ich schätze deine fundierten und differenzierten posts zu diesem thema sehr, da kann ich als aussenstehender viel lernen, aber dieser vergleich ist übertrieben.
es geht ja nicht um eine lückenlose, flächendeckende überwachung der sportler, sondern darum, den kontrolleuren zugang zu den athleten zu verschaffen - diese regelung würde ja jüngst noch entschärft:
http://www.wada-ama.org/rtecontent/document/qa_whereabouts_requirements_en.pdf
der vergleich mit dem totalen überwachungsstaat ist meiner ansicht nach sehr weit hergeholt.
natürlich verstehe ich, wenn sich sportler darüber ärgern, dass es bei doping die unschulds- zu einer schuldsvermutung umgekehrt wurde, und es mittlerweile einen generalverdacht gegen sie gibt; die whereabouts-regeln sind ein klares zeichen dafür, dass man sportlern stark misstraut und davon ausgeht, dass sie jede masche im kontrollnetz sofort missbrauchen werden. zumindest im radsport scheint mir dieser verdacht aber auch nicht ganz unberechtigt, wir hatten ja mittlerweile jedes jahr einen beachtlichen skandal.
betrachtet man diese regelungen mal systemisch, d.h. verbindet man alle akteure und ihre interaktionen zu einer gesamtheit, dann finde ich die whereabouts-regelungen als nicht derartig einschneidend: ich gehe davon aus, dass team und sportliche betreuer jederzeit über den aufenthaltsort ihrer fahrer bescheid wissen, warum also nicht auch die wada? mein chef weiss auch, wann ich auf urlaub fahre, und ich bin auch in dieser zeit für ihn erreichbar (handy). er weiss zwar nicht, wo ich bin, aber er kann auf mich zugreifen, wenn es notwendig ist. auch die wada interessiert sich nicht für den aufenthaltsort an sich, sondern muss ihn nur wissen, um eine kontrolle durchführen zu können.
hier einen grundrechtseingriff zu monieren halte ich für etwas kindisch - worauf berufen sich die kläger eigentlich?
natürlich wär es schön, wenn man auf solche regeln verzichten könnte, und es ist im grunde lächerlich, dass man erwachsenen menschen auf schritt und tritt hinterherspionieren muss. aber was wäre die alternative? keine out-of-competition-tests mehr? das kanns ja auch nicht sein - zumal ja auch hier schon oft festgestellt wurde, dass vorwiegend im training und weniger in der wettkampfzeit manipuliert wird.