
Wienerwald Trails Verein
03.03.14 06:51 49.9082014-03-03T06:51:00+00:00Text: NoManFotos: Erwin Haiden, NR22Nach den Selberbruzzlern wieder ein schönes Projekt, das (auch) dank bikeboard.at entstehen konnte. Ein bikender Förster will in Wien bzw. NÖ ein Trailnetz etablieren - good luck!03.03.14 06:51 49.9712014-03-03T06:51:00+00:00Wienerwald Trails Verein
03.03.14 06:51 49.9712014-03-03T06:51:00+00:0045 Kommentare NoMan Erwin Haiden, NR22Nach den Selberbruzzlern wieder ein schönes Projekt, das (auch) dank bikeboard.at entstehen konnte. Ein bikender Förster will in Wien bzw. NÖ ein Trailnetz etablieren - good luck!03.03.14 06:51 49.9712014-03-03T06:51:00+00:00Es war einmal ein West-Berliner in den besten Jahren, den es der Liebe wegen von der deutschen in die österreichische Bundeshauptstadt verschlug. Die Forstwirtschaft war seine Profession, der Sport seine Leidenschaft. Auf Schitour und beim Surfen suchte er dereinst den Flow, dann fand er ihn beim Mountainbiken.
Cut!
Wie bitte, ein Förster auf dem Geländefahrrad?!
Ja, soll vorkommen. Und außerdem ist unser besagter Waldhüter ja kein Mann der Praxis, sondern der Wissenschaft. Ein Forscher auf der BOKU Wien, der sich den Bäumen vorrangig über Doktorarbeiten und Vorlesungen nähert, und weniger mit der Kettensäge in der Hand. Das mildert doch gleich manch Klischee und damit Widerspruch, nicht?
Trotzdem: Nightrides wird der gelernte Förster nie goutieren, detto illegale Trailbaumaßnahmen in Schutzzonen wie z.B. der Perchtoldsdorfer Heide. Aber an der Jagdwirtschaft in ihrer aktuellen Form lässt er ebenfalls kein gutes Haar und ist sich sicher, dass diese dem Wald ungleich mehr Schaden zufügt, als es Mountainbiker, zumal unter Einhaltung der Trail-Etikette, jemals könnten.
2010 also war es, dass der gute Mann, nennen wir ihn foresterali, in die Alpenrepublik übersiedelte und ob des ihn umgebenden Wienerwaldes dem Mountainbiken verfiel. Alsbald aber gewahrte er Sonderbares: Er fand sich wieder in meist absoluter Illegalität.
Die Zufahrt zum auf der Karte ausgespähten Trail: ein Drittel des Jahres untersagt. Das Surfen durch Anleger und über Wurzelteppiche: durch Schilder ganzjährig verboten. Der finale Downhill bis kurz vor die Haustür: noch nie erlaubt.
"In Österreich wurde mir erstmals der Zutritt zu öffentlichem Gut wie Wäldern oder Seen verwehrt. In Ost-Deutschland z.B. herrscht da irgendwie ein anderer common sense", so foresterali erstaunt.
Nun ist unser bikender Förster kein Kind von Traurigkeit. Mit seinem Status als Gesetzesbrecher fand er sich, wie die meisten anderen Mountainbiker in Österreich, notgedrungen bald ab, und stand ihm der Sinn nach etwas unbelasteterem Tret- und Trail-Vergnügen, fuhr er in die Trailcenter Rabenberg und Pod Smrken im Erzgebirge.
Aber ausgerechnet die Ausflüge nach Sachsen und Tschechien hatten Folgen: „Diese Besuche haben mir verdeutlicht, wie absurd es ist, dass das riesige Potenzial des Wienerwaldes fürs Mountainbiken im modernen Sinn darniederliegt“, schildert foresterali.
Im Herbst 2012 schließlich ward es dem Wahl-Österreicher zu bunt. Er suchte für seinen Kummer und Gram eine Öffentlichkeit. Und fand sie auf bikeboard.at.
Im Kreise dieser Community tat er sein Anliegen kund, die MTB-Infrastruktur im Wienerwald verbessern und ein Trail-Netz etablieren zu wollen. Aber nicht nur dort. Auch der Österreichischen Bundesforste erzählte er von seinem Plan. Und wurde zumindest nicht mit Schimpf und Schande davongejagt. Im Gegenteil. "Über die Verwendung unseres Grundes lässt sich reden", sprach der ÖBF. Irgendetwas bezahlen oder gar betreiben will der Staatsbetrieb jedoch nicht.
Der Wissenschaftler schöpfte frischen Mut. Moderner Mountainbiker, wer bist du? Was willst du? Was bist du bereit, zu geben? fragte er in die virtuelle Runde auf bikeboard.at.
Die Antworten waren zahlreich und teils widersprüchlich. Und doch gelang es mit der Zeit, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und einen ganz schön großen kleinsten gemeinsamen Nenner zu artikulieren.
Man wollte ein Trail-Netzwerk für alle Mountainbiker im Wienerwald etablieren. Kein Abgrenzen, kein Spezialisieren, kein Kanalisieren. Ein bisschen wie in Zürich, Freiburg oder Aachen. Zur Not bzw. für den Anfang würde man sich auch mal mit nur einem Trail zufrieden geben, die Freigabe ganzer Gegenden wäre aber das bevorzugte Ziel.
Um diesem näher zu kommen, vereinbarten die Diskussionsteilnehmer erste Reallife-Treffs und gründeten schließlich im Herbst 2013 einen Verein.
Cut!
Und von da an lebten alle Waldbenutzer glücklich und gemeinsam bis an das Ende ihrer Tage, oder wie?
Nein, aber damals formierte sich eine Gruppe Aktiver, die mittlerweile rund 40 Mitglieder und mehrere Arbeitsgruppen zählt und sich nun mit Feuereifer an die Realisierung erster konkreter Vorhaben macht. Märchenstunde beendet, hier die wichtigsten Fakten:
Vereinsziele
Vorrangiges Ziel des Vereins ist es, das Potenzial des Wienerwaldes als Ganzjahresregion mit dichtem, weitverzweigtem Wegenetz und nicht allzu vielen Höhenmetern ausnützen, also legal im modernen Sinne Mountainbiken zu dürfen - Stichwort open trails.
Ausgehend von der Überlegung, dass ja auch irgendwann einmal irgendjemand es für notwendig erachtet hat, das derzeit freigegebene Forststraßennetzes zu etablieren, ist man guter Dinge, dass die Zeit reif ist für den nächsten Schritt: Die Errichtung eines beschilderten, sicheren Trail-Netzes samt Einstufung in Schwierigkeitsgrade (rot-blau-schwarz, analog zum Skifahren) und übersichtlicher Darstellung in einer Trail-Map.
Echte Freeride- oder Downhill-Strecken sind - vornehmlich aus Sicherheitsgründen - eher nicht geplant, wesentliches Qualitätsmerkmal soll sein: der Flow. Inwieweit dieser Baumaßnahmen ein- oder ausschließt, ist intern noch nicht ganz ausdiskutiert. Eine gebaute Strecke an sich ist jedoch definitiv das zweite und, so realistisch sind die Vereinsmitglieder, wahrscheinlich leichter zu erreichende Ziel, das parallel zur Stoßrichtung "open trails" vorangetrieben wird. Von Seiten der "High Hills"-Betreiber auf der Hohen Wand Wiese wurde hierfür auch bereits Interesse signalisiert.
Vereinsmitglieder
Apropos Interesse: Im Verein engagieren sich Mitglieder aller Disziplinen, Altersschichten und Berufe. Ob Kommunikations-Expertin Conny, die für ihre zunehmende Lust am Runterfahren gerne neue, hinsichtlich Schwierigkeit einschätzbare Routenvorschläge hätte, Rechtsanwalt Christian, der die Illegalität alleine schon von Berufs wegen beenden möchte oder Sportwissenschafter Christian, der auf die Mobilisierung vor allem junger Massen hofft: Alle haben ihre Motive und Fähigkeiten, die sie nun als Texter, Fotografen, Organisatoren eines Vereinsausflugs, Grafiker oder Zuständige für Haftungsfragen einsetzen.
- Christian Fessl, Gesundheitsreferent der Stadt Wien, langweilt sich auf den derzeit freigegebenen Strecken und will mit attraktiven Angeboten vor allem auch Kinder hinterm Computer hervorholen.Christian Fessl, Gesundheitsreferent der Stadt Wien, langweilt sich auf den derzeit freigegebenen Strecken und will mit attraktiven Angeboten vor allem auch Kinder hinterm Computer hervorholen.
- Downhill-Profi Helene Fruhwirth will das Zusammenspiel von Bikern, Wanderern & Co. (womöglich auch in der Mödlinger Gegend) verbessern und freut sich schon auf ihren Beitrag als Technik-Coach.Downhill-Profi Helene Fruhwirth will das Zusammenspiel von Bikern, Wanderern & Co. (womöglich auch in der Mödlinger Gegend) verbessern und freut sich schon auf ihren Beitrag als Technik-Coach.
- BB-User "Schlammspringer" alias Andreas Mocha ist als IT-Projektmanager der ideale Mann, um die Vereinsarbeit zu strukturieren. Sein Wunsch: die Biker aus den hochsensiblen Gebieten "umleiten".BB-User "Schlammspringer" alias Andreas Mocha ist als IT-Projektmanager der ideale Mann, um die Vereinsarbeit zu strukturieren. Sein Wunsch: die Biker aus den hochsensiblen Gebieten "umleiten".
- Balzamico Trail Design-Chef Andi Brewi ist zwar noch kein "echtes" Vereinsmitglied, aber als Dirt-Biker und Trailbaumeister privat wie beruflich interessiert, seine Expertise einzubringen.Balzamico Trail Design-Chef Andi Brewi ist zwar noch kein "echtes" Vereinsmitglied, aber als Dirt-Biker und Trailbaumeister privat wie beruflich interessiert, seine Expertise einzubringen.
Website, Logo und Trailride-Rules sollen ebenso entstehen wie Konzepte für Sponsoren, Lösungsansätze für die Problematik der Haftungsfrage oder Übersichtskarten mit geeigneten Spots.
Vorerst aber geht es überhaupt einmal darum, die für den Verein relevanten Entscheidungsträger und Nutzergruppen in Wien zu identifizieren und sich diesen im Gegenzug als ernstzunehmender Ansprechpartner zu präsentieren.
In einer eigenen Arbeitsgruppe wurde hierfür eine Stakeholder-Analyse gemacht und ein "Schlachtplan" für deren Ansprache entwickelt: Erst Unterstützungserklärungen von vermutlich positiv gesinnten Institutionen wie Radshops, -herstellern und Lobbys à la ÖRV, USI oder PSV sammeln. Dann gewappnet mit Trailride-Rules, einer sympathischen Vereinspräsentation und noch mehr Letters of Interest bei weiteren Stellen wie der MA 13 (Bildung, außerschulische Jugendbetreuung) oder dem Lebensministerium Stimmung für die Initiative machen. Und sich schließlich über informelle und am Ende formelle Gespräche bis zu den wirklich wichtigen Entscheidungsträgern vorarbeiten, als da wären: ÖBF, Biosphärenpark, Wien Tourismus, MA 49 (Forstamt), 51 (Sportamt), Sportministerium etc.
Vereinsarbeit
Also Lobbying im ganz klassischen Sinne, denn untrennbar mit der Forderung nach einer Ausweitung des Spielraums für Mountainbiker verbunden sind ja auch Nutzungs- und Interessenskonflikte, Fragen des Naturschutzes und der Lebensqualität.
WWTV-Obmann foresterali – mit bürgerlichem Namen übrigens Alexander Arpaci genannt und Vater dreier Kinder – sieht seinen Verein hier explizit in einer Vermittlerrolle, der beste Lösungen für alle Waldbenutzer mitentwickeln will und von dessen Arbeit auch alle involvierten Parteien profitieren könnten.
Ein Beispiel: „Viele Mountainbiker wissen gar nicht, dass Wien von einem mehr als 100.000 Hektar großen Biosphärenpark umgeben ist und wurden durch unsere Initiative überhaupt erst für dieses Schutzgebiet, seine unterschiedlichen Zonen und Ziele sensibilisiert.“
Um die Kräfte der Wienerwald-Pioniere nicht sinnlos zu verheizen, hat sich der Verein eine Deadline gesetzt: Wenn sich binnen eines Jahres genau keines der gesetzten Ziele umsetzen lässt, ist das Projekt gescheitert und wird beendet. Initiator foresterali ist freilich guter Dinge, dass das exakte Gegenteil passieren und sich bereits in Jahr eins viel bewegen wird.
Und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis mit planerischer Unterstützung von Balzamico Trail Design ein modernes Streckennetz voller Flow und Abwechslung den Wienerwald durchziehen und die Massen begeistern wird. So begeistern, dass sie auch regelmäßig mit der Schaufel in der Hand zur Trailpflege aufmarschieren und ihren Routen damit ein langes Leben und breite Akzeptanz sichern werden.
Wer sich ebenfalls engagieren möchte, findet Kontaktinfos und Angaben zum nächsten Vereinstreffen auf www.wienerwaldtrails.at sowie auf Facebook. In der aktuellen BIKE Österreich (4/2014) liefert ein Interview mit Alexander Arpaci weitere Infos.

Opening Trail Area Schöckl
03.03.14 06:51 49.9082014-03-03T06:51:00+00:00Fotos: Holding GrazWas die Wiener gerade angehen, haben die Grazer - in etwas extremerer Ausprägung und mit Aufstiegshilfe - bereits geschafft: Am Sonntag, den 16.3. eröffnet nach dreijähriger Verhandlungs- und Bauzeit die TrailArea Schöckl.Opening Trail Area Schöckl
03.03.14 06:51 2014-03-03T06:51:00+00:0045 Kommentare Holding GrazWas die Wiener gerade angehen, haben die Grazer - in etwas extremerer Ausprägung und mit Aufstiegshilfe - bereits geschafft: Am Sonntag, den 16.3. eröffnet nach dreijähriger Verhandlungs- und Bauzeit die TrailArea Schöckl.Zum nach wie vor schwierigen, aber im Vergleich zu früher deutlich flüssigeren und vielseitigeren Downhill-Kurs gesellte sich in St. Radegund ein natürlicher Freeride-Singeltrail von der Berg- zur Talstation. Diese mittelschwere, wurzelig-steinige Line wird ab der Hälfte von einem Ableger ergänzt, der mit seinen Anlegern und Jumps sehr dem klassischen Bikepark-Vergnügen ähnelt. Die große Wiese im Ziel ziert außerdem bald eine geschotterte Line mit Anlegern und Tabels – Eröffnung bei der Eröffnung geplant.
Zum Opening und auch an jedem weiteren Sonntag im März und April gibt es einstündige The Gap-Coachings/Guidings (Start jeweils um 10.30 und 12 Uhr mit maximal 8 Teilnehmern, Teilnahme dank Sponsoring durch die Schöcklseilbahn gratis, Anmeldung unter info@the-gap.at erbeten).