
Stages Bike SB20 Smart Bike
20.12.21 07:52 18.3102021-12-20T07:52:00+00:00Text: NoPainFotos: Erwin Haiden, Stages, NoPainLangzeittest: NoPain probierte etwas Neues und strampelte mit dem Stages Bike SB20 virtuell und doch ganz real durch den Herbst.20.12.21 07:52 18.3542021-12-20T07:52:00+00:00Stages Bike SB20 Smart Bike
20.12.21 07:52 18.3542021-12-20T07:52:00+00:0053 Kommentare NoPain Erwin Haiden, Stages, NoPainLangzeittest: NoPain probierte etwas Neues und strampelte mit dem Stages Bike SB20 virtuell und doch ganz real durch den Herbst.20.12.21 07:52 18.3542021-12-20T07:52:00+00:00Prolog
Nachdem ich rund die Hälfte meiner bisherigen Indoorcycling-Karriere auf daum ergo_bikes verbringen durfte, war ich schon sehr gespannt, was sich in den letzten 20 Jahren am Ergometermarkt getan hatte.
Zur Erinnerung: Die daum Ergometer aus Deutschland erschienen rund um die Jahrtausendwende und waren ihrer Zeit weit voraus. Unter anderem bestachen sie mit ihren futuristischen Designs, umfangreichen ergonomischen Einstellmöglichkeiten und vielen wattgesteuerten Trainingsprogrammen. Da es am Markt nichts Vergleichbares gab, störten sich die meisten Ergonauten auch nicht an den technischen Mankos. Denn perfekt war anders: Die Einstellung von Lenker und Sattelstütze gelang nur in gerasterten 17-mm-Schritten, der Sattel ließ sich nicht weit genug nach vorne schieben, der Q-Faktor entsprach dem eines Pferdes, Schraubverbindungen mussten gnadenlos angeknallt werden, die Watt waren je nach Trittfrequenz relativ ungenau, das Cockpit quittierte wegen Feuchtigkeitseintritt kontinuierlich seinen Dienst und auch das restliche Gerät litt in optischer und funktioneller Hinsicht unter dem vergossenen Schweiß. Aber: das Training machte Spaß, der Support war ausgezeichnet (Stichwort: Kulanz) und grundsätzlich konnte man mit dem Gebotenen zufrieden sein.
Als mein letzter daum verschlissen war, folgten dunkle Jahre auf starren Walzen, etwas glanzvollere am Cyclus2 Ergometer und schlussendlich die glorreichsten Zeiten mit insgesamt fünf Wahoo KICKR Generationen. Dennoch war mir diesen Herbst nach einer Veränderung zumute - keineswegs aus Unzufriedenheit, sondern vielmehr, weil ich meine private Bikesammlung dramatisch reduziert hatte und nur mehr ein Open Wi.de rockte. Gestern als Gravel, heute als Rennrad und morgen vielleicht als Hardtail-Ersatz - mit entsprechenden Laufradsätzen und passenden Reifen absolut kein Problem. Nur, das Universalgenie dann auch noch mehrfach die Woche auf den Smarttrainer zu wuchten, war dann doch irgendwann zuviel des Guten. Abgesehen davon gehen Carbonrahmen auf starren Trainern zwar nicht zwangsweise kaputt, jedoch werden sie davon auch nicht besser.
Meine intensive Recherche brachte schlussendlich das SB20 Smart Bike von Stages ans Licht, welches wir gleich für einen Langzeittest orderten. Eigentlich hatte ich mir in erster Linie nur ein einfacheres Handling gewünscht und dafür geringe Einbußen an Fahrspaß und Sitzkomfort gegenüber der Variante mit dem eigenen Bike und dem Wahoo KICKR in Kauf genommen, doch es kam anders. Um es vorwegzunehmen: das solide Stages Bike war weder mit meinen bisherigen Ergometern noch mit der Smarttrainer-Lösung vergleichbar und besaß, je nach Trainingsprogramm, entscheidende Vorteile bei relativ wenigen Nachteilen. Der folgende Review soll euch helfen herauszufinden, ob dieses oder ein adäquates Smart Bike auch euren individuellen Ansprüchen entsprechen könnte.
Über Stages
Über Stages
Seit Jahren zählt Stages zu den fixen Größen im leistungsorientierten Radsport und überzeugt mit preiswerten Powermetern für MTB und Rennrad, die optisch sowie technisch perfekt mit den meisten Kurbelgarnituren und Rahmen harmonieren. Dazu greifen die Amerikaner auf Serienkurbeln von Shimano, Campagnolo, Cannondale und Sram zurück und rüsten diese in ihren eigenen Hallen in Boulder mit Dehnmessstreifen zu geeichten Powermetern hoch. Über die Jahre wurden zahlreiche Varianten zur einseitigen (wahlweise links oder rechts) sowie beidseitigen Leistungsmessung vorgestellt. Mit dem Dash hat Stages seit einiger Zeit auch einen Fahrradcomputer und mit der Trainingssoftware Link sogar eine intelligente Coaching-Lösung im Programm.
Dieser Teil der Geschichte dürfte sich bereits in sportiven Radsportkreisen herumgesprochen haben. Allerdings wissen nur die wenigsten, dass die junge Geschichte von Stages mehr zu bieten hat als Powermeter und Co. Denn bereits seit 2015 wenden die Amerikaner ihre Technologien auch bei Indoor-Bikes für den kommerziellen Gebrauch in Fitnessstudios an und avancieren mit dem damit einhergehenden Volumen zum - nach eigenen Angaben - größten Powermeterhersteller der Welt. Seit dem letzten Winter bietet Stages sein gesammeltes Know-how aus Studio-Biken und Leistungsmessung mit dem von uns hier vorgestellten StagesBike SB20 Smart Bike auch für den privaten Hausgebrauch feil.
Stages SB20 Smart Bike
Für den smarten Ergometer zum Heimgebrauch vereinte das Team aus Bolder (Colorado/USA) sein gesamtes Know-how als Hersteller von Studio Bikes mit den gesammelten Erfahrungen aus Outdoor-Radsport, Leistungsmessung und Trainingsexpertise zu einem "virtuellen Trainingserlebnis der Extraklasse". Die Software des Bikes kommuniziert mit den wichtigsten Trainingsplattformen, die Hardware wurde robust genug ausgelegt, um selbst den hohen Ansprüchen von Profiathleten Genüge zu tun und obendrein gilt die verbaute Widerstandseinheit als besonders leichtgängig und leise. Zudem erlaubt sie Trainingswiderstände von bis zu 2.200 Watt bei 130 rpm und virtuelle Steigungen von maximal 25%. Dabei wird die vom Athleten ins System eingebrachte Leistung mit einem beidseitigen Stages Power LR Leistungsmesser gemessen. Wie auch für die Outdoor-Powermeter gibt Stages die Messgenauigkeit mit +/- 1,5% an. Auf die ermittelten Leistungswerte dürfte man sich also verlassen können.
Aus dem professionellen Nutzen hatte man gelernt, dass ein realistisches Fahrgefühl mit einem großen Schwungrad einhergeht; entsprechend natürlich fühlt sich das SB20 Smart Bike auch dank seines überdimensionierten 23 kg Schwungrads an - selbst bei hohen Kadenzen, im Wiegetritt oder beim Ausrollen. Angetrieben wird das Schwungrad übrigens ebenfalls durch einen Branchen-Primus: ein Gates Carbon Drive Carbonfaser-Riemen stellt die Verbindung zwischen Scheibe und Kurbel her.
Stages SB20 Smart Bike
Abmessungen | 120cm Länge x 56cm Breite x 124cm Höhe |
Gewicht* | 62,5 kg (!) |
Schwungrad* | 23 kg (!) |
Antrieb | Gates® Carbon Drive™ Carbonfaserriemen |
Rahmenmaterial | Hochfester Stahl |
Material der Montageteile | Nichtrostender Stahl |
Konnektivität | ANT+ und Bluetooth |
Leistungsmessung | Stages Power LR (beidseitiger Powermeter) |
Messgenauigkeit | +/- 1.5% |
Manuelle Kalibrierung | Möglich |
Max. Leistung | 2200 Watt bei 130 U/min |
Max. virtuelle Steigung | 25% |
Q-Faktor | 157 mm |
Lautstärke* | Nahezu geräuschlos, Umgebungsgeräusche von ca 50-55 dB |
Ideale Körpergröße | 1.47m bis 2.08m |
Max. Fahrergewicht | 158 kg |
Kurbellängen | 165mm, 170mm, 172.5mm, 175mm |
Lieferumfang | SB 20 Smart Bike, Bedienungsanleitung, Aufbauhinweise |
Gewährleistung | Rahmen 10 Jahre - Korrosion nicht abgedeckt, Carbonriemen (Antrieb) 10 Jahre, Powermeter 2 Jahre, Bike Komponenten 2 Jahre |
Preis | € 3.149,00 (https://www.stagescycling.eu/) |
* Herstellerangaben
Aufbau und Konfiguration
Der Aufbau des angelieferten, vollständig zerlegten SB20 Smart Bikes ist keine Hexerei und grundsätzlich von einer Person in rund einer halben Stunde zu schaffen, wenn man vom eigentlichen Auspacken und dem Entfernen der unzähligen Transportsicherungen und Schutzfolien einmal absieht. Die einzig wahre Herausforderung ist es allerdings, den rund 70 kg schweren Karton an seinen Aufstellungsort zu verfrachten. Hinweis: obwohl das SB20 nur eine Standfläche von 1,58 m x 0,56 m besitzt, sollte ein sicherer Bereich von rund 2,78 m x 1,76 m zum reibungslosen Auf- und Absteigen eingeplant werden.
Ist das SB20 zusammengebaut und verkabelt, können die eigenen Pedale in einer von vier Positionen (= Kurbelarmlängen) montiert werden. Nach der Wahl der bevorzugten Kurbellänge (165 mm, 170 mm, 172,5 mm oder 175 mm), ist diese in der Stages Link-App gegebenenfalls zu aktualisieren. Eine falsche Einstellung der Kurbellänge führt unweigerlich zu ungenauen Leistungsmessungen.
Konfiguration und Firmware-Upgrade
Jetzt müssen nur mehr die Batterie-Isolationslaschen beider Powermeter Powermeter entfernt und ein manueller "Zero Reset" (Nullstellenkalibrierung) durchgeführt werden. Dazu drehen wir die Kurbeln mindestens eine ganze Drehung, positionieren sie vertikal und wählen im Gerätemanager der Stages Link-App die Funktion "Zero Reset" für das StagesBike SB20. Die Nullstellenkalibrierung kann bis zu 30 Sekunden dauern und sollte immer dann durchgeführt werden, wenn das Fahrrad verschoben oder die Pedalposition am Kurbelarm verändert wurde. Hinweis: im Normalbetrieb werden die Nullstellen regelmäßig und vollkommen automatisch kalibriert (Auto-Zero), was einerseits korrekte Werte garantiert, andererseits auch das eine oder andere Problemchen mit sich bringen könnte - aber dazu noch später.
Zu guter Letzt empfiehlt sich noch ein Check des Softwarestands. Sowohl das StagesBike als auch beide Stages Powermeter L/R besitzen jeweils eine eigene Firmware, die sich allesamt von der Stages Link-App aus aktualisieren lassen.
Anpassung und Ergonomie
Nicht minder wichtig für das oberhalb angesprochene "realistische Fahrgefühl" ist die optimale, individuelle Sitzposition auf dem Bike. Denn viele Ergometer lassen wegen unzureichender Anpassungsmöglichkeiten bei "echten" Radsportlern kein rechtes Radsport-Feeling aufkeimen. Aus dem Leistungssport kommend und mit geballtem Trainings- und Bikefitting-Background spielt das SB20 aber auch hier seine Stärken voll aus.
So lässt sich am StagesBike einerseits jeder beliebige Standardsattel oder Lenker montieren und in Höhe/Position/Neigung penibel einstellen, andererseits erlauben vier Kurbellängen (165, 170, 172,5 und 175 mm), zwei Klemmpositionen am Vorbau (Stack & Reach) sowie millimetergenaue, eingelaserte Skalen an der Sattelstütze und dem Lenker die exakte Anpassung des SB20 auf die Körperproportionen bzw. eine exakte Reproduktion der Geometrie des eigenen Fahrrads.
Die Einstellung erfolgt meist werkzeuglos mittels Drehknopf oder Hebel, nur die Position des Sattels ist wie gewohnt per Inbusschlüssel zu fixieren. Mit einem Größenspektrum von 1,47 m bis 2,08 m Körpergröße bietet das StagesBike zudem einen Verstellbereich, der am Markt derzeit einzigartig sein dürfte. Das maximale Fahrergewicht liegt bei soliden 158 kg.
Einstellen der Radposition
Insgesamt war das Stages Bike schnell, flexibel und stabil an meine spezifischen Bedürfnisse angepasst und verstellte sich auch bei harten Einheiten nicht von selbst, was wohl den hochwertigen Klemm- und Schraubverbindungen geschuldet war. Besonders gefielen mir auch die leicht nach außen gespreizten Lenkerbögen, die eine noch ergonomischere Position, ähnlich wie am Gravelbike, erlaubten.
Das StagesBike SB20 kann simultan mit mehreren Bluetooth- und ANT+-Geräten gekoppelt werden, ist mit den gängigsten Indoor Cycling Plattformen wie Zwift, Sufferfest (Wahoo SYSTM) oder Trainerroad kompatibel und besitzt Schalt- und Bremshebel mit frei programmierbaren Schaltknöpfen.
Tablet und Smartphone können während des Trainings im sogenannten Medienzentrum, einem Tablethalter plus einer Handyablage, gut sichtbar abgelegt und dank der zwei integrierter USB-Ports geladen werden. Der sehr stabile und in der Neigung einstellbare Tablethalter nimmt diese im Querformat bzw. Smartphones im Quer- oder Hochformat auf, fällt allerdings in der maximal einstellbaren Neigung für großgewachsene Piloten etwas steil aus.
Hingegen verrichtet die gummierte Smartphone-Ablage für alle Körpergrößen einen ausgezeichneten Dienst, wurde allerdings nur fürs Hochformat entworfen. Hier hätte ich mir eine etwas breitere Ablage gewünscht, da ich mein Smartphone mit der darauf laufenden Wahoo SYSTM App beim Training quer ablegen musste.
Im Trainingsalltag
Dem regnerischen Herbstwetter geschuldet, konnte ich das Stages SB20 bisher zwei Monate lang mindestens 4-5 Mal die Woche auf Herz und Nieren prüfen. Nicht nur, dass ich weit mehr Trainingseinheiten darauf verbrachte, als eigentlich geplant waren, stieg auch die übliche Dauer von 60 auf über 90 bis hin zu 120 Minuten. Gründe dafür gab es einige. Abgesehen von den vielfältigen Einstellmöglichkeiten bezüglich der Radposition stellte sich der Sitzkomfort deutlich höher als angenommen heraus und auch der Q-Faktor von 157 Millimetern (vgl. Shimano GRX 1-fach 151 mm, Sram MTB 1-fach 156/166 mm) kam dem eines normalen Bikes relativ nahe. Zusätzlich bot der 62,5-Kilogramm schwere Stages einen extrem stabilen Stand auf der dicken Trainingsmatte und war auch im härtesten Wiegetritt wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung nicht aus der Ruhe zu bringen.
Obwohl das Smart Bike relativ gedrungen aussieht, bietet es nicht zuletzt wegen der gelungenen Geometrie und dem mächtigen 22,7 kg Schwungrad ein rennradtypisches Fahrgefühl. Der gewaltigen rotierenden Masse zum Trotz ist der Geräuschpegel sehr niedrig. Kein knarzender Lenker, keine klackenden Radlager, keine pfeifende Wirbelstrombremse, keinerlei Vibrationen - nur ein leichtes Quietschen der Pedale und der Wind des Ventilators sind zu vernehmen. Herrlich.
Die Wattmessung erfolgt durch zwei separate Leistungsmesser in der linken bzw. rechten Tretkurbel und erwies sich im Testzeitraum als sehr genau. Der Hersteller verspricht eine maximale Abweichung von +/- 1,5 Prozent, was sich in der Realität (zumindest im Simulationsmodus) locker ausging. Weil der SB20 automatisch die Nullstellen setzt, war ein regelmäßiges manuelles Kalibrieren nicht notwendig. Zumindest konnte ich keinen Unterschied nach dem Kalibrieren im Vergleich zu einer Trainingseinheit ohne manueller Kalibrierung feststellen. Etwas unpraktisch finde ich aber, dass beide Leistungsmesser eine separate Batterie benötigen und diese von Zeit zu Zeit gewechselt werden muss. Die meisten Smart Bikes anderer Hersteller bewältigen die Wattsteuerung ohne einem "echten" Leistungsmesser, besitzen dafür aber weniger Features (Li-Rechts-Balance) und teils eine niedrigere Genauigkeit.
SIM Training in Zwift
Absolut überzeugend parierte das SB20 den Simulationsmodus (SIM-Modus) der Zwift Mobile App, die über Bluetooth auf meinem iPad lief. Egal ob Rollern in der Ebene, härteres Sprinten oder hügelige Up- und Downhills: das Smart Bike hatte weder Probleme mit den Widerständen noch mit rasch wechselnden Intensitäten. Ärgerlich ist nur, dass weder das Gerät noch Zwift eine Ganganzeige besitzen und dafür die Stages Link App parallel am Smartphone geöffnet sein muss.
Dafür stimmten die Watt- und Kadenzwerte sehr gut mit jenen meines Garmin XC100 Leistungsmessers überein. Zwar waren die vom Stages SB20 angezeigten bzw. gemessenen Werte vergleichsweise volatil, dies hatte allerdings keinen negativen Effekt auf das Fahrgefühl. Möglicherweise wurden die Leistungswerte vom Garmin-Powermeter intern auch nur mehr geglättet.
ERG Training in Wahoo SYSTM
Weniger souverän, aber dennoch im grünen Bereich verlief das wattgesteuerte Training im ERG-Modus auf der SYSTM Mobile App von Wahoo. Obwohl sich der gefühlte Widerstand relativ reaktionsschnell - zwar weniger dynamisch als bei KICKR & Co., aber dennoch ausreichend flott - und absolut linear zum vorgegebenen bzw. angezeigten Widerstand änderte, war die Volatilität auf einem gleichbleibenden Widerstandsniveau überraschend hoch. Das heißt, dass ein bestimmter Wattwiderstand, der von der App ohne Rücksicht auf den eingelegten Gang und die Trittfrequenz vorgegeben wurde, nicht gleichmäßig anlag, sondern in leichten Wellen permanent über- bzw. unterschritten wurde. Wir gehen davon aus, dass es aus technischer Sicht an dem riesigen Schwungrad liegen könnte und sich vermutlich mit einer höheren Softwareglättung verbessern ließe. Auf Rückfrage hat Stages unsere Vermutung bestätigt und angekündigt, dass bei zukünftigen Softwareupdates weiter an den Glättungsalgorithmen gearbeitet wird. In der Praxis bereitete das recht unruhige Verhalten aber weder im Grundlagen- noch beim HIT-Training Probleme.
Tipps und Tricks zum Watttraining
Abschließend noch drei mögliche Probleme, auf welche ich während des Trainings gestoßen bin, inklusive deren Lösung. Alle Sonderfälle waren auf die Master-Slave-Kopplung (linker Kurbelpowermeter ist Master, der rechte der Slave) und deren Auto-Kalibrierung zurückzuführen.
Problemlösung #1: Wahoo SYSTM (Mobile & Desktop) Bug
Seit kurzem besitzt die SYSTM App einen kleinen Bug in Verbindung mit dem Stages SB20. Wird das Stages Bike im Abschnitt "Devices" mit SYSTM gekoppelt, dann sollte eigentlich das Smart Bike sowohl gesteuert werden als auch die aktuell geleisteten Watt sowie die Trittfrequenz anzeigen. Aufgrund des Bugs funktioniert allerdings nur dir Steuerung und die Anzeige der aktuellen Werte in der SYSTM App bleiben auf Null. Als Workaround koppeln wir zusätzlich den linken Stages Powermeter (Master) und lassen uns dessen Watt- und TF-Werte auf SYSTM ausgeben. Das Problem ist Wahoo bekannt und sollte sich mit einem zukünftigen Update beheben lassen.
Problemlösung #2: Passive Regeneration am Smart Bike mit eingeklickten Schuhen (Auto-Zero)
Wer seine Trainingseinheit zwischendurch unterbricht, dabei am Smart Bike sitzen bleibt und sein Gewicht auf die Pedale wirken lässt, läuft Gefahr, falsche Kalibrierungswerte zu speichern. Denn der Stages SB20 führt bei Nichtbenutzung alle 5 Minuten defaultmäßig eine Nullstellen-Kalibrierung durch. Und falls genau zu diesem Zeitpunkt die Kurbeln in vertikaler Position stehen und das Gewicht der Füße auf die Pedale einwirkt, dann wird die Nullstelle falsch gesetzt und zukünftige Berechnungen führen unweigerlich zu falschen Werten inkl. einer unstimmigen Li-/Re-Balance. In so einem Fall hilft nur noch auszuklicken, die Kurbeln in die vertikale Position zu bringen und entweder fünf Minuten zu warten oder mit der Stages Link App bzw. der Stages Power App eine manuelle Kalibrierung durchzuführen. Dies kann parallel zur geöffneten Trainingsapp geschehen und das Training kann nach der Kalibrierung unverzüglich fortgesetzt werden.
Problemlösung #3: Einbeiniges Training (Battery low?)
Sendet einer der beiden Powermeter (egal ob Master oder Slave) länger als 45 Sekunden keine Signale, was vorkommen kann, sobald sich eine Batterieladung dem Ende entgegen neigt, dann übernimmt der andere Leistungsmesser die Master-Rolle und verdoppelt die gemessenen Werte wie es auch bei "einseitigen" Powermetern der Fall ist. Erkennbar ist dieses Verhalten in der Stages Link anhand einer Li-/Re-Verteilung von 100:0 bzw. 0:100.
Um eine einwandfreie Funktion des Stages SB20 sowie der angeschlossenen Apps auch bei einbeinigem Training zu gewährleisten, müssen beide Powermeter ständig per ANT+ miteinander kommunizieren. Einbeiniges Training muss deshalb immer mit beiden Kurbeln durchgeführt werden, wobei man sich auf den Pedaldruck des zu trainierenden Beins konzentriert und das andere Bein passiv im Pedal eingeklickt mitführt. Dadurch wird verhindert, dass die Leistungsmesser davon ausgehen, dass die Batterie des Partnerleistungsmessers leer ist.
Fazit
Stages SB20 Smart Bike | |
---|---|
Modelljahr: | 2021 |
Testdauer: | >2 Monate |
Preis: | 3.149 Euro |
+ | Sehr leise und vibrationsarm |
+ | Zeitraubendes Einspannen vom Trainingsrad entfällt |
+ | Resistent gegen Schweiß |
+ | Platzsparend bei stationärem Betrieb |
+ | Kompatibilität mit Apps |
+ | Hohe Genauigkeit inkl. echter Li-/Re-Balance |
+ | Kein Tisch für Laptop notwendig |
+ | Tablet nahe im Blickfeld (großes Bild, keine Brille nötig) |
o | Hohe Volatilität im ERG-Modus |
o | Weniger reaktionsschnell bei Wattänderungen als KICKR & Co |
o | Zwei Batterien (Stages PM) |
o | Workaround für einbeiniges Training |
- | Fehlende Ganganzeige im SIM-Modus |
- | Gewichtsmäßig ein Monster |
- | Handyablage nur im Hochformat |
BB-Urteil: | Unglaublich robust, komfortabel, leise und vibrationsarm. Ideal für lange und intensive Trainings. |
Das individuell konfigurierbare Stages Bike SB20 ist ein solider Einstieg in die Welt der Smart Bikes - ohne jegliche Kinderkrankheiten seinerseits. Im Vergleich zur direkten Konkurrenz besitzt es einen echten (beidseitigen) Powermeter zur Wattsteuerung, ist extrem robust gefertigt und zählt definitiv zu den leisesten Vertretern seiner Art. Auch die Lösung zur Tablet-, Smartphoneablage inklusive Stromversorgung zählt zu den besten am Markt. Super funktionell, vor Schweiß geschützt und stabil.
Stages unterstützt alle wichtigen Protokolle, um mit nahezu jeder App bzw. jedem relevanten Gerät über ANT+ oder Bluetooth Smart zu kommunizieren und bietet im Simulationsmodus (SIM) eine hervorragende Performance mit stimmigen Leistungswerten. Einzig im Ergometermodus (ERG) wäre mehr Stabilität in Bezug auf die Aufrechterhaltung des Zielwiderstands wünschenswert.
Was den Listenpreis von 3.149 Euro betrifft, so liegt dieser rund 350 Euro unterhalb eines Wahoo KICKR Bikes, was unserer Meinung nach in Ordnung geht. Denn tatsächliche Verkaufspreise unter 2.500 Euro sind keine Seltenheit und machen das Stages SB20 zur echten Alternative gegenüber einem High-End-Smarttrainer mit dem eigenen, zum Schweißtod verurteilten, Rennrad.