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Focus Jam 8.9 2022 im Test

Focus Jam 8.9 2022 im Test

25.08.22 07:22 5.010Text: NoBrain
René Reidinger

René Reidinger Größe: 180 cm Schrittlänge: 85 cm Gewicht: +/- 72 kg Fahrstil/-können: Auf dem Marathon MTB daheim, auf der Straße ein Novice.

Klicke für alle Berichte von NoBrain
Fotos: Erwin Haiden, Michael Meindl, sportograf.com
Wie aus einem Bike für die BYST-Challenge 2022 ein spaßiger Begleiter für den ganzen Sommer wurde ... Salzkammergut Trophy-Podestplatz, MTB Area-Besuch und unzählige Testkilometer inklusive.25.08.22 07:22 5.316

Focus Jam 8.9 2022 im Test

25.08.22 07:22 5.31610 Kommentare NoBrain
René Reidinger

René Reidinger Größe: 180 cm Schrittlänge: 85 cm Gewicht: +/- 72 kg Fahrstil/-können: Auf dem Marathon MTB daheim, auf der Straße ein Novice.

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Wie aus einem Bike für die BYST-Challenge 2022 ein spaßiger Begleiter für den ganzen Sommer wurde ... Salzkammergut Trophy-Podestplatz, MTB Area-Besuch und unzählige Testkilometer inklusive.25.08.22 07:22 5.316

Ich schon wieder, René Reidinger aka NoBrain, zuletzt im frühen Frühjahr als Downcountry-Testpilot im Einsatz; tretfreudig von Natur, viel vorm Bildschirm von Berufs wegen. Die ideale Kombination für eine von Focus initiierte Aktion namens „Beat Your Screen Time Challenge“, kurz #BYST22. Befand zumindest die Bikeboard-Redaktion und lieferte mir parallel zum Arbeitsauftrag auch gleich ein Testbike mit: ein Focus Jam 8.9 – ein waschechtes All Mountain-Fully.

Schön langsam keimt in mir der Verdacht, das BB-Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich zum Downhill-Junkie umzupolen. So richtig: mit lässigen Shorts, weitem Trikot, mit echtem Helm, cooler Brille und so. Im folgenden Testbericht werdet ihr u.a. auch erfahren, ob der Plan aufgegangen ist.

 Will mich die BB-Redaktion zum Downhill-Junkie umpolen? 

In Hardtail-Racer und Vielfahrer René Reidinger keimt ein Verdacht ...
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Der Anlass: #BYST22

Ziel der #BYST22-Challenge war es jedenfalls, innerhalb von vier Wochen 28 Stunden am Rad zu verbringen. Egal ob am E-Bike, Fahrrad, Handbike oder in Form einer virtuellen Radfahrt. Hauptsache, weg vom Bildschirm. Zusätzlich zu den Stunden am Bike hat auch noch ein Focus Atlas 6.8 samt Bikepacking-Taschen als Preis für einen oder eine Glückliche/n gewunken.
Dieser Herausforderung habe ich mich natürlich gerne gestellt. Mit exakt 220.823 Aktiven war die #BYST22 die mit Abstand größte Veranstaltung, an der ich jemals teilgenommen habe. Wirklich faszinierend, wie viele Stunden manche Leute im Sattel verbringen. Meine gut 70 Stunden waren für die Spitze bei weitem zu wenig, reichten jedoch knapp fürs beste Prozent. Ganz ok für mich.

Die Challenge ist mittlerweile schon lange vorbei und ich hätte das Jam bereits Anfang Juli retournieren sollen. Allerdings fahre ich so gerne damit, dass ich es einfach behalten habe. Meine Strategie: Ich stelle mich tot und warte, bis sie sich melden.
„Ich teste ja noch!“ rechtfertigte ich in schlaflosen Nächten mein Verhalten vor mir selbst.

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Das Bike: Jam 8.9

Wie immer, wenn ich ein neues Rad in Aussicht gestellt bekomme, schaue ich mal zuerst nach, was da auf mich zukommt. Auf der Focus-Homepage stolpere ich über eine sehr praktische und übersichtliche Klassifizierung der angebotenen Bikes. Sie reicht von Fahrradtyp 1 bis 6. So sollte es nicht passieren, dass Kundschaft, die auf der Donauinsel rollen will, dies am Ende mit einen Downhill Bike machen muss.
Wenn ich mir die Räder und Rider in Wien so ansehe, sollten sich wesentlich mehr Menschen an Focus Empfehlungen halten …

So, jetzt aber zum Testbike. Das Jam ist ein All Mountain-Fully mit 150 mm Federweg, also Klasse 4. Das heißt, der Fahrer sollte Wurzeln und Steine nicht als Gegner, sondern eher als willkommenes Spielzeug entlang von Wegen betrachten. Entfesselt das Kind in dir, lautet denn auch einer der markigen Sprüche, welche Focus rund um die Präsentation des für 2022 runderneuerten Modells ersonnen hat.
Gleich beim ersten Blick ist nicht zu übersehen, dass die Stuttgarter hier ein ziemlich robustes Bike konstruiert haben. Mein Hardtail wirkt, neben dem Jam geparkt, wie ein Kinderrad. Besonders auffällig an dem Fully ist sein breites Oberrohr, unter dem die Dämpfung solide verankert ist. Aber auch alle anderen Teile lassen keinen Zweifel aufkommen, dass sich das Jam auf ruppigen, schnellen Trails zu Hause fühlen wird.

Geometrie

Größe S M L XL
Sitzrohrlänge (mm) 390 420 450 480
Steuerrohrlänge (mm) 90 100 120 140
Oberrohrlänge (mm) 558 589 622 655
Kettenstrebenlänge (mm) 435 435 435 435
Lenkwinkel 65°/65,5° 65°/65,5° 65°/65,5° 65°/65,5°
Sitzwinkel 76°/76,5° 76°/76,5° 76°/76,5° 76°/76,5°
BB-Drop (mm) 30/24 30/24 30/24 30/24
Radstand (mm) 1170 1204 1242 1281
Stack (mm) 603 613 631 649
Reach (mm) 420/425 450/455 480/485 510/515

Das 2022er-Jam, das ich testen darf, besitzt einen Carbon-Hauptrahmen und einen Alu-Hinterbau und ist eine konsequente Weiterentwicklung seines Vorgängers.
Ausstattungs- und geometrieseitig hat sich der Twentyniner deutlich in Richtung Abfahrtsspaß entwickelt. Zusätzlich gestattet ein Flip-Chip Feinanpassungen. Dieser ist an der Umlenkung des Dämpfers positioniert. Durch das Drehen des Chips kann man entweder auf mehr Wendigkeit setzen (H-high), oder das Bike für ruppige Trails optimieren (L-low).

Generell ist der Lenkwinkel flacher geworden: 65° bzw. 65,5°, wenn man den Flip-Chip umdreht. Um das Bike trotzdem bergauf gut bewegen zu können, wurde der Sitzwinkel auf 76° bzw. 76,5° (Flip Chip) erhöht. Dadurch war eine Anpassung des Reaches notwendig. Dieser ist, je nach Rahmengröße, zwischen 10 und 45 mm gewachsen.
Insgesamt ergibt sich so mehr Freiraum, außerdem wird das Bike bei hohen Geschwindigkeiten stabiler. Für mich bewirken diese Änderungen, dass ich sehr zentral über dem Rad sitze. Dies bietet mir einerseits volle Kontrolle beim Downhill, andererseits beim Uphill super Traktion und Balance.

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Speziell: das Hinterbausystem

Wie bereits eingangs erwähnt, besitzt das Jam 150 mm Federweg. Beim 2022-Modell haben sich die Konstrukteure entschlossen, den Dämpfer horizontal statt vertikal einzubauen. Das bringt, ergänzend zu den Geometrie-Updates, mehr Freiheiten ober- bzw. innerhalb des Rahmens (Stichwort Überstandshöhe, Trinkflasche) sowie in Sachen Kinematik-Design.
Das neue F.O.L.D. (Focus Optimized Linkage Design) Hinterbausystem wurde konstruiert, um allzeit perfekte Kontrolle über das Bike zu gewährleisten. Der Dämpfer wird hierbei an einem "Mainlink" montiert. Dieser gibt beim Eindämpfen die Richtung vor. Der "Guidelink" ist über den Mainlink gestülpt und kontrolliert die Kräfte, die beim Einfedern seitlich auf das Rad wirken. Das soll einerseits zu mehr Kontrolle führen, andererseits auch die Felge vor Verformungen schützen.

Bei der Kinematik wurde von den zuvor zwei Phasen (degressiv für höchste Sensibilität auch bei kleinsten Unebenheiten, sodann progressiv für genügend Kontrolle bei groben Schlägen) auf eine vollständig progressive Phase umgestellt, um mehr Feedback vom Trail zu gewährleisten.
Der Hinterbau des Bikes besteht aus einem Stück, was zum einem Gewichtsreduktion möglich macht, zum anderen für noch mehr Stabilität und ausreichend Traktion sorgen soll. Ich hätte bei einem Bike mit 15 cm Federweg auch am Hinterbau ein Gelenk erwartet; durch das F.O.L.D. ist dies offensichtlich nicht mehr notwendig. Der vom Motorrad-Sektor abgekupferte "Chassis-Flex" scheint zu genügen.

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In jeden Fall funktioniert die Suspension sehr gut. Obwohl ich mit dem Druck im Dämpfer am unteren Limit des empfohlenen Werts beginne, reduziere ich den Druck im hinteren Federbein während der ersten Ausfahrten immer mehr. Einerseits dämpft das Jam dann schon kleinste Hindernisse, andererseits komme ich bei schnelleren Downhills samt kleineren Sprüngen immer noch nicht ans Limit des Dämpfers.

Wie gut es klappt, Rahmen und Felge durch das F.O.L.D. zu schützen, erfahre ich in Bad Goisern. Am Ende eines ruppigen, schnellen Downhills krache ich mit dem Hinterrad unvermittelt an einen größeren Stein, versteckt im Gras. Vom Geräusch her hätte ich als Resultat auf einen kaputten Hinterbau oder eine zerstörte Felge getippt. Tatsächlich hat Letztere ein paar Steinspuren, läuft aber noch nahezu gerade; nur der Reifen weist zwei Löcher auf.
Diese stopfte ich mit den lustigen "Würsteln" (Reifen Plug) und füllte daheim Dichtmilch nach. Das ist jetzt eineinhalb Monate her, ich musste das System nicht mehr angreifen.

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Handling: Wie hätt ma's denn gern?

Wie bereits erwähnt, bietet das Jam die Möglichkeit, die Geometrie des Rahmens mittels Flip-Chip selbst zu verändern. Ich bin während der Testphase mehrheitlich in der Low-Position unterwegs, frei nach dem Motto: „Wenn schon, denn schon“. Also wenn ich schon ein All Mountain habe, dann möglichst Trail- und abfahrtslastig.
Der Umbau ist einfach und dauerte selbst bei mir nur zwei bis drei Minuten – ab dem zweiten Mal. Für die Premiere aller Nachfolgenden ein Tipp: Beim Öffnen der Schraube am Flip-Chip einfach die Hand unter dieselbe halten. Dann muss man nämlich nicht, wie ich, den unteren Teil des Chips am Boden suchen. Außerdem findet man auf der Focus Homepage eine Anleitung dazu.

Für mich ist es faszinierend zu beobachten, wie offensichtlich sich die Geometrie verändert, wenn man den Dämpfer geringfügig anders montiert. Die Bohrung für die Schraube zur Montage wird durch das Drehen des Flip-Chips nur leicht geändert. Dennoch sinkt die Sattel- bzw. natürlich eigentlich Tretlagerhöhe um circa einen Zentimeter, der Radstand verlängert sich ebenfalls um ungefähr dieses Maß. Das habe ich sogar mit Wasserwaage gemessen.

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Ich bevorzugte, wie gesagt, die niedrigere Position. Für mich hat sie mehrere Vorteile: Der längere Radstand bringt mehr Stabilität. Der noch flachere Lenkwinkel kommt mir entgegen. Das Tretlager sinkt tiefer, dadurch auch der Schwerpunkt. Das merkt man wirklich am Trail.
Die geringere Wendigkeit störte mich nicht wirklich, das Jam wälzte sich dank der Dämpfung, der Fox 36 Float Performance und der fetten Reifen ohnehin überall rauf und runter. Einziger Nachteil ist, dass der niedrigere Schwerpunkt auch ein tiefer liegendes Tretlager bedingt. Beim Uphill im schweren Gelände bin ich öfter mit der Kurbel an Steine oder Wurzeln gestoßen. Das hat zwar nicht wirklich das Weiterkommen verhindert, aber man sieht die Spuren deutlich an der Kurbel. Ich empfehle hier einfach, diese kleinen Schutzhüllen, die es zu kaufen gibt, über die Kurbel zu stülpen. Kostet nicht viel, bewahrt aber die schöne XT Kurbel vor Kratzern.

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 F.O.L.D., C.I.S., I.C.S. 

Das Rahmen-ABC der Stuttgarter

Schön für das Auge und praktisch: Sämtliche Kabel verschwinden am Lenker in den Vorbau und durch den Steuersatz in den Rahmen. Das eigens dafür entwickelte System wird C.I.S. (Cockpit Integration Solution) genannt. Um die Kabel nicht zu knicken, wird durch die Führung an der Oberseite des Lenkers darauf geachtet, dass die Biegeradien möglichst groß sind, um eine perfekte Performance von Schaltung und versenkbarer Sattelstütze zu unterstützen.

Ebenfalls fein: Im Unterrohr des Carbonrahmens bietet sich die Möglichkeit, in einem verdeckten Fach Ersatzmaterial zu verstauen. Naturgemäß hält sich das Platzangebot in Grenzen; wenn man die Zubehörtasche geschickt einräumt, kann man trotzdem etwas an Last in den Trikottaschen vermeiden. Mittlerweile finde ich dieses Gimmick sehr praktisch, verstaue dort Minitool, Reifenheber und diverses Flickzeug.
Die Abdeckung dient zum Schutz vor Schmutz und Verbleib der Utensilien an ihrem Platz und ist mit einem Druckknopf zu öffnen und schließen. Ich habe es geschafft, dieses Cover bei der Salzkammergut Trophy in Bad Goisern zu verlieren, glaube aber eher an einen Fehler meinerseits: Entweder habe ich den Druckknopf nicht richtig verschlossen, oder diesen beim Heben des Bikes über ein Hindernis unabsichtlich gedrückt und dabei geöffnet. Der Hersteller war jedenfalls so nett, mir eine neue Abdeckung zukommen zu lassen. Diese habe ich dann bis zum Testende nicht mehr verloren.

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Über Stock und Stein

Um das Jam an seine oder mich an meine Grenzen zu bringen, haben ich drei Testszenarien gewählt:

  1. Wiener Wald, Wiener Prater, Linz, Salzkammergut – Ausfahrten im täglichen Leben
  2. Salzkammergut Trophy Strecke D All Mountain
  3. MTB Area am Anninger – kein echter Bikepark, aber lustig allemal
Bei den ersten Ausfahrten hatte ich Probleme, das Bike richtig zu lenken. Normalerweise „fallen“ meine Räder beim ersten Augenzwinkern in eine Kurve. Das Jam will richtige Befehle, soll heißen, ich musste meinen ganzen Körper bewusst in die gewünschte Richtung verlagern. Das war anfangs gewöhnungsbedürftig, klappte aber sehr bald ausgezeichnet.
Wenn sich das Jam aber für eine Richtung entschieden hatte, gab es wenig, dass es davon abhielt, diese zu verlassen. Auch Baumstümpfe, die ich sonst umfahren muss, waren kein Grund, die Spur zu ändern.

Schon bald stellte ich fest, dass das Jam im Downhill umso sicherer unterwegs war, je höher die Geschwindigkeit. Das machte wirklich Spaß: Sattel versenken, Gewicht nach hinten verlagern und Bremsen loslassen.
Die Kombination aus potentem Rahmen, schluckfreudiger Fox 36 Federgabel und robusten DT SWISS M1900 Laufrädern samt Maxxis Minion Reifen in 2.4 hinten und 2.5 vorne machten vieles möglich.

Tech Specs

Rahmen: Hauptrahmen Carbon, Hinterbau 7005 Alu, F.O.L.D. Gen2, 148x12 mm, PM, 150 mm Kette: Shimano SLX CN-M7100, 12-f
Größen: S/M/L/XL Bremsen: Shimano XT M8120, 4-Kolben, 203 mm
Gabel: Fox 36 Float Perf., Grip 3-pos., 44 mm Offset, 150 mm, 110x15 mm Laufräder: DTSwiss M1900, 622-30, Boost
Dämpfer: Fox Float X Perf., 210x55 mm Reifen: Maxxis Minion DHF 29x2,5" vo./Maxxis Minion DHR II 29x2,4" hi.
Steuersatz: Acros ZS56 (ICR), Focis C.I.S. integr. Lenker: RaceFace Chester 35, Alu, 35 mm/8°, 780 mm
Tretlager: PF92 Vorbau: Focus C.I.S. integr., 35 mm, Alu, 0°, 50 mm
Schalthebel: Shimano Deore XT M8100, 12-f Sattel: Fizik Taiga, Proxim W350
Schaltwerk: Shimano Deore XT M8100, 12-f Sattelstütze: PM-171, 31,6 mm
Kurbel: Shimano Deore XT M8120, 12-f, 32 Z. Gewicht (o.P.): 15,72 kg
Kassette: Shimano SLX M7100, 12-f, 10-51 Z. Preis: € 4.799,- UVP

Die Fox F36 pumpte ich, ebenso wie den Dämpfer, weit weniger auf als für mein Gewicht vorgeschlagen. Den Rebound veränderte ich sogar hin und wieder. Zumeist gefiel mir bei Dämpfung und Gabel ein sehr rascher Rebound, um Wurzel und Steine gut zu glätten. Einzig bei Trails mit Sprüngen habe ich den Rebound etwas mehr geöffnet, damit das System etwas behäbiger wird und die Federelemente nicht zu rasch ausfedern.
Die Shimano 4-Kolben XT Bremsen mit 200 mm Bremsscheiben brachte mich auch bei groben Fahrfehlern sicher zum Stillstand.
Insgesamt fuhr ich mit diesem Setup auf sehr beliebten Segmenten einer sehr bekannten Fahrrad-App Zeiten, die mich in die Top 10 hievten - und das bergab!

 Macht die Berge zu deinem Spielplatz 

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Natürlich bringt so viel Komfort beim Downhill auch mehr Gewicht mit sich. Für mich stellte sich im Vorfeld die Frage, ob man mit dem Focus auch ohne Aufstiegshilfe noch vernünftig Berge rauf kommt. Die Antwort ist ein klares "Ja".
Beim Uphill gilt das Gleiche wie beim Runterfahren: je ruppiger der Untergrund wird, desto besser rollt das Jam. Loser Schotter, Wurzeln, enge Kurven ... das Bike tigert unbeirrt bergauf; wenn es steiler wird, sogar noch besser. Tiefer Schwerpunkt, grobstollige Reifen und eine vernünftige Übersetzung (32-51) machten es möglich. Und bei Bedarf kann man das Kettenblatt ja auf 30 oder 28 Zähne reduzieren, (bzw. auf 34 oder mehr Zähne erhöhen).

Anfangs sperrte ich bergauf die Federelemente noch, doch mit Fortdauer des Tests verzichtete ich immer öfter darauf (Ausnahme: Wiegetritt auf Asphalt). So konnten Gabel und Dämpfer auch im Uphill ihre volle Wirkung entfalten. Im Test auf Betonstufen bergauf hörte und fühlte man bei der Gabel sogar den Unterschied zwischen mittlerer und offener Einstellung ganz klar.
Mein Empfinden ist, dass schon bei kleineren Hindernissen die 15 Zentimeter Federweg helfen, deshalb sollte man dieses Potenzial auch uphill nutzen.

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Im Renneinsatz

Ich wäre nicht ich, würde ich meinem Testrad nicht auch ein Rennen gönnen. In diesem Fall die D-Strecke der MTB Salzkammergut Trophy in Bad Goisern. D deshalb, weil deren 60-km-Schleife als technisch etwas anspruchsvollerer "All Mountain-Kurs" gilt.

Die Anstiege führten oft über Schotterstraßen, da war ich gegenüber den Leichtbau-Fullys etwas im Nachteil. Runter hatte ich es dafür umso lustiger. Die Räder vor mir begannen schon beim ersten Downhill zu zappeln, während mein Jam noch seelenruhig dahincruiste. Beim folgenden längeren Anstieg war ich dann recht überrascht, dass ich nicht oft überholt wurde. Dafür hatte ich runter wieder viel Spaß, mein Lieblingsdownhill über die Gamsöfen Richtung Bad Ischl war ein echtes Highlight. Ich nahm schließlich sogar wieder Geschwindigkeit raus, um nicht unfreiwillig Richtung Abgrund abzubiegen, was dort recht fatale Folgen hätte.
Dann wieder rauf zum Hütteneck; der lange Anstieg, der auch durch den Bad Ischler Salzberg führt, war kein Honiglecken, ging aber auch vorbei. Der abschließende Downhill durch die Ewige Wand zurück nach Bad Goisern war dann wieder Genuss vom Feinsten.

Am Ende zehrten zwar die 60 Kilometer und gut 2.000 Höhenmeter an mir, aber ich saß ganz amtlich auf einem (beinahe) 16-Kilo-Fully, das es in Bad Goisern bei der Ü50 "Erwachsenen-Wertung", wie ein junger Fahrer so treffend meinte, aufs Podest geschafft hatte.

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Schlussrunde

Allerdings: Auch die beste Tarnung fliegt irgendwann auf, und so ereilte mich Mitte August ein Anruf aus dem NXY'schen Headquater, welches für die allfälligen Belange des Bikeboard verantwortlich zeichnet. Focus vermisse eines seiner Jam-Bikes, ob mir etwas dazu einfalle? "Ähh, ... nein, warum?"
Außer vielleicht, dass wir noch schöne Fotos machen könnten, bevor ich das Rad wieder herausrücke.

Der Plan, bei dieser Gelegenheit die frisch aus den Hohlwegen und Canyons des Geschriebenstein geshapten Burgenland Trails (übrigens: großes Opening am 17.9.!) zu rocken, fiel wortwörtlich ins Wasser. Schlussendlich entstanden die schönen Fotos am Anninger. Die dort angelegten Trails bieten viel für ambitionierte Biker: leicht bis schwer, alles dabei. Wir haben uns natürlich für die schwereren entschieden.
Ich könnte jetzt noch detailliert berichten, wo überall zwischen Kiental, Husarentempel & Co. ich zuerst nicht gedacht hätte, dass ich und das Bike heil runter kommen, und es trotzdem geschafft haben. Mache ich aber nicht, Fotos sagen schließlich mehr als tausend Worte!

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Fazit

Focus Jam 8.9
Modelljahr: 2022
Testdauer: 1.089 km
Preis: € 4.799,- UVP
+ Spaß am Trail
+ unverwüstlich
+ variable Fahreigenschaften (Flip-Chip)
+ einfaches Handling des Flip-Chip
+ Traktion bergauf/bergab
+ Preis/Leistung
o zerkratzte Kurbel
- trotz Carbon ziemlich schwer
- es wieder zurückgeben zu müssen
BB-Urteil: Lieblingsspielzeug

Abschließend muss ich zugeben, dass der Plan, mich vom puristischen Racer zum genießerischen Trailbiker umzuerziehen, zum großen Teil aufgegangen ist.
Ich liebe es mittlerweile viel mehr, mit massig Federweg als mit geringem Gewicht durch die Gegend zu sausen; etwas anstrengendere Anstiege nehme ich gerne zugunsten von sehr, sehr spaßigen Abfahrten in Kauf. Auch kleinere Sprünge gehören jetzt schon ins Repertoire, und fürs Fotoshooting bitte ich sogar extra darum, einen künstlich gebauten Park zu besuchen - wenngleich es witterungsbedingt statt der geplanten Burgenland Trails am Geschriebenstein dann doch die MTB Area am nahen Anninger wurde.
Und Schuld an alledem hat das Focus Jam. Das Bike, dessen einziger Schwachpunkt sich auf der Waage offenbart, ist ein Traktor im besten Sinn: auf hohe Geländegängigkeit und Robustheit hin ausgelegt, und mit verspielter Geometrie und massig Traktion jederzeit bereit, das Kind in mir zu wecken, wie es der Hersteller ausdrückt.

Nach wie vor muss es aber nicht zwingend ein ausgeschilderter Downhill sein, immer noch fahre ich gerne auf kleinen Trails, die nicht in Schlagweite einer Aufstiegshilfe extra angelegt wurden.
Und was die Kleidung betrifft: Gegen meinen hautengen Einteiler kommt nie und auch künftig kein Kleidungsstück an ...!

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vor 19 Stunden schrieb madeira17:

Geiles Teil. Hab dm MTB schon seit Jahren abgeschworen wegen dem Stress mit den Grundbesitzern, aber da zuckts in den Fingern.

Ich weiß zwar nicht, wo du wohnst. In Wien und Umgebung gibt es mittlerweile ausreichend Trails, wo das Fahren offiziell erlaubt ist. Ich würden den Jucken nachgeben 😀

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vor 21 Minuten schrieb NoBrain:

Ich weiß zwar nicht, wo du wohnst. In Wien und Umgebung gibt es mittlerweile ausreichend Trails, wo das Fahren offiziell erlaubt ist. Ich würden den Jucken nachgeben 😀

Nein leider. Als gebürtiger Tiroler sind die Hügerl im Süden von Graz ohnehin nur ein müder Abklatsch von Mountainbiken. Zudem mag ich nicht mit dem Auto wo hinfahren müssen zum biken.

Gleich hinter meinem Haus gab es ein paar schön gebaute und geduldete Strecken, aber nach einem schweren Unfall eines Buben mit sind alle Grundstückseigentümer ziemlich strikte Gegner geworden. Kein Wunder wenn man von der Versicherung des Buben geklagt wird (Schadenssume im hohen 6 stelligen Bereich).

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