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Name: Lukas Waringer
Alter: 26 Jahre
Größe: 181 cm
Schrittlänge: ca. 85
Gewicht: ca. 63 kg
Fahrstil/ -können: always pushing the limits. bergab schneller als bergauf.
Ein kühler Morgen über dem Wiener Becken. Nebel liegt über den Feldern, die Sonne kämpft sich durch das Grau, und irgendwo zwischen Wienerwald und Weinbergen wartet das Simplon Kiaro darauf, bewegt zu werden.Ein Rad, das laut Hersteller Komfort und Leistung vereinen will – die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau für Asphalt und leichten Schotter.Simplon, das klingt nach Vorarlberger Präzision und nach Carbon-Expertise. Das Kiaro ist dabei so etwas wie der Alleskönner unter den Rennrädern: elegant, gelassen, aber durchaus bereit, schnelle Kurven bergab zu fahren.Also: Schuhe eingeklickt, Blick nach vorn, und los. Richtung Eiserne-Hand-Gasse – ein Klassiker unter den Wiener Steigungen und einer meiner persönlichen Lieblingsanstiege.
Entspannter Performer
Das Simplon Kiaro positioniert sich irgendwo zwischen einem klassischen Endurance Rennrad und einem leichten Gravelbike. Es will das Beste aus beiden Welten kombinieren: die Effizienz und Präzision eines Racers mit der Gelassenheit eines Langstreckenrads. Das Kiaro ist für Fahrerinnen und Fahrer gedacht, die keine Rennen gewinnen müssen, aber trotzdem sportlich unterwegs sein wollen. Es ist kein aggressives Racebike, sondern ein entspannter Performer – gemacht für lange Tage, ruhige Tritte und das kleine Abenteuer abseits des Asphalts.
Optisch bleibt das Kiaro angenehm unaufgeregt. Keine abgefahrenen Aero-Spielereien, keine übertriebenen Kanten – stattdessen fließende Formen, saubere Integration. Simplon bietet das Rad in zwei eleganten Farbvarianten an: weiß/grün für alle, die es frisch und auffällig mögen, und schwarz/weiß für Fans des klassischen Understatements. Beide Designs wirken edel und hochwertig, ganz ohne übertrieben laut zu sein.Dazu kommt die Qual der Wahl bei der Ausstattung: Das Kiaro gibt es in vier Varianten, die preislich zwischen 3.499 und 5.699 Euro liegen. Das Einstiegsmodell bietet bereits eine solide Ausstattung für ambitionierte Tourenfahrer:innen, während die Topversion mit Shimano Ultegra Di2 und hochwertigen Komponenten keine Wünsche offenlässt. Dazwischen finden sich zwei ausgewogene Optionen, die – je nach Vorliebe für elektronische oder mechanische Schaltung – ein gutes Verhältnis aus Preis, Leistung und Gewicht bieten. Auf der Homepage lassen sich die Räder zudem individuell konfigurieren.
Auf langen Touren merkt man schnell: Kleine Details machen den großen Unterschied. Simplon hat das verstanden – und dem Kiaro ein paar smarte Extras spendiert, die man sonst nur bei deutlich abenteuerlustigeren Bikes findet. Im Unterrohr steckt eine integrierte Tasche, in der ein Ersatzschlauch wie maßgeschneidert Platz findet. Daneben ein kleines, cleveres Multitool – immer griffbereit, aber unsichtbar verstaut. Selbst an eine Halterung für die CO₂-Kartusche wurde gedacht. Ein GPS-Tag findet darin ebenfalls Platz.Der Carbonrahmen ist so konstruiert, dass er Steifigkeit und Komfort klug ausbalanciert. Im Tretlager und Steuerrohrbereich ist alles auf maximale Stabilität ausgelegt, während die schlanken Sitzstreben und die spezielle Carbonstruktur im Heck Vibrationen absorbieren.Das funktioniert: Selbst grober Asphalt, etwa das Kopfsteinpflaster auf der Höhenstraße, fühlt sich überraschend sanft an. An der Front arbeitet die Raptor-Gabel mit ihren nach hinten gerichteten Dropouts. Diese spezielle Konstruktion nennt Simplon „Raptor Dropout“ – sie dämpft Vibrationen effektiv und sorgt für spürbar mehr Komfort, besonders auf rauem Asphalt.
Ein Blick auf die Geometrie verrät, wohin die Reise geht: Stack 599 mm, Reach 380 mm; ergibt ein Stack-to-Reach-Verhältnis (STR) von 1,58 – also eine ausgesprochen komfortable Sitzposition. Man sitzt nicht gestreckt wie auf einem Racebike, sondern leicht aufgerichtet, mit einem weiten Blick über den Lenker. Genau richtig für lange Touren oder gemütliche Wochenenden auf dem Rad.
Am Testbike war die integrierte Lenkervorbau-Einheit ARC1 verbaut – in Größe M mit 105 mm Länge und 420 mm Breite. Der Lenker fühlte sich stabil und ergonomisch an, aber für meinen Geschmack ist er etwas breit. Ein 40er, oder eventuell sogar ein 38er, wäre für mich persönlich perfekt, um etwas kompakter und windschnittiger zu sitzen.Das Testmodell, quasi ein von Japan in die USA ausgewanderter Vertreter der € 5.699,- kostenden Ultimate-Linie, war außerdem mit einer Sram Force AXS 12-fach ausgestattet – elektronisch, präzise und zuverlässig. Die Schaltvorgänge sind schnell und satt, das System arbeitet leise und unaufgeregt. Als Laufräder kamen DT Swiss ER 1600 Alu zum Einsatz, robust, steif und mit einer angenehmen Laufruhe. Bereift war das Ganze mit 32 mm Schwalbe Pro One – eine gute Wahl für das Kiaro, denn sie kombinieren leichten Rollwiderstand mit erstaunlichem Komfort. Und falls man breitere Reifen bevorzugt: Der Rahmen lässt bis zu 38 mm Reifenfreiheit zu.
Wer es rundum praktisch will, kann außerdem Schutzbleche montieren - dezent, leicht, perfekt integriert. Damit wird das Kiaro zum Allwetter-Begleiter, der sich auch von einem Regenschauer nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Getestet wurde dort, wo das Leben für mich als Rennradfahrer real ist - nicht im Hochgebirge, sondern rund um Wien. Zwischen Sievering und Mauerbach, auf den gewellten Straßen des Wienerwalds und natürlich auf der Eiserne-Hand-Gasse, diese kurze, bissige Steigung, die einem Rad alles abverlangt, was es an Übersetzungsverhältnis zu bieten hat. Das letzte Ritzel der Kassette kann dort nicht groß genug sein, wenn der Finger voller Hoffnung auf einen leichteren Gang, aber letztlich vergeblich, am Schalthebel drückt.
Bergauf klettert das Kiaro überraschend leicht. Trotz seines komfortorientierten Charakters fühlt es sich keineswegs träge an. Es zieht gleichmäßig nach oben, ruhig, ohne nervöses Wippen oder unruhige Front. Der Rahmen vermittelt Stabilität, die Kraftübertragung ist direkt, und das Zusammenspiel von Force-Schaltung und DT-Swiss-Laufrädern funktioniert makellos.Oben angekommen, folgt die Belohnung, die Höhenstraße: eine kurvige Abfahrt mit wechselndem Asphalt. Das Kiaro bleibt souverän, selbst auf rauem Belag. Die lange Front und der stabile Radstand geben Vertrauen - man muss keine Linie suchen, sie ist einfach da. Die 32er-Reifen bügeln kleinere Schlaglöcher glatt, und selbst auf feinem Schotter bleibt das Bike ruhig und gut kontrollierbar.
Nach mehreren Wochen, ja, Monaten, im Wiener Umland steht fest: Das Kiaro ist ein Rad, das man gerne lange fährt. Es ist leise, geschmeidig und fühlt sich selbst nach Stunden nicht anstrengend an.Das lange Steuerrohr entlastet den Rücken, die Dämpfung filtert selbst schlechte Straßen erstaunlich gut heraus. Gerade wer viel auf den typischen Landstraßen rund um Wien unterwegs ist – mit Rissen, Schlaglöchern und wechselnden Belägen – wird das zu schätzen wissen. Es ist eines dieser Räder, die dich am Ende des Tages nicht auslaugen, sondern motivieren, am nächsten Morgen gleich wieder zu fahren.
Ein Rad, das man gerne lange fährt
Auch für Einsteigerinnen und Einsteiger ist das Kiaro interessant. Die entspannte Geometrie, die sichere Straßenlage und die Option, etwas breitere Reifen zu montieren, machen die ersten Tritte in der Rennradwelt angenehm. Wer bisher eher Trekkingrad oder Fitnessbike gefahren ist, findet hier einen sanften, aber sportlichen Übergang - mit Reserven nach oben.Und das Beste: Das Rad bleibt vielseitig. Mit einem Satz Carbonlaufrädern ließe sich das Kiaro leicht in Richtung Performance pushen - weniger Gewicht, mehr Steifigkeit, mehr Schwung. Eine lohnende Investition für alle, die mehr als nur gemütlich rollen wollen.
Das Simplon Kiaro ist kein Bike für Selbstdarsteller. Es glänzt nicht auf Instagram, es fliegt nicht im Windkanal – es überzeugt auf der Straße. Es ist das Rad, das dich nicht stresst, sondern begleitet. Das dich nicht fordert, sondern motiviert.Es ist das perfekte Rad für lange, entspannte Touren, für den kleinen Schotterumweg, für alle, die Fahrspaß ohne Kampf suchen. Kein aggressives Racebike, kein schwerfälliges Tourenrad – sondern genau die Mitte, die so viele vergeblich suchen.Mit seinem ruhigen Charakter, der komfortablen Sitzposition und der soliden Ausstattung ist das Kiaro eine Empfehlung für alle, die mit Stil, aber ohne Stress fahren wollen.Es ist ein Rad, das leise flüstert: „Fahr weiter.“ Und genau das tut man dann auch ...