
Magura Vyron eLECT Sattelstütze
18.08.17 03:46 24.4342017-08-18T03:46:00+00:00Text: Luke Biketalker, Erwin HaidenFotos: Erwin Haiden, Magura (1)Die elektro-pneumatische Sattelstütze von Magura funktioniert ohne Kabel und Züge und lässt sich dennoch Plug&Play vom Lenker aus bedienen.18.08.17 03:46 24.7192017-08-18T03:46:00+00:00Magura Vyron eLECT Sattelstütze
18.08.17 03:46 24.7192017-08-18T03:46:00+00:0011 Kommentare Luke Biketalker, Erwin Haiden Erwin Haiden, Magura (1)Die elektro-pneumatische Sattelstütze von Magura funktioniert ohne Kabel und Züge und lässt sich dennoch Plug&Play vom Lenker aus bedienen.18.08.17 03:46 24.7192017-08-18T03:46:00+00:00Den Sattel mittels einer Daumenbewegung bequem vom Lenker und sozusagen "on the fly" aus der „Bewegungszone“ evakuieren zu können, zählt wohl zu den prägendsten Erfindungen der jüngeren Mountainbike-Vergangenheit. Gerade in wechselndem Gelände ist es ein enormes Komfort- und wohl auch irgendwie Sicherheitsplus, wenn sich der Sattel vor technisch anspruchsvollen Passagen rasch versenken lässt, ohne dafür vom Rad zu steigen, den Schnellspanner zu öffnen…wir alle kennen das Spiel. Kaum ein hochwertiges Bike über 120 mm, das heute noch ohne diverse Dropper Post Varianten aus den Shops rollt. Doch auch im XC-Bereich und sogar auf den jährlich anspruchsvoller werdenden XCO Weltcuppisten dieser Welt finden die findigen Helferlein mittlerweile Anklang. Vollhydraulische, respektive hydraulische Sattelstützen mit mechanischer Ansteuerung sind die Norm. Ein Zug muss dazu je nach Möglichkeit im Rahmen oder entlang des Rahmens zwischen Lenker und Sattelstütze verlegt werden, um die Verbindung zwischen Daumen und Sattel zu gewährleisten.
Einen zumindest im Hinblick auf die Leitungsführung gänzlich anderen Weg geht Magura mit seiner Vyron eLect. Der große Unterschied zur Konkurrenz? Bowdenzüge oder Hydraulikleitungen sucht man an der Vyron vergebens. Stattdessen überträgt eine drahtlose Fernbedienung die Wünsche des Daumens an die Sattelstütze. Gerade an Rahmen, deren Entwickler (noch) keinerlei Führungen für Dropper Posts berücksichtigt hatten, im Falle des geforderten schnellen Wechsels zwischen mehreren Rädern oder einfach nur mit einem unkomplizierten Einbau im Hinterkopf drängt sich der technische Lösungsansatz der Magura nahezu auf. Plug and Play - der Ein- und Ausbau unterscheidet sich in keinster Weise von dem einer herkömmlichen Sattelstütze.
Funktionsweise
Die hydraulische Klemmung der Stütze wird drahtlos angesteuert, im Inneren fließt das aus den Bremsen bekannte Royal Blood. So soll die Stütze - bis auf den regelmäßig zu ladenden Akku - relativ wartungsarm bleiben. Akku und Empfänger sitzen am Kopf der Stütze, eine LED gibt Aufschluss über die Befindlichkeit der Vyron. Beim Sender, sprich der Fernbedienung, bedient sich Magura bei seiner eLect Fahrwerkspalette und verwendet die selbe Remote. Der Vorteil? Besitzer von via Funk angesteuerten Gabeln oder Dämpfern können mit der per Gummiband am Lenker fixierten Remote sämtliche verbundenen Einheiten ansteuern. Der stufenlose Verstellbereich von 150 mm schafft viel Bewegungsspielraum, sollte aber gerade bei kleineren Fahrer beim Kauf berücksichtigt werden - die Konkurrenz bietet hier mit 100 mm beziehungsweise 125 mm weniger hoch bauende Varianten. Unbedingt die geforderte Sattelhöhe gegenchecken. Je eine Variante für 30,9 mm wie auch für 31,6 mm Sitzrohr-Innendurchmesser steht zur Wahl. Zu dünn ist via Spacer ausgleichbar, zu dick bleibt zu dick...
Wir starten unsere Testreihen in heimischen Wäldern, bevor es mit dem Scott Scale RC 900 SL Richtung Gardasee geht. Schließlich kenn ich die Trails um Lacise und nördlich davon, und wenn's mal wieder ein wenig technischer und knackiger wird, kann mir die Vario-Stütze das Quäntchen mehr an Sicherheit und Bewegungsfreiheit bringen.
Vorteile
Die Montage funktioniert kinderleicht. Das Teil ist selbsterklärend und in wenigen Minuten millimetergenau verschraubt. Drückt man den Knopf an der Fernbedienung, öffnet ein Stellmotor für etwa eine Sekunde und man kann in dieser Zeit die Stütze in jede beliebige Position bringen. Das funktioniert mit einer leichten Verzögerung, was anfangs kurze Gewöhnung erfordert, nach einigen Malen aber in Fleisch und Blut übergeht. Mit 150 mm Hub und einer bombenfesten Blockierung ist die Vyron genau das Richtige für so einen Race-Hobel wie das Scale. Da braucht man keine Angst davor haben, beim Draufsitzen an Höhe zu verlieren, und hat gleichzeitig genügend Bewegungsreserven trotz Race-Geometrie. Der Akku hält mit ca. 400 Auslösungen richtig lange, vor allem wenn man die Stütze so wie ich nur für längere oder knackige Abfahrten verwendet.
Sollte der Akku dennoch leer gehen, funktioniert als erstes die Remote nicht mehr. Über einen Knopf an der Stütze hat man dann noch ca. 20 Versuche, die Stütze ein- und auszufahren, bevor der Akku endgültig leer geht. Wer auf Nummer sicher gehen will, checkt vor der Ausfahrt mit Druck auf eben diesen Knopf den Ladestand.
Tech Specs
Verstellbereich: | 150 mm (stufenlos) | Ladebuchse: | Micro-USB |
Länge: | 446 mm | Ladezeit: | ca. 3 h |
Einbauhöhe: | 57-207 mm | Betätigungen: | ca. 400 |
Sattelklemmung: | 2-Schrauben-System | Remote Fernbedienung: | Wireless Remote Control |
Durchmesser: | 30,9 mm oder 31,6 mm | Gewicht: | 595 g |
Ladebuchse: | Micro-USB | Preis: | € 400,- |
Nachteile
Neben der Tatsache, dass die Fernbedienung eine CR2032 Batterie und die Stütze einen geladenen Akku benötigen, um zu funktionieren, ist die oben erwähnte Auslöseverzögerung vermutlich für einige ein Killerkriterium. Auf gemütlichen Touren, auf heimischen XC-Trails und auch am Gardasee, wo erst nach vielen Höhenmetern eine lange Abfahrt folgt, ist das kein Problem. Bei einem Enduro-Rennen, wo man unter Zeitdruck fährt, öfter zur Remote greift und den Sattel gerne auch in Zwischenpositionen fährt, könnte diese kleine Verzögerung schon mal irritieren. Wie wichtig das ist, muss jeder für sich entscheiden.
Am Trail
In der Praxis funktioniert die Vyron genau so, wie ich es erwartet habe. Sobald der Trail technisch schwieriger wird, reicht ein Druck auf den Knopf und zwei Sekunden später ist die Stütze während der Fahrt versenkt - ohne Absteigen oder lästiges Hantieren am Sattel. Selbst in Zwischenstellungen lässt sie sich einfach bringen, man muss die Sitzposition nur für diese Sekunde halten, bis das Ventil wieder schließt. Zurück in der Sitzposition rastet sie zuverlässig und präzise ein.
Wie viel Zeit und Mühe man sich mit einer Variostütze spart, zeigte sich auch am Gardasee innerhalb unserer Gruppe. Old-School-Lösungen mit fixer Sattelstütze sind eben auf oft wechselndem und schwierigem Terrain ein zeitraubender oder sicherheitstechnischer Kompromiss.
Magura Vyron eLECT Sattelstütze
Eignung | Eigenschaften | |
Nachrüstlösung für Tourenbikes | Super Ergonomie, wenn Geschwindigkeit kein Thema ist, die sauberste Nachrüstlösung ohne Kabel für Touren-Bikes. | |
Für ältere Bikes ohne Stealth-Züge | Wer keine außen verlegten Züge will und dennoch die Sicherheit einer Lenkerfernbedienung schätzt | |
Für Erst- und Zweit-Bikes | Kann man im Prinzip so schnell und einfach wechseln wie einen Tacho. Im Fall unserer Testflotte die optimale Lösung, um von Bike zu Bike mitgenommen zu werden. | |
Nachrüstlösung für XC Bikes | Optimal wegen der sauberen Optik und des unkomplizerten Einbaus; großer Hub, für XC-Racer unter Umständen ein bisschen zu langsam. | |
Enduro und Allmountain Racer | Racer, die oft an der Remote hantieren oder gerne in Zwischenstellungen fahren, und das alles im Stress der Zeitnehmung, werden mit der Geschwindigkeit nicht happy sein. |
Fazit
Magura Vyron eLECT | |
---|---|
Modelljahr: | 2017 |
Testdauer: | 3 Monate / 1000 km |
Preis: | € 400,- |
+ | keine Kabel |
+ | Remote am Lenker |
+ | großer Hub |
+ | Plug&Play |
+ | Akkulaufzeit |
+ | Blockiert bombenfest |
o | Geschwindikeit |
BB-Urteil: | Top! Die sauberste Remote-Lösung, ohne Kabel zu verlegen. |
Die Magura Vyron eLECT konnte in unserem Test überzeugen: keine andere Remote bietet ohne Kabelverlegen die Möglichkeit der Bedienung am Lenker - und das mit kinderleichtem Handling, von der Montage übers Aufladen bis hin zum Entlüften bzw. Einstellen des Luftdrucks. Dazu die 150 mm Hub und ein Blockiermechanismus, der diese Bezeichnung auch verdient.
Für Enduristen oder Allmountain-Fahrer, die bereits eine Vario-Stütze verbaut haben, ist die Vyron weniger interessant; aber für alle anderen, die nachrüsten wollen oder auch nur eine saubere Optik am Cockpit mögen, die Stütze bei mehr als einem Bike verwenden möchten oder auch nur Scheu vorm Einbau einer innen verlegten Variostütze haben, ist die Vyron eLECT die beste Wahl.
Wir werden sie auch kommende Saison weiter fahren, dort wo es nötig ist und Sinn macht, samt Lieblingssattel von Bike zu Bike wechseln und beobachten, wie sich die Akkulauf- und Lebenszeit entwickelt.
Funktionsweise |
Vorteile |
Nachteile |
Am Trail |
Magura Vyron eLECT Sattelstütze |
Fazit |
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