
Ortlieb Bikepacking Serie
12.03.20 06:07 31.3332020-03-12T06:07:00+00:00Text: Erwin HaidenFotos: Erwin HaidenEine kurze, knackige Übersicht über die Bikepacking-Serie von Ortlieb: Lenker, Oberrohr, Sattel- und Seitentaschen im Langstrecken-Kurztest.12.03.20 06:07 31.4152020-03-12T06:07:00+00:00Ortlieb Bikepacking Serie
12.03.20 06:07 31.4152020-03-12T06:07:00+00:0024 Kommentare Erwin Haiden Erwin HaidenEine kurze, knackige Übersicht über die Bikepacking-Serie von Ortlieb: Lenker, Oberrohr, Sattel- und Seitentaschen im Langstrecken-Kurztest.12.03.20 06:07 31.4152020-03-12T06:07:00+00:00In der großen komoot-Story habe ich ja schon ein wenig über die Planung unserer Reise nach Triest erzählt. In diesem Bericht möchte ich einen kurzen Überblick über die verwendeten Taschen und die Vor- und Nachteile beim Packen geben. Wir haben uns für unseren Trip für die Bikepacking Serie von Ortlieb entschieden, die optisch recht gut zu modernen Rennrädern und Gravelbikes passt, wasserdicht und sehr robust ist.
Wer schon mal längere Zeit mit Rucksack unterwegs war, kennt die Problematik: Ein Backpack bietet zwar viel Platz, früher oder später macht sich aber jedes Gramm am Rücken - in oft überraschend unangenehmer Weise - bemerkbar.
Gewicht x Zeit = Rückenprobleme
die RucksackformelKurz gesagt: Ein Touren-Rucksack ist, wenn leicht gepackt und die Sitzposition am Bike perfekt, auch für längere Zeit tragbar; aber ab einem gewissen Gewicht, dass man bei ausgedehnten Touren schnell mal überschreitet, wird's ebenso schnell unbequem. Als Alternative bieten sich unter anderem folgende beliebte Montage- und Transportmöglichkeiten an, wobei es keine optimale Lösung gibt und jede ihre Vor- und Nachteile hat.
Handlebar-Pack 9 L - Lenkertasche
Die Lenkertasche bietet den Vorteil, dass sie an fast jedem Lenker Platz findet. Außerdem hat man im Vergleich zur Satteltasche relativ einfachen Zugriff aufs Gepäck, was bei Verwendung von Karten, Werkzeug, dem Griff nach der Geldbörse oder der Windweste schon mal ein großer Pluspunkt ist.
Bei der Montage muss man allerdings aufpassen, dass nichts flattert, nichts in die Speichen kommen kann und je nach Gewicht und Beladung spürt man die Tasche beim Lenken schon recht deutlich. Auf unserer Tour z.B. konnte ein Sturz durch übermütiges Loslassen des Lenkers gerade noch verhindert werden, einfach, weil das Mehrgewicht und Moment der Tasche nicht bedacht wurde.
Lenkertasche
Vorteile | Nachteile |
kein Gepäckträger nötig | etwas fummelige Montage |
einfacher Zugriff aufs Gepäck | kann an den Griffen ev. störend sein |
9 L Volumen (in Größe S) | Trägheit am Lenker |
Gravel Pack 25 L - Seitentaschen
Die Deluxe-Variante von Radtaschen, vor allem was das Handling angeht, sind meiner Meinung nach Seitentaschen. Das Gravelpack von Ortlieb bietet mit 2x12,5 Liter Stauraum ausreichend Platz auch für ausgiebige Mehrtagestouren. Neben dem Volumen ist das Klicksystem zur einfachen Montage ein deutlicher Bonuspunkt im Vergleich zu den anderen Lösungen. Einmal am Griff gezogen, und in Sekundenschnelle sind die Taschen demontiert. Bei Fahrtantritt klickt man die gepackten Taschen einfach wieder auf den Träger.
Während unserer Tour waren die Seitentaschen vor allem beim Check-in und Check-out im Hotel mein Favorit. Zwei Klicks und die Taschen sind verzurrt, und mit einem weiteren Handgriff auch sofort wieder unten vom Rad. Der Zugriff zum Gepäck geht relativ einfach und schnell, indem man die drei Schnallen öffnet und die Tasche aufrollt. Der orange Gurt sorgt dafür, dass in der Tasche nichts herumkugelt und außen nichts herumflattert, egal, ob sie prall gefüllt oder halb leer sind.
Ein Gepäckträger ist allerdings zur Montage Grundvoraussetzung. Größter Nachteil ist der etwas geänderte Schwerpunkt, der je nach Beladung deutlich nach hinten wandert. Im Fahren macht sich das weniger bemerkbar, hier spürt man nur im Wiegetritt die geänderte Gewichtsverteilung. Aber beim Schieben des Rades sollte man nie den Vorderreifen aufheben, sonst kann's passieren, dass das Bike plötzlich zu Boden geht.
Seitentaschen
Vorteile | Nachteile |
super Volumen, relativ variabel | Gepäckträger nötig |
Klicksystem zur einfachen Demontage | Schwerpunkt wandert nach hinten |
jederzeit Zugriff aufs Gepäck | spürbar im Wiegetritt |
Frame-Pack Toptube 4 L - Oberrohr Tasche
Die Oberrohr-Tasche kann, ähnlich wie die Lenkertasche, ohne Gepäckträger montiert werden, bietet noch einfacheren Zugriff auf Gepäck und Werkzeug und zusätzlich den Bonus, dass der Schwerpunkt und damit das Fahrverhalten des Rades sich kaum ändert.
Die Kehrseite ist, dass sie je nach Rahmenform entweder gar nicht montierbar ist, man schwieriger zur Trinkflasche am Sattelrohr kommt und je nach Beladung unter Umständen mit den Knien streifen kann. Mit vier Litern ist außerdem das Volumen recht überschaubar. In der Praxis erwies sich die Tasche als überaus hilfreich vor allem zur Verstauung von Werkzeug, weil der Zugriff mit dem wasserdichten Reißverschluss so schnell und einfach geht.
Oberrohr Tasche
Vorteile | Nachteile |
kein Gepäckträger nötig | relativ wenig Volumen (4 L) |
einfacher seitlicher Zugriff | wird voll beladen breit, sodass unter Umständen die Knie streifen können |
kaum Änderung des Schwerpunkts | je nach Ausführung und Rahmen Einschränkungen bei der Montage und/oder den Trinkflaschen möglich |
Seat Pack 11 L - Satteltasche
Eine echte Überraschung, was das Packvolumen angeht, sind die großen Satteltaschen von Ortlieb. Wir hatten die mittlere Variante mit elf Liter und die große Variante mit 16,5 Liter im Test. Das Packen der Taschen ist ein bisschen komplexer als bei den Seitentaschen, weil die Satteltasche gen Sattel wie ein Stanitzel zusammenläuft. Aber einmal gepackt, Luft entzogen und ordentlich verzurrt, sitzt die Satteltasche relativ knackig am Heck.
Das funktioniert an beinahe jedem Rad ohne Variostütze und Gepäckträger. Durch die guten Abstütz-Möglichkeiten des Ortlieb-Systems wackelt wenig und man spürt die Satteltaschen während der Fahrt vielleicht sogar einen Deut weniger als die Seitentaschen.
Größtes Minus ist, dass man im montierten Zustand keinen Zugriff aufs Gepäck hat. Ist die Tasche voll gepackt, kann einem beim Öffnen schon mal ein "Jack in the box” ins Gesicht springen - von der folgenden Re-Kompression und Montage mal ganz abgesehen. Außerdem kann die große Variante mit 16,5 Liter je nach Beladung ziemlich an den Sattel-Rails und der Stütze arbeiten, wie sich in der Praxis auf unserer Tour zeigte und mit lauter werdendem Knacken bemerkbar machte.
Satteltasche
Vorteile | Nachteile |
kein Gepäckträger nötig | im montierten Zustand kein Zugriff aufs Gepäck |
bietet relativ viel Platz (11 L in Gr. M) | relativ aufwendige Montage |
sitzt fest und kaum spürbar | richtig Packen ist essentiell |
Fazit
On the road haben sich alle vier Systeme auf ihre Weise bewährt. Jede Lösung hat Vor- und Nachteile. Für uns war das Wichtigste, dass trotz eines Unwetters samt anhaltendem stundenlangen Dauerregen kein Tropfen in unsere Gepäckstücke gelangte. Die Taschen sind allesamt sehr durchdacht, robust und solide verarbeitet und bieten zusätzlich Sicherheitsfeatures wie Reflektoren.
Letztendlich hängt die Entscheidung ganz stark vom Biketyp (MTB, RR, e-Bike) ab, den Montagemöglichkeiten (Variostütze, Gepäckträger) und nicht zuletzt dem vorgesehenen Einsatzzweck. Fürs Pendeln oder zum Einkaufen bieten sich die Seitentaschen an, zum Verstauen des Werkzeugs auf einer längeren Tour die Oberrohr- oder Lenkertasche, am universellsten ist vermutlich die Satteltasche.