Mit einem fulminanten Weitblick über den Talboden bis zur Donau und darüber hinaus, zu den Voralpen, König Ötscher und, irgendwo da hinten in den ersten Gewittern, Hochschwab plus Gesäuse, heißt uns dieser letzte Abschnitt unserer Reise willkommen. Unvermittelter als dieser Moment beim sogenannten Ödhof kann ein Wechsel zwischen den Welten nicht daherkommen. Bezaubernder auch nicht.
Das da unten ist, wir können es bereits von unserem Aussichtsplatz erahnen, kultivierte Lieblichkeit, maßvolle Wildnis, ein garantiert mehrheitsfähiges Unentschieden zwischen Mensch und Natur. Wälder, Wiesen und Felder, Häuser, Bäche und Kälber ... alles hier scheint seinen Platz gefunden zu haben und zufrieden zu sein, so, wie es ist - bis hin zur berühmten Ysperklamm, wo die Wasser wild sein dürfen und die Besucher gesichert dabei.
Wir stehen eine ganze Weile am Ende der Welt, wie wir sie nun zweieinhalb Tage lang erlebt haben, und bewundern den von Eintausendern wie Peilstein, Hochweid und Burgsteinberg flankierten Taleinschnitt. Schon witzig: Das gesamte nördliche Waldviertel liegt im Prinzip kaum niedriger als hier im Süden die höchsten Gipfel sind. Und doch wirken Ostrong & Co. viel erhabener, weil sich an ihren Flanken nunmal die Ysper 500 Meter tief eingegraben hat.
Schließlich schweben wir über einen Wiesen-Downhill nach unten, durchmessen den freundlich breiten Talboden von Nord nach Süd. Einmal noch Schotter-, Rad- und Wanderwege, Bachbeete, Flussläufe und Teichanlagen im beständigen Mix. Die Bäume hier sind harmoniesüchtiger als "oben", rascheln gefällig mit ihren Blättern im Wind. Der Mais steht schon einen halben Meter höher als dort, wo wir herkommen. Einigermaßen ungewohnt ist der Verkehrslärm, der nun in Straßennähe wieder zu uns dringt.