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Scott Addict Gravel Tuned 2022

Scott Addict Gravel Tuned 2022

17.02.22 07:33 21.557Text: NoPain
Martin Ganglberger

Größe: 175 cm
Schrittlänge: 84 cm
Gewicht: 70 kg
Fahrstil/-können: Rennrad & Gravel, gute Ausdauer, wenig Power, volles Risiko bergab - wird allerdings selten belohnt

Klicke für alle Berichte von NoPain
Fotos: Erwin Haiden
Schön. Schnell. Schcott. Langzeittest des rasanten Aero-Gravel-Abenteurers aus der Schweiz.17.02.22 07:33 23.934

Scott Addict Gravel Tuned 2022

17.02.22 07:33 23.9348 Kommentare NoPain
Martin Ganglberger

Größe: 175 cm
Schrittlänge: 84 cm
Gewicht: 70 kg
Fahrstil/-können: Rennrad & Gravel, gute Ausdauer, wenig Power, volles Risiko bergab - wird allerdings selten belohnt

Klicke für alle Berichte von NoPain
Erwin Haiden
Schön. Schnell. Schcott. Langzeittest des rasanten Aero-Gravel-Abenteurers aus der Schweiz.17.02.22 07:33 23.934

Versteht mich bitte nicht falsch: Selbstverständlich wecken die neuesten Rennräder und Gravelbikes meine journalistische Neugierde und ich teste diese wirklich liebend gerne fürs Bikeboard und seine Leser. Nichtsdestotrotz stehe ich ausschweifenden Probefahrten samt Fotoshootings zuweilen mit gemischten Gefühlen gegenüber - denn jede auf einem Testrad verbrachte Stunde kostet mich eine vergnüg­same Stunde mit meinem OPEN WI.DE. - dem perfekten Gravelbike, zumindest für meine Ansprüche, das ich seit 2019 rocke und liebe. Nebenbei bemerkt, kann ich mich nicht daran erinnern, jemals ein Rad so lange aktiv gefahren zu sein; andererseits gab es bis dato auch keinen rechten Grund, etwas daran zu ändern.
Aber wie heißt es so schön, "das Bessere ist der Feind des Guten", und so kam es nach diesem Scott Addict Gravel Test, wie es früher oder später kommen musste: n=n+1

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Scotts Gravel Geschichte

Wie viele große Hersteller schnupperte auch Scott mit seiner ersten Gravel-Generation eher vorsichtig in den damals aus den USA nach Europa schwappenden Dropbar-Offroad-Trend hinein. Bekanntermaßen basierten die ersten Gravelbikes auf klassischen Querfeldeinrahmen und erhielten mit den nach außen geschwungenen, breiten Rennlenkern und einer flotteren Bereifung nur minimale Adaptionen, um sie für die Langstrecke zu rüsten. Bei richtig fetten Reifen, einer höheren Laufruhe und aufrechteren Sitzposition stießen sie dann allerdings an ihre Grenzen. Zwar konnte Scotts erstes Gravelbike das schon deutlich besser und zeichnete sich vor allem durch eine höher bauende Gabel samt entschärfter Geometrie aus, aber selbst das 2016 präsentierte Addict Gravel teilte sich noch seinen Rahmen mit dem Addict CX, das im Querfeldeinsport gefahren wurde.

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Bis heute hält der Gravelboom ungebrochen an und die Ansprüche an moderne Gravelbikes haben sich derart spezifiziert (Allround, Race, Bikepacking, etc.), dass Zwitterwesen aus CX und Gravel auf verlorenem Posten stehen.

Vorrangig sollte zwischen den Streben und Gabelholmen ordentlich Luft für breite Pneus, gerne auch in 650b bleiben, und die Geometrie langstreckentauglich, laufruhig aber dennoch ausreichend agil für verzwickte Singletrails sein. Komfort gehört genauso zu den Must-haves wie massenhaft Ösen für Tools, Taschen und Flaschen - auch wenn sie in der Praxis meist keiner in Anspruch nimmt. Egal ob (renn-)sportlich orientiert oder nur auf die große Tour bzw. die knackige Feierabendrunde: Der Traum vom Abenteuer lebt im modernen Gravel weiter, manifestiert die ökosozial verträgliche Alternative zum urban inflationär auftretenden Landrover Defender samt BF Goodrich All Terrain Gummis, inklusive Dachzelt und der peinlichen, mehrsprachigen Österreichflagge am Türblatt.

Eines ist hingegen klar. Das hakenschlagende, den gestrengen Reifenvorgaben der UCI nach optimierte Cyclocross-Bike stößt hierbei an seine Grenzen. Und genau darum entschied Scott, das Addict Gravel als komplette Neuentwicklung ins Modelljahr 2021/2 zu entsenden. Dem Topmodell, namentlich als Addict Gravel Tuned im Katalog zu finden, durften wir bereits einigen frostige Wochen auf den Zahn fühlen.

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Scott Addict Gravel Tuned - der Rahmensatz

Abenteuer hin, Gepäcktaschen her - für einen rennsportlich tief verwurzelten Hersteller wie Scott musste auch das neue Addict Gravel racetauglich bleiben. Schnelligkeit über glatte Untergründe, so das Entwicklungsziel, sollte mit ausreichend Komfort auf ruppigen Passagen sowie hoher Laufruhe und bester Kontrolle in technischem Geläuf unter einen Hut gebracht werden. Ein schnelles und effizientes Tool, allzeit bereit für was auch immer die Tour mit sich bringt.

Dass die Schweizer mit dem Werkstoff Carbon umzugehen wissen, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Entsprechend leicht und steif kommt auch das Addict Gravel ums Eck und wurde obendrein in seinen Rohrformen aerodynamisch optimiert. Rein optisch wurde das Entwicklungsziel ("schnell und effizient") ja damit schon einmal erreicht. Aber auch die messbaren Eckdaten stimmen.

Mit 930 Gramm für den Rahmen und 395 Gramm für die Gabel (jeweils in der HMX-Carbon-Variante des Addict Gravel Tuned) will man den bisher steifsten "Rennradrahmen" aus eigenen Reihen entwickelt haben und schlug dafür auch ganz bewusst die Leichtbaukrone aus. Gezielte Verstärkungen an den richtigen Stellen machen das Rahmenset nebenbei robust genug, um auch die holprigsten Trails schwer bepackt zu überstehen.

Zahlreiche Befestigungsmöglichkeiten sind der Abenteuer- und Hipstertauglichkeit ebenfalls zuträglich. So dürfen sich reisefreudige Bikepacker über Ösen für geschraubte Oberrohrtaschen und Accessoires, Befestigungsmöglichkeiten für Schutzbleche und eine weitere Trinkflaschenposition unter dem Unterrohr freuen. Letztere ergänzt die zwei klassisch positionierten Halter um eine dritte Option, sollte etwa eine Rahmentasche den Platz im Rahmendreieck blockieren. Fällt die Rahmentasche nicht exorbitant riesig aus, lassen sich die Flaschenhalterpositionen im Rahmendreieck wahlweise absenken - so bleibt genügend Luft zwischen Tasche und Flasche. Man sieht, hier hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht und nicht einfach nur die maximale Anzahl an Ösen ins Carbon laminiert. Bloß auf die Frontgepäckträgeraufnahmen an den Gabelscheiden verzichteten die im Herzen sportiven Scott-Entwickler dann aber doch.

Ein weiterer Pluspunkt des Addict Gravels ist die konsequent umgesetzte Integration. Sei es wegen der Aerodynamik, dem Schmutz oder einfach nur wegen dem Auge des Betrachters - sämtliche Leitungen und Züge wurden innenliegend verlegt und verschwinden durch Lenker, Vorbau und Steuersatz im Rahmen. Zentraler Bestandteil dieses Integrationskonzeptes ist das Syncros Creston iC SL X Cockpit, bei welchem Lenker und Vorbau aus einem Guss bestehen: Ergonomie, Komfort (entsprechend größere Aussparungen für dicker gewickeltes Lenkerband) und geringes Gewicht standen dabei auf der Einkaufsliste. Das integrierte Design verbessert aber nicht nur die Aerodynamik, sondern spielt auch vollbepacktem Bikepacking in die Karten, indem es mehr Platz für etwaige Lenkertaschen bietet. Top.

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Die Reifenfreiheit wurde auf 45 mm erhöht (mit montierten Schutzblechen bleiben es immerhin noch 40 mm), ausgeliefert werden alle Räder mit 160 mm Discs. An der Gabel sind bis zu 180 mm Scheibendurchmesser möglich, am Heck können wahlweise 160 oder 140 mm Scheiben montiert werden.

Das Tretlager wurde deutlich abgesenkt, an den Winkeln gefeilt und der etwas längere Reach mit kürzeren Vorbauten kompensiert. Das Ergebnis ist ein agiles, aber dennoch laufruhiges Rad, das sowohl die Erwartungen eines modernen Gravel-Bikes als auch die sportlichen Ansprüche der Marke in puncto Radposition erfüllen möchte.

Geometrie

Größe XS/49 S/52 M/54 L/56 XL/58
Steuerrohr (mm) 95 122 140 166 187
Oberrohr horizontal (mm) 518,0 534,5 554,5 578,5 592,5
Überstandshöhe (mm) 759 786 807 828 847
Tretlagerabsenkung (mm) -71 -71 -71 -71 -71
Tretlagerhöhe (mm) 283 283 283 283 283
Radstand (mm) 1.009,4 1.022,9 1.029,2 1.048,7 1.063,5
Sitzwinkel (°) 74,5 74 73,5 73 73
Lenkwinkel (°) 70 70 71 71 71
Kettenstreben (mm) 425 425 425 425 425
Reach (mm) 374,1 378,4 387,1 398,2 406,1
Stack (mm) 519,0 544,4 565,3 589,9 609,7
Vorbaulänge (mm) 83 93 103 103 113
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Addict Gravel Tuned - das gibt es fürs Geld

Für den winterlichen Test gönnten wir uns das Topmodell der Familie, das Addict Gravel Tuned. Mit 8.999 Euro für ein Topmodell kein echtes Schnäppchen, aber überraschend fair kalkuliert und mit elektronischer 2x12 Sram RED eTap AXS Schaltgruppe und DT Swiss GRC 1100 Disc Laufrädern exklusiv ausgestattet, rollt das Schweizer Aushängeschild aus dem Karton. Scott verzichtete auf Srams "XPLR" Gravel-Schaltwerk, blieb beim Antrieb (fast) RED eTap AXS-sortenrein und spendierte ihm eine zugehörige Sram RED Powermeter Kurbel mit 46/33 Zähnen. Die Force Kassette bietet eine Bandbreite von 10-36 Zähnen. 160 mm Centerline XR Scheiben sorgen an beiden Achsen für Verzögerung. Die GRC 1100 Disc Carbonlaufräder hüllen sich in Schwalbes neue G-One R Gravelreifen in 700x45C. Abgesehen vom Acros Steuersatz trägt die übrige Ausstattung den Schriftzug von Scotts Highend-Komponentenbrand Syncros. Mit Duncan SL Aero Sattelstütze, integriertem Creston iC SL X Carbon Cockpit und Tofino Regular 1.0 Cutout Sattel bringt es unser Testbike in Größe M auf 8,025 Kilogramm.

Tech Specs

Rahmen Addict Gravel Disc HMX Carbon Bremsscheiben Sram Centerline XR, 160/160 mm
Gabel Addict Gravel HMX Flatmount Disc Lenker/Vorbau Syncros Creston iC SL X Carbon Combo
Schaltwerk Sram Red eTap AXS, 12-fach Sattelstütze Syncros Duncan SL Aero
Umwerfer Sram Red eTap AXS, 2-fach Sattel Syncros Tofino Regular 1.0 Cutout
Brems-/Schalthebel Sram Red eTap AXS Steuersatz Acros AIF-1112
Kurbel Sram Red Power Meter, 46/33 Z Laufradsatz DT Swiss GRC 1100 Disc
Innenlager Sram Dub PF Road 86,5 Reifen Schwalbe G-ONE R, 700x45C
Kette Sram Red Gewicht 8,025 kg (Größe M)
Kassette Sram Force XG1270, 10-36 Z Preis 8.999 Euro
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In der Praxis

Ausgepackt, eingestellt, bewundert. Selbst die Lackierung des Tuned-Modells war auf höchstem Niveau und die silber-glänzenden Decals auf dem mattschwarzen UD-Carbonrahmen und der weiß lackierten Gabel sowie den ebenso weißen Sitzstreben ein Highlight für sich.

Mindestens genauso gelungen ist die Syncros Creston iC SL X Lenker- und Vorbaueinheit, die fürs Graveln adaptiert wurde: verglichen mit der Rennradversion erhielt sie kompaktere Drops mit kürzerem Reach und einem ausgewogenen Flare von 16° für eine bessere Kontrolle im Gelände. Der um zwei Millimeter schmälere Querschnitt im Griffbereich ermöglicht zudem einen höheren Komfort, da er mehr Flex zulässt und sich das Lenkerband bei gleichem Umfang dicker wickeln lässt.

Hingegen wirkte die minimalistische Sitzrohrklemme mit ihren nur 14 Gramm etwas filigran, ließ sich aber solide fixieren und hielt die ultraleichte, D-förmige Sattelstütze mit 150 Gramm während der gesamten Testperiode ebenso stabil in Position.

Die Sitzposition fiel relativ gestreckt aus und das Oberrohr war sogar noch länger als das vom Vorgänger, weshalb ich mich glücklich schätzte, dass zwei Spacer mit je einem Zentimeter Höhe verbaut waren. Ansonsten fühlte ich mich auf dem Addict Gravel sofort wie zu Hause - kein Wunder, denn das Tuned kam out-of-the-box prinzipiell mit dem gleichen Syncros Sattel, den ich auch auf meinem privaten Gravelbike fahre.

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Auf Asphalt

Auf asphaltierten Abschnitten ging - verglichen mit anderen Gravelbikes - die sprichwörtliche Post ab. Sowohl Sitzposition und Körperhaltung als auch Steifigkeit und Aerodynamik waren zu 100% auf Vortrieb programmiert. Einmal beschleunigt, war es ein leichtes, die Geschwindigkeit in der Ebene zu halten und kurze Gegenanstiege verloren ihren Schrecken. Die graveluntypisch feine Gangabstufung und das geschmeidige Abrollverhalten der Schwalbe G-One R mit Tubeless-Setup trugen das ihre dazu bei.
Das Rennrad ist tot, es lebe das Addict Gravel Tuned.

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Im trockenen Gelände

Ebenso euphorisch empfand ich das rasante Dahinprügeln über feste Schotterpisten und das bemerkenswert sichere Fahrverhalten bei hohem Tempo auf losem Untergrund. Die 45 Millimeter breiten Reifen schluckten den Großteil der Unebenheiten und das Rad stabilisierte sich dank seines langen Radstands, dem flachen 71° Lenkwinkel in Größe M und dem daraus resultierenden langen Nachflauf fast wie von selbst. Schlaglöcher, Spurrillen oder größere Steine brachten weder die Fuhre noch den Fahrer aus der Ruhe und auch das Tubeless-Laufrad-Reifensystem überstand alle Provokationen trotz niedriger Drücke zwischen 1,6 und 1,9 Bar.
Das Hardtail ist ebenso tot, es lebe das Addict Gravel Tuned.

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Im schroffen Gelände

Egal ob Kopfsteinpflaster, Steine oder Wurzeln - mit dem Addict Gravel lassen sich grundsätzlich alle Untergründe gut und sicher in Angriff nehmen. Zu holprig sollte das Terrain auf längere Sicht allerdings nicht sein, denn der Komfort von Aero-Sattelstütze, -Rahmen und -Lenker stößt dann doch irgendwo an seine Grenzen. Zwar lassen sich die bauartbedingten Nachteile mit den breiten Reifen und sehr niedrigen Drücken bis zu einem gewissen Punkt kompensieren, der Verlust der raceorientierten DNA und die daraus resultierenden Kompromisse im direkten Fahrverhalten sind aber womöglich nicht jedermanns Sache.
Vielleicht ist das Hardtail doch nicht ganz tot?

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Im tiefen Matsch

Im tiefen Matsch hörte sich der Spaß jedoch schnell auf. Ehrlicherweise hatte das Addict Gravel Tuned mit mehr als nur verschärften Bedingungen zu kämpfen, denn das Tauwetter weichte den Lössboden rund um Großrußbach im Weinviertel in der letzten Kalenderwoche über die Maßen auf; allerdings kamen die Leistungsgrenzen der rennradlastigen Komponentengruppe deutlicher als erwartet zum Vorschein.

Während meine drei Mitstreiter mit ihrer Shimano GRX 2-fach und je einer Sram Eagle eTap 1-fach Gruppe ebenfalls zu kämpfen hatten, ging bei mir nach einigen hundert Metern gar nichts mehr. Srams Red eTap 2-fach mag auf der Straße einwandfrei funktionieren; in Kombination mit viel klebrigem Dreck, einem mäßig selbstreinigenden Reifenprofil und wenig Reifenfreiheit zu Tretlager und Umwerfer-Akku ist die Gruppe jedoch auf längere Sicht nicht für Extrem-Gravel zu gebrauchen. Zudem fungiert die wabenförmige, fast schon wespennestartige Konstruktion der Red 2-fach Kurbelgarnitur wie ein Dreckmagnet.
Das Hardtail ist definitiv noch nicht tot.

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 Was für Straße ist, sollte auf Straße bleiben. 

Sram Red eTap AXS, 2-fach
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Fazit

Scott Addict Gravel Tuned
Modelljahr: 2021
Testdauer: 6 Wochen und > 500 km
Preis: € 8.999,- UVP
+ Fahreigenschaften
+ Ausstattung
+ Design
+ Allroundeigenschaften
o Komfort
- Sram Red 2-fach
BB-Urteil: Schön, schnell, Schcott.

Scotts neues Addict Gravel besitzt trotz seines steifen Rahmens und der sportlichen Geometrie ein breites Einsatzspektrum und eignet sich gleichermaßen für Touren und lange Bikepacking-Abenteuer, wie für die schnelle Feierabendrunde oder Eintagesrennen. Das i-Tüpfelchen ist die nahezu perfekte Verschmelzung von Integration, Aerodynamik und dem wunderschönen Design.

Auch der Rahmensatz des hier vorgestellten Topmodells Addict Gravel Tuned wäre grundsätzlich in der Lage, alle graveltypischen Herausforderungen zu meistern, empfiehlt sich jedoch aufgrund der verbauten Sram Red 2-fach Gruppe mehr für Granfondo-Einsätze oder Gravelrennen auf schnellen, trockenen oder festen Böden. Mit einer "echten" Gravelgruppe, wie beispielsweise Shimanos GRX, würde das Bike garantiert auch bei verschärften, matschigen Bedingungen eine hervorragende Figur abgeben.

Los geht Scotts Gravelspaß mit dem Addict Gravel 30 bzw. dem Contessa Addict Gravel 15 - beide mit mechanischer Shimano GRX - ab 2.799 Euro. Die Versionen 20 (3.299 Euro) und 10 (5.999 Euro) kommen mit elektronischen Gruppen von Sram. Das hier vorgestellte Topmodell Tuned mit Srams Red eTap AXS kostet 8.999 Euro und richtet sich - auch wegen des performanteren HMX-Carbonrahmens sowie des integrierten Powermeters - in erster Line an Wettkämpfer und echte Poser.

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  • 6 Monate später...

Nach einigen Wochen ausgiebigen Gebrauchs auf allen Untergründen kann ich Dir bei fast allen Eindrücken beipflichten.

Bei meinen anderen Gravelbikes habe ich immer auf einen 1-fach Antrieb geschwört! Beim Addict Gravel Tuned sieht die Sache doch etwas anderes aus. Man hat mit der Rakete immer den passenden, fein abgestuften Gang parat - rennradtypisch, vergleichbar mit einem PDK Getriebe im Sportwagen.

Das Addict giert geradezu nach Speed - locker um den Block oder in die Eisdiele ist nicht! Die direkte Gangwahl ohne Lastwechsel finde ich einen echten Benefit! 

Leider kommt der Komfort wirklich deutlich zu kurz. Der Rahmen gibt selbst

kleinste Fahrbahnunebenheiten ungefiltert weiter.

Der Verwendungszweck geht auch hier voll in Richtung „Kette rechts!“

Das muss definitiv angesprochen werden: das Addict Gravel Tuned fordert

seinen Fahrer sobald die Straße oder feine Schotterabschnitte ins Gröbere verlassen werden.

Bei der Übersetzung sollte eine gute Kondition obligatorisch sein.

Sonst wird’s auf der nächsten Gravelbike Transalp kernig.

Alles in allem ein klasse Race- Gravelbike. Ja, ich würde es wieder kaufen,

aber Achtung: nix für Novizen, Cruiser oder Warmduscher😉

 

Beste Grüße Robert 

 

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vor 7 Stunden schrieb s-works68:

Nach einigen Wochen ausgiebigen Gebrauchs auf allen Untergründen kann ich Dir bei fast allen Eindrücken beipflichten.

Bei meinen anderen Gravelbikes habe ich immer auf einen 1-fach Antrieb geschwört! Beim Addict Gravel Tuned sieht die Sache doch etwas anderes aus. Man hat mit der Rakete immer den passenden, fein abgestuften Gang parat - rennradtypisch, vergleichbar mit einem PDK Getriebe im Sportwagen.

Das Addict giert geradezu nach Speed - locker um den Block oder in die Eisdiele ist nicht! Die direkte Gangwahl ohne Lastwechsel finde ich einen echten Benefit! 

Leider kommt der Komfort wirklich deutlich zu kurz. Der Rahmen gibt selbst

kleinste Fahrbahnunebenheiten ungefiltert weiter.

Der Verwendungszweck geht auch hier voll in Richtung „Kette rechts!“

Das muss definitiv angesprochen werden: das Addict Gravel Tuned fordert

seinen Fahrer sobald die Straße oder feine Schotterabschnitte ins Gröbere verlassen werden.

Bei der Übersetzung sollte eine gute Kondition obligatorisch sein.

Sonst wird’s auf der nächsten Gravelbike Transalp kernig.

Alles in allem ein klasse Race- Gravelbike. Ja, ich würde es wieder kaufen,

aber Achtung: nix für Novizen, Cruiser oder Warmduscher😉

 

Beste Grüße Robert 

 

Du bist nicht zufällig beim Tour Magazin beschäftigt?

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  • 2 Wochen später...
Am 20.8.2022 um 12:01 schrieb s-works68:

Nach einigen Wochen ausgiebigen Gebrauchs auf allen Untergründen kann ich Dir bei fast allen Eindrücken beipflichten.

Bei meinen anderen Gravelbikes habe ich immer auf einen 1-fach Antrieb geschwört! Beim Addict Gravel Tuned sieht die Sache doch etwas anderes aus. Man hat mit der Rakete immer den passenden, fein abgestuften Gang parat - rennradtypisch, vergleichbar mit einem PDK Getriebe im Sportwagen.

Das Addict giert geradezu nach Speed - locker um den Block oder in die Eisdiele ist nicht! Die direkte Gangwahl ohne Lastwechsel finde ich einen echten Benefit! 

Leider kommt der Komfort wirklich deutlich zu kurz. Der Rahmen gibt selbst

kleinste Fahrbahnunebenheiten ungefiltert weiter.

Der Verwendungszweck geht auch hier voll in Richtung „Kette rechts!“

Das muss definitiv angesprochen werden: das Addict Gravel Tuned fordert

seinen Fahrer sobald die Straße oder feine Schotterabschnitte ins Gröbere verlassen werden.

Bei der Übersetzung sollte eine gute Kondition obligatorisch sein.

Sonst wird’s auf der nächsten Gravelbike Transalp kernig.

Alles in allem ein klasse Race- Gravelbike. Ja, ich würde es wieder kaufen,

aber Achtung: nix für Novizen, Cruiser oder Warmduscher😉

 

Beste Grüße Robert 

 

und wie ist die beschleunigung

normal oder eher brachial?

 

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