
Adidas evil eye optisch
08.10.13 07:00 41.5222013-10-08T07:00:00+00:00Text: Erwin HaidenFotos: Erwin Haiden, Ralf Hauser, Ingrid Ziechert, Sterling Lorence, Dan MilnerOptisch optimiert: Adidas Eyewear ist seit dem Vorjahr um eine Produktpalette reicher: Sportbrillen mit Direktverglasung. Der fehlsichtigste aller Bikeboard-Redakteure hat getestet.08.10.13 07:00 41.5242013-10-08T07:00:00+00:00Adidas evil eye optisch
08.10.13 07:00 41.5242013-10-08T07:00:00+00:0057 Kommentare Erwin Haiden Erwin Haiden, Ralf Hauser, Ingrid Ziechert, Sterling Lorence, Dan MilnerOptisch optimiert: Adidas Eyewear ist seit dem Vorjahr um eine Produktpalette reicher: Sportbrillen mit Direktverglasung. Der fehlsichtigste aller Bikeboard-Redakteure hat getestet.08.10.13 07:00 41.5242013-10-08T07:00:00+00:00Beim Radfahren geht nichts über gute Sicht; speziell im Herbst, da sich in nebelig-trüber Dauerdämmerung letzte Laubberge mit ersten Schneeflocken als matschiger Bodensatz über Wurzeln, Steine oder auch Bodenmarkierungen legen. Fehlsichtige Radsportler haben es bei diesen Wetterbedingungen oft doppelt schwer: Ihre Sportbrillen beschlagen, wenn mit einem Clip-in versehen, schneller, ihre normalen Brillen sind Dreck, Zugluft und UV-Strahlung nicht gewachsen, ihre Linsen sind anfällig für Staub oder Austrocknung und damit schlechten Sitz.
In einer Redaktion voller Blindschleichen (gemeinsam kommen wir auf 19,25 Dioptrien) fiel deshalb die Ankündigung von Adidas Eyewear, künftig beinahe alle Sportbrillen auch mit Direktverglasung anzubieten, auf fruchtbaren Boden. NoSane hat die neue Technologie in der Praxis getestet.
Mein Körper ist eine Baustelle
Ein Beispiel von mehreren: Seit mich vor einigen Jahren eine Gräser-Allergie heimsuchte, bin ich statt mit Kontaktlinsen wieder vorzugsweise mit Nasenfahrrad unterwegs. Ich kann meiner Sehschwäche jedoch durchaus etwas abgewinnen, denn nichts ist leichter, als mit einer Brille sein Äußeres zu verändern. Und da ich ansonsten weder Uhren noch Schmuck trage, habe ich mir über die Jahre eine kleine Brillensammlung angeeignet.
Was allerdings meine Sportbrillen angeht, war diese Sammlung bis dato eine mit vielen Kompromissen. Mit Clip-Lösungen wurde ich nie richtig glücklich, meine direkt verglasten Modelle waren mehr konventionelle Sonnenbrillen denn Sportbrillen. Was auf Hochtouren am Gletscher kaum ein Problem darstellt, ist am Bike durch das eingeschränkte Sichtfeld und die fehlende Funktionalität oft hinderlich bis gefährlich. Details an den Augenwinkeln werden entweder durch den Rahmen verdeckt oder durch das Glas verzerrt. Die mögliche Folge: a Brez'n.
Am Mountainbike war ich deshalb zuletzt meist mit Kontaktlinsen und einer Adidas Evil Eye Halfrim unterwegs. Das 2010 präsentierte Halbrahmenmodell hat mit großem Sichtfeld, eingeschränkt nur oben durch den Bügel, der in meinem Fall aber vom Helm überragt wird, scharfen Konturen und natürlichem Farbempfinden mein Herz erobert.
Nun hat sich in den letzten Jahren in diesem Bereich viel getan, und seit Ende 2012 ist auch die von Silhouette in Linz gefertigte Adidas Eyewear mit Direkt- bzw. Adapterverglasung erhältlich. Mein Favorit und etliche weitere Sportbrillen mit Halb- oder Vollrahmen sind seither mit den bewährten LST-Filtern und optisch geschliffenen Gläsern zu haben. Möglich wird das durch eine Kooperation mit der Firma Shamir Optics.
Durch komplexe Berechnung des Schliffs (bis zu 210.000 von Dioptrien und Augenstellung abhängige Bildpunkte) werden auch stark gebogene Gläser korrekt und verzerrungsfrei produziert, genauer: per 3D-Fräse aus einer mit den LST-Filtern verschmolzenen Polycarbonat-Scheibe gefräst. Die Bandbreite reicht von -4,0 bis +4,0 Dioptrien, auch Gleitsichtgläser sind möglich.
Mit diesem Wissen machte ich mich auf den Weg zu Roland Bischel in Traiskirchen – dem Optiker meiner Wahl. Ausführlich beraten und vermessen, erhielt ich wenige Wochen später meine neue Brille.
Das Ergebnis beeindruckt vor allem im Vergleich zu älteren optischen Sportbrillen. Das Blickfeld ist mit dem Tragen von Kontaktlinsen zu vergleichen – mit allen Vorteilen, die eine Sportbrille bietet. Die Filter lassen sich mit einem Handgriff gegen konventionelle Gläser mit verschiedensten Filtern tauschen. Dazu kommen Verstellmöglichkeiten an Nasenauflage und Bügelscharnier, sowie spezielle Bügel für einen komfortablen Sitz ohne Verrutschen.
Bereits nach einigen Touren und schnellen Waldabfahrten wollte ich diese neue Lösung nicht mehr missen. Kein Austrocknen von Kontaktlinsen, kein eingeschränktes Sichtfeld durch unnötige Rahmen oder starke Verzerrungen im Augenwinkel, universelle Verwendbarkeit durch Wahl einer nicht zu stark getönten Scheibe. Kurzum: I like!
Hannes Slavik, 4Cross/BMX-Profi mit Sehschwäche
Wie schlecht siehst du genau?
Im Moment bin ich auf beiden Augen 2 Dioptrien kurzsichtig. Das hält sich relativ stabil.
Welche optischen Korrekturen hast du schon probiert?
Ich war von Anfang an mit Kontaktlinsen unterwegs, denn selbst mit -0,5 Dioptrien wäre ich nie auf die Idee gekommen, mein Bike ohne Sichtkorrektur zu bewegen. In letzter Zeit greife ich im Training auch immer wieder auf die Sportbrille zurück. Clips habe ich aufgrund des eingeschränkten Sichtfelds auch im Training nie probiert. Im 4X ist das periphere Sehen sehr wichtig, um die Gegner im Augenwinkel wahrzunehmen.
Hast du aus optischen Gründen schon mal einen Bewerb vergeigt?
Im Training verrutscht schon mal eine Kontaktlinse oder trocknet aus. Im Rennen ist das glücklicherweise noch nie passiert. Die Goggles sind so etwas wie ein Heiligtum, die bis zum Start vor Regen und Schmutz geschützt und extrem gepflegt werden. Schlechte Sicht kann schnell rennentscheidend werden.
Welche Anforderungen hast du an deine Brillen?
Meine Wettkampf-Goggles sind Schutz und Unterstützung fürs Auge bei verschiedensten Witterungsbedingungen. Im privaten Bereich und Training sind auch Design und Style entscheidend. Eine Brille soll nicht nur ihren Zweck erfüllen sondern auch gefallen, damit ich sie entsprechend gerne aufsetze.
Optische Sportbrillen | |
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Variante 1: Optik-Clip | |
+ | am weitesten verbreitet |
+ | mit unterschiedlichen Gläsern und Rahmen kombinierbar |
- | liegt sehr nahe am Auge |
- | Gefahr von Verschmutzungen und Beschlagen |
- | nur bedingt sexy |
Variante 2: Direktverglasung | |
+ | größtmögliches Sichtfeld |
+ | keine Verzerrungen |
+ | sexy Optik |
- | nicht immer sind Gläser tauschbar |
- | teurer als Clip |
Auch Oakley, Rudy Project, Glorify und einige andere Hersteller bieten Direktschliff an. Rudy Project bietet z.B. mit der Impact RX Technologie optische Direktverglasung mit unzerbrechlichen, selbsttönenden Gläsern an. Vollrahmen-Modelle lassen sich viele optisch verglasen, bei Halbrahmen-Modellen ist es technisch etwas schwieriger. Modernste Fertigungsverfahren garantieren ein einwandfreies Bild auch im peripheren Sichtfeld. Störende Verzerrungen am äußeren Bereich der Gläser gehören damit der Vergangenheit an. Der korrigierbare Bereich reicht meist von +4 bis -4 Dioptrien.
Aufgrund der notwendigen komplexen Messungen und der generell großen Qualitätsbandbreite bei Filtern und Schliff ist vor dem Kauf eine Beratung beim Sport-Optiker des Vertrauens unbedingt zu empfehlen.
Preis
Am günstigsten sind Clip-Lösungen (ca. 100 Euro exkl. Brille), die aber durch insgesamt vier optische Flächen (je zwei an Außen- und Clip-Gläsern) viele Nachteile haben. Direkt geschliffene Gläser sind im Regelfall teurer, aber qualitativ deutlich über den Clips angesiedelt. Die Evil Eye Halfrim Pro liegt beispielsweise mit -3 dpt bei 439 Euro (Brille solo € 219,-).