
Simplon Pavo Granfondo Disc 2017
18.10.17 11:47 48.6292017-10-18T11:47:00+00:00Text: Reinhard HörmannFotos: Erwin HaidenBereits bei seiner Vorstellung sorgte das Simplon Pavo Granfondo Disc für Aufsehen - auch durch sein blaues Erscheinungsbild. Über die Ausläufer des Sommers durften wir nun dem komfortablem Disc-Renner endlich die Sporen geben.18.10.17 11:47 49.1212017-10-18T11:47:00+00:00Simplon Pavo Granfondo Disc 2017
18.10.17 11:47 49.1212017-10-18T11:47:00+00:0040 Kommentare Reinhard Hörmann Erwin HaidenBereits bei seiner Vorstellung sorgte das Simplon Pavo Granfondo Disc für Aufsehen - auch durch sein blaues Erscheinungsbild. Über die Ausläufer des Sommers durften wir nun dem komfortablem Disc-Renner endlich die Sporen geben.18.10.17 11:47 49.1212017-10-18T11:47:00+00:00Seit heuer ist Simplons Granfondo Familie um ein Mitglied reicher geworden. Sowohl dem Trend als auch dem Kundenwunsch folgend, verfügt das Pavo Disc nicht nur über hydraulische Scheibenbremsen, sondern auch über ein neues, überaus gelungenes und sehr blaues Erscheinungsbild.
Erstkontakt
Das Granfondo Disc sieht dem Modell 2016 optisch zwar recht ähnlich, dennoch gibt es zwischen den beiden Rädern zum Teil gravierende Unterschiede. Zuallererst sticht natürlich das satte Blau des Testrades ins Auge. Man könnte sagen, Simplon hat mit der wunderschönen blauen Lackierung mitten ins bisher gewohnt Schwarze getroffen. Optisch kann man an einem Rennrad nicht viel besser machen. Fließende Übergänge, makellose Lackierung, schöne Lichtreflexe bei Sonnenbestrahlung und eine wohldimensionierte, harmonische Linienführung machen das Rad zu einer echten Schönheit. Die innenverlegten Züge sorgen für einen sehr aufgeräumten Eindruck.
Das Steuerrohr ist im Gegensatz zum Vorgänger etwas kürzer, insgesamt wirkt das Rad deshalb optisch ein wenig sportlicher. Um die für Granfondo Modelle typisch entspannte Geometrie trotzdem beibehalten zu können, baut die Gabel selbst ein bisschen höher. Vorne und hinten sorgen nunmehr Steckachsen für Sicherheit und Steifigkeit. Die Bremsscheiben (Flat Mount) sind vorne 160 mm und hinten 140 mm im Durchmesser. Vom Gewicht her tritt man trotz hydraulischer Discs immer noch in der unteren Federgewichtsklasse an; das Rahmengewicht liegt im Optimalfall bei erstaunlichen 870 g, das Gesamtgewicht startet je Ausstattungsvariante bei knapp 7 kg.
Eine federleichte Schönheit in Blau
Altbewährtes wurde hingegen übernommen, und so sind auch bei der Disc-Version die relativ flexiblen Kettenstreben nach hinten drehend, wie auch die Gabel über die sogenannten "Raptor dropouts" verfügt. Auch die Vibrex Sitzstreben und das flach gezogene Sitzrohr sind, wie alle zuvor genannten Features, auf guten Komfort ausgelegt. Der gesamte Rahmen (Hot Melt Nano Carbon) wird lediglich aus zwei Teilen gefertigt; somit wird die Anzahl von Verbundstücken auf ein Minimum reduziert. Die hochmodularen Kohlefasern kommen vom japanischen Technologieführer Toray und verfügen über eine maßgeblich bessere Zugfestigkeit als herkömmliche Carbonfasern. Die integrierte Sattelstütze ist nicht nur formschön, sondern überaus praktisch einstellbar und verdrehsicher.
Geometrie
So exklusiv wie die Optik ist auch die Ausstattung des Pavo Disc. In der hier vorgestellten Topversion bleiben keinerlei Wünsche offen: Shimano Dura Ace Di2 Komplettgruppe, DT Swiss Spline 38 Laufräder (Achtung, am aktuell erhältlichen 2018er Modell werden DT Swiss PRC 1400 verbaut), hauseigener Carbon-Lenker, Sattelstütze und Vorbau. Besonders die formschönen STI Schaltgriffe (vor allem im Vergleich zu anderen hydraulischen Disc STIs) brillieren technisch wie auch optisch. Die Kompaktkurbel (samt 11-30 Kassette) macht an einem GF richtig Sinn und nimmt auch den steilsten Rampen ihren Schrecken. All die Exklusivität hat aber auch ihren Preis - stolze € 8.484,- werden für das Simplon Pavo Granfondo Disc Dura Ace Di2 aufgerufen.
Tech Specs
Rahmen: | Pavo Granfondo DISC | Double Fusion Technologie, Nano Carbon, Komfortgeometrie GEN2, integrierte Sattelklemmung, 12x142 mm | Kettenblatt Abstufung: | 50/34 Z - Compact |
Farben: | galaxy blue glossy / cosmic blue matt oder carbon matt / pulsar red glossy | Innenlager: | Shimano Pressfit |
Steuersatz: | Acros AIX-324 | 1-1/8" - 1-1/4" | IS42/28.6 IS47/33 | Umwerfer: | Shimano Dura-Ace Di2 (R9150-Serie) |
Gabel: | Simplon Pavo GF Disc | Hot Melt Nano Carbon | i-Cone | Flatmount | 12x100 mm | Schaltwerk: | Shimano Dura-Ace Di2 (R9150-Serie) |
Vorbau: | Simplon ZERO | Schalthebel: | Shimano Dura-Ace Di2 ST-R9170 | el./hyd. |
Lenker: | Simplon ERG Carbon | Kassette: | Shimano Dura-Ace | 11-fach |
Sattel: | Selle Italia SLR Flow - schwarz | Kassette Abstufung: | 11-30 Z |
Sattelstütze: | Simplon Pavo GF Carbon | Flatback Design | 27.2 x 320 mm | Kette: | Shimano Dura-Ace |
Laufräder: | DT Swiss RC 38 Spline Disc TLR | Reifen: | Schwalbe ONE EVO | 700x25C |
Bremsen: | Shimano Dura-Ace BR-R9170 | hydraulische Flatmount Scheibenbremsen, Rotor RT-900 Ø160/140 mm | Gewicht: | 6,9 kg |
Kurbel: | Shimano Dura-Ace (R9100-Serie) | Preis: | € 8.484,- |
Kurbellänge: | 172.5 mm (Rh 49, 52, 55, 58) | 175.0 mm (Rh 61) |
Spaßbeschleuniger im Feldtest
Um es sehr salopp zu formulieren: Es macht fast immer richtig Bock, auf dieses Rad zu steigen. Die Sitzhaltung ist zwar sportlich, aber doch deutlich entspannter als auf einer kompromisslosen Rennmaschine. Etliche Ausfahrten mit Druck am Pedal haben bewiesen, dass das Pavo Disc auch im flachen Terrain absolut KOM-tauglich ist. Grenzwertige Aeroposen lässt die Geometrie zwar nicht zu, dafür verlängert sich die Dauer der Ausfahrten aber fast wie von selbst. Dies liegt sowohl am hervorragendem Komfort als auch an der sehr entspannten Sitzposition - gepaart mit guter Antrittsfreudigkeit und einer sehr leichtfüßigen Agilität (was bei dem Radstand eigentlich nicht zu erwarten wäre).
Die stromversorgte Dura Ace schaltet sehr schnell, verlässlich und präzise, die hydraulischen Scheibenbremsen lassen sich fein dosieren und konnten vom Testfahrer nie an ihre Grenzen gebracht werden. Zugegebenermaßen wurde das Glück aber insofern auch nicht mit aller Gewalt herausgefordert - zu einer Ausfahrt ins alpine Hochgebirge kam es während der Testphase nicht. Zweifelsohne geht dieses Rennrad-Konzept voll auf: Kaum ein anderes Rad kann mit einem dermaßen breiten Einsatzspektrum so restlos überzeugen.
Pannen Zicke
Ein kleiner Wermutstropfen hingegen waren die vom Werk aus mit Dichtmilch gefüllten Schwalbe Pro One Evo. Der Reifen an sich rollt (gefühlt) gut und verfügt auch über guten Grip - bei Trockenheit wie bei Nässe. Für ein Granfondo sind 25 mm breite Reifen die untere Grenze, ein 28 mm breiter Reifen würde den ohnedies sehr guten Komfort aber sicherlich noch einmal verbessern. Der maximale Reifendurchlauf beträgt immerhin satte 30 mm Breite. Im Falle einer Panne ist die ganze Angelegenheit aber, je nach Gegebenheit, eine mittlere Sauerei mit anschließender Probe für das Nervenkostüm des Fahrers. Ein 3 mm langer Schnitt im Hinterreifen sorgte sogleich für das erste gepunktete Trikot meiner „Karriere“ (ich war und werde nie Bergfahrer sein); der Druck des Reifens pendelte sich nach erster ausgiebiger Spritzattacke auf den feinen Zwirn im untersten Bereich ein.
Es wurde nachgepumpt, wobei der Reifen in weiterer Folge bei jeder Bodenwelle ejakulationsähnliche Auswürfe produzierte, bis nach wiederholtem Aufpumpen endgültig so wenig Milch im Reifen verblieb, dass der Schnitt nicht mehr verschlossen werden konnte. Das Montieren des Ersatzschlauches war nicht nur eine klebrige Angelegenheit, der Reifen sitzt auch so stramm im Felgenbett, dass man beim Versuch, den Reifen (Montierhebel erforderlich) wieder auf das Laufrad zu wuchten, auch selbst beginnt, eine recht große Menge Flüssigkeit abzusondern. Mag sein, dass es sich bei dem Schnitt nur um übles Pech handelte - meine Skepsis gegenüber der TR-Systeme wurde mir damit jedenfalls nicht genommen.
Fazit
Simplon Pavo Granfondo Disc 2017 | |
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Modelljahr: | 2017 |
Testdauer: | 1678 km |
+ | Optische Augenweide |
+ | Vielseitiger Allrounder |
+ | Sehr leicht |
+ | Steifigkeit |
+ | Animierendes Fahrverhalten |
+ | Vielseitig konfigurierbar |
o | Tubeless mit Macken |
- | Gehobene Preiskategorie |
BB-Urteil: | Wunderschöner Allrounder, der dank seines Gewichts auch vor langen Anstiegen nicht zurückschreckt. |
Auch als jemand, der die Vorteile eines steifen und schnellen Aerorades samt aggressiver Pose wirklich zu schätzen weiß, kann man sich dem gewinnenden Charakter des Simplon Pavo nicht entziehen. Ist das Rad einmal gut auf einen selbst abgestimmt, fragt man sich unwillkürlich, warum man kein Granfondo RR in seinem Besitz hat. Das Einsatzspektrum ist breit gefächert, die Stärken liegen aber eindeutig in der Kombination aus Komfort, animierendem Fahrverhalten und der überragenden Leichtigkeit des Rades. Ob man Tubeless fährt oder nicht, kann man Gott sei Dank selber entscheiden, und dass man mit diesem Rad sehr wahrscheinlich kein Zeitfahrrennen gewinnen wird, lässt sich ob der vielen anderen Vorzüge sehr leicht verkraften.
Viel Lob und wenig Tadel also - für Genussradfahrer, die auf Leichtbau und hohen technischen Anspruch nicht verzichten wollen, mit Sicherheit eine extrem gute, wenngleich mit einem Preis von € 8.484,- (Modell 2018 mit von unserem Testrad abweichenden DT-Swiss PRC 1400) nicht gerade billige Wahl.
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