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Kuota KY XX im Test

Langzeittest des MTB Flaggschiffs von Kuota, DT Swiss Tricon Laufrädern und der SRAM XX-Gruppe
Text: Erwin Haiden Fotos: Erwin Haiden

Die Mischung

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Edle Teile von DT Swiss und SRAM

Wiener Neustadt, Frühjahr 2010 - Der Turm aus Schachteln wächst, die Spannung steigt, bis eines Tages alle Komponenten schön verpackt vor mir liegen - bereit um in einem Langzeittest ein wenig hergeritten, abgenutzt und danach inspiziert zu werden.

Jedes Teil des Turms bringt die Augen zum Leuchten. Angefangen beim edlen Ritchey Carbon Superlogic 10 Grad-Lenker samt Vorbau, der FOX Forx 32 RL Gabel, dem Selle Italia SLR Sattel, den Vredestein Black Panther XTrac Renngummis, den Crankbrother Eggebater Pedalen, dem Garmin Edge 500 bis hin zu den Highlights dieser Kombination: Der neuen SRAM XX Gruppe (2x10 Gänge), den DT-Swiss Tricon XM1550 Laufrädern mit weißen Speichen und natürlich dem neuen Kuota KY, dem MTB Flaggschiff der Carbon-Edelschmiede.

Was danach folgt ist Lego-Technik für Erwachsene. Dabei kann sich jeder Fehler in der Bestellung fatal auf die Einsatzbereitschaft auswirken. GXP oder BB30? Centerlock oder Sechsloch? Steckachse oder Schnellspanner? Hat man seinen Weg durch die Vielzahl verschiedener Standards gefunden, ist das entscheidende Werkzeug, der beste Freund zur Montage eines Carbon-Bikes der Drehmomentschlüssel. Zu fest angezogene Schrauben können fatale Auswirkungen haben. Wer sich hier seiner Mission nicht zu 100% sicher ist, sollte lieber den Fachmann werken lassen.

  • DT Swiss Tricon mit CenterlockDT Swiss Tricon mit Centerlock
    DT Swiss Tricon mit Centerlock
    DT Swiss Tricon mit Centerlock
  • Ritchey SuperLogic Carbon Flat 10DRitchey SuperLogic Carbon Flat 10D
    Ritchey SuperLogic Carbon Flat 10D
    Ritchey SuperLogic Carbon Flat 10D
  • SRAM XX Ritzel aus einem GussSRAM XX Ritzel aus einem Guss
    SRAM XX Ritzel aus einem Guss
    SRAM XX Ritzel aus einem Guss
  • Eggbeater PedaleEggbeater Pedale
    Eggbeater Pedale
    Eggbeater Pedale

Tage als Schrauber

Selberschrauber können in den Hochs und Tiefs der Montage inzwischen die Qualität des verbauten Materials erfahren. Die Kassette der XX Gruppe, die neun Stunden lang aus einem Block CNC-gefräst wird oder die Tricon Laufräder für Schlauchlosreifen, mit der innovativen Verbindung zwischen Speichen und Felge. Am Rahmen fallen auf den ersten Blick der neue, im Vergleich zur Charakternase des Vorgängers, konservative Steuersatz und der fließende Übergang vom Hinterbau ins Oberrohr auf. Die bullige Geometrie ist eine Mischung aus feschen Rundungen mit selbstbewussten Ecken und Kanten.

In genau berechneten, differenzierten Lagen und Bahnen aus Nano Technology Carbonfaser, in Monocoque Struktur gefertigt, drückt Kuota das Rahmengewicht auf 1280g (Large). Statt normalen Schläuchen gibt’s für die Gummis eine Tubeless-Lösung mit Fetisch-Latex-Milch. Das spart Gewicht und sorgt für gute Pannensicherheit. Gibt unterm Strich etwas über 9,3 kg auf der Waage (ohne Pedale).

Entscheidend für den perfekten Sitz des Komplettarrangements ist die richtige Sitzposition und Abstimmung des Bikes. Den Luftdruck in der Federgabel kann man mit einer Gabelpumpe und dem Datenblatt der Gabel auf das richtige Körpergewicht einstellen, und dank einfach verstellbarer Zugstufe am Gabelkopf lässt sich auch das Ausfedern optimieren (so, dass der Reifen nach plötzlichem Loslassen der eingefederten Gabel gerade nicht vom Boden abhebt).

  • Schutz bei ChainsucksSchutz bei Chainsucks
    Schutz bei Chainsucks
    Schutz bei Chainsucks
  • fesche Rundungenfesche Rundungen
    fesche Rundungen
    fesche Rundungen
  • markante Kantenmarkante Kanten
    markante Kanten
    markante Kanten
  • ergonomischergonomisch
    ergonomisch
    ergonomisch

Die ersten Meter

Nach der gewissenhaften Montage geht’s zum ersten Mal ab auf den City-Trail, vorbei an der FHWN, über Gehsteigkanten in die Schottergrube. Sofort wird klar auf welche Kundengruppe dieses Bike abzielt. Es ist ein Cross-Country Racer wie er im Buche steht. Für den Renneinsatz gebaut, knallhart, schnell, nichts für Weicheier – und so kommt es, wie es kommen muss.

  • schönschön
    schön
    schön
  • edeledel
    edel
    edel
  • praktischpraktisch
    praktisch
    praktisch
  • obenoben
    oben
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  • knackigknackig
    knackig
    knackig

Die erste Tour

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In den Wäldern Kroatiens, wo sich Fuchs und Hase, Bär und Wolf gute Nacht sagen schraube ich mich Meter um Meter auf Schotterpisten höher. Mischwald wechselt in Kiefernwälder und die Landschaft wird zunehmend karger. Die Strecke erinnert an meine Hausrunde in den Wäldern südlich von Wien. Immer wieder steilere Rampen die mich zwingen unter Last zu schalten, kein Problem für die XX, mehr Problem für meine Oberschenkel. Oberhalb der Baumgrenze dann ein Auf- und Ab. Knackig fetzen die Gänge rein, der Hinterbau scheint sich keinen Millimeter zu bewegen, der Lenker liegt angenehm komfortabel in der Hand. Es wird dunkel. Ich trete den Heimweg an, öffne den Lockout der Gabel. Über herrliche Trails und kleine Felsstufen, abgeschliffen von Wind, Wasser und Eis geht es hinab in die Wälder.

Das erste Rennen

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Noch dunkler ist es hier drinnen. Ich bleibe kurz stehen, nehme die Sonnenbrille ab, und dann haben sie mich entdeckt. Ein paar Tieraugen aus der Dunkelheit, zähnefletschend beobachten sie mich. Kalter Schauer läuft mir über den Rücken - Angst.

Ich muss weg von hier, reiße am Ritchey Lenker, die Füße auf den Eggbeater Pedalen müssen mir jetzt meine Eier retten. Ich bin am Limit. Schneller schaffe ich es mit meinem Mut nicht. Während das Hinterrad über die Wurzeln tanzt, arbeitet die FOX 32 präzise und schnell. Mit kleinen Sprüngen, Vredestein über Stein und harten Bremsmanövern fordere ich die Tricon-Laufräder. Das Vertrauen ins Material wächst. Das Gelände wird steiler, in den engen Kehren dieses Trails muss die Gabel noch einmal zeigen was sie kann. Enormer Druck lastet auf Vorderreifen und Gabel beim Versetzen des Hinterrads, sie schlucken alles ohne mit der Speiche zu zucken. Schatten tanzen hinter mir und ich höre meine Gegner hechelnd näher kommen. Hoffentlich wird das Gelände bald flacher! Wann ist dieser Wald endlich zu Ende? Die Radien werden weiter. Die Kiefernnadeln am Boden sind meine Freunde. Das ABS-Spiel mit der gut dosierbaren XX-Hinterradbremse lässt mich kurz vergessen, warum ich mich aus dem Staub mache. Die XTrac Reifen rutschen kontrolliert wie Tourenschi auf Firn über den weichen Nadelboden. Der Wald ist zu Ende. Vor mir breitet sich das Meer aus. Die letzten hellen Flecken um mich sind die Wolken, die von der untergegangenen Sonne rot-orange gefärbt werden. Ich drehe mich um. Bin ich entkommen?

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Was war das? Die letzten Meter auf Asphalt bringen mich ans Meer. Bei einem verdienten Bier an der Strandbar trinke ich auf die Hunde, oder die Wölfe, oder nur meine Einbildung? Dem Bier ist's egal, mir ebenso! Immer wieder streifen die Blicke von Passanten das Kuota, die Blicke vom coolsten Mädl am Strand die meinen. Ich kenne sie - das KY und das Mädl.

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Im Bikepark

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Eingesprungener Zungenbeisser
(Foto: Tom Tittmann, soq.de)

Bischofsmais - Geißkopf - 8. Oktober 2010: Adidas Eyewear präsentiert die neue evil eye halfrim pro, von der wir an anderer Stelle noch ausführlicher berichten werden, und stellt gleichzeitig ein neues Konzept von Bikepark-Trails vor. Mehr dazu demnächst online und in einer der nächsten Bike-Österreich-Ausgaben.

Kurz zusammengefasst sind die neuen Flow Country Tails einfache, flache Mountainbikestrecken in Bikeparks auf denen sowohl blutige (MTB-) Anfänger, als auch geübte Freerider ihren Spaß haben sollen. Je nach Mut und Tempo geht die Skala von "Genüsslich durch den Wald fahren und Blätter zählen" bis hin zu "Am Limit durch die Kurve kratzen und bei jeder Welle ordentlich abheben".

Für mich genau die richtige Voraussetzung um den Trail auf Hardtailtauglichkeit und das Hardtail auf Trailtauglichkeit zu prüfen. Das Ergebnis: Beides passt super zusammen. Die Sattelstütze versenkt, kann man's richtig krachen lassen. Der Untergrund ist gerade so weich, dass man in den Anliegern selbst mit 3bar und Crosscountry-Reifen keine bösen Überraschungen fürchten muss. Das KY bleibt sehr neutral und hat auf diesem speziellen Trail dank Gewicht, Antrittsperformance und Wendigkeit einen echten Vorteil gegenüber mächtigen Freeride- und Downhill-Waffen. Im direkten Vergleich zum UMF Freddy die bessere Wahl auf diesem speziellen Trail. Auf der Freeride- und Downhillstrecke am Geißkopf sieht die Sache freilich wieder anders aus.

SRAM XX Fazit

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Ich bin begeistert und verunsichert zugleich. Die XX am Bike ist wie gute Beziehung. Man muss sie sich zuerst verdienen und danach immer wieder pflegen, um für immer glücklich zu sein. Also wie lautet das Fazit? Fragen wir zwei alte Bekannte.

Henry Jekyll auf meiner linken Schulter sagt, sie ist heiss, ein Highlight am MTB-Schaltungssektor 2010: "Die meiste Zeit eiern wir doch zwischen 15 und 30km/h durch die Gegend - und das mit 27 oder 30 Gängen? Lächerlich! Das ist wie ein 6-Gang Moped mit Topspeed 40km/h. Mit der XX bekommst du 2-fach Rennradfeeling am Mountainbike, ohne Chainsucks, ohne Ketttenflattern knackig zu schalten, leicht, ergonomisch! Die Position der Schalthebel ist der Hammer und verschwende ja keine Gedanken mehr an irgendeinen Kettenverlauf. Du musst einfach nur hinhalten und schalten. ENDE"

Edward Hyde auf meiner rechten Schulter ist der Meinung, ich kann mir das nicht leisten. Weder finanziell noch konditionell: "Elend verhungern wirst du am Waldbachsteig. Und wenn die Kollegen bei 45 am Tacho gemütlich in den 30sten schalten, fliegen bei dir die Sicherungen und Kniescheiben. Wenn's gatscht, dann bist du mit der 10-fach hinten im Nachteil und musst nach jeder Ausfahrt ordentlich putzen."

+ Präzision
+ Ergonomie
+ Gewicht
+ Optik
- Bandbreite der Gänge
- Pflegeintensiver
- Preis

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KUOTA KY Fazit

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Langsam aber stetig mischt Kuota mehr und mehr auch den Mountainbike-Sektor auf. War das KUP Fully ein erster Versuch auch im MTB Segment Fuß zu fassen, stehen mit KY, KOR und KOR Alloy mittlerweile drei verschiedene Komplett-Bikes von 1.699,- bis an die 5000,- EUR bereit für Kunden, die kein 08/15 Mountainbike suchen. Das KY XX ist ein Crosscountry- und Marathon-Hardtail für den Renneinsatz. Ein kompromissloses Gerät, das mir im letzten halben Jahr extremen Spaß bereitet und keine Schwächen gezeigt hat, vom Slalom auf weichem Nadelboden über schnelle und ruppige Abfahrten auf ausgewaschenen Wegen genauso wie auf langsamen und steilen Trial-Passagen. Selbst im Bikepark (am EvilEye Flow Country Trail in Bischofsmais) machte das KY in Kombination mit der FOX-Gabel mächtig Spaß in den Anliegern und über kleinere Sprünge.

+ Eisdielenfaktor: 9,4
+ Racefaktor: 8,6
+ Verarbeitungsfaktor 9,1
- Tourenfaktor: 5,3

DT Swiss Tricon XM 1550 Fazit

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Wegen dem Eisdielenfaktor warat's: Die Tricon sehen einfach edel aus, von A-Z. Dazu die robuste und innovative Technik. Knapp 2000km sind sie bis dato im Einsatz, über Wurzel- und Felsabfahrten habe ich sie geprügelt, ohne auch nur den geringsten Eindruck auf die Teile hinterlassen zu haben. Am Vorgängermodell, dem Kuota KUP waren DT Swiss Laufräder drei Jahre lang im Einsatz, im Regen, in tiefem Matsch und sengender Hitze, ohne je einmal gewartet geworden zu sein. Die Tricon machen dabei einen mindestens ebenso stabilen Eindruck - und so werden sie noch lange auf unseren Testgeräten im Einsatz bleiben.

Ritchey Carbon Superlogic Fazit

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Der SuperLogic 10D Flat Mountain Lenker sieht nicht nur schnittig aus, er fährt sich angenehm entspannt wie ein Riser-Lenker, ohne dabei die sportliche Sitzposition, die nur ein flacher Lenker ermöglicht, zu gefährden. Der Lenker fühlt sich vom ersten Aufsteigen an vertraut und komfortabel an. Auch nach sehr langen Ausfahrten schmerzen die Hände nicht und das Bedürfnis nach Barends ist dahin.

Bei Carbon-Lenkern besonders wichtig: Nie ohne Drehmomentschlüssel!

Garmin Edge 500 Fazit

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Ich liebe ihn - als Radumfangeinmaleinsteller, als Tachoresetvergesser, als Senderbatterienietauscher, als Fahrradtachomenünichtversteher, als Höheniekalibrierer, als 2RadChaot, ich steh auf das Teil.

Noch nie war ein Fahrradcomputer unkomplizierter. Draufmontieren, einschalten, fertig - und er weiß mehr als alle: Geschwindigkeit, Position, Höhe, Puls, Watt und alles, was sich daraus berechnen lässt.

Vredestein Black Panther XTrac Tubeless Fazit

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Ein Race-Gummi und guter Allrounder - dank Fetisch-Latex-Milch auf der DT Swiss Felge ohne Schlauch zu fahren - zuverlässig - leicht - schnell - liebt Nadelwälder, Wurzeln und Fels - mag weniger tiefen Schotter.

Die Tubeless-Milch ist eine sehr leichte und pannensichere Lösung, solange die Milch im Reifen noch flüssig ist. Zwar gibt es auch danach keine Probleme mit der Dichtheit, bei Pannen allerdings hilft bei eingetrockneter Milch nur mehr ein Reserveschlauch: Der sollte allerdings zur Standard-Ausrüstung auf Touren gehören. Wer auch Nummer sicher gehen möchte, sollte einfach 2-3x pro Jahr die Tubeless-Milch erneuern. Das mitunter sehr schwierige, kraftaufwändige Aufziehen von reinen Tubelessreifen ist übrigens mit dieser Lösung kein Thema.

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Das nächste Rennen (jetzt aber richtig)

Nachdem mein letzter Cross-Country-Einsatz schon einige Jahre zurück liegt, das KY aber förmlich nach einem Rennen schreit, jedes Mal, wenn ich zu Hause die Tür vom Kuota-Raum öffne, werde ich mich mental schon mal auf den nächsten "Duke of Trash" vorbereiten ;)

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