
Rose X-Lite CRS-4400
28.08.17 07:25 29.5562017-08-28T07:25:00+02:00Text: Luke BiketalkerKlicke für alle Berichte von Luke Biketalker
Rose X-Lite CRS-4400
28.08.17 07:25 30.6162017-08-28T07:25:00+02:0012 Kommentare Luke BiketalkerKlicke für alle Berichte von Luke Biketalker
Das gerade mal wieder über der Hausrunde tobende Tiefdruckgebiet peitscht wütend dicke Regentropfen gegen Helm und Gesicht. Trikot wie Bib kleben am Körper, aus den Belüftungskanälen des Schuhwerks triefen kleine Bäche. Den obersteirischen Hochsommer muss man mögen. Schön, dass das unkapriziöse Rad unter mir meine Leidenschaft zu Wind und Wetter zu teilen scheint. Nicht Schönwetterposer, sondern zuverlässige Trainings- und Wettkampfmaschine ohne jegliche Starallüren. Während der vergangen Wochen genoss einer der Bestseller aus dem Hause Rose seinen Aufenthalt im Bikeboard-Fuhrpark - das Rose X-Lite CRS 4400. Zwischen spätabendlichen Trainingsrunden und langen Sonntagsausfahrten durfte der Carbonrenner samt „Workhorse“ Sram Force zeigen, was er zu leisten vermag.
Some people feel the rain - others just get wet...
Erkenntnisse im SattelTechnisches
Raus aus dem Karton, rein ins Rennen - so beginnt Direktvertrieb Rose seinen Produkttext zum X-Lite CRS-4400. Und genau so steht das Rad schlussendlich auch da. Auf den ersten Blick überzeugt der Rahmen der Bocholter mit guter Verarbeitung und schnörkelloser Formsprache. Einem relativ voluminösen Unterrohr samt gut ausgeformtem Tretlager- und Steuerkopfbereich - der Steifigkeitszone - stehen schmal und blattfederartig zulaufende Sitzstreben, ein relativ gerades Oberrohr mit leichtem Knick im hinteren Drittel (Federeffekt?) und ein formschöner Übergang am Knotenpunkt zwischen Streben und Sitz- respektive Oberrohr gegenüber. Schräg nach hinten abfallend angeschnitten, wird die Sattelstütze zwar von vorne oben geklemmt, gewinnt durch den Anschnitt allerdings einige Zentimeter an effektivem Auszug, was dem Flex zugute kommen dürfte. Sämtliche Züge sind formschön intern geführt. Bei einem Rahmengewicht von etwa 920 g trägt der X-Lite CRS Rahmenform und Gene seines großen Bruders, dem X-Lite Team zur Schau. Auch spendiert Rose dem Renner dessen vielfach bewährte Racegabel. Mit 315 g in über 140 Lagen Carbon soll diese einer der leichtesten, steifsten und komfortabelsten Gabeln am Markt sein.
Ihren Teil zu eingangs erwähntem Slogan trägt bestimmt auch die Wahl der Komponenten bei. Wie bei Rose üblich, bleiben im Konfigurator stets einige Optionen bezüglich Laufräder, Kurbel, Schaltwerk, Kassette, Anbauteilen und Co. Standardmäßig und ohne aufpreispflichtige Umbaumaßnahmen, so wie unser Testrad aus der Verpackung kam, steht im Herzen des Aufbaus eine mehr oder minder komplette Sram Force 22 Gruppe. Leichte DT Swiss R22 Dicut Laufräder rollen auf zuverlässigen Continental GP 4000 S II in 23 mm Breite. Hier wäre beim Kauf wohl gut beraten, wer sein Häkchen unter der 25 mm Version setzt. Abgerundet wird die Serienkonfiguration von Sattelstütze, Lenker und Vorbau aus Ritcheys WCS-Serie. Unterm Strich landet unser Renner damit in Größe 55 cm bei 6,75 kg, was ihn mit Pedalen und Flaschenhalter knapp in den erlaubten Toleranzbereich der UCI bugsiert. Rein ins Rennen? Am Papier scheint der Slogan erfüllt. Viel mehr Rennrad für € 2.299,- ist wohl schwer zu finden.
Erstkontakt
Zugegeben - auf den ersten Blick mag das Rose X-Lite CRS-4400 mit seiner relativ klassischen Silhouette und der schwarz/rot/weißen Kriegsbemalung etwas konservativ (manche mögen sagen altbacken) wirken. Doch wie so oft gestaltet sich der erste Eindruck trügerisch. Passione bici: manch einer versteht darunter hochpreisige italienische Maßrahmen, traditionsreiche Markennamen, edle Anbauteile und aufpoliertes Ego. Passione bici, die Leidenschaft zum Radfahren, kann sich aber auch ganz anders äußern. Legendäre Anstiege, lange Tage im Sattel, harte Ausritte unter widrigsten Außenbedingungen - das Rennrad unterm Hintern kein Ausstellungsstück, sondern ein eng mit dem Fahrer verbundenes Arbeitstier. Unkompliziert, leistungswillig und sich für nichts zu schade. Wer sich selbst eher in zweiterem Gedanken wiederfindet, soviel sei vorweggenommen, hat gute Chancen, im Rose X-Lite CRS sein Glück zu finden. Wem der Sinn nach Luxus und Stammtischprahlerei für den Preis eines kleinen Gebrauchtwagens steht, hat wohl ohnehin bereits aufgehört, mitzulesen.
Geometrie
50cm | 53cm | 55cm | 57cm | 59cm | 62cm | |
Sitzrohrlänge (mm) | 461 | 484 | 505 | 526 | 553 | 586 |
Oberrohrlänge (mm) | 516 | 528 | 543 | 560 | 577 | 596 |
Steuerrohrwinkel (mm) | 72,0° | 72,3° | 73,0° | 73,5° | 73,8° | 74,0° |
Sitzrohrwinkel (mm) | 75,0° | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,3° | 73,0° |
Radstand (mm) | 976 | 981 | 985 | 992 | 1003 | 1016 |
Vorderbau (mm) | 580 | 586 | 589 | 596 | 607 | 620 |
Kettenstrebenlänge (mm) | 406 | 406 | 406 | 406 | 406 | 406 |
Steuerrohrlänge (mm) | 127 | 138 | 150 | 165 | 185 | 200 |
Stack (mm) | 523 | 534 | 548 | 565 | 585 | 600 |
Reach (mm) | 376 | 380 | 386 | 393 | 401 | 412 |
Sportlich, aber trotz UCI-Siegels am Sitzrohr keinesfalls überstreckt, geht man am Rose in Position. Würde man die recht hoch bauende obere Kappe des Steuersatzes gegen ein flacheres Pendant tauschen, die Charakteristik wäre nochmals eine andere. So aber bekommt man im Oberlenker eine ausgewogene Sitzposition für lange Trainingseinheiten oder Touren. Im Untergriff lauert schließlich die aggressive Haltung für harte Intervalle im Gegenwind oder - wenn man denn so wünscht - flotte Attacken im Rennmodus. Äußerst willig nehmen die rund 1.500 g leichten Laufräder mit den schmalen 23er Contis jede diktierte Tempoverschärfung an, beschleunigen willig aus Kurven heraus. Dennoch wäre das Upgrade auf 25er Reifen empfehlenswert. Damit fährt es sich schlichtweg komfortabler. Stichwort Komfort - dieser hält sich mit der absolut ausreichenden Steifigkeit an Tretlager und Front die Waage. Auch mit den schmalen Serienreifen fühlt sich die Fahrt keineswegs ungefiltert an. Vor allem die stark flexende Ritchey WCS Carbon Stütze trägt so spürbar, bei wirklich hohen Trittfrequenzen jenseits der 110 rpm beinahe schon zu wippend, zum absolut langstreckentauglichen Sitzkomfort bei. Langstrecke im Sinne von sportlicher Ausfahrt, wohlgemerkt - die gemütliche Granfondo-Schiene bedienen bei dem Bocholter Versandhaus andere Modelle.
Rose XLite-CRS 4400
Rahmen | High Modulus Aerospace Carbon Fibre T30/40; H.O.C.-Technology | Kurbel | Sram Force 52/36 Z |
Größen | 50, 53, 55, 57, 59, 62 cm | Kassette | Sram PG-1170 11-28 Z |
Gabel | High Performance, Tapered, Vollcarbon | Schaltwerk | Sram Force WiFli |
Vorbau | Ritchey WCS C220 | Kassette | Sram XG 1195 10-42 |
Lenker | Ritchey WCS Evo Curve | Schalt-/Bremshebel | Sram Force |
Lenkerband | Fizik Microtex | Bremsen | Sram Force |
Sattelstütze | Ritchey WCS Carbon Monolink Flexlogic | Umwerfer | Sram Force |
Sattel | Selle Italia SLS Flow Monolink | Gewicht | 6,5 kg (Größe 57 cm) |
Laufräder | DT Swiss R22 DICUT | Gewicht BB | 6,75 kg (Größe 55 cm) |
Reifen | Continental GP4000S II 700 x 23 C | Preis | € 2.299,- |
Dass unser Test-Rose ob seiner 6,75 kg nicht nur in der Ebene rollend punktet, könnte man bereits vom Datenblatt ablesen. Aber ob ein Renner an langen Anstiegen und Alpenpässen unterm Hintern eines für die Berge schlichtweg zu bladen Ex-Leichtathleten tatsächlich auftrumpft, liegt auch oder vor allem an der Sitzposition. Was helfen ein paar gesparte Gramm, wenn der Rücken schmerzt, das Cockpit im kurzzeitig Linderung versprechenden Wiegetritt den Knien in die Quere kommt und der zusammengefaltete Oberkörper der hyperventilierenden Lunge den Freiraum raubt. Alles schon erlebt - nicht aber am Rose. Entspannt und vor allem effizient drängt das X-Lite CRS bergwärts, lässt weder im Sattel sitzend noch im Wiegetritt würgend auch nur für eine Sekunde das Gefühl aufkommen die investierten Watt würden verpuffen. Ein leichtfüßiges Arbeitstier - auch am Berg. Logisch, dass auch die 52/36 Z Kurbel im Duett mit der 11-28 Z Kassette an alle dem nicht völlig unbeteiligt bleibt. Semi-Compact - entgegen der Compact Kurbel auch für sportlich engagierte Piloten absolut empfehlenswert. Was vor allem in der fahrtwindlosen Stille der Wälder und Asphaltrampen irritiert, ist die musikalische Untermalung der DT Swiss Laufräder: Beschleunigung, Positionsänderung und sonstige Belastungswechsel quittiert das Hinterrad gerne mit knarzenden Speichen.

Anatomischer Aufbau mit bequemem Schnitt für Komfort im Alltag; DryPro Gewebe für optimale Atmungsaktivität; Silikonbeschichtetes Gummiband am Ärmelabschluss; Langer YKK® Reißverschluss; UVP: € 79,90
Heißverklebte Reflektoren; Sitzpolster Total Comfort mit max. 18 mm Stärke; Gewebe mit Keramikbeschichtung für Abriebfestigkeit im Sattelbereich; Träger mit BodyFit Pro Aufbau; Anatomischer Schnitt; Lycra® 220 g für hervorragende Unterstützung; Elastische Einsätze aus Olympic Power; Elastischer Beinabschluss mit Silikonbeschichtung; UVP: € 149,90
Davon nimmt in Abfahrten niemand Notiz. Hohe Laufruhe bis tief in den roten Geschwindikgeitsbereich und ein präzises, aber stets unaufgeregtes Handling geben viel Vertrauen in engen Serpentinen und auf steilen Geraden. Weder besonders smart, noch zur Nachahmung empfohlen, bleibt selbst ein Griff zur Flasche aus dem Unterlenker bei 80 km/h ohne Konsequenzen. Auch 82 kg nacktes Lebendgewicht bringen das Rose X-Lite CRS nicht aus der Ruhe. Sram Force Bremsen und DT Swiss Felgen arbeiten Hand in Hand und sorgen für gut dosierbare Verzögerung, auch wenn es einmal nass sein sollte. Direkt aus dem Karton brauchen Beläge und Flanken jedoch eine gewisse Kennenlernphase - unbedingt vor der ersten Tempohatz einbremsen! Verlässt das Gefälle die zweistelligen Prozentzahlen und wird es langsam wieder an der Zeit, der Gravitation mit Beinkraft unter die Arme zu greifen, ist gegenüber der klassischen Heldenkurbel am 52er Blatt der Semi-Compact Variante kein wirklicher Nachteil spürbar. An kurzen Gegenanstiegen kommt dem Rose erneut seine Laufruhe entgegen. Bei hohem Tempo im Unterlenker aus dem Sattel - den Geradeauslauf des Bocholter Versandbikes lässt das unbeeindruckt. Schon eher stößt da das Ritchey Cockpit beim harten Zug am Lenker an seine Grenzen.
Passione bici: harte Trainingsrunden, peitschender Regen, stundenlanger Gegenwind, gleißende Sonne an nicht enden wollenden Alpenpässen. Das Rose X-Lite CRS 4400 mag vielleicht optisch nicht hervorstechen - dafür weckt sein unkompliziert Charakter die Leidenschaft zum schnellen Radfahren, wie es nur ein echtes Arbeitstier kann. There is no such thing like bad weather...
Fazit
Rose X-Lite CRS 4400 | |
---|---|
Modelljahr: | 2017 |
Testdauer: | > 1.000 km |
Preis: | € 2.299,- |
+ | Leicht, steif, schnell |
+ | Sportliche Geometrie |
+ | guter Geradeauslauf |
+ | zuverlässige Ausstattung |
+ | fairer Preis |
+ | Konfigurator mit großer Auswahl |
- | Geräuschkulisse der Speichen |
BB-Urteil: | Zuverlässiges Arbeitstier für Training, Rennen & Co. |
Ausgewogener Carbonrahmen, die Gabel des Topmodells, dazu mit der Sram Force eine zuverlässige Schaltgruppe und gepaart mit den 1500 g leichten DT Swiss R22 Dicut Laufrädern hervorragende Bremsperformance. Unterm Strich summieren sich die Einzelteile des Rose X-Lite CRS 4400 in Größe 55 cm auf knapp unter 6,8 kg - sportlich ambitionierte Vielfahrer auf der Suche nach einem treuen Trainingsbegleiter, der auch Renneinsätze nicht scheut, werden es schwer haben, für die aufgerufenen € 2.299,- anderswo mehr Fahrrad zu finden. Vortriebs- und kletterfreudig, mit absolut unaufgeregtem Geradeauslauf bei High-Speed; das Handling bleibt präzise, wenn auch nicht ganz so quirlig wie beispielsweise an einem Cannondale Caad 12. Wer sich kein Granfondo erwartet, findet auch auf bergigen Ausfahrten jenseits der 150 km sein Glück.
Wirkliche Schwächen leistet sich das X-Lite CRS 4400 keine. Ausreichender Komfort, die schmalen 23er Reifen lassen sich im Konfigurator bei Bedarf gegen besser dämpfende 25er Pendants tauschen. Überhaupt lässt der Konfigurator viel Tuning und Feinabstimmung zu. Kurbel, Laufräder, Anbauteile - nahezu alles kann, großteils natürlich gegen Aufpreis, getauscht werden. Selbst die Übersetzung passt Rose so auf Wunsch ab Werk an die eigenen Ansprüche an. Wobei wir an der Semi-Compact Kurbel mit 52/36 Z im Trainingsbetrieb nicht wirklich etwas vermisst hätten.
Gutes Rahmenset, leichte und zuverlässige Anbauteile. Das Rose X-Lite CRS 4400 glänzt als echtes Arbeitstier zu einem mehr als fairen Preis. Aktuell sind die 2017er Modelle sogar auf € 1.999,- reduziert!