einen Wechsel nicht herumkommen, was im Fall der Kartusche ein teurer Spaß wäre. Und auch die hintere Bremsscheibe dürfte ruhig eine Nummer größer ausfallen.


Der Bosch Performance CX Race Limited Edition-Motor ist ohne Frage einer der leistungsstärksten Motoren überhaupt, und das mit einer harmonischen Kraftenftaltung in jedem Modus. Leichter ist er noch dazu, etwas leiser als die normale Ausführung anscheinend auch. Leider klappert er immer noch im Freilauf bergab; ein Detail, mit dem man zurechtkommen muss.

Die in zahlreichen Punkten klassische Geometrie muss man mögen, aber vielleicht gibt es Fahrer, die nach genau einer solchen noch suchen. Sinn in extralangen Sitzrohren kann ich trotzdem keinen entdecken.
Abseits vom Enduro-Einsatz kann ich KTMs Einschätzung, wonach sich das Bike auch für All-Mountain-Zwecke bestens eigne, etwas abgewinnen. Die große Akku-Kapazität lädt zu extralangen Tagestouren ein, der herausnehmbare Akku erleichtert das Leben auf Trips enorm und das Extra an Fahrkomfort durch den üppigen Federweg werden zahlreiche Fahrer zu schätzen wissen.

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