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KTM Scarp Exonic 2023/24 im Test

KTM Scarp Exonic 2023/24 im Test

16.08.23 09:52 4.322Text: NoBrain
René Reidinger

René Reidinger Größe: 180 cm Schrittlänge: 85 cm Gewicht: +/- 72 kg Fahrstil/-können: Auf dem Marathon MTB daheim, auf der Straße ein Novice.

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Fotos: Erwin Haiden, Sportograf.com (13)
Von Wienerwald-Runden bis zum Salzkammergut Trophy A-Podest. Bikeboards fleißigster Kilometerschrubber und KTMs leichtestes Race-Fully, schon mit Sram Transmission, erlebten einen heißen Sommer.16.08.23 09:52 7.089

KTM Scarp Exonic 2023/24 im Test

16.08.23 09:52 7.0898 Kommentare NoBrain
René Reidinger

René Reidinger Größe: 180 cm Schrittlänge: 85 cm Gewicht: +/- 72 kg Fahrstil/-können: Auf dem Marathon MTB daheim, auf der Straße ein Novice.

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Erwin Haiden, Sportograf.com (13)
Von Wienerwald-Runden bis zum Salzkammergut Trophy A-Podest. Bikeboards fleißigster Kilometerschrubber und KTMs leichtestes Race-Fully, schon mit Sram Transmission, erlebten einen heißen Sommer.16.08.23 09:52 7.089

Die sommerliche Hitze liegt über Wien. Wind gibt es, doch eher wie in der Sauna: heiß und von oben. Selbst hartgesottene Sommer-Fans verkriechen sich um die Mittagszeit in Löchern, sprich: klimatisierten Büros. Nur wenige trotzen den Bedingungen und verlassen die gekühlten Räumlichkeiten.
Einer davon bin ich. In den Diensten von Bikeboard.at teste ich „mein“ brandneues Fahrrad, das KTM Scarp Exonic. Obwohl ich alles andere als motiviert bin und ich schon beim Aufsteigen zu Schwitzen anfange, beginne ich in der ersten Wiener Ferienwoche meine täglichen Testungen.

Gleich von Anfang an merke ich, dass auch dann, wenn der Fahrer nicht top drauf ist, die Relation von Kilometern zu verstrichener Zeit gar nicht übel ist, bzw. in kurzer Zeit viele, viele Höhenmeter gesammelt werden können. Also ein Rad – auch – für schlechte Tage: Einfach draufsetzen und den Lenker gerade halten, den Rest erledigt das KTM.
Gut, das war jetzt vielleicht ein wenig übertrieben. Ganz von selbst fährt auch das Scarp nicht auf den Kahlenberg – aber es fühlt sich zumindest sehr leicht an. Schon jetzt freue ich mich auf eine Ausfahrt oder ein Rennen, wo ich gut ausgeschlafen bin und die Temperaturen nicht allzu weit über 30° Celsius liegen …
Nur: Was vermittelt mir das Gefühl, einfach auf Berge rauf zu kommen, und warum fühle ich mich beim Downhill dann ebenfalls sicher und schnell? Dies versuche ich hier im Testbericht zu klären.

 Ein Rad für schlechte Tage 

... und für alle anderen sowieso.
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Geometrie

Überall lese ich, das Scarp verfüge über eine gestreckte Sitzposition. Ich empfinde das etwas anders. Beim ersten Aufsitzen hatte ich sogar den Eindruck, etwas zu aufrecht zu sitzen. Das Gefühl verflüchtigt sich aber binnen weniger Minuten. Ich sitze auf der L-Variante genau richtig: Gestreckt genug, um auf schnellen Passagen dem Wind nicht zu viel Angriffsfläche zu bieten, trotzdem ausreichend aufrecht, um beim Downhill nie die Kontrolle über das Scarp zu verlieren.
Wichtig: Trotz einer starren Sattelstütze stellt es kein Problem dar, beim Downhill mit dem Gesäß hinter den Sattel zu kommen. Auch ohne Dropper kann ich also selbst steile Passagen im Gelände gut meistern.

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Das Ganze spricht für ein sehr ausgewogenes Verhältnis von Oberrohrlänge, Reach und Sitzwinkel. Der Sitzwinkel fällt mit 75° (größenabhängig eff. 70-71,5°) so aus, dass ich sehr zentral, aber auch entspannt über dem Rad zu sitzen komme. Meine Bemühungen, das Rad nach vorne zu bewegen, verpuffen nirgends, sondern bewirken den gewünschten Effekt. Ich spüre förmlich, dass es so schnell bergauf geht.
Später werde ich feststellen, dass ich auch bei längeren Ausfahrten oder Rennen nie Probleme mit dem Rücken bekomme, geschweige denn die Finger einschlafen.
Einzig muss ich wegen des doch recht spartanischen Sattels auf mein Sitzfleisch aufpassen. Da sehe ich aber das Problem eher bei mir; in letzter Zeit passt mir kaum ein leichter Sattel mehr richtig gut – ist wohl eine Alterserscheinung.

Geometrie

Größe S M L XL
Sitzrohrlänge (mm) 380 430 480 530
Steuerrohrlänge (mm) 95 105 115 125
Oberrohrlänge (mm) 580 600 620 640
Kettenstrebenlänge (mm) 435 435 435 435
Radstand (mm) 1124 1145 1166 1187
Lenkwinkel 68,5° 68,5° 68,5° 68,5°
Sitzwinkel/eff. 75°/70° 75°/70,5° 75°/71° 75°/71,5°
Überstandshöhe (mm) 780 780 780 780
Tretlagerabsenkung (mm) 45 45 45 45
Stack (mm) 586 596 605 614
Reach (mm) 423 440 458 475

Rahmen

Mit 9,6 Kilogramm Gesamtgewicht gehört das Scarp Exonic zu den leichtesten MTB-Fullys am Markt. Neben den Top-Parts an meiner Luxusvariante – das Modell markiert die Speerspitze des sechsteiligen Linie – ist der Rahmen hauptverantwortlich für das niedrige Gewicht.
Laut KTM Marketing-Leiter Matthias Grick liegt das Gewicht inklusive aller notwendigen Kleinteile bei 1.630 g (L, +/- ca. 45 g pro Größe). Erreicht wird dieser Wert unter anderem durch die Verwendung von hoch qualitativen Carbonfasern. Außerdem werden am Rahmen nur dort Rohre verstärkt, wo es notwendig ist, um ein sicheres, haltbares Rad zu produzieren.
Der Verzicht auf den Horst Link spart weiteres Gewicht. Statt des Gelenks zwischen Sattel- und Kettenstrebe kommt ausschließlich das sogenannte Straight-Line-Link (SLL) zum Einsatz. Flexende Sitzstreben gepaart mit einem minimalistischen Rocker leiten einwirkende Kräfte direkt in den horizontal unterm Oberrohr platzierten Dämpfer – materialsparend und lagerschonend.

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Parts

Um die positiven Eigenschaften des Rades richtig zur Geltung kommen zu lassen, bedarf es natürlich eines Dämpfers (bei meinem Modell der Fox Float DPS Factory), der auf die Kinematik des Rahmens angepasst ist - für KTM eine Selbstverständlichkeit, wie Marketing-Leiter Grick betont.
Die Kennlinie der Kinematik des Scarps reduziert das Hebelverhältnis gegen Ende des Federwegs. Dadurch wird der Dämpfer in diesem Bereich zusätzlich unterstützt, was die Durchschlagsneigung verringert.
Tatsächlich fahre ich das Scarp mit weniger Luftdruck im Dämpfer als "vorgeschrieben". So reagiert der Rahmen sehr feinfühlig bereits auf kleine Unebenheiten, kommt aber bei großen Hindernissen trotzdem nicht ins Straucheln.
Den Rebound öffne ich eher, damit der Dämpfer auch entsprechend schnell reagieren kann. Zappelig soll die Fuhre freilich trotzdem nicht werden. Wie meistens benötige ich ein paar Versuche, um die Zugstufendämpfung optimal zu justieren.

Tech Specs

Rahmen: Scarp Evo II Carbon mit SLL-Hinterbau, UDH, 95 mm Federweg Griffe: KTM Team silicone
Größen: S/M/L/XL Bremse: Shimano XTR M9100 2-Kolben
Gabel: Fox 32 Float SC 29" Factory, remote, 15x110, 100 mm Federweg Bremsscheibe: Shimano MT900 CL, 160/160 mm Freeza
Dämpfer: Fox Float DPS Factory remote, 190x37,5 mm Laufräder: DT Swiss XRC 1200 Spline 25 Carbon, Boost-Standard
Schalthebel: Sram AXS POD Reifen: Schwalbe Racing Ray/Racing Ralph Evo Superrace TLE 57-622
Schaltwerk: Sram XX SL Eagle AXS T-Type Lenker: KTM Prime Carbon flat 720 mm
Kurbel: Sram XX SL Eagle T-Type, 34 Z. Vorbau: KTM Prime MTB 6°
Kassette: Sram Eagle XS-1299 T-Type, 12-f., 10-52 Z. Sattel: Selle Italia SLR Boost Flow Carbongestell
Kette: Sram XX Eagle T-Type, 12-f Sattelstütze: KTM Prime Carbon Zero 30.9/400
Gewicht: 9,66 kg (BB-Messung) Preis: € 9.999,- UVP

Beim Topmodell verrichtet vorne eine Fox 32 Float SC 29" Factory ihren Dienst. Auch hier fahre ich mit etwas weniger Luftdruck als am Tauchrohr für mein Gewicht angegeben. So reagiert auch die Federgabel äußerst feinfühlig bei kleinen Hindernissen, schlägt aber trotzdem selbst bei größeren Steinen oder Kanten nicht durch.

Praktisch: Federgabel und Dämpfer können mittels Twin-Lockout vom Lenker aus kontrolliert werden. Noch praktischer: Obwohl sich die Federelemente einen Hebel teilen, kann jedes Kabel eigenständig mittels Stellschraube nachjustiert werden.
Ich finde das Handling des Twin-Locks perfekt. Mit einem Klick kann ich das Ansprechverhalten des KTMs verändern. Vor allem im Rennen, oder wenn man schnell wo rauf oder runter will, kommt mir diese zweihebelige Lenkerfernbedienung entgegen.
Zur Verfügung stehen drei Positionen. Bei Abfahrten nutze ich den gesamten Federweg aus, auch wenn ich mal über Asphalt hetze. Beim Uphill verwende ich fast immer die mittlere Position. Hier arbeiten die Federelemente immer noch feinfühlig, es steht aber nicht mehr der gesamte Federweg zur Verfügung. Wippen ist keins mehr zu spüren.
Wenn es im unwegsamen Gelände bergauf geht, setze ich allerdings wieder auf den ganzen Federweg. Hier ist größere Traktion von Bedeutung. Wenn es darum geht, steile Rampen mit festem Untergrund schnell hinter mich zu bringen, sperre ich das Fahrwerk gerne ganz - auch, wenn ich keine Startnummer am Lenker habe. Dann fühlt sich das Scarp, mit ein paar Abstrichen, wie mein Roadbike an.

  • KTM Scarp Exonic 2023/24 im Test

Mit leichtem Rahmen, Dämpfer und einer XC-tauglichen Federgabel sind bereits die Grundsteine für ein konkurrenzfähiges Race-Fully gelegt. Den Rest erledigen bei der Luxusvariante des Scarp die Anbauteile zu 100%. Wohin man am Testbike auch schaut, findet man Parts der Sorte leicht, steif und auf Rennen getrimmt.
An meinem Modell darf zum Beispiel der leichte und verwindungssteife DT Swiss XRC 1200 Laufradsatz arbeiten. Ich bin vollauf zufrieden damit. Sowohl hinsichtlich Beschleunigung als auch Downhill-Verhalten kann ich nur Positives berichten. Und obwohl ich stets unbekümmert über Stock und Stein fahre, laufen beide Räder rund wie zu Beginn und haben, abgesehen von kleinen Kratzern, keinerlei Blessuren.

Wenn man ein Haar in der Suppe suchen will, dann findet man dieses am ehesten bei der Bereifung - einer Kombination aus Schwalbe Racing Ray vorne und Racing Ralph hinten. Waschechte Race-Gummis, die ich beispielsweise auch für mein letztes, längeres Etappenrennen gewählt hatte. Ich mag und schätze diese Kombi also. Aber Downhills könnte ich häufig noch viel schneller fahren, wenn ich die mögliche Bremsleistung auf den Boden brächte. Vor allem der Hinterreifen rutscht mir öfter weg. Erleichterung bringt in meinem Fall das Umrüsten auf Tubeless samt dadurch möglicher Reduktion des Luftdruckes auf letztlich knapp 1,5 Bar.

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 Am Scarp Exonic spielen wirklich alle Komponenten zusammen 

Stimmiges Gesamtkonzept: check
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Sram T-Type

Bei meinem Exonic wurde bereits die Sram Transmission verbaut, und zwar – wenn schon, denn schon, die gewichtsoptimierte XX SL. Natürlich war ich sehr auf die Performance der neuen Schaltgruppe gespannt.
Optisch wirkt sie äußerst robust, im Einsatz ist sie aber umso feinfühliger. Laut den Erfindern soll ja z.B. Schalten unter Volllast kein Problem mehr sein. Und es stimmt tatsächlich. Unter Last schaltet die Kombi aus direkt an der Hinterradachse montiertem Schaltwerk und Kassette mit Sync-Profil teilweise so geräuschlos, dass ich kontrollieren muss, ob ich wirklich einen Gang gewechselt habe. Spielerisch ist das Vokabel, das mir hier in den Sinn kommt.

Gegen „Verschalter“ ist aber freilich auch die Transmission nicht immun. 2-3 Gänge auf einmal geklickt, und es kracht ein wenig. Hier orte ich jedoch eher Fehler des Fahrers.
Fein ist auch die neue Abstufung der Kassette, die speziell den Sprung auf den Rettungsring kleiner macht. Laut Hersteller ist das Schaltwerk außerdem besser gedämpft, was womöglich der Grund ist, dass ich den Eindruck habe, die Kette schlage weniger stark bzw. laut an die Streben.

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Den Schalthebel kann man in sehr viele Positionen bringen, da sollte für jeden Daumen die richtige zu finden sein. Die Schaltknöpfe punkten mit gut fühlbarem Druckpunkt und ausreichend räumlichem Abstand. Nachdem ich die Belegung der zwei Knöpfe per App vertauscht habe, schalte ich intuitiv, ohne einen Blick vom Trail zu nehmen.

Apropos App: Sämtliche Einstellung lassen sich über Srams Anwendungssoftware steuern, auch die Feinjustierung des Schaltwerkes. Die von anderen Systemen gewohnten Einstellschrauben, etwa unterer und oberer Anschlag, wurden bei der zweiten AXS-Generation „wegentwickelt“, weil laut Hersteller Quelle für Fehler und Probleme. Das initiale Setup passiert bei der Montage, und das angeblich kinderleicht.
Obwohl ich nie in die Verlegenheit gekommen bin, irgendetwas an der Schaltung verändern zu wollen oder müssen, habe ich leichte Bedenken, wenn es keinerlei manuelle Einflussmöglichkeit mehr gibt. Aber vielleicht ist auch das eine Alterserscheinung …

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Salzkammergut Trophy 2023

Unbedingt wollte ich mit dem Scarp ein Rennen absolvieren. Warum nicht gleich das Längste? Die A-Strecke bei der Salzkammergut Trophy kam hier wie gerufen – über 200 Kilometer und 7.000 Höhenmeter. Außerdem verbringe ich dort meistens zwei Wochen Sommerurlaub und kann nach mehrmaliger Teilnahme auf ausreichend Erfahrung zurückgreifen, um das KTM unter diesen Rennbedingungen zu beurteilen.
Da ich mit dem losen Schotter vor Ort nicht zu Rande gekommen bin, habe ich im Vorfeld mein Bike auf Tubeless umgerüstet. Das hat mir entschieden mehr Grip gebracht.
Sehr praktisch und nicht bei jeden Fully üblich ist der Platz für zwei Flaschenhalter. Am Unterrohr finden sich für den Halter sogar vier Schrauben. So kann ich diesen an verschiedenen Positionen am Rahmen montieren, je nach persönlichen Vorlieben oder Flaschengröße.
Ansonsten habe ich einfach, wie zu Beginn beschrieben, auf einen guten Tag und nicht allzu hohe Temperaturen gehofft. Letzteres ist bekanntlich nicht wirklich passiert. Es wurden Temperaturen jenseits der 35° Celsius gemessen.

Den guten Tag habe ich allerdings erwischt. Von Beginn an konnte ich mein Tempo fahren, ohne mich allzu viel von der Konkurrenz beeinflussen zu lassen. Sehr hilfreich war ein junger Kollege, der erstens ungefähr mein Tempo gefahren ist, zweitens ebenfalls ein KTM Scarp hatte, wie passend, und drittens eine Wattkurbel montiert hatte. Er fuhr sehr gleichmäßig, überdrehte bei kurzen, steilen Passagen nicht, holte dafür im Flachen wieder auf. Durch ihn fand ich perfekt ins Rennen. Irgendwann wurde er mir dann doch zu schnell und ich ließ ihn ziehen. Meinen Rhythmus hatte ich mittlerweile.
Bei Extremdistanzen ist entscheidend, mit seinen Kräften gut hauszuhalten. Das Scarp half dabei: Die zentrale Sitzposition samt sanft eingestelltem Dämpfer helfen, den Rücken zu entlasten. Trotzdem kam ich für meine Verhältnisse rasch die Anstiege rauf und dank des ausgewogenen Setups auch wieder sicher runter.

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Im Renneinsatz merkt man, ob die einzelnen Komponenten des Rades wirklich zusammenspielen. Beim KTM Scarp Exonic ist das so. Ich kann und will hier gar nichts herausstreichen; das Gesamtkonzept ist stimmig: Der leichte, steife Rahmen, der trotzdem feinfühlig Hindernisse ausgleicht. Das problemlose Schalten, die intuitive Bedienung des Lockouts, der Laufradsatz, der trotz harter Einschläge nichts abbekommt, oder die Bremsen, die mich nie im Stich lassen. Auch der Carbonsattel, der selbst bei elf Stunden am Stück nicht mehr als üblich schmerzte, oder die Griffe, KTM Team silicone, boten guten Halt und verursachten bis zum Schluss kein echtes Leid.

Trotz der Hitze konnte ich mein Tempo bis zuletzt durchziehen. Ab der Hälfte stellten sich von Zeit zu Zeit Krämpfe ein. Viel trinken, extra Portionen Salz und Magnesium sowie leichte Gänge halfen mir da entscheidend.
Ohne Betreuung weiß man nicht viel über das Renngeschehen. In den letzten vier Stunden überholte ich noch zwei Mitstreiter, von hinten kam niemand - ein gutes Zeichen. Bei der letzten Labestelle in Gosau hörte ich, dass ich den 23. Platz innehabe. Das motivierte noch zusätzlich, also aktivierte ich meine letzten Kräfte.
Nach rund 11:15 wurde ich im Ziel von Tochter und Frau empfangen – als Dritter der M50, wie ich etwas später erfreut feststellen durfte.

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Fazit

KTM Scarp Exonic
Modelljahr: 2023/24
Testdauer: 6 Wochen / 2.000 km/ 45.000 Hm
Preis: € 9.999,- UVP
+ leichter, steifer Rahmen
+ feinfühliger Hinterbau
+ intuitives Cockpit - schalten und sperren, ohne Blick vom Trail/Finger vom Lenker nehmen zu müssen
+ die neue Sram Transmission XX SL
+ durchdachte Bestückung
o Preis - aber immerhin noch vierstellig
o Rennreifen kosten Downhill-Potenzial
BB-Urteil: Superleichtes Racefully mit moderner Geometrie

Es ist alles gut gegangen an diesem Tag: Mein Rücken schmerzte nicht viel und die Krämpfe beruhigten sich. Die Fußsohlen und die Handinnenflächen brannten. Das ist allerdings normal nach knapp 12 Stunden im Sattel.
Und das Rad? Nachdem ich es gewaschen, geputzt und rundum geölt und gefettet hatte, sah es aus wie in der Früh. Die 209 Rennkilometer merkte man ihm nicht wirklich an.
… Ebenso wie die tausenden Trainingskilometer, die sich seit Anfang Juli angesammelt haben. Meine bei der ersten Ausfahrt aufgekommene Vermutung hat sich also bewahrheitet: Das KTM Scarp Exonic ist ein superleichtes Racefully mit moderner Geometrie. Es hilft an schlechten Tagen, und ist weiters der perfekte Untersatz, wenn es körperlich gut läuft.

Die getestete Variante ist super, aber – wiewohl sie unter der magischen Zehntausender Grenze bleibt – doch teuer (übrigens: Die Transmission kam im fliegenden Wechsel dazu, ohne den UVP zu beeinflussen. Vereinzelt wurden Räder wie noch auf der Homepage spezifiziert an Händler ausgeliefert). Es gibt allerdings viele verschiedene Modelle, mit denen fast jedes Geldbörsel bedient werden kann.
Die Alu-Einsteiger Variante Scarp 294 ist bereits um € 2.499,- zu haben. Das günstigste Carbonmodell mit Alu Hinterbau, das Scarp Elite, bekommt man um € 3.499,-. Und zusätzlich zur „normalen“ Ausstattung gibt es auch noch die MT-Modelle (MT steht für Marathon), die auf mehr Federweg setzen, womit die Auswahl auf insgesamt elf Varianten steigt.

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Am 19.8.2023 um 15:18 schrieb 6.8_NoGravel:

Optisch richtig genial, würde ich auch gerne haben -  nur sind 100mm an der Front für ein Racefully noch akzeptabel?

Mir haben 100mm gereicht. Das Konzept ist auch stimmig mit den 95mm beim Dämpfer.

Die MT Variante ist ohnehin mit der Fox 34 mit 120mm ausgerüstet.

Wem das nicht reicht, eine versenkbare Sattelstütze ist schnell verbaut.

Für jeden Geschmack was dabei.

 

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Am 21.8.2023 um 16:54 schrieb Gehhilfe:

ich würd eher sagen "Chapeau" vor dieser Endzeit. Ah Rad is immer nur so gut wie der Fahrer der drauf Sitzt, wie man sieht.

Aber trotzdem, schönes Teil👍

Natürlich war's in Goisern praktisch, dass ich förmig war und ich ein bissi runter fahren kann, aber es war schon leiwand, wie gut das KTM das unterstützt hat. 

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