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Auf Achse: "Go Solo: La Rube in Gravel"

Auf Achse: "Go Solo: La Rube in Gravel"

27.04.22 06:58 2.975Text: gabriwa
Gabriel Waringer

Name: Gabriel Waringer Alter: 33 Jahre Größe: 183 cm Schrittlänge: ehrliche 843 mm Gewicht: ~ 82kg Fahrstil/ -können: Ein Gravelbike ersetzt (k)ein MTB!

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Fotos: gabriwa
Rückblick aufs 250 Kilometer lange "Go Solo" Unsupported Bike Adventure entlang der italienischen Riviera.27.04.22 06:58 3.060

Auf Achse: "Go Solo: La Rube in Gravel"

27.04.22 06:58 3.0607 Kommentare gabriwa
Gabriel Waringer

Name: Gabriel Waringer Alter: 33 Jahre Größe: 183 cm Schrittlänge: ehrliche 843 mm Gewicht: ~ 82kg Fahrstil/ -können: Ein Gravelbike ersetzt (k)ein MTB!

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gabriwa
Rückblick aufs 250 Kilometer lange "Go Solo" Unsupported Bike Adventure entlang der italienischen Riviera.27.04.22 06:58 3.060

Wie die Zeit verfliegt! Gerade eben war noch Winter, und plötzlich finde ich mich um 3:07 Uhr (!) im Speisesaal des Oxygen Lifestyle Hotels in Rimini wieder - so schnell kann es gehen. Die Wettervorhersage könnte besser sein, es soll zwar nicht regnen, dafür aber ist mit Windböen jenseits der 50 km/h zu rechnen.
Beiläufig schaufle ich mein Müsli in mich hinein. Rund 250 Kilometer entlang der italienischen Riviera stehen heute beim Go Solo: La Rubè in Gravel auf dem Programm - könnte schlimmer sein. Benannt in Anlehnung an den am gleichen Tag stattfindenden Klassiker Paris-Roubaix, soll das Event eine gewisse Härte und Grandezza suggerieren - ich bin jedenfalls gespannt.

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Das Teilnehmerfeld ist überraschend überschaubar - für die Langdistanz sind drei Starter vorgemerkt, für die kurze Option mit ca. 110 km ebenfalls nur eine Handvoll. Klasse statt Masse - Jesus hatte immerhin auch nur zwölf Buddies, und schau dir an, wie sich das entwickelt hat.

Im Fokus steht für den Organisatoren Luca Masini jedenfalls der Gedanke "Go Solo”. Ein Himmelfahrtskommando für Solisten quasi. Du und die Strecke - sonst nichts. Seine Sozialisierung mit dem Radsport fand auf der Langdistanz statt - Crew Coordinator, Sportlicher Leiter etlicher Race Around Wo-Auch-Immer Teams und Veranstalter diverser Events - der Mann scheint recht fleißig zu sein.

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Der Start erfolgt um Punkt 4 Uhr - die Finsternis hat das Land noch fest im Griff. Autos, Passanten oder sonstiges wird man am Ostersonntag sicherlich nicht vor 8 Uhr antreffen.
Die Strecke führt über einen Mix aus Asphalt, Feldwegen und Sandstraßen ins Hinterland bis kurz vor San Marino. Die Sinnlosigkeit meiner USB Leuchten wird mir schmerzlich bewusst. Es ist Zeit für eine ordentliche Lichtanlage.

Der Wind ist erbarmungslos. Der prognostizierte Sturm ist (trotz Beten vorm schlafen Gehen) tatsächlich eingetreten und so wird jede Kehrtwende der Strecke entweder zur harten Bestrafung oder dem lang ersehnten Lichtblick. Die Stunden ziehen durchs Land.

Die ersten 100 Kilometer sind ein guter Mix, einige schnelle Passagen auf der Straße, gefolgt von leichten Sandstraßen - nichts technisch Relevantes - dazwischen der ein oder andere kurze Anstieg. Je mehr man ins Hinterland abdriftet, desto stärker tritt die Schönheit der Gegend in den Vordergrund.
Merke: je hügeliger die Landschaft, desto besser die Ausblicke. Im Wirrwarr der Küste hingegen nimmt man von der Kulisse kaum etwas wahr.

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Nach sechs Stunden Fahrzeit und 150 Kilometern am Display identifiziere ich weitere Fehler im Equipment. Meine Füße fangen zu krampfen an. Es liegt definitiv an den Schuhen, beziehungsweise den Einlegesohlen, welche sich für alles über fünf Stunden Fahrzeit als unbrauchbar erweisen. Tipp: Komfort ist wichtiger als Carbonsohle!

Die Route windet sich gen Norden, die nächsten 100 Kilometer versprechen eine wahre Nervenprobe zu werden. Kein Anstieg, keine Abwechslung, nur Wind. Die Zeit steht still. Eine Pause wäre angebracht, doch keine Bar oder ähnliche Lokalität ist in Sicht - also Plan B: Power Nap im Gras.

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Die Temperatur steigt nicht merklich über 10° Celsius. Ich bemerke, dass ich friere - die Fingern sind seit Stunden klamm und meine Laune verschlechtert sich. Durchhalten ist die einzige Lösung. Diverse Ortschaften ziehen an mir vorbei, ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Meine einzige Ablenkung ist der Kilometerstand am Karoo.

Nach knapp über zehn Stunden Fahrzeit erreiche ich - deutlich gezeichnet - wieder das Hotel, von wo ich elf Stunden zuvor aufgebrochen bin. Ich fühle mich geschafft - der Wind war zwar ein unguter Zeitgenosse, mein Hauptgegner allerdings war ich selbst. Wie nervenaufreibend 100 flache Kilometer doch sein können!

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Resümee

Rimini ist weit besser als sein Ruf. Wer in der Vorsaison herkommt, erlebt kaum etwas von dem Trubel, für den die Gegend bekannt und berüchtigt ist. Landschaftlich kann der Landstrich an der Adria vielleicht nicht mit der Toscana oder anderen Destinationen im Land mithalten; wenn man will, findet man aber auch hier tolle Routen. Es bietet sich jedenfalls an, auf die Expertise eines Local Guides zu setzen, um das Beste für sich mitzunehmen.

Der Vergleich mit Paris-Roubaix gefällt mir nicht. Das eine ist ein Massenstart, ein Event für die Fans und Fahrer gleichermaßen. Ein Fest des Sportes, wenn man so will. Die Philosophie hinter Go Solo negiert diese Idee allerdings zu 100% und macht aus dem Spektakel einen Bußgang für Einzelkämpfer. Als entspannte Gruppenausfahrt hätte es allerdings in meinen Augen genauso funktionieren können.

Wer um Ostern einen Urlaub an der Adria plant und zufällig in der Gegend ist, sollte sich den Spaß nicht entgehen lassen - allerdings reicht die kurze Strecke mit 110 km sicherlich aus.

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