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Trek Silque SLX

Anfang Mai 2014 wurde das neue Trek Silque der Weltöffentlichkeit präsentiert. Bereits damals hatte BB-Redakteurin NoMan kurz Gelegenheit, das "Domane für Frauen" anzutesten. Und was sie sah und fühlte, weckte den Wunsch nach mehr. Ergo musste ein Langzeit-Testmodell her.
Ende Mai war es so weit: Das Slique SLX rollte in die Redaktion - und mit ihm jede Menge Glitzer und Blingbling. Denn während sich das bereits begutachtete SL-Modell in Mattschwarz und etwas Rosa-Lila relativ dezent gegeben hatte, schöpfte die Ultegra-Version aus dem Vollen der Farb-Trickkiste: Das vermeintlich schnöde Dunkelblau entpuppte sich im Sonnenschein bzw. Scheinwerferlicht als faszinierend glänzender Speziallack mit eingeschlossenen Glassplittern. Hellblaue und apfelgrüne Details brachten obendrein Abwechslung ins Geschehen, Weiß sorgte für Ruhe und Kontrast. 

Laut Trek dient die "Seeglass-Beschichtung" sowohl der Optik als auch der Sicherheit, reflektieren doch die mit dem Klarlack aufgebrachten Partikel das von Straßenlaternen, Scheinwerfern und sogar Fahrradlampen ausgestrahlte Licht und macht den Rahmen somit besser sichtbar. Dazu die frech getupften Lenkerbänder, passende Akzente auf Laufrädern, A-Head-Kappe und Sattel ... das Klischee, wonach Lady-Bikes vorrangig einmal zu gefallen haben, erfüllt das Silque zweifelsfrei. Nota bene: Auch bei den männlichen Redaktionsmitgliedern fand der Glitzer-Lack regen Zuspruch ...

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Zu den Fakten

Als „Domane für Frauen“ begründet das Silque eine komplett neue Endurance-Linie bei Trek. Sie besteht aus fünf Ausstattungs-Varianten plus Project-One-Option, die vom Einsteiger-Modell mit nice price bis zum individuell konfigurierbaren Top-Racer alle Möglichkeiten offen lassen. Das SLX besteht aus 600 Series OCLV – höherwertiger wird’s auch beim SSL bzw. den Herren-Pendants nicht mehr (die noble 700 Series gibt’s nur bei den teuersten Émondas und Madones).
Das größenspezifisch jeweils unterschiedliche Chassis wurde nicht nur in seinen Abmessungen an die Bedürfnisse von Frauen angepasst. Auch hinsichtlich Kraftübertragung, Gewicht und Laufruhe wurde der Materialeinsatz jeweils mit Blick auf geschlechtsspezifische Anforderungen optimiert. Denn frau wiegt nun Mal durchschnittlich weniger, findet deshalb da und dort mit dünneren Wandstärken das Auslangen, braucht nicht überall die maximal mögliche Steifigkeit, hat's dafür aber z.B. gern ruhig im Geläuf …
Mit an Bord des Carbon-Rahmens ist natürlich das klassentypische IsoSpeed-Gelenk. Dieses entkoppelt Sitz- und Oberrohr, indem nicht ein traditioneller Kreuzungspunkt sondern eine durch zwei Kugellager laufende Schraube die Verbindung zwischen ihnen herstellt. Dadurch kann das Sattelrohr quasi auf ganzer Länge flexen – gut fürs Kreuz!

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 Das Slique SLX rollte in die Redaktion - und mit ihm jede Menge Glitzer und Blingbling. 

Worauf es bei einem Lady-Bike wirklich ankommt
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Auch in der Linienführung weicht das Silque vom Domane ab: Die Sitzstreben sind stärker gebogen, die Rohrquerschnitte kantiger, die Übergänge (etwa die "Smooth Operator"-Ausnehmung an der Unterseite des Oberrohrs) dafür eleganter. Die markante Gabel-Vorbiegung wurde wieder etwas reduziert, somit sausen die Scheiden in beinahe einer Linie mit dem Steuerrohr nach unten - schnittig!
Im Vergleich zu früheren WSD-Geometrien bringt das niedrigere Sattelrohr außerdem mehr Schrittfreiheit und das höhere Steuerrohr etwas mehr Stack. Insgesamt ist die gewohnte Rahmengröße aber trotz der adaptierten Abmessungen 1:1 übertragbar, sprich: Wer z.B. auf einem Madone WSD RH 52 benötigt, liegt damit auch beim Silque richtig. Hinsichtlich Radstand und Kettenstrebenlänge ordnet sich das Silque übrigens zwischen Domane und Madone ein.
Kompaktkurbeln mit breit gefächerter Abstufung, intern geführte Züge (Di2-fähig), ein BB90-Tretlager, das E2-Steuerrohr und die integrierte 3S-Kettenführung runden das Paket ab. Die Sattelstütze ist bei den drei günstigeren Modellen konventionell gelöst, ab SLX gibt's einen über das Sattelrohr gestülpten Sitzmast.

Tech Specs

Rahmen600 Series OCLV Carbon, WSD-GeometrieKurbelShimano Ultegra Compact (50/34 Z.)
Größen44/47/50/52/54/56 cmKasetteShimano Ultegra 11-fach (11-28 Z.)
GabelTrek CarbonSchalthebelShimano Ultegra 11-fach
VorbauBontrager Race X-Lite, 7°SchaltwerkShimano Ultegra
LenkerBontrager Race X-Lite IsoZone CarbonBremseShimano Ultegra
LenkerbandBontrager MicrofiberLaufräderBontrager Race TLR
SattelstützeRide Tuned Carbon Sitzturm, 20 mm VersatzReifenBontrager R3 Hard Case Lite, 700 x 23C
SattelBontrager Affinity 2 Women'sPreis€ 3.499,-
KetteShimano UltegraGewicht o.P.7,3 kg
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On the road ...

... fühlt sich all das schlichtweg gut an. Im Vergleich zum bereits ausführlich getesteten Domane WSD aus dem Jahr 2013 sitzt frau am Silque etwas aufrechter, was vorrangig am deutlich höheren Steuerrohr liegt - Spacer-Türme adé (dass die Ringerl am Testmodell obenauf lagern liegt daran, dass wir an anderer Leute Besitz erst herumschneiden, wenn's aus technischen Gründen unvermeidbar ist), tschüss Sitzprobleme!
Ganz eindeutig bleibt der Endurance-Racer aber ein Sport- und Renngerät: Bei harten Antritten zieht es, wiewohl nicht unbedingt die Inkarnation eines Leichtgewichts, willig nach vorn, ruhig rollen kann es wunderbar, reagieren tut's ausreichend flott und direkt und in Kurven liegt es so satt am Boden und sicher in der Hand, dass Passkehren gar nicht schnell genug absolviert werden können.
Echte Renneinsätze musste das Bike nicht mitmachen, beim Velothon Vienna schnupperte es aber doch sehr Wettkampf-geschwängerte Luft. Vom noch etwas hektischeren Beginn im 2.000 Mann und Frau großen Feld bis zum kraftraubenden Finale auf den Kahlenberg gab es sich dabei keine Blöße und erwies sich als zuverlässiger Begleiter - zumal am Kopfsteinpflaster gegen Ende der Tour.

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Im Vergleich zu einem Madone WSD (welches NoMan privat fährt) mussten minimale Abstriche in Sachen Wendigkeit in Kauf genommen werden. Aber wer braucht schon zackigstes Fahrverhalten, wenn im Gegenzug Komfort ohne Ende zu haben ist?
Denn das Nonplusultra des Silque sind, wie auch beim Herren-Pendant Domane, natürlich die Komfort-Features, angeführt vom IsoSpeed-Gelenk. Gelegenheiten, dessen Benefits hautnah zu spüren, gab es im Laufe der Saison genug: krottenschlechtes Asphalt-Flickwerk in entlegenen Hochtälern, riesige Baustellen und deren weitreichende Folgen in alpinen Regionen, geschotterte Pisten, deren Befahrung vom Fotografen unbedingt gewünscht wurden, oder besagte, berühmt-berüchtigte Höhenstraße im Heimrevier.
Über diese holprigen, schlagenden, unruhigen Passagen flog Treks Neuentwicklung förmlich hinweg. Kein Hineinplumpsen in Schlaglöcher, kein Versetztwerden durch Kanten. Über ruppigen Boden zu fahren, fühlt sich auf dem Silque ein bisschen so an, wie man sich vielleicht Luftkissenbootsausflüge vorstellt (nicht, dass die Testerin das jemals schon gemacht hätte): Sanft über alles drüber, sicher durch alles durch.

 Krottenschlechtes Asphalt-Flickwerk, riesige Baustellen, geschotterte Pisten, die berühmt-berüchtigte Höhenstraße 

Was das Silque alles einfach niederbügelte
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  • Das Kopfsteinpflaster am Kahlenberg:Das Kopfsteinpflaster am Kahlenberg:Das Kopfsteinpflaster am Kahlenberg:
    Das Kopfsteinpflaster am Kahlenberg:
    Das Kopfsteinpflaster am Kahlenberg:
  • Mit IsoSpeed-Dämpfung eine Freude,Mit IsoSpeed-Dämpfung eine Freude,Mit IsoSpeed-Dämpfung eine Freude,
    Mit IsoSpeed-Dämpfung eine Freude,
    Mit IsoSpeed-Dämpfung eine Freude,
  • ohne eine Qual.ohne eine Qual.ohne eine Qual.
    ohne eine Qual.
    ohne eine Qual.
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Nicht ganz Freund wurde NoMan mit dem Lenker, dessen Drop dermaßen niedrig ausfällt, dass selbst ihre relativ kleinen Hände in der Biegung eingezwickt wurden. Am Ober- und Untergriff hingegen fühlte sich die mit dämpfenden „IsoZonen“ versehene Steuereinheit äußerst komfortabel und ideal gepolstert an.
Ebenfalls nur bedingt Zuspruch fand der Sattel: Über Passformen braucht man hier nicht diskutieren – zu individuell (die Testerin etwa bevorzugt sportlichere Ausführungen, andere Fahrerinnen liebten Nase, Ausbuchtung und Polsterung heiß). Dass sich die blauen Farbakzente aufgrund starken Abriebs mit der Zeit jedoch über die weiße Oberfläche verteilten, war einfach unschön.
Tadellos hingegen die Performance der Shimano Ultegra Teile (Antrieb, Bremsen), die witterungstechnisch diesen Sommer bei Gott kein leichtes Spiel hatten. Und auch über die Laufräder lässt sich, außer, dass gerade an dieser Stelle (fast) immer weniger Gewicht besser wäre, nichts Schlechtes sagen. Interessant ist, dass Trek beim Damen-Modell bei 23er-Reifen bleibt, während man Herren mit 25ern auf die Piste schickt – wohl ein Teil oben erwähnter Gewichts- und Performance-Überlegungen.
Apropos Reifen: Auf einer laubbedeckten, feuchten Kurvenstraße gab's in Sachen Grip einmal eine böse Überraschung, die für den Rest der Abfahrt zu erschrocken verhaltenem Herumeier-Tempo führte. Manch nassen Alpenpass meisterten die übrigens defektfrei gebliebenen Bontrager-Gummis hingegen souverän – vielleicht lag dem hässlichen Versetzer also doch ein Fahrfehler zugrunde …

  • Sommer 2014 - Sommer 2014 -
    Sommer 2014 -
    Sommer 2014 -
  • Spuren einerSpuren einer
    Spuren einer
    Spuren einer
  • ganz normalenganz normalen
    ganz normalen
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  • Testfahrt.Testfahrt.
    Testfahrt.
    Testfahrt.
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Fazit

Trek Silque SLX
Modelljahr:2015
Testdauer:5 Monate
+Komfort und Sicherheit
+Fertigungsqualität
+das Glitzern
+vielseitig einsetzbar
+sportlich-entspannt
+extrem kleine Größen
-extrem niedriger Lenker-Drop
-abfärbender Sattel
BB-Urteil:What women (should) want!

Was Trek beim Domane geschafft hat, ist auch beim Silque gelungen: Unebenheiten werden niedergebügelt, die Spur zu halten, wird vereinfacht, und gemütlich obwohl Race-tauglich ist das Endurance-Bike außerdem. Dass es darüber hinaus kompromisslos auf weibliche Bedürfnisse abgestimmt ist und einfach toll aussieht, macht es für Frauen umso interessanter …

Das SLX-Modell überzeugte im Speziellen mit seiner ebenso zuverlässigen wie unkomplizierten Ultegra-Ausstattung, die auch durch manch wirklich garstige Regenfahrt nicht vom tadellosen Funktionieren abzubringen war. Wie überhaupt das komplette Rad defektfrei durch die Saison ging und rostfrei – bei den Dreck- und Wassermengen kombiniert mit wenig Zeit für Pflegeeinheiten in der Tat erwähnenswert – wieder heraus.

Im Handling gefielen die ausgeprägten Allround-Eigenschaften kombiniert mit jeder Menge Komfort sowie die Extra-Portion Sicherheit, die das Silque offenbar Kraft seiner speziellen Geometrie und Fahrwerks-Abstimmung vermitteln konnte. Und die Tatsache, dass Rückenschmerzen und Nackenbeschwerden – nach längerer Rennrad-Abstinenz ansonsten manchmal üblich – zum Fremdwort wurden.

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