Evil_Jason Geschrieben 6. Januar 2009 Teilen Geschrieben 6. Januar 2009 Hui, da habe ich aber eine Menge nach zu lesen gehabt. Echt toll Hans & Pepi:toll: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
ManWithoutPlan Geschrieben 7. Januar 2009 Teilen Geschrieben 7. Januar 2009 Lieber Hans, wie auch andere Poster hier möchte ich dir für deine Erzählungen danken. Ich finde sie hochinteressant (zudem halte ich den von dir verwendeten Schreibstil für genau richtig) und lese sie mit großem Interesse. Bitte weiter so! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Chris64 Geschrieben 7. Januar 2009 Teilen Geschrieben 7. Januar 2009 Mark Twain: "...eigentümliche Länge der deutschen Wörter. Einige sind so lang, daß sie sogar Perspektive haben. ... Bei einiger Phantasie sieht man auch die Fahnen und hört die Musikkapellen. Sie geben dem friedlichsten Gegenstand einen Ruck ins Kriegerische." Und dabei ist Deutsch eine flektierende Sprache, schauts euch mal die agglutinierenden Sprachen an, wie Ungarisch oder Finnisch, da kommen erst so die richtigen Wortmonster heran! Da fragt man sich, was Mark Twain erst im Hinblick auf das Finnische und Ungarische gesehen hätte. Es ist ein bissl lächerlich, etwas Kriegerisches darin zu sehen, nur weil etwas angeblich typisch deutsch ist. Auch wenn man Mark Twain heißt. Dem Buchdrucker seine Gschichten sind wie immer 1A! Ich bin aber trotzdem froh, dass ich solche Sachen wie Strebersdorf nicht erlebt habe. Das ist halt die Gnade der späten Geburt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
shroeder Geschrieben 7. Januar 2009 Teilen Geschrieben 7. Januar 2009 Da fragt man sich, was Mark Twain erst im Hinblick auf das Finnische und Ungarische gesehen hätte. Es ist ein bissl lächerlich, etwas Kriegerisches darin zu sehen, nur weil etwas angeblich typisch deutsch ist. Auch wenn man Mark Twain heißt. Dem Buchdrucker seine Gschichten sind wie immer 1A! Ich bin aber trotzdem froh, dass ich solche Sachen wie Strebersdorf nicht erlebt habe. Das ist halt die Gnade der späten Geburt. nana, das hat ja nix mit typischem deutschtum zu tun, sondern der für andersprachige besonders hart wirkenden aussprache, dazu die assoziation fahnen und blasmusik (marschmusik), ich find den gedankengang sehr plausibel sogar... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
steve4u Geschrieben 7. Januar 2009 Teilen Geschrieben 7. Januar 2009 nana, das hat ja nix mit typischem deutschtum zu tun, sondern der für andersprachige besonders hart wirkenden aussprache, dazu die assoziation fahnen und blasmusik (marschmusik), ich find den gedankengang sehr plausibel sogar... Und Mark Twain hatte halt auch noch das Wilhelminische Deutschland vor Augen: Pickelhauben, Marschmusik und Preussentum, war halt die Zeit damals! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Chris64 Geschrieben 7. Januar 2009 Teilen Geschrieben 7. Januar 2009 nana, das hat ja nix mit typischem deutschtum zu tun, sondern der für andersprachige besonders hart wirkenden aussprache, dazu die assoziation fahnen und blasmusik (marschmusik), ich find den gedankengang sehr plausibel sogar... Nageh, ich net, ich glaub der Mark Twain hat ein bissl zu viele Militärparaden über die Medien reingekriegt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
shroeder Geschrieben 7. Januar 2009 Teilen Geschrieben 7. Januar 2009 Nageh, ich net, ich glaub der Mark Twain hat ein bissl zu viele Militärparaden über die Medien reingekriegt. geh, sogar ottos faschingsmarschverarsche strahlt mehr militarismus aus als full metal jacket im directors cut... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 10. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 10. Januar 2009 Liebe Boardies, es freut mich, dass Euch meine Geschichtlein gefallen, das Langzeitgedächtnis funktioniert noch einigermaßen, was, und ob ich vorgestern etwas gegessen habe, entzieht sich meiner Kenntnis. (Oder wisst Ihr noch auf den Tag genau, wann Ihr das letzte Mal euer Rad geputzt habt!?). Rio de Janeiro: Ein Hafen, der ob seiner Schönheit gerühmt wird. Es war zwar schon das Gefühl, mitten in eine Bildpostkarte einzulaufen (Zuckerhut), aber das sind vorgeprägte Klischees. Dieses Gefühl hatte ich auch, als ich ein Jahr später in den Hafen von New York einlief und das erste Mal die Freiheitsstatue sah. Die Lokale an der Copa Cabana konnte ich mir sowieso nicht leisten und ein Besuch in den nahegelegenen Favellas war für einen Gringo auch nicht gerade gesundheitsförderlich. Die Mädels am Strand haben wirklich eine gute Figur, vorausge- setzt, man mag fette Ärsche. Der Steward der Unteroffiziersmesse, der schon in Hamburg ein abweisendes Verhalten an den Tag legte, als er die Planken des Schiffes betrat, segelte in Rio achteraus. (Das heißt, er brach den Heuervertrag, in dem er sich verpflichtete, erst in dem Hafen abzuheuern, in dem er angeheuert hatte). Ich fand in seiner Kabine einen Koffer vollgestopft mit alten Zeitungen, ein Beweis, dass er schon in Hamburg die Absicht hatte, in Übersee zu verschwinden. Es ist am Seeweg nicht allzuweit von Rio nach Santos. Kaum hatten wir festgemacht, sah ich schon zwei Polizisten, die, den abtrünnigen Steward in der Mitte, versuchten, ihn an Bord zu bringen. Der Käptn weigerte sich, ihn wieder an Bord zu nehmen, was ihm aber nichts nützte. Er war verpflichtet (welch garstig Wort), laut Heuervertrag den Flüchtling wieder nach Deutschland zu befördern! Er hatte alsbald eine eigene Kabine, die eher nach Einzelhaft aussah, bekam drei Mal täglich etwas zu "speisen", war aber, so seltsam sich das anhören mag: "Zahlender Passagier". Das bedeutete, dass, wo auch immer in Europa er sich aufhielt, der`ausstehende Betrag (per Interpol) eingefordert werden konnte. Santos: Damals der größte Kaffeehafen der Welt. Möglich,-aber sicher der Irrste. Diese Stadt erinnerte mich an Klondike, wo Dagobert Duck seinen ersten Goldtaler fand. (Berichtigungen werden ohne Widerspruch akzeptiert). Mindestens fünfzig Lokale in einer Straße, die parallel zum Hafen verlief, in jedem dieser Lokale Livemusik, dazu 15-17jährige Chicas, die, angesichts eines Europäers, jegliche etwaige noch vorhandene moralische Schranken fallen ließen. Miniröcke, die eigentlich nur aus einem Gürtel bestanden, und darunter KEIN Slip, welcher Umstand auch noch exzessiv demonstriert wurde. Wenn dann, wie ich und hunderte andere Seeleute, das zu Gesicht bekamen, brannten alle Sicherungen durch. Hatte man aber unter den Schönheiten eine auserwählt, blieb diese auch tatsächlich treu. Zumindest für die Schiffsliegezeit. Zwischenbemerkung: ALLES kostete damals 5000 Cruzeiros, dh fünf DM, umgerechnet damals 30 Schilling. ZB eine Flasche Bacardi mit einer großen Flasche Cocacola, ein Taxi, ein Kino- oder Restaurantbesuch oder ein Mädchen. Diese Chicas gaben dir aber, nicht so wie in Europa (Portugal ausgenommen), nicht das Gefühl, mit einer Hure unterwegs zu sein, nein, sie waren Freundinnen, zeigten dir in ihrer bescheidenen 20 qm kleinen Behausung Fotos ihrer Eltern oder ihres Bruders, der in Sao Paolo studierte und dem sie auch Geld überwiesen und luden dich auf Bacardi ein. Natürlich hatte ich auch in Europa oder in Wien Frauen. Als Alt-68er (wer zweimal mit der selben pennt, gehört schon zum Establishment), kann ich aber leider den europäischen Frauen nur ein Armutszeugnis ausstellen, was ungehemmte Sexualität betrifft. (Ich weiß, sie können nichts dafür, es war die puritanische Erziehung, die ihren Geschlechtsgenossinen in Brasilien erspart blieb). Ausnahmen bestätigen, wie immer, die Regel. Santos: Mein Nachfolger in der Mannschaftsmesse, wurde, wie wir alle, vom "Ersten Offizier" gewarnt, beim Landgang keine feinen Klamotten zu tragen. Schon beim ersten Landgang bekam er einen Sandsack über den Kopf und er musste froh sein, dass sie ihm seine Unterhose und sein Leben ließen. Was lernen wir daraus? Zieh nur eine Unterhose an, dann kann man dir nichts mehr wegnehmen. Die Zollbeamten waren niedliche Menschen. (In Brasilien waren (oder sind noch) alle Beamten gezwungen, sich die eigene Dienstwaffe zu kaufen). Das führte dazu, dass sie der Mannschaft die Pistole zum Verkauf anboten. Um wohlfeile 100 Deutschmark konnte man so ein schrottreifes Ding erwerben. Ein Ingenieursassistent machte von diesem günstigen Anbot Gebrauch. Oje, eine Stunde später kam ein Kollege des Beamten in die Kabine, durchsuchte diese, fand die Waffe, beschlagnahmte sie und verhängte eine Verwaltungsstrafe, von der man sich aber durch das Überreichen einer oder mehrerer Flaschen Whiskies oder 100 Deutschmark retten konnte. Ein extrem hübsches Mädchen begrüßte mich bei Eintritt eines Lokals, herzte und küsste mich. Wenige Minuten später musste ich feststellen, dass meine Brieftasche gleichzeitig mit ihr verschwunden war. Darin befand sich: Zu MEINEM Leidwesen mein Reisepass und ein Foto: Ich als Säugling nackt auf einem Eisbärenfell. Zu IHREM Leidwesen befand sich darin: Kein Geld. Das hatte ich nämlich gewitzterweise woanders versteckt. Ich brauchte eine polizeiliche Diebstahlsbestätigung. Es dauerte lange, bis sich ein Offizier fand, der der englischen Sprache einigermaßen mächtig, sich bereit machte, mir diese auszustellen. Mit diesem "Dokument" , das auch der Kapitän unterschreiben musste, sollte ich noch heitere Stunden in der österreichischen Botschaft in Hamburg erleben. Der Portier nuschelte wie Hans Moser, die Sekretärin war abwesend, der Botschafter himself stellte mir handschriftlich den neuen Pass aus, mit dem ich Jahre später an den damals noch Ostblockgrenzen Schwierigkeiten bekommen sollte. Die nächste Destination war Rio Grande do Sul. Dieser Hafen liegt, wenn ich mich richtig erinnere, kurz vor der Grenze zu Uruguay und unser Pott kämpfte sich einen Fluss hoch, bis wir zu diesem obskuren Hafen gelangten, der Gott sei Dank, keine Kräne oder ähnliche Entladevorrichtungen hatte. Er lag tatsächlich mitten im Dschungel. In der Bretterbude, die sich Wirtshaus nannte, durchleuchtete eine 25-Watt Birne die Schwärze des Lokals. Eine extrem dicke Mestizin servierte lauwarmes Bier, während hinter unseren Rücken handtellergroße Spinnen ihr Begattungsritual vollführten. Sehr froh war ich wenige Tage später, dass es, wie ich hörte, nach Buenos Aires gehen sollte. Wir hatten schon alle den Fragebogen für die Einreise ausgefüllt, in dem so seltsame Fragen vorkamen, wie: "Sabe leer?" Kann falsch sein, OK, aber es bedeutet: "Können sie lesen?" Welch sinnlose Frage! Kann jemand nicht lesen, kann er ja diese Frage auch nicht lesen! Die Rettung war ein Funkspruch der Reederei in Hamburg. Wir fuhren dieselbe Strecke der Ostküste Brasiliens wieder zurück und des Trippers war kein Ende, lehnten doch alle diese entzückenden Chicas die Kondome, die wir von der Reederei gratis zur Verfügung (oder zur Verfickung) beigestellt bekamen ab, mit der plausiblen Begründung: "Da spür ich ja nichts mehr". Meine Wenigkeit litt unter dieser, wie man um die vorletzte Jahrhundertwende zu sagen pflegte, "Kavalierskrankheit" 13 Mal, musste mich aber nicht, wie der Rest der Mannschaft bei dem "Dritten Offizier" in einer langen Schlange anstellen, um eine Spritze abzubekommen, sondern erhielt das Penicillin in Tablettenform. Wahrscheinlich wollte der Sani meinen Arsch nicht sehen? Wenn Euch diese Story gefallen hat, so schreibt mir bitte! Es folgt alsdann ein Geschichtlein über das verrückteste Schiff, auf dem ich je gefahren bin. Es hieß "MS Porto", und stellt alles in den Schatten. Die Reederei hieß "OPDR", das Schiff war ein wahrer Seelenverkäufer und erst auf meinen nächsten Dampfern sollte ich, weil man über mich lachte, erkennen, dass "OPDR" nichts anderes bedeutet, als: Ohne Proviant Durch Russland". Es grüßen Euch, Hans und Pepi :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Evil_Jason Geschrieben 11. Januar 2009 Teilen Geschrieben 11. Januar 2009 Wenn Euch diese Story gefallen hat, so schreibt mir bitte! Es folgt alsdann ein Geschichtlein über das verrückteste Schiff, auf dem ich je gefahren bin. Es hieß "MS Porto", und stellt alles in den Schatten. Die Reederei hieß "OPDR", das Schiff war ein wahrer Seelenverkäufer und erst auf meinen nächsten Dampfern sollte ich, weil man über mich lachte, erkennen, dass "OPDR" nichts anderes bedeutet, als: Ohne Proviant Durch Russland". Es grüßen Euch, Hans und Pepi :wink: Bin schon ganz gespannt. Hast du es schon mal mit "Bloggen" versucht?? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Niiiki Geschrieben 13. Januar 2009 Teilen Geschrieben 13. Januar 2009 Ein Hammer.... grad alles nachgelesen...... ein Jahrgang wie ich kann sowas glaub ich gar nicht mehr erleben....... Sowas kann man nur lesen um seinen trüben Alltag zu erhellen! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast Pipp0 Geschrieben 13. Januar 2009 Teilen Geschrieben 13. Januar 2009 Diese Stadt erinnerte mich an Klondike, wo Dagobert Duck seinen ersten Goldtaler fand. (Berichtigungen werden ohne Widerspruch akzeptiert). Dann muss ich wohl: er verdiente seinen ersten eigenen Kreuzer! Tolle geschichte, meine hochachtung! sehr kurzweilig. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 14. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 14. Januar 2009 Hallo liebe Boardies, hier folgt eine Fortsetzung und Nachtrag Als ich heute in der schon etwas wurmstichigen Kiste, die sich "mein Gedächtnis" nennt, herumkramte, fiel mir auf, dass ich einige Details unterschlagen hatte, zB das Thema: "Weckmatrosen". Selbige haben die undankbare Aufgabe, im Turnusdienst sowohl Offiziere als auch Mannschaft zu Dienstbeginn zu wecken. Es handelte sich dabei um ganz abgefeimte Burschen, denen nichts heilig ist und denen es auch gelingt, einen Elefantenbullen mit vier Promille im Blut noch zu einem Bauchtanz zu animieren. In der Praxis sieht das dann so aus: Der Weckmatrose zupft am Ohrläppchen. Stufe zwei: Er sagt: "He, Du hast ja ganz schwarze Füße!" Guckt man dann hin, hat er schon gesiegt. Nützt dies auch nichts, (Stufe drei), leert er etwaige noch am Tisch herumstehende Getränkereste ins Ohrsloch. Stufe vier: Er lüpft die Decke und greift brutal ins Gemächt. Wer sich dann noch immer weigert aufzustehen, hat gewonnen, allerdings wird dann dieser Tag von der Heuer abgezogen. Noch ein Detail: "Kreislaufschwäche" Man säuft im Hafen, weil es da so lustig hergeht. Man säuft auf See, weil es da so langweilig ist. Man säuft, weil alle Getränke, da zollfrei, so billig sind. Bei 95% Luftfeuchtigkeit und 38 Grad im Schatten ist das aber nicht empfehlenswert, besonders dann, wenn man pro Tag nur eine bis zwei Stunden schläft. Hundemüde wird man unsanft geweckt, trinkt zwei oder drei Stück Alsterbrause, (bei uns Radler genannt) und schwört sofort einen (Mein)eid, dass man selbigen Tages gleich nach Dienstschluss in die Heia geht. Abends (im Hafen) sieht das dann gedanklich so aus: "Ich geh`doch noch auf zwei Bier und dann sofort nachhause". Es geht schief. Man lebt ja nur ein Mal, wat solls!? Dasselbe denkt man morgens auf See, will man aber dann zu seiner Kabine, hören alle deine Schritte, werden neugierig und lugen bei der Türe raus, wer denn da kömmet. Ah! Es ist der Hans, "Hans, komm rein, nur auf ein Getränkelein"! (Meist Whisky oder Bacardi fifty-fifty gemischt mit Cola). Leider muss ich Euch mitteilen, dass, wenn kein Bacardi mehr dagewesen, ich auch schon Maschinenspiritus trank. Durchaus trinkbar, weil zollfrei und dadurch nicht mit Galläpfeln vergällt. Am dritten Tag kollabierte ich in der Pantry (Anrichte). Als ich wenig später wieder das Bewusstsein erlangte, war mein erster Gedanke, dass ich jetzt tot sei und in der Hölle. Allein der Anblick eines blauen Plastikeimers und das Geräusch des Schiffsdiesels überzeugte mich vom Gegenteil, weil mir mein Schutzengel ins Ohr flüsterte, dass es in der Hölle gar keine blauen Plastikeimer gäbe. Mühsam schleppte ich mich auf die Brücke und klagte dem Ersten Offizier mein Leid. Er hatte vollstes Verständnis, meinte ich solle mich ein wenig auf`s Ohr legen, aber am Abend wieder voll da sein. Ich dankte ihm. Letztes Detail: "DDR" Völlig vergaß ich, dass die "Neuharlingersiel", bevor sie nach Südamerika aufbrach, eine kurze Zwischenreise nach Rostock unternahm. Der Koch musste vorher von Bord gehen, da er aus dem "Werktätigen- und Bauernstaat" geflüchtet war. Wir wurden penibelst kontrolliert, außer unserer Schwanzlänge wurde alles vermessen und registriert. Die gefürchtete "Schwarze Gäng" war an Bord. Während wir aufgereiht wie Zinnsoldaten am Feueralarmdeck herumstanden, durchsuchten sie alle Kabinen, montierten sogar den Plafond ab, um mit Spiegel und Taschenlampe hineinzuleuchten um eines Flüchtlings aus dem Paradies der Zwergtätigen, nein, Werktätigen habhaft zu werden. (Bei der Ausreise). Ich selbst machte mich noch am selben Abend per Autostop auf, um das Landesinnere zu erkunden. Wie erschrocken war der mitleidige Fahrer des Trabbis, als er erfuhr, dass ich ein Westler sei. Er bat mich, einen Kilometer vor der nächstgelegenen Ortschaft auszusteigen, auf dass nicht der Schatten der STASI auf ihn falle! Zwischen einer Leichenhalle und einer DDR-Disco ist gar nicht soviel Unterschied, nur dass sich in der Disco die Leichen noch ein wenig bewegen. Es war eine Zeitreise: Die Mädels alle mit überknielangem dunkelblauem Rock und weißem Rüschenkragen, die Jungs mit lichtblaugrauem Sakko, man tanzte schweigend, auch bei Tisch fielen wenige Worte und die Zombie-Kapelle spielte die parteigenehmigten Ostblockhits, aber falsch. Leider Gottes hatte ich mir auf der dort befindliche Toilette die Hände in einem Handtuch abgetrocknet, das nicht so ganz dem entsprach, was man im Westen "frisch" nannte. Und so kam es, dass ich wenige Tage später einen mir unerklärlichen Juckreiz empfand, der so stark war, dass ich in Rotterdam die "Kliniken vor de Geslachtssieken" aufsuchte. (Für diejenigen, die des Niederländischen nicht so mächtig sind, "Geslachtssieken" bedeutet "Geschlechtskranken"). Der diensthabende Arzt, ich weiß noch heute seinen Namen, er hieß Doktor Kennedy, war sehr sympathisch und auch neugierig, hatte er doch diese Krankheit in seiner bakteriophoben sauberen Heimat, wo man Samstags mit Lauge die Gehsteige schrubbt, nicht gesehen. Mit einer Lanzette zupfte er mir einen dieser Parasiten, die sich mittlerweile auch schon in meiner Gürtelgegend angesiedelt hatten, unter der Haut hervor, legte ihn unter das Mikroskop (wohin sonst?), rief sodann noch drei Kollegen plus zehn Krankenschwestern hinzu, auf dass sie alle dieses Phänomens teilhaftig werden konnten. Außerdem begleiteten mich noch zwei Beamte der Gesundheits- politie an Bord, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, dass dieses Schiff nicht ein schwimmender Seuchenherd sei. Unverrichteter Dinge zogen sie wenig später von dannen. Das Resultat: Eine Woche Schiffsquarantäne. Ich brauchte bis Lissabon nichts arbeiten und die Speisen wurden mir, die ich in der stürmischen, aber sonnigen Biskaya im Liegestuhl verbrachte, auf einem eigenen Teller von einem Matrosen serviert. Duschen durfte ich auch nicht, sondern musste mich täglich mit einer milchigen Tinktur ganzkörperlich eincremen. Die versprochene Fortsetzung folgt auf dem Fuße (auf welchem, weiß ich noch nicht). Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 14. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 14. Januar 2009 Hallo liebe Boardies, hier folgt eine Fortsetzung und Nachtrag Als ich heute in der schon etwas wurmstichigen Kiste, die sich "mein Gedächtnis" nennt, herumkramte, fiel mir auf, dass ich einige Details unterschlagen hatte, zB das Thema: "Weckmatrosen". Selbige haben die undankbare Aufgabe, im Turnusdienst sowohl Offiziere als auch Mannschaft zu Dienstbeginn zu wecken. Es handelte sich dabei um ganz abgefeimte Burschen, denen nichts heilig ist und denen es auch gelingt, einen Elefantenbullen mit vier Promille im Blut noch zu einem Bauchtanz zu animieren. In der Praxis sieht das dann so aus: Der Weckmatrose zupft am Ohrläppchen. Stufe zwei: Er sagt: "He, Du hast ja ganz schwarze Füße!" Guckt man dann hin, hat er schon gesiegt. Nützt dies auch nichts, (Stufe drei), leert er etwaige noch am Tisch herumstehende Getränkereste ins Ohrsloch. Stufe vier: Er lüpft die Decke und greift brutal ins Gemächt. Wer sich dann noch immer weigert aufzustehen, hat gewonnen, allerdings wird dann dieser Tag von der Heuer abgezogen. Noch ein Detail: "Kreislaufschwäche" Man säuft im Hafen, weil es da so lustig hergeht. Man säuft auf See, weil es da so langweilig ist. Man säuft, weil alle Getränke, da zollfrei, so billig sind. Bei 95% Luftfeuchtigkeit und 38 Grad im Schatten ist das aber nicht empfehlenswert, besonders dann, wenn man pro Tag nur eine bis zwei Stunden schläft. Hundemüde wird man unsanft geweckt, trinkt zwei oder drei Stück Alsterbrause, (bei uns Radler genannt) und schwört sofort einen (Mein)eid, dass man selbigen Tages gleich nach Dienstschluss in die Heia geht. Abends (im Hafen) sieht das dann gedanklich so aus: "Ich geh`doch noch auf zwei Bier und dann sofort nachhause". Es geht schief. Man lebt ja nur ein Mal, wat solls!? Dasselbe denkt man morgens auf See, will man aber dann zu seiner Kabine, hören alle deine Schritte, werden neugierig und lugen bei der Türe raus, wer denn da kömmet. Ah! Es ist der Hans, "Hans, komm rein, nur auf ein Getränkelein"! (Meist Whisky oder Bacardi fifty-fifty gemischt mit Cola). Leider muss ich Euch mitteilen, dass, wenn kein Bacardi mehr dagewesen, ich auch schon Maschinenspiritus trank. Durchaus trinkbar, weil zollfrei und dadurch nicht mit Galläpfeln vergällt. Am dritten Tag kollabierte ich in der Pantry (Anrichte). Als ich wenig später wieder das Bewusstsein erlangte, war mein erster Gedanke, dass ich jetzt tot sei und in der Hölle. Allein der Anblick eines blauen Plastikeimers und das Geräusch des Schiffsdiesels überzeugte mich vom Gegenteil, weil mir mein Schutzengel ins Ohr flüsterte, dass es in der Hölle gar keine blauen Plastikeimer gäbe. Mühsam schleppte ich mich auf die Brücke und klagte dem Ersten Offizier mein Leid. Er hatte vollstes Verständnis, meinte ich solle mich ein wenig auf`s Ohr legen, aber am Abend wieder voll da sein. Ich dankte ihm. Letztes Detail: "DDR" Völlig vergaß ich, dass die "Neuharlingersiel", bevor sie nach Südamerika aufbrach, eine kurze Zwischenreise nach Rostock unternahm. Der Koch musste vorher von Bord gehen, da er aus dem "Werktätigen- und Bauernstaat" geflüchtet war. Wir wurden penibelst kontrolliert, außer unserer Schwanzlänge wurde alles vermessen und registriert. Die gefürchtete "Schwarze Gäng" war an Bord. Während wir aufgereiht wie Zinnsoldaten am Feueralarmdeck herumstanden, durchsuchten sie alle Kabinen, montierten sogar den Plafond ab, um mit Spiegel und Taschenlampe hineinzuleuchten um eines Flüchtlings aus dem Paradies der Zwergtätigen, nein, Werktätigen habhaft zu werden. (Bei der Ausreise). Ich selbst machte mich noch am selben Abend per Autostop auf, um das Landesinnere zu erkunden. Wie erschrocken war der mitleidige Fahrer des Trabbis, als er erfuhr, dass ich ein Westler sei. Er bat mich, einen Kilometer vor der nächstgelegenen Ortschaft auszusteigen, auf dass nicht der Schatten der STASI auf ihn falle! Zwischen einer Leichenhalle und einer DDR-Disco ist gar nicht soviel Unterschied, nur dass sich in der Disco die Leichen noch ein wenig bewegen. Es war eine Zeitreise: Die Mädels alle mit überknielangem dunkelblauem Rock und weißem Rüschenkragen, die Jungs mit lichtblaugrauem Sakko, man tanzte schweigend, auch bei Tisch fielen wenige Worte und die Zombie-Kapelle spielte die parteigenehmigten Ostblockhits, aber falsch. Leider Gottes hatte ich mir auf der dort befindliche Toilette die Hände in einem Handtuch abgetrocknet, das nicht so ganz dem entsprach, was man im Westen "frisch" nannte. Und so kam es, dass ich wenige Tage später einen mir unerklärlichen Juckreiz empfand, der so stark war, dass ich in Rotterdam die "Kliniken vor de Geslachtssieken" aufsuchte. (Für diejenigen, die des Niederländischen nicht so mächtig sind, "Geslachtssieken" bedeutet "Geschlechtskranken"). Der diensthabende Arzt, ich weiß noch heute seinen Namen, er hieß Doktor Kennedy, war sehr sympathisch und auch neugierig, hatte er doch diese Krankheit in seiner bakteriophoben sauberen Heimat, wo man Samstags mit Lauge die Gehsteige schrubbt, nicht gesehen. Mit einer Lanzette zupfte er mir einen dieser Parasiten, die sich mittlerweile auch schon in meiner Gürtelgegend angesiedelt hatten, unter der Haut hervor, legte ihn unter das Mikroskop (wohin sonst?), rief sodann noch drei Kollegen plus zehn Krankenschwestern hinzu, auf dass sie alle dieses Phänomens teilhaftig werden konnten. Außerdem begleiteten mich noch zwei Beamte der Gesundheits- politie an Bord, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, dass dieses Schiff nicht ein schwimmender Seuchenherd sei. Unverrichteter Dinge zogen sie wenig später von dannen. Das Resultat: Eine Woche Schiffsquarantäne. Ich brauchte bis Lissabon nichts arbeiten und die Speisen wurden mir, die ich in der stürmischen, aber sonnigen Biskaya im Liegestuhl verbrachte, auf einem eigenen Teller von einem Matrosen serviert. Duschen durfte ich auch nicht, sondern musste mich täglich mit einer milchigen Tinktur ganzkörperlich eincremen. Die versprochene Fortsetzung folgt auf dem Fuße (auf welchem, weiß ich noch nicht). Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 14. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 14. Januar 2009 Hallo liebe Boardies, hier folgt eine Fortsetzung und Nachtrag Als ich heute in der schon etwas wurmstichigen Kiste, die sich "mein Gedächtnis" nennt, herumkramte, fiel mir auf, dass ich einige Details unterschlagen hatte, zB das Thema: "Weckmatrosen". Selbige haben die undankbare Aufgabe, im Turnusdienst sowohl Offiziere als auch Mannschaft zu Dienstbeginn zu wecken. Es handelte sich dabei um ganz abgefeimte Burschen, denen nichts heilig ist und denen es auch gelingt, einen Elefantenbullen mit vier Promille im Blut noch zu einem Bauchtanz zu animieren. In der Praxis sieht das dann so aus: Der Weckmatrose zupft am Ohrläppchen. Stufe zwei: Er sagt: "He, Du hast ja ganz schwarze Füße!" Guckt man dann hin, hat er schon gesiegt. Nützt dies auch nichts, (Stufe drei), leert er etwaige noch am Tisch herumstehende Getränkereste ins Ohrsloch. Stufe vier: Er lüpft die Decke und greift brutal ins Gemächt. Wer sich dann noch immer weigert aufzustehen, hat gewonnen, allerdings wird dann dieser Tag von der Heuer abgezogen. Noch ein Detail: "Kreislaufschwäche" Man säuft im Hafen, weil es da so lustig hergeht. Man säuft auf See, weil es da so langweilig ist. Man säuft, weil alle Getränke, da zollfrei, so billig sind. Bei 95% Luftfeuchtigkeit und 38 Grad im Schatten ist das aber nicht empfehlenswert, besonders dann, wenn man pro Tag nur eine bis zwei Stunden schläft. Hundemüde wird man unsanft geweckt, trinkt zwei oder drei Stück Alsterbrause, (bei uns Radler genannt) und schwört sofort einen (Mein)eid, dass man selbigen Tages gleich nach Dienstschluss in die Heia geht. Abends (im Hafen) sieht das dann gedanklich so aus: "Ich geh`doch noch auf zwei Bier und dann sofort nachhause". Es geht schief. Man lebt ja nur ein Mal, wat solls!? Dasselbe denkt man morgens auf See, will man aber dann zu seiner Kabine, hören alle deine Schritte, werden neugierig und lugen bei der Türe raus, wer denn da kömmet. Ah! Es ist der Hans, "Hans, komm rein, nur auf ein Getränkelein"! (Meist Whisky oder Bacardi fifty-fifty gemischt mit Cola). Leider muss ich Euch mitteilen, dass, wenn kein Bacardi mehr dagewesen, ich auch schon Maschinenspiritus trank. Durchaus trinkbar, weil zollfrei und dadurch nicht mit Galläpfeln vergällt. Am dritten Tag kollabierte ich in der Pantry (Anrichte). Als ich wenig später wieder das Bewusstsein erlangte, war mein erster Gedanke, dass ich jetzt tot sei und in der Hölle. Allein der Anblick eines blauen Plastikeimers und das Geräusch des Schiffsdiesels überzeugte mich vom Gegenteil, weil mir mein Schutzengel ins Ohr flüsterte, dass es in der Hölle gar keine blauen Plastikeimer gäbe. Mühsam schleppte ich mich auf die Brücke und klagte dem Ersten Offizier mein Leid. Er hatte vollstes Verständnis, meinte ich solle mich ein wenig auf`s Ohr legen, aber am Abend wieder voll da sein. Ich dankte ihm. Letztes Detail: "DDR" Völlig vergaß ich, dass die "Neuharlingersiel", bevor sie nach Südamerika aufbrach, eine kurze Zwischenreise nach Rostock unternahm. Der Koch musste vorher von Bord gehen, da er aus dem "Werktätigen- und Bauernstaat" geflüchtet war. Wir wurden penibelst kontrolliert, außer unserer Schwanzlänge wurde alles vermessen und registriert. Die gefürchtete "Schwarze Gäng" war an Bord. Während wir aufgereiht wie Zinnsoldaten am Feueralarmdeck herumstanden, durchsuchten sie alle Kabinen, montierten sogar den Plafond ab, um mit Spiegel und Taschenlampe hineinzuleuchten um eines Flüchtlings aus dem Paradies der Zwergtätigen, nein, Werktätigen habhaft zu werden. (Bei der Ausreise). Ich selbst machte mich noch am selben Abend per Autostop auf, um das Landesinnere zu erkunden. Wie erschrocken war der mitleidige Fahrer des Trabbis, als er erfuhr, dass ich ein Westler sei. Er bat mich, einen Kilometer vor der nächstgelegenen Ortschaft auszusteigen, auf dass nicht der Schatten der STASI auf ihn falle! Zwischen einer Leichenhalle und einer DDR-Disco ist gar nicht soviel Unterschied, nur dass sich in der Disco die Leichen noch ein wenig bewegen. Es war eine Zeitreise: Die Mädels alle mit überknielangem dunkelblauem Rock und weißem Rüschenkragen, die Jungs mit lichtblaugrauem Sakko, man tanzte schweigend, auch bei Tisch fielen wenige Worte und die Zombie-Kapelle spielte die parteigenehmigten Ostblockhits, aber falsch. Leider Gottes hatte ich mir auf der dort befindliche Toilette die Hände in einem Handtuch abgetrocknet, das nicht so ganz dem entsprach, was man im Westen "frisch" nannte. Und so kam es, dass ich wenige Tage später einen mir unerklärlichen Juckreiz empfand, der so stark war, dass ich in Rotterdam die "Kliniken vor de Geslachtssieken" aufsuchte. (Für diejenigen, die des Niederländischen nicht so mächtig sind, "Geslachtssieken" bedeutet "Geschlechtskranken"). Der diensthabende Arzt, ich weiß noch heute seinen Namen, er hieß Doktor Kennedy, war sehr sympathisch und auch neugierig, hatte er doch diese Krankheit in seiner bakteriophoben sauberen Heimat, wo man Samstags mit Lauge die Gehsteige schrubbt, nicht gesehen. Mit einer Lanzette zupfte er mir einen dieser Parasiten, die sich mittlerweile auch schon in meiner Gürtelgegend angesiedelt hatten, unter der Haut hervor, legte ihn unter das Mikroskop (wohin sonst?), rief sodann noch drei Kollegen plus zehn Krankenschwestern hinzu, auf dass sie alle dieses Phänomens teilhaftig werden konnten. Außerdem begleiteten mich noch zwei Beamte der Gesundheits- politie an Bord, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, dass dieses Schiff nicht ein schwimmender Seuchenherd sei. Unverrichteter Dinge zogen sie wenig später von dannen. Das Resultat: Eine Woche Schiffsquarantäne. Ich brauchte bis Lissabon nichts arbeiten und die Speisen wurden mir, die ich in der stürmischen, aber sonnigen Biskaya im Liegestuhl verbrachte, auf einem eigenen Teller von einem Matrosen serviert. Duschen durfte ich auch nicht, sondern musste mich täglich mit einer milchigen Tinktur ganzkörperlich eincremen. Die versprochene Fortsetzung folgt auf dem Fuße (auf welchem, weiß ich noch nicht). Hans (und Pepi) :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 14. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 14. Januar 2009 Zu meinem gelindem Entsetzen muss ich feststellen, dass mein letztes Posting doppelt gemoppelt wurde. Das war nicht ich! Das war der Server oder Browser oder sonst wer. Habt Erbarmen, bitten Euch, Hans und Pepi :confused: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 14. Januar 2009 Autor Teilen Geschrieben 14. Januar 2009 Guten Morgen, liebe Boardies! Eine Fortsetzung harret Eurer. Die Rückreise von Rio Grande do Sul via Santos, Rio und San Salvador do Bahia nach Lissabon, Rotterdam und Hamburg verlief eigentlich "ereignislos", in den Häfen traf ich die selben Mägdelein, man glaubt`s ja nicht, wie die anhänglich Brasilianerinnen sein können, wenn sie jemanden ins Herz geschlossen haben. Schluchz! Der Erste Offizier namens Rindfleisch, (wie poetisch), versicherte mir, dass, wenn ich an Bord bliebe, ich vom dritten Steward zum zweiten befördert werden würde. Er meinte es gut, allein, ich lehnte ab, der Stress war mir zuviel. Es gab Besatzungsmitglieder, die, obwohl sie mehr verdienten als meine Wenigkeit, in Hamburg noch auf Grund der Vorschüsse die sie unterwegs genommen hatten, an Bord bleiben mussten, um die Schulden abzuarbeiten. Ich hatte noch etwas Geld ausbezahlt bekommen. Im Seemannsheim, es hieß "Stella Maris", konnte man in einem Achtbettzimmer um fünf DM schlafen. (Es gab auch Einzelzimmer, doch konnte ich mir diese nicht leisten). Den Rest der Heuer brachte ich, wie allgemein üblich, auf der Reeperbahn oder deren Seitengassen durch. Nach drei Tagen war ich gezwungen, mir einen neuen Dampfer zu suchen. Zu diesem Behufe begab man sich in den sogenannten Heuerstall, wo per Lautsprecher ständig verschiedenste Positionen auf verschiedensten Pötten (Schiffen) mit verschiedensten Fahrtgebieten angeboten wurden. Da ich schon so knapp bei Kasse war, blieb mir nichts anderes übrig, als das nächstbeste Schiff zu nehmen. Es hieß: MS Porto. Es lief aus, der hamburger Himmel war so grau wie das Schiff, und hätte ich gewusst, was mich erwartet, wäre ich noch in der Elbe über Bord gesprungen. Es war kein großes Schiff, eher ein Kümo (Küstenmotorschiff), Fahrtgebiet "Mittlere Fahrt", doch sollte sich schon in obgenannter Biskaya herausstellen, dass der Dampfer eigentlich verschrottet gehört hätte. Die Gummidichtungen, die bei den Bulleyes dafür sorgen sollten, dass kein Wasser ins Schiff eindringt, waren derart verrottet, dass schon wenige Minuten später das Wasser in meiner Kabine fünf Zentimeter hoch stand. Außerdem war der Pott so überladen, dass ich tatsächlich beim Bulleye Fische vorbeischwimmen sah. Die Mannschaft (abgesehen von den Offizieren), bestand nur aus Spaniern, der Bootsmann war Portugiese. Die Spanier konnten diesen Portugiesen nicht ausstehen, das allerdings ist eine jahrhundertealte Feindschaft. Als der Bootsmann sich lauthals beschwerte, wie mies doch der Kaffee schmecke und mir die Schuld geben wollte, erhob sich einer dieser Spanier und sagte dem Bootsmann glatt ins Gesicht, dass er genau gesehen hätte, dass er in meiner Abwesenheit Salz in den Kaffee geschüttet hätte. Dann kam vom Bootsmann der Befehl: Alle Luken dicht! Wir verschraubten alle unsere Bulleyes so gut es ging. Hehe! Seine eigenen Bulleyes vergaß er zu verschrauben! Als er dann die Türe zu seiner eigenen Kabine öffnete, kam ihm ein riesiger Wasserschwall entgegen. Alles was in den Schubladen unterhalb seiner Koje aufbewahrt war, war Schrott. Dokumente, Kleidung usw. Jeder der weiß, wie aggressiv Salzwasser ist, kann das bestätigen. ER wollte mir dann befehlen, seine Kabine wieder klar zu machen. Ich lachte ihn aus. Auch dass er sich beim Käptn beschweren würde, kostete mich nur ein Lächeln. Im ersten Hafen Portugals, Porto, Hafenliegezeit drei Tage, verschwand der "Dritte Ingenieur" und wurde nie wieder gesehen. Im nächsten Hafen, (schon in Spanien), verschwand der Koch. Dies allerdings hatte ernsthaftere Konsequenzen. Zwischenbemerkung: Da die Reederei so knapp bei Kasse war, wurde Bier an Bord genommen und auch Zigaretten, doch wurde binnen weniger Minuten alles wieder an Land gebracht, als sich herausstellte, dass kein Geld vorhanden war, um die Lieferung zu bezahlen. Wir liefen dann noch fünf spanische Häfen an und mussten uns, wenn wir noch Geld hatten, die Zigaretten selbst kaufen. Wenn aber auch kein Bier mehr vorrätig ist, führt dies unweigerlich zur Meuterei. Es gab auch damals schon abenteuerlustige Zeitgenossen, die keine kostspielige Pauschalreise buchen wollten, sondern billig auf einem Frachter buchen. Wir hatten zwei Ehepaare an Bord, die voll auf ihre Rechnung kamen. Als der Koch verschwunden war, setzte der Käptn auf meine diplomatischen Fähigkeiten, um den Passagieren nahezulegen, ob sie nicht für die Mannschaft kochen wollten. Nach einem Gespräch von nicht einmal fünf Minuten, erklärten sich beide Frauen (im Alter von etwa 30 Jahren) gerne bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Auf meine Frage, ob sie das nicht störend empfänden, meinten sie: Nein, nein, das ist schon OK, wir wollten ja einen Abenteuerurlaub. Als ich ihnen dann aber die "Speisekammer" vorführte, erstarb ihr Lächeln. Es war kein Mehl mehr vorhanden, sondern nur Hülsenfrüchte. Auf die Frage: "Ja, wie sollen wir denn da kochen?", antwortete ich nur: "Genau das hat sich der Koch auch gefragt". Erschrocken waren sie,als sie mich auf der Back stehen sahen, auf Seevögel schießend. Die Back war von der Kombüse nur fünf Meter entfernt, ein kleines Schiff. Erleichtert waren sie, als ich erklärte, dass es nur eine Schreckschusspistole sei. Gerne erzähle ich Euch, wie ich fast nach Japan fuhr und mich ein Bootsmann umbringen wollte. Jetzt bin ich aber schon ein wenig müde... Gute Nacht, Hans und Pepi :wink: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
treboR Geschrieben 15. Januar 2009 Teilen Geschrieben 15. Januar 2009 Es fehlt nur noch die Stimme vom Erich Schneider .... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
soulman Geschrieben 15. Januar 2009 Teilen Geschrieben 15. Januar 2009 sorry, aber wer ist erich schneider? ich kenn nur erich schleyer und werner schneider... aber i kann ja ned alles kennen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
treboR Geschrieben 15. Januar 2009 Teilen Geschrieben 15. Januar 2009 Ups, Schleyer ich meinte. THX Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
beli Geschrieben 15. Januar 2009 Teilen Geschrieben 15. Januar 2009 buchdrucker but who the f... is Pepi? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
ManWithoutPlan Geschrieben 15. Januar 2009 Teilen Geschrieben 15. Januar 2009 buchdrucker but who the f... is Pepi? Soweit ich das verstanden habe, ist Pepi der buntgefiederte Genosse auf dem Benutzerbild von Hans (dessen Geschichten ich grandios finde) - kann mich aber auch irren... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Evil_Jason Geschrieben 16. Januar 2009 Teilen Geschrieben 16. Januar 2009 Soweit ich das verstanden habe, ist Pepi der buntgefiederte Genosse auf dem Benutzerbild von Hans (dessen Geschichten ich grandios finde) - kann mich aber auch irren... stimmst scho. Irgendwo hier im BB gibts a Photo mit Hans, Papagei Pepi und Rennrad Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
beli Geschrieben 16. Januar 2009 Teilen Geschrieben 16. Januar 2009 schad, papagei ist naheliegend, aber irgendwie zu einfach i hab g'hofft, dass sich heraustellt, dass die rothaarige, die sich scheiden hat lassen (vielleicht vom karl aus krems), mit vornamen josefine heisst. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast noplan Geschrieben 17. Januar 2009 Teilen Geschrieben 17. Januar 2009 kacke!! Wann(?) soll ich die stories vom buchdrucker alle nachlesen? z.Z.keine zeit fürs board, hoffentlich schreibt er weiter! DANKE SCHÖN BUCHDRUCKER FÜR DEINE NETTEN GESCHICHTEN! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
treboR Geschrieben 18. Januar 2009 Teilen Geschrieben 18. Januar 2009 kacke!! Wann(?) soll ich die stories vom buchdrucker alle nachlesen? z.Z.keine zeit fürs board, hoffentlich schreibt er weiter! DANKE SCHÖN BUCHDRUCKER FÜR DEINE NETTEN GESCHICHTEN! Während da Hackn so wie i . Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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