
Absa Cape Epic 2015 Review
07.04.15 06:48 20.1292015-04-07T06:48:00+00:00Text: Reini HörmannFotos: sportzpics.net/Cape Epic, Sportograf.com (7), martinbihounek.com (11)Acht Tage, 748 Kilometer und 16.000 Höhenmeter waren der Plan. Und dann eine echte Heldengeschichte samt Scott-Testbericht. Letzteren könnt ihr haben. Erstere endete abrupt. Trotzdem: Unsere Mannen waren "inside the untamed" - und teilen im Folgenden ihre Erfahrungen ...07.04.15 06:48 20.1312015-04-07T06:48:00+00:00Absa Cape Epic 2015 Review
07.04.15 06:48 20.1312015-04-07T06:48:00+00:0027 Kommentare Reini Hörmann sportzpics.net/Cape Epic, Sportograf.com (7), martinbihounek.com (11)Acht Tage, 748 Kilometer und 16.000 Höhenmeter waren der Plan. Und dann eine echte Heldengeschichte samt Scott-Testbericht. Letzteren könnt ihr haben. Erstere endete abrupt. Trotzdem: Unsere Mannen waren "inside the untamed" - und teilen im Folgenden ihre Erfahrungen ...07.04.15 06:48 20.1312015-04-07T06:48:00+00:00Die diesjährige Cape Epic war geprägt von Wetterkapriolen und technisch schweren Passagen. Der Hitze und dem Staub beim Prolog folgten ein Temperatursturz mit Starkregen und Sturmböen bis zu 70 km/h auf der zweiten Etappe. Zur Mitte des acht Tage dauernden Etappenrennens wurde es dann abermals extrem heiß und trocken. Durch den losen Kiesel auf betonhartem Untergrund verloren die Reifen schnell Grip; viele Stürze und Verletzungen waren die Folge.
Gimme five! Susi siegt
Nicht weniger nervenaufreibend als die Strecke war der Rennverlauf. Christoph „Susi“ Sauser holte sich mit seinem Partner Jaroslav Kulhavy (CZE) als erster MTB Profi den fünften Sieg bei der „Tour de France der Mountainbiker“. Damit krönte die Schweizer Biker-Legende schon jetzt ihre letzte Saison als Profi-Radfahrer. Der Tiroler Alban Lakata (Toppeak Ergon mit Kristian Hynek) belegte mit knapp 10 Minuten Rückstand Platz 2, Dritte wurden Karl Platt und Urs Huber vom Team Bulls.
„Der Gesamtsieg des Cape Epic ist und bleibt ein großes Ziel für mich.“
Alban LakataObwohl Lakata und Hynek zu Beginn des Rennens noch davon gesprochen hatten, auch mit einem Platz auf dem Podest hoch zufrieden zu sein, zeigten sie sich im Ziel dann doch enttäuscht ob des versäumten Sieges. Bis zur allerletzten Etappe versuchte das Team des „Albanators“ alles, um doch noch den Rückstand zu den Führenden aufzuholen. Aber alle Angriffe wurden von Sauser und Kulhavy pariert.
Nutznießer des Kampfes um die Gesamtführung waren im Finale der Österreicher Daniel Geismayer und der Deutsche Jochen Käß (Meerendal Centurion). Sie holten sich den prestigeträchtigen Sieg der letzten Etappe.
Freud' und Leid
Ungefährdet waren hingegen die Siegerinnen der Damenklasse. Annika Langvad und Ariane Kleinhans (RECM Specialized) dominierten das Frauenfeld nach Belieben, selbst eine Zeitstrafe wegen (unabsichtlichen) Abkürzens kostete sie nur einen Tag lang das Leader-Trikot. Die Mixed-Wertung ging nach anfänglicher Führung von Ex-Profi René Haselbacher und Sabine Sommer (später erkrankt) an Ivonne Kraft und Peter Vesel, die trotz einer gerissenen Kette mit fast 40 Minuten Vorsprung ins Ziel nach Meerendal einfuhren.
Sensationell stark präsentierten sich Altmeister Heinz Zörweg mit Partner Barti Bucher (SUI) – sieben von acht Etappensiegen gingen an die beiden GrandMaster, womit der Steirer außerdem sein Epic-Triple komplett machte.
Für andere Österreicher verlief die heurige Austragung des Cape Epic nicht so glücklich. Aufgrund einer Verletzung der Achillessehne musste Michi Kirschenhofer vom „Bikeboard Media Team“ (Partner Reinhard Hörmann) das Rennen kurz vor Halbzeit aufgeben. Leider befanden sich unsere Tester vor Ort damit in bester Gesellschaft: Hermann Pernsteiner, Rene Haselbacher, Leo Hillinger und Andreas Rossi kamen zwar als „Individual Finisher“, aber ohne ihre Partner nach Meerendal, was einem Fahren außer Konkurrenz gleichkommt. Insgesamt schafften es heuer knapp 200 Fahrer nicht in die Gesamtwertung.
Inside the Cape Epic
Die Cape Epic ist lang und hart. Im Gegensatz zu den Jahren davor war die erste Hälfte des heurigen Rennens von technisch schwierigen Passagen geprägt. Mehr als 30 km Singletrails während der zweiten Etappe sprechen für sich.
Die Sieger benötigten etwa 30 Stunden, dass Mittelfeld pendelte sich bei einer Gesamtfahrzeit von 35 bis 45 Stunden ein, die "official Finisher" verbrachten 50 Stunden und mehr im Sattel.
Time is fleeting ...
Die Karenzzeit wurde gnadenlos eingehalten. Auch Teams, die nur eine Sekunde zu spät ins Ziel kamen, wurden aus dem Klassement genommen. Viele Tränen waren die Folge. Die Deadline selbst wurde vor jedem Start bekannt gegeben.
Der Start erfolgte in Blöcken, die Schnellsten starteten um 7 Uhr früh, danach wurden jeweils mehrere hundert Fahrer in zehnminütigen Abständen auf die Strecke geschickt.
Neben einigen längeren Anstiegen (5 km und mehr) prägten vor allem relativ kurze, aber sehr steile Anstiege (25%+) die Etappen-Profile. Der Untergrund reichte von hart mit loser Kieseloberfläche über sandige Passagen bis hin zu sehr steinigem und stark ausgewaschenem Terrain.
Die Downhills waren zum Teil sehr anspruchsvoll und gefährlich. Als ehemaliger Straßenrennfahrer ohne ausgeprägter MTB-Technik war man eher Mitfahrer als Pilot; viel Fahrtechniktraining zahlt sich neben der Grundlagenarbeit in der Vorbereitung jedenfalls aus.
Rundum-Service
Das Rennen entpuppte sich als für seine enorme Größe sehr gut organisiert. Dennoch war es nicht so, dass die Teilnehmer nur fahren mussten und der Rest sich von selbst erledigte. Auch die Kommunikation war bei 1300 Startern nicht immer einfach, man musste sich genau erkundigen, was das Verladung der Ausrüstung, die Transfers und Startzeiten betraf. Am besten vergewisserte man sich immer selbst, ob die Verladung auch wirklich durchgeführt wurde.
Top: Die Bikes wurden nach jeder Etappe vom Cape Epic Team gewaschen. Um den Service oder um diverse Reparaturen musste man sich aber selber kümmern. Auch die Schmutzwäsche wurde den Fahrern abgenommen. Es gab vorgeschriebene Zeiten für die Übergabe und Abholung der Stücke, nur offizielle Wäschenetze (bekam man vor Ort) wurden angenommen.
„Wahrscheinlich haben wir uns selbst zu viel Druck gemacht.“
Karl Platt nach seinem 3. PlatzDie Tasche, dein Leben
Bei der Registrierung in Kapstadt erhielt jeder Starter eine sehr hochwertige Evoc-Reisetasche. Diese war auch die einzige, welche von den Helfern transportiert wurde. Die Tasche ist ausreichend groß, aber nicht riesig. Nur die notwendigsten Sachen sollten daher mitgenommen werden.
Dass man dieses feine Goodie behalten darf, sollte man hinsichtlich des benötigten Packmaßes schon bei der Anreise berücksichtigen.
Bei der Flugbuchung sollte man sich genau nach den Freigepäcksgrenzen erkundigen. Während man gut daran tut, eigene Getränke, Gels oder Riegel mitzunehmen, bringt es nichts, massig Ersatzteile von Österreich nach Südafrika zu transportieren. Vor Ort bekam man auch während des Rennens so gut wie alles, was man für ein Mountainbike brauchen kann.
Der angebotene „Nutrition Service“ (eigene Getränke wurden gekühlt am Waterpoint ausgegeben) zahlte sich aus.
Viel warm, viel kalt
Für die Zeit die man nicht auf dem Rad, aber im Fahrerlager verbrachte, benötigte man auch warme Bekleidung (nice: ein Primaloft-Gilet und ein T-Shirt gehörten zum Starter Kit.) In der Nacht kühlte es bis unter 10 Grad ab. Das Zelt wie auch der Schlafsack waren feucht bis nass, auch im Inneren. Am Tag hingegen erreichten die Temperaturen die 35 Grad Grenze – nicht ohne Grund erlitt die Österreicherin Christina Kollmann einen Hitzeschlag ...
Apropos: Die medizinische Versorgung vor Ort war hervorragend, kleinere Behandlungen waren kostenfrei, umfangreiche Versorgung wurde verrechnet.
Das Gesellschaftsleben im Fahrerlager war nicht sehr ausgeprägt, die Sportler suchten schnell den Weg ins Zelt, um genug Schlaf zu bekommen. Ohrenstöpsel gegen den Lärm sind Pflicht. Wer es sich leisten kann, sollte auf eine feste Unterkunft (B&B) upgraden.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich über einen zweiten Gesamtrang so enttäuscht sein könnte.“
Kristian Hynek, der seinen Sieg vom Vorjahr nicht verteidigen konnteZum Sch**** reicht's
Das Essen war funktionell, aber nicht auffällig gut. Schnell wurden die Burger-Buden des Fahrerlagers beliebter Treffpunkt.
Viele Teilnehmer litten unter Magen und Darmproblemen. Nur Wasser aus verschlossenen Flaschen sollte getrunken werden, das Abklatschen von Zuschauern war zwar cool, konnte aber zu bösen Überraschungen führen, denn nicht alle Bakterien wurden von den Europäern so gut vertragen wie von den Einheimischen. Desinfektionsmittel für die Hände ist Pflicht.
Für die Notdurft standen Dixi Klosetts zur Verfügung. Oftmals waren diese bis obenhin voll. Eigenes Klopapier und Feuchttücher sind empfehlenswert. Die Duschen waren tadellos, es gab immer heißes Wasser. Zu Spitzenzeiten wurden allerdings Nummern vergeben ...
Wichtigster Tipp
Wer zum Cape fährt, um das Rennen zu beenden, sollte sich die Kräfte gut einteilen, denn es kommt immer noch ein Hügel nach dem nächsten Hügel ...
„Verrückt, ein großes Leiden. Die ersten zwei Tage wollte ich einfach nur sterben, aber gegen Ende ging es mir besser.“
Radlegende Hanka KupfernagelDas Material
Man benötigte sowohl kurze und kühle Jerseys als auch Regenschutz, Ärmlinge und Beinlinge. Am Start war es jeweils relativ kalt; Kleidung, die man im Verlauf der Etappe nicht mehr benötigte, konnte man am Waterpoint abgeben. Man bekam sie verlässlich wieder.
Die beste Radhose die man sich leisten kann, sind gerade gut genug, der Sattel sollte perfekt eingestellt sein, die besten Schuhe und Handschuhe sind essentiell. Sitzprobleme wie auch kleinere Verletzungen sollten sofort behandelt werden.
Vom Hersteller verbaute Griffe sind oft zu hart, am besten montiert man dicke und weiche Silikongriffe.
Reifen mit Milch sind unserer Ansicht nach Pflicht. Pannensicherheit geht vor Schnelligkeit! Obwohl wir selbst mit sehr leichten Rocket Ron unterwegs waren, hatten wir keinerlei Reifenpanne, was jedoch mehr Reifendruck erforderte, als für den Grip gut war.
Die Flaschenhalter sollten eng um die Trinkflaschen liegen, entweder man montiert zwei davon, oder man entscheidet sich für einen kleinen Trinkrucksack. Alle 30 km gab es Verpflegungsstationen.
Scott stellte dem Bikeboard Team je ein Spark RC 27,5“ und 29“ zur Verfügung. Die Fullsuspension erwies sich als mehr denn ratsam und sehr wahrscheinlich war das 29er die bessere Wahl - wenn auch das 650B herausragende Dienste leistete.
Ausgestattet waren beide Bikes mit Sram XX1, wir montierten vorne statt dem originalen 32er-Kettenblatt ein 30er bzw. ein 28er, was sich auszahlte; hinten eine Kassette mit 10-42.
Ein Umwerfer weniger ist eine Fehlerquelle weniger. Wer die Einfach-Übersetzung prinzipiell fahren kann, kann sie auch in RSA fahren. Zweifach-Kettenblätter boten für das südafrikanische Gelände allerdings die bessere Abstufungen.
"Solche Momente sind auch im Leben eines Bike Profis selten."
Christoph Sauser zu seinem Sieg Nr. 5Scott Spark 700 RC
Ich selber fuhr das Scott Spark 700 RC, und ich sage es vorweg: Es ist eines der besten Mountainbikes, dass ich je für einen Test bekommen habe - wenn nicht das Beste.
Mit einem Gewicht von knapp 9,8 kg war es superleicht. Der Fox Nude CTD Dämpfer gepaart mit der Fox 32 Float Factory Gabel (120 mm Federweg) ergaben zusammen mit dem HMX Carbon Rahmen ein absolut perfektes Fahrwerk, bergauf wie bergab. Bei den Scheibenbremsen griff man zur Shimano XTR. Die Verzögerung war sehr gut, dazu erwies sich diese Bremse als äußerst zuverlässig und standfest.
Eines von vielen Scott-Spezifika ist das IDS-SL-Ausfallende. Austauschbar, funktioniert es mit 142x12mm-, 135x12mm- und 135x5mm QR-Hinterachssystemen. Serienmäßig kommt das Scott zwecks hoher Seitensteifigkeit mit Steckachsen hinten und vorne.
Die DT-Swiss/Syncros Laufräder waren Tubeless Ready, der Umbau auf Tubeless verlief denkbar einfach und ohne Probleme. Lediglich auf passende Ventile zum Felgenbett muss man unbedingt achten, ein Felgenband ist nicht mehr erforderlich.
Die Fernbedienung am Lenker ließ einen blitzschnellen Wechsel der Fahrwerkabstimmung zu. Das Twinloc-Dämpfungssystem bot eine Trail- (Gabel und Dämpfer offen, aber noch straff genug für Steigungen) und eine Downhill-Einstellung. In der obersten Postion waren Dämpfer und Gabel gesperrt, perfekt für sehr steile Stiche mit gutem Grip, oder auch für harte Antritte bei Rennen.
Dazu konnte noch sehr einfach die Höhe des Tretlagers (6 mm) verstellt werden, je nach Einstellung bekam man ein Fully mit jeweils anderer Geometrie. Derzeit ist das "Spark" das einzige Marathon- bzw. XC-Bike, welches dieses Feature anbietet.
Das Steuerrohr ist konifiziert, somit waren Kontrolle, Sicherheit und Steifigkeit gewährleistet. Die Bremsen sind Direct Post Mounted - klobige Scheibenbremsen Aufnahmen können somit entfallen, was wiederum ein paar Gramm an Gewicht einspart.
Tech Specs Sparks 700 RC
Rahmen | HMX Carbon, IMP Technologie, BB92, U-Mono Link | Pedale | Shimano PD-M780 XT od. PD-M785 Trail od. PD-T780 Combi |
Steuersatz | Ritchey Pro Tapered 1.5" - 1 1/8" | Kurbel | Sram XX1, 32 Z. |
Gabel | Fox 32 Float Factory CTD Air, 15 mm QR, 120 mm mit Scott Twinlock Remote | Kassette | Sram X01, 10-42 Z. |
Dämpfer | Fox Nude CTD, 120-85 mm mit Scott Twinlock Remote | Reifen | Schwalbe Rocket Ron Evo TLR, 2,25" |
Vorbau | Ritchey WCS, 31,8 mm, -6° | Schalthebel | Sram X01 |
Lenker | SRitchey Carbon WCS T-Flat, 700 mm, 9° | Schaltwerk | Sram XX1, 1x11 |
Innenlager | Sram GXP PF integr. | Laufräder | Syncros XR RC/CL, TLR, 15 mm/12x142 RWS axle |
Sattelstütze | Ritchey WCS Carbon, 31,6 mm | Kette | Sram PC X1 |
Sattel | Ritchey WCS Streem Evo | Preis | € 5.599,- |
Bremsen | Shimano XTR M9000 Disc 180/160 mm | Gewicht | 9,9 kg |
Je nach Körpergröße und Vorlieben wird das Spark in 650B /27,5" oder als 29" Bike angeboten. Wie schon weiter oben erwähnt waren die größeren Laufräder für das Cape Epic die etwas bessere Wahl.
Das Bike wurde von mir über knapp 1.300 km und unzählig Höhenmeter geprügelt. Außer einer Schraube, die sich am Twinloc gelockert hatte, gab es keine einzige Panne.
Beim abschließenden Service durch die Fachwerkstatt des Bike Piraten in Grafenwörth wurde lediglich ein etwas rau laufendes Mittellager beanstandet, dieses musste aber noch nicht einmal getauscht werden. Das Rad ist nach wie vor in fast neuwertigem Zustand, und das will nach den Belastungen beim Cape Epic etwas heißen.
Fazit
Das „Spark“ ist extrem leicht, sehr agil, die Steifigkeit ist – vor allem beim 650B – auch für schwerere Fahrer völlig ausreichend. Der Komfort ist überragend, die Spurtreue, Bremsverzögerung und Lastenwechsel sind Weltklasse – wie das gesamte Bike selbst auch.
Hätte ich einen Änderungswunsch frei, ich könnte ihn nicht nennen ...
Kurzum: Mother's Finest!


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