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Canyon Neuron CF 9.0 LTD im Test

Canyon Neuron CF 9.0 LTD im Test

27.05.19 08:09 30.469Text: Mex/ Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
Canyon zielt mit der neuen Generation des Neuron auf ambitionierte Trail-Liebhaber ab, welche auch im Uphill auf optimale Performance Wert legen. Wir berichten, wie sich das Beinahe-Flaggschiff der CF-Palette im Test schlägt.27.05.19 08:09 30.591

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27.05.19 08:09 30.59110 Kommentare Mex/ Luke Biketalker
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Erwin Haiden
Canyon zielt mit der neuen Generation des Neuron auf ambitionierte Trail-Liebhaber ab, welche auch im Uphill auf optimale Performance Wert legen. Wir berichten, wie sich das Beinahe-Flaggschiff der CF-Palette im Test schlägt.27.05.19 08:09 30.591

Die Feierabendrunde offline und gerne auch mal im engen Lycra und ohne Knieprotektoren, den Alpencross fernab der Zivilisation und abseits der knackig-brenzligen Bucket-List-Trails... klassische Tourenfahrer haben es heutzutage nicht leicht, ein Bike zu finden. Was früher einmal mit 120 bis 140 mm Fahrwerken als Tourenfully aus den Entwicklungsbüros rollte, versucht sich nun in der Regel als potentes Trailbike in der Imitation der langbeinigen Enduros. Nicht, dass die Entwicklung hin zu besseren Abfahrtseigenschaften auch in technischerem Geläuf eine schlechte wäre. Doch nicht jeder Pilot braucht den längsten Reach und flachsten Lenkwinkel, um Spaß zu haben. Und nicht für jeden ist der Weg nach Oben das geduldete Übel, für das der Weg nach Unten entschädigt. Mancher Einsatzbereich verlangt schlichtweg nach gemäßigteren Maßen. Mit der Betonung auf gemäßigt, nicht antiquiert, wohlgemerkt; denn in moderaten Dosen profitiert jeder Biker von den aktuellen Entwicklungen des Flacher, Länger, Tiefer und Steiler.

Exakt hier will sich Canyon auch mit der aktuellen Ausbaustufe seines Neuron platzieren. Als Neuron CF kommt das Tourenfully mit gänzlich neuem Rahmen und hat nicht zuletzt durch seinen neuen Hinterbau nichts mehr mit seinem Vorgänger gemein. Zwischen dem rassigen Lux und dem allmountesquen Spectral platziert, will Canyon das Neuron CF nicht als Trailbike oder aufgeblasenes Down-Country, sondern als waschechtes Tourenbike der alten Schule platziert sehen. Maßgeschneiderter Spaß für Forstraßen und leichte Trails, wenn man so möchte - alle zu erwartenden Qualitäten für die sportliche Uphill-Fahrt inklusive.

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Normalerweise gibt der lange, schlaksige Mex im Sattel von motorisierten Zweirädern Gas und berichtet im Anschluss darüber für unser befreundetes Magazin 1000PS. Doch in der Freizeit wird auch bei ihm regelmäßig auf losem Untergrund in die Pedale getreten, anstatt nur den Gashahn am Moped zu würgen - einerseits aus Freude an der bewaldeten Natur, andererseits, um darüber hinaus mit ausgedehnten MTB-Touren ein gewisses Fitnesslevel aufrechtzuerhalten. Nicht zuletzt natürlich aber auch, um sich auf den viele ausgeschilderten MTB-Strecken im Osten Österreichs im Downhill den regelmäßigen Adrenalinkick zu holen - darf man mit dem Motorrad doch de facto nirgends mehr legal ins dichte Gehölz der heimischen Wälder vordringen.

Kollege und Spezi NoPain meinte unlängst bei einem Treffen, dass mit dem betagten Trek Fuel 100, welches seit Jahren als treuer Begleiter fungierte, kein Blumentopf mehr zu gewinnen sei. "Was Neues musst probieren - 29er, Carbon, Einfachschaltung - Pflichtprogramm"... und so ergab es sich, dass Mex nun hier seine ersten Zeilen als temporärer Fahrrad-Tester tippt.

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Komplett neuer Carbon-Rahmen am Canyon Neuron CF

Während Canyon am Neuron AL eher kosmetische Pflege betrieben hat, spendieren die Koblenzer für 2019 ein gänzlich neu entwickeltes Neuron CF. Getreu der Bezeichnung CF - Carbon Fiber - findet sich kaum Aluminium am Tourenfully. Sowohl vorderes Rahmendreieck als auch Ketten- und Sitzstreben sind aus Carbon gefertigt. Für die Anlenkung des Dämpfers kommt ein faserverstärkter Kunststoff zum Einsatz; dieser wird im Spritzguss-Verfahren hergestellt und bietet daher in seiner Formbarkeit gewisse Vorzüge. Aller Tourenorientiertheit zum Trotz lehnt sich auch der neue Hinterbau des Neuron CF in seinem dreistufigen Federungskonzept am Downhiller Sender an.

Während im ersten Drittel der 130 mm ein möglichst sanftes Ansprechverhalten sichergestellt werden soll, ist der mittlere Bereich darauf ausgelegt, eine gewisse "Plattform" zu bieten, sodass der Dämpfer stabil im Hub steht und nicht durch den Federweg rauscht. Im letzten Drittel soll die Kinematik schließlich genügend Endprogression aufweisen, um auch kleine Drops auszubügeln. Interessantes Feature: an kleineren Rahmengrößen sollen ob des erwartet geringeren Pilotengewichts Dämpfer mit weniger Hub die kinematischen Eigenschaften uniform halten. Durch den nun unters Oberrohr verlegten Dämpfer könnte man optisch von der Nabe bis zur vorderen Dämpferaufnahme beinahe eine gerade Linie ziehen. Größter Benefit daraus ist, dass ab der Rahmengröße Medium eine 750 ml Flasche ins Rahmendreieck passt.

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Was die Lager betrifft, geht Canyon am Neuron CF auf Nummer sicher: Abdeckungen aus Kunststoff schützen jedes einzelne der Hinterbaulager vor Umwelteinflüssen. Den antriebsseitig höheren Kräften begegnen die Ingenieure mit asymmetrischen Lagern am Hauptdrehpunkt. Rechts sitzen somit zwei Lagerschalen, links nur eine. Hinter der Abdeckung an der Antriebsseite versteckt sich übrigens auch die Umwerferaufnahme des optionalen 2-fach Antriebs. Eine Kettenführung könnte hier allerdings genauso angeschlagen werden. Ebenfalls erfreulich: Canyon geht den Schritt zurück zum Tretlager im BSA-Standard.

Besonders smart und auch schon am Spectral gesehen: Was äußerlich innenverlegte Züge mimt, kommt in Wahrheit ohne den erhöhten Wartungsaufwand der Integration. Stattdessen sind Bremsleitung und Bowdenzüge hinter einer abnehmbaren Kunststoffschiene versteckt. Löst man drei Schrauben, sind die Züge frei zugänglich. Zusätzlich positiver Nebeneffekt ist der somit inkludierte Schutz für das Unterrohr. Ketten- und Sitzstreben sind an den obligaten Stellen ebenfalls in Kunststoff gehüllt oder von einem Chainsuck-Blech geschützt. Am Oberrohr thront der von anderen 29er Canyons bekannte Lenkanschlagsbegrenzer. Dieser sitzt nicht wie anderswo im Steuersatz; stattdessen blockiert der am Oberrohr sitzende Endanschlag einen Zapfen am Gabelschaft. Die fixierenden Schrauben sind hohl und dienen bei zu hohen Kräften als rettende Sollbruchstelle. Rund 2.660 Gramm soll der Rahmen des Canyon Neuron CF so auf die Waage bringen.

  • Die Quixle-Achse...Die Quixle-Achse...
    Die Quixle-Achse...
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  • ... besitzt einen gut bedienbaren Hebel,... besitzt einen gut bedienbaren Hebel,
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  • ... der bei Nichtgebrauch in deren Inneren verschwindet.... der bei Nichtgebrauch in deren Inneren verschwindet.
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  • Was defektanfällig aussieht, Was defektanfällig aussieht,
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  • ... hat sich bisher nicht durch übermäßige Schmutzansammlung oder ähnliches hervorgetan.... hat sich bisher nicht durch übermäßige Schmutzansammlung oder ähnliches hervorgetan.
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Mitwachsende Geometrie und Komponenten

Weshalb bisher nicht viele Worte zur Laufradgröße des Neuron CF gefallen sind, begründet sich schlicht in der Tatsache, dass beide Dimensionen im Lager stehen. Gemäß Canyons Philosophie stellt man die kleinen Größen auf 27.5“; ab Medium rollt das Tourenfully auf 29-Zöllern aus dem Karton. Wichtig war Canyon, dass sich die Neuron CFs über alle Rahmengrößen hinweg möglichst homogen verhalten. Dies geschieht einerseits durch die geänderten Laufradgrößen und Dämpfermaße, andererseits auch durch uniformen Einsatz von 29“ Fox 34 Gabeln mit 51 mm Offset und 130 mm Federweg über alle Größen hinweg. Canyon zufolge ist die Relation aus Lenkerbreite und Nachlauf des Bikes entscheidend für das Fahrgefühl und Einlenkverhalten eines Fahrrads. Da die kleineren Rahmenhöhen mit 740 anstelle von 760 mm breiten Lenkern ausgeliefert werden, muss hier auch der Nachlauf adaptiert werden. Die 27.5“ Modelle kommen entsprechend mit um 0,5° flacherem Lenkwinkel bei identer Vorbaulänge von 60 mm.

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Geometrie

Größe: XS S M L XL
Sitzrohrlänge (mm): 400 400 445 480 520
Oberrohrlänge (mm): 558 581 603 636 654
Steuerrohrlänge (mm): 88 100 102 112 143
Lenkwinkel (°): 67 67 67,5 67,5 67,5
Sitzwinkel (°): 74,5 74,5 74,5 74,5 74,5
Kettenstrebenlänge (mm): 430 430 440 440 440
Radstand (mm): 1121 1145 1166 1190 1222
Stack (mm): 577 588 613 622 651
Reach (mm): 398 418 433 453 473
STR: 1,45 1,41 1,42 1,37 1,38
Vorbaulänge (mm): 60 60 60 60 60
Lenkerbreite (mm): 740 740 760 760 760
Trail (mm): 95 95 99 99 99
Lenkerbreite zu Trail: 0,129 0,129 0,13 0,13 0,13
Laufradgröße:  27.5" 27.5" 29" 29" 29"

Geometrie am Canyon Neuron CF 9.0 LTD

Moderat und dort, wo es Sinn stiftet, geht Canyon am Neuron CF dem Trend der Zeit zwar nach, bleibt aber - und das dürfte wohl viele alte Hasen freuen - am traditionellen Ende der aktuellen Geometrietrends. Das Sitzrohr ist mit 480 mm in Rahmenhöhe Large etwas lang geraten und sollte gerade in Kombination mit Dropper-Stützen in der Größenwahl berücksichtigt werden. 453 mm Reach und 622 mm Stack in Kombination mit 60 mm Vorbauten sind absolut modern, aber nicht übertrieben und unterstützen gemeinsam mit dem ebenfalls ausgewogenen Sitzwinkel von 74,5° eine sportliche tourenlastige Sitzposition. Mit 67 respektive 67,5° bleibt der Lenkwinkel ebenfalls eher steiler. Dies sollte das Handling im niedrigeren Geschwindigkeitsbereich verbessern. Länger, flacher, tiefer? Das muss wirklich nicht für Jeden sein. Schließlich findet auch nicht jeder mit bockharten Weltcupskiern sein Glück...

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Tech Specs

Rahmen: Neuron CF, Carbon, 130 mm Federweg, Boost 12 x 148 mm Reifen: Maxxis Forekaster,2.35", 3C Triple
Dämpfer: Fox Float DPS Factory Sattelstütze: Fox Transfer Factory,
Gabel: Fox 34 Factory Fit4, 130 mm Sattel: Iridium Trail
Gruppe: Sram X01 Eagle Lenker: Canyon H23 Carbon Riserbar, 15 mm Rise
Kurbel: Sram X01 Eagle DUB, 30 Z Vorbau: Canyon V12
Bremse: Sram Guide RSC Gewicht: 12,2 kg (Testbike XL: 12,41)
Laufräder: DT Swiss XMC 1200 Preis: € 4.999,00
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Ausstattung

Wie für Canyon typisch, machen die Koblenzer auch am Neuron CF 9.0 LTD der Fachhandelskonkurrenz das Leben schwer. Zumindest aus nüchtern finanzieller Betrachtungsweise ist es schwer, an das Tourenfully heranzukommen. Kompletter Carbon Rahmen und ebensolche Laufräder, Fox Factory Fahrwerk und Sram X01 Eagle für € 4.999,00 - da darf man sich anderswo schon mal von ein oder zwei Tausendern mehr verabschieden. So steckt im 9.0 LTD eine Fox 34 Factory Fit 4, ein Float DPS Factory Dämpfer und farblich dazu passend auch gleich eine Transfer Factory Sattelstütze. Den Antrieb übernimmt wie bereits erwähnt Srams X01 Eagle mit serienmäßigem 30er Kettenblatt - 32 Zähne sind auch möglich, darüber hinaus streiken im 1-fach Setup die Kettenstreben. Verzögert wird mit einem weiteren Topmodell, der Sram Guide RSC. Die DT-Swiss XMC 1200 Laufräder bringen trotz 30 mm Innenmaulweite in 29" lediglich 1.547 g auf die Waage, Maxxis steuert den Forekaster mit EXO Karkasse und 3C Maxx Speed Mischung in 2.35" bei. Der 60 mm Vorbau sowie der in unserem Fall 760 mm breite Carbon Lenker mit 15 mm Rise entstammen Canyons eigener Zubehör Linie. Canyon gibt das Gewicht des Neuron CF 9.0 LTD mit 12,2 kg an - unser Testbike in Größe X-Large brachte 12,4 kg auf die unbestechliche Bikeboard-Waage.

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Der erste Eindruck des Canyon Neuron CF 9.0 LTD

Mit königlichen Farbakzenten weiß das 9.0 LTD zu bezaubern, sobald es den Karton verlassen hat. Der Rahmen in mattschwarz mit grauer Teillackierung, welche sich je nach Lichteinfall von strahlendem Silber bis zu dunklem Titangrau verändert, wirkt zeitlos und edel. Eine ordentliche Portion Kashima Gold an den Fox Factoy Komponenten komplettiert den herrschaftlichen Look - womit wir wieder beim Thema Thron und König wären. Wie ein Blick auf die Canyon Website offenbart, nennt sich das bestellte Design, wenn auch nicht ganz nachvollziehbar, "Stealth". Für Freunde von mehr Farbe und Sicht-Carbon am Bike gibt es noch die Option "Carbon Blue", welche helles Blau mit einer dunkelblauen Klarlacklackierung kombiniert, unter welcher bei genauen Hinsehen die Kohlefaser Konstruktion des robust designten Herzstücks zum Vorschein tritt.

Die allgemeine Material- und Verarbeitungsgüte darf getrost als erstklassig bezeichnet werden. Sämtliche Anbauteile fühlen sich durchdacht, hochwertig und robust an - sei es der Carbonlenker mit seinen sanften 15 mm Rise, die straff gespeichten DT Swiss XMC 1200 Laufräder, der gut verarbeitete Iridium Trail Sattel, die einstellbaren Guide RSC Bremserei (an welchen sogar der Druckpunkt nach individuellen Vorlieben justiert werden kann) oder solch kleine Details wie die ausziehbare Quixle Steckachse im Hinterbau. Absolut nirgendwo hat man den Eindruck, dass seitens der Entwicklung halbherzige Kompromisse eingegangen wurden. Das alles macht umso mehr Lust auf die erste anständige Probefahrt.

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Canyon Neuron CF 9.0 LTD im Fahrbetrieb

Die erste Eingewöhnungsphase auf dem Neuron fällt erfreulich kurz aus. Die Sitzposition ist zwar grundsätzlich sportlich, macht aber auch weniger routinierten Piloten selbst auf längeren Touren keinerlei Probleme oder Wehwehchen. Das Bauchgefühl, bei der Bestellung die Rahmengröße XL zu wählen, obwohl der online Berater auf der Canyon Website bei 190 cm Körpergröße und 92 cm Schrittlänge stets Large ausspuckte, erwies sich bereits nach der ersten Ausfahrt als goldrichtig. Zentral und mit ausgewogener Gewichtsverteilung platziert man sich im Sattel des frisch überarbeiteten Koblenzer Tourenfullys. Bei den ersten Tritten in die Pedalerie macht sich sofort der nicht einmal 1.550 Gramm schwere Laufradsatz bemerkbar. Ist man an solch leichte Kohlefaser-Laufräder nicht gewöhnt, gibt es direkt das erste positive Aha-Erlebnis. Das gesamte Paket beschleunigt für diese Bike-Kategorie übrigens erstaunlich sportlich. In technisch anspruchsvollen Uphill-Passagen erscheint zudem auch das 30er Kettenblatt klug gewählt. Mit dem ersten Gang ergibt sich ein sinnvolles Backup für lang andauernde und kräftezehrende Kletterpassagen. Weniger trainierte Fahrer bekommen so eine gut nutzbare 1-fach Schaltung mit auf den Weg, welche in Gestalt der wohlbekannten Sram X01 Eagle ihren Dienst - im positiven Sinne - unauffällig verrichtet.

Hinsichtlich des Fahrwerks sei gesagt, dass der Fox Dämpfer bei den Ausfahrten zunächst mit 30%, im Anschluss mit 25% Sag getestet wurde. In letzterer Variante lässt sich das 9.0 LTD auch mit offenem Dämpfer enorm spritzig bewegen. Wer jedoch im Uphill keine Kompromisse eingehen und komplett wippfrei unterwegs sein möchte, greift in der Praxis dennoch regelmäßig an den Hebel, um die Plattform zu aktivieren. Das Ansprechverhalten der beiden FOX Factory Fahrwerkskomponenten darf insgesamt als erstklassig bezeichnet werden. Das Losbrechmoment ist sowohl an der Front wie auch im Heck äußerst gering und die feinfühlige Dämpfungscharakteristik präsentiert sich vor allem in den ersten vier bis fünf Zentimetern des Federwegs als formidabel.

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Geht es dann auf rhythmischen Trails wieder den Berg runter, zeichnet sich ein gutmütiger Grundcharakter ab, welcher Anfänger nicht überfordert, aber auch für erfahren Piloten niemals träge wirkt. Ein sehr guter Mittelweg, wenn man so möchte. Echten Spezialisten der etwas härteren Gangart könnte die Sitzposition mit relativ hohem Stack vielleicht einen Tick zu passiv, der Druck über dem Vorderrad zu wenig aggressiv sein, doch in der Regel sieht sich diese potentielle Käuferschicht ohnehin nach anderen Arbeitsgeräten um. Außerdem möchte Canyon mit dem Neuron auch gar nicht in die aggressive Ecke vordringen, sondern Tourenfahrer beglücken - was absolut gelingt.

Im Abfahrtsbetrieb weiß neben der großzügig absenkbaren Sattelstütze, welche ebenfalls dem Fox Factory Sortiment entstammt und tadellos funktioniert, auch die ergonomisch perfekt einstellbare SRAM Guide RSC Bremse zu glänzen. Die Bremskraft überfordert nie und wird stets wohldosierbar an die 180 mm Disc an der Front weitergegeben. Doch auch hier sei der Ordnung halber erwähnt, dass für downhill-orientierte Piloten möglicherweise etwas zu wenig Biss vorhanden sein könnte. Eventuell wäre seitens Canyon der Griff zur 203 mm Scheibe an der Front, zumindest an den großen Rahmenhöhen, eine Überlegung wert gewesen, um auch auf anspruchsvollen und vor allem langen Abfahrten eine konstant hohe Leistungen bringen zu können.

Gerade recht erscheint die Wahl der Serienbereifung in Form des Maxxis Forecaster mit einer 2,35er Breite. Sie gehören sicherlich nicht zu den robustesten Vertretern ihrer Gattung, schaffen aber einen sehr guten Spagat zwischen Grip und Gewicht.

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Fazit

Canyon Neuron CF 9.0 LTD
Modelljahr: 2019
Testdauer: 400 km
Preis: € 4.999,00
+ leichter Rahmen mit schlauen Details
+ ausgewogenens Handling
+ vortriebsstark
+ leichte Laufräder
+ nobles Fahrwerk
o Bremsscheiben könnten größer sein
BB-Urteil: Spaßiges Bike für Ups und Downs


Nobel ausgestattet und zum schwer zu biegenden Versenderpreis von € 4.999,00 zu einem überzeugenden Gesamtpaket geschnürt, erfüllt das Neuron CF 9.0 LTD, was Canyon verspricht. Nicht übertrieben sportlich sitzt man tourentauglich aufrecht und mit viel Übersicht im Sattel, profitiert vom effizienten Vortrieb und dem in angepasster Geschwindigkeit stets gutmütigen und berechenbaren Handling. Optik und vor allem Gewicht - beim Testbike in Größe XL stoppt die Waage bei erfreulichen 12,4 kg - sind ebenfalls nach unserem Geschmack.

Leichtfüßig und spritzig in der Beschleunigung und im Uphill, nicht zuletzt auch wegen der auf 1.550 Gramm reduzierten DT Swiss Laufräder, könnte im Downhill bei den Bremsen der wohl einzig wirkliche Tuning-Spielraum am Canyon Neuron CF 9.0 LTD schlummern. Denn gerade etwas schwerere Fahrer - möge das Gewicht nun im Tourenrucksack oder an den Hüften lasten - könnten in langen und vorsichtig, sprich bremsintensiv, gefahrenen Abfahrten mit der 180er Disc an der Front an die Grenzen stoßen. Hier würde dem Rad ein etwas größerer Durchmesser besser zu Gesicht stehen. Vertragen sollte die Fox 34 203 mm Scheiben allemal.

Ansonsten erfüllt das Canyon Neuron CF 9.0 LTD die Ansprüche klassischer Tourenpiloten in allen Punkten. Leicht, effizient, mit ausgewogener Sitzposition und ebensolchem Handling steht weder dem geselligen Ritt über die Alpen noch der gemütlich bis sportlichen Feierabendrunde etwas im Wege.

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453 mm Reach und 622 mm Stack in Kombination mit 60 mm Vorbauten sind absolut modern, aber nicht übertrieben und unterstützen gemeinsam mit dem ebenfalls ausgewogenen Sitzwinkel von 74,5° eine sportliche tourenlastige Sitzposition.

 

Eigentlich ist das nicht rasend modern. Und die Geometrie ist mMn nicht sportlich im Sinne von XC-sportlich, sondern recht kurz (vor allem mit den 60er Vorbauten) und hoch. Fast 1:1 vom 29er Spectral abgeschaut.

Schade.

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Wenn die Bilder nicht täuschen, dann hat auch dieses Radl (so wie auch das Spectral, das ich vor wenigen Wochen auf einer Kanareninsel als Leihrad hatte) extrem wenig Bodenfreiheit (Pedale). Das Spectral mit offenem Dämpfer war deshalb auf den Wegerln dort extrem mühsam.
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Wer mit einem Carbon-Radl jedes Gramm Gewicht sparen will, wird sich nicht sinnlos mit modischen Ballaststoffen beladen.

 

 

 

Ich denke es gibt auch schöne Helme, Brillen, Trikots und Hosen die in der gleichen Gewichtsklasse spielen aber nicht aussehen wie aus einem Eybl Katalog Ende der 90er. Der Chef machts in seinen Tests ja eindrücklich vor.

 

Vielleicht war es aber auch ein Versuch einer NonEmotionalBrand wie Canyon einen Hauch von Flair zu verpassen.

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