shroeder Geschrieben 18. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 18. Dezember 2008 Und dabei ist Deutsch eine flektierende Sprache, schauts euch mal die agglutinierenden Sprachen an, wie Ungarisch oder Finnisch, da kommen erst so die richtigen Wortmonster heran! ich hatte in der baufirma, als ich noch in der werkstatt war, a zeit lang an finnischen arbeitskollegen, heut noch hab ich alpträume in denen herr sinkkonen versucht mir das finnische beizubringen.. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
steve4u Geschrieben 18. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 18. Dezember 2008 ich hatte in der baufirma, als ich noch in der werkstatt war, a zeit lang an finnischen arbeitskollegen, heut noch hab ich alpträume in denen herr sinkkonen versucht mir das finnische beizubringen.. Die spinnen, die Finnen! MIt ihren komischen Bukkstappenverdopplunggkonnen!!! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
tomdiver68 Geschrieben 18. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 18. Dezember 2008 hallo buchdrucker47, kann deine gschichtl´n über die schulbrüder nur bestätigen. mein schwiegervatter jg.51 "durfte" dort sogar bis zur matura verweilen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 19. Dezember 2008 Autor Teilen Geschrieben 19. Dezember 2008 hallo buchdrucker47, kann deine gschichtl´n über die schulbrüder nur bestätigen. mein schwiegervatter jg.51 "durfte" dort sogar bis zur matura verweilen. @ tomdriver, ich traf ca 25 Jahre später in einem sogenannten Szenelokal in der Lerchenfelder Straße (Cafe Anno) einen Klassenkameraden, den ich nicht mehr erkannt hätte, so sehr hatte sich sein Äußeres verandert. Er aber erkannte mich an meinen Augen und schaffte es auch bis zur Matura. Aber um welchen Preis! (Von ca 60 Schülern in der ersten Klasse blieben in der achten Klasse etwa 18 übrig). Er gestand mir, dass er schwerer Alkoholiker sei, (das hätte ich auch so bemerkt) und dass er jetzt schwul seie. Das war damals noch ein Makel, heute Gott sei Dank nicht mehr. Aber er war das Paradebeispiel, was eine Seelenvernichtungs- maschine wie Strebersdorf es war, (ich hoffe, es ist heute anders) an der Seele eines Jugendlichen anrichten kann. Es war die Darwin`sche Auslese, nur die Härtesten kamen durch, die Sensiberln hatten keine Chance. Heute "dürfen" sogar Mädchen diese Schule besuchen, das wäre vor 50 Jahren ein Grund für mehrere hysterische Schrei- oder Ohnmachtsanfälle des Lehrkörpers gewesen. Liebe Grüße, Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 19. Dezember 2008 Autor Teilen Geschrieben 19. Dezember 2008 Guten Abend, Boardies! Da ich mich noch etwas frisch fühle, versuche ich das nächste Kapitel in Angriff zu nehmen, diesmal ohne Manuskript. Tatort: RG Wien 8, Albertgasse Hauptakteure: Prof. Schremser Prof. Seifert Ein Englischprofessor Prof. Fuchs Letztgenannten kannte ich schon vom Turnunterricht in Strebersdorf, es war paradoxerweise keine "warme" Begrüßung. Seifert unterrichtete Deutsch und Naturgeschichte. Meine Benotung verschlechterte sich binnen weniger Monate zusehends, da ich mich weigerte, im sogenannten Naturgeschichtskammerl unter vier Augen "aufklären" zu lassen. Obwohl kein Rechtschreibfehler in meinen Aufsätzen oder schriftlichen Referaten, erhielt ich doch die Note 5, weil "Thema verfehlt". Seltsamerweise hatten viel schlechtere Mitschüler die Benotung 1, weil sie es für klüger hielten, sich aufklären zu lassen. Wie ich wenige Jahre später der Zeitung entnehmen konnte, wurde er wegen "Unzucht mit Abhängigen" zu drei Jahren unbedingt verurteilt. Man sollte glauben, dass dies Urteil ein Berufsverbot nach sich zöge! Keineswegs. Ein Student der Slawistik, der die HAK in Wien 8 absolvierte und den ich 20 Jahre später in einer Druckerei kennenlernte, erzählte mir, dass deren Deutsch- professor Seifert hieß. Er diktierte sogar noch immer dieselben schlüpfrigen Sätze, zB: "Das Mädchen kam unter des Henkers Beil", wobei er das "Beil" wie "Beidl" aussprach. Ha, wie lustig! Der Englischprofessor, ein kleiner Dicker mit Schweinsaugen, hatte, im Gegensatz zu Bruder Thomas aus Strebersdorf, der acht Jahre in Oxford verbrachte, AUCH acht Jahre in einem englischsprachigen Land verbracht, aber im Süden der USA. Er hielt dies für die einzig angemessene Art, Englisch zu sprechen, nämlich so, als hätte man eine große heiße Kartoffel im Mund. Auch ohne Rechtschreibfehler zu verbrechen, gelang es mir, innert weniger Monate die Note 4 zu erreichen. Diejenigen unter Euch, die den "Schüler Gerber" kennen, können sich auch noch an Professor Kupfer erinnern. Professor Schremser war das perfekte Ebenbild, ein Sadist par excellence. Bei Gleichungen mit zwei Unbekannten holte er natürlich mich an die Tafel, sich an meiner Unwissenheit weidend und nicht berücksichtigend, dass ich, während diese Gleichungen gelehrt wurden, mich für mehrere Wochen wegen chronischer Stirnhöhleneiterung im Preyerischen Kinderspital befand. Als dann am Ende des zweiten Trimesters der vierten Klasse feststand, dass ich in drei Gegenständen die Note 5 erhalten würde, setzte er meinem Hass auf ihn noch ein kleines Sahnehäubchen auf, indem er verlangte, dass ich zwei Schulhefte nachzu- schreiben hätte, ansonsten würde ich kein Abschlusszeugnis erhalten. Ja, ich schrieb diese zwei Hefte nach, nicht verstehend, was ich da eigentlich schrieb, aber mein Herz schrie nach Rache. Egal in welcher Lokalität ich mich um zwei Uhr morgens befand, kaum sah ich ein Telefon stehen, schon rief ich ihn an, um ihm zu sagen, welch Arschloch er doch sei. Das ging über Jahrzehnte, er war schon in Pension, erst als ich von einem Absolventen der selben Schule hörte, dass er schon verstorben sei, ließ ich von ihm ab. Gäbe es im Jenseits Handys, riefe ich ihn auch jetzt noch an. Präsumptiven Mathe-Profs rate ich, sollten sie diese Zeilen lesen, dies als Warnung zu betrachten. Meine liebe Frau Mutter, diese kluge Frau, meldete mich dann im A-Zug einer nahegelegenen Hauptschule an, auf dass ich ein "schönes" Abschlusszeugnis bekäme, die Bedingung, um eine Lehrstelle zu erhalten. Sie sollte recht behalten. Ich weiß nicht, ob es auch heute noch so ist, damals aber hinkte der Lehrplan dem Gymnasium gegenüber um zwei Jahre nach. Das heißt, ich brauchte nichts mehr zu lernen, brachte meine Deutschlehrerin in Verwirrung, da ich bei Prüfungen, vorzugsweise mit den lateinischen Benennungen der deutschen Entsprechungen antwortete, die sie schon vergessen hatte. Neu war für mich die Stenografie. Da schrieb ich auch Fünfen. Das sollte sich aber innerhalb von drei Tagen ändern. Samstags und sonntags übersetzte ich die damals am Wochenende erscheinenden Zeitungen "Express" und "Volksstimme" komplett in Kurzschrift um, um beim nächsten Diktat eine Eins zu kassieren. Dem verblüfften Lehrer, (ich gab das Diktat als Erster ab) war dann alles klar, als ich ihm die beiden Transkriptionen überreichte. (Steno kann ich heute noch). Es folgte dann noch eine ganztägige Aufnahmsprüfung für`s grafische Gewerbe, die ich als nicht allzu schwierig empfand und zwei Monate später war ich schon Anwärter für eine Bleivergiftung. Aber davon im nächsten Kapitel. (Immer vorausgesetzt, es interessiert Euch!) Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Zacki Geschrieben 19. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 19. Dezember 2008 tja, der Mensch denkt, Gott Kupfer lenkt...... Bei der Gelegenheit auch einen Gruß ins Jenseits an OSTR. Prof Fisslberger, gsd kannst du mieser Nazi heute nicht mehr die Gehirne von Schülern mit deinem Gift verseuchen.... Buchdrucker, ich bin dein Fan! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 20. Dezember 2008 Autor Teilen Geschrieben 20. Dezember 2008 tja, der Mensch denkt, Gott Kupfer lenkt...... Bei der Gelegenheit auch einen Gruß ins Jenseits an OSTR. Prof Fisslberger, gsd kannst du mieser Nazi heute nicht mehr die Gehirne von Schülern mit deinem Gift verseuchen.... Buchdrucker, ich bin dein Fan! Hallo Zacki, erstens freut`s mich, dass Du Gott Kupfer auch kennst, zweitens, dass Du diese alten Naziärsche auch verabscheust, und drittens, dass Du Dich als meinen Fan bezeichnest! Je mehr positives Feedback ich bekomme, umso mehr Freude bereitet es mir, in diesem Board zu schreiben. Das Beste kommt noch... Geduld. Alles Irdische ist vergänglich, nur der Kuhschwanz, der ist länglich! Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast noplan Geschrieben 20. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 20. Dezember 2008 also die abermillionen von buchstaben die ich schon durch die druckmaschiene gejagt habe,haben sich bei mir noch nicht ausgezahlt-abgefärbt schon (Immer vorausgesetzt, es interessiert Euch!) Hans (und Pepi) das ist selbstredent! man merkt ja keinen unterschied ob mit oder ohne manuskript, also kannst du dir die extraarbeit sparen. m.M. ist dein erzählstil schön flüssig zu lesen, witzig sowieso! Fortsetzung ausdrücklich erwünscht! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 26. Dezember 2008 Autor Teilen Geschrieben 26. Dezember 2008 Die Lehrzeit... (Laaaangweilig, bitte nicht weiterlesen!) Die ersten zwei Wochen verbrachte ich in der Handsetzerei, um das Bleimaterial, dessen Dimensionen mit dem metrischen System nicht das Geringste gemeinsam haben, kennenzulernen. Ich empfand dies als sinnlos, doch sollte es mir später zugute kommen. Anschließend durfte ich meinem Meister drei Monate lang zusehen, wie sich dieser in meinen Augen kurz vor der Pensionierung stehende "uralte" Mann mit vorsintflutlichen Druckmaschinen abquälte. Dann teilte man mir eine Maschine zu, die aus dem vorvorigem Jahrhundert stammte und die von Fußantrieb auf Elektroantrieb umgerüstet wurde. Auf diesem obskuren Gerät druckte ich dann sowohl vierfärbige Etiketten als auch zweifärbige Kuverts in einer Auflage von 35000 Stück, aber alles mit Handeinlage, d.h. jeder "Bogen" musste exakt händisch auf Position gebracht werden, damit die nächste Farbe auch "passte". Man schaffte tausend Stück pro Stunde, pro Tag 9000 Exemplare, war dann aber ziemlich groggy. Trotzdem fuhr ich nach diesem Knochenjob noch jeden Tag (nach einer kurzen Stippvisite im Kühlschrank im Elternhaus), ca 80 km im Marchfeld oder auf der Höhenstraße spazieren. Am Wochen- ende waren es dann schon 200-300 km. Als dann mein Meister in Pension ging, wurde mir ein neuer zugeteilt. Er war 55 Jahre alt, koffeinsüchtig und sexbesessen. Für damalige Verhältnisse war er ein lockerer Typ, wir duzten uns, er borgte mir die "Mutzenbacherin", die damals nur als Privatdruck erhältlich war, wirklich verzweifelt sah ich ihn nur, als er eines Tages vergaß, die Schlösser des Rahmens, in dem 16 Monotype-Bleiseiten plus etlichen Zinkklischees geschlossen waren, zu schließen. Vor der Druckmaschine (70x100) lag ein Riesenhaufen Blei, hinter der Maschine saß ein kleines Häufchen Elend. Er weinte. Wäre zu diesem Zeitpunkt jemand vor der Maschine vorbeigegangen, wäre das Resultat ein doppelseitiger Oberschenkelbruch gewesen. Sogar der Direktor, der wenige Minuten später vorbeikam, wagte es nicht, diesem Menschen Vorwürfe zu machen, als er dieses Häufchens Elends ansichtig wurde. Wenige Monate später wurde eine nigelnagelneue Heidelberger Druckpresse angeliefert. Bedingt durch den "Praktischen Unterricht" in der Berufssschule kam ich mit dieser Maschine zurecht, nicht so aber mein "Meister". Bevor ich auf Urlaub ging, musste ich ihn erst anlernen. Verkehrte Welt. Als mir dann nach diesen quälenden vier Jahren der Direktor die Freisprechungsurkunde überreichte, war mein Erstes, mir sofort eine Zigarette anzuzünden, Lehrlinge hatten striktes Rauchverbot. Als ich eine Woche später meinen Lohnzettel sah, kündigte ich sofort. Ich war beleidigt, arbeitete ich doch auf drei Maschinen, mit einem Helfer und zwei (recht attraktiven) Helferinnen, druckte fast ausschließlich Vierfarbendrucke mit Schmuckfarbe Silber und Gold, bekam aber nur die Hälfte des Lohnes eines drei Jahre älteren Kollegens ausbezahlt. "Da hätten wir ja drüber sprechen können", meinte der Direktor. "Das hätte Ihnen früher einfallen müssen", meinte ich. In selbiger Woche kam es auch zu einem Zwist mit meinem Vater, der sich schon lange angebahnt hatte und der in Hand- greiflichkeiten ausartete. Kurzum, 10 Minuten später war mein kleiner Koffer mit dem Allernotwendigsten gepackt, meine Mutter lag heulend am Küchentisch und ich war mit dem letzten Zug unterwegs zum Bahnhof Floridsdorf. Es schneite, hatte 10 Grad minus, aber im Amtshaus Am Spitz fand sich eine geheizte Toilette, wo ich um zwei Uhr morgens aus meinem Halbschlaf geweckt wurde. Zwei sehr unfreundliche Polizisten beamtshandelten mich. Es gab damals noch den Vagabondageparagraphen, wenn man nirgends gemeldet war und weniger als fünf Schillinge bei sich hatte, kam man in den Knast. Beide vorgenannten Kriterien konnte ich erfüllen und so mussten sie mich unverrichteter Dinge ziehen lassen. Am Bahnhof Floridsdorf existierte damals noch eine "Schwemme", billiges Bier für billige Menschen. Bei Letzteren handelte es sich um Kleinkriminelle, deren Vorstrafenregister nichts anderes beinhaltete, als: Unbefugte Inbetriebnahme eines KFZs, das Knacken von Kaugummiautomaten und ähnliche simple Delikte. Da es der Kripo Floridsdorf nicht entging (welch kluge Leute!), dass ich mit solch "Gesindel" auf vertrautem Fuße war, sprach mich wenig später beim Verlassen des Bahnhofs ein Scherge an, um mir ein in seinen Augen unwiderstehliches Anbot zu machen. Er würde mich auf ein Schnitzel mit Salat einladen, wenn ich ihm ein wenig erzählen würde, was da so an diesem Tisch gesprochen wird. Ich verzichtete dankend und hinterließ einen frustrierten Beamten. Hähä. In obig genannten Bahnhofsrestaurant gab`s auch einen etwa 25jährigen Zigeuner, er hatte kohlschwarzes Haar und Sommersprossen, ein seelensguter Mensch, dass auch er von der Polizei gesucht wurde. wusste ich nicht, hätte ich mir aber denken können. Er bot mir an, in einem kleinen Holzblockhaus zu schlafen, die Miete würde sehr niedrig sein und nächsten Tags zog ich ein. Zwei Wochen später klopfte es um fünf Uhr morgens an der Tür, seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen. Gesehen habe ich aber sehr wohl die Enkelin der Vermieterin. Ein dralles Mägdelein, 17 Jahre alt und ein raffiniertes Luder. Sie hatte zwar ein kleines Bäuchlein, das mich in meiner Geilheit nicht weiter störte, doch platzte die Verlobung, als mich meine Mutter, die mich durchs Meldeamt ausfindig machte, darauf hinwies, dass es sich um eine Schwangerschaft im 7. Monat handle. Ich musste ihr Glauben schenken, hatte sie, die Mutter,doch eine Krankenschwesternausbildung absolviert. Diese Leibesfrucht konnte also nicht von mir sein. Was kann man daraus lernen? Nichts. Ist man sehr jung, muss mein eigene Erfahrungen sammeln. Ist man etwas älter und hat aus diesen Erfahrungen nichts gelernt, dann ist sowieso Hopfen und Malz verloren. Ist man dann alt und hat aus diesen Erfahrungen gelernt, dann ist es auch egal, weil sich kein weibliches Wesen mehr findet, bei dem man diese anwenden kann oder will. Fortsetzung folgt, falls gewünscht. (Sie wird von meinem ersten Donauschiff handeln) Es grüßen Euch, Hans (und Pepi) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Evil_Jason Geschrieben 26. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 26. Dezember 2008 Fortsetzung folgt, falls gewünscht. (Sie wird von meinem ersten Donauschiff handeln) Es grüßen Euch, Hans (und Pepi) Immer nur her damit. Wennst das als Buch veröffentlichst, wirds sicher a Erfolg... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 27. Dezember 2008 Autor Teilen Geschrieben 27. Dezember 2008 Dank an Alle, die bis jetzt die Geduld hatten, meine doch etwas langatmig geratenen Geschichterln weiterzulesen. Fortsetzung: Mittlerweile war es Herbst geworden, ich kündigte wieder einmal, um die letzten warmen Tage auf Reisen, wie gewohnt Autostop, im Süden zu verbringen. Ein Freund, von Beruf Zolldeklarant, dem ich nächtens schon geholfen hatte, in der Zollfreizone die Original- "Zanussi"-Kleber bei hunderten Waschmaschinen und Eiskästen zu entfernen, um sie gegen "No-Name"-Sticker auszutauschen, frug mich, ob ich ihn "mitnehmen" könne. Wir fuhren zur Südautobahn, waren wenig später am Semmering, fünf Minuten später blieb ein VW-Bus stehen, der Fahrer, etwa 50 Jahre alt, sehr langes, schon weißes Haar, erzählte uns, dass er Ansichtskartenfotograf sei, (was er uns auch beweisen konnte, er hatte ganz Norditalien fotografiert), und dass er an Nixen und Wassergeister glaube. Sehr suspekt! Sein Atelier plus Wohnung befände sich in Milano, bis dorthin sei es aber zuweit, und er wüsste ein Kloster, wo er sehr gut bekannt sei und wir könnten dort auch nächtigen. Uns wurde dort ein warmes Willkommen zuteil. Wir wurden von den Fratres mit gar köstlichem, selbstgebackenen Landbrot, Schinkenspeck, Bergkäse und süffigem Rotwein bewirtet. Alles schien eitel Wonne. Als wir uns dann im Garten zur Ruhe begaben, ich in meinem Schlafsack, mein Freund im Zelt des Fotografen, wurde ich schon wenig später durch gellendes Schreien geweckt. es war der Unerfahrenheit meines Freundes zuzuschreiben, dass man in Klöstern mit homosexuellen Attacken zu rechnen hätte. Wir verbrachten dann noch einen Tag in Milano, es war eigentlich sehr langweilig, also: Heimreise. Auch die folgende Fahrt nach Griechenland mit einem schweizer Automobilisten, verlief aufgrund der Wortkargheit des Fahrers ebenso eintönig. Nach einem 3tägigem Aufenthalt in Athen beschlossen wir, wieder nach Norden zu fahren. Unterwegs sah ich zur Rechten einen Sandstrand wie aus dem Bilderbuch. Dort nächtigten wir, hatten noch Weißbrot und Rotwein, was will man mehr? Morgens sah mein Freund dutzende durch die Flut angeschwemmte etwa 30 Zentimeter große tote Quallen, alle mit einem Loch in der Mitte des schwabbeligen Körpers, was meinen Freund zur Aussage veranlasste, das man die eigentlich ficken könne. Ich riet ihm ab. Dann brach es aus ihm heraus: "I wü endlich wieda a bügeltes weißes Hemd auziagn und mi mit an haßn Wossa rasiern". Ich riet ihm zur Heimreise, er wankte zur 50 Meter entfernten Bundesstraße und war 10 Minuten später weg. Die Einsamkeit des Strandes war verführerisch, ich hatte noch Proviant und gedachte noch länger zu verweilen. Wenig später stand auch ich auf der vorgenannten Bundesstraße. Die Abgelegenheit des Strandes hatte auch andere Meerestiere angelockt, zB einen Elektrorochen, auf den ich wenig später in seichtem Gewässer draufstieg. Ein olympiareifer Sprung aus dem Stand war die Folge. Anschließend gelangte ich nach Thessaloniki, nach Edirne, (mit einem alten britischem Lastwagen, dessen Fahrer, wenn`s bergab ging, stets den Motor abstellte um Benzin zu sparen, den er, wie er mir verriet, aus dem Tank abzapfte, um ihn am Schwarzmarkt zu verkaufen. Ansonsten war er, wie die meisten Mittelmeerbewohner, ein sonniger Typ, der mir vor der nächsten Kurve, von der ich nicht wusste, ob wir sie schaffen würden, oder doch im Abgrund landen sollten, versicherte, dass Avstria und Alemania wunderbare Länder seien. Das letzte Stück des Weges nahm mich dann ein ca 30jähriger Türke mir, in dessem Stiefelschaft ich ein 20 cm langes Messer entdeckte. Darauf angesprochen, (er sprach sehr gut Deutsch, hatte 10 Jahre in Düsseldorf gearbeitet), erwiderte er, er kenne seine Landsleute, eine Aussage, die mein Vertrauen in dieses Land auch nicht unbedingt festigte. Als ich dann mit zwei jungen hübschen blonden Neuseeländerinnen die Zisternen, die Hagia Sophia und den Basar besichtigte, hatte ich aufgrund der Zudringlichkeiten genug von dieser Stadt, besonders dann, als mich auf der Galathabrücke ein vielleicht neunjähriger Schuhputzer um Feuer für seine Zigarette bat, um anschließend das 500 Schilling teure vergoldete Feuerzeug in einer der Laden seines Schuhputzkastens verschwinden zu lassen. Als ich dann die Lade wieder öffnete, um mein Eigentum an mich zu nehmen, begann er furchtbar zu schreien, als wäre ER bestohlen worden. Gerne verließ ich diese Stadt, wohl wissend, dass Orient und Okzident nie Freunde werden können. (Ausnahmen bestätigen die Regel). Das versprochene Histörchen mit dem ersten Donauschiff trage ich nächstes Mal nach, es beginnt auch mit Autostop. Es bitten um Verständnis, Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Evil_Jason Geschrieben 28. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 28. Dezember 2008 ...hatte ich aufgrund der Zudringlichkeiten genug von dieser Stadt, besonders dann, als mich auf der Galathabrücke ein vielleicht neunjähriger Schuhputzer um Feuer für seine Zigarette bat, um anschließend das 500 Schilling teure vergoldete Feuerzeug in einer der Laden seines Schuhputzkastens verschwinden zu lassen. Als ich dann die Lade wieder öffnete, um mein Eigentum an mich zu nehmen, begann er furchtbar zu schreien, als wäre ER bestohlen worden. Toll!!! Hast das Feuerzeug wieder bekommen??? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast noplan Geschrieben 28. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 28. Dezember 2008 Toll!!! hallo EJ! ich hab dich grade zitiert und das zitierte gekürzt. lese die beiträge vom BD47 gerne, auch weil er mehr schreibt und es unterhaltsam ist. aber musst du gleich seinen ganzen post zitieren? mein scrollfinger freut sich danke! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 28. Dezember 2008 Autor Teilen Geschrieben 28. Dezember 2008 Hallo Jason, Deine Frage betreffend, ja, ich hab`s wiederbekommen, einfach in diese Schublade gegriffen und bin leise vor mich hinpfeifend weitergegangen. Fortsetzung: In München schlief ich im Wartesaal des Bahnhofs, wurde mehrmals freundlich perlustriert und beschloss, nach Linz zu trampen, um dortselbst bei der DDSG anzuheuern. Genau 20 Schilling hatte ich noch, als ich bei der Agentur vorstellig wurde. Man teilte mir mit, dass ich, um einen "Schifferpass" zu erhalten, zwei Fotos benötigen würde. Also wieder zurück nach Linz, (fünf Kilometer zu Fuß), bei einem Fotoautomaten um 10 Schilling zwei Bilder angefertigt und mit dem Rest meiner Barschaft erwarb ich noch zwei Leberkäsesemmeln! Ein nicht sehr vertrauenerweckender DDSG-Angestellter wies mir dann ein Schiff zu, es lag in der Werft, war stromlos, daher unbeleuchtet und ungeheizt, was sich bei Außentemperaturen von -15 Grad Celsius doch etwas unangenehm bemerkbar machte. Mit sieben Wolldecken eingehüllt, versuchte ich Schlaf zu finden, hatte auch damals keine Bücher bei mir, und wenn, hätte es mir auch nichts geholfen, da, wie schon gesagt, kein Licht an Bord. Auch an ein "Fortgehen" war nicht zu denken, hatte ich doch, wie schon erwähnt, keinen Groschen Geld. Ich war ganz allein an Bord dieses Geisterschiffes. Folgenden Tags wurde ich noch bei arktischer Dunkelheit geweckt, ein mürrischer Typ wies mir mein Aufgabengebiet zu. Die Bilgen lagen 15 cm unter Wasser, ich hatte diese leerzu- schöpfen und die gefüllten Eimer über eine Hühnerleiter hochzutragen, um sie ins Hafenbecken zu schütten. Dies alles wäre mit einer Elektropumpe binnen weniger Stunden zu bewerkstelligen gewesen, diese Pumpe gab es leider (für mich) nicht. Nach einer Woche waren die Bilgen (fast) trocken und man händigte mir Unmengen von Putzpapier aus, um auch die letzten Reste von Feuchtigkeit zu entfernen. Anschließend bekam ich einige Kübel mit Minium-Farbe überreicht, um die Bilge zu streichen. Nach Vorweis meines Schifferpasses durfte ich die Kantine betreten. Das Frühstück bestand, unglaublich aber wahr, aus einer großen Tasse Tee und sonst nichts! Hätte ich mehr gewollt, hätte ich es aus eigener Tasche bezahlen müssen. (Das sollte sich später auf fahrenden Schiffen wiederholen). Wenn es Gulasch gab, ohne Beilage, konnte ich mir die 50 Groschen kostende Semmel nicht leisten, trank ein Glas Wasser und versuchte dann von jemanden, der etwas wohlhabender aussah, eine Zigarette zu erbetteln, um anschließend im dunklem Bauche dieses Schiffsmonsters meine sinnentleerte Arbeit fortzusetzen. Nach zwei Wochen hatte dieses Martyrium ein Ende. Dachte ich. Man teilte mir ein fahrendes Schiff zu, ich schlief gemeinsam mit zwei Matrosen im "Kranzl", was dem Bug eines Schiffes entspricht. (Das Heck nennt sich übrigens "Stur"). Dieses Quartier, in dem wir im wahrsten Sinn des Wortes vegetierten, war auch fast nicht geheizt, wir schliefen voll bekleidet und fanden selten Schlaf, weil, wintersbedingt, stets, laut krachend, Eisschollen den Schiffsrumpf entlangglitten, zweitens, weil wir alle zwei Stunden durch die Schiffsglocke an Deck befohlen wurden, um in der Schleuse mit gefrorenen Stahlseilen verhindern sollten, dass das Schiff, bedingt durch den Sog des Wassers, an der Schleusenwand anschlägt und Schaden nimmt. Diese Nachtarbeitsstunden wurden NICHT als Überstunden verrechnet, egal ob samstags oder sonntags, am nächsten Tag waren wir wieder voll im Einsatz an Deck. Ich verdiente monatlich 1800.- Schilling, wovon mir aber 550.- Schilling für die "Küche" abgezogen wurden. Als Buchdrucker hätte ich das Vierfache verdient, aber ich wollte es halt so. (Ein bisschen Masochist muss man schon sein, sonst hätte ich mich nicht auf dem Rennrad so gequält). Da ich in Linz an Bord ging, waren, außer mir, alle Besatzungsmitglieder Oberösterreicher, die meisten aus dem Kreis Schärding. Der Bootsmann, gelernter Fleischer, mit einem IQ von ca 60 Punkten, verriet dem Kapitän, dass ich Rauschgift in meinem Spind hätte. Stolz präsentierte er dem Käptn seinen Fund! Es handelte sich um Zigaretten der Marke "Black Lady", violettes Zigarettenpapier, goldenes Filter, die ich in Regensburg ganz offiziell gekauft hatte. Unwirsch war die Reaktion des Kapitäns: "Du bist a Trottl". Das Renommee das der Bootsmann schon vorher vermissen ließ, war dann endgültig im Arsch. Auch nicht lustig: Bei Hochwasser musste ich die Brücke, die ja nur aus einigen Holzbrettern bestand, abbauen, um sie nach Unterquerung der nächsten Donaubrücke wieder aufzubauen. Bergauf fährt so ein Schiff mit vier Schleppern im Anhang Tag und Nacht, talwärts ist es aber gezwungen, bei Einbruch der Dunkelheit zu ankern. Es begab sich in Aschach, als der Kapitän und der "Erste Maschinist" sich von Bord begaben, um sich sinnlos zu besaufen. Dass sie um sechs Uhr morgens wieder zurückkamen, konstatierte ich erst, als ich äusserst unsanft aus meiner Koje geworfen wurde und mich wieder aufrappelnd und einen kurzen Blick durch`s Bullauge werfend, feststellen konnte, dass wir nur 20 cm vom Ufer entfernt waren. Der Maschinist startete auf Befehl die Maschine, das Maschine- Stop-Signal von der Brücke hörte er aber nicht mehr, er war mittlerweile eingeschlafen. Das nächste Kapitel handelt von einem Lotsen, gegen den ich handgreiflich wurde, wie ich dafür von der Reederei belohnt wurde und von Alkoholschmuggel. Es grüßen alle Boardies, die mir gewogen sind, Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Evil_Jason Geschrieben 29. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 29. Dezember 2008 Uiiiiiiiii. Sachen gibts... :corn::corn: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 29. Dezember 2008 Autor Teilen Geschrieben 29. Dezember 2008 Der Lotse war ein boshaftes,frustriertes Männchen, der schon 40 Jahre bei der Reederei verkümmert hatte, er lebt sicher nicht mehr, Unfriede seiner Asche. Er hatte den Rang eines zweiten Kapitäns, wußte über alle Untiefen der Donau Bescheid, Höflichkeit oder gar Menschenliebe waren ihm aber fremd. Ein gar lustig Geschichtlein kursierte über ihn: Er hatte, als er noch jünger war, sich einen Tripper eingefangen und um diesen seiner Frau, die in Wien wohnte, zu verheimlichen, eine Dose Sardinen heißgemacht, aß diese, bekam Gelbsucht (Hepatitis), legte sich ins Spital und heilte gleichzeitig mit der Hepatitis seinen Tripper aus. An uns drei Matrosen als Rangniedrigsten konnte er seinem Frust freien Lauf lassen. Da die Schiffe damals noch keine Motorwinsch hatten, waren wir gezwungen, die Schleppseile, die bis zu 100 Meter weit am Donaugrund lagen und sich noch dazu manchmal in kleinen Felsbrocken verfingen, von Hand aus einzuholen. Meine Oberarmmuskulatur entsprach die meiner Schenkeln. Doch sosehr wir uns auch bemühten, wir konnten es ihm nicht recht machen. Das Ergebnis waren wüsteste Beschimpfungen von der Brücke. ZB: " Es sads deppata wia a Binkl Fetzn". So ging das über Monate, bis ich eines nächtens in Linz um zwei Uhr morgens ziemlich besoffen die Gangway betrat, um sogleich mit einem Schwall wüstester Schimpfwörter empfangen zu werden. "Wos trampelst do übers Deck, bleda Bua, do kaun i jo ned schlofn!". Ich versicherte ihm, dass ich das Deck ja noch gar nicht betreten hätte und an seiner Schlaflosigkeit ja gar nicht schuld sein könne, ein Wort gab das andere, bis mir der Geduldsfaden riss, meinem lange angestautem Zorn Luft machte und ihn mit einer gestreckten Geraden direttamente aufs Kinn, dazu bewog, die sehr steile Treppe, die ins Schiffsinnere führte, mit einem doppelten Saltomortale zu beenden. Wunderbarerweise, (Gott sei Dank), brach er sich nicht das Genick, lief in seine Kabine und schloss sich ein. Sofort wandte ich mich an den Bootsmann mit der Frage: Was jetzt?". Er meinte lakonisch, dass es das Beste wäre, sich zu entschuldigen. Als wir an seine Kabinentür klopften, hörten wir nur: "I waß eh, ihr woits mi jetzt gemeinsaum in de Goschn haun". Nächsten Tags, sieben Uhr morgens. Der Kapitän: "Pockens zaumm und valossns sofuat des Schiff". Meine Einwände ließ er nicht gelten, mit der Begründung, dass, wenn er mich an Bord beließe, niemand mehr Respekt vor dem Lotsen hätte. Da hatte er nicht ganz unrecht, das musste ich ihm konzedieren. Also begab ich mich mit meinen Habseligkeiten die fünf Kilometer zur Agentur, wo man schon längst Bescheid wusste. Trotzdem wollten die dort anwesenden Bürohengste und Bürostuten, etwa 20 an der Zahl, den Vorfall in allen Einzelheiten zu Gehör bekommen. Der Lotse, dortselbst wohlbekannt, dürfte nicht sehr beliebt gewesen sein, ich merkte es an den vor Freude strahlenden Augen. Trotzdem dachte ich, dass meine "Karriere" bei der DDSG beendet seie. Im Gegenteil! Man wies mir ein Schiff zu, es hieß "Hainburg" und unterschied sich von anderen Donauschiffen, dass es die Schlepper nicht hinter sich herzog, sondern nur einen Schlepp hatte, der beigeheftet war, dh, mit Trossen am Mutterschiff seitlich befestigt. Der Kapitän begrüßte mich, indem er sagte: "Wir werden gut miteinander auskommen, vorausgesetzt, dass sie mich nicht schlagen"!. Er hatte Sinn für Humor. Ich beantwortete dieses Statement mit einem schiefen Grinsen und versicherte ihm, dass ich dies nicht vorhätte. Auf diesem Schiff war ALLES anders. Es gab keine Hirarchie, nur neun Mann Besatzung, keine Köchin und wir waren promillemäßig (nein, keine alkoholischen) am Umsatz beteiligt. Plötzlich verdiente ich 7000-8000 Schillinge, der Traum jedes Donaumatrosen! Wir waren Selbstversorger, ich habe noch nie soviel Fisch gegessen, wie auf der "Hainburg". Auf der Fahrt nach Passau passierten wir um etwa vier oder fünf Uhr morgens die deutsche Grenze. Österreichische Spirituosen waren heißbegehrt, besonders der 80%ige Strohrum. Wir hatten genug Kisten an Bord. Kleine Fischerboote erschienen wie aus dem Nichts im Morgennebel. Die "Fischer" erhielten den Alk, der Käptn die Kohle und wir die Fische. (Die ja sowieso nur Camouflage waren). Der Einzige an Bord, der eine Badewanne sein Eigen nennen konnte, war der Kapitän. In dieser Wanne tummelten sich alle möglichen Fische (außer Quastenflossern), allein deren Leben war ein gar kurzes, weil wir diese binnen Kurzem in Fischsuppe verwandelten, natürlich unter Zuhilfenahme von Paprika, Salz, Zwiebeln und was wir halt sonst noch so fanden. Davon lebten wir drei bis vier Tage. Es war eine schöne Zeit. Fortsetzung folgt, falls gewünscht! (Diese wird von einer Liaison mit einem Rotkopf handeln, von einem Intermezzo in einem Mariahilferstraßenhotel und von einem missglückten Versuch, nach Hamburg zu gelangen, oder so ähnlich...) Es grüßen Euch, Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Kiwani Geschrieben 30. Dezember 2008 Teilen Geschrieben 30. Dezember 2008 Hallo Buchdrucker47 , wieder mal super Geschichten Habe mir schon einige hier im Forum durchgelesen-aber leider muß man die sich alle zusammen suchen. Freue mich schon auf eine neue Geschichte Lg Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
shroeder Geschrieben 1. Januar 2009 Teilen Geschrieben 1. Januar 2009 ich freu mich über jede fortsetzung falls euch, hans & pepi, auch die geschichten anderer "radreisender" intressiern, ich heute darüber "gestolpert", nicht so spektakulär wie eure erlebnisse, aber doch kurzweilig und interessant Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 1. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 1. Januar 2009 ich freu mich über jede fortsetzung falls euch, hans & pepi, auch die geschichten anderer "radreisender" intressiern, ich heute darüber "gestolpert", nicht so spektakulär wie eure erlebnisse, aber doch kurzweilig und interessant Hi, shroeder, what made you stumble about this story of these 44-girls? It´s all over decorated with pink laces, like a Pilcher-movie. I don`t dare to judge the style, `cause I might be jugded sixty years later in the same way as I judged them now. By the way, if you prefer this kind of speech, I`ll continue my stories in this language, in the hope, other boardies will agree. Cordially regards, Hans (and Pepi) :du: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
shroeder Geschrieben 1. Januar 2009 Teilen Geschrieben 1. Januar 2009 Hi, shroeder, what made you stumble about this story of these 44-girls? It´s all over decorated with pink laces, like a Pilcher-movie. I don`t dare to judge the style, `cause I might be jugded sixty years later in the same way as I judged them now. By the way, if you prefer this kind of speech, I`ll continue my stories in this language, in the hope, other boardies will agree. Cordially regards, Hans (and Pepi) :du: hans... ich bin zwar, nachdem ichs nur verwende wenn nötig, des ausländischen nur minder mächtig, aber wenns meiner diesbezüglichen fortbildung dienlich sein sollte, les ich auch deine geschichten gern auf englisch Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 2. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 2. Januar 2009 Für die lieben Boardies, die es interessiert, wie´s Schicksal halt so spielen kann, folgt hier eine Fortsetzung Ich hatte keine Lust mehr, eine Woche Geld zu haben und sodann drei Wochen gar keines mehr,- mir ein Päckchen Pfeifentabak Marke "Feinschnitt" um 5.50 Schilling zu kaufen, mir daraus Zigaretten zu rollen und die Stummeln aufzuheben, um daraus wieder "neue" Zigaretten zu wuzeln. Die Ufer der Donau, obwohl sehr romantisch, kannte ich schon auswendig. Auch den Bootsmann hielt ich nicht mehr aus. Der fiel eines Tages, weil er über einen Schlauch stolperte, hintenüber in eine Ladeluke, wir dachten, er sei tot, nein, wenig später kletterte er über eine Leiter wieder nach oben. Er hieß Edi, war aus Krems, eigentlich ein netter Mensch, leider aber, höflich umschrieben, geistig etwas eigen. Ich sollte ihm etwas später an anderen Orten unerwarteterweise noch drei Mal begegnen. Da war er plötzlich, man glaubt es kaum, Erster Ingenieur auf einem riesigem Tanker der unter liberianischer Flagge fuhr. Doch davon später... Da man damals, konjukturbedingt, am Arbeitsamt wählen konnte: 1., In welchem Bezirk Wiens man arbeiten wolle, 2., in einer kleinen oder großen Druckerei, 3., auf welchem Maschinentyp, fiel die Wahl leicht. Die erste Druckerei im 20. Bezirk klang vielversprechend wie eine schlanke Frau mit Minirock und schwarzen Netzstrümpfen. Leider musste ich schon wenige Tage später zu meinem Entsetzen konstatieren, dass der Chef, den ich ab jetzt nur mehr Arschloch nennen will, schon damals in jeder Abteilung Videokameras installiert hatte. In seinem Büro standen mehrere Monitore und mit Gegensprechanlagen war er der "Big Brother, who`s watching you". Als ich eines Tages diese Sklavenkolonie eine Viertelstunde früher verlassen wollte, öffnete man mir das mit einem elektrischem Schloss versperrte Tor erst, als ich drohte, die Polizei herbeizurufen. ((Nötigung? Freiheitsberaubung?) Dass man mich in meiner 14tägigen Kündigungsfrist noch zu einer Kundenberatung schickte, wunderte mich sehr, gab ich doch auf die Frage des Klienten, wie man denn das (technische) Problem am Besten lösen könne, die nonchalante, aber stimmige Antwort, das mir das völlig egal seie, da ich diese Scheißfirma sowieso in wenigen Tagen verlassen würde, was nicht unbedingt auf Verständnis stieß. Sie war sieben Jahre älter, hatte lange rote Haare, wurde mir als meine Einlegerin vorgestellt und gab mir zur Begrüßung einen dicken Kuss. Die Druckerei befand sich in Wien 15 und ich wurde zum Nachfolger eines in Pension gehenden Abteilungsleiters der Tiegeldruckabteilung eingestellt. Noch am selben Abend verfügten wir uns in ein nahegelegenes Cafe, um dort mit mehreren Cola-Rum im Leibe zu den erotisierenden Klängen der Music-Box zu tanzen um uns anschließend mit dem Taxi zu mir nach Hause zu begeben, wo wir uns sehr sehr lieb hatten. Anschließend erzählte sie mir, schwatzsüchtig wie die Mädels halt so sind, dass sie gedenke, in einer Woche zu heiraten, die Firma hätte auch schon 800 Schilling für ein silbernes Teeservice gesammelt. Nächsten Tags kamen wir beide gemeinsam um zwei Stunden zu spät, was doch für einiges Gemurmel in der Belegschaft sorgte. Sie heiratete tatsächlich, fuhr aber zwei Mal die Woche zu ihrer Freundin (das war ich), und erzählte mir, was für Trottel ihr Mann doch sei, lobte er doch ihre Kochkünste, dabei hatte sie ihm, wie es damals üblich war, in das "Menagereinderl" eine Dose Inzersdorfer-Gulasch reingeschüttet. Obwohl sie schon jahrelang in diesem Betrieb tätig war, konnte sie mit ihren Kollegen ebensowenig anfangen wie meinereiner. Diese waren zwar nur wenige Jahre älter, hatten aber schon ein rentnermäßiges Gehabe, sprachen ausschließlich über Fußball, beschwerten sich, wenn ein Fenster einen Spalt offen war und hatten alle Kamillentee in der Thermosflasche. Wir kamen dann noch viele Male zu spät, umso größer war Rotkopfs Enttäuschung, als ich ihr nach einem halben Jahr eröffnete, dass ich gedächte, nach Hamburg zu reisen, um zur See zu fahren. Schluchz. Ich packte das Notwendigste in einen kleinen Koffer, verabschiedete mich von meinen Freunden, kaufte eine Fahrkarte nach Hamburg und schon lag die große weite Welt vor mir. Bis Passau. Auf die Frage des Grenzbeamten, was ich denn in Deutschland vorhätte, antwortete ich arglos, dass ich auf einem Schiff arbeiten wolle. Das war ein Fehler. Ich hatte keine Arbeitsgenehmigung. Zurück in Wien, erfuhr ich, dass diese einer Wartezeit von vier bis sechs Wochen bedürfe. Am nächsten Tag schlich ich zur Generaldirektion der ÖBB, um die nicht ganz konsumierte Fahrkahrte gegen eine Fahrkarte nach Rotterdam umzutauschen. Die Auskunft, die ich erhielt: "Das dauert vier bis sechs Wochen". Da ich aber aus mir unerklärlichen Gründen diesem leitenden Beamten sympathisch war, stellte er mir noch selbigen Tages eine neue Karte aus, begleitet mit dem wertvollen Ratschlag, dass ich an der Grenze einfach sagen sollte, dass ich ja nur auf Urlaub führe. Das hätte ich früher wissen sollen! Ebenso hätte ich wissen sollen, dass es, um auf einem deutschen Schiff zu arbeiten, gar keiner Arbeitsgenehmigung bedürfe! Also fuhr ich nächsten Tags nach Rotterdam, stieg in den Zug nach Hamburg um, erklärte den Zollbeamten, dass ich vorhätte, in Hamburg Urlaub zu machen und war wenige Stunden später in Hamburg, wo ich, mangels damals vorgeschriebener Pockenimpfung, gleich meine nächste Enttäuschung erleben sollte. Aber davon das nächste Mal. Wir wünschen Euch ein schönes Jahr 2009, Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 4. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 4. Januar 2009 Nochmals allen Boardies viel Glück für`s neue Jahr! Nachdem ich die vier Donauschiffe irgendwie heil überstand, folgt nun eine schon in Deutschland spielende Fortsetzung: Mein erstes Schiff hieß "MS Alsterblick" und lässt sich schwer beschreiben. Die Ursache dieses "Nichtbeschreibenkönnens" mag vielleicht in dem Umstand zu suchen sein, dass ich dieses Schiff nie sah. Noch war ich nicht gegen Pocken geimpft, was aber damals Bedingung war, um auf "Große Fahrt" zu gehen. (Wenige Jahre später sollte die WHO diese Krankheit für ausgestorben erklären und die Impfpflicht entfiel). Im Nachhinein war ich recht froh, auf diesem "Bananenjäger" nicht angeheuert zu haben. Ich hätte nach Fiumicino fliegen müssen, von dort wäre der Dampfer nach Ecuador gefahren (10 Tage), binnen weniger Stunden mit Bananen beladen worden, um sofort die Heimreise nach Fiumicino, wieder 10 Tage, anzutreten, wo die Löschung der Fracht auch nur wenige Stunden gedauert hätte. (Quasi ein Vorläufer der heutigen Containerschiffe). Also marschierte ich, noch immer in Hamburg, zur Bugsier-Reederei, Johannisbollwerk, erzählte den dort im Kontor anwesenden Angestellten von meinen Problemen und fand sofort eine Heuer als Messejunge. Eine kleine Zwischenbemerkung: Die Seeberufsgenossenschaft, (vergleichbar mit der Gewerkschaft), hatte damals noch so viel Macht, dass sie das Auslaufen eines Schiffes verhindern konnte, wenn die vorgeschriebene Anzahl von Seeleuten nicht erreicht wurde, je nach Größe des Schiffes. Das hatte zur Folge, dass viele fiese Typen, vorbestraft und (oder) von der Polizei gesucht, ein Leumundszeugnis wurde nie verlangt, das Schiff als letzten Ausweg sahen, der Judikatur zu entgehen. Die junge liebe Ärztin, die meine Narben an den Armen bewunderte, die ich gar nicht hatte, impfte mich dann endlich gegen Pocken. So bestieg ich dann mein erstes Schiff, es war die MS Finkenau. Ein kleines Zubringerboot brachte mich quer durch den Hafen hin. Ein sehr familiäres Betriebsklima erwartete mich und so fuhr ich, bis die Impfung (ich hasse dieses Wort), wirksam wurde. ich hatte dann auch, wie erwartet, drei Tage hohes Fieber, nichts Ungewöhnliches, wenn man erst so spät geimpft wird. Diese MS (steht für Motorschiff) Finkenau fuhr stets die selbe Route: Newport-Bristol-Liverpool-Manchester. In diesen Häfen kamen auch die verruchtesten Mädels an Bord. Die breite Palette aller venerischen Krankheiten war dort wohlfeil zu erwerben. Der Schiffskoch war ein gemütlicher, etwa 55 Jahre zählender Bayer, der diese Route schon seit 30 Jahren befuhr, um sodann in seinen ihm zustehenden dreimonatigen Urlaub zu gehen. Er hatte eine Lebensgefährtin am Starnberger See, wo er in den umliegenden Wirtshäusern von Löwen und anderen Raubtieren erzählte und das dort ansässige Publikum in Schrecken und Erstaunen versetzte. Man glaubte ihm, er war ja ein Seemann, dass er ja nur Großbritannien fuhr, hängte er nicht an die große Glocke. Er war Augenzeuge meiner ersten (und letzten) Seekrankheit, wo ich vor der Porzellanmuschel kniete und mir die schon an Gott befohlene Seele aus dem Leib kotzte. Dieser weise Mensch übermittelte mir auch zwei Leitsprüche, die mich auch fürderhin sanft durch`s Leben tragen sollten. 1: ALLES IRDISCHE IST VERGÄNGLICH, NUR DER KUHSCHWANZ, DER IST LÄNGLICH. 2: WER SUPPE KOCHT AUS MONATSBINDEN, WIRD SCHWER ALS KOCH `NE STELLUNG FINDEN. Davon profitiere ich heute noch! (Fragt mich aber bitte nicht,wieso). Drei Wochen später gab ich schon eine Bordzeitung heraus. Die "Finkenauer Nachrichten". Sie erschienen wöchentlich, vier Seiten DIN A4, die erste Ausgabe noch handgeschrieben, die folgenden mit der Schreibmaschine des Stewards getippt. Ich registrierte alles, egal ob an Bord oder im Hafen. Dazu ein kleines Beispiel: Der dritte Offizier (Steuermann), warf nach einer Nacht im Hafen, die er mit einem obskuren Objekt seiner Begierde verbrachte, sein wohlgefülltes Kondom aus dem Bulleye, allein der Wind verhinderte, dass es im Hafenbecken landete, sondern außen am Bulleye hängenblieb. Morgens das Schiff umrundend, dieser missglückten Spermaentsorgung ansichtig werdend, sah ich mich bemüßigt, folgendes Verslein zu verfassen: Wenn du vögelst mit Pariser, du Kinderhasser, dann werfe nach Benützung dieser, sie gleich in`s Wasser. Das kam auch dem Kapitän zu Ohren, er befahl mich in seine Kajüte, um mich zu fragen, wieso ich, als Niedrigstrangiger die Frechheit besäße, Derartiges über Vorgesetzte zu schreiben. Ich wollte es ihm erklären, zu diesem behufe bat ich ihn, mir sein Ohr zu leihen. Seine Replik war: "Warum soll ich Ihnen mein Ohr leihen, was wollen Sie denn damit"? Da wusste ich, dass wir keine gemeinsame Diskussionsbasis mehr finden würden. Sehr drollig fand ich auch gleich bei meinem ersten Landgang in Liverpool, wie einfallsreich die Briten doch sein können, um die "Police Hour", zu umgehen. Aus dem ehemaligen Pub wird ein "Club", nach Entrichtung eines Obolus von zwei Pfund wurde man Mitglied, erhielt einen Gutschein für ein Getränk und ein verwelktes Brötchen, konnte aber bis zwei Uhr morgens weitersaufen. Von Liverpool nach Manchester führte ein Kanal, dessen "Wasser" schon damals so verschmutzt war, dass man Mitleit mit der Schiffsschraube hatte, weil diese sich im Morast so abmühen musste. Ich weiß noch, dass Seeleute, die über Bord gingen, im nachsten Spital zwei Wochen in Quarantäne verbringen mussten. Welcher Mensch macht NIE Fehler? Kindliche Freude empfand ich, als Gott-Kapitän durch falsche Berechnung der Tiden (Ebbe und Flut) das Schiff auf eine Sandbank setzte und dann eine Stunde warten musste, um wieder freizukommen. (Die Gezeiten können an der Westküste Großbritanniens (Springflut), je nach Mondphase, 12-14 Meter betragen. Tagelang ließ sich der Kapitän nicht blicken, um sich nicht den hämischen Blicken der Crew aussetzen zu müssen. Hähä. Wie geht`s weiter? Nach einem halben Jahr machte mir die Reederei ein Angebot, das ich nicht ausschlagen konnte. Die Ostküste Südamerikas, samt allen Häfen, Liegezeit pro Hafen, da das Schiff ein Stückgutfrachter, sieben bis 14 Tage. Neuharlingersiel hieß der Pott, hatte statt 1000 BRT 10.000 BRT, was ich auf diesem Schiff erlebte, ist eine Story wert. Noch schlimmer war es dann auf der MS Porto, aber ich will nicht vorgreifen. Es grüßen Euch herzlich, Hans (und Pepi) :wink: PS: Ich versuche, noch ein Bild zu "attachen", weiss aber nicht ob`s gelingt. Es ist die "MS Neuharlingersiel". Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
wuschel Geschrieben 5. Januar 2009 Teilen Geschrieben 5. Januar 2009 Ja, ja, die alten Leute, wie sie in Erinnerung schwelgen! Das erinnert mich an meinen Großvater, wenn er vom Krieg erzählte. So hat jeder ein Highlight in seinem Leben (hoffentlich). Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 6. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 6. Januar 2009 Ja, ja, die alten Leute, wie sie in Erinnerung schwelgen! Das erinnert mich an meinen Großvater, wenn er vom Krieg erzählte. So hat jeder ein Highlight in seinem Leben (hoffentlich). Get out of this Board! Get back, where you belong to. (New York). Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 6. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 6. Januar 2009 Die MS Neuharlingersiel war eine Schönheit. So wie viele von Euch das Bike neben das Bett stellen, um es beim Einschlafen und beim Aufwachen betrachten zu können, so konnte ich mich an diesem Traum von einem Schiff nicht sattsehen. Fast devot kletterte ich die Gangway empor, wurde freundlich begrüßt, man zeigte mir meine Kabine und schon drei Stunden später lief dieses Prachtstück der deutschen Handelsmarine aus. Erster Hafen war Rotterdam, wo wir Stückgut an Bord nahmen, dann durch die Biskaya nach Lissabon. Dort wurden (für mich) überraschenderweise Stallungen an Deck gebaut, Etliche riesige Zuchtbullen wurden an Bord gehievt, samt den sehr dunkel- häutigen Viehhütern. In Lisboa hatte eine Messe stattgefunden, nun fuhren all diese Stiere wieder nachhause, nach Bahia. Es gab sogar einen eigenen Koch, der sich erbötig machte, das brasilianische Nationalgericht, Fejuada, für die gesamte Besatzung zu kochen. Widerwillig stellte ihm der deutsche Koch die Kombüse zur Verfügung. Das Ergebnis war ein Desaster. Angeekelt schoben die Offiziere schon nach wenigen Bissen die Teller beiseite. In den Augen der meist aus Nordfriesland stammenden "Chefetage" war dieses Gericht bloß "Kanakenfutter". Sie aßen zwar, wie damals auf allen deutschen Schiffen, jeden Samstag Eintopf, aber das war halt Kohl (Wirsing) oder Linsen mit Wiener Würstchen. Fejuada bestand aber aus braunen Riesenbohnen mit dicken Stückchen fetten Schweinefleisches. Ich verschlang drei Teller, aber ich war ja in den Augen mancher Offiziere, die sich als etwas Besseres dünkten, als Österreicher ein Halbkanake. Nach dem Auslaufen hatten wir dann zehn Tage Zeit für Klönschnack, was nichts anderes bedeutet, als besoffen Blödsinn daherreden. Dabei erzählte man mir, dass auf der vorhergehenden Reise ein Landsmann von mir als Decksmann angeheuert hatte, der sich Edi nannte. Nach dezenter Recherche fand ich heraus, dass es sich um den Bootsmann handelte, mit dem ich schon auf Donauschiffen unterwegs war. Es wurde mir berichtet, dass er zwar nicht rauchte, nichts trank, aber ansonsten ein Volltrottel war, dem man alles Wertlose zu überhöhten Preisen verkaufen konnte. Kaputte Angelruten, ein nicht mehr funktionsfähiges Radio, er nahm alles. Als ich zugeben musste, dass ich ihn kannte, dass er aber nie mein Freund gewesen, sondern nur ein Bekannter, fiel mein Renommee ins Bodenlose. Da der erste Offizier mich fragte, ob ich an Land einen Beruf gelernt hätte und ich ihm meine Freisprechungsurkunde präsentieren könne, wurde ich nach einem kurzen Funkspruch mit der Reederei zum Steward befördert und in die Offiziers- messe versetzt, wo es etwas kultivierter zuging. Ich weiß nicht, wie viele von Euch schon mit einem Schiff den Südatlantik überquert haben, aber es ist ein neues Lebensgefühl. Was den meisten meiner Kollegen gar nicht auffiel, war die simple Tatsache, dass die Sonne, obwohl diese nach wie vor im Osten aufgeht und im Westen unter, ihre Bahn im Norden zieht und man am nächtlichen Firmament völlig neue Sternkonstellationen beobachten kann. Ich stand des Nächtens stundenlang ganz vorne am Bug und betrachtete gebannt die in leuchtendem Grün phosphoriszierende Gischt, die auf leuchtendes Plankton zurückzuführen ist. Es gab damals einige Seeleute, die im Suff über Bord gingen. Sie glaubten, in die Koje zu springen, sprangen aber über die Reling. Wenn sich jemand sehr unbeliebt gemacht hatte, half man ein wenig nach. Wir bekamen per Funk die wichtigsten Nachrichten des "Hamburger Abendblattes" gesendet, laut Statistik waren es von 50.000 deutschen Seeleuten etwa 50 pro Jahr, die so verschwanden. Wie meist, bestätigen Ausnahmen die Regel. Ein "Erster Steward", der auf diese Weise abhanden kam, wurde, nachdem sein Verschwinden bemerkt wurde, nach 14 Stunden geborgen. Der Grund: Er hatte als Einziger den Schlüssel für`s Getränke- Schapp. Nachdem die Suchaktionen der wie immer durstigen Offiziere erfolglos blieben, wendete das Schiff, fuhr den selben Kurs zurück und fand ihn wunderbarerweise noch lebend im Wasser treibend. Im Nordatlantik hätte er keine zehn Minuten überlebt. Einen "Zweiten Steward" hätte man ohne weiteres absaufen lassen. Ein kleiner Zwischenfall, der bei schwerer See böse Folgen hätte haben können: Das gewohnte Brummen und die leichten Vibrationen der 10.000 PS-Maschine endeten abrupt. Einer der zehn Kolben hatte sich festgefressen. Der "Erste Ingenieur", dessen beste Freundin eine Flasche "Black Label" war, der Wachdienst oblag dem 2., 3., und 4. Ingenieur, geriet in Panik. Da ich gerade Mittagspause hatte, begab ich mich in den Maschinenraum, um dem Kolbenwechsel zuzusehen. Das verlief, dank ruhiger See, relativ unproblematisch. Mit einer Laufkatze wurde der kaputte Kolben herausgezogen und der neue millimetergenau eingepasst. Bei hohem Wellen- gang wäre das wahrscheinlich nicht gelungen. Das Schiff wäre, mangels Antrieb, steuerlos geworden, hätte sich quergelegt und wäre gekentert. Wie erleichtert waren wir, als wir wieder das vertraute Geräusch des Schiffsdiesels hörten! Zuerst die Pressluft, die die Maschine startet und wenige Sekunden später das zufriedene Brummen der Maschine. Wenige Tage später sahen wir am Horizont silbrig die Ostküste Brasiliens schimmern. Wir fanden auch noch selben Tages einen Ankerplatz im Hafen Bahias mit seinen wunder- schönen Häusern aus der Kolonialzeit, doch so richtig lustig sollte es erst in den weiter südlich gelegenen Häfen werden... Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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