
Polar M460
17.08.17 06:12 42.1872017-08-17T06:12:00+00:00Text: Lukas Salzer;NoPainFotos: Erwin Haiden, Lukas SalzerFinnischer Trainingsbegleiter & Smarter Coach. Wie schlägt sich der Polar M460 Radcomputer in der harten Bikeboard-Realität?17.08.17 06:12 42.1902017-08-17T06:12:00+00:00Polar M460
17.08.17 06:12 42.1902017-08-17T06:12:00+00:0022 Kommentare Lukas Salzer;NoPain Erwin Haiden, Lukas SalzerFinnischer Trainingsbegleiter & Smarter Coach. Wie schlägt sich der Polar M460 Radcomputer in der harten Bikeboard-Realität?17.08.17 06:12 42.1902017-08-17T06:12:00+00:00Viel Regen und noch mehr Sonnenschein sind vergangen, seitdem ich mein erstes Gerät aus dem Hause Polar erworben hatte. Gut 20 Jahre hat er auf dem Buckel, mein guter Polar Protrainer XT. Ein treuer Begleiter, der auch heute noch werkelt wie am ersten Tag. Eben solch ein Geselle wünscht sich auch der aktuelle Polar M460 zu sein. Nicht in Bezug auf die veraltete Technik, das ist klar - aber durchaus, was die potentielle Arbeitszeit bis zur Pensionierung betrifft. Schließlich legten die Finnen beim Design des GPS-Computers nach eigenen Aussagen besonderes Augenmerk auf ein robustes und haltbares Gerät. Höchst überfällig also, den aktuellen M460 in meinen höchstpersönlichen... nennen wir es mal "Trainingsalltag" einzuführen.
Erstkontakt
Die Vermutung, es könne sich (zumindest seitens der Hardware) auch beim neuen Polar M460 um einen langfristig treuen Trainingsbegleiter handeln, stellt sich bereits beim Erstkontakt in den Raum. Es gibt - und das gefällt - keinerlei gummierte Oberflächen und Tasten. Stattdessen überwiegt am Gehäuse schlichter, aber dennoch schicker Kunststoff mit Carbonstruktur, dazu griffige Kunststofftasten an den Seiten sowie eine große rote Taste für die Start/Lap Funktionen. Parallelen zum Großvater, dem Protrainer XT? Die Verwandtschaft lässt sich selbst nach zig Generationen nicht verleugnen. Das Display ist aus allen (Montage-)Winkeln gut ablesbar, die gesammelten Informationen werden angenehm groß auf dem LCD-Display dargestellt. Selbst direktes Sonnenlicht lässt den Polar unbekümmert. Eigentlich in seinen Ausmaßen ausreichend dimensioniert, wirkt das Display dann aber rein optisch im üppigen Gehäuse des M460 doch ein klein wenig verloren. Der verbaute 385 mAh Akku würde wohl auch in einem kleineren Gehäuse ein Plätzchen finden.
Wird’s mal etwas länger, gibt’s auch eine Displaybeleuchtung. Diese kann auf Wunsch automatisch bei Dämmerung aktiviert werden. Um gleich beim Thema Beleuchtung zu bleiben: Als besonderes Sicherheitsfeature findet sich an der Gehäusefront eine kleine weiße LED Lampe. Praktisch für Tunneldurchfahrten oder unterschätze Fahrtzeit. Für Sicht sorgt es allerdings eher weniger – es dient klar dem Zweck, gesehen zu werden. Wahlweise lässt sich die LED leuchtend oder in drei unterschiedlichen Intervallen blinkend aktivieren.
Montage
Montiert wird im Garmin-Stil mittels Kunststoffhalter und Gummiringerl. Im Gegensatz zur Konkurrenz genügt allerdings ein einzelnes Ringerl, um den M460 bombenfest und absolut MTB-tauglich am Vorbau oder Lenker zu verzurren. Leider ist im Lieferumfang nur eine Halterung inbegriffen - eine zweite, wie etwa die im Zubehör erhältliche Aero-Variante, wäre schön gewesen. Doch dank der einfachen (De-)Montage gestaltet sich der Umbau im Fuhrpark als absolut unkompliziert. Ob eine Montage am Handgelenk vorgesehen ist, wissen wir leider nicht; für den modebewussten Nerd könnte es eine durchaus interessante Alternative zur Smartwatch/Pulsuhr sein...oder auch nicht.
Tech Specs
Material: | Kunststoff, nicht gummiert | Speicher: | 64 MB |
Höhe: | 14,0 mm (19,4 mm mit Halterung) | Gewichtr: | 50 g |
Displaygröße: | 34,65 mm x 34,65 mm | Liefeumfang: | Standard-Halterung, USB-Ladekabel |
Akku: | 385 mAh-Akku | Preis: | € 179,95 (Bundle mit HF-Sensor € 229,95) |
Laufzeit: | bis zu 16 h (GPS & HF) |
Eingestellt und Aufgesetzt
Steht man auf Retrosounds a la 1985, wird man seine helle Freude am M460 finden. Denn einmal eingeschalten, klickt, fiept und klingelt das kleine Kästchen wie ein altes tricOtronic – wieder eine Parallele zum Urahn an meinem Handgelenk. Natürlich kann man die Geräuschkulisse individuell für jedes Training konfigurieren. Etwa mit Soundeffekten am Rennrad, um Kollegen und Mitstreiter aus ihrer Mitte zu treiben und stealthmäßig still für MTB-Runden, damit Fauna wie Jägerschaft keinerlei Notiz von der eigenen Anwesenheit nehmen.
Zeit, die früher mal mit Kabelverlegung, Magnetmontage & Co. besetzt war, geht heutzutage für Updates und Setups drauf. Gut eine Stunde dauert es, um den Polar inklusive aller Ladezeiten mit all seinen Features einzurichten. Polar Flow Konto einrichten, check. App am Smartphone installieren, check. Beim Gewicht und anderen persönlichen Daten hinsichtlich des eigenen Fitnesszustandes gnadenlos gelogen, check. Update für den Pulsgurt (ja, auch diese wollen heutzutage wohl behütet sein), check. Strava laden und einrichten – nein danke, vielleicht ein anderes Mal. Apropos Strava: Wer’s mag, der bekommt zur Anmeldung bei Polar Flow eine 60-tägige Premium Mitgliedschaft kostenlos obendrauf. Und wenn wir schon bei Plattformen sind – auch TrainingPeaks weiß das Finnisch des M460 zu deuten.
Der Polar M460 ist eng mit dem Polar Flow Web Service und der App gekoppelt, ohne geht’s zwar irgendwie, macht aber nicht wirklich Sinn. Manche Daten, wie beispielsweise die Gesamtkilometer, werden da etwa nur in Polar Flow angezeigt, nicht aber am Gerät selbst. Synchronisieren lässt sich der Polar übrigens mit PC oder Mac ausschließlich via USB, nur bei der App (iOS/Android) ist dies über Bluetooth möglich. Leider dauert die Synchronisation jedes Mal eine gefühlte Ewigkeit, aber dazu später mehr. Sowohl Webservice als auch App verdienen hingegen ein dickes Lob. Alles ist übersichtlich und schlüssig strukturiert. Eben beschriebenes Einrichten des M460 gestaltet sich dank Polar Flow wesentlich komfortabler als am Mäusekino des Gerätes.
Praktisch ist die Möglichkeit, persönliche Trainingsansichten einzurichten. Bis zu acht Trainingsansichten (sprich Bildschirmansichten) mit je vier Elementen pro Bildschirmansicht lassen sich individuell in jedem einzelnen Sportprofil anlegen. Rennrad, MTB, Indoor – bis zu 20 verschiedene solcher Sportprofile stehen zur Wahl. Je Profil können insgesamt 80 Parameter erfasst und mit App oder Rechner via Drag and Drop auf die einzelnen Bildschirme verteilt werden. Zusätzlich lassen sich Zonen definieren, Rundenzeit-Optionen voreinstellen und so weiter. Das sollte wohl den meisten Ansprüchen genügen. Trainingsziele lassen sich nach Dauer, Herzfrequenz oder verbrannten Kalorien definieren. Auch ein Fitness- und ein orthostatischer Test zur Ermittlung des aktuellen Trainingszustands stehen bereit.
Funktionsauswahl
UHRZEIT | UMGEBUNG |
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KÖRPERDATEN | DISTANZ |
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GESCHWINDIGKEIT | TRITTFREQUENZ |
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LEISTUNG | TRAININGPEAKS |
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Unterwegs mit Leistungsmessung
Sobald sich einem die Tastensteuerung und die Menüführung des Polar M460 erschlossen haben, geht das Einrichten der Leistungsmessung recht flott von der Hand. Entweder durch die längere Betätigung der Stopp-Taste oder per Menüpunkt: Eingaben > Allgemeine Einstellungen > Koppeln und Synchronisieren > Anderes Gerät Koppeln. Der versuchsweise montierte Power2max NG wurde gleich lokalisiert und nach der Bestätigung erfolgreich gekoppelt. Außerdem wurden die drei Screens Leistung, Kraft und Leistungszonen zur Parameterwahl hinzugefügt.
Die Anzeige der Leistungsdaten kann an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Unter Eingaben > Sportprofile > Rad-Leistungseinstellungen stehen beispielsweise Watt (W), Watt/kg (W/kg) oder % FTP zur Auswahl. Die FTP lässt sich zwischen 60 und 600 Watt konfigurieren. Selbstverständlich lassen sich die Leistungswerte auch über einen gleitenden Durchschnitt von 1, 3, 5, 10, 15, 30 oder 60 Sekunden glätten. Aber Achtung, die Rad-Leistungseinstellungen werden nur angezeigt, wenn ein kompatibler Leistungssensor gekoppelt ist.
Puristisch und mysteriös: Während der Fahrt werden die Wattwerte, die Li/Re-Verteilung und Trittfrequenz sodann auf dem vordefinierten Screen angezeigt. Das gut entspiegelte Display leistet sich auch unter Sonneneinstrahlung keine blinden Flecken und bleibt stets hervorragend leserlich. Leider lässt man den Nutzer während der Fahrt im Unklaren, ob der Powermeter noch erfolgreich gekoppelt ist, da das Pairing nicht grafisch angezeigt wird. Ein leuchtendes oder bewegtes Powermeter-Icon oder ähnliches, wie man es von anderen Geräten kennt, fehlt.
Nach der Fahrt und drum herum
Nach dem Training oder Wettkampf will der Polar mit einer App oder dem PC verbunden werden. Nicht, dass er sonst streiken würde, aber es macht einfach mehr Sinn, all die gesammelten Daten mittels App oder Polar Flow Web Service direkt auszuwerten - zumal einige Informationen am Gerät selbst gar nicht ablesbar sind. Außerdem reicht der interne Speicher mit seinen 64 MB nicht endlos, und so empfiehlt es sich, immer fleißig zu synchronisieren. Geschwindigkeit, Leistung und Herzfrequenz werden zur besseren Trainingssteuerung übersichtlich in fünf Zonen eingeteilt dargestellt. Nach jeder Einheit erhält man so von Polar klares Feedback zu Trainingsnutzen und Trainingsbelastung. Nicht ganz unpraktisch ist auch, dass sich die gefahrenen Routen sowohl als GPX wie auch als TCX und CSV-Datei exportieren lassen.
Auch bezüglich der Konnektivität hat der Polar einiges zu bieten. Smart Notifications von Mobilgeräten unter Android und iOS können - sofern vom Smartphone aus korrekt konfiguriert - ans Display des Polar M460 weitergeleitet werden. Ebenso rasch und unkompliziert gestaltet sich die Verbindung mit diversen Sensoren für Geschwindigkeit (zusätzlich zum GPS) oder Trittfrequenz sowie dem Herzfrequenzgurt (Polar H10 Bluetooth Pulsgurt). Besagter Pulsgurt kann optional im Package mit erworben werden und trägt sich auffallend unauffällig. Welche Leistungsmesser mit dem Polar M460 kompatibel sind, darüber gibt die Liste auf polar.com Aufschluss. Laut Hersteller soll der Akku des smarten Trainingshelferleins für 16 h reichen. Im Test kamen wir auf realistische 12-14 Stunden. Trotz der GPS-Funktion des Polar M460 verfügt er über keine echte Navigationsmöglichkeit. Es gäbe zwar eine grobe „Back to Start“ Funktion, in der einem ein Pfeil den Weg in Richtung Ausgangspunkt weist; tatsächlich dient das GPS aber mehr zur Aufzeichnung und Geschwindigkeitsmessung. Unterm Strich wage ich zu behaupten, der Polar M460 wäre eindeutig rein auf die Trainingssteuerung ausgelegt. App, Web Service und Gerät selbst verfolgen alle einen eindeutigen Plan - Smart Coaching heißt das Polar’sche Zauberwort.
Fazit
Polar M460 | |
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Modelljahr: | 2017 |
Testdauer: | 2 Monate |
Preis: | € 179,95 (ohne Gurt) |
+ | Robustes Gehäuse/Tasten |
+ | Gut ablesbares Display |
+ | Feiner Pulsgurt |
+ | Polar Flow Web Service und App |
o | Akku und Speicher (wie bei jedem Gerät könnte es mehr sein) |
o | Verhältnis Display/Gehäusegröße |
- | Langsame Synchronisation |
BB-Urteil: | Smart Coaching |
Mit dem Polar M460 bekommt man vor allem dann einen einen treuen Begleiter ans Rad, wenn es hauptsächlich darum gehen soll, das Optimum aus dem eigenen Training herauszuholen. Natürlich bieten Konkurrenten, beispielsweise aus dem Hause Garmin, umfangreichere Funktionen und Navigationsvarianten. Sucht man aber wirklich nur ein nützliches Trainingstool mit simpler Bedienung und ohne viel Schnörkelei, so findet man im Polar eine echte Alternative. Das robuste, wenngleich etwas groß geratene Gehäuse überzeugt genauso durch seine Verarbeitungsqualität, wie das stets gut ablesbare Display des Radcomputers und der feine Brustgurt. Die Halterung ist rasch montiert und hält bombenfest. Schade nur, dass die praktisch erscheinende Aerohalterung über das Zubehör extra gekauft werden muss. Sowohl Flow App wie auch Web Service wissen zu gefallen - damit wird die Konfiguration der Funktionen genauso wie die Auswertung der Einheit zum Kinderspiel. Was hingegen für einiges an Missmut sorgt, ist die teils unverhältnismäßig lange Synchronisationszeit - sowohl via Bluetooth als auch am USB-Kabel. Eine Navigationsfunktion - wenngleich diese für meine Zwecke und wohl auch die der meisten Trainingsnutzer nie gefehlt hat - gibt es darüber hinaus ebenso nicht. Aber das entspricht auch nicht der eigentlichen Intention hinter dem M460 - it’s all about smart coaching...
Erstkontakt |
Montage |
Tech Specs |
Eingestellt und Aufgesetzt |
Funktionsauswahl |
Unterwegs mit Leistungsmessung |
Nach der Fahrt und drum herum |
Fazit |
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